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Full text of "Gallus, oder rom̈ische Scenen aus der Zeit Augusts: Zur genaueren Kenntniss ..."

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G A L L U S 



ODER 



RÖMISCHE SOENEN. 



DRITTES THEIL. 



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^' f- GALLUS 






ODER 



RÖMISCHE SCENEN 



ACS 



DEE ZEIT AUGUSTS. 



ZUE GENAUEREN KENNTNISS 

DES EÖMISCHEN PRIVATLEBENS 



WILH. ADOLPH BECKER, 

Prof. a. d. U. Leipzig. 



Dritte berichtigte und abermals sehr Yermeh»te Ausgabe 



Prof. Br. Wim. Rein. 



Dritter Theil. 
Mit 18 eingedruckten Holzschnitten. 



LEIPZIG, 

FKIEDEICH FLEISCHER. 

1863. 



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rü|. 









Oallus et Hesperiis et Oallus notus Eois 
Et »ua cum Gallo nota Lycoria erit. 
OVID. 



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INHALT DES DRITTEN THEILS. 



EXCÜRSE ZUR IV. SCENE. 

Seite 

Die Reise 1—28 

1. Excurs. Die Lectica xmd die Wagen . . . 1 — 17 

2. - Die Wirthshäuser 18 — 28 

EXCURS ZUR V. SCENE. 

Die Villen und Gärten 29 — 57 

1. Excnrs. Die Villen 29 — 41 

2. • Die Gärten 42 — 57 

EXCURS ZUR VI. SCENE. 

Die Buhlerinnen 58 — 67 

EXCURSE ZUR VH. SCENE. 

Bäder und Gymnastik 68 — 136 

1. Excurs. Die Bäder 68—114 

Anhang. Oele, Salben und Kosmetik 114 — 120 

2. Excurs. Das Ballspiel und die übrige Gymnastik . 121 — 136 

EXCURSE ZUR VDI. SCENE. 

Die Kleidung 137—219 

1. Excurs. Die männliche Kleidung 137—178 

2. - Die weibliche Kleidung 17^-201 

Anhang. Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider 202 — 219 

EXCURSE ZUR IX. SCENE. 

Das Gastmahl 220—314 

1. Excurs. Die Mahlzeiteo 220—262 

2. - Das Triclinium 263—271 

3. - Das Tafelgeschirr 272—291 

4. - Die Getränke 292—314 



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Inhalt des dritten Theils. 
EXCÜR8E ZUR X. SCENE. 

Seite 

Die Kränze und Spiele 315—343 

1. Eicur«. Die Kränze 315—324 

2. - Die geselligen Spiele 325—343 

EXCURS ZUR Xn. SCENE. 

Die Todtenbestattungen 344—388 

Erklärung der Tafeln und Holzschnitte 389—392 

Register ............;.:... 393—405 



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EXCUBSE ZUR VIERTEN SCENE. 



DIE REISE. 



ERSTER EXCURS. 



DIE LECTICA UND DIB WAÖEN. 

Bei dem grossen Hange zur Bequemlichkeit, welcher die 
vornehme römische Welt in späterer Zeit auszeichnet, lässt 
sich leicht erwarten, dass auch für die Mittel, ohne eigene An- 
strengung von einem Orte zum anderen zu kommen, hinrei- 
chend gesorgt war. Man würde sich eine ganz irrige Vorstel- 
lung machen, wenn man glauben wollte, die Römer hätten nicht 
eben so gut als die neuere Zeit ihre Reise-, Staats- und Mieth- 
wagen gehabt. Im Gegentheil finden wir in jener Zeit die 
Mittel des Fortkommens zwar nicht so regelmässig organisirt, 
wie unsere Posten oder Stellwagen, und daher auch nicht für 
alle Klassen in so allgemeinem Gebrauche, wohl aber mannig- 
faltiger und zum Theil selbst dem Zwecke entsprechender, 
was freilich auch wieder mit dem uns fremden Verhältnisse 
der Sklaven und klimatischen Umständen zusammenhängt. 

Es ist von diesen Gegenständen viel und umständlich ge- 
handelt worden, und dem gesammelten Materiale wird sich 
wenig Bedeutendes hinzufügen lassen; vielmehr wird es darauf 
ankommen, das Wesentliche herauszuheben und gehörig zu be- 
nutzen. Die wichtigsten Schriften sind : Schefperi de re vehi- 
culari veterum lib. 11. in Poleni thes. t. V. wo auch Pyrrhi 

Bbcksb, Gallus. 3. Aufl. III. X 



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2 Erster Excurs zur vierten Scene. 

LiGORii de vehiculis antiquis diatribe angehängt ist. Beck- 
mann, Beitr. zur Gesch. der Erfind. I, S. 390 ff. sehr kurz. 
GiNZROT, die Wägen und Fahr werke der Griechen und Kömer 
und anderer alten Völker. München 1817. 2 Bde. 4. mit vielen 
erläuternden Kupfern , ein Werk , das den Vorzug hat , von 
einem Sachverständigen geschrieben zu zein, dem Philologen 
aber freilich viel zu wünschen übrig lässt — Ueber die 
Lectica insbesondere Lipsiüs, Elect, I, 19. Alstorph, de 
lecticis veterum diatribe mit der Diss. de lectis. Amst. 1704. 
[Ludwig, de lecticis vett. Lips, 1705. Paulj, Kealencykl. IV, 
S. 837 ff.] 

Die Lectica — es ist hier nur von der Art die Kede, 
welche zur Reise gebraucht wurde , oder auch um sich inner- 
halb der Stadt austragen zu lassen ; über die lectica funehris 
s. den Excurs über die Begräbnissfeierlichkeiten — diese Le- 
ctica mag der Hauptsache nach, wenigstens in ihrer früheren 
Form, dem gewöhnlichen lectus gleich gewesen sein, nur dass 
sie wohl keinen Pluteus hatte. Sie war wie dieser ein Gestell, 
der Leichtigkeit wegen natürlich von Holz und mit Gurten 
bezogen, auf denen die Matraze, torus^ und vermuthlich zu 
Kopfe ein Kissen, pulvinar, lag. Die Gurte verstehen sich 
wohl von selbst, wenn auch in den dafür angeführten Beweis- 
stellen, Mart. n, 57. und Gell. X, 3. etwas ganz anderes ge- 
meint sein mag, worauf ich später zurückkommen werde. 

Dass die Lecticae in älterer Zeit unbedeckt gewesen seien, 
ist die gewöhnliche Annahme, s. Büttig. Sab. II, S. 179. 200. 
ohne dass ich Belege für diese Meinung anzugeben wüsste; 
denn die Abbildung einer angeblichen Lectica, die Scheffer 
nach PiGHius von einem Grabmale entlehnt giebt (s. die Wie- 
derholung bei BÖTTiG. Sab. Taf. XII, 2.), muss vielmehr für 
einen lecttis funehris gelten , wie sich deren auch auf anderen 
Grabdenkmälern in Relief gefunden haben. Siehe Goro v. 
Agyagf. Wand. d. Pomp. Taf. VI. Ginzrot, Taf. LXVH. 
Was aber Böttiger nach Gruter als eine Lectica mit darauf 
ruhender Figur gegeben hat (ebend. Fig. 3.), möchte am aller- 
wenigsten dafür anzusehen sein [es ist vielmehr ein grabatus]. 



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Die Lectica und die Wagen. 3 

Und wenn hie und da lecticae apertae genannt werden, so 
lässt sich das allerdings anders verstehen. 

Wenn es mehr als wahrscheinlich ist, dass der Gebrauch 
solcher Palankins aus dem Oriente stammt, so ist auch anzu- 
nehmen, dass sie in der dort üblichen Form nach Kom ge- 
kommen und also bedeckt gewesen sind. Und solche lecticae 
opertae werden aus Cicero's Zeit und schon früher erwähnt. 
Cic. Phil. II, 45. Cum inde Romam proßciscens ad Aquinum 
accederet, ohviam ei processit magna sane multitudo, at iste 
operta lectica latus est per oppidum ut mortuus. Aus den letzten 
Worten möge man nur nicht auf den Gebrauch einer lectica 
operta beim Begräbnisse schliessen. Wenn ein Todter von 
einem Orte zum andern geschafft wurde , da geschah es aller- 
dings wohl in einer ganz verschlossenen. Der Art war auch 
die von C. Gracchus bei Gell. X, 3. erwähnte; sonst hätte 
der Bauer nicht fragen können : num mortuum ferrent. Cicero 
selbst befand sich in einer bedeckten Lectica, als er von seinen 
Mördern eingeholt wurde. Plut. Cic. 48. '/strqra;'?^ 8i tbv iqu- 
Xrikov ix rov q>0Qewv nQotnvag, Aufid. Bass. b. M. Sen. Suas. 
I, 6. Cicero paullum remoto velo postquam armatos vidit etc. 

Es war also eine Lectica mit Verdeck und Vorhängen, 
wie Mart. XI, 98. sie nennt: Lectica tuta pelle veloque; denn 
pellis ist eben das Verdeck von Leder. Ein Beispiel aus der- 
selben Zeit, wo ein Proscribirter von seinem Sklaven gerettet 
wurde, indem sich dieser in die Lectica legte, während der 
Herr selbst den Lecticarius machte, erzählt Dio Cass, XLVII, 
10. aiytog re q)OQSiav naraotEyov sgijXd-e xai ixtlvov ÖicpQOijpo- 
qbTv inolr^GE, Wenn daher lecticae apertae genannt werden, 
wie z. B. Cic. Phil. II, 24. Vehehatur in essedo tribunus plehis; 
lictores laureati antecedebant , inter quos aperta lectica mima 
portabatur, so ist gewiss nicht eine völlig unbedeckte Lectica 
zu verstehen, die am wenigsten wohl zu einer grösseren Reise 
zumal für eine Cytheris passte, sondern die Vorhänge waren 
zurückgezogen oder aufgebunden. Diese Vorhänge oder Rou- 
leaux, veltty hiessen auch plagae oder plagulae. NoN. IV, 361. 
XIV, 5. SüET. Tit. 10. cum inde lectica auferretur^ suspexisse 



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4 Erster Excurs zur vierten Scene. 

dicitur dimotis plaguUs coelum. [Süet. Tib. 64. obsutaque lectica 
loco movit d. h. mit zugenäthem Leder, nämlich wenn Verur- 
theilte darin sassen.] — Die spätere Zeit liess es nicht bei die- 
sen Rideaux bewenden, sondern verschloss die ganze Lectica 
nicht nur für den Gebrauch der Weiber, sondern auch der 
Männer mit Scheiben des lapis specularis, Iuven. IH, 239 flP. 
Si vocat officium^ turha cedente vehetur. 
DiveSy et ingenti curret super ora LibumOy 
Ätque obiter leget aut scribet vel dormiet intus, 
Namquefacit somnum clausa lectica fenestra, 
Ders. IV, 20 fg. * 

Est ratio ulteriory magnae si misit amicae, 
Quae vehitur clauso latis specularibus antro. 
und so heisst es auch von der später zu erwähnenden bastema, 
Anthol. Lat. in, 183. radians patulum gestat utrinque latus. 
Ebenso sorgte auch dann die Weichlichkeit für bequemere 
Polster, und stopfte sie mit Federn. Iüv. I, 159. 

Qui dedit ergo tribus patruis aconita, vehatur 
Pensilibus plumis, atque illinc despicidt nosf 
Indessen findet sich schon ein Beispiel noch raffinirteren Luxus 
bei Cic. Verr. V, 11. Die ganze merkwürdige Stelle stehe 
hier : Nanij ut mos fuit Bithyniae regibus, lectica octophoro fere- 
batur, in qua pulvinus erat perluddus Melitensi rosa fartus. 
Ipse autem coronam habebat unam in capite^ alteram in collo, 
reticulumque ad nares sibi admovebat tenuissimo Uno minutis 
maculisj plenum rosae, Sic confecto itinere cum ad aliquod op- 
pidum venisset^ eadem lectica usque in cubiculum deferebatur, 
[Der pulvinus wird auch erwähnt Sen. ad Marc. 16.] — Dass 
man es auch übrigens an Schmuck, an kostbarem Holze, an 
Verzierungen mit Silber, Gold und Elfenbein, an prächtigen 
Decken nicht wird haben fehlen lassen, lässt sich wohl denken. 
Die Tragstangen der Lectica, asser es ^ scheinen wenigstens 
nicht immer an derselben fest gewesen zu sein. Ob an ihr 
eiserne Ringe sich befunden, wie Ginzrot, Tbl. II, S. 278. 
nebst manchem anderen nicht Erwiesenen angiebt, sei dahin- 
gestellt. Ich glaube, darauf beziehen zu müssen, was Martial 



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Die Lectica und die Wagen. 5 

II, 57, sagt: Recens sella linteisque lorisque, und dann wür- 
den wohl auch die struppi bei Gell. X, 3. dahin gehören, 
was mit der Erklärung des Worts bei Isid. Orig. XIX, 4. sehr 
wohl übereinstimmt. Wie dem auch sei, dass die asseres be- 
weglich waren, sieht man aus der schon von Anderen mehrfach 
angeführten Stelle Suet. Cal. 58. Ad primum tumultum lecti- 
carii cum asserihus in auxilium adcurrerunt, und dass darunter 
eben die Tragstangen zu verstehen sind , ergiebt sich aus den 
übrigen Stellen, in denen sie erwähnt werden. Iuven. VII, 132. 

Perque forum tuvenes longo premit assere Medos, 
Vergl. m, 245. Mart. IX, 22, 9. 

üt canusinatus nostro Syrus assere sudet 
Et mea sit culto sella diente fr equens. 
Von der Lectica verschieden und der späteren Zeit angehörig 
war die sella gestatoria. Nach Dio Cassius war Claudius der 
erste, der sich ihrer bediente : LX, 2. xal [4svtoi xal dupQfj^ xara- 
ötiyc^ TZQüitog 'Ponfiaioov ixQ^oocto, xai «f iHsivov nal vvv ovx ori ol 
avtOHQoiroQsg dXka hui ^fieig ol vnarsvnoieg dig)Qog)OQOvfjie{)^a' ttqo- 
tegov öe aga o, rs AvyovGtog xai 6 Tißegiog, äXXoi ts rivsg iv 
CHifiTiodioig OTiomg al yvvaX^sg hi neu vvv vofu^ovaiv eanv ots 
iqjBQOvro, Diese Angabe muss indessen höchst auffallend er- 
scheinen, wenn man bedenkt, dass Sueton vom August c. 53. 
sagt: In consulatu pedibus fere, extra consulatum saepe adoperta 
sella per publicum incessit. und dass Dio Cassius selbst häufig 
in früherer Zeit den diqigog Hardatsyog erwähnt. XL VII, 23. 
LVI, 43. Es lässt sich das wohl nur aus einer grossen Unge- 
nauigkeit im Gebrauche der beiden Ausdrücke erklären [viel- 
leicht verbot Claudius den Männern den Gebrauch der lectica 
in Rom?]; denn die Verwechslung beider findet sich auch 
anderwärts. So sagt Mart. IV, 5L 

Cum tibi non essent sex milliay Caecilianey 
Ingenti late vectus es hexaphoro; 

Postquam bis deciens tribuit dea caeca sinumque 
Ruperunt nummi, f actus es, eccCj pedes. 

Quid tibi pro meritis et tantis laudibus optem ? 
Di reddant sellam^ Caeciliane^ tibi. 



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6 Erster Excurs zur vierten Scene. 

Das ingens hexaphoron kann aber nur von einer lectica ver- 
standen werden, die gleichwohl nachher sella genannt wird. — 
Dass aber beide verschieden waren, ergiebt sich schon aus dem 
Verbote des Kaisers Claudius, Suet. Claud. 25. Viatores ne 
per Italiae oppida nisi aut pedihus aut sella aut lectica transi- 
rent^ monuit edicto. und so setzt sie Martial sich entgegen, 
XI, 98, 10. 

Lectica nee te tuta pella veloque, 
Nee vindicahit sella saepius clusa, 
und X, 10. Lecticam sellamve sequar? [Suet. Dom. 2. sellam 
eitbs ac fratris , quoties prodirentj lectica sequebatur. Sen. de 
brev. viL 12.] Wie nämlich die lectica ein Tragbett [oder Pa- 
lankin zum Liegenl, so war die sella ein Tragsessel [oder 
Portechaise zum Sitzen], der auch meist bedeckt, wohl aber 
auch ein gewöhnlicher unbedeckter Armsiuhl sein mochte, 
[jene schwerer zu transportiren, diese, weic leichter, bedurften 
nicht so vieler Träger.] So verstehe ich es wenigstens, wenn 
der von Scheffer angeführte Caelius Aurelianüs I, 5. der 
sella fertoria (auch portatoria) die cathedra entgegensetzt. 
[Einer solchen bediente sich stets zu ßom der ältere Plinius, 
Plin. ep. III, 5. Ihrer gedenkt Lampr. Heliog. 4. senatuscon- 
sulta ridicula de legibus matronalibus — quae sella veheretur et 
utriim pelliceay an ossea, an eborata, an argentata.] 

Wie die Grösse der Lectiken verschieden war, so wurden 
sie auch bald von weniger, bald von mehr Sklaven getragen. 
Eine ingens lectica erforderte natürlich mehr Träger, und so 
werden öfters sechs oder acht lecticariij hexaphoron und octo- 
phoron genannt. Von diesen Sänitenträgern ist bereits II, S. 
132 fg. die Rede gewesen; denn Vornehme und Reiche hatten 
zu diesem Behufe ihre eigenen Sklaven, denen sie auch — ob 
zu Gallus Zeit, will ich nicht behaupten - eine auszeichnende 
rothe Livree gaben, Canusinae rafae^ Canusinati, s. Böttiger, 
Sab. II, S. 206. Zu Martials Zeit scheint diese Tracht gewöhn- 
lich gewesen zu sein; doch fuhr auch Nero Canusinatis mulio- 
nibus. SüET. Ner. 30. [Besonders lehrreich ist Catull. X, 14, 
wo die Geliebte des Varus von dem Dichter die Bithynischen 



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Die Lectica und die Wagen. 7 

Sänftenträger (ad lecticam homines) borgen möchte. Er hatte 
vorher gesagt: 

iVbw, inquanif fuit mihi tarn maligne^ 

Ütf provincia quod mala incidisset, 

Non possem octo homines parare rectos. 

At mi nullus erat, neque hie nsque illicy 

Fractum qui veteris pedem grabati 

In collo sihi collocare posseti\ 
— Wer indessen diesen Aufwand nicht machen konnte, für 
den gab es auch in ßom eine Menge Miethsänf ten , die an 
einem besonderen Orte, contra lecticariorum, in der XIV. Re- 
gion trans Tiherim, auch wohl anderwärts bereit standen. Siehe 
P. Victor, de reg. Urb. in Graev. thes. III, p. 49. und 0. Panv. 
Descr. Urb. Rom. ebend. p. 312. Iuven. VI, 352 ff. [Preller, 
die Regionen der Stadt Rom, S. 218 fg. versteht unter castra 
lect. die Station der öflPentlichen Sänftenträger, welche von 
dem Senate und den Magistraten verwendet worden wären, 
was allerdings Manches für sich hat. Lecücarii des Kaisers 
werden auf Inschriften oft genannt.] 

Die Frage, in welcher Zeit der Gebrauch der Lectica in 
Rom aufgekommen sei, scheint man mit Lipsius richtig dahin 
zu beantworten, dass sie wahrscheinlich nach dem Siege über 
Antiochus mit dem übrigen asiatischen Luxus den Römern 
bekannt wurde. Wenigstens wird sie früher nirgend erwähnt, 
und Lipsius schliesst aus dem Stillschweigen des Plautus, 
besonders Aul. HI, 5. wo die vielfältigen Bedürfiiisse der 
Frauen durchgegangen, und muH, mulionesy vehicula genannt 
werden, von einer lectica aber die Rede nicht ist, mit Recht, 
dass sie in jener Zeit noch nicht üblich gewesen sei. Und 
noch ist es die Frage, ob diese Scene ganz dem Dichter ange- 
hört, oder ob nicht bei wiederholter AuflPührung des Stücks 
(s. den Prol. d. Gas.) ebenso gut, als Epid. II, 2. manche neue 
Mode hinzugekommen ist, in welchem Falle sich auch auf die 
nächste folgende Zeit — denn dieser würden die Zusätze 
jedenfalls angehören — die Nichtbekanntschaft mit der Le- 
ctica ausdehnen Hesse. So viel mir bekannt ist, wird diese 



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g Erster Excurs zur vierten Scene. 

nicht früher als in dem Fragmente des C. Gracchus bei Gell. 
X, 3. erwähnt, aber in Cicero's Zeit ist sie, wie oben gesagt 
worden, häufig. [Liv. IE, 36 (T. Latinius, welcher krank ist) 
in forum ad consules lectica defertur^ 263 d. St. Die Kömer 
haben diese Sitte also für älter gehalten.] Indessen war ihr 
Gebrauch auf das Land und die Eeisen beschränkt [Cic. ad 
div. Vn, 1. ut nostras villas obire et mecum simul lecticula con- 
cursare possis.], und Frauen nur oder Kranke (Dio Cass. 
LVn, 17. [15. SuET. Tib. 30. Cal. 27. Liv. II, 36 s. oben.]) 
bedienten sich ihrer auch in der Stadt. Nach und nach in- 
dessen fing auch der städtische Gebrauch den Männern eigen 
zu werden an, und was früher nur Auszeichnung gewisser 
Personen gewesen war (Subt. [Caes. 43. Lecticarum usum — 
nisi certis personis et aetatibus perque certos dies ademit, Dom. 
8.] Claud. 28.), das wurde unter den folgenden Kaisern allge- 
meiner Gebrauch. 

Weniger noch als die Lectica war innerhalb der Stadt der 
Gebrauch der Wagen gestattet, und selbst die Frauen, welche 
durch die Aufopferung ihres goldenen Schmuckes diese Aus- 
zeichnung vom Senate erhalten hatten, waren in ihrem Vor- 
rechte auf besondere festliche Gelegenheiten, sacra, ludosy dies 
festos et profestos beschränkt, Liv. V, 25., und hätten es durch 
den zweiten punischen Krieg fast wieder verloren; denn die 
in der damaligen Noth genehmigte Lex Oppia bestimmte : Ne 
qua mulier plus semunciam auri haberetj neu vestimento versico- 
lori uteretur^ neu iuncto vehiculo in urbe oppidove^ aut propius 
inde mille passus nisi sax^rorum publicorum causa veheretur. 
Liv. XXXIV, 1. Die dies festi et profesti fielen also weg. Siehe 
Cato's Rede c. 3. Dieses strenge Luxusgesetz , das den römi- 
schen Pamen um so empfindlicher werden musste, da die 
Frauen der Bundesgenossen eine solche Beschränkung nicht 
erlitten, wurde indessen zwanzig Jahr später wieder aufge- 
hoben, und seitdem mochte vielleicht nach und nach eine 
grössere Freiheit eintretend [Das Fahren in der Stadt war 
verboten; ausgenommen waren nur die Triumphatoren , die 
höheren Magistrate und Priester bei feierlichen Gelegenheiten, 



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Die Lectica und die Wagen. 9 

sowie die Vestalinnen. Liv. XLV, 1. Tag. Ann. I, 15. Plin. 
Pan. 92. luv. X, 36. Das Verbot schärfte Claudius und spä- 
tere Kaiser wieder ein, Suet. Claud. 25. Viatores ne per Ita- 
liae oppida nisi aut pedibus aut sella aut lectica transirent, 
monuit edicto. Cap. Ant. Phil. 23. sederi in civitatibus vetuit in 
equis sive vehiculis, Vop. Aurel. 5. quia invidiosum tunc (noch 
zu Aurelians Zeit) erat vehicuiis in civitate uti. Daher erklärt 
es sich , dass in Pompeji so wenig Stallungen und Einfahrten 
waren, s. II, S. 185. Dass übrigens dieses Verbot nicht so 
streng gehandhabt wurde, ersehen wir aus Stellen, wie] Sen. 
ep. 56. In iis quae me sine avocatione circumstrepunt essedas 
transcurrentes pono et fabrum inquilinum et serrarium vicinum^ 
aut hunc, qui ad metam sudantem tabulas experitur et tibias, nee 
cantat, sed exciamat. Denn dass er ganz allgemein spricht, 
und Eom, nicht Bajä im Sinne hat, beweiset die Erwähnung 
der meta sudans, in deren Nähe sein Haus war. So wird auch 
bei luvBN. m, 237. redarum transitus arcto vicorum in flexu 
als eine der vielen Ursachen genannt , wesshalb man in Kom 
nicht schlafen könne. [Lastwagen und ökonomische Wagen 
konnten wenigstens vor Sonnenaufgang und gegen Abend 
nach der zehnten Stunde passiren. Ausserdem war es der 
lebhaften Strassenfrequenz halber verboten. Spart. Hadr. 
22. TAB. HBRACL. oder lex lul. Munic. lin. 56 ff. vgl. Plin. 
Pan. 51. (Plut. qu. Kom. 68. gehört nicht hierher.) Dirksen, 
civilist. Abhandl. 11, S. 275-— 289. Zumpt, die bauliche Ein- 
richtung des römischen Wohnhauses S. 6 ff. Friedländer, 
de usu vehiculorum in urbe Kom. Königsberg 1861. Vergl. 
Thl. I, S. 80.] 

Desto häufiger bediente man sich der Wagen zum Keisen, 
und es werden uns eine nicht geringe Anzahl Namen genannt, 
aus denen sich freilich wenig auf die Beschaffenheit der ver- 
schiedenen Fuhrwerke schliessen lässt. Dazu kommt, dass auf 
Denkmälern weit weniger Wagen , die zum Privatgebrauche 
und namentlich zur Keise dienten , als die bei festlichen Auf- 
zügen oder im Kjiege oder bei Spielen gebräuchlichen vor- 
kommen; daher denn auch die meisten hier einschlagenden 



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10 Erster Excurs zur vierten Scene. 

Abbildungen bei Ginzrot blosse Phantasien sind. Nur der 
Hauptsache und dem Gebrauche nach lassen sich die Ver- 
schiedenheiten nachweisen; eine genauere Bestimmung der 
Formen wird immer unzulässig bleiben. 

Wir unterscheiden zunächst Wagen, welche zwei, und 
welche vier Eäder hätten. — Zu der ersten Klasse gehört 
das cisium [Non. II, 139. erklärt vehicuU biroti genus.], wahr- 
scheinlich ein leichtes, unbedecktes Cabriolet, dessen man sich 
vorzüglich zu schnellen Keisen bediente. Bekannt sind die 
Stellen Cicero's Phil. TI, 31. inde cisio celeriter ad Urbem ad- 
vectus domum venu capite involuto, p. Kose. Am. 7. decem horis 
nocturnis sex et quinquagirUa millia passuum cisiis pervolavit. 
Daher auch in dem Spottgedichte auf Ventidius Bassus, Catal. 
Verg. VIII, 3. volantis impetus cisiu Es wurde wohl von zwei 
Pferden oder Maulthieren gezogen, wenn auch Auson. VTH, 
6. ein triiuge nennt. 

Zwei Eäder hatte femer auch das essedum, eigentlich ein 
belgischer oder brittischer Streitwagen, s. Rüperti zu luv. IV, 
126. [Pauly, Realencykl. III, S. 240. Caes. b. gall. IV, 33. 
Verg. Georg. III, 204. mit Serv. Anm. 

Belgica vel molli melius feret esseda collo. 
Prof. II, 1, 86. 

Esseda caelatis siste Britanna iugis.] 
aber schon zu Cicero's Zeit in Rom zu Reisen in häufigem Ge- 
brauche, obgleich dieser nicht ohne Tadel davon zu sprechen 
scheint, ad Att. VI, 1. Vedius venit mihi obviam cum duobus 
essedis et reda equis iuncta et lectica et familia magna. Unmit- 
telbar vorher hat er den Mann einen magnus nebulo genannt 
und berechnet nachher, was er zu zahlen haben würde, wenn 
Curio's Gesetzvorschlag durchginge. So auch Phil. 11, 24. — 
Es war ein kleiner, vermuthlich von dem cisium nicht wesent- 
lich verschiedener Wagen, den man eben auch vorzüglich zur 
Reise brauchte. Darum sagt Ovid , als er die Corinna auffor- 
dert, nach Sulmo zu kommen, Amor. II, 16, 49. 

Parvaque quam primmn rapientibus esseda mannis 
Ipsa per admissas concute lora iubas. 



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Die Lectica und die Wagen. U 

und Marti AL zu seinem Buche, das Flaccus nach Spanien mit- 
nehmen sollte, X, 104, 6. 

Altam BilbiUn et tuum Salonem 

Quinto forsitan essedo videbis. 
Dass auch das carpentum zwei Räder hatte , ersiehet man aus 
den zu Ehren der lulia und Agrippina geprägten Münzen; 
denn dass letztere sich auf das von Sueton. Cal. 15. erzählte 
Factum bezieht, kann nicht bezweifelt werden. Dieses Fuhr- 
werk wird schon in den ältesten Zeiten Roms genannt, Liv. 
I, 34. 48. V, 25. [Ovm. Fast. I, 619 fg. 

Nam prius Ausonias matres carpenta vehehant: 
Haec quoque oh Evandri dicta parente reor. 
Daher hiess der Stellmacher carpentarius] , allein die Form, 
in welcher es auf jenen Münzen erscheint, hatte es gewiss in 
jener Zeit nicht, und nach der ersten aus liivius angeführten 
Stelle konnte es damals nicht bedeckt sein. Ueberhaupt scheint 
es mit den Namen nicht immer genau zu nehmen zu sein, und 
die Mode scheint in der Form der Wagen grosse Veränderungen 
gemacht zu haben. — Im Allgemeinen kann man von dem 
späteren carpentum annehmen, dass es ein bedeckter Staats- 
wagen [daher auch bei öffentlichen Feierlichkeiten gebraucht 
und carpentum pompaticum genannt, Isid. XX, 12. s. Suet. 
Cal. 15. Claud. 11.] gewesen, der indessen auch zur Reise ge- 
braucht wurde. Prof. IV, 8, 23. wo es aber immer ein Pracht- 
wagen mit seidenen Vorhängen ist. Vergl. Iuven. VIII, 147. 
IX, 132. [Scheffer H, 17. Ginzrot I, S. 441.] 

Verschieden von ihm war das pilentum, wie man aus Liv. 
V, 25. ersieht: honoremque oh eam mimißcentiam ferunt matro- 
nis hahitumy ut pilento ad sacra hidosque, carpentis festo pro- 
festoque uterentur, und eben so werden sie sich bei Trebell. 
PoLL. XXXX tyr. c. 29. und Lamprid. Heliog. 4. (wo man 
Salm. Anm. vgl.) entgegengesetzt. Ob aber der Unterschied, 
wie Ginzrot will, darin bestanden habe, dass das carpentum 
verschlossen gewesen, das pilentum nur ein Verdeck auf vier 
Stützen gehabt habe, wird sich schwerlich sicher beweisen 
lassen. [Der Unterschied liegt vielmehr darin, dass pilentum 



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12 Erster Excurs zur vierten Scene. 

vier Räder hatte, wie Isidor. XX, 12. ausdrücklich angiebt: 
contextum quatuor rotarum vehiculum quibiis matronae olim ute- 
bantur. Dass sich vorzüglich die Frauen dieses Wagens be- 
dienten, wird von mehreren Gewährsmännern bezeugt, Serv. 
zu Verg. Aen. VI, 666 fg. 

castae ducebant sacra per urbem 
Pilentis matres in mollibus. 
Fest. h. v. p. 245. Paut. Diac. p. 204 M. und aus der spä- 
teren Zeit noch Prud. c. Symm. 11, 1088.] 

Der covi7ius war eigentlich ein belgischer Sichelwagen, 
dessen Bauart Ginzrot, Taf. XXV, 1. richtig angegeben zu 
haben scheint. [Lucan. I, 426. 

Et docilis rector constrati Belga covini,^ 
In Rom aber hatte man unter dem Namen ähnliche Reise- 
wagen, die vermuthlich einem Planenwagen glichen und auf 
drei Seiten völlig verschlossen nur nach vom offen waren. 
Er hatte keinen Sitz für den mulio, sondern der im Wagen 
Sitzende lenkte die Maulthiere oder Pferde selbst, wie man 
das aus dem artigen Epigramme Martials sieht: XII, 24. 

iucundttf covinej solitudo^ 

Carruca magis essedoque gratum 

Facundi mihi munus Aeliani! 

Hie mecum licet, hie, luvate, quidquid 

In buccam tibi venerit, loquaris. — 

Nu s quam est mulio; mannuli tacebunt etc. 
In wie fern der Dichter die Abgeschlossenheit und Ungestört- 
heit als Vorzug rühmt, schliesst man mit Recht aus seinen 
Worten auf die oben angegebene Bauart. 

[ßarracum ist zwar zweirädrig, aber vorzugsweise Last- 
wagen, Edict. Diocl. de pret. c. XV. aoQayaQa ßt^(ora. Sisenna 
bei Non. 111,35. Impedimenta collocant omniay construunt car- 
ros et sarraea crebra disponunt. luv. HI, 254 f. V, 22 f. Dass 
es als Personenwagen nur ganz gemeinen Leuten diente, sagt 
QüiNCT. Vin, 3, 21. indem er zu Cic. in Pis. cum tibi tota 
cognatio sarraco advekatur, bemerkt sordidum nomen etc.] 

Von den grösseren Wagen mit vier Rädern ist zuerst zu 



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Die Lectica und die Wagen. 13 

nennen die raeda oder reda [Fleckeisen, fünfzig Artikel. 
Frankf. 1861, S. 26.]. S. Böttiöer Sab. IT, S. 41. [Isidor. 
XX, 12. quatuor rotarum. Cod. Th. VIII, 5, 8. setzt die reda 
der birota entgegen.] Sie ist der eigentliche Reisewagen, der 
zu FortschafFung mehrerer Personen und des Gepäcks diente. 
Wie das Cisium, das Essedum, der Covinus, so soll auch sie 
fremden, nämlich gallischen Ursprungs sein. [Quinct. I, 5, 
57.] Es kommt indessen darauf nicht viel an, denn die Römer 
werden dieses viel gebrauchte Fuhrwerk wohl nach ihrem 
eignen Sinne eingerichtet haben, und zuletzt bedeutet es viel- 
leicht den Reisewagen überhaupt. In solcher Reda begegnete 
Milo dem Clodius, Cic. p. Mil. 10. 20. und überhaupt scheint 
es immer der gebräuchliche Wagen gewesen zu sein, wenn 
man mit Familie und Gepäck reiste. Dass es für Letzteres 
eingerichtet war, siebet man aus Iuven. m, 10. dum tota do- 
mus reda componitur una, und Mart. m, 47. wo Bassus aufs 
Land reist, plena in reda, Omnes heati copias trahens ruris» 
[Helv. Cinna bei Gell. XIX, 13. 

At nunc me Genumana per salicta 

Bigis reda rapit citata nanis.] 
Sie war wohl meist bedeckt, wie es weitere Reisen nöthig 
machten. Ob es auch Reden auf zwei Rädern gegeben, wie 
GiNZROT annimmt, mag ich nicht behaupten. Mir scheinen 
solche Wagen dann nicht mehr den Namen zu verdienen. 

Zu derselben Klasse gehört die carruca, die nur vielleicht 
kürzer und eleganter war. Der Name scheint erst spät aufge- 
kommen zu sein, und Martial verwechselt ihn mit dem der 
Reda III, 47. wo es erst heisst: plena Bassus (bat in reda, 
und dann: Nee otiosus ibat ante carrucam, sed tuta foeno 
Cursor ova portabat Von ihrem Schmucke wird weiterhin die 
Rede sein. [Der Charakter der carruca als Staatskarrosse 
spricht sich auch in Cod. XI, 1 9. aus. Doch hatte sie früher 
auch als Reisewagen gedient, z. B. von Nero wurde sie so be- 
nutzt, SüET. Ner. 30. Lampr. Hei. 31. Dass sie sogar zum 
Schlafen eingerichtet war, sagt Scaev. Dig. XXXIV, 2, 13. 
an carruca dormitoria cum mulis, quum semper uxor usa sit^ ei 



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14 Erster Excurs zur vierten Scene. 

debeaiurf dogfurdgiov in Dioclet. edict. de pret. cap. XV. 
MoMMSEN. Paull. rec. sent. III, 6, 91. Llp. Dig. XXI, 8, 38. 
§ 8. mula carrucaria. Letztere Stellen zeigen, dass die Be- 
spannung mit Maulthieren die gewöhnlichste war. Preller, 
die Regionen der Stadt Kom. S. 116.] 

Endlich gehört hierher noch das petorritum, nach Festus 
p. 206 M. [QuiNCT. I, 5, 57.] und Gellius ebenfalls gallischen 
Ursprungs, wie auch der Name: petorritum est non ex Graeco 
dimidiatum^ sed totum transalpihus ; nam est vox Gallica. Gell. 
XV, 30. Heindorf zu Hör. Sat. I, 6, 103. führt an, dass sich 
im keltischen Lexicon von Bullet finde: petoar oder pedwar 
(vier) und rit (Rad). — Nach Schol. Cruq. zu Hör. Epist. H, 
1, 192. waren es Wagen für die Dienerschaft: pilenta vehicula 
matronarum j sicut petorrita famularum, und das stimmt mit 
der ersteren Stelle, Sat. I, 6, 103. plures calones atque caballi 
pascendi^ ducenda petorrita. sehr wohl überein ; nur soll damit 
nicht gesagt werden, dass sie nur dazu gebraucht wurden. 

Ein Mittelding zwischen Wagen und Lectica war die ba- 
stei^a, eine Sänfte, welche von zwei vorn und hinten in einer 
Gabel gehenden Maulthieren getragen wurde. [Isidor. XX, 
12. Schol. zu luv. IV, 21. Anschaulich schildert Anthol. 
Lat. HI, 183. 

Äurea matronas claudit bastema pudicas etc.] 
S. über sie Salm, zu Lamprid. Heliog. 21. [Scheffer, II, 6. 
GiNZROT n, S. 280 ff.] 

Die Verzierungen , welche den Wagen gegeben wurden 
[vorzüglich dem Kutschkasten, capsus oder ploooenum, welcher 
Ausdruck gallisch war, Fest. p. 280 M. Isidor. XX, 12. 
QuiNCT. I, 5, 8. ViTR. X, 14.], waren dem übrigen Luxus 
entsprechend. Pliniüs XXXIV, 17. eifert gegen diese Ver- 
schwendung: Goepere deinde et esseda et vehicula et petomta 
exomare, similique modo ad aurea quoque^ non modo argentea 
staticula inanis luxuria pervenit^ quaeque in scyphls cemi pro- 
digium erat^ haec in vehiculis attericultus vocatur. [XXXIII, 49. 
carrucas ex argento caelare.] Daher hatten denn solche Wagen 
mitunter ungeheuere Preise, wie Mart. III, 72. anführt: 



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Die Lectica und die Wagen. 15 

Aurea qupd fundi pretio carruca paratur. 
Daher glaubte auch Claudius als Censor einen solchen Gegen- 
stand des Luxus vernichten zu müssen. Suet. Claud. 16. esse- 
dum argenteum sumtuose fahricatum ac venale ad Sigillaria 
redimi concidique coram imperavit. [Vor. Aurel. 46. Dedit po- 
testatem^ ut argentatas privati carrucas kaberent^ cum antea 
aerata et ehorata vehicula fuissent. Von der Ausstattung der 
Wagen spricht auch Paul. Dig. XXXHI, 10, 5. § 1. De tape- 
tis vel linteisj quihus instemuntur vehicula, dubüari potest , an 
sint in supellectilef Sed dicendum estj potitis insirumenti viatorii 
ea esse^ sicut pelles , quihus involvuntur vestimenta , lora quoque 
quihus hae pelles constringi solent^ — Auch bei den Etruskern 
war das Belegen der Wagen mit Platten von getriebenem 
Metalle üblich. Siehe dergl. Bronzeplatten bei Inghirami, 
Monum. Etruschi, III, 18. 23.; auch silberne, Millingen, 
Uned. Monum. II, 14. [Muellers Arch. v, Welcker S. 187. 
WiBSELER, über siebenbürgische Bronzetafeln in Denkmäler 
und Forschungen. 1858, N. 112 f. S. 149 flP.] Vermuthlich 
war jenes essedum argenteum eben so belegt. [Ueber die 
Theile des Wagens, wie Deichsel, Nabe, Speiche u. s. w. ist 
lehrreich Edict. Diocl. de pret. c. XV, ed. Mommsen S. 33 f. 
und Anm. S. 74 f. Daselbst c. VIII. am Ende S. 26. und 74. 
werden auch die ledernen Verdecke und Vorhänge erwähnt, 
üeberreste antiker Wagen s. Visconti, Mus. Pio Gl. V. und 
Bromet, in the archeol. Journal, Lond. 1851, VIII, S. 162 flP.] 
Die Art der Bespannung war von der unsrigen gänzlich 
verschieden, indem die Zugthüre nicht an Strängen, sondern 
an einem vorn an der Deichsel befestigten Joche, das ihnen 
^uf dem Nacken lag, zogen. [Ovid. Fast. IV, 216. iuga curva,] 
Dieses Joch war von sehr verschiedener Form, oft nur ein ein- 
facher Holzbügel, meistens aber mit zwei runden Ausschnitten, 
in welche die Wölbung des Nackens passte. Siehe die Abbil- 
dungen bei GiNZROT I. T. m B — IV B. [Mus. Borb. IV. 
Ta. A.] War der Wagen nur mit einem Pferde oder Maulthiere 
bespannt, so ging dieses in einer Gabel, hatte aber nichts desto- 
weniger ein Joch aufliegen. Nur wenn der Zugthiere drei oder 



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16 Erster Excurs zur vierten Scene. 

vier waren, zogen die äusseren an Strängen und hiessen daher 
funales, [die homerischen ttoq^oqoi. S. auch Dion. Hal. VII, 
73.] SuET. Tib. 6. Äctiaco triumpho currum Augusti comitatus 
est^ sinisteriore funali equoj cum Marcellus Octaviae filius dex- 
ieriore veheretur, [Isidor. XVII, 35. AusoN. epith. 35, 9 fg. 
Pegasus hie dexter currat tibi: laevus Arion 
Funalis, quarlum det tibi Castor equum.] 
Zu Zugthieren wurden theils Pferde, theils Maulthiere 
[Mus. BoRB. rV. Ta. A.] gebraucht. Von ersteren war beson- 
ders die kleine gallische Race, manni, mannuli^ auch burricM 
(Salm, zu Vopisc. Carin. 20. Schol. Cruq. ad Hör. Epod. 
IV, 14.) ihrer Flüchtigkeit wegen beliebt. S. Mitscherl. zu 
Hör. a. a. O. Der im Deutschen entsprechende Ausdruck 
dürfte wohl Zelter sein; denn dass diese manni ein Gegenstand 
des Luxus waren und den Reichen ankündigten, geht aus den 
unwilligen Worten Sectus flagellis hie triumviralibus Praeconis 
adfastidium Arat Falemi mille/undi iugera Et Appiam mannis 
terit, deutlich hervor. 

Man fuhr nicht immer mit eigenen Pferden, sondern es 
gab in Rom sowohl als in den kleineren Städten Italiens hin- 
reichende Miethwagen, und es fehlt nicht an Andeutungen, 
aus welchen sich schliessen lässt, dass an den grossen Strassen 
gewissermaassen Stationen waren, auf denen man Pferde und 
Wagen wechselte, ungefähr wie unsere Extraposten, nur dass 
es Privatunternehmen derVetturini war. Scheffer hat schon 
darauf aufmerksam gemacht, dass in der Stelle Cicero's p. 
Rose. Am. 7. decem horis nocturnis LVI millia passuum cisiis 
pervolavit. der Plural cisiis ein Wechseln der Wagen andeutet. 
So kann auch nur verstanden werden, was Subton von Cäsar 
c. 57. sagt: Longissimas vias inerecUbili celeritate confecity expe- 
ditus meritoria reda^ centena passuum millia in singulos dies. 
denn wie wollten dieselben Pferde diess ausgehalten haben? — 
So verstehe ich auch Mart. X, 104, 4 ff. (s. oben). 
Hispanae pete Tarraconis arces, 
nUnc te rota tollet^ et citatus — 
Quinto forsitan essedo videbis. 



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Die Lectica und die Wagen. 17 

Es mögen allerdings fünf Tagereisen gemeint sein, aber 
auf gewechselten Wagen, indem man vermuthlich auf verschie- 
denen Punkten einen neuen Vetturino annahm. [Von einem 
gewöhnlichen Miethwagen spricht luv. HI, 316 f., wo der 
mahnende Fuhrmann klatscht: 

Sed iumenta vocant et sol inclinat: eundum est, 
Nam mihi commota iam dudum mulio virga 
Jnnuit: ergo vale etc.] 
— Solche Reden waren es auch, auf denen Horaz einen Theil 
seiner Reise in Gesellschaft des Mäcenas machte. — [Der 
Wagenlenker (a?m^a Isidor. XVII, 33.), der in der linken 
Hand die Zügel (loray frena^ hahenae) hielt , trieb die Thiere 
mit der Geissei {ßageUum) oder Peitsche (scutica) an, die er 
in der rechten Hand schwang, Sil. Ital. IV, 441. Verö. 
Aen. V, 579. 

— Signum clamore paratis 
Epytides longe dedit insonuitque flagello. 
Dagegen bei dem Treiber (agitator) war ein Stab oder Stachel- 
stecken (stimulusy virga) häufiger CoLUM.n,2. Tibull.I, 1,30. 

Auf stimulo tardos increpuisse boves. 
Zuweilen auch bei Wagen, Plaut. Men. V, 2, 112. Sil. Ital. 
Vn, 702. S. auch Diocl. de Edict. de pret. c. X.] 



Becker, Gallus. 3. Aufl. ITI. 



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ZWEITER EXCURS ZUR VIERTEN SCENE. 



DIE WIRTHSHAÜSER. 

Wenn in unseren Tagen ein Reisender von Gallus Stande 
in einer grösseren Stadt eintrifft, so bietet sich ihm mehr als 
ein Hotel dar, wo dienstfertige Kellner seinen Wagen empfan- 
gen, wo elegant meublirte Zimmer ihn aufnehmen und für die 
Bewirthung in jeder Hinsicht gesorgt ist. Und selbst in den 
kleineren Städten an der Hauptstrasse findet sich immer ein 
goldener Löwe, eine Stadt Frankfurth oder Dresden , wo man 
einige Stunden anständigerweise verweilen kann. Das war 
freilich im Alterthume überhaupt, und auch in Italien ganz 
anders. Wo das Bedürfniss fehlt, da findet die Industrie keine 
Veranlassung einen Gewerbszweig besonders auszubilden, und 
est ist nicht zu verkennen, dass eben die Reiselust unserer 
Zeit auch die Gasthäuser bedeutend gehoben hat. Dem Alter- 
thume war ein solches Durcheinanderreisen unzähliger kom- 
mender und gehender Fremden etwas völlig unbekanntes, 
und wer reiste, der hatte, zumal wenn er römischer Bürger 
war, auch allenthalben Verbindungen genug, um des Ein- 
kehrens in Wirthshäusern überhoben zu sein. 

Daher waren denn auch alle Anstalten der Art sehr ge- 
meiner Natur, und eigentlich nur Herbergen für die niedere 
Volksklasse, der natürlich nicht überall das Haus eines Gast- 
freundes offen stand. Indessen würde man doch zu weit gehen, 
wenn man glauben wollte, es hätten nicht auch anständige 
Leute unter gewissen Umständen von solchen Etablissements 
Gebrauch gemacht. Auch Zell in seinem Aufsatze: „Die 



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Zweiter Excurs zur vierten Scene. Die Wirthshäuser. 19 

Wirthshänser der Alten." Ferienschriften, 1. Sammlung, stellt 
die Verworfenheit und Ehrlosigkeit der römischen Wirths- 
häuser in gar zu grellem Lichte dar. Er hat überhaupt nur 
eine Seite des Wirthshauslebens aufgefasst und nur von den 
cauponis und popinis in Rom selbst gesprochen, während doch, 
um den Gebrauch kennen zu lernen, den die Römer selbst von 
Wirthshäusern machten, weniger von denen in Rom, als denen, 
die man auf Reisen berührte ,• die Rede sein sollte. Denn das 
begreift sich allerdings leicht, dass der angesehene Mann in 
Rom nicht, wie es bei uns geschieht, den Abend an öjflPent- 
lichen Orten zubrachte; dass es keine geschlossenen Gesell- 
schaften, keine Resourcen, Harmonien, Clubbs und dergl. gab, 
und dass es ihm nicht einfallen konnte, sich in Garküchen und 
den Buden der Weinschenken herumzutreiben, Oertern, die in 
Rom ebenso wenig geachtet waren als zu Athen, wo Sokrates 
sich zu rühmen pflegte : quod nunquam in tdbemam conspexerat 
Petr. 140. Und doch ist es auch hier nicht zu verkennen, 
dass bei zunehmendem Verfalle des öffentlichen Lebens , bei 
mehr und mehr eintretender Gleichgültigkeit gegen die Ange- 
legenheiten des Staats und in Zeiten, wo man eher sich ver- 
anlasst sehen konnte das Forum zu meiden, auch die gebil- 
detere Klasse ihre Oerter hatte, wo man müssige Stunden 
zubrachte, freilich ganz anderer Art als die popinae. Doch 
davon nachher. Wir beachten zunächst die Gasthäuser, welche 
sich den Reisenden an den Lands trassen zur Einkehr darboten. 
Es ist sehr natürlich, dass auch der, welcher die ausge- 
dehntesten Verbindungen hatte, dennoch nicht jedesmal, wenn 
das Bedürfniss eintrat und an allen Strassen gastfreie Häuser 
Bekannter finden konnte, sondern eben auch zu den öffent- 
lichen Wirthshäusern seine Zuflucht nehmen musste. Ich will 
nicht das bekannte Beispiel aus Griechenland besonders her- 
vorheben, das Cicero Div. I, 27. erzählt; Cum duo quidem 
Ärcades familiäres iter una facerent et Megaram venissent , al- 
terum ad cauponem devertissey ad hospitem alterum, auch nicht 
die übrigens sehr interessante Erzählung eines andern in einem 
Wirthshause vorgefallenen Mords bei Cic. Inv. H, 4. denn 



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20 Zweiter Excurs zur vierten Scene. 

wir kennen den Stand der Männer nicht, und es bedarf keiner 
Analogie aus Griechenland für das römische Leben. Verfolgen 
wir nun die Reise, welche Horaz in Begleitung des Mäcenas 
nach Brundusium machte, und die er Sat. I, 5. so launig be- 
schreibt, so werden wir mehr als einmal ihn in Wirthshäusern 
einkehrend finden. So verstehe ich gleich den Anfang: 
Egressum magna me excepit Aricia Roma 
Hospitio modico, 
denn der bei dem Caupo Einkehrende heisst ja eben auch 
hospes und es ist hier ebensowenig an ein Staatshospitium als 
an einen Gastfreund zu denken , den Horaz würde bezeichnet 
haben, und für den die Worte hospitio modico eben keine Ar- 
tigkeit gewesen sein würden. Bei Plautus Poen. IH, 3, 60. 
sagt der leno^ der den angeblichen Fremden für Geld bewirthen 
will : Ohsecro hercle hortaminij ut devortatur ad me m hospitium 
optumum. und so wiederholt Vs. 75. 80. — Ebenso war es ge- 
wiss eine caupona in Forum Appii, wo Horaz des schlechten 
Wassers wegen nicht essen wollte, während seine Gesellschaft 
weniger ekel war. — Wenn es vom andern Morgen nach der 
nächtlichen Wasserfahrt heisst : Millia tum pransi tria repimus. 
so ist wahrscheinlich auch ein Frühstück in einer taherna ge- 
meint, sie möge nun in der Nähe des Tempels der Feronia 
oder näher bei Ad medias gewesen sein. Nach der Vereini- 
gung mit Mäcenas tritt allerdings ein anderes Verhältniss ein, 
da dieser mit seinem Gefolge allenthalben von Staats wegen 
empfangen wurde ; indessen kommt doch noch ein Nachtlager 
vor, das man nicht wohl anders als in einer Caupona verstehen 
kann, v. 77. 

Incipit ex illo montes Appulia notos 

Ostentare mihiy quos torret Atahulus, et quos 

Nunquam erepsemiiSj nisi nos vicina Trivici 

Villa recepissety lacrimoso non sine fumo. 

Denn dass es nicht die Villa eines Freundes war, sondern ein 

öffentliches Haus, beweiset schon die saubere Geschichte von 

dem vergebens erwarteten Mädchen. [Duentzer zu d. St. 

S. 132. 140. versteht unter villa eine kleine von dem Staate 



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Die Wirthshäuser. 21 

errichtete Maierei, wo die Staatsbeamten von dem parochus 
(vgl. NoN. I, 239.) bewirthet wurden, wie es Vs. 45. hiess: 

Proocima Campano ponti quae villula^ tectum 

Praebuit, et parochi^ quae debent, ligna salemque.] 
Vermuthlich war der Weg zu beschwerlich, um noch an die- 
sem Tage weiter zu gelangen und so blieb man auf der Villa, 
die eben eine Caupona hatte , wovon weiterhin die Eede sein 
wird. 

Doch warum solche Vermuthungen anführen, wenn deut- 
lichere Zeugnisse vorhanden sind? Dahin rechne ich, was 
HoKAz dem BuUatius einhält, dass, wenn man auch an einem 
Orte manches Unangenehme erführe, man nicht gleich den 
ganzen Ort verwerfen, und einen andern Wohnort wählen 
müsse, gleichwie der Reisende, der in einer Caupona der Via 
Appia einkehren musste, um sich vor dem Wetter zu schützen, 
darum nicht sein Leben in dem Wirthshause werde zubringen 
wollen, um nicht wieder die Strasse zu betreten. Epist.1, 11, 11. 

Sed neque qui Capua Romam petit, imbre lutoque 

ConspersuSj volet in caupona vivere. 
Dahin Prof. IV, 8, 19. wo Cyrithia, mit einem begünstigten 
Liebhaber in eleganter Equipage nach Lanuvium reisend in 
einer tabema einkehrt, wie Broukhuys sehr richtig erklärt: 
Appitty die quaeso, quantum te teste triumphum 

Egerit effusis per tua saxa rotis. 
Turpis in arcana sonuit quum rixa tabema; 
Si sine me, famae non sine labe meae. 
Dahin Cic. p. Cluent. 59. Atque etiam, ut nobis renuntiatur, 
hominem multorum hospitum, A. Binnium quendam, coponem de 
Via Latina subomatis^ qui sibi a Cluentio servisque eius in ta- 
bema sua manus allatas esse dicat. [Appul. Met. I, p. 110 Elm. 
Sumo sarcinulam et pretio mansionis stabulario persoluto capes- 
simus viam.] — Denn Antonius Beispiel, wie Cic. Phil. 11,31. 
Cum hora diei decima fere ad Saxa Rubra venissety delituit in 
quadam cauponula. will ich eben nicht geltend machen und 
ebensowenig Petron, dessen Erzählung grossen Theils in 
Wirthshäusern spielt. S. cap. 15. 19. 80. Nur eine Stelle sei 



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22 Zweiter Excurs zur vierten Seene. 

angeführt, c. 124. tandemCrotona intravimus, uhi quidem parvo 
deversorio refecti postero die awplioris fortunae domum quae- 
rentes inddimus in turbam etc. Vgl. HoR. Epist. I, 17, 8. St 
te pulvis strepitusque rotarum^ si laedet cavpona. 

Die Sache versteht sich eigentlich von selbst, und ich 
würde nicht ausführlicher darüber gesprochen haben, wenn 
nicht zu oft falsch darüber geurtheilt würde. 

Solche Wirthshäuser fanden sich nun nicht nur in den 
Städten, sondern zur Bequemlichkeit der Reisenden auch ein- 
zeln an die Strasse hingebaut, wie z. B. an der Via Appia 
unweit der Pontinischen Sümpfe die Tres tabernae, deren Er- 
wähnung geschieht flga^. r. 'y4noa't^ XXVIII, 15. KaKHOav 
Ol ddehfoi axovaavreg ra neoi ijfMov i^tjXO^ov «/V dfr(ivrr/(nv rjfjuv 
axQiQ ^Annlov (^oqov xaJ. Tqicov raßegvojv. Es war natürlich, 
dass um solche Tabernen auch andere Häuser gebaut wurden, 
und so entstand wohl ein Flecken, der den Namen erhielt. 
[Schwarz, Exercit. acad. quibus antiq. et iur. Rom. cap. expl. 
Norib. 1783. p. 339 — 365. de foro Appii et tribus tabernis.] 

Vorzüglich aber mochten die an der Strasse gelegenen 
Villen zum Nutzen ihrer Besitzer solche Tabernen haben, wo 
namentlich wohl der erbauete Wein ausgeschenkt wurde. 
Darum sagt Vitrttv. VI, 8. (Sehn. 5.) Qui autem fructibus 
rusticis serviunty in eorum vestibulis stabula, tabernae — sunt 
facienda. Varr. R. R. I, 2, 23. si ager secundum viam et oppor- 
tunus viatoribus locus, aedificandae tabnviae diversoriae. Ebenso 
deutlich geht diess hervor aus Süet. Claud. 38. (Senatorem 
relegavit) quod in aedilitate inquilinos pracdiorum suorum con- 
tra vetitum cocta vendentes multasset, villicumque intervenientem 
flagellasset. Es war nämlich unter Tiber, Suet. 34. der Ver- 
kauf in den Popinen auf blosse Getränke beschränkt worden. 
Dieses Verbot bestand nicht lange, wurde aber unter Claudius 
erneut. Dio Cass. LX, 6. rd y,a7tr[kHa ig a cvviovreg imvor, 
xarehxje, aal ngogha^e fujte xgeag nov srfVov, ju//i9-' v8coq ^egfiov 
TUTfQdaxea&at. Dann wieder unter Nero, Suet. Ner. 16. Inter- 
dictum, ne quid in popinis codi praeter legumina aut olera veni- 
retj cum (intea nullum non obsonii genus proponeretur, X)iO 



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Die Wirthflhäuser. 23 

Cass. LXn, 14. sagt: nXr^ lax(iv(av neu hvavg, und nochmals 
von Vespasian, Dio Cass. LXVT, 10. Daraufist auch Marx. 
in, 58, 24. 

Non segnis alho pallet oiio copo. 
zu beziehen, es möge die Villa Faustini eine Caupona gehabt 
haben, wie Kader meint; oder, indem sie als rus verum andern 
entgegengesetzt wird, nur sich auf das Vorhandensein von 
Cauponen auf anderen Villen schliessen lassen, und dahin 
rechne ich auch die vicina Trivici villa bei Horaz. • 

Der Name solcher Gasthäuser ist eben caupona, taberna, 
tabema diversoria. Plaut. Menaechm. 11, 3, 81. wo der vom 
Schiffe gekommene Menächmus, weil er selbst von der aus 
Verwechselung mit seinem Bruder sich darbietenden Gelegen- 
heit Gebrauch macht und zum Frühstück der Hetäre Erotium 
geht, zu dem Messenio sagt: 

Abdule istoS in tabernam actutum devorsoriam. 
auch bloss diversorium oder richtiger wohl deversorfuin. Siehe 
Drakenb. zu Liv. XLIV, 43. — Val. Max. I, 7. ext. 10. in 
der oben zuerst aus Cicero angeführten Erzählung nennt sie 
tabema meritoria, und bei Mart. VI, 94. wird dasselbe durch 
stabulum ausgedrückt. So oft in den Dig. u. bei Appul. [Eine 
interessante schon Tbl. I, S. 90. erwähnte Wirthshausscene 
von Aesemia giebt Mommsen, inscr. Neap. 5078 (dann Orelli 
Henzen 7306.), wo der Abschied nehmende Reisende ruft: 
copo computemusy worauf die Kellnerin erscheint und beginnt: 
habes vini Ol (sextarium unum) pane(Ta) A I (assem unum) 
pulmentar{mm) A II (asses duos). Nachdem der Eeisende 
geantwortet: co7ivenit (das trifft zu), fahrt die Andere fort: 
puell(am) A VIII (asses- octo). Et hoc convenii erwiedert der 
Reisende. Dann folgt der Schluss der Rechnung : foenum mulo 
A II (2 Asses Heu.)] 

Dass auch in Rom dergleichen eigentliche Gasthäuser 
mögen gewesen sein, wer wollte es bezweifeln. Allein sie 
wurden wohl nur von Leuten niederen Standes, die etwa nach 
Rom kamen, benutzt; denn vornehmere Fremde hatten oder 
fanden leicht ein Hospitium in einem Privathause. [So lo^iren 



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24 Zweiter Excurs zur vierten Scene. 

die Gesandten der Rhodier zu Rom sordido diversorio, vix mer- 
cede receptiy wie sie klagend aussprechen Liv. XLV, 22.] — 
Für die Bevölkerung der Stadt selbst aber gab es eine Menge 
Oerter, wo Speisen und Getränke verkauft wurden. Die all- 
gemeinen Namen für diese Etablissements waren eben auch 
tahema und caupona. Der erstere bezeichnet überhaupt jeden 
Laden, nicht nur wo irgend Waaren zu verkaufen waren, son- 
dern auch die tonsores^ mediciy argentarii hatten ihre tabemasy 
s. II, S. 235 fg. Dagegen wird caupona wohl nur von solchen 
Orten gesagt, wo Wein hauptsächlich und auch andere Lebens- 
mittel verkauft wurden; denn dass caupo überhaupt jeden 
Kleinhändler bedeute, würde noch zu beweisen sein. Wo 
immer der Caupo genannt wird, ist er Verkäufer von Lebens- 
mitteln, namentlich Wein. Daher der Scherz Martials über 
den Regen in der Weinlese I, 56. 

Continuis vexata madet vindemia nimbis : 
Non potes, ut cupias, vendere, copo, merum. 
und daher wünscht sich der anspruchslose Diener fürs Leben 
neben dem lanius einen caupo, womit für Speise und Trank 
gesorgt ist. IE, 48. 

Eine besondere Klasse waren die popinae^ ungefähr Gar- 
küchen, in welchen namentlich gekochte Speisen aber auch 
Getränke verkauft wurden. Während der caupo, in so weit 
er nicht Fremde bewirthete , meist wohl , wie man zu sagen 
pflegt, über die Strasse verkaufte, verspeisete der popa, so 
hiess der Besitzer einer popina, seine Gerichte in der Taberna, 
und schenkte den Wein aus. Cic. Mil. 24. Quin etiam audien- 
dus Sit popa lÄcinius nescio quis de Circo maximo: servos Mi- 
lonis apud se ebrios factos sibi confessos esse etc. Dann : sed 
mirabar tarnen credi popae, [Bekannt ist bei Hör. ep. I, 14, 
21. uncta popina,] Dort fanden sich ursprünglich nur Leute 
von der niedrigsten KJasse und Sklaven ein [nautae, fugitivij 
für es werden von luv. VIII, 172 ff. genannt], und nahmen auf 
den Stühlen der Taberne — auch das war unanständig — 
Platz. Darauf bezieht sich das artige Epigramm Mart. 
V, 70. 



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Die Wirthshäuser. 25 

Infusum sibi nuper a patrono 
Plenum, Maxime^ centiens Syriscus 
In sellariolis vagus p opinis 
Circa halnea quatuor peregit. 
Denn wenn man auch geneigt wäre, den sellariolis popinis ver- 
glichen mit der lecticainolay XII , 58. eine andere Deutung zu 
geben, so lassen doch die folgenden Verse: 

quanta est gula, centiens comesse ! 
Quanto maior adhuc, nee accubare! 
über den Sinn keinen Zweifel. Es trieben sich nämlich vor- 
züglich späterhin in solchen Speisehäusern auch mtissige und 
unordentlich lebende Menschen aus besserem Stande herum 
[wie Gabinius bei Cic. in Pis. 6. und Thrasyllus bei Appul. 
Met. Vm, init. S. auch luv. VH!, 158 ff. Suet. gramm. 15. 
Vit. 13.], und dass man dort auch gut leben konnte, beweiset 
schon, dass es dem Syriscus möglich war, in kurzer Zeit cen- 
ties HS, [500,000 Thaler] durch zubringen. Freilich mag es 
dafür Vergnügungen aller Art gegeben haben. 

Ganeum oder ganea ist von der popina so unterschieden, 
dass man allenfalls jede popina ein ganeum nennen kann, aber 
nicht umgekehrt. Denn ganeum ist überhaupt nur ein Ort ge- 
heimer Liederlichkeit, daher es Livius zweimal XXVI, 2. und 
Epit. 1. C. mit lustrum verbindet. [Cic. Sext. 9. ganeis adul- 
teriisque confectus. Süet. Cal. 11. ganeas atque adulteria.] 

Was Plautus Cure. II, 13, 10. Eud. D, 6, 45. Trin. IV, 
3, 6. thermopolium nennt, ist eben auch nichts anderes als die 
popina^ wie man aus den angeführten kaiserlichen Verboten 
sieht. 

Salmasius zu Spart. Hadr. 22. giebt an, die Tabernen 
seien zu Rom nie vor der neunten Stunde geöffnet worden. Ich 
habe dieser sehr bestimmt ausgesprochenen Behauptung keinen 
ebenso entschiedenen Ausspruch eines alten Schriftstellers ent- 
gegenzusetzen ; allein die Sache scheint an sich kaum glaub- 
lich, da gewiss sehr viele das Prandium dort einnahmen, und 
manche Stellen lassen sich mit dieser Ausnahme durchaus 
nicht vereinigen. Bei den Bädern und Lupanarien (s. d. Exe. 



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26 Zweiter Excurs zur vierten Scene. 

zur sechsten Scene und den ersten Exe. zur siebenten Scene) 
ist es sehr natürlich, wenn eine Stunde bestimmt war, vor der 
sie nicht geöffnet werden sollten; allein für die Speisehäuser 
ist weder ein Beweis angeführt, noch scheint eine solche Be- 
schränkung zulässig zu sein. Stellen, welche dagegen sprechen, 
sind z. B. Plaut. Most. IV, 2, 50. 

Vide sis ne forte ad merendam quopiam devorterisy 
Atque ibi plus, quam satis fuerity hiberis, 
Ders. Menaechm. V, 1, 3. 

Inmersit aliquo sese credo in ganeum. 
Es ist aber etwa Mittag und Menächmus kommt eben selbst 
vom Prandium. Pseud. 11, 2, 63. sagt Harpax : 

Ego devortor extra portam huc in tabemam tertiam, — 
und nachher v. 69. uhi pr ander Oy dabo operam somno. Der ent- 
scheidendste Beweis endlich findet sich ebenfalls bei Plaut. 
Poen. Prol. 40 ff. 

Et hoc quoque etiam, quod paene oblitus fui, 
Dum ludifiunt, in popinam pedisequi 
Irruptionem facite. nunc dum occasio est. 
Nunc dum scribilitae aestuant, occurrite. 
und wollte man auch dieser Stelle, als einem Scherze nicht 
völlige Gültigkeit zugestehen, so nehme man ein Faktum hin- 
zu. Cic. Pis. 6. MeministinCy coenum, cum ad te quinta fere 
hora cum C. Pisone venissem^ nescio quo e gurgustio te prodire, 
involuto capitCy soleatumf et cum isto orefoetido teterrimam no- 
bis popinam inhalasses, excusatione te uti valetudinis y quod di- 
cereSy vinolentis te quibusdam medicaminibus solere curarif 

Der ganze Stand der Gastwirthe war in Rom tief ver- 
achtet, und es ist leicht einzusehen, warum. Wenn Horaz 
Sat. I, 1, 29. sie perßdos und 5, 4. malignes [Mart. IH, 57. u. 
A. callidos] nennt , so geschieht es , „weil diese Art Leute in 
Griechenland und Rom wegen Betrugs, Verfälschung der 
Waaren und Vervortheilung aller Art berüchtigt waren, so 
dass im Griechischen yianrjXsvatv auch verfälschen bedeutet." 
Heind. z. I, 1, 29. — Aber das war es nicht allein, sondern 
die popina bot, wenn nicht in der Regel, doch häufig den 



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Die Wirthshäuser. 27 

Verein aller Liederlichkeit dar, und es mochte zwischen ihr 
und einem Bordell oft kein grosser Unterschied sein. Bei 
Plautus vertreten auch wirklich die lenones die Stelle des 
Caupo, und was der Pseudo-VergiFi von der Copa Syrisca 
singt, das ist zwar ganz einladend, aber auch nicht sehr 
züchtig. [Wahrscheinlich trieb auch das verbotene Hazard- 
spiel in den Popinen sein Wesen, Mart. V, 84. 

Arcana modo raptus e popina 

Aedilem rogat udus dleator. 
Unter solchen Umständen war die Aufsicht der Aedilen sehr 
nothwendig. Suet. Tib. 34. Claud. 38. Becker, Handb. der 
röm. Alterth. II, 2, S. 318.] — Uebrigens mochte es darunter 
auch sehr schmuzige Wirthschaften geben, was sich schon der 
Gesellschaft nach erwarten lässt. Vgl. [Wunderlich de vett. 
popinis, in Act. soc. lat. len. III, p. 267 ff. Scheid, de caupo- 
num origine. Gotting. 1738. p. 24 ff.] Stockmann, de popinis 
Kom. L. 1805. / 

Darum gingen denn anständige Leute wenigstens bis in 
die spätere Zeit in solche Häuser oder Läden nicht. Allein 
ganz ohne Gesellschaftsörter waren auch sie nicht ; denn nicht 
selten kamen in den medicinisy tonstrinis u. s. w. mehrere zur 
Unterhaltung zusammen. S. Salmas. zu Plaut. Epid. II, 2, 14. 
und Heindorfs vortreffliche Anmerkung zu Hör. Sat. I, 7, 3. 
So wurde es in späterer Zeit gewöhnlich, sich in den tabernis 
lihrariis einzufinden, s. II, S. 391. — Uebrigens waren die 
öffentlichen Bäder hauptsächlich ein Zusammenkunftsort. 
[Interessant ist das Pompejanische Wandgemälde in dem so- 
genannten Lupanar, wo mehrere Personen in einer Taberne 
trinkend beisammensitzen. — Welche Geräthschaften zu einem 
solchen Etablissement gehörten, ersehen wir" aus Paull. Dig. 
XXXin, 7, 13. nämlich dolia^ vasa, ancones^ calicesy trullae^ 
urnae, congiaria u. s. w. — Ueber die Tabernen und Wirths- 
hauszeichen siehe le Clerc, des jouinaux chez les Romains, 
Paris 1838. p. 300 ^g, 30G. Eine Wiithshansinschrift in Lug- 
dunum theiltORELLi 4329 mit: Mercvrius liic lucrum promittit, 
Apollo salutem Septumanus hospitium cum prandio, Q,ui venerit 



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28 Zweiter Excurs zur vierten Scene. Die Wirthshäuser. 

melius utetur post hospes ubi maneas prospice. Vor Wein- 
schenken wurde auch wohl eine Amphora aufgestellt und 
zwar der grösseren Sicherheit halber, von einer Kette um- 
schlungen. Mart. VII, 61. • 

Nulla catenatis pila est praecincta lagonis. 
Das Museum in Wiesbaden bewahrt eine so umschlungene 
und angeblich so gefundene Amphora. Am häufigsten waren 
wohl plastische oder angemalte Bilder, die die Bestimmung 
der Taberne erkennen Hessen, s. überhaupt Overbeck, Pom- 
peji S. 257 f. Das hier abgebildete Schild befindet sich in 
Stein gehauen an einer Taberne in Pompeji.] 




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EXCURSE ZUR FÜNFTEN SCENE. 



DIE VILLEN UND GARTEN. 



ERSTER EXCURS. 



[die VILLEN. 

Villa heisst das Landhaus, auch etymologisch unserem 
Worte Weiler verwandt und zwar ohne die dazu gehörenden 
Grundstücke Varro r. r. III., 2. quod extra urbem est aedifi- 
cium^ nihilo magis ideo est villa^ quam eorum aedificia, qui 
hahitant extra portam. Cic. p. Rose. C. 12. qui ager neque 
villam habuitj neque ex ulla parte fuit cultus — nunc est cul- 
tissimus cum optima villa. Plin. h. n. XVIII. 6, 7. modus hie 
prohatury ut neque fandus villam neque villa fundum quaerat, 
Flor. Dig. L. 16, 211. urhana aedificia aedes, rustica villae 
dicuntur. Dagegen praedium und fundus bezeichnete ursprüng- 
lich nur den Grund und Boden im Allgemeinen, Javol. Dig. 
L, 16, 115. praedium — generale nomen est, nam et ager et 
possessio huius appellationis species sunt. Oic. Top. 4 quoniam 
usus auctoritas fundi biennium est^ sit etiam aedium. Allmälig 
bekamen beide Worte die Bedeutung als Feld- und Land- 
grundstück nebst den darauf stehenden Gebäuden, Jsidor. 
XTTT, 15. Agrim. ed. Lachmann p. 369. {Ager aber ist immer 
locus — sine villa. Ulp. Dig. L, 16, 27 pr. Varro. r. r. 
III, 2. Ebenso setzt Cato r. r. fundus und villa einander 
entgegen, desgleichen Plin. h. n. XVIII, 7.) Der Unterschied 



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30 Erster Excurs zur fünften Scene. 

der praedia rustica und urhana beruht auf der Bestimmung 
derselben, indem jene nur ökonomischen Zwecken dienen, 
diese dagegen blos die Wohnung enthalten. Daher rechnet 
Ulp. Dig. L, 16, 198. zu letzteren auch die Häuser auf dem 
Lande, voluptati tantum deservientia (d. h. für Vergnügen und 
städtische Bequemlichkeit), quia urbanum praedium non locus 
facit^ sed materia. 

Ursprünglich waren die römischen Villen lediglich der 
Landwirthschaft wegen vorhanden, welche wie bekannt sogar 
die vornehmsten Kömer mit grossem Eifer trieben und dess- 
halb einen grossen Theil ihrer Zeit auf dem Lande zubrachten. 
Noch Cato r. r. 14. giebt, indem er von dem Bau einer Villa 
handelt, keine Andeutung, dass der Herr eine besondere Woh- 
nung haben müsse, geschweige denn, dass sie mit Luxus ein- 
zurichten sei. Er selbst hatte nur viUas inexcultas et rudesj ne 
tectorio quidem praelitas. Gell. XIII, 24 (23). vgl. Cic. de leg. 
II, 1. hoc ipso in loco^ quumävus viveret et antiquo rnore parva 
esset Villa, ut illa Curiana in Sahinis. — Die Villa des Scipio 
Africanus, wo er im Exil lebte, die älteste erwähnte, war zwar 
im Innern auch höch.st einfach eingerichtet, aber nach aussen 
fest und durch Mauern und Thürme geschützt (Sen. ep. 86), 
was er sowohl aus alter militärischer Vorliebe als um etwaige 
Raubanfölle abzuhalten gethan haben mochte. Solche Burg- 
bauten wie sie auch Marius und Pompejus anlegten (Sen. ep. 
51.) können mit den eigentlichen römischen Villen gar nicht 
verglichen werden. 

Mit dem allgemeiner werdenden Luxus bekamen auch 
die alten einfachen Villen eine andere Gestalt, wie Varro r. r. 
ni, 2. sagt quid tua habet simile villae illiusy quam tuus avus et 
proavus habebat. und man legte nun häufig Landhäuser blos 
zum Vergnügen an, ohne alle ökonomische Bedeutung. Varro 
r. r. a. a. 0. tua ista neque agrum habet ullum, nee bovem nee 
aquarn. s. unten B.] 

Seitdem unterschied man zwischen villa rustica [simplex 
rustica Varro IH, 2.] und pseudourbana, [Varro I, 13.] 
ViTR. VI. 8. (5.) und es gab ebensowohl Landhäuser, welche 



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Die Villen. 31 

nur für einen dieser Zwecke berechnet worden waren, als 
solche, die beiden gemeinschaftlich dienten. Von letzteren 
sagt CoLUM. I, 6. Modus autem memhrorumque numerus aptetur 
consepto et dividatur in tres partesy urhanam^ rusticam et fructu- 
ariam, [ebenso Auson. Popm. de instr. 1.] Unter letzterer 
versteht er die Vorrathsgebäude für Oel, Wein, Körner, Heu 
u. s. w. Anders schreiben es Varro und Vitruv vor, wovon 
sogleich die Eede sein wird. 

A. Die Anlage und Einrichtung einer Villa rustica wird 
von Varro, Vitruv und Columella ausführlich beschrieben, 
doch weichen namentlich des letztgenannten Vorschriften be- 
sonders hinsichtlich der Vorrat hskammern ab. Im Allge- 
meinen ist die Anlage folgende: die Villa soll zwei Höfe {co- 
kortes, chortesy cortes) haben (Varro I, 13.). Am Eingang zu 
dem ersten oder äusseren (vorderen) Hofe ist die Wohnung 
des Villicus, damit er wisse, wer aus und ein gehe [s. Thl. I, 
S. 104.]. Dort befindet sich ferner die grosse gemeinschaft- 
liche Küche, wo sich die Familie (Sklaven) versammelt, und 
im Winter beim Feuer des Heerdes verschiedene Arbeiten 
vorgenommen werden. Vitr. VI, 9. (6 Sehn.) In corte culina 
quam calidissimo loco designetur, Varr. a. a. O. In primis cu- 
lina videnda ut sit admota (Villici cellae), quod ibi hieme ante- 
lucanis temporibus aliquot res conßciuntur, cibus paratur ac 
capitur. Col. magna et alta culina ponetur. Dabei befinden 
sich die Badestuben Vitr. § 2. [ita enim lavationi rusticae 
ministratio non erit longe. auch die apotheca, s. den vierten 
Exe. z. neunten Scene.] und ebenso die Wein- und Oelpresse 
(torcular) nach Vitruv. Dagegen sagt Col. § 18. Torcularia 
praecipue cellaeque oleariae calidae esse debent. — Sed ut calore 
naturali opus est, qui contingit positione caeli et declinatione, 
ita non opus est ignibus aut flammis: quoniam fumo et fuligine 
sapor olei corrumpitur. Er will daher nicht einmal Lampen 
bei der Arbeit des Fressens angewendet haben. Ferner sollen 
auch dort die cellae oleariae und vinariae sein [Vitr. § 2 f.] ; 
die ersteren nach Mittag, die letzteren nach Mitternacht ge- 
legen, beide aber auf ebenem Boden [ähnlich Pallad. 1, 18. 20.]. 



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32 Erster Excurs zur fünften Scene. 

Varr. Fructibus (humidis) ut est vitium et oleum ^ loco piano 
potius cellas faciundum. Col. § 9. ex iis (cellis) quae sunt in 
piano custodiam recipiant humidarum rerum tanqnam vini olei 
venalium. Was es daher heissen soll, wenn Hirt in die Er- 
läuterung des Plans einer Villa Geschichte der Baukunst Taf. 
XXVni. Bd. III. S. XXXIV. sagt: „Unter den Wohnräumen 
der Küche sind die Keller für das Auspressen der Oliven" etc. 
und „Unter der Wohnung des Villicus sind die Weinkeller", 
ob dabei ganz unstatthaft Küche und Wohnung im zweiten 
Stocke angenommen werden, oder gar an Weinkeller ganz 
oder halb unter der Erde — den Alten etwas Unerhörtes — 
gedacht ist, das lässt sich schwer sagen. Nur das ergastulum 
verlegt Columella unter die Erde. § 3. Vinctis quam salu- 
herrimum suhterraneum ergastulum plurimis idque angustis illu- 
Stratum fenestris atque a terra sie editis, ne manu contingi pos- 
sint. Solche Behältnisse scheint Hirt gemeint zu haben, da 
er hinzusetzt „mit Fenstern gegen die Nordseite"; das könnten 
also nur Kellerlöcher sein. Aber solche cellae wären nicht in 
piano und eine solche Aufbewahrung ist dem Alterthum über- 
haupt fremd. — Die trocknen Früchte hingegen und das 
Futter wurden auf Böden aufbewahrt. [Col. 1, 6. siccae autem 
res congerantur tabulatis, ut frumenta, foenum^ frondes^ paleae 
ceteraque pabula.] Varr. Vitr. § 4. Granaria sublimata [et ad 
septentrionem aut aquilonem spectantia] disponantur. [Diese 
Kornböden und Scheuern horrea mussten fern von feuchten 
Plätzen, wie Ställen und Düngerstätten liegen. Für die Zu- 
bereitung des Fussbodens und der Wände gab es besondere 
Vorschriften, Varro I, 13. Col. I, 6. Pallüd. I, 19. Aehnlich 
waren die Obstkammern möglichst trocken und gegen Norden, 
am liebsten gewölbt und ganz massiv Varro I, 59.] Colum. 
nun, der eine besondere Villa fructuaria annimmt, verlegt 
dorthin auch die Oel- und Weinvorräthe; Vitruv dagegen 
will blos die feuergefahrlichen Dinge ausserhalb der Villa 
aufbewahrt wissen , §5. Horrea^ foenilia^ farraria^ pistrina 
extra villam facienda videntur^ ut ab ignis periculo sint villae 
iutiores. Bei Varro sind alle Vorräthe in der Villa selbst. 



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Die Villen. 33 

[Natürlich hingen diese Anordnungen ganz von der Grösse 
des Praedium ab, denn bei einer kleinen Besitzung wäre es 
lächerlich gewesen eine besondere Abtheilung als villa fructua- 
ria anzulegen.] Die Gellen der Sklaven, die wohl nicht nur 
im vorderen Hof waren, sollten am liebsten nach Mittag liegen. 
GoL. § 3. Optime salutis servis cellae meridiem ^aequinoctialem 
spectantes fient Darauf geht auch, was Varro sagt: Familia 
ubi versetur providendum , si fessi opere aut frigore aut calore, 
et ubi commodissime possint se quiete reciperare. — Die Ställe, 
bubiliUy equilia, ovilia, werden wohl am besten um den inneren 
Hof gedacht, Vitrüv will sie [gegen Morgen und zwar die 
Ochsenställe] nahe an der Küche haben [§ 1. die Pferdeställe 
aber fern davon. § 4. Pallad. I, 21. legt die Ställe gegen 
Süden. Golum. I, 6. verlangt besondere Ställe für den Som- 
mer und für den Winter, bubilia — hiberma atque aesiiva. Die 
Hirten hatten ihre Wohnungen ganz in der Nähe ihres Viehs.] 
— Beide Höfe sollten in der Mitte Wasserbehälter haben [da- 
gegen nach Pallad. 1, 31. circa villam.]; der innere mit einem 
Springquell zur Tränke für das Vieh. Varr. § 3. Boves enim 
ex arvo aesiate reducti hie bibunt, hie perfunduntur ; nee minus 
e pabulo cum redierunt anseres, sues, porei., der äussere zum 
Einweichen gewisser Früchte. Ebend. ubi maceretur lupinum 
item alia^ quae demissa in aquam ad usum aptiora fiunt. Gol. 
I, 6. Das ist das Wesentlichste, was Varro, Vitruv und 
CoLUMELLA Über die Villa rustica berichten. Man vergleiche 
damit Stieglitz, Archäologie der Bauk. HI. S. 249 ff. Hirt, 
Gesch. der Bauk. IH. S. 289 ff. Lehrreicher als beide sind 
Schneiders freilich nur einzelnes berührende Anmerkungen 
zu Varro, Golumella und Palladius. 

[lieber den Ökonomischen Betrieb auf den Villen erhalten 
wir durch Varro r. r. I. genügende Auskunft, da er hier seiner 
Gattin Fundania Instruktion giebt, wie sie nach seinem Tode 
ihre Villa bewirthschaften solle. Eine kurze Uebersicht des 
römischen Landbaues mit Literatur s. Pauly, Eealencyklop. 
VI, S. 580 ff. und I, 2. Ausgabe unter Agricultura. Büchner, 
über die villa rustica in Hamms agronom. Zeit. Leipzig 1858. 

BiscKER, Gallus. 3. Aufl. TU. 3 



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34 Erster Excurs zur fünften Scene. 

Das zweite Buch Varro's beschäftigt sich lediglich mit der 
Viehzucht (pastio pecuaria oder agrestis genannt, weil die 
Nutzthiere meistens auf die Weide gehen) , wo er ausführlich 
die Behandlung, Zucht, Fütterung u. s. w. bespricht. Es 
waren dieselben Thiere, welche auch von uns gezogen werden, 
Eindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Esel, Maulthiere und 
Pferde, (letztere nur zum Reiten und zum Kriegsdienst). Auch 
behandelt er schliesslich die Hunde und Hirten. Colum. VI. 
VII. S. überhaupt Magerstedt, Viehzucht der Römer, zwei 
Hefte. Sondershausen 1859. 1860. Lenz, Zoologie der alten 
Griechen und Römer, Gotha 1856, S. 185—251. Das dritte 
Buch Varro's umfasst die sogen, pastio villatica d. h. das Vieh, 
welches nicht auf die Weide getrieben , sondern auf der Villa 
gefüttert wird, oder die Luxus Viehzucht, die für höchst ein- 
träglich galt. VÄrro in, 2. duo genera — pastionum, unum 
agrestßy in quo pecuariae sunt, alterum villaticum^ in quo sunt 
gallinae ac columbae et apes et caetera quae in villa solent pasci 
— ideo ex his pastionihus ex una villa maiores fructus capere^ 
quam aliifaciunt ex toto fundo. Colum. VHI, 1. Wir trennen 
nach Vabro IH, 3 {Eius disciplinae genera sunt tria^ orriithones^ 
leporariay Piscinae) die Zucht der Vögel, des Wildes und der 
Fische. 

I. Ueber die Hühner, Tauben, Pfauen, Fasanen ist Thl. I, 
S. 104 flF. gesprochen worden, üeber Krammetsvögel, Gänse, 
Enten s. d. ersten Exe. z. neunten Scene. Besondere Freude 
hatten die Römer an einem schönen reich bevölkerten avia- 
rium oder omithon^ wo Krammetsvögel, Amseln, Ortolanen, 
Wachteln und sogar Singvögel gezogen wurden, Varro HI, 4. 
duo sunt omithonis genera, unum delectationis causa — alterum 
fructus causa. Nach Plin. X, 50, 72. war M. Laenius Strabo 
in Brundusium der Erfinder der grossen Aviarien inclusis 
omnium generum avihus. Ein sehr ausgedehntes mit hänfenen 
Netzen überspanntes {rete aviarium) besass Varro, HI, 5. in 
welchem auch zwei piscinae und ein Bassin für Enten, Kra- 
niche u. s. w. sowie ein Speisetisch für den Herrn und seine 
Gäste angebracht waren. Einen Plan desselben giebt Sbgner 



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Die Villen. 35 

in Gesners Ausgabe, Hirt in Abhandlung, der Berliner Akad. 
1797. EoDE, Sendschreiben und Hirt, Aijtwort in Berliner 
Samml; von Aufsätzen die Bauk. betreflF. I. 1800. Stieglitz, 
Archäol. der Bauk. II, S. 275 flF. Hirt, Gesch. der Bauk. IH, 
S. 318. und zuletzt Eiecke, M. Terrentius Varro. Stuttgart 
1861, zu S. 50 ff. Die besonders für Gänse und Enten be- 
stimmten nantium volucrum qiiae stagnis piscinisque laetantur 
aviaria (Colüm. VIH, 1.) nannte man chenohoscium und nesso- 
trophium^ Varro HI, 10 f. Colüm. VHI, 14 f. Dureau de la 
Malle, ^conomie polit. des Eom. 11, S. 179 — 199. 

II. Leporaria Hasengärten, dann Wildparks im weiteren 
Sinne, welche eigentlich vivaria ferarum hestiarum heissen, 
DiG. XLI, 2, 3. § 14. Colüm. VIII, 1. IX, 1. Plin. h. n. 
Vni, 51, 78. Varro IH, 3. leporaria te accipere volo, non ea, 
guae tritavi nostri docebantj ubi soliti lepores sint, sed omnia 
saepta afficta villae quae sunt et hdbent inclusa animalia quae 
pascantur. 12. neque solum lepores eo includantur silva, ut 
olim in iugero agelli — sed etiam cervi aut capreae in iugeribus 
multis. Macrob. Sat. H, 9. Dazu kamen noch Kaninchen, 
cuniculi und Wildschweine, Colüm. r. r. IX, 1. Plin. VIH, 
51, 78. Hohe Mauern mussten zum Schutz gegen Eaubthiere 
herumgezogen werden, wie Varro vorschreibt. Auf dem Lau- 
rentum des Hortensius war der Park über 50 Morgen gross 
und ummauert. Ibi erat locus excelsus, ubi triclinio posito ce- 
nabamus, — Qw. Orphea — bucdnam inßavity ubi tanta cir- 
cumfluxit nos cervorurrij aprorum et ceterarum quadrupedum 
multitudo cett. Zuweilen hatte man Umzäunungen von Eichen- 
planken, wesshalb der Thiergarten auch roborarium hiess. 
Gell. H, 20. Col. IX, 1. Dieser bemerkt auch, dass die/erae 
pecudes ut capreoli damaeque, nee minus orygum cervorumque 
genera et aprorum modo lautitiis et voluptatibus dominorum (das 
heisst zum Vergnügen und zur Jagd) serviunt, modo quaestui 
ac reditibus (nämlich zum Verkauf der Thiere). — lieber Hasen 
und Eber s. den ersten Excurs zur neunten Scene. — * An die 
Thiergarten knüpft Varro die Zucht der Siebenschläfer. Das 
glirarium war ein von glatten Wänden umschlossener Hof mit 



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ä6 Erster Excurs zur fünften Scenö. 

Eichbäumen und das Mästen der glires (obwohl censorische 
Gesetze den Genuss beschränkten, Plin. XXXVI, 1 .) erfolgte 
in grossen Töpfen, Varro r. r. III, 15. Plin. h. n. VIII, 56, 
82 (mit Kastanien). Mart. XHI, 59. 

Tota mihi dormitur hiemsy et pinguior illo 
Tempore sum quo me nil nisi somnus alit. 
Die Schneckengehege (cochlearia) befanden sich meistens auf 
kleinen schattigen Inseln, die sogar mit künstlichem Thau be- 
feuchtet wurden (manufacere oportet roscidum). Varro r. r. 
in, 14. behandelt ausführlich die Zucht und Pflege. Plin. h. n. 
IX, 56, 82. Cochlearum vivaria instituit Fulvius Hirpinus in 
Targuiniensi, paulo ante civile bellum — distinctis quidem gene- 
rihus earum, separatim ut essent albaej quae in Reatino agro 
nascuntur, separatim Illyricae, quibus magnitudo praecipuq, Afri- 
canae quibus foecunditas, Solitanae quibus nobilitas. Dann wird 
hier von Varro III, 16. die Bienenzucht angeknüpft, welche 
wegen des bei den Speisen nicht zu entbehrenden Honigs (s. 
den ersten Excurs zur neunten Scene) von grosser Bedeutung 
war. Auch brauchte man denselben zur Bereitung mancher 
Getränke (Meth) und Arzneien, Plin. h. n. XXII, 24, 50. 
Ebenso nützlich war das Wachs, Plin. h. n. XXI, 14, 19. 
XXn, 24, 55. lieber die Bienen und deren Zucht, die in 
Bienenständen {mellorium oder alvearium^ so genannt von den 
Stöcken alvus, in denen sich die aus den Zellen cella beste- 
henden Waben — favus — befanden) mit grosser Sorgfalt 
betrieben wurde und sehr einträglich war (Varro berichtet, 
dass zwei Brüder auf einem kleinen Gütchen reich geworden 
wären,, da sie jährlich 10,0Ü0 Sesterzen aus dem Honig gelöst 
hätten u. s. w.), geben ausser Varro Aristot. V, 18 f. IX, 
27. Verg. Georg. IV. Colum. r. r. IX, 2 ff. Pallad. r. r. I, 
37 f. VH, 7. Plin. h. n. XI, 5 ff. sehr interessante Notizen. 
Magerstedt, die Bienenzucht der Völker des Alterthums. 
Sondershausen 1851. Lenz, Zoologie der alten Griechen und 
Kömer, S. 562—599. 

in. Piscina oder vivarium piscium ist der Name der 
grossen als Fischbehälter dienenden Bassins, Gell. II, 20. 



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Die Villen. 37 

Cic. Parad. V, 38. Sen. ep. 55. 90. Dig. XLI, 2, 3. § 14. Sehr 
ausführlich sprechen davon Varro r. r. III, 3. 17. Colüm. 
Vm, 16 f. Plin. h. n. IX, 54, 79 ff. Mart. X, 30. 
Piscina rhombum pascit et lupos vemasy 
Natat ad magistrum delicata muraena cett. 
s. I, S. 109. Lange hatte man Teiche von süssem Wasser, bis 
C. Sergius Orata (d. i. Goldbrasse) und Licinius Murena auch 
Meerwasserbassins anlegten, Val. Max. IX, 1, 1. Plik. IX, 
54, 80. C. Hirrius schuf Muränenteiche und lieh dem Dictator 
Cäsar 6000 dieser Fische, Plin. IX, 55, 81. Ueber die Grau- 
samkeit des Muränenzüchters Vedius Pollio s. 11, S. 150. und 
Sen. de dem. I, 18. Wie närrisch Hortensius und Antonia in 
Muräne verliebt waren, erzählt Plin. IX, 55, 81. Varro III, 
17. piscinarum genera sunt duo, dulcium et salsarum: alterum 
apud plebem — illae autem maritimae piscinae nohilium — 
magis ad oculos pertinent, quam ad vesicam etc. Den unsinnig- 
sten Luxus dieser Art trieben Philippus, Hortensius und Lu- 
cullus, siehe oben und bei den villae urbanae. Diese piscinae 
hatten doppelte Abzüge {specus) mit ehernen Gittern, um immer 
frisches Wasser zu haben (Lucullus Hess desshalb sogar einen 
Berg durchgraben), künstliche Abtheilungen für jede Fisch- 
art, herrliche massive Quais und sonst verzierte Ufer. Von 
einer entsprechenden Rente konnte keine Rede sein , aber bei 
dem Verkauf kam das Capital wohl wieder heraus. Wenig- 
stens wurde eine Villa des Hirrius wegen der Piscinae für 
vier Millionen Sesterzen verkauft (200,000 Thaler), Varro 
und Plin. a. a. O. Wegen dieser Liebhaberei baute man Villen 
nahe am Meer, ja in das Meer hinein, wo der Besitzer {pisci- 
narius Cic. ad Att. I, 20. H, 9.) selbst fischte oder seine pisca- 
tores fischen liess, Dig. XXXHI, 7, 27 pr. Mart. IV, 30. Plin. 
ep. IX, 7. ex illa (villa) possis despicere piscantes , ex kac ipse 
piscari hamumque e cubiculo ac paene etiam lectulo — iacere. 
Diesen Luxus meint Sall. Cat. 13. a privatis compluribus sub- 
versos montes, maria constrata esse, und 20. in exstruendo mari 
et exaequandis montibus, Sen. contr. IX , p. 140 Bip. litoribus 
quoque moles invehuntur^ congestisque in altum terris exaggerant 



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38 Erster Excurs zur fünften Scene. 

sinüs; alii fossis inducunt mare cett. Dürbaü de la Malle, 
^con. polit. n, S. 209 fP. Ueber die verschiedenen Arten der 
Fische sowie über die Austern und Schnecken s. den ersten 
Excurs zur neunten Scene. Die ersten künstlichen Austern- 
bassins gründete der schon genannte C. Sergius Orata, Plin. 
h. n. IX, 54, 79. ostrearum vivaria primus omnium — invenit 
in Baiano aetate L, Crassi oratoris ante Marsicum bellum^ nee 
gulae causa sed avaritiae, magna vectigalia tali ex ingenio suo 
percipiens, 

B. Villa urbana , pseudourbana (auch praetorium Herm- 
haus gen. SuET. Oct. 72. Cal. 37. Tit. 8. Fall. I, 8. 11. Vitr. 
VI, 8. Stat. Silv. I, 3.) wird rücksichtlich der inneren Ein- 
richtung und Ausstattung mnem Hause in der Stadt gleich 
gewesen sein, oft aber noch viel reicher und prachtvoller. 
Sonst aber waren beide sehr verschieden, denn während bei 
dem städtischen Hause auf den äusseren Effekt nichts ankam 
und eine Verbindung mit Aussen nicht Statt fand , weil sich 
das ganze Leben nach Innen um die gemeinsamen Mittelpunkte 
des Atrium und Cavädium concentrirte, waltete bei den Land- 
häusern gerade die umgekehrte Rücksicht ob. Diese sollten 
nach allen Seiten in der Nähe und Ferne einen der schönen 
Umgebung entsprechenden anmuthigen Anblick darbieten und 
sollten selbst das häusliche Leben mit der Natur in enge Ver- 
bindung bringen. Man lebte ja desshalb auf dem Lande , um 
immer die Natur zu sehen, zu gemessen und möglichst viel 
Zeit in derselben zuzubringen. Desshalb bildete die Villa 
nicht wie das Stadthaus nach aussen einen von kahlen Umfas- 
sungsmauern eingeschlossenen und von Nachbarn oft ganz 
beengten Gebäudecomplex (s. Thl. H, S. 177.), sondern von 
allen Seiten freie und mannigfaltige, sogar phantastische For- 
men, denn sie war fensterreich, fast durchsichtig {luminosa 
Vitr. VI, 6, 6.) und von langen Säulenhallen eingefasst. Die 
geraden Linien unterbrachen hervorragende Pavillons, halb- 
runde Abßiden und Erker, Plin. ep. H, 17. cubiculum in ap- 
sida curvatum etc. s. I, S. 108 u. s. Thl. H, S. 239., so dass der 
Totaleindruck ein imposanter und feenhafter war. S. die an- 



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Die Villen. 39 

tiken Wandgemälde, z. B. bei Guhl und Konbr, IE, S. 98. 
und die geniale Restauration der Plinianischen Villen von 
ScHiNKEL, in dem Architekten- Album , Heft 7, Berlin 1862. 
Seine Arbeit ist bei manchen Mängeln im Einzelnen sehr ver- 
dienstlich und giebt uns sicherlich ein eben so treues als leb- 
haftes Bild einer Villa. Nur hätte die mangelhafte HiRT'sche 
Uebersetzung nicht wiederholt werden sollen. V, 6, 27. ist die 
Uebersetzung nach einer unglücklichen Conjektur von Hirt 
beibehalten worden, während in dem danebenstehenden Text 
richtig superpositum steht. Die in Thl. I, S. 92 ff. gegebene 
Schilderung ist aus Plin. H, 17. und V, 6. entlehnt. Siehe S. 
107 f. Obwohl die Details keine Schwierigkeiten darbieten, 
so ist es doch sehr schwer sich nach Plinius' Worten einen 
Grundriss des Ganzen zu entwerfen. — Zu den gewöhnlichen 
Theilen des Hauses (atrium, peristylium u. s. w., nur dass man 
oft statt des Atrium einen grossen Peristyl zum ersten Eaum 
im Hause machte, Vitr. VI, 5, 3. in urbe atria proxima ianuis 
solent esse, ruri vero pseudourhanis statim peristylia^ deinde tunc 
atria hdbentia circum porticus pavimenta spectantia ad palae- 
stras et ambulationes. Bei Plin's Villen machten aber Atrien 
den Anfang.) kamen noch Badezimmer, Thürme [turres s. I, 
S. 109. 143.) Gymnasium für gymnastische Uebungen, Biblio- 
thek (Cic. de fin. HI, 2.), Stadium oder Laufbahn, Sphaeriste- 
rium, Ballsaal (s. zweiten Exe. z. siebenten Scene) und Gärten 
mit den schönsten Anlagen geschmückt und mit Thiergärten 
(s. oben) versehen. Colum. I, 6. trennt nach der Raffinerie der 
Neueren bei der villa urbana zwei Theile, die hihema und 
aestiva — ut spectent hiemalis tewporis cubicula brumalem 
orientemy cenationes aequinoctialem occidentem. Rursus aestiva 
cubicula spectent etc. Also hatte man für die beiden Haupt- 
jahreszeiten besondere Zimmer. Alle Vornehmen wetteiferten, 
prächtige Villen zu besitzen und legten sie theils auf massige 
Anhöhen, theils in lachenden Thälern , sowohl an Flüssen als 
am Ufer des Meeres an (namentlich bei Tusculum, Tibur, 
Bajä u. s. w. s. Thl. I, S. 143.), Varro I, 13. Nunc contra 
villam urbanam quam maximam ac politissimam habeant, dant 



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40 Erster Excura zur fünften Scene. 

operanij ac cum Metelli ac Luculli villis, pessimo publico aedt- 
ficatis certant, und die Ausstattung war prachtvoll. Cic. Verr. 
V, 48. at istorum villae sociorum fidelissimomm plurimis et pul- 
cherrimis spoliis ornatae refertae sunt. — cum ÄthenaSj Perga- 
mum, Cyzicum, Miletum^ Ckium, Samum, totam denique Asiamy 
Achaiam, Graeciam, Siciliam iam in paucis villis inclusas esse 
videatisf So war das Tusculanum des M. Scaurus Plin. h. n. 
XXXVI, 15, 24. Für die Grösse der Gebäude spricht Sall,. 
Cat. 12. cum domos atque villas cognoveris in urbium modum 
exaedificatas und von dem unsinnigen Aufwand der Anlage 
am Meere s. oben bei piscina. Am ärgsten trieb es in dieser 
Beziehung LucuUus, dessen Tusculanum weltberühmt war, Cic. 
de leg. m, 13. de Fin. m, 2. p. Sest.43. Plut. Luc. 39. Varro 
r. r. III, 4. Plin. h. n. XVHI, 7. Vell. Pat. II, 33. Quem 
(Lucullum) oh iniectas moles mari et receptum suffossis montibus 
in terras mare — Pompeius Xerxem togatum vocare assueverat. 
Unter den Kaisern nahm der Luxus der Villen noch 
mehr zu, wo Tiberius, Caligula, Nero nlit ihrem Beispiel vor- 
angingen. Tag. Ann. FV, 67. 53. villarumne infinita spatia. 
SuET. Col. 37. Ner. 31. Auch die folgenden Kaiser blieben 
nicht zurück. Spart. Adv. 26. Cap. A. Pius 1. Verus 8. Gor- 
dian 32. Ein schönes Bild von den prachtvollen Badern der 
Villen entwirft Sen. ep. 86, welche Stelle in dem ersten Exe. 
zur siebenten Scene abgedruckt ist. Kürzer ist die Schilde- 
rung der Villa des Servilius Vatia, epist. 55. Prächtig und 
mit Kunstsammlungen ausgestattet war die Tiburtina des 
Manlius Vopiscus nach der Beschreibung des Stat. Silv. I, 3. 
Quid primum mediumve canam^ quo fine quiescam? 
Auratasne trabes an Mauros undique postes 
An picturata lucentia marmora vera 
Mirer an emissas per cuncta cubilia nymphast — 
Vidi artes veterumque manus variisque metalla 
Viva modis, Labor est auri memorare ßguras 
Aut ebur aut dignas digitis contingere gemmxis etc. 
Dann folgt der künstliche Mosaikboden (s. 11, S. 249.), die 
reiche Bewässerung u. s. w. 



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Die Villen. 41 

In Italien findet man zahlreiche Trümmer alter Villen, 
z. B. bei Tor Maranci vor Eom, Biondi, monumenti Amaran- 
ziani, Roma 1843 (mit schönen Malereien und Mosaiken, vgl. 
Orelli 4570. praed. Amarant,)^ die sogen. Villa des Diomedes 
in Pompeji, des ungleichen Bodens halber mehrstöckig und 
terassirt, s. Overbeck, Pompeji S. 248 fil Hamilton, notes on 
a Rom. villa (bei Pausilippo) in Transact. of the royal soc. of 
lit. Lond. 1839, III, p. 108 ^. u. s. w. Auch in die Provinzen 
gingen diese Bauten über in den verschiedensten Formen, von 
der stolzen Sommerresidenz bis zu dem bescheidenen Oeko- 
nomiehof herab, und noch in der neuesten Zeit hat man an 
Rhein und Mosel zahlreiche Ueberreste gefunden s. Overbeck, 
die röm. Villa bei Weingarten (nicht weit von Zülpich, Tol- 
biacum). Bonn 1851. Die Römervilla zu Westhofen. Ingol- 
stadt 1857. Schmidt, Baudenkmale der röm. Vorzeit in Trier. 
rV. Lieferung. Jagdvilla zu Fliessen, Trier 1843, mit Bemer- 
kungen in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsf. im 
Rheinland. in,S. 60—82. IV, S. 196 ff. V. VI, S. 396 ff. vgl. 
XVI, S. 83 ff. Reiche Mosaiken und hohe Thürme zeichnen 
diese letzte Villa, welche nicht blos als luxuriöser Sommer- 
auf enthalt, sondern auch zur Landwirthschaft und zur Befrie- 
digung der Jagdliebhaberei diente (PLiN.*ep. V, 6, 7 f. varia 
venatio), vor anderen Ueberresten aus. Uebrigens ist es sehr 
schwer, sich aus den Grundrissen ein Bild des Ganzen zu ent- 
werfen und jeden der zahlreichen Räume seiner ursprünglichen 
Bestimmung zuzuweisen. In England hat ausser mehreren 
Andern der unermüdliche Neville eine Reihe von Villen aus- 
gegraben, meist mit Bädern, Hypokausten, seltsamen schmalen 
Gängen versehen, über die the archaeol. journal berichtet 
und schöne Illustrationen beifügt, II (1846), p. 42 ff. 351 ff. 
424. bei Bisley in Gloucestershire und bei Oxford, Wey- 
mouth u. s. w. VI (1849), p. 14 ff. bei Ickleton. VH (1850), 
p. 26 ff. bei Hadstock in Essex. X (1853), p. 14 ff. Great 
Copt Hill bei Bartlow in Essex. lieber grosse derartige Aus- 
grabungen in Wiltshire und Beckshire s. the liter. gazette 
1860, Nr. 141. 153.] 



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ZWEITER EXCURS ZUR FÜNFTEN SCENE. 



DIE GARTEN. 

Die Schilderung, welche ich Thl. I, S. 99 ff. von den zur 
Villa gehörigen Gärten entworfen habe, dürfte leicht Manchem 
als wenig mit Sitte und Geschmack des Alterthums überein- 
stimmend erscheinen, und man könnte wohl glauben, es habe 
vielmehr ein Garten im aRfranzösischen Geschmacke aus dem 
siebenzehnten oder achtzehnten Jahrhunderte zum Vorbilde 
gedient. Allein das Sprüchwort, dass nichts Neues unter der 
Sonne geschieht, bewährt sich auch hier. Eben diese Anlagen, 
wo die gesammte Vegetation in steife geometrische Formen 
gezwängt wurde, wo das Messer und die Scheere des Gärtners 
nicht ruheten, bis sie auch die letzte Spur frei waltender Natur 
vertilgt hatten, und die Abgeschmacktheit der Form nur durch 
die zwischen den steifen Hecken und Kegeln wandelnden Reif- 
röcke und Allongenperrücken übertroffen wurde, eben diese 
Anlagen waren schon in Rom und schwerlich erst in späterer 
Zeit beliebt und gewöhnlich. [Auch die Pompejanischen Wand- 
gemälde, welche Gärten darstellen, zeigen ganz symmetrische 
Formen und Verhältnisse, z. B. Mus. Borb. XII. Tab. A. B.] 
Und im Grunde war der antiken Welt eine solche Künstelei 
noch eher zu verzeihen. Die Mittel, welche die Natur darbot, 
waren mit dem Reichthume unserer Zeit verglichen , gering. 
Noch hatten nicht fremde Welttheile die reichen Schätze üppig 
prächtiger Vegetation aufgeschlossen, und tausend in bunten 
Farben Gebüsch und Blumenbeet malende Bäume, Sträucher 
und Blumen gesandt. Beschränkt auf eine kärgliche und noch 



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Zweiter Excurs zur fünften Scene. Die Gärten. 43 

wenig veredelte Flora suchte man durch Künstlichkeit den 
Gegensatz zur freien Natur auffallend zu machen, und die 
natürliche Form der Bäume und Sträucher, des Lorheer, der 
Cypresse, des Taxus, desBuxus, der Myrte, des Eosmarin 
[welcher in Italien die ansehnliche Höhe von 6 — 7 Ellen er- 
reicht] gab gewissermassen steife und bizarre Anlagen an die 
Hand. Nehmen wir aus unsern Parken den Schmuck der Sy- 
ringen, Bignonien, Spiräen, Cytisus, Eibes und Pirusarten, 
verbannen wir von unsern Blumenbeeten die Pracht der Hya- 
zinthen und Tulpen , die Mannigfaltigkeit künstlich erzeugter 
Kosen und Dahlien, und den Eeichthnm der perennirenden 
und Sommer -Gewächse, und wir werden wiederum darauf 
denken, wie wir durch das Auffallende künstlicher Anlage 
den Garten von Wald, Gebüsch und Feld unterscheiden. [Mit 
grösserem Eecht leitet Wüestemann, über d. Kunstgärtnerei 
bei den alten Eömern, (Gotha) 1846. S. 16. diesen barocken 
Geschmack aus der Nachahmung der morgenländischen Gar- 
tenanlagen her. Den Griechen waren diese unnatürlichen 
Formen stets fremd geblieben.] 

Das möchte freilich bezweifelt werden, ob es ganze Gärten 
in jenem steifen Geschmacke damals gegeben habe. Vielmehr 
lässt sich aus den vorhandenen Beschreibungen schliessen, dass 
die Anlagen gemischt waren, und mit künstlichen Hecken- 
parthien und Alleen zwangloseres Gebüsch und freie grüne 
Plätze abwechselten, wie denn in den meisten Fällen auch wohl 
Wein, Obst und selbst Gemüsepflanzungen nicht ausgeschlossen 
waren. 

Bei der Allgemeinheit grosser Gartenanlagen ist es son- 
derbar, dass die Eömer keinen bestimmten Namen für den 
Gärtner überhaupt haben, denn hortulanus ist ein späterer 
Ausdruck. Sonst wird er mit den allgemeineren villicus [wel- 
cher als solcher auch für die an den Villen gelegenen Gärten 
sorgte; so in Sek. ep. 12. hat der villicus die Pflege der Pla- 
tanen zu überwachen], cultor hortorum bezeichnet, oder in 
Eücksicht auf einzelne Theile der Gartencultur vinitor^ olitor, 
[arborator]. Der eigentliche Kunstgärtner aber hiess topiarius^ 



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44 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

und an diesen Namen knüpft sich am besten, was über die Zeit 
und das Wesen solcher Kunstgärten zu sagen ist. 

Topiarü werden schon von Cicero, und zwar als etwas 
Gewöhnliches genannt, ohne dass man indessen berechtigt 
wäre, ihre Kunst in die Schnörkeleien späterer Zeit zu setzen. 
[Topiarü auf Inschriften Orelli Henzen 2966. 4293. 6300. 
6445. Jen. Lit. Zeit. 1847. N. 282. S. Salmas. zu Spart. 
Hadr. 10.] Cic. nennt sie unter den geachteteren Sklaven, 
Parad. V, 2. ut in magna stuUorum famiUa sunt alii lautiores, 
ut sibi videntur, sed tarnen servi^ atrienses, topiarü, und äussert 
sich zufrieden mit seinem eigenen topiarius^ ad Quint. fr. III, 
1, 2. topiarium laudavi: ita omnia convestit hedera^ qua hasim 
villae\ qua intercolumnia ambulationis , ut denique Uli palliati 
topiariam facere videantur et heder am vendere. Dieses Beklei- 
den der Mauern, der Bäume, der Terassen mit Epheu, Immer- 
grün und Acanthus gehörte ganz eigentlich zum Geschäfte des 
topiarius. Daher sagt Plin. XXI, 11, 39. Vinca pervinca sem- 
per vir et y in modum lineae foliis geniculatim circumdata, topia- 
ria herba, und XXII, 22, 34. Äcanthos est topiaria et urbana 
kerba. So waren in der toskanischen Villa des jüngeren Pli- 
Nius die Bäume um den Hippodrom mit Epheu bezogen, ep. 
V, 6, 32. platanis circuitur. illae hedera vestiuntur^ utque sum- 
mae suis, ita imae alienis frondibus virent, Hedera truncum et 
ramos pererrat, vicinasque platanos transitu suo copulat. Ausser- 
dem fanden sie reichliche Beschäftigung in der Anlage und 
Pflege zahlreicher Lauben und bedeckter Gänge, besonders 
aus Weinreben. Doch diese einfachen Zierden der Gärten be- 
friedigten noch nicht; man gab Bäumen und Sträuchern durch 
Binden und Beschneiden künstliche Formen, man bildete aus 
ihnen Heckenwände, Thierfiguren, Schiffe, Buchstaben und 
dergleichen mehr. Wie weit man in diesen Abgeschmackt- 
heiten ging , das bezeugt der ältere Pliniüs , wo er von der 
Oypresse spricht: XVI, 33, 60. Metae demum adspectu non re- 
pudiata, distinguendis tantum pinorum ordinibus, nunc vero ton- 
silis facta in densitaie parietum coercitaque gracilitate perpetuo 
tenera. Trahltur etiam in picturas operis topiarü, venatus das- 



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Öie Gärten. 45 

sesve et imagines verum tenui folio brevique et virenti semper 
vestiens. Ebenso gebrauchte man dazu den Buxus, der im 
Garten der erwähnten toskanischen Villa eine Hauptrolle 
spielte [desgleichen Lorbeer und Myrthe, Plin. h. n. XV, 39. 
37.]. Die Beschreibung, welche Plinius ep. V, 6. davon giebt, 
ist die Hauptquelle unserer Kenntniss der alten Gartenkunst. 
Er safft unter anderm § 16. Arde porticum xystus concisus in 
plurimas speciesy distinctusque huxo; demissus inde pronusque 
pulvinusy cui bestiarum effigies invicem adversas buxus inscripsit, 
Acanthus in piano mollis et paene dixerim Uquidus, Ämbit hunc 
ambulatio pressis varieque tonsis viridibus inclusa: ab his gesta- 
tio in modum circi^ quae buxum multiformem humilesque et re- 
tentas manu arbusculas circumit. Omnia maceria muniuntur, 
Hanc gradata buocus operit et subtrahit. [Fibmic. Math. VHI, 
10. Buxeas arbores tondentes in belluas fingunt aut virides por- 
ticus in circulum flexis vitibus faciunt.] Unter diese bestiarum 
effigies gehört auch entschieden der verrätherische Bär, der 
eine Schlange im Rachen barg. Mart. IH, 1 9. 

Proxima centenis ostenditur ursa columnisj 
Exornantßctae qua platanona ferae, 

Huius dum patulos alludens temptat hiatus 

Fulcher Hylasy teneram mersit in ora manum. 

Vipera sed caeco scelerata latebat in aere, 
Vivebatque anima deteriore fera. 
Solche Bären mit ihrer übrigen Gesellschaft sind ja noch heute 
in Gärten zu finden. — Noch mehr entspricht den modernen 
Gärten mit ihren Kegeln, Pyramiden und Namenszügen die 
Beschreibung eines andern Theils bei Plinius § 35. Alibi pra- 
tulumj alibi ipsa buxus intervenit in formal mille descripta^ Ute* 
ras interdumy quae modo nomen domini dicunt, modo artißcis. 
AUemis metulae surgunt^ altemis inserta sunt poma, et in opere 
urbanissimo subita velut illati ruris imitatio. Medium spatium 
brevioribus utrimque platanis adomatur, Post has acanthus hinc 
inde lubricus et ßexuosus; deinde plures figurae pluraque no- 
mina, [Ebenso unnatürlich war die Sitte, Platanen und Cy- 
pressen in Zwergform zu bringen. Plin. h. n. XH, 6. Namque 



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46 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

et chamaeplatani vocantur coqctae brevitatis, quoniam arborum 
etiam aborttis invenimtts. Hoc quoque ergo in genere pumilionum 
infelicitas dicta erit. Fit autem et serendi genere et recidendi. 
Primus C Matiua ex equestri ordine, Augusti amicus, invenit 
nemora tonsilia, XVI, 60. Wuestemann, über d. Kunstgftrtn. 
8. 18.] 

Die freien mit Blumen besetzten Plätze und Eabatten 
mochten dem Geschmacke der ganzen Anlage entsprechend 
ebenfalls in mannigfaltige Formen durch einfassenden Buchs - 
bäum abgetheilt sein, wie in unsern sogenannten französischen 
Gärten. So lässt sich wenigstens aus dem schliessen, was der- 
selbe Plinius über den Xystus vor dem Porticus seiner Villa 
sagt, § 16. Ante poriicum xystus concisus in plurimas species, 
distinctusque btixo, denn diese plurimae species können nicht 
wohl für etwas anders, als kleine Beete (areolae) verschie- 
dener Form gelten. [Während ^vatoi in den griechischen 
Gymnasien bedeckte Hallen hiessen, bedeutete dieses Wort 
bei den Römern hypaethrae ambulationes , Vitr. V, 11. Plin. 
ep. V, 6, 16. Sen. de ira in, 18. In diesen oft reich ausge- 
schmückten Anlagen (Plin. ep. IX, 7. 11, 17. xystus violis odo- 
ratus. Cic. ad Att. I, 8.) wandelten die Römer auf und ab, 
Cic. Acad. n, 3. quum — in xysto locuti essemus — consedi- 
musy Plin. ep. IX, 36.] — Oft mochten auch solche Rabatten 
terassenartig erhöhet sein {pulvini surgentes. Plin. XXU, 22, 
34. Gierig z. Plin. ep. a. a. O.) , in welchem falle der wulst- 
artig aufsteigende Rand {torus, Plin. a. a. O.) mit Immergrün 
oder Bärenklau bekleidet wurde. 

Wesentliche Theile solcher Gärten waren die gestatio und 
der hippodromus. Die Erstere ein breiterer regelmässiger 
Gang, vielleicht mit einer Allee zu vergleichen, wiewohl sie 
nicht immer geradlinig war. [Orelli 4336. in hoc pomario 
gestationis per circuitum quinquiens efficit passus mille, Plin. 
ep. n, 17. § 13 ff. adiacet gestationi interiore circuitu vinea 
(also umgiebt die gestatio den Weingarten) IX, 7. illic recta 
gestatio longo limite super litus extemditury hie spatiosissimo 
ocysto leviter inflectitur (wo zwei Formen der gestatio sich ent- 



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Die Gärten. 47 

gegengesetzt werden).] Sie diente dazu, sich [in der Sella 
— vgl. Sen. ep. 55. — oder] Lectica tragen zu lassen, wenn 
man eine stärkere Bewegung nicht wollte. Zwar CELSue sagt 
n, 15. Genera gestationis plura sunt: lenissima est naviy vel in 
portu vel in flumine; vel in lectica aut scamno; acrior vehiculo, 
und man könnte daher glauben, die gestatio sei auch zum 
Fahren bestimmt gewesen. Allein wo ein besonderer Hippo- 
drom war, scheint eine solche Benutzung ganz überflüssig, und 
Celsus nimmt überhaupt das Wort in der weitesten Bedeu- 
tung. [Ulp. Dig. VII, 1, 13. § 4. si forte voluptati fuit prae- 
dium, vividaria vel gestationes vel deambulationes arhoribus in^ 
fructuosis opacas atque amoenas habens. Der gestatio analog 
war also deambulatio, nur vermuthlich schmäler.] 

Den Hippodrom hat Gierig z. Plin. § 32. richtig erklärt, 
und den Namen gegen die zweite Lesart hypodromus mit ßecht 
in Schutz genommen. An einen bedeckten Gang lässt sich bei 
Pliniüs gar nicht denken. Es ist offenbar eine circusähn- 
liche Rennbahn mit mehreren durch Buchsbaum abgetheilten 
Wegen, [platanis circuitur — buxus interiacet — Eectus hie 
hippjodromi limes in extrema parte hemicycUo frangitur cett.] 
Dass man solche Hippodromen in den Gärten hatte, beweiset 
nicht nur die von Gierig angeführte Stelle Marti als XII, 50. 
Pulvereumque fugax hippodromon ungula plaudit 

Et pereuntis aquaeßuctus ubique sonat, 
sondern auch epigr. 57, 20 ff. wo der Dichter dem Sparsus, 
der sich wundert, warum er so oft sein schlecht bestelltes 
Nomentanum besuche, antwortet: Ihm werde es freilich leicht, 
das Land zu entbehren, da er in Rom selbst so gut als eine 
Villa habe: 

Cui plana summos despicit domus montes, 

Et rus in urbe est vinitorque Romanus. 

Nee in Falemo colle maior auctumnus^ 

Intraque Urnen latus essedo cursus. 
Diese Parthien mochten wohl weniger gekünstelt sein, und 
dort hat man wohl auch die öfter erwähnten Platanen- und 
Lorbeerwäldchen (platanonesy daphnones) und Myrtenbüsche 



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48 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

(myrteta) zu suchen. Mart. HI, 58. X, 79. XII, 50. Diese 
sämmtlichen Anlagen nun zu besorgen und in Stand zu hal- 
ten, war die Sache der topiarii. Ob von ihnen die mehrmals 
auf Inschriften vorkommenden viridarü zu unterscheiden sind, 
ist zweifelhaft. Man könnte Letztere vielleicht v^on denen ver- 
stehen, welche die Viridarien in den Häusern, im Cavädium, 
Peristyl, auch wohl die Dachgärten besorgten; allein hinrei- 
chender Grund, einen solchen Unterschied zu machen, ist 
nicht vorhanden. Im Gegentheile sagt Ulp. Dig. XXXIII, 
7, 8. § 1. doliay etiamsi defossa non sinty et cupae quihusdam 
in regionibus accedunt instrumento : si villa cultior est, eiiam 
atrienses, scoparii: si etiam viridaria, topiarii. Hier heissen 
doch wohl die Gartenanlagen viridaria^ und der sie besorgende 
iopiarius könnte deshalb mit Kecht auch viridarius genannt 
werden. [Ulpian spricht keineswegs gegen einen Unterschied 
zwischen topiarius und viridarius. Es ist nämlich in dieser 
Stelle nur von einer Villa die ßede, wo ein topiarius die 
Oberaufsicht über alle Gärten, also auch über die kleinen viri- 
daria führte, während der wahrscheinlich niedriger stehende 
viridarius für die kleinen Hausgärten in der Stadt ganz eigent- 
lich bestimmt war. S. Wuestemann, üb. d. Kunstgärtn. S. 8.] 
Wohl aber mag man sich neben ihm einen besonderen 
aquarius [vbQaytcy6g\ denken, worunter hier weder einer aus 
dem collegium fontanorum ^ noch ein Wasserträger, noch ein 
minister aquae bei der Tafel zu verstehen ist, sondern eine Art 
Röhrenmeister, der die sämmtlichen Wasserleitungen und oft 
sehr künstlichen Springbrunnen (natürlich auch in dem städti- 
schen Hause, s. H, S. 221 fg.) anlegte und in Stand erhielt. 
Ein solcher scheint gemeint zu sein Paull. III, 6, 58. domo 
cum omni iure suo, sicut instructa est, legata, urbana familia 
item artifices et vestiarii et diaetarii et aquarii eidem domui ser- 
vientes legato cedunt. [Die Bewässerung der Gärten lag den 
Eömern ebenso am Herzen, als der Schmuck schöner Bassins 
und Springbrunnen, Plin. ep. V, 6, 11, 23 f. 37. 39 f. Wo 
also natürliche Quellen fehlten, wurde das Wasser in Röhren 
weit hergeführt {tubusy fistula^ sifus, canalis) und von den ge- 



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Die Gärten. 49 

nannten Wassermeistern sowohl zum praktischen Nutzen als 
zum Ergötzen verwendet. Pallad. r. r. IX, 8 ff. Vgl. Thl. II, 
S. 221. Auf der oben erwähnten Abbildung im Mus. Borb. 
plätschern zwei schöne Springbrunnen zwischen drei symme- 
trisch gepflanzten Bäumen.] 

Viel liesse sich über die Blumistik der Kömer sagen; 
denn so arm auch die Flora jener Zeit im Vergleiche zu der 
unsrigen gewesen sein mag, so ist es doch ganz unrichtig, 
wenn Beckmann, Beitr. z. Gesch. d. Erfind. III, S. 296. meint, 
die Römer hätten sich nur mit den wildwachsende^ Pflanzen 
begnügt, keine besonderen Blumengärten angelegt, noch aus- 
ländische Pflanzen cultivirt. Allein an einer blossen Aufzäh- 
lung der von Vergil, Pliniüs [namentlich XXI, 38 ff.], Colü- 
MELLA u. a. erwähnten vieldeutigen Namen ist nichts gelegen, 
und eine gründlichere Untersuchung würde ein besonderes 
Werk nöthig machen. Denn nach allem , was Voss, Schnei- 
der, BiLLERBECE (Flora classica), Sprengel (Historia rei 
herbariae) u. a. darüber gesagt haben, erwartet immer noch 
die klassische Flora eine durchgreifende kritische Bearbeitung. 

Im Allgemeinen kann man annehmen, dass Violarien und 
Kosarien die Hauptzierden der Gärten waren. Dazu kamen 
von Zwiebelgewächsen Krokus, Narzissen, Lilien mehr als 
einer Art, Gladiolus, Iriden, auch Hyazinthen in unserem 
Sinne (H. Orientalis, wahrscheinlich gemeint von Col. X, 100. 
Spreng. S. 149. Schneider versteht auch hier Iriden), Mohn, 
Amaranthen u. s. w. — Die Rosenkultnr blühte deshalb vor- 
züglich, weil diese Blume jederzeit vor andern zum Schmucke 
der Kränze verwendet würde, und schon das [jedoch wohl erst 
in neuerer Zeit entstandene] Sprüchwort sub rosa zeichnet sie 
als solche aus. Sie dient auch zur Bezeichnung der eigent- 
lichen comissatio, Mart. X, 19, 19. cum furit Lyaeus, Cum 
regnat rosa, cum madent capilli. und HL, 68, 5. deposito post 
vina rosasque pudere. [VIII, 77. in aeterna rosa tropisch.] 
Myrte und Rosen, eine gewöhnliche Verbindung, s. Mitscher- 
LiCH zu Horat. Od. I, 38. — Die grosse und schwere [in Cam- 
panien wild wachsende] Centifolia eignete sich weniger zu 

Bbckbr, Gallus. 8. Aufl. III. 4 



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50 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

Kränzen. Plin. XXI, 4. Caepio Tiherii Caesaris principatu 
negavit centifoliam in Coronas addi, praeterquam extremos velut 
ad Cardines, Die Milesische Rose bei Plinius in d. a. St. ar- 
dentissimo colore^ non excedens duodena folia, nach Billbr- 
BECK, Flora classica p. 133. die Damascenerrose, worunter 
vermuthlich nicht die von unsem Gärtnern so genannte [erst 
1100 nach Frankreich gekommene], sondern die Abart der 
rosa lutea mit hochrother Blume verstanden wird. Diese hat 
aber nicht duodena folia. Eher kann eine holoserica gemeint 
sein. Wer will indessen bei der jetzigen- unendlichen Varietät 
sagen, ob wir die wahre Milesia auch nur noch kennen. [Dass 
die Alten nur vier Arten von Kosen mit zahlreichen Varie- 
täten kannten (die Hagebutte, die rosa silvestris, die Pimper- 
nellrose, Zuckerrose mit der Centifolie), zeigt Wüstbmann, 
Unterhalt, aus d. alten Welt für Garten - und Blumenfreunde. 
Gotha 1857, S. 40 ff. Theophr. de caus. plant. I, 15. 21 f. 
VI, 6. Plin. a. a. O. Varro r. r. I, 35. Pallad. I, 37. Col. 
IX, 4. Am meisten schätzte man ausser den Capanischen die 
Eosen vo^j Präneste , Pästum und Malta , Ausleger zu Verg. 
Georg. IV, 119. Wüstemann, S. 41 f. Erschöpfend behandelt 
Wüstemann auch die sorgsame Cultur und die vielfache An- 
wendung der Eose im Alterthum , vorzüglich zum Schmuck 
der Tempel und Altäre (Wüstemann S. 51.), zu Kränzen (s. 
den ersten Excurs zur zehnten Scene) und zur Ergötzlichkeit 
bei dem Mahl (s. d. zweiten Excurs zur neunten Scene), zum 
Putz der Gräber (s. d. Excurs zur zwölften Scene), zum Ge- 
brauch der Küche (Eosenpudding bei Apic. de re cul. IV, 2. 
und Eosencompot, Plin. h. n. XXIII, 6, 54. Wüstbmann S. 
59 f.), zur Bereitung des Eosenweins (s. d. vierten Excurs zur 
neunten Scene) und mehrerer Arzneien (Plin. h. n. XXI, 18, 
73. Gels, oftmals.), vorzüglich aber zur Fabrikation von Oel, 
Essenzen, Salben, Eosenwasser u. s. w. (s. d. ersten Excurs z. 
siebenten Scene). — Es ist jedoch ein Missverständniss, wenn 
Wüstemann in der citirten übrigens lehrreichen und interes- 
santen Schrift S. 44. sagt, dass manche Eömer bedeutende 
Vermächtnisse für die Anpflanzung von Eosenstöcken gemacht 



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Die Gärten. 51 

hätten. Die Ausdrücke der Sepulcralmonumente rosam ponere, 
deferre, praebere beziehen sich nur auf das Darbringen von 
Kosen und Kränzen auf dem Grabe des Testators, (s. d. Exe. 
zur zwölften Scene). Wegen des massenhaften Verbrauchs 
der Rose hatte man zahlreiche rosaria und roseta Pallad. r. r. 
III, 21. XII, 11. Lenz, Botanik der alten Griechen u. Kömer 
S. 691 — 700. Desshalb gab es auch grosse und kleine Rosen- 
händler, Erklärung zu Prof. IV, 2, 40.] 

Gewächshäuser, theils um ausländische zartere Gewächse 
gegen die Kälte des Winters zu schützen, theils um Blumen 
und Früchte zeitiger als die Natur sie lieferte, und selbst im 
Winter zu erzeugen, werden, so viel mir bekannt ist, nicht vor 
dem ersten Jahrhundert erwähnt. Martial aber gedenkt ihrer 
häufig, als Vni, 14. 

Pallida ne Cilicum timeant pomaria brumatn, 

Mordeat et tenerum fortior aura nemus^ 
Hibernis obiecta notis specularia puros 
Admittunt soles et sine faece diein, 

ebend. ep. 68, 3. 

Invida purpureos urat ne bruma racemos 

Et gelidum Bacchi munera frigus edat, 
Condlta perspicua vivit vindemia gemma 

Et tegitur felixj nee tarnen uva latet, — 
Otuid non ingenio voluit natura Heere f 

Auctumnum sterilis ferre iubetur hiems. 

Das war also ein eigentliches Treibhaus, wo winterliche Wein- 
trauben gezogen wurden. Ebenso lehrt auch Columella XI, 
3, 52. frühe Melonen ziehen, und so erzählt Plin. XIX, ö, 23. 
von Tibers transportabeln Gurken- oder Melonenbeeten: Nullo 
guippe non die contigit ei pensiles eorum hortos promoventibus 
in solem rotis olitoribusj rurstisque hibernis diebtis intra specu- 
larium munimenta revocantibus. [Salmas. zu Script, bist. Aug. 
I, p. 419. WüSTBMANN, über d. Kunstgärtn. S. 27. Eine Ab- 
handlung von Kaoul-Kochbtte, über die Treibhäuser der 
Körner, in der «evue arch^ol. wird von Wüstemann, Unter- 



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52 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

haltungen S. 48. erwähnt.] Dass auch Blumen in Glashäusern 
getrieben wurden, ersieht man aus Mart. IV, 22, 6. 
Condita sie puro numerantur Ulla vitrOy 
Sic prohihet tenuis gemma latere rosas. 
Wenn daher Böttiger, Sab. I, S. 253. sagt: „Unter den 
Früchten, die Martial in seinen Apophoreten mit seinen 
Distichen verherrlicht hat, waren gewiss viele nur aus Wachs, 
und die Eosenkränze mitten im December, die Mart. XIII, 
127. festivas Coronas brumae nennt, wären für wirkliche Kosen, 
in den Treibhäusern gezogen, doch wohl auch zu kostbar ge- 
wesen. Es waren künstliche, wahrscheinlich in gefärbtem 
Wachs nachgemachte Kränze**, so ist diess eine ganz unstatt- 
hafte Vermuthung, und überdiess eine unrichtige Angabe; 
denn es heisst in der angeführten Stelle nicht festivas rosas, 
was nicht einmal dem Metrum nach möglich ist, sondern das 
Epigramm lautet: 

Dat festinatas^ Caesar ^ tibi bruma Coronas; 
üt quondam veris, nunc tua facta rosa est. 
In festinatas aber liegt der schlagendste Beweis, dass es ge- 
triebene Kosen waren. Man vergleiche VI, 80. 
Ut nova dona tibi, Caesar, Nilotica tellus 

Miserat hibemas ambitiosa rosas, 
Navita derisit Pharios Memphiticus kortos, 

ürbis ut intravit limina prima tuae. 
Tantus veris honos et odorae gratia Florae, 
Tantaque Paestani gloria ruris erat. 
[Aus diesem Epigramm ergiebt sich auch , dass , da bei dem 
unendlichen Blumenverbrauch in Kom die bei Kom gezogenen 
nicht ausreichten, aus Aegypten Blumen eingeführt wurden 
und dass man namentlich im Winter von dort Kosen erhielt. 
Natürlich gab es auch besondere Mittel , die Blumen während 
des Transports sowohl, als auch sonst frisch zu erhalten. Siehe 
Wüstemann, über d. Kunstgärtn. S. 25 fg.] Vgl. IV, 28. — 
Demungeachtet ist es nicht nöthig anzunehmen, dass, wenn 
rosae hibemae genannt werden fz. B. Macrob. Sat. VII, 5. 
Mamert. Pan. Julian. 11. Latin. Pacar. paseg. Theod. 14.], 



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Die Gärten. 53 

jederzeit künstlich in Gewächshäusern getriebene zu verstehen 
seien. Die Eosen von Pästum blüheten zum zweiten Male im 
Herbst, biferi rosaria Paesti. Vbrg. Georg. IV, 119. Mart. 
Xn, 31. und wenn bei uns in gelinden Wintern die rosa pal- 
lida noch um Weihnachten und in den Januar hinein im Freien 
blüht, warum sollte es nicht in dem milderen Klima möglich 
gewesen sein. Allein an Rosen und Kränze aus Wachs ist in 
keinem Falle zu denken. [Dass es übrigens künstlich nachge- 
machte Blumen gab, unterliegt keinem Zweifel , s. den ersten 
Excurs zur zehnten Scene. 

Was die Obstbäume betriflFt, so fanden sich diese theils 
mitten in grossen Gartenanlagen, wo sie zur Abwechslung 
einzeln zwischen andere Bäume gepflanzt wurden (so kann 
man auch Plin. ep. V, 6, 35. mit Wüstemann, über d. Kunst- 
gärtnerei S. 20fg. verstehen, obgleich Becker, Thl. I, S.lüOf. 
und 109. diese Stelle anders aufgefasst hat), theils auf den 
Feldern und in besondem Thl, I, S. 95. kurz geschilderten 
Baumgärten (pomaria), wo sie im quincunx standen. Col. de 
arb. 19. Arhores raris intervaUis serito — . nam si spisse po- 
sueris^ neve infra quidquam severe poteris. Mit grosser Liebe 
wurde der Obstbau betrieben, weshalb Varro R K. I, 2. sagt: 
non arhoribus consita Italia est, ut tota pomarium videatiir? und 
die zahlreichen Vorschriften des Cato, Varro, Columella, 
Palladiüs u. a. zeigen, von welchem Erfolge die Bemühungen 
der Kömer um die Obstcultur begleitet wurden. Plin. h. n. 
XV, 15, 17. Pars haec vitae iampridem pervenit ad columen, 
expertis cuncta hominibus. — Nee quidquam amplius excogitari 
potest. Bis zu welchem Luxus aber diese Kunst ausartete, 
sehen wir aus Plin. h. n. XLS^, 19. Ferendum sane fuerit ex- 
quisita nasci poma, aUa sapore, alia magnitudine, alia monstro 
pauperibus interdicta* und XI, 1. Nee minus miraculum in 
pomo estj multarum circa suburbana fructu annuo addicto binis 
millibus nummum , maiore singularum reditu , quam erat apud 
antiquos praediorum. Bei Tibur war ein Baum, der alle Obst- 
sorten trug, Plin. h. n. XVH, 16, 26. und das Veredeln der 
Bäume überhaupt hatte die höchste Vollendung erreicht, siehe 



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54 Zweiter Excurs 2ur fünften Scene. 

Wüstemann, Unterhaltungen ans d. alten Welt für Garten- 
und Blumenfreunde S. 11 ff. 

Als die hauptsächlichsten Obstarten der Römer {poma 
im wahren und eigentlichen Sinne Pauly, Realencykl. V, S. 
1839.) sind folgende zu nennen:] 

Unter den zahlreichen Aepfelsorten waren die Honig- 
äpfel, melimela, a sapore melleo, Plin. XV, 10, 14, 15. eine 
der frühesten, die aber auch nicht lange dauerte, während die 
Amerina sich am längsten hielten. Plin. c. 16. Ueber die meU- 
mela, welche auch Martial mehrmals erwähnt, s. Schneider 
zu Varro I, 59t [Ausserdem waren die m. orbiculata, m. coUy- 
nea, Sestianay Matiana, Amerina u..v. a. bekannt. Col. XEC, 
45. V, 10. Macrob. II, 15. Pallad. in, 25. Edict. DiocL 
c. VI. nennt mala optima Mattiana sive Saligniana und dann 
zwei geringere Sorten.] 

Unter den mannigfaltigen Birnen — Plinius zählt an 
dreissig Sorten auf — waren die geschätztesten: die Crustn- 
miner, cunctis gratissima. Plin. XV, 15, 16 fg. Voss z. Verg. 
Georg, n, 88. die Falerner, proxima iis (Crustumiis) Falema. 
Plin. ebendas. Er setzt dazu: a potu, quoniam tanta vis sttcci 
ahundat. Natürlich erklärt sich wohl der Name vom Orte, wo 
sie vor andern heimisch war. Drittens die Syrische. Plin. 
Verg. a. a. 0. Mart. V, 78, 18. Vgl. Colüm. V, 10, 17. Die 
Volema, Faustbirne, war besonders ihrer Grösse wegen be- 
rühmt. Verg. gravis, Col. 1. 1. Cat. 7, 3 ff. vielleicht dieselbe, 
welche nach Plin. c. 11. auch libralis genannt wurde [wenn 
diese nicht etwa unsere Pfundbirne ist. Macrob. Sat. II, 15. 
S. auch Pallad. III, 25. 

Zahlreich waren die Pflaumensorten], ingens turba pruno- 
rum, Plin. XV, 13, 12. [sowohl mit runden als länglichen 
Früchten, Zwetschen.] Darunter besonders -4r7W6n«aca, ccre- 
ola oder cerina, Damascena. [Col. X, 404 ff. Pallad. Xu, 7.] 
Die letzteren [besonders beliebten] wurden auch getrocknet 
aus ihrem Vaterlande eingeführt. Martial XIH, 29. [Das 
Trocknen oder Welken des Obstes war aber auch in Italien 
sehr gewöhnlich, Pall. HI, 25. XII, 7. Col. XII, 14. Plin, 



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Die Gärten. 55 

h. n. XV, 25, 30. Capit. Clod. Albin. 11. — Dazu kamen 
Kirschen {cerasum, von LukuUus aus Pontus mitgebracht, 
Plin. h. n. XV, 25, 30. und von der Stadt Cerasus genannt, 
Serv. zu Verg. Georg. II, 18. Amm. Marc. XXII, 8. S. auch 
Pallad. XI, 12.), Quitten {malum cotoneum, griech. xvdcopiov, 
Plin. h. n. XV, 11, 10., zu Quitten wein verwendet und als 
Speise, Diosc. de m. m. I, 160. V, 28 f. Colum. V, 10. Pal- 
lad. III, 25. XI, 18.), Pfirsichen {persicum nach der Heimath 
genannt, Plin. XV, 13, 12 f. Pallad. XII, 7.), Granatäpfel 
{malum Puntcumy Colum. V, 10. de arb. 23. Pallad. IV, 10. 
Plin. XV, 11.), Feigen (Jicus) in vielen Sorten (Macrob. II, 
16. Plin. XV, 19 ff, Col. V, 10. Xn, 15. Diocl. ed. VI, 
84 ff.), Nüsse (Macrob. II, 14. Col. V, 10. Plin. XV, 24. 
Cat. 8.), Kastanien {castanea nux, am besten bei Tarent und 
Neapel, Pallad. XU, 7. Col. IV, 33. Plin. XV, 23, 25. 
XVII, 34. u. a.), Mandeln {amygdala, nuoc graeca^ auch thasiuy 
bitter oder süss, Plin. XXIII, 8, 75. Pallad. 11,15. Macrob. 
Sat. II, 14.), Mispeln {mespilum, Plin. XV, 22, 84, nicht vor 
Cato in Italien gebaut, Pallad. IV, 10.), Maulbeeren (morum^ 
Plin. XV, 24, 27. Pallad. IEE, 25.), Komeliuskirschen {cor- 
num, Plin. h. n. XV, 26, 31. XVI, 18, 30. Colum. XH, 10.). 
Datteln (palma) wurden zwar an einigen Stellen Italiens ge- 
zogen, aber die besten kamen aus Syrien {caryotae Mart. 
Xin, 27.) und aus der Thebais in Aegypten (Thebaicae) Strab. 
XVn, 1, 51. DioscoR. de m. m. I, 148 ff. Theophr. h. pl. 
VI, 6. Pallad. r. r. XI, 12. Plin. h. n. XIII, 3, 6 ff. XV, 28, 
34. Diocl. ed. VI, 81 f. Salm, exere. ad Sol. II, p. 927. Lenz, 
Botan. der alten Griechen und Kömer. Gotha 1859, S. 332 — 
354. — Von besonderer Wichtigkeit waren der Oliven- und 
der Weinbau. Die Früchte (haccae) des Oelbaums, olea {quae 
prima omnium arborum est. Col. V, 8.), gaben Oel, welches 
zum Speisen, Brennen und Salben diente. Vorzüglich wurde 
das venafrische und tarentinische Oel gerühmt, Varro R. R. 
I, 2. lieber die verschiedenen Arten des Oelbaums und dessen 
Behandlung siehe Plin. h. n. XV, 1 ff. XVII, 29 fg. Macrob. 
Sat. n, 16. Col. V, 8 i^. Cato 6 fg. 44 f. Varro, r. r. I, 55. 



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56 Zweiter Excurs zur fünften Scene. 

Paüly, Realencykl. V, 8. 892. Lenz, Botan. S. 500—509. 
lieber die albae und nigrae und deren conditura siehe Colum. 
XII, 47 flP. Plin. ep. I, 15. olivae Baeticae, DioCL. ed. VI, 89 ff. 
und über andere Sorten Billerbeck, Flora class. S. 6. — 
Der Weinstock wurde sowohl an Pfählen gezogen in eigent- 
lichen Weingärten, vinea^ als mit Bäumen verbunden wie 
Ulmen, Eschen, Pappeln, Feigen, Oelbäumen (solche Anlagen 
hiessen arbustum und das Anbinden hiess maritare, nubere, 
copularejj endlich auch an den Häusern und in den innem 
Säulenhallen der Häuser, s, Plin. II, S. 165. Die Weinlauben 
hiessen pergulae. Auch in diesem Zweige der Kultur, welchen 
die Römer für die Blüthe und Kione der Gartenkunst hiel- 
ten, besassen sie eine grosse Geschicklichkeit und Erfahrung, 
worauf sie nicht wenig stolz waren. Plin. XIV, 2. Qwarum 
(vitium) principatus in tantum peculiaris Italiae est, ut vel hoc 
uno omnia gentium victsse^ quam odorifera, possit videri bona 
etc. Gross war die Zahl der von ihnen kultivirten Eebensorten 
{innumera atque infinita Plin.), welche theils Tafeltrauben 
(escariae)^ theils Weine lieferten, z. B. die weit verbreitete 
Amineay Nomentana^ eugenea (Gutedel), AUobrogica^ Äpiana^ 
gemella^ die durch Reichthum des Ertrags, Feinheit des Ge- 
schmackes u. s. w. vor allen andern den Vorzug hatten. Die 
zweite Classe enthält mehr Sorten, wie Basilea (aus Aqui- 
tanien), Bituriga^ Visula, Helvola oder Elbola, Albuelis, Pre- 
das, die griechischen Argitisy Ehodia, Draeontion u. a., die 
Raetica^ die purpureae, duracinae^ bimammae u. s. w. S. über- 
haupt CoL. in— V. Pallab. H, 10 ff. IH, 9 ff. 28 ff. Cato 6. 
Varro r. r. I, 26. 31. 34. 36. 54. 65. Macrob. H, 16. Plin. 
XIV. XVn, 35. MoMMSEN, inscr. Neap. 79, 28 f. vineam — 
qua^ est Aminea. lieber das Keltern und über die verschie- 
denen Weine s. den vierten Excurs z. neunten Scene. Ausser 
Mazois, Pall. d. Scaur. v. Wüstemann, S. 175 — 190. u. a. in 
Böttioer, kl. Schriften IH, S. 157 fg. genannten Beiträgen 
zur Gartenkunst der Alten s. Schneider, über den Wein- und 
Obstbau der alten Eömer. Kastatter Progr. 1846. Walker, 
Obstlehre der Griechen und Römer. Reutlingen 1845. die ge- 



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Die Gärten. 57 

schmackvoUe oben erwähnte Abh. von Wüstbmann. (Gotha 
1846). Pauly, Kealencyk. VI, S. 2634 f. 2623 ff. 2617 f. 
Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer. S. 578 — 596. 
118 — 149. Weber, de agro et vino Falerno. Marburg 1855, 
p. 37 — 44 (über die Amineische Traube). Maoerstedt, 
Obstbaumzucht der Homer. Sondershausen 1861. und Feld- 
Garten- und Wiesenbau der Römer. 1861. 

Von den Gemüsegärten Qiorti olitorii DiG. VII, 1, 13. §4. 
Pall. n, 14. III, 24. IV, 9.) ist Thl. I, S. 95. eine kurze 
Schilderung gegeben und die einzelnen Gemüse sollen in dem 
ersten Excurs zur neunten Scene näher behandelt werden. 
Lenz, Botanik S. 78 — 118. Von den Obst- und Gemüsegärten 
gilt, was Cic. de sen. 16. sagt: Neque solum cultura agrorum 
est salutarisj sed et delectationi. lam hortum ipsi agricolae suc- 
cidiam alteram (d. h. ihre zweite Speckseite) appellant.] 

Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass man in Rom auch 
Fenstergärten hatte. Anders wenigstens scheint nicht verstan- 
den werden zu können, was Hart. XI, 18. sagt: 
Donastiy Lupe, rus sub urbe nobis; 
Sed rus est mihi maius in fenestra, 
[Hauptsächlich Plin. h. n. XIX, 19. lam infenestris suis plebs 
urbana in imagine hortorum quotidiana oculis rura praebebant^ 
antequam praefigi prospectus omnes coegit multitudinis innume- 
ratae saeva latrocinatio. Wüstemann, über die Kunstgärtnerei 
S. 30. erwähnt eine mir nicht bekannt gewordene Schrift von 
Lindemann über die Topfgewächse (de cultu herbarum in 
vasis, quae fait apud veteres. Zittau 1844.). Von den solariis 
ist bereits EL, S. 200 fg. gesprochen worden.] 



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EXCURS ZUS SECHSTEN SCEITE. 



DIE BÜHLERINNEN. 

Ganz anders, als die Meinung der neueren Zeit, urtbeilte 
das Alterthum über das Liebesverhältniss junger unverheira- 
tbeter Männer zu den weiblicben Schönbeiten , die mit ibren 
Reizen ein Gewerbe trieben. Allerdings waren aber auch 
namentlicb die atbeniseben Hetären, wie wir sie aus Plaütüs 
kennen — denn die Thais und Baccbis des Terenz sind ganz 
verschiedene und nicht glücklich gezeichnete Figuren — nicht 
bloss gemeine Dirnen, sondern meist lebensfrohe, naiv leicht- 
fertige Mädchen, die oft innige Liebe zu dem Manne fühlen, 
und sich ihm auch ohne den Zweck des Erwerbes hingeben 
würden, wenn nicht die res curia ^ eine mater oder ein leno sie 
zwängen, auch noch Vortheil von ihrer Liebe zu ziehen. Dar- 
um hatte aber auch ein solches Verhältniss für. den. jungen, 
unverheiratheten Mann nichts Entehrendes, ja nicht einmal 
etwas Anstössiges. Kein Vater trägt Bedenken, ihm seine 
Tochter zur Frau zu geben ; denn mit der Ehe hört das frü- 
here Leben auf, und käme nicht der damit verbundene Auf- 
wand in Betracht, so würden auch die Väter an der Lebens- 
art ihrer Söhne nichts zu tadeln finden. Man sehe , wie sich 
Simo bei Terent. Andr. I, 1, 124. Philoxenus bei Plaut. 



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Excurs z. sechsten Scene. Die Buhlerinnen. 59 

Bacch. in, 3. Callipho, Pseud. I, 5. darüber erklären. — Li 
solcher Oeffentlichkeit und Scheulosigkeit fand das Hetären- 
wesen in Kom zwar nicht Eingang wie in Griechenland, aber 
in Bezug auf Unverheirathete wurde es doch mild genug be- 
urtheilt. Eine der wichtigsten Stellen, um die Ansicht des 
Alterthums davon kennen zu lernen, ist Cic. p. Cael. 20. Ve- 
rum st quis est, qui etiam meretriciis amorihus interdlctum iuven- 
tuti putetj est ille quidem valde severus: negare non possum., sed 
abhorret non modo ab huius saeculi licentia, verum etiam a maio- 
rum consuetudine atque concessis. quando enim hoc factum non 
est? quando reprehensum? quando non permissumf Man vergL 
ferner die Aeusserung Cato's in Schol. zu Hör. Sat. I, 2, 31. 
Cum vidisset hominem honestum exfornice exenntem, laudavit — . 
at postea quum frequentius eum ex eodem lupanari exeuntem 
animadvertisset , adolescens, inquit^ ego te laudavi^ quod inter- 
dum huc venireSf non quod hie habitares. Eine andere ein Fak- 
tum anführende Stelle findet sich bei Liv. XXXIX, 9. wo 
von der Entdeckung der Ausschweifungen bei der Bacchana- 
lienfeier durch die Liebe des P. Aebutius zu der Hispala die 
Rede ist: Scortum nobile libertina Hispala Fecenia, non digna 
quaestu^ cui ancillula adsueraty etiam postquam manumissa erat, 
eodem se genere tuebatur. Huic consuetudo iuxta incinitatem 
cum Aebviiofuity minime adolescentis aut rei aut famae 
damnosa: ultro enim amatus adpetitusque erat. In dieser 
Art haben wir uns auch die von den Dichtern gepriesenen 
Mädchen zu denken. [Wie die Lesbia des Catull, die Delia 
des Tibull, die Cynthia des Properz, die Cynara, Lalage, 
Glycera, Lyce, Lydia, Myrtale {libertina, Hör. Od. I, 33, 14.), 
Phryne, Neaera, Chloe {dulces docta modos et citharae scienSy 
Hör. Od. IH, 9, 10.) u. a. Mädchen des Horaz, nämlich alle 
von libertinischem Stande aber von feinerer Bildung (den vor- 
nehmen griechischen Hetären ähnlich), als die gemeinen feilen 
Dirnen, welche den Namen einer amica nicht verdienten und 
deren unten näher Erwähnung geschieht. Vgl. Weber, Quint. 
Horat. Flakkus, Jena 1844. S. 72—111.] Schon in Cicero's 
Zeit waren die Sitten in dieser Hinsicht tief gesunken , wie 



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QQ Excurs zur sechsten Scene. 

die Abscheulichkeiten, weiche er von einer Clodia, Fulvia 
oder Sassia u. a. erzählt , beweisen , so dass man die Zerrüt- 
tung des Familienlebens nicht nöthig hat aus Ovid oder spä- 
tem Schriftstellern nachzuweisen. Der Umgang mit meretri- 
cibus wurde viel unverhohlner gepflogen, wie sich aus dem 
ergiebt, was Cicero von der Chelidon und Tertia, den Buhle- 
rinnen des Verres, oder von des Antonius Verhältniss zur 
Cytheris erzählt. Ja Cicero selbst liegt einmal bei einem Be- 
kannten mit einer meretrix zu Tische, ad Fam. IX, 26. Infra 
Eutrapelum Cytheris accuhuit. In ego igitur, inquisj convivio 
Cicero illef — Non mehercule suspicatus sum illam affore^ sed 
tarnen ne Äristippus quidem ille Socraticus erubuitj cum esset 
obiectunif habere eum Laida. Habeo, inquitj non habeor, — Me 
vero nihil istorum ne iuvenem quidem movit unquam, ne nunc 
senem. convivio delector. Vgl. noch Ter. Adolph. I, 2, 22. 

A^on estflagitiunty mihi crede, adolescentulum 

Scortari, neque potare: non esty neque fores 

Effringere. 
Dieses ist allerdings mehr griechische Ansicht, indessen kamen 
dergleichen Dinge auch in Kom vor. So wird bei Cic, p. 
Plane. 12. diesem vorgeworfen: Roptam esse mimulam, quod 
dicitur Atinae factum a iuvene, vetere quodam in scenicos iure. 
Dagegen ist wohl nur griechisch , was Syra bei Plaut. Merc. 
IV, 6, 2 ff. klagt: 

A^am vir si scortum duxit dam uxorem suam^ 

Id si rescivit uxor^ impunest viro: 

Uxor virum si dam domo egressast fora^^ 

Viro fit causa, exigitur matrumonio. 

Utinam lex esset eadem, quae vxorist, viro. 

Nam uxor contentasty quae bonast^ uno viro: 

Qmi vir minus una uxore contentus siet. 
Der grösste Theil dieser Personen waren libertae und 
libertinae oder peregrinae, doch gaben sich auch aus dem 
eigentlichen römischen Bürgerstande ehrvergessene Frauen 
zu solchem Gewerbe her. Eine merkwürdige Stelle bei Tao. 
Ann. II, 85. sagt uns, dass die Aedilen auf Verlangen dazu 



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Die Buhlerinnen. 61 

die Erlaubniss gaben oder doch die Meldung einer Freige- 
borenen {profesHo quaestus faciendi) annahmen, worauf der 
Umgang mit einer solchen Person und deren Aufführung 
selbst weder als stuprum noch als adulterium angesehen 
wurde. Eodem anno gravibus senatus decretis Uhido feminarum 
coercita cautumque , ne quaestum corpore faceret , cui avus aut 
pater aut maritus eques Rom, fuisset nam Vestiliaj praetoria 
familia genita, licentiam stupri apud aediles vulgaverat, more 
inter veteres recepto, qui satis poetiarum adversum impudicas in 
ipsa professione flagitii credebant. Es geschah diess namentlich 
von Verheiratheten (in dieser Zeit), um ungestraft ein zügel- 
loses Leben führen zu können und um sich den Gesetzen de 
adulteriis zu entziehen, wie Suet. Tib. 35. bei Erwähnung 
desselben Faktum sagt: Feminae famosae^ ut ad evitandas 
legum poenas iure ac dignitate matronali exsolverentur, lenoci- 
nium profiteri coeperant. [Alle die nämlich, welche sich zu 
einem so niedrigen Gewerbe bekannten, konnten des Ehe- 
bruchs nicht angeklagt werden, Paüll. II, 26, 11. Siehe noch 
DiG. XL VIII, 5, 13. § 2, Cod. IX, 9, 22. 29. Rein, Köm. 
Criminalrecht, S. 841 fg.] 

Das quaestum corpore facere oder alere corpus corpore 
(Plaut. Mil. IH, 1, 190. 

Eam des quae sit quaestuosa, quae alat corpus corpore. 
und Cist. II, 3, 20. 

— non hic^ ubi ex Tusco modo 
Tute tibi indigne dotem quaeras corpore.) 
ist wesentliches Merkmal der meretrix, die daher ihren Namen 
hat [IsiDOR. X, p. 1081. und Vet. gramm. ed. Gothofred. p. 
1336.]. Ausserdem bezeichnen sie auch die Namen scortum 
[Fell, VarroL.L. VII,84. Fest. u. Paul. h. v. p. 330fg. M.], 
lupay prostihulum. Letzteres gilt namentlich von der gemein- 
sten Klasse, quae in lupanaribus prostabant. Non. Marc. V, 8. 
Inter meretricem et prostibulum hoc interest, quod meretrix hone- 
stioris loci est et quaestus, nam meretrices a merendo dictae sunt, 
quod copiam sui tantummodo noctu facerent. Prostibula , quod 
ante stabulum Stent (!) quaestus diurni et nocturni causa, Plaut, 



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62 Excurs zur sechsten Scene. 

Ost manifestissime discrevit: intro ibo, nam meretricem adstare 
in via solam, prostibula sane est. Diese Worte stehen nicht in 
der Cistellaria, sondern in einem Fragment der Clitellaria, 
und heissen dort anders: intro ad bonam meretricem^ adstat ea 
in via sola, prostibula sane est. Der Name kommt Übrigens von 
prostare und dieses ist ganz eigentlich zu nehmen, wie eine 
Vergleichung mit der griechischen Sitte (Charikles I, S. 115.) 
lehren wird. S. noch Plaut. Stich. V, 6, 4. 

Prostibulist autem, stantem stanti savium 
Dare amicam amico, 
HoR. Sat. I, 2, 30. 

Contra alius nullam nisi olenti in fomice stontem. 
OviD. Amor. I, 10, 21. 

Stat meretrix certo cuivis mercabilis aere, 
[luv. X, 239. XI, 70. Paul. p. 226. Prosedas meretrices 
Plautus appellat, quae ante stabula sedeant. eaedem et prosti- 
bulae. p. 7. Alicanae meretrices dicebantur in Campania solitae 
ante pistrina alicarioi'um versari quaestus gratia^ sicut hae, quae 
ante stabula sedebanty dicebantur prostibula.] Alle diese Stellen 
und auch proseda beweisen die unmittelbare Abstammung von 
prostare. [Diese Namen nennt auch die Buhlerin Adelphasium 
mit Verachtung, Plaut. Poen. I, 2, 63 ff. 

an te ibi vis inter istas vorsarier 
Prosedas, pistorum amicas^ reliquias alicarias, 
MiseraSj scoeno delibutas^ servolicolas sordidasf 
Qvae tibi olant stabulum statumque, sellam et sessibulum 

merum. 
Qmos adeo haud quisquam unquam Über tetigitj neque 

duxit domumj 
Servolomm sordidulorum scorta diabolaria. 
Andere Benennungen sind theils dem gemeinen Leben ent- 
nommen, theils nur von den Komikern gebildet, welche Varr. 
L. L. Vn, 64. 65. NoN. Marc. II, 765. und Gell. HI, 3. aus 
Plautus gesammelt haben, wie diabolares (a binis obolis, auch 
PAüL.h. V. p. 74.), schoeniculae (abschoeno nugatorio unguento), 
miraculae, scratiae (ab excreandoj oder scraptae^ Fest. h. v. 



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Die Buhlerinnen. 63 

p. 333 M.), scrittdbillae ^ scrupipedae und scrupedae; dazu am- 
bubaiae, submoenianae (Mart. III, 82. XII, 32.)] Diese Damen 
forderten oft sehr hohe Summen für ihre Gunst. Mart. X, 75. 

Millia viginti quondam me Galla poposcity 
Etj fateor, magno non erat illa nimis. 
Vgl. in, 53. Dagegen wünscht sich der Dichter IX, 33. eine 
Dirne, quam redimit totam denarius alter. Ders. 11, 53, 7. 

Si plebeia Venus gemino tibi vincitur asse. 
und I, 104, 10. constat asse Venus. Das sind die oben ge- 
nannten diabolares und scorta diabolaria. [Theuere Preise in 
Pompeji ergeben einige Wandinschriften, so z. B. vor dem 
Seethor: si qui futuere volat , Atticen quaerat assibus sedecim^ 
oder im vicolo del teatro : Ä XV Epapra Acutus Auctus ad 
locum duxerunt multerem Tychen pretium in singulos A V. 
Also hier geben drei Männer je 5 Asses, zusammen 15. Khein. 
Mus. f. Philol. N. F. 1862. XVII, S. 138 f. Orelli Henzen 
7300. (nach Mommsen.) Je nach dem Preis (pretium bei Sen. 
contr. I, 2.), den die meretrices forderten {quantum quaeque 
uno concubitu mereret\ mussten sie seit Caligula eine Abgabe 
an den kaiserlichen Fiskus entrichten, welche bis in die spä- 
teste Zeit fortdauerte. Lampr. Sev. Alex. 24. Casaub. zu 
Suet. Cal. 40. 41.] 

Die meisten, nicht blos die von der niedrigsten Klasse, 
wohnten wohl in der Subura. Mart. VI, 66. Famae non 
nimium bonae puella^ duales in media sedent Subura. Pers. 
Sat. V, 32. ; daher sie auch wohl submoenianae genannt wer- 
den, s. oben. Vgl. Kup. zu luv. III, 65. — Dort hatten die 
eigentlichen j9ro5/f^M/a (Non. V, 8.) in den lupanaribus jede 
ihre besondere cella [Suet. Cal. 41.], fornix^ auch pergula, 
Plaut. Pseud. I, 2, 78. 92., über der ihr Name stand (titulüs). 
Mart. XI, 45. inscriptae limina cellae. [Sen. contr. I, 2.] Dort- 
hin gingen auch wohl ehrvergessene römische Frauen, und 
hefteten einen erdichteten Namen an die Thtire, wie Iuvenal 
Sat. VI, 123. von der Eepräsentantin aller Unzüchtigkeit, der 
Messalina, sagt: titulum mentita Lyciscae. Dieser titulus ist 
eben der an die Thüre geschriebene Name, wovon die mere- 



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64 Excurs zur sechsten Scene. 

trices auch selbst tituH genannt werden (Petron. c. 7.), denn 
auch sie nahmen für das Gewerbe gewöhnlich einen falschen 
Namen an. Plaut. Poen. V, 3, 20. 

Namque kodie earum mutarentur nomina, 
Facerentque indignum genere quaestum corpore, 
Waren sie bereits versagt, auch wohl auf längere Zeit gedun- 
gen, so schrieben sie an die Thtire occupata, wenn anders sich 
aus Plaut. Asin. IV, 1, 15. 

Inforihus scribat, occupatam [iam] esse se. 
auf eine Allgemeinheit des Glebrauchs schliessen lässt. [In Be- 
zug auf die innere Einrichtung der lupanaria macht Prellbr, 
die Regionen d. Stadt Rom S. 235. auf die Beschreibung des 
lupanar zu Constantinopel , aus welchem später ein Nonnen- 
kloster wurde, in d. Anon. Antiqq. Const. b. Banduri, Lnp. 
Or. I, p. 35. auftnerksam.] Die Lupanarien durften wahr- 
scheinlich nicht vor der neunten Stunde geöffnet werden. 
Darum nennt Pers. I, 133. eine meretrix nonaria^ wozu der 
ScHOLiAST sagt: Nonaria dicta meretrix , quta apud veteres a 
nona hora prostabanty ne mane, omissa exercitatione , illo irent 
adolescentes. Vgl. Casaub. zu Spart. Hadr. 22. Es ist darüber 
nichts weiter bekannt, indessen ist allerdings die Analogie 
der Bäder vorhanden, für deren Eröffnung auch zu wieder- 
holten Malen Bestimmungen gegeben wurden. — lieber die 
lupanaria und deren Besuch s. noch I, S. 11 7 ff. 128. und über 
die Bekränzung neuer Lupanarien I, S. 130. 

In der Kleidung unterschieden sich die meretrices und 
Libertinen von den Matronen dadurch, dass sie weder die stola, 
noch die palla, sondern eine kürzere Tunica ohne instita [Ovid. 
Art. amat. II, 600. in nostris instita nulla iocis.] und darüber 
eine Toga trugen (die meretrices eigentlich sogar eine dunkel- 
farbige Toga). Stola und palla sind nämlich die charakteristi- 
schen Kleider der honesta mulier, wie die Toga für die römi- 
schen Bürger. [So heisst die stola bei Val. Max. VI, 1. pr. 
matronalis und Paul, sagt p. 125 M. matronas appellabant eas 
fere^ quibus stolas habendi ivLs erat, NoN. Marc. XIV, 6. 7. 27. 
IsiDOR. XIX, 25.] Daher wird bei Horaz Sat. 1 , 2, 63. der 



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Die Buhlerinnen. g5 

matrona die togata entgegengesetzt; daher derselbe Gegensatz 
bei TiB. IV, 10, 3. 

8i tibi cura toga est potior^ pressumque quasillo 
Scortum, quam Servifilia Sulpicia. 
[OviD. Trist, n, 251 fg. 

Ecquid ab hoc omnes rigide submovimus arte, 
Quas Stola contingi vittaque sumta vetatf 

At matrona potest etc. 
Aehnlich ex Ponto HI, 3, 61 fg. und Tib. I, 6, 68 fg.] und in 
diesem Sinne sagt Martial zur Entschuldigung seiner frivolen 
Epigramme: I, 35, 8. 

Quis Floralia vestit et stolatum 
Permittit meretricibus pudorem, 
[Auch Ulp. Dig. XLVII, 10, 15. §. 15. spricht von meretricia 
veste und daneben matronali habitu. S. Heindorf zu Hör. Sat. 
I, 2, 63. Auf die kurze Tunica der Buhlerinnen deutet Hör. 
Sat. I, 2, 83 ff. luv. VI, 446. und Isidor. XIX, 25. sagt, das 
die meretrices ein besonderes amiculum (wahrscheinlich so viel 
als toga meretricia) gehabt hätten.] Ausserhalb Rom und wo 
sie weniger gekannt waren, verbargen die meretrices wohl 
auch ihren Stand und Gewerbe, indem sie eine längere Tunica 
anlegten. So sagt Apraniüs bei Non. XIV, 27. 

Meretrix cum veste longa f peregrino in loco 

Solet tutandi causa sese sumere, — 
Ja sogar die des Ehebruchs überführte Matrone verlor 
das Kecht die Stola zu tragen , und musste sie mit der Toga 
vertauschen. So erzählt der Scholiast des Cruquius zu d. a. 
Stelle Hör. Matronae quae a maritis repudiabantur propter 
adulterium, togam accipiebant, sublata stola alba^ propter igno- 
miniam, meretrices autem prostare solebant cum togis puUiSy ut 
discemerentur a matronis adulterii convictis et damnatis, quae 
togis albis utebantur. Darauf bezieht sich auch [luv. H, 68. 
und die] von Heindorf angeführten Stellen Martials H, 39. 
und VI, 64, 4. [S. noch Isidor. XIX, 25. Eine andere Zu- 
rücksetzung der Buhlerinnen bestand darin, dass sie sich nicht 

Bbckbb, Gallas. 8. Aufl. III. 5 



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QQ Excurs zur sechsten Seene. 

des den Matronen eigenen Kopfputzes mit Binden (vitiae) be- 
dienen durften, wie Serv. zu Verg. Aen. VII, 403. berichtet. 
Darauf beziehen sich Stellen, wie Plaut. Mil. III, 1, 196 fg. 

Itaque eam huc omatam adducas ut matronarum modo 

Capite compto crinis vittasque haheat etc. 
OviD. Art. am. I, 31. und Trist. 11, 246. 

Este procul vittae tenues insigne pudoris. 
und die oben cit. Stelle Trist. II, 251 fg, ex Ponto III, 3, 51 fg. 
und TiB. I, 6, 6 8 fg. In der späteren Zeit wurde dieser Unter- 
schied der Tracht nicht mehr genau beobachtet, worüber Ter- 
TULL. klagt, apol. 16. de pall. 4. und de cult. fem. 12. Aui 
quid minus hahent infelicissimae illae publicarum lihidinum victi- 
maßj qucLs si quae leges a maritalibus et matronalibus decora- 
mentis coercehant^ tarn certe saeculi improbitas quotidie insurgens 
honestissimis quibusque feminis usque ad errorem dignoscendi 
coaequat, S. darüber Brisson. sei. ex iure civ. antiq. I, 4. mit 
Trekells Anm. und Santinell. de disciplina et mor. fem. 
Kom. Venet. 1734. und über die meretrices überhaupt: Lau- 
rent, de adult. et meretric. Eamos dbl Manzano, ad leg. lul. 
Pap. in Meerman. thes. V, S. 342 — 372. Paldamüs, römische 
Erotik, S. 45 ff. Pauly, Realencyklop. HI, Seite 1288. IV, 
S. 1866 fg. 1655.] 

Mit wenigen Worten sei nur noch der Verirrung gedacht, 
welche in dem griechischen Leben eine so bedeutende Rolle 
spielte, des igäv Tiatdtov (Charikles 11, S.200 — 230.). Auch in 
Rom war dieses Laster {nefanda libido oder monstrosa Venus 
genannt) schon seit früher Zeit keine Seltenheit, s. Liv. VllI^ 
28. XXXIX, 13, 42. Dionys. Hal. Vn, 2. XVI, 8 fg. Val. 
Max. vi, 1. 7. 9 ff. Munk, de fabulis Atellanis, S. 169 ff. Von 
der späteren Zeit, wo es furchtbar überhand genommen hatte, 
wie namentlich Martial, Catull und Pbtron beweisen kön- 
nen, sei hier ganz abgesehen; auch die Leichtfertigkeit der 
gräcisirenden Dichter möge nicht zum Belege dienen; aber 
dass in Cicbro's Reden die Sache häufig erwähnt wird , dass 
er selbst desshalb mit Verachtung von Clodius, Catilina, An- 
tonius spricht (p. Sest. 7 ff. Phil. 11, 18. p. red. in Sen. 4 ff. p. 



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Die Buhlerinnen. 67 

dorn. 24. 48.), dass dem Plancius u. A. dieser Vorwurf von 
dem Ankläger gemacht wird, ist hinreichender Beweis, dass 
das Laster schon damals verbreitet genug war, und am meisten 
die schändliehe Bestechung der Richter, von der Cic. ad Att^ 
I, 16. spricht: etiam noctes certarum muUerum atque adulescen- 
tulorum nohilium introductiones nonnullis iudicibus pro mercedis 
cumulo fuerunt [S. Christ, de lege Scatinia, Halis 1727. und 
Kein, röm. Criminalrecht, S. 863 ff.] 



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EXCUBSE ZUR SIEBENTEN SCENE. 



BADER UND GYMNASTIK. 



ERSTER EXCURS. 



DIE BADER. 



Eine der wichtigsten Angelegenheiten im täglichen Leben, 
und eines der wesentlichsten Bedürfnisse war für den Römer 
der Zeit, welche hier hauptsächlich berücksichtigt wird, das 
Bad. Der ursprüngliche Zweck, reinliche Pflege des Körpers, 
war wenigstens nicht mehr der einzige; denn ausgestattet mit 
verschwenderischer Pracht, und alle Annehmlichkeiten und 
Bequemlichkeiten darbietend, die der Weichling sich wünschen 
konnte, waren die Bäder Vergnügungsorte geworden, in denen 
man Unterhaltung und Genuss suchte. In früherer Zeit badete 
man überhaupt weit weniger, wie Seneca nach älteren Be- 
richten anführt: epist. 86. Nam^ ut aiunt, qui priscos mores 
Urhis tradiderunt (vielleicht Varro), brachia et crura quotidie 
ahluebant, quae scilicet sordes opere collegerant. caeterum toti 
nundinis lavahantur. Cato de lib. educ. bei Non. III. v. ephip- 
pium. Mihi puero modica una fuit tunica et toga, sine fasciis 
calceamenta, equus sine ephippioj balneum non quotidianum, 
alveus rarus, und Columella will nicht, dass die Sklaven 
täglich oder häufig baden sollen: 1, 6, 20. nam eas quoque 
(balneas) refert esse, in quibus familia, sed tantum feriis lavetur. 
neque enim corporis robori convenit frequens usus earum. 



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Erster Excnrs z. siebenten Seene. Die Bäder. 69 

Daher waren denn auch die alten Bäder, sowohl die öffent- 
lichen, als die Privatbäder, als in usum, non ohlectamentum 
repertttj wie Seneca sagt, von sehr einfacher Einrichtung. In 
der Villa des Scipio Africanus, wo Seneca so viel Veranlas- 
sung fand, eine Parallele zwischen der alten und neuen Zeit 
zu ziehen, war ein balneolum angustum, tenebricosum ex con- 
suetudine antiqua. Denn, sagt er: non videbatur maioribus 
nostris caldum ^ nisi obscurum; und weiterhin: In hoc balneo 
Scipionis minimae sunt rimae magis quam fenestrae^ ut sine in- 
iuria munimenti lumen admitterent. Ebenso bezeichnet er die 
öffentlichen Bäder als obscura et gregali tectorio inducta, — 
Ueberdiess scheinen die Bäder der älteren Zeit durchaus nur 
auf ein kaltes und ein warmes Bad beschränkt gewesen zu 
sein, über deren Temperatur die Aedilen die Aufsicht hatten. 
So erzählt Seneca in dem angegebenen Briefe: Sedy dii boniy 
quam iuvabat illa balnea intrare obscura et gregali tectorio in- 
ducta^ quae scires Catonem tibi aedilem aut Fabium Maximum 
aut ex Comeliis aliquem manu sua temperasse! Nam hoc quo- 
que nobilissimi aediles fungebantur officio^ intrandi ea loca quae 
populum receptabanty exigendique munditia et utilem ac salu- 
brem temperaturam y non kanc, quae nuper inventa est, similis 
incendio, adeo quidem, ut convictum in aliquo scelere servum 
vivum lavari oporteati Nihil mihi videtur iam interesse, ardeat 
balneum an caleat. — In der Folge nämlich kamen Schwitz- 
bäder und heisse Wasserbäder hinzu. [Die Aufsicht der 
Aedilen beschränkte sich nicht auf die Temperatur und Rein- 
lichkeit der Bäder, Sanitätspolizei, sondern sie umfasste auch 
die Sittenpolizei, in Beziehung auf das verbotene Zusammen- 
baden der Männer und Frauen, s. unten. — Vor Alters hiess 
lavatrina das Bad, bis aus dem griechischen ßaXavsXov das 
lateinische balineum und balneum entstand, Philolog. XIV, S. 
217 ff. Varro 1. 1. IX, 68. domi suae quisquCy ubi lavatur, bal- 
neum dixerunt; et quod non erant duo^ bälnea dicere nos con- 
suerunty cum hoc antiqui — lavatrinam appellare consuessent. 
Vorher aber sagt er, dass die öffentlichen Bäder balnealß gQ- 
nannnt wurden, nicht balnea. Charis. I, 12, p. 76. Balneum 



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70 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

veteres dixerunt s. halineum , nihil enim differt publicum a pri" 
vatis, in publicis autem femin, gen, et quidem numero — plurali 
— balneas s, balineas, nee immerito^ nam parsimoniae causa uno 
igne duplex halineum calfaciehant y pariete interiectOf ut pudor 
viris mulierihusque constaret,] 

An Hülfsmitteln, welche dazu dienen, uns eine deutliche 
Vorstellung von der Einrichtung römischer Bäder zu bilden, 
, sind wir besonders reich , da nicht nur mehrere alte Schrift- 
steller uns theils Vorschriften über deren Anlage, theils Be- 
schreibungen vorhandener gegeben haben, sondern auch sehr 
bedeutende und mit den schriftlichen Nachrichten wohl Über- 
einstimmende Ueberreste vorhanden sind. Von den Schrift- 
stellern sind zuerst zu erwähnen Vitruv, der im fünften Buche, 
Cap. 10. und Palladius , der im ersten Buche , Cap. 40. von 
der Anlage der Bäder handelt. Ausserdem haben uns Lucian 
in der besonderen Schrift ^Jnnlag ri ßaXdveiov, Plinius in beiden 
Briefen über seine Villen, IE, 17. und V, 6. Statius, in dem 
Gedichte Balneum Etrusci, Silv. I, 5. Mart. VI, 42. wo 
dasselbe gepriesen wird, und Sidoniüs Apoll, epist. II, 2. 
interessante Beschreibungen hinterlassen und auch aus anderen 
Epigrammen Martials, sowie aus Seneoa epist. 51. 56. und 
86. erhalten wir zahlreiche Notizen über die Beschaffenheit 
der Bäder und das Leben in denselben. 

Aber ungleich lehrreicher als alle diese schriftlichen Nach- 
richten sind die noch vorhandenen Reste antiker Bäder selbst. 
Dahingehören [ausser den 1760 — 1765 ausgegrabenen Ueber- 
bleibseln von Veleia bei Piacenza] die Trümmer der Bäder in 
Hom selbst, namentlich der des Titus, Caracalla und Diocletian. 
Allein diese grossartigen Anlagen in ihrem Zusammenhange 
darzulegen, und die Bestimmung der einzelnen Theile mit 
einiger Sicherheit anzugeben, scheint überaus schwierig zu 
sein, und einen ebenso tüchtigen Architekten als gelehrten 
Antiquar und Philologen in einer Person zu verlangen, daher 
denn auch die davon bekannten Risse sehr von einander ab- 
weichen. Hier, wo es nicht Aufgabe ist, ein architektonisches 
Xunstwerk zu erklären , sondern das allgemein liebliche und 



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Die Bäder. 71 

mit Gewissheit Bestimmbare in Gebrauch und Sitte nachzu- 
weisen, bleiben alle Hypothesen über jene Bäder mit Recht 
ausgeschlossen, und kleinere Anlagen, namentlich wenn sie 
von besserer Erhaltung sind, werden weit dienlicher sein, uns 
ein Bild von den wesentlichen Theilen eines römischen Bades 
zu geben. — Eine solche Anlage bemerken wir in den im 
Jahre 1784 in Badenweiler entdeckten Ruinen, die freilich 
nur ebensoweit erhalten sind, um die einzelnen Abtheilungen 
unterscheiden zu können. [Eine kurze Schilderung derselben 
8. Schuck, Privatalterthümer der Römer, S. 639 fg., ausführ- 
licher Pbeüschen, Denkmäler von alten phys. und polit. Re- 
volut. in Deutschland, Frankf. 1787. S. 97 ff. Golbery, anti- 
quitds de TAlsace. Supplem. II. livraison. und zuletzt Leib- 
NiTZ, die röm. Bäder bei Badenweiler. Leipzig 1860. (Vergl. 
auch Hirt und Weinbrenner s. unten.) Diese Bäder über- 
treffen an Ausdehnung, Symmetrie und Ebenmaass bei weitem 
die pompejanischen , sind aber leider weit mehr ruinirt und 
lassen rücksichtlich der inneren Ausstattung oder der sonsti- 
gen Details nichts mehr erkennen. Das über 300 Fuss lange 
Gebäude zerföUt in zwei von einander durch eine Mauer ge- 
trennte aber ganz gleiche Hälften (für beide Geschlechter) 
und hat in der Mitte zwei grosse Tepidarien von 40' Länge 
und 30' Breite mit je einer Piscina. Daneben liegen (rechts 
und links) zwei noch ausgedehntere Frigidarien von je 55' 
Länge und 33' Breite, nach Süden in eine halbkreisförmige 
Apsis auslaufend mit je einer Piscina. Vor den beiden Tepi- 
darien lagen nach Norden in einem grossen Vorsprang des 
Hauses drei Caldarien mit Ofen und Kohlenräumen. Am öst- 
lichen und westlichen Ende ist je ein grosser Vorhof, aus dem 
man in den Vorraum tritt (eigentlich ostium, aber viel breiter), 
der in zwei Apodyterien führt, das eine nach Süden für den 
Sommer, das andere nach Norden für den Winter auf Suspen- 
suris ruhend und vermuthlich auch als Elaeothesium benutzt. 
In dem letzten ein Caldarium oder ein Sudatorium zu finden, 
ist kein Grund vorhanden. Ein grosses Wasserreservoir auf 
der Nordseite Hess es nie an dem nöthigen Wasser fehlen.] 



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72 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

Von vieit grösserer Wichtigkeit sind die [1824] entdeckten 
Pompejanischen Thermen, die in einem Zustande ausgegraben 
wurden, der es leicht macht über die Bestimmung der meisten 
Theile mit Sicherheit zu entscheiden. 

Von der neueren, die Bäder betreffenden Literatur sind 
ausser mehreren Stellen in Winckelmanns Werken (besonders 
auch Fernows Erklärung der Kupfertafeln zu Bd. II. t. IV, 
A — C.) vorzüglich bemerkenswerth : [Baccius, de thermis vet. 
Venet. 1571. 1712. und in Graev. thes. XII. Ferrariüs, de 
balneis, in Polen, supplem. III.] Cameron, the bath of the Ro- 
mains explained. Lond. 1772. Le terme dei Komani disegnate 
da A. Palladio, con alcune osservazioni da 0. B. Scamozzi. 
a Vicenza. 1785. fol. Descr. d. bains de Titus Par. 1786. ein 
Werk, das sich jedoch weit mehr mit den dort gefundenen 
Gemälden, als mit den Bädern selbst beschäftigt. [Wichel- 
hausen, über die Bäder d. Alterthums insbesondere d. Römer. 
Mannheim 1807.] Stieglitz, Archäol. der Bauk. II, S. 267 ff. 
Hirt, Gesch. der Bauk. III, S. 233 ff. Weinbrenner, Ent- 
würfe und Ergänzungen antiker Gebäude. Carlsruhe 1822. 
1. Heft, worin das Bad des Hippias nach Lucian und die 
Ruinen von Badenweiler enthalten sind. Bloüet, restauration 
des thermes d' Antonin Carac. k Rome, Paris 1828. Canina, 
Architettura antica descritta e demonstrata coi monum. Rom. 
1834. [Gailhabaud, Denkmäler der Baukunst von Lohde. 
Hamburg 1852. I, am Ende. Günther, de balneis veterum. 
Berol. 1844. (in medicinischer Hinsicht.) Tucker, in the 
archaeolog. Journal. London 1848. V, S. 25 ff. (über neu ent- 
deckte aber sehr destruirte röm. Bäder in London.) Guhl und 
Koner, das Leben der Griechen und Römer. Berlin 1862. II, 
S. 122 ff.] Ausserdem die Heraasgeber Vitruvs, besonders 
Schneider H, p. 375 — 391. Weniger tief ist Stratico ein- 
gedrungen, und Marini hat zu dem ganzen Kapitel fast nichts 
gethan, als die alten irrigen Meinungen zu wiederholen, und 
seine Vorstellung durch schöne aber eben so irrige Kupfer- 
tafeln zu versinnlichen. [Böttiger, Aldobrand. Hochzeit S. 
152ff. Mazois, Fall. d. Scaur. von Wüstemann. S. 199—228]. 



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Die Bäder. 73 

Ueber die Pompejanischen Bäder haben wir zwei ausführliche 
Berichte von Gugl. Bechi im Mus. Borb. II. t. 49 — 52. und 
von Gell, Pompeiana. The topography, edifiees and Orna- 
ments of Pomp. The result of excavations since 1819. London 
1835. I, p. 83— 141. 11, p. 80—94. [S. auch Overbeck, Pomp. 
S. 158 — 173. In neuerer Zeit sind andere weit grössere Bäder 
in Pompeji entdeckt worden, in der Holconiusstrasse gelegen, 
rechts und links von der Theater- und Stabiästrasse begrenzt. 
Siehe darüber Minervini, Bullet. Napol. 1855 ff. II, 45. HI, 
55. IV, 77. 91. 95. V, 103. 113. VI, 125. 130. Niccolini, 
le case e monum. di Pomp, fascic. 2. GuHii und Koner , das 
Leben der Griechen und Römer 11 , S. 125 ff. und am besten 
Michaelis, in Gerhards Denkmälern und Forschungen. 1859, 
N. 1 24 f. Nach einer Inschrift war die Anstalt eine städtische, 
wenigstens heisst es Duumviri — laconicum et destrictarium 
faciund. et porticus et palaestr, refidunda locarunt ex D, Z)., 
während die früher hier abgebildeten und beschriebenen klei- 
neren Bäder von M. Crassus Frugi gebaut und der Stadt ver- 
muthlich geschenkt worden waren. Die neueren Bäder waren 
mit einer grossen Palästra verbunden, so dass sie auf der 
rechten und auf der hinteren Seite lagen. Es zeigen sich zwei 
vollständige Badeanstalten neben einander, aber nicht geschie- 
den, so dass man nicht an ein Männer- und Frauenbad den- 
ken darf, sondern das eine war neuer und prächtiger, das an- 
dere älter und einfacher, welches bei der Zerstörung sich ge- 
rade in dem Zustand der Kestauration befand. D\e beiden 
Galdarien liegen parallel neben einander, eingefasst von zwei 
Tepidarien, vor welchen zwei Apodyterien mit Frigidarien 
Platz finden. Als abweichend von unsern Bädern ist hervor- 
zuheben; 1) in dem alten mit Nischen geschmückten Apody- 
terium ist auch das Frigidarium enthalten, so dass derselbe 
Saal beides enthält, wie in unserm Frauenbad Nr. 2 und 3, 
2) das Tepidarium in der neuen Anstalt hat eine Wanne für 
lauwarme Bäder. Das Nähere s. unten und bei Michaelis. 
Vl^ir würden vorgezogen haben, die neuen Bäder hier wieder- 
zugeben, wenn die Ausgrabungen vollendet vorlägen. 



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74 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

VON WiLMOWSKY, das römische Bad zu Wasserliesch, in 
Jahresbericht der Gesellschaft für nützl. Forschungen. Trier 
1858, S. 73 ff. (Dieses zwei Stunden von Trier 1857 gefun- 
dene Bad gehörte zu einer Villa und besteht aus einem klei- 
nen Apodyterium, einem Caldarium, dessen marmorner alveus 
oder piscina calida, 11 Fuss lang und 5^/2 Fuss breit, auf 
Suspensuris ruht, so dass das Becken gleichsam schwebt, und 
aus dem höchst solid angelegten Heizungsraum, der die 
beiden andern Eäume erwärmte.) Ungleich wichtiger ist 
aüs'm Werth, das Bad der röm. Villa bei Allenz. Bonn 
1861. Hier finden sich folgende Räume in einer Reihe; 

1) das Apodyterium, dem ein grosses Reservoir vorliegt, 

2) das schöne Frigidarium mit einer piscina von 6 Fuss 8 Zoll 
Länge und 4^/2 F. Breite nebst reicher Nische, 3) ein kleines 
Vorzimmer für das warme Bad, zum Auskleiden, Salben, 
Begiessen u. s. w. (tepidarium? destrictarium? unctorium?), 
4) zwei kleine Schwitzkammem, die allein auf Suspensuris 
liegen und 5) das wohl erhaltene praefumium. — Die Ab- 
weichungen der Villenbäder erklären sich sehr einfach durch 
den verschiedenen Geschmack und das verschiedene Bedürf- 
niss der Besitzer, denen persönlich einzelne Theile tiberflüssig 
waren, welche in öffentlichen Bädern nicht fehlen durften.] 

Die [1824 entdeckten] Bäder, welche nicht nur in ihren 
wesentlichen Theilen vollständig erhalten , sondern mit ihren 
Ornamenten, ihren Inschriften, ja selbst Geräthen gefunden 
wurden, sind vor allen anderen geeignet, uns mit der Einrich- 
tung römischer Bäder überhaupt bekannt zu machen, insofern 
wir nur von den nicht nothwendig dazu gehörigen Theilen 
der grösseren Anstalten der Art in Rom absehen, und nui* 
den eigentlichen Kern im Auge haben. Ueberdiess dürfen 
wir annehmen, dass mehr Bäder nach demselben Plane ange- 
legt waren, da die von Stabiae, und in dem Caldarium wenig- 
stens das in der Villa des Diomedes gefundene (s. Voyage 
pittor. de Naples. Liv. 10. et 11. pl. 79.) fast durchgängig mit 
den Pompejanischen übereinstimmen, und ähnlich mochte ge- 
wöhnlich wohl die Einrichtung der Bäder in Privathäusern 



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Die Bäder. 75 

und Villen sein, die natürlich nicht die Ausdehnung der grossen 
öffentlichen Thermen haben konnten. Daher scheint denn eine 
Beschreibung der Bäder von Pompeji vor allem hier am Orte 
zu sein, und ich schalte deshalb das Hauptsächlichste aus dem 
Berichte Gells in der Uebersetzung hier ein [in Klammern 
mit dem Zeichen B.] Ich ziehe seine Beschreibung der italie- 
nischen vor, weil sie nicht nur das Allgemeinere abhandelt, 
sondern auch bei den oft sehr interessanten Eigenheiten ver- 
weilt, und so ein weit anschaulicheres Bild von der Anlage 
und inneren Einrichtung giebt. Sonst ist nicht zu verkennen, 
dass Bechi, bei weit ausreichenderer antiquarischer Gelehr- 
samkeit oft richtiger erklärt, worauf in den eingeschalteten 
Anmerkungen aufmerksam gemacht ist. Viele Stellen, welche 
sehr entbehrliche Abschweifungen enthalten, sind ausgelassen 
worden, so wie die Beziehungen auf die Kupfertafeln, welche 
hier nicht gegeben werden konnten. Der Seite 77. stehende 
der Bäder wird neben der Beschreibung völlig hinreichen, um 
sich zu Orientiren. Zur Vergleichung ist auch der Riss der 
Bäder von Stabiae (nach Gelt« I, p. 131.) beigefügt, und 
weiter unten das in den Bädern des Titus gefundene zwar 
sehr bekannte, aber besonders lehrreiche Gemälde, den Durch- 
schnitt eines römischen Bades vorstellend. 

Der Haupteingang, heisst es bei Gell I, S. 88. scheint 
der in der Fortunastrasse gewesen zu sein, die ihren jetzigen 
Namen von dem Tempel dieser Göttin hat. [Bechi dagegen 
hält für den Haupteingang den entgegengesetzten 21c. B.] 
Alle oder viele der Behältnisse zu beiden Seiten des Eingangs, 
deren Thtiren nach der Strasse herausgehen, scheinen gewölbt 
gewesen zu sein , weil sie so die über die grösseren Zimmer 
im Innern gespannten Bogen stützen halfen. 

Dieser Eingang oder Durchgang, auf dem Plane mit 
21a bezeichnet führt in einen Hof (20) von ungefähr 60 Fuss 
Länge, der auf zwei Seiten durch einen dorischen Säulengang 
und auf der dritten durch einen Kryptoporticus begrenzt ist. 
lieber dem Kryptoporticus war ein zweites Stockwerk, wo 
man Andeutungen eines Schornsteines bemerken kann. 



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76 Erster Excurs zur siebenten Scene, 

Am entgegenstehenden Winkel des Hofs war ein anderer 
Ausgang, mit 21c bezeichnet, der in ein Gässchen führte, 
welches von dem Forum nach dem Hause des Pansa geht. 
Neben diesem Ausgange war allem Anscheine nach die La- 
trina [22]. — Der mit 19 bezeichnete Platz, eine Art Vorhalle 
mit Sitzen, ist gewölbt und wurde bei Nacht durch eine Lampe 
erleuchtet, die so angebracht war, dass ihre Strahlen auf der 
einen Seite in das Zimmer 15 fielen und auf der andern 19 
erleuchteten. Dieselbe Einrichtung besteht in der Nische 14, 
wo eine Lampe ebenso dem Porticus Licht gab. Diese beiden 
Lampen waren von runden hohlen Gläsern umschlossen, deren 
Scherben im Innern der Zimmer bei ihrer Ausgrabung ge- 
funden worden sind. 

Da die Bäder von Pompeji nicht bedeutend genug waren 
um mit jeder Art von Zimmern versehen zu sein, wie die der 
Hauptstadt, so müssen wir uns nach dem Vestibulum und der 
Exedra umsehen, oder nach einem Platze nahe am Eingange 
zu den Bädern, der statt ihrer könnte gedient haben. In vesti- 
hulo deberef esse porticus ad deamhulationes his, qui essent in- 
gressuri — Dieser Porticus ist ohne Zweifel der eine im Hofe, 
und die Exedra, von fdgai oder Sitze, wo die, welche nicht 
vorzogen in dem Porticus umherzugehen, ausruhen konnten, 
wird durch die Bänke vorgestellt, welche längs der Wand 
hinlaufen. [Sie sind von Gell nicht angegeben, aber nach 
dem Plane im Mus. Borb. nachgetragen und mit bezeichnet, 
Bechi nimmt sie als für Sklaven bestimmt, welche ihre Herren 
in das Bad begleiteten, und bezeichnet den Eaum 19 [mit 
Eecht auch Overbeck] als Oecus oder Exedra. B.] Vitruv 
giebt an, dass, während Einige badeten, gewöhnlich Andere 
warteten, um nach ihnen in das Bad zu gehen. 

In diesem Hofe wurde ein Schwerdt mit lederner Scheide (?) 
gefunden, und die Büchse für die Quadranten oder Münzen, 
welche von jedem Besuchenden bezahlt wurden. Der Quadrant 
war der vierte Theil eines As und der vierzigste eines Denars, 
[Im Originale steht irrig the fourteenth, Uebrigens ist es natür- 
lich, dass, nachdem der Denar zu 16 As gerechnet wurde, auch 



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Die Bäder. 



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78 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

der Quadrant eine Reduktion erfuhr und deren 64 auf einen 
Denar gingen. B.] eine so massige Summe, dass die Heizung 
d^r Bäder nicht ohne eine zahlreiche Menge Badender hat be- 
stritten werden können. — Iuvenal sagt, dass junge Leute 
unter 14 Jahren nichts bezahlten, Sat. 11. [Die Worte sind 
V. 152. Nee pueri eredunt^ nisi qui nondum aere lavantur; 
allein der Sinn scheint vielmehr zu sein : Kinder , welche die 
öffentlichen Bäder noch nicht besuchen. B.] — Die Gering- 
fügigkeit der Summe war indessen eine grosse Aufmunterung 
für Leute, die sich nach Plinius zuweilen sieben Mal in einem 
Tage badeten. [Wenn der Verfasser diess als etwas Gewöhn- 
liches betrachtet wissen will, so ist er in grossem Irrthume. 
Die Stelle des Plinius vermag ich nicht nachzuweisen; vom 
Commodns aber sagt Ael. Lampr. 11. Lavabat per diem 
septies atque ocdes. Das war indessen eben eine monströse 
Lebensweise. B. lieber Q. Remius Palaemon bemerkt Suet. 
ill. gramm. 23. Luxuriae ita indulsit, ut saepius in die lavaret^ 
Es ist mehr als wahrscheinlich (?), dass das Schwerdt dem 
Aufseher des Bades oder dem Balneator gehörte, dessen Stand- 
€rrt mit der Büchse für das Geld die ala des Porticus (19) ge- 
wesen sein muss. Dieser Kaum war nicht gemalt und die 
Decke scheint vom Lampenrauche geschwärzt gewesen ssu 
sein. Wer hier bezahlt hatte, mag mit irgend einer Art Marke 
eingelassen worden sein. Theatermarken sind in Pompeji ge- 
funden und gestochen worden. 

Li dem dorischen Porticus warteten die Leute auf den 
Einlass zu den Bädern, welche nicht von hinreichender Grösse 
waren, um schicklicher Weise mehr als zwanzig oder dreissig 
auf einmal einzulassen. Hier mögen daher Schauspiele, Lust- 
barkeiten, Vorstellungen und Verkäufe als an einem geeig- 
neten Orte zur öffentlichen Kenntniss gebracht worden sein. 
Demgemäss war an der südlichen Wand in grossen Buch- 
staben angemalt: Dedicatione eic, [Es folgt hier die bereits 
Thl. I, S. 82. und Orblli Henzen 6166. angeführte Inschrift 
und dann eine sehr unbedeutende Erklärung der sparsiones. 
Relaz. d. sc. Mus. Borb. II. B.] 



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Die Bäder. 79 

Aus dem Hofe gelangten die , welche zu baden gesonnen 
waren, durch einen schmalen Gang in das Zimmer 17, das 
man sich als dem ersten Zimmer im türkischen Bade entspre- 
chend denken muss, wo ein Fremder entkleidet wird. [Der 
Verfasser beschreibt S. 86 fg. die in den türkischen Bädern 
bestehende Einrichtung und geht dann erst zu den Pompeja- 
nischen über, die er jenen analog findet. B.] In diesem Gange 
wurden eine grosse Menge Lampen gefunden, vielleicht mehr 
als 500; aber mehr als 1000 sind in dem ganzen Umfange 
der Bäder gefunden worden. Die Arbeiter erhielten jedoch, 
wie man sagt, den Befehl, sie sämmtlich zu vernichten^ nach- 
dem die besten ausgewählt worden waren. 

Diese Lampen waren durchaus von gewöhnlicher Terra 
cotta und manche von ihnen hatten Figuren der Grazien, an- 
dere des Harpokrates aufgedrückt, von mittelmässiger Arbeit. 
Athbnaeus sagt B. XV., dass die Lampen in den Bädern von 
Erz waren, [Es sind wahrscheinlich die Worte gemeint p. 
699. A. da Evßotog nolla fiip eiigr^xer iv toTg noiijfiaai xoQkvta' 
71€qI fi€v ttjgrcäv ßakavHfov fiaxtig' BaXkov Ö' dU,tiXovg x^^^Q^f'^ 
iyX^qjmr, Was aber dazu berechtigt, an eherne Lampen zu 
denken, ist nicht abzusehen. B.] und unterscheidet sie mit 
Namen, welche die Zahl der Dochte bezeichnen, wie mono- 
myxi^ dimyocij trimyxi und polymyxi [s. II, S. 343.] ; aber die 
Schriftsteller, welche über den Gegenstand geschrieben haben, 
scheinen beständig von Gebäuden und Einrichtungen in einem 
Grade von Pracht zu sprechen, der zu ausserordentlich ist, 
um uns bei der Erklärung der Pompejanischen Bäder zum 
Führer zu dienen. Auf die Dekoration dieses Durchgangs ist 
einiger Fleiss verwendet; denn der Plafond ist mit Sternen 
bedekt. 

In dem Zimmer 1 7 trafen die, welche das Bad in der Ab- 
sicht zu baden besuchten, zusammen, sie mochten durch den 
Porticus oder eine der Thüren von der nördlichen Strasse her- 
kommen, und hier war ohne Zweifel das Frigidarium , in wel- 
chem Viele ihre Kleider ablegten, aber vorzüglich die, welche 
nur von der Natatio oder dem kalten Bade Gebrauch zu machen 



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gO Erster Ezcurs zur siebenten Scene. 

gedachten. Diesen wenigstens diente das Zimmer als Apody- 
terium, so genannt von dem griechischen *y^^odi;7]^^or, was den 
Platz bezeichnet, wo die Kleider gelassen wurden, [Spolia- 
torium, wie auch Bechi sagt^ hiess das Apodyterium wohl 
niemals , und selbst spoliarium ist für die Bäder sehr zweifel- 
haft. Ganz irrig ist Apolyterium. B.] und übereinstimmend 
damit bemerkt man am Eingänge Löcher in der Wand, in 
welcher Zapfen oder Pflöcke eingelassen waren, entweder um 
Regale zu tragen, oder Kleider daran zu hängen. [In dem 
Folgenden nennt G. und nach ihm Bechi diese Pflöcke ca- 
prariij eine Angabe, der nur eine arge Verwechselung mit 
den capsariis zu Grunde liegt, Leuten, welche in den Bädern 
die Kleider in Verwahrung nahmen. S. 11, S. 134. Begale 
sieht man auf dem Gemälde aus den Bädern des Titus im 
Tepidarium, wo eben ein Mann Kleider hinauflegt. B und R.] 

Das Zimmer selbst, das geräumig ist, ist gewölbt und der 
Bogen erhebt sich von einem vorspringenden Karnies, der mit 
farbenreicher Malerei von Greifen und Leyern geschmückt 
ist. Das Tafel werk scheint in weissen viereckigen Feldern 
mit rother Einfassung bestanden zu haben und der Fussboden 
ist von gewöhnlicher weisser Mosaik. Die Wände waren gelb 
gemalt. Steinerne Bänke nahmen den grössten Theil der 
Wände ein, mit einer unten daran hinlaufenden Schwelle, die 
sich nur wenig über den Boden erhebt. Ein kleines Gemach 
am nördlichen Ende mag entweder eine Latrina gewesen sein, 
oder eine Tonstrina zum ßasiren, oder es kann vielleicht zum 
Aufbewahren der Salben, Striegeln, Handtücher und anderer 
zur Bequemlichkeit der Besuchenden erforderlichen Gegen- 
stände gedient haben. 

Es ist wahrscheinlich, dass ehemals ein Fenster nach 
Norden war, ähnlich dem noch am südlichen Ende vorhan- 
denen; aber in keinem Falle kann dieses oder ein anderes 
Zimmer in den Pompejanischen Bädern der Beschreibung der 
grossen Fenster im Frigidarium des Schriftstellers entspre- 
chen, welcher sagt: Frigidarium locus ventis perßatus fenestris 
amplis. Das noch vorhandene Fenster lässt das Licht an der 



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Die Bäder. gl 

Südseite hereinfallen und ist nahe unter dem Gewölbe der 
Decke angebracht, oder schneidet vielmehr in dieselbe ein. 
Es geht auf das Dach des Zimmers 18 hinaus, und war von 
gutem Tafelglas, auf einer Seite ausgeschliffen, als ob man der 
Neugierde etwaiger Leute auf dem Dache habe begegnen 
wollen. 

Alle Scherben dieses Glases waren bei der Ausgrabung 
noch vorhanden, ein Umstand, der denen nicht wenig merk- 
würdig schien, welche sich einbildeten, der Gebrauch des 
Glases sei bei den Alten entweder unbekannt oder sehr selten 
gewesen, und nicht wussten, dass ein Fenster von derselben 
Art in den Bädern des Landhauses des Diomedes gefunden 
worden war. 

In dem halbzirkelformigen Felde, in welchem das Fenster 
sich befindet, war ein grosses Relief in Stucco , dessen Gegen- 
stand die Vernichtung der Titanen (Giganten) durch Jupiter 
zu sein schien, oder vielleicht durch Saturn (!), dessen kolos- 
sales Haupt in der Mitte erscheint. Bacchus war einer von 
denen, die dem Jupiter den bedeutendsten Beistand in diesem 
Kampfe leisteten, und Bacchus Schaale oder eine von der- 
selben Form ist zur Rechten sichtbar, als ob sie auf den Titan 
geschleudert würde. Die Gegenstände sind gegenwärtig kaum 
mehr zu erkennen , indem sie sehr durch Wiederherstellung 
des Dachs gelitten haben. [Und das mag den Verfasser in der 
Deutung irre geführt haben. Beghi sagt: „Sotto questa fine- 
stra h lavorato di stucco un gran mascherone barbato e chio- 
mato, dai cui capelli fluiscono acque in mezzo ai vortici delle 
quäle due tritoni con vasi in spalla si battono, e vi si veggono 
molti delfini, che annodano coUe loro code certi putti che si 
dibattono per svincolarsi da quelle catene." Das scheinen 
allerdings für ein Bad schicklichere Ornamente zu sein, als 
eine Gigantomachie. B.] [üeber die Wandmalerei seines Fri- 
gidarium sagt Sidon. ep. 11, 2. Non hie per nudam pictorum 
corporum pulcritudinem turpis prostat historia — absunt ridi- 
culi vestitu et vultihus histriones — absunt lubrici tortuosiqite 

BKCKKie, Qallus. 3. Aufl. Ili 6 



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82 Erster Excurs zuir siebenten Scene. 

pugillatu et nexihus palaestritae, woraus die gewöhnlicben 
Dekorationen zu erkennen sind.] 

Aus dem Frigidarium führt ein schmaler Durchgang in 
die nördliche Strasse, und darin ist ein kleines zurücktretendes 
Behältniss zu bemerken, wo vielleicht eine zweite Person sass, 
um das Geld von den Badenden zu empfangen. Der dritte 
Ausgang (21 6) steht in Verbindung mit dem Hypokaustum 
oder den Oefen, und diese wiederum mit der Strasse. 

Eine Thüre, gleich der, welche aus dem Hofe hereingeht, 
führt in die Abtheilung 18, in welcher die natatio oder das 
natatorium, die piscina oder das kalte Bad war. Manche mögen 
geneigt sein, den Ausdruck haptisterion auf dieses Becken, in 
das die Badenden sich tauchten, zu beziehen. Das Wort piscina 
wird von dem Jüngern Plinius auf das Bad angewendet. Es 
scheint, dass Xovrgov die griechische Benennung war. Dass diess 
zu Plinius Zeit haptisterion genannt wurde, erhellt aus folgender 
Stelle, wo es mit dem Frigidarium verbunden wird: Inde apo- 
dyterium halinei laxum et kilare excipit celia frigidaria, in qua 
baptisterium amplum atque opacum. [S. darüber weiter unten.] 

Es ist vollkommen erhalten, und es fehlt nichts als das 
Wasser, welches ehemals aus einer kupfernen üöhre dem 
Eingänge^ gegenüber, ungefähr vier Fuss vom Boden sich 
ergoss und in den Behälter fiel, indem es durch Röhren, die 
man noch verfolgen kann , aus dem grossen Behälter bei dem 
Praefumium zufloss. [Vgl. Sidon. Apoll, ep. 11, 2. abgedruckt 
Tbl. I, S. 1 49.] Dieses Zimmer ist ein Kreis von einem Viereck 
eingeschlossen, in dessen Winkel vier Nischen sind, die von 
den Alten scholae genannt wurden. 

Der Durchmesser ist 18 Fuss 6 Zoll. Hund um das 
Ganze läuft ein 2' 4^/2" breiter Gang. Die Piscina oder das 
Becken selbst ist 12' 10" im Durchmesser und hat einen 11*' 
breiten Sitz, der (innerhalb des Beckens) in der Tiefe von 10" 
unter dem Rande und 2' 4" vom Grunde henimläuft, so dass 
die Tiefe des Wassers (im ganzen Becken) ungefähr 3' sein 
konnte [in Badenweiler 5', aber in 3 Absätzen]. — Die 
Nischen oder scholae sind 5' 2" breit, bei 2' 1/3" Tiefe. Ihre 



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Die Bäder. 83 

Bogen, die zur Höhe von 1' 8" ansteigen, erheben sieh auf 
einem Gesims 5' 6" über dem Boden. — Das Ganze der piscina 
oder natatio mit ihrem Sitze oder Tritte, der Fassboden der 
scholae oder das ambulatorium ist von weissem Marmor und 
vollkommen erhalten. Das Dach ist eine Kuppel oder vielmehr 
ein Kegel, wovon ein kleiner Theil der Spitze zerstört ist. Es 
scheint blau gemalt gewesen zu sein, und hat eine Oeffnung 
oder ein Fenster nahe an der Spitze gegen Südwest, vielleicht 
ohne Glas, weil eine erhöhete Temperatur hier, als in einem 
kalten Bade nicht erforderlich war. Die Wände sind gelb ge- 
malt gewesen, hie und da mit grünen Zweigen. Die Wände 
der Nischen waren blau und die Wölbungen oder Decken und 
die Bogen haben eine niedliche Einfassung von erhabener Ar- 
beit in Stucco. 

üngefUhr 8' vom Boden läuft ringsum ein Karnies, etwa 
18" Jioch mit Figuren in Stucco auf rothem Grunde, welche 
aller Wahrscheinlichkeit nach den Wettlauf zu Fusse, zu 
Pferde und zu Wagen vorstellen. Die Spina oder vielleicht 
das Ziel ist ebenfalls sichtbar und trotz aller Zerstörung haben 
die Wagenrennen und die Pferde mit ihren Keltern einen An- 
strich von Leben und Wahrheit, der zu beweisen scheint, dass 
sie wenigstens nach Skulpturen aus der glänzendsten Zeit der 
Kunst gearbeitet waren. 

Das Natatorium in den Bädern Diocletians war 200' lang 
und halb so^breit, indem die Aqua Martia reichliche Ströme 
Wassers zuführte, das in künstlich angelegten Grotten hervor- 
sprude^lte. Die piscina von Pompeji kann nicht Anspruch dar- 
auf machen, mit der Pracht der Hauptstadt zu wetteifern^ aber 
nichts kann eleganter oder für den Zweck der Badenden ge- 
schickter berechnet sein , als das Zimmer wovon die Kode ist. 

Eine Thüre, deren Pfosten etwas schräg stehen, und be- 
weisen, dass die Flügelthüren, welche sich in umbilicis oder 
Angeln dreheten, berechnet jfv^aren, durch ihre eigene Schwere 
zuzufallen, führte den Besucher in das Zimmer 15, das ent- 
weder tepidariuiriy dlsmjTjQim ^ apodyterium^ elaeothesium oder 
unctuarium genannt wurde; denn in Bädern von kleinern Ver- 



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84 Erster Excurs zur siebenten Scenc. 

hältnissen muss ein Zimmer zu vielen der Zwecke gedient 
haben, für welche in der Kaiserstadt besondere Oemächer an- 
gewiesen waren. 

Es ist desshalb wahrscheinlich, dass, obgleich das Frigi- 
darium als ein Apodyterium für die kalt Badenden diente, die, 
welche das warme Bad nahmen, sich in dem zweiten Zimmer 
1 5 entkleideten , das nicht nur durch ein Kohlenbecken oder 
focularCj von den Italienern bracciere genannt, erwärmt wurde, 
sondern mittels eines schwebenden Fussbodens, der durch die 
entfernten Feuer oder den Ofen des Caldarium oder Laconi- 
cum geheizt wurde. [Auf dem Gemälde aus den Bädern des 
Titus scheint nur ein Theil des Tepidarium suspensuras zu 
haben, aber die neuen Bäder zeigen die suspensuras unter 
dem ganzen Tepidarium, was Becker ganz in Abrede gestellt 
hatte, s. Michaelis S. 39. Auch hohle Wände wärmten das 
Tepidarium.] Die Temperatur war vermuthlich nicht höher 
gesteigert, als erforderlich war, um eine angenehme Wärme 
zu geben , um den Mangel schwererer Kleidungsstücke zu er- 
setzen. 

Im Tepidarium sind drei Sitze (Bänke) von Bronze. (Sie 
standen an den Seitenwänden , während das Kohlenbecken 
quervor im Fond sich befand. Die Bänke sind etwa 6' lang 
und 1' breit.) Auf den Sitzen steht der Name dessen, der sie 
geschenkt hat : M. Nigidius Vaccula^ dessen Wappen, wenn 
dieser Name hier zulässig wäre, eine Anspielung auf seinen 
Namen war; denn die Füsse dieser Bänke sind Kuhbeine und 
dergleichen Köpfe bilden deren obere Zierrath, so wie die 
ganze Figur einer Kuh die Verzierung des Kohlenbeckens 
ist. Die Inschrift desselben lautet: M, Nigidius Vaccula P. 8. 
(pecunia sua). [Mus. Borb. II, 54. Roux und Barr^, Herc. 
VI, 86.] 

Der Heerd, 16, ist ungefähr 7' lang und 2' 6" breit. Er 
ist von Bronze, mit 13 zinnenartigen Spitzen (an der vordem 
langen Seite) verziert und mit einem Lotus an den Ecken. 
Darin befindet sich ein eiserner Einsatz, der darauf berechnet 
ist der Hitze der heissen Asche zu widerstehen, und der Boden 



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Die Bäder. 85 

wird durch Stäbe von Erz gebildet, auf welche Ziegel gelegt 
sind, welche den Bimstein tragen, der bestimmt war, die Kohlen 
aufzunehmen. 

Das Zimmer war auf eine seiner Wichtigkeit entspre- 
chende Weise dekorirt. Der Fussboden war von weisser Mo- 
saik mit zwei schmalen schwarzen Einfassungen, das Decken- 
gewölbe elegant gemalt, die Wände hochroth und das Gesims 
von Statuen getragen; Alles vereinigte sich, um es au einem 
schönen Erholungsorte für die Bewohner Pompeji's zu machen. 
Das Gesims beginnt 4' 2^/2" über dem Boden und ist, den 
5'/.2" hohen Abacus eingeschlossen, 1' 2" hoch. Darüber er- 
heben sich die Figuren (Telamonen) mit dem Gebälk zur 
Höhe von 3' 5" und darüber der Schmuck der korinthi8che^ 
Ordnung. — Diese Figuren sind ungefähr 2' hoch, stehen auf 
einer kleinen viereckigen Plinthe von 3" Höhe und halten ihre 
Arme in einer Lage, die geeignet ist, den Kopf beim Tragen 
der darauf ruhenden Last zu unterstützen. Sie sind .von Terra 
cotta und stehen mit dem Kücken gegen viereckige Pfeiler, 
die 1' von der Wand vorspringen in Zwischenräumen von 
1' 3". 

Wie auch diese Figuren genannt worden sein mögen, sie 
dienten offenbar in den Bädern von Pompeji dazu, die Abthei- 
lungen einer Anzahl Nischen oder Behältnisse zu verzieren, in 
welche die Kleider derer, welche in das Sudatorium oder das 
innere zum Schwitzen bestimmte Zimmer gingen, bis zu ihrer 
Kückkehr gelegt wurden. 

Die Hitze in diesem Zimmer war eine trockne Wärme, 
die durch [das Hypokaustum und] das Kohlenbecken hervor- 
gebracht wurde , und folglich ein passender Ort zum Parfü- 
miren, Salben und allen andern Verrichtungen nach dem 
Schwitzbade. 

Plinius erwähnt, dass in dem Apodyterium oderTepida- 
rium das Eläothesium war oder der Ort zum Salben, im Latei- 
nischen unctorlum genannt, wo Leute, von ihrem Geschäfte 
unctores genannt, angestellt waren. Man kann annehmen, dass 
in den grossen Bädern der Hauptstadt dieses aXsiTnijQtov oder 



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gg Erster Excurs zur siebenten Scene. 

unctörium ein besonderes Zimmer war. — Ein Vers des Luci- 
Lius, von Green in seinem Werke; de rusticatione Romano- 
rum angeführt, beschreibt die Verrichtungen, welche in diesem 
Gemache Statt fanden : 

Scabor, suppilor^ desquamovy pumicor^ ornor^ 
Expilor^ pingor. 

In das dritte Zimmer, 12, zum Gebrauche derer, welche 
die heissen Bäder besuchen wollten, tritt man durch eine Thtire 
aus dem Tepidarium, welche durch ihr eigenes Gewicht sich 
schloss und wahrscheinlich in der Regel geschlossen war, um 
das Einströmen der kalten oder weniger heissen Luft zu ver- 
hindern. ViTRUV sagt, dass das Laconicum und Sudatorium 
mit dem Tepidarium verbunden sein solle, und dass, wenn 
verschiedene Zimmer wären, der Eingang in beide durch zwei 
ThÜren aus dem Apodyterium Statt finden solle. 

Wenn dieses Zimmer auch nicht mit aller im Tepidariuji 
entfalteten Kunst geschmückt ist, vermuthlich weil das bestän- 
dige Aufsteigen von Dämpfen die Farben an der Decke oder 
dem Gewölbe würde zerstört haben, so war es doch nicht 
weniger geschmackvoll mit Gesimsen in Stucco verziert, welche 
einen artigen, schönen Effekt machen. [Vgl. Zahn, Ornamente 
und Gem. t. 94. B.] Nicht allein ist der Fussboden in der von 
ViTRuv empfohlenen Weise schwebend angelegt, sondern die 
Wände sind so gebaut, dass eine Säule heisser Luft auf allen 
Seiten das Zimmer einschliesst. 

Diess wird nicht durch Röhren bewirkt, sondern »durch 
eine allgemeine Röhre , die durch ein Futter von Backsteinen 
oder Ziegeln gebildet wird, welche mit der äusseren Wand 
stark durch eiserne Klammern verbunden sind, jedoch unge- 
fähr 4" davon abstehen, um einen Raum zu lassen, durch den 
die heisse Luft von dem Ofen aufsteigen und überall gleich- 
massig die Temperatur des ganzen Zimmers steigern könne. — 
Da einige Theile dieses Futters eingefallen sind, so ist diese 
g»nze merkwürdige Einrichtung jetzt sichtbar , und da einige 
Stellen des Fussbodens durch den Einsturz eines Theils des 
Gewölbes durchgeschlagen worden sind, so war die Methode, 



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Die Bäder. 87 

ihn schwebend anzulegen, hinlänglich sichtbar. [Vgl. Tbl. II, 
S. 266 f. und Bernan , the history of the art of warming and 
vendilating rooms and buildings. London 1845, II, angezeigt 
in the archaeol. Journal IL London 1845. p. 419 ff.] 

Man bemerke, dass fast nichts in symmetrischem Verhält- 
nisse zum Mittelpunkte angebracht ist; denn das runde Fen- 
ster der Nische mit seinem Delphinenschmucke in Stucco ist 
etwas links, und die beiden Seitenfenstey im Gewölbe sind 
ebensowenig an Grösse und Lage sich gleich. 

Der auffallendste Gegenstand in dem Zimmer ist das 
labrunif 14, in der Mitte der Nische, welche den einen End- 
punkt des Caldarium bildet, wie das heisse Wasserbad {alveus) 
den andern. Es besteht in einem Gefässe oder Becken von 
weissem Marmor, nicht weniger als 8' im Durchmesser, und 
innerlich nicht mehr als 8" tief. In der Mitte ist eine Erhö- 
hung oder ein umbo, der sich über den* Boden erhebt, und in 
dessen Mittelpunkte das Wasser aus einer metallnen Röhre 
hervorsprudelte, das, nach einem in orientalischen Bädern ge- 
bräuchlichen Verfahren zu urtheilen, vermuthlich kalt war, 
oder von einer Temperatur, wfe sie für dienlich erachtet 
wurde, um es über den Kopf des Badenden zu giessen, ehe er 
die heisse Atmosphäre verliess [ganz ähnlich wie in den neu 
gefundenen Bädern]. 

[Die Inschrift am Rande des Labrum lautet bei Bechi (vgl. 
Orell. inscr. n. 3277.): CN. MELISSAEO. CN. F. APRO. 
M. STAIO. M. F. RVFO. IL VIR. Il^ER. ID. LABRVM. 
EX. D. D. EX. P. P. F. C. CONSTAT. H. S. 10. C. C. L. 
Indessen ist auch Bechi's Erklärung: Cn, MelissaeOy Cn,ßlio^ 
AprOy M, Staio, M. filio^ Rufo duumviris Herum iure dicundo 
lahrum ex decurionum decreto ex pecuni%/publica faciendum 
curarunt. Constat HS, IDCCL, Äwar dem Sinne nach richtig, 
nicht aber grammatisch. B.] 

Die Lage dieses Labrum stimmt mit den von Vitruv für 
die Anlage eines solchen Beckens gegebenen Vorschriften 
überein : Scholas autem labrorum ita fieri oportet spatiosas, ut, 
cum priores occupaverint locUy circumspectantes reliqui rede 



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88 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

Stare possinL Vitr. V, 1 0. Labrum sub lumine fuciendum vide- 
tur, ne stantes circum suis umbris obscurent lucem. denn über 
dem Labriim ist eine weite Oeffnung, durch welche das Licht 
hereinfiel, und das ist eben lumen, B.] 

Andreas Bacciüs, der über den Gegenstand geschrieben 
und Vieles gesammelt hat , was die Alten uns in Betreff der 
Bäder hinterlassen haben, sagt, dass es zuweilen Labra von 
Glas gab, und er schliesst sehr mit Grund, dass alle die gros- 
sen Becken in Rom, welche dem gegenwärtig am Quirinal be- 
findlichen gleichen, ursprünglich Labra in öffentlichen oder 
Privat-Bädern der Hauptstadt waren. Ficoroni erwähnt 
Labra in Rom von Basalt, Granit, Porphyr und Alabaster, 
und bemerkt, dass einige von ihnen in der Mitte einen Löwen- 
kopf haben. Ebenso wird von Cicero in einem Briefe an 
seine Frau Terentia das Labrum eines Privatbades erwähnt. 
Labrum si non est in balneOj fac ut sit. [Auch Bechi führt 
mehrere antike Labra an und ebenso Stratico. B.] [Mus. 
Borb. IV, 28. enthält ein schönes marmornes labrum. Die 
Porphyrschale in Metz s. I, S. 37. Dass es labra gab, in denen 
mehrere Personen baden konnten, zeigt ausser unserm Labrum 
C ANINA, archit. ant. Tom V und VL Monum. tav. 141. und 
das folgende Bild.] 

Die Oeffnung für die Lampe, welche, wie früher gesagt 
worden ist, auf der einen Seite dem dorischen Porticus Licht 
gab, auf der andern dem Caldarium, ist über dem Labrum 
sichtbar und hatte ehemals ein convexes Glas , um das Ein- 
dringen der kalten Luft von Aussen zu verhindern. [Auch in 
dem Apodyterium befand sich unter dem grossen Fenster in 
der Wand eine solche Oefinung, die eine gleiche Bestimmung 
haben mochte. BiAeii spricht davon, als ob die Glasscheibe 
noch vorhanden sei. B.] 

Von dem Fussboden des Caldarium, der aus weissem Ge- 
täfel bestand, mit zwei schmalen schwarzen Einfassungen, 
stiegen die Badenden zwei Stufen hinauf, um sich bequem auf 
der dritten oder dem V 4" breiten Gemäuer niederzusetzen, 
das den Rand des Behälters oder der Wanne für das heisse 



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Die Bäder. 89 

Wasser bildete. Von da theilte eine Stufe die ganze Tiefe des 
Behälters, die nicht über 2' 1/2" betrug, und gestattete, sich 
stufenweise in die heisse Fluth zu tauchen. [In Badenweiler 
sind die Bassins stets 5 Fuss tief.] Die ganze Länge des Be- 
hälters ist 15' und die Breite 4'. Ungefähr 10 Personen 
mögen zu gleicher Zeit ohne Unbequemlichkeit auf dem mar- 
mornen Boden im heissen Wasser haben sitzen können. Es 
ist bei der Seichtheit des Behälters augenscheinlich, dass die 
Leute auf dem Boden in der Reihe haben sitzen müssen, um 
hinreichend im Wasser zu sein , und demgemäss ist die Seite 
zunächst an der nördlichen Wand schräg wie eine Stuhllehne 
aus Marmor gebaut, in einem Winkel der sehr geeignet ist, 
den Körper in solcher Stellung zu stützen. 

Das heisse Wasser floss in dieses Bad", 13, in einem der 
Winkel unmittelbar aus dem Kessel 9, der auf der andern 
Seite der Wand kochte. Dort scheint im Fussboden nahe 
am Behälter ein beweglicher Stein gewesen zu sein, vielleicht 
um in gewissen Fällen das Eindringen erhitzter Luft zu ge- 
statten. (?) 

Das Zimmer muss von dem Wasser, welches auf den 
Fussboden troff, und dem durch die Dämpfe, welche von einer 
so grossen Menge heisser Flüssigkeit aufstiegen, verursachten 
Herabträufeln beständig feucht gewesen sein, und einen Ab- 
zug, fusorium genannt, gehabt haben, wesshalb der Boden 
schräg war. [Nicht deshalb; sondern die suspensurae wurden 
überhaupt so angelegt. Vitr. V, 10, 2. Suspensurae caldario- 
rum ita sunt faciendae, uti primum sesquipedaltbus tegulis solurn 
stematur incUnatum ad hi/pocausim , uti pila cum mitfatur non 
possit intro resistere. Das Feuer sollte dadurch mehr Zug er- 
halten. B.] Vielleicht diente die Oeffnung am heissen Bade 
zum Theile für diesen Zweck. Der Boden wurde bei der 
ersten Entdeckung sehr beschädigt und durch den Einsturz 
eines Theils des Gewölbes zertrümmert gefunden. 

Die Sitze in diesem Zimmer waren vermuthlich von Holz, 
da das Ganze beständig in einem Zustande von feuchter Wärme 
hat sein müssen, welche bronzene Gefösse, wie die des Vaccula 



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90 Erster Excurs zur siebeuten Scene. 

im Tepidarium, zerfressen haben würde. — In dem Theile 
der gewölbten Decke, welcher noch vorhanden ist, waren nicht 
weniger als vier OefFnungen, um Licht ein- und Hitze und 
Dämpfe hinauszulassen. Sie müssen mit Glas versehen oder 
durch leinene Fenster verschlossen gewesen sein; denn es war 
gewiss früher bis zum allgemeinen Gebrauche des Glases, das» 
man der ehernen Schilder oder Klappen bedurfte, deren Vitruv 
als an Ketten hängend erwähnt , um die Fenster des Laconi- 
cum oder Sudatorium zu öffnen und zu schliessen. Es scheint 
nach diesem Schriftsteller, dass diese Schilder, um die runden 
Oeffnungen in der Decke des Laconicum zu öffnen, herabge* 
lassen und hinaufgezogen wurden um sie zu schliessen. lieber 
dem Labrum ist ein solches rundes Fenster zu sehen. Ein 
heiteres Licht konnte keines dieser Zimmer haben, und so 
länge die ehernen Schilder im Gebrauche waren, musste offen- 
bar die Dunkelheit mit der Steigerung der Temperatur zu- 
nehmen. [Bei der falschen Vorstellung vom Laconicum, welche 
der Verfasser mit den Meisten theilt, konnte er nicht anders 
urtheilen. Siehe darüber weiter unten. Unstreitig waren diese 
Fenster durch Glas verschlossen, und nur in älter Zeit, wo 
mau diesen Gebrauch des Glases nicht oder weniger kannte, 
und daher nur rimae angebracht wurden, waren die Bäder 
wirklich dunkel. B.] 

Man kann annehmen, dass in einer so beschränkten An- 
stalt, wie zu Pompeji, dieser innere Kaum oder das Caldarium 
mehr als eine der zahlreichen Benennungen in der römischen 
Hauptstadt in sich mag vereinigt haben. 

Aus dem Frigidarium, 17, ging ein sehr schmaler Gang 
nach dem Ofen 9, über welchem die Kessel, drei an der Zahl, 
einer über den andern gestellt waren , und wie man bei Be- 
sichtigung der Huinen abnehmen kann, auf drei Säulen, jede 
zu drei Kesseln (?), so dass das Wasser in dem obersten oder 
neunten Gefasse, zunächst an den Behältern 10 und 11, fast 
ganz kalt sein mochte. 

Der unmittelbar über der Flamme stehende Kessel ent- 
hielt das siedende Wasser, und wenn es ihm in Folge des 



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Die Bäder. 91 

Gebrauchs entzogen wurde, so war die Einrichtung getroffen, 
dass ebensoviel aus dem Tepidarium es ersetzte, in welches zu 
gleicher Zeit das Frigidarium sich leerte. Es ist, dem Orte 
nach zu urtheilen, nicht unwahrscheinlich, dass dort zu Pom- 
peji drei Reihen solcher Kessel standen, für die es nur ein 
Feuer gab, und war diess, so enthielt der obere Kessel der 
Reihe, welche zunächst an dem Behälter 10 war, ziemlich 
kaltes Wasser und von hier wurde vermuthlich das abgeleitet, 
was in der Mitte des Labrum quoll' und ein höheres Niveau 
haben musste. Von einem dieser Kessel, oder von den daran 
grenzenden Behältern wurde ebenso das runde Bad oder Na- 
tatorium versorgt durch Röhren , die man noch in der Mauer 
verfolgen kann. — 

Diess ist das Wesentlichste der von Gell gelieferten Be- 
schreibung. Unmittelbar an diesem Bade, aber durch keinen 
Zugang damit verbunden , war ein zweites , das ungefähr die- 
selbe Einrichtung, doch in kleineren Verhältnissen hatte, und 
allgemein für das Frauenbad gehalten wird (was auch mit 
Varro L. L. IX. 68. übereinstimmt), so dass 3 das Apodyte- 
rium, 2 das Frigidarium, 4 das Tepidarium, 5 das Caldarium, 
6 das heisse Wasserbad, 7 das Labrum angeben. Die um das 
eigentliche Bad umher liegenden Räume, welche nur nach den 
Strassen hin Ausgänge haben, und auf dem Risse nicht mit 
Zahlen bezeichnet sind, waren vermuthlich Tabernen, die mit 
dem Badegebäude selbst in keinerlei Verbindung standen. 

Wie klein nun auch diese Anlage gegen die grossen 
Thermen Roms erscheinen mag, so ist doch ihre Auffindung 
bei weitem wichtiger als alle übrigen Trümmer, da wir hier 
wenigstens die nothwendigen Theile in ziemlicher Vollstän- 
digkeit und übereinstimmend mit den Nachrichten der Schrift- 
steller finden. Nächst den Pompejanischen Denkmälern möchte 
ich als das wichtigste das hier Seite 93. wieder gegebene Ge- 
mälde aus den Bädern des Titus betrachten, vorzüglich weil 
die beigeschriebenen Namen über die Bedeutung der einzelnen 
Zellen und autdern Theile keinen Zweifel lassen. [Leider ist 
der antike Ursprung dieses Bildes nicht ganz unbestritten. 



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92 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

WiNCKELMANN gicbt die nähere Auskunft nicht, die er an einer 
gewissen Stelle versprach, Werke von Eischlin, II, S. 38. 44. 
Ausgabe von Fernow. Dresden 1808, Bd. II, am Ende. Canika, 
III, pars 2. p. 508 hält das Bild für die Zeichnung eines Com- 
mentators zu Vitruv. V, 10. S. Leibnitz, die römischen Bäder. 
Seite 20.] 

Vergleichen wir nun die Ueberreste alter Bäder unter 
einander, und halten wir sie zugleich mit dem zusammen, was 
Vitruv, Plinius, Palladius u. a. darüber sagen, so finden 
wir überall als wesentliche Theile eines römischen Bades : 

1) ein Apodyterium [charakterisirt durch Bänke (1 7)] 
mit dem vielleicht das Eläothesium und Unctorium in 
Verbindung stand; 

2) ein Frigidarium oder cella frigidaria, worunter 
man nicht mit Gell ein blosses ungeheiztes Zimmer, sondern 
das kalte Bad selbst zu verstehen hat. [In den neu entdeckten 
Bädern zu Pompeji (nämlich in der älteren einfachen Abthei- 
lung) befand sich das kalte Bad oder piscina, frigora piscina- 
rum genannt. Aus. Mos. 342. an dem einen Ende des Apody- 
terium.] Pliniüs sagt in der Beschreibung des Laurens, 11, 
17, 11. Inde balinei cella frigidaria spatiosa et effuaa^ cuvus in 
conirariis parietihus duo haptisteria velut eiecta sinuantur^ ah- 
unde capacia, si innare in proximo cogites. und von seiner Tus- 
cischen Villa: V, 6, 25. Inde apodyterium baUnei laocum et 
hilare excipit cella frigidaria, in qua baptisterittm amplum et 
opacum. Während also in Pompeji die cella frigidaria das 
Bassin in der Mitte hatte, befanden sich wenigstens in der 
ersten Villa die Baptisterien an beiden nischenartig hinaus- 
gebauten Endpunkten des Frigidarium, Baptisterium aber 
mag mit piscina als gleichbedeutend genommen werden, 
nach SiDON. ep. II, 2. Huic basilicae appendix piscina forin- 
aecus, seu si graecari mavis, baptisterium ab Oriente con- 
nectitur. 

Das Frigidarium hat in den Bädern von Pompeji [auch 
in der neuen Abtheilung der zuletzt ausgegrabenen] und denen 
von Stabiä ganz dieselbe Gestalt, und wahrscheinlich sind die 



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Die Bäder. 



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94 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

auf dem Risse ganz ähnlich erscheinenden Räume in den 
Bädern des Titus, die Palladio für Tempel, Hirt für Laco- 
nica ausgeben, auch Frigidarien. In den Bädern Constantins 
(Palladio, Le terme d. Rom. t. XIV.) sind sechs solche Säle, 
die für Bäder aller Temperaturen erklärt werden. 

3) Das dritte Zimmer, das Tepidarium [auf Suspen- 
suris ruhend und zugleich durch Wandröhren gewärmt] scheint 
unter allen als das genannt werden zu müssen , worüber wir 
am wenigsten unterrichtet sind, und es kann selbst zweifelhaft 
scheinen, ob die gewöhnliche Annahme, dass dort das lauwarme 
Wasserbad gewesen, richtig sei. In Pompeji wenigstens ist in 
dem mit Recht dafür gehaltenen Zimmer (n. 15.) keine Vor- 
richtung zum Baden. Plinius sagt V, 6, 26. Frigidariae cel- 
lue connectitur media y cui sol henignissime praesto est; calda- 
riae magis: praminet enim. In Jiac tres descensiones etc. Die 
media kann nur die tepidaria sein; während aber das Baptiste- 
rium des Frigidarium, und die tres descensiones des Calda- 
rium erwähnt werden, ist kein Labrum und keine Piscina des 
Tepidarium genannt. Vielmehr war eine solche mit lauem 
Wasser in der Mitte des Frigidarium selbst. Si natare laüus 
aut tepidius velis, in area piscina est; in proximo puteusj ex quo 
possis rursus adstringij si poeniteat teporis. In den Ruinen von 
Badenweile'r scheint ebenfalls nur ein doppeltes Wasserbad 
annehmbar, und wenn im Bade des Hippias einer der Säle, 
etwa der rjgsfia yhatvoiA^vog für ein Tepidarium gelten sollte, 
so waren doch nur im kalten und warmen Bade piscinae oder 
descensiones. — Auf dem mehr erwähnten Gemälde ist zwar, 
zunächst an der Sudatio ein Tepidarium , ob darin aber ein 
Labrum war, ist nicht sichtbar. 

Am meisten aber geeignet, bedenklich gegen jene An- 
nahme zu machen, sind zwei Stellen bei CelSuS, I, 3. Com- 
munia deinde omnibus sunt post fatigationem cibum sumtuns, 
ubi paullum ambulaverunt , si balneum non esty calido loco vel 
in sole vel ad ignem ungi atque sudare: si est, ante omnia in 
tepidario residere; deinde ubi paullum conquieverunt ^ in- 
trare et descendere in solium. Deutlicher noch ist die 



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Die Bäder. 95 

zweite Stelle c. 4. , welche die ganze Diätetik des Bades ent- 
hält: Si in halneum venity sub veste primum pauUum in tepidario 
insudare, ihi ungiy tum transire in calidarium: übt sudarit in so- 
lium non descendere etc. Hier ist das Tepidarium nur ein er- 
wärmtes Zimmer, wo man sich niederlässt, wie in der Sudatio, 
die nur eine höhere Temperatur hat. Will man baden, so muss 
man in ein anderes Zimmer, das Oaldarium gehen, intrare et 
descendere in solium. Man darf also wohl annehmen, dass 
wenigstens nicht tiberall ein lauwarmes Bad sich fand, und 
dass das Tepidarium dann nur auf gelindere Transpiration 
berechnet war ; und mit Recht sagt deshalb Bechi : „II tepi- 
dario, ossia stanza tepida, era cosi chiamato, perch^ ivi una 
dolce temperatura disponeva il corpo di que' che si bagnavano 
alla pih calda impressione delle stufe e delle lavande calde, e 
viceversa temperava il freddo dell' atmosfera a coloro che vi 
entravano sortendo dalle stufe istesse.^^ [Dass es auch Tepi- 
darien mit Badewanne gab, zeigt das eine Tepidarium in den 
neugefundenen Bädern zu Pompeji. Zur Erwärmung des 
Wassers befindet sich dabei ein besonderer eiserner Ofen. — 
Michaelis indentificirt das tepidarium mit dem destrictarium 
(S. 73.) weil das Salben und Abreiben nach Cbls. a. a. O. 
im tepidarium geschah. Dasselbe sei Plin. ep. 11 , 17, 11. 
unctorium hypocauaton^ zwischen dem kalten und wannen Bad. 
Henzen dagegen versteht unter dem destrictarium das apo- 
dyterium.] 

4) Der vierte Haupttheil, das Oaldarium (n. 12), war 
wenigstens späterhin der wichtigste von allen. Man hat darin 
nach ViTRUV und den Pompejanischen Bädern vier Haupt- 
stücke zu unterscheiden: 1) das Zimmer selbst als sudatio; 
2) das Laconicum; 3) das Labrum, und 4) das Bassin für das 
heisse Wasser, oder den höchsten Grad des warmen Bades. 

Das ganze Zimmer hatte suspensurasy siehe 11, Seite 266 f. 
WiNCKELM. W. n. Taf. IV. B. V. Hirt, Taf. XXIV. Fig. III. 
und im Durchschnitte auf dem Gemälde aus den Bädern des 
Titus. — Die Wände waren hohl, und gewöhnlich leiteten 
Röhren die Wärme aus den Hypokauaten dazwischen, wie 



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96 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

man in den von Fernow a. a. O. beschriebenen Bädern sieht. 
In Pompeji war, wie oben S. 86 fg. erwähnt worden, der ganze 
Kaum zwischen der eigentlichen Mauer und der innern Wand 
hohl und ohne Röhren , was auf dem Eisi^e durch die ringsum 
laufende weisse Linie angegeben ist. Ganz dieselbe Einrich- 
tung findet in dem Galdarium und Tepidarium de^ Frauen- 
bades Statt. [AusoN. Mos. 337 ff. 

Quid quae fluminea substructa crepidine fumant 
Balneüj ferventi cum Muldher kaustus operto 
Volvit anhelatas tectoria per cava flammasy 
Inclusum glomerans aesiu exspirante vaporemf 
Recht instruktiv sind die bei Oxford ausgegrabenen Trümmer, 
wo man über der Oeffnung, die zur Feuerung des Hypokau- 
stum führt, eine grosse Pfanne zum Erhitzen des Wassers an- 
gebracht sieht. Diese Pfanne speist mit Bleiröhren zwei an- 
sehnliche Badekasten des caldarium, siehe Noticc of a Boman 
villa — at Wheatley in the archeol. Journal 1846, London. 
II, S. 350 ff.] 

An dem einen Ende des Caldarium befand sich das Laco- 
nicum, der Theil welcher für die Erklärung die meisten Schwie- 
rigkeiten darbietet. Schneider hat Seite 385 ff. mit grossem 
Fleisse die Stellen zusammengetragen, die sich darauf bezie- 
hen , und die ich daher nochmals aufzuführen mich enthalte ; 
allein seine Erklärung ist nicht völlig klar, und musste wenig- 
stens unsicher bleiben, da auf kein altes Denkmal Eücksicht 
genommen ist, nicht einmal auf das Gemälde aus den Bädern 
des Titus, das hier von besonderer Wichtigkeit ist, und schon 
Galiani auf den rechten Weg geleitet hatte. Was Vitruv 
sagt: c. 11. proxime autem introrsus e regione frigidarii collo- 
cetur concamerata sudaiioj longitudine duplex quam latitudme^ 
quae haheat in versuris ex una parte Laconicum ad eundem mo- 
durriy uti supra scriptum est^ compositum: ex adverso Laconici 
caldam lavationem, stimmt mit der Einrichtung des Caldarium 
in Pompeji vollkommen überein, wenn ich auch glaube an- 
nehmen zu müssen , dass ein eigentliches Laconicum dort gar 
nicht war, sondern nur eine gewöhnliche sudatio. Auf dem 



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Die Bäder. 97 

erwähnten Gemälde nämlich sieht man in der cella^ welche 
als concamerata sudatio bezeichnet ist, ein kleines kuppel- 
artiges Gebäude, in welches durch eine weite Röhre die 
Flamme über den Fussboden ausströmt. Darunter findet sich 
der Name Laconicum, sowie unter der Wölbung, an der 
zwei Ketten sichtbar sind, der Name clipeus. Vergleicht 
man damit was Vitruv über den clipeus sagt: c. 10. am Ende, 
iiiediumque lumen in hemisphaerio relinquatur ex eoque clypeum 
aeneum catenis pendeatj per cuius reductiones et demissiones per- 
ficietur sudationis temperatura. so würde man allerdings zu- 
nächst an eine Klappe denken, welche an der OeflFnung in 
der Mitte des Gewölbes gehangen habe, um beim Oeffnen die 
überflüssig erhitzte Luft ausströmen zu lassen; allein mit dem 
Gemälde stimmt diese Vorstellung gar nicht überein, vielmehr 
scheint man danach annehmen zu müssen, dass das Laconicum 
keineswegs die halbzirkelförmige Ausbiegung war, wo die 
Schwitzlustigen sassen, sondern das über den Boden in dieser 
Nische sich erhebende kuppelartige Hypokaustum, und dass 
der Clipeus dieses verschloss. Zog man dann diesen mittelst 
der Ketten in die Höhe, oder senkte ihn nach innen, so strömte 
die Hitze und die Flamme selbst heftiger aus, und erhöhete 
zunächst die Temperatur der Nische, und vielleicht ist so zu 
verstehen, was Süet. Aug. 84. nennt ad flammam sudare^ ob- 
gleich Celsus I, 3. auch ausserhalb des Bades das ungi et 
sudare ad igncm erwähnt. Das Laconicum aber als etwas Ver- 
schiedenes von der Nische, wo die Schwitzenden sassen, anzu- 
nehmen, bestimmt mich auch noch besonders die Erwägung, 
dass es unbegreiflich scheint, wie diese Nische eine andere 
Temperatur haben konnte als der ganze Schwitzsaal, da sie 
nur ein Theil desselben war, der durch keine Wand davon 
getrennt wurde. Befand sich aber daselbst das Laconicum in 
der oben angenommenen Weise , so musste diesem zunächst 
auch die Hitze am grössten sein. Mit dieser Vorstellung vom 
Laconicum stimmt auch das , was Vitruv VH, 10. über den 
Ofen zu Bereitung des atramentum sagt, der ebenfalls uti La- 
conicum eingerichtet sein sollte, am besten überein; und so 



Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 7 



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98 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

hat Galiani die Sache ebenfalls gedacht , vermuthlich auch 
Schneider, während Hirt, Gell und Bechi gänzlich im Irr- 
thume sind, und auch Stratico wie Marini die Worte Vitruvs 
missverstehen. Der Irrthum scheint durch das Wort hemisphae- 
num veranlasst zu sein, wobei man an die Nische gedacht hat, 
in welcher zu Pompeji das Labrum ist ; allein wenn auch diese 
semicircularis ist, so kann doch von keinem hemisphaerium die 
Rede sein, sondern die Wölbung ist vielmehr ein quadrans. 
ViTRUV aber meint die Kuppel über dem Laconicum , wie es 
auf dem Gemälde ist , und diese ist ein Hemisphärium. Da- 
durch ist Alles klar, und man sieht, dass der clipeiis nicht au 
der Oeffnung in dem Gewölbe der Nische hing, um durch 
Oeffiien die Temperatur zu massigen, sondern im Gegentheil 
dazu diente, die im Laconicum eingeschlossene Hitze aus- 
strömen zu lassen, und die Temperatur der sudatio zu erhöhen. 
[C ANINA II, p. 501. erklärt Laconicum als rundes Gemach 
ohne Suspensurae und hohle Wände, in denen man trocken ad 
flammam schwitzte und wo die Hitze durch eine Zuflussröhre 
kalten Wassers temperirt worden sei. Auch habe man in dem 
Centrum der Kuppel (hemisphaerium) eine bewegliche Klappe 
(clipeus) gehabt, um die Hitze zu reguliren. Diese von Leib- 
NiTZ S. 17. mitgetheilte Ansicht bezweifelt derselbe mit Recht. 
Abgesehen von andern Gründen verträgt sie sich auch nicht 
mit dem Bilde S. 93.] 

In Pompeji findet sich eine solche Einrichtung nicht 
[weder in den alten noch in den neuen Bädern, obwohl es 
Canina, a. a. 0. Mschlich annimmt, der die Rotunden (frigi- 
daria) für Laconica hält] ; dagegen in der Nische das bereits 
oben beschriebene Labrum. Wozu diess gedient habe, darüber 
sind die Meinungen ebenfalls getheilt. Die Erklärung Bechi's, 
dass es für die bestimmt gewesen sei, welche nur ein partielles 
Bad hätten nehmen wollen, ist nicht sehr wahrscheinlich ; denn 
das eigentliche warme Bad, das in demselben Saale sich be- 
fand, hatte ja auch durch Stufen die Einrichtung, dass man 
beliebig tief sitzen konnte. Vielmehr scheint die Vermuthung 
Gells richtig, dass es das kalte Wasser enthalten habe, in 



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Die Bäder. 99 

welches man sich nach dem Schwitzbade tauchte, oder mit 
dem man sich begiessen Hess, wovon nachher die Rede sein 
wird. [Auch Michaelis theilt diese ohne Zweifel sichere 
Ansicht.] 

Am entgegengesetzten £nde dieses Zimmers endlich be- 
fand sich das heisse Wasserbad, das bereits beschrieben ist. 
Der Name , den ich ihm , wenigstens in den Pompejanischen 
Bädern zuweisen möchte, ist aloeus [oder calida piscina^ Plin. 
ep. II, 17, 11. Dio Cass. LV, 7. nennt es xokvfißrjOgav OsQfMov 
vbarog] , und die Verhältnisse stimmen mit Vitrüvs Vor- 
schriften überein. Dann scheint auch erklärlich, warum Vitr. 
sagt: quanta longitudo fuerity tertia demta latitudo sit praeter 
sckolam lahri et alvei, und ebenso übereinstimmend mit dem- 
selben reicht es bis an die Wand. [Falsch sind die Ansichten 
Anderer, welche lah^m und alveus für identisch halten, wie 
PHIL.ANDER, ßoDE, odcr welchc glauben, dass alveus der Name 
der Wärmeröhren in den Wänden (so Robort.) oder Bezeich- 
nung des um das Labrum befindlichen Raumes (so Galiani, 
ähnlich auch Perrault) gewesen sei. Siehe WI^stemann zu 
Mazois Pal. d. Scaur. S. 215 ff. WtJSTEMANN selbst versteht 
unter lahrum einen freistehenden Kessel, während alveus ein 
am Boden hinlaufender Trog oder Kanal für viele Badende 
gewesen sei (ein fester Badekasten vermuthlich ausgetäfelt, 
wie zu Badenweiler in den Nischen des Tepidarium). Aller- 
dings muss man sich der Wortbedeutung nach lahrum höher, 
alveus aber niedriger denken. Von der Grösse aber lasst sich 
nichts behaupten. S. noch Auct. ad Her. IV, 10. ut forte hie 
in balneos venity coepity postquam perfusus est, defricari, Deinde 
ubi Visum est ire, ut in alveurh descenderet etc. Die Meinung 
des Marquez ist ganz unstatthaft, siehe WtJsTEMANN a. a. O., 
Schneider zu Vitruv und Canina IH, part. 2. cap. 9.] 

Die scholae aber waren der freie Raum zwischen den 
Wasserbehältern und der Wand [einschliesslich der Nischen, 
im engeren Sinne auch die Nische allein s. S. 82, theils für 
Einzelbäder bestimmt theils für Sophas] , wo die, welche noch 
zu baden gedachten, oder bloss der Unterhaltung wegen das 

7» 

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4 ;-;a90? ^ 



100 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

Bad besuchten, standen oder auch sassen. [vgl. Leibnitz, die 
römischen Bäder S. 14 f.] 

Die Erwärmung des Wassers geschah nach Vitruv, in- 
dem drei Kessel aufgestellt wurden: Aenea supra hypocaustimi 
tria sunt componenda , unum caldarium, alterum tepidariurn^ 
tertium frigidariwn, et ita collocandttj uti ex tepidano in calda- 
i-ium, quantum aquae caldae exierit^ influat. De frigidario in 
tepidarium ad eundem modurn. [Diese Kessel s. n. 9. und in 
den neuen Bädern Pompejis.] Dies konnte auf mehr als eine 
Weise bewirkt werden. Die einfachste war, dass die Kessel 
über einander gestellt wurden, und eine Röhre sie verband, 
und so finden wir es wirklich in dem Bade, das im Landhause 
des Diomedes in Pompeji gefunden wurde. S. Voyage pitt. de 
Xaples. Livr. 10 et 11. pl. 79. Fernow zu Winckelmann II. 
Taf. IV C. n. 2. wiewohl dort der Kessel nur zwei sind. An- 
ders sehen wir es auf dem vielerwähnten Gemälde auf S. 93., 
wenn anders diess nicht ein Zusatz zu dem antiken Gemälde 
ist, was indessen Polen zu Vitruv, S, 141. leugnet. 

Noch sind zwei Ausdrücke zu erklären. Zuerst wird 
häufig das solium erwähnt, worunter man eine Vorrichtung 
im Caldarium für Einzelne zu denken hat, um sitzend ein 
seichtes Bad zu nehmen. [Vorzüglich geschah dieses in klei- 
nen Gellen, wie die neuen Bäder in Pompeji zeigen oder iu 
Nischen, wie im tepidarium zu Badenweiler.] Festus p. 298 M. 
Alvei quoque lavandi gratia instituti, quo singuli descendunt, 
{sollaj solia dicuntur. S. Mart. 11,42. Daher sagt auch Gels. 
I, 8, 4. II, 17. und anderwärts: in solio desidendum est. [Von 
dem labrum unterscheidet sich solium dadurch , dass jenes die 
Form einer Schale hat und grcJsser ist, während solium (auch 
s. V. a. Sarg) unseren Wannen gleicht. Darum steht das erste 
immer frei, Petron. 73. circa lah^m — currehant. Bei solium 
heisst es gewöhnlich descendere, z. B. bei Petron. a. a. O. Die 
Pracht der solia bezeugt Plin. h. n. XXXIII, 12, 54. feminae 
laventur et nisi argentea solia fastidiant. Verschieden davon 
ist die sella halnearisy Badesessel bei Paull. III, 6, 83. Ein 
solcher hat sich in den Bädern Caracalla's erhalten und be- 



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Die Bäder. 101 

findet sich jetzt im Vatikan.] Man sehe vorzüglich die Er- 
klärer bei BüRMANN zu Petr. 73. 

Sodann hat ein Epigramm Martials IX, 75. Anstoss 
gegeben : 

Nun silice ditro structilive caemento, 
Nee lattve coctOy quo Seiniramis longam 
Hahyloud chixit, Tucca balneum fecit: 
Sed straye nemorum phieaque compage^ 
Ut navigare Tucca hahieo possit, 
Idem heatas lantus ejctruit t her man 
De marmore omni^ quod Carystos invenity 
Quod Phrygift Synnas^ Afra quod Aromas mittii 
Et quod virenti fönte lavlt Eurotaft, 
Sed ligna desunt: suhice balneum thertnls. 
[Auch Grell, inscr. 4326. werden halnea und thermae ent- 
gegengesetzt.] Die Frage liegt sehr nahe, wie sich das hal- 
neuiii von den tkennis unterscheide , und man pflegt darauf zu 
antworten , balneum bedeute das kalte Bad oder die cella f ri- 
gidaria, thermae die geheizten Räume. Diess scheint jedoch 
ganz unzulässig; denn balneum wird gerade ganz eigentlich 
von dem warmen Bade im Gegensatze zu dem kalten gesagt. 
Cels. I, 1. Prodest etiam iiiterdum bahieo^ interdum aquis 
frigidis utiy modo uitgi^ modo id ipsum negligere, III, 24. Per 
omne tempus utendum est exercUatione , fncatione et, si hiems 
esty balneo; si aestas, frigidis natationibus. Auf dem oben er- 
wähnten Gemälde ist neben der Sudatio eine besondere Cella 
mit der Inschrift Balneum-, unstreitig ein warmes Bad, denn 
[es hat ein hypocaustum und] die cella fngidaria ist noch be- 
sonders hinter dem Tepidarium angegeben. Man darf also 
wohl annehmen, dass darunter gewöhnliche warme Bäder (die 
aber mit der cella tepidaria nichts gemein haben) zu verstehen 
sind [und die Wanne hiess alveus oder solium]. Ein solches 
Bad, wohin nur das warme Wasser geleitet wurde, konnte 
füglich von Holz sein; nicht aber Thermen, die ein Tepida- 
rium und Caldarium voraussetzen, und Hypokausten haben 
mussten. [Nach Grell. 4326. Thermae M. Crassus Frugi aqua 



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102 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

marina et baln. aqua dulci Januarius L, sollte man thermae 
für Seewasser- und balnea für Süsswasserbäder halten, was 
nicht der Fall ist. Auch 3327 heisst es thermae maritimae. — 
Balneum war der eigentliche Ausdruck für Bad und blieb es 
auch stets im allgemeinen Sinn. Als aber später die gross- 
artigen Anlagen entstanden, welche den griechischen Gymna- 
sien ähnlich waren und regelmässig auch Bäder enthielten, so 
nannte man diese grossen Anstalten, deren Ueberreste wir 
noch jetzt bewundern, thermae ^ während der Name halneum 
und balnea im engeren Sinne die eigentlichen Badeanstalten 
bezeichnete, mochten es nun grössere Badehäuser {puhlicae 
balneaCj Varro), wie das zu Pompeji, oder kleinere Bade- 
stuben [Orell. 4328.] und häusliche Bäder sein, s. S. 69 f. 
Oeffentliche balnea gab es zu Rom in allen Regionen eine 
grosse Menge [ebenso ausser Rom, s. unten], während der 
Thermen nur wenige waren. Dass letztere aus den Gymna- 
sien der Griechen hervorgegangen waren, bemerkt Preller, 
die Regionen der Stadt Rom, S. 106 fg. mit Recht und ver- 
weist auf Stellen wie Dio Cass. LIII, 27. LXVIII, 15. wo 
die Thermen Gymnasien genannt werden. Sie dienten auch 
zu gymnastischen Uebungen, was vorzüglich im Winter der 
Fall sein mochte. [Die Bäder sind bei den Thermen die Haupt- 
sache, die Lokalitäten für die körperlichen Uebungen Neben- 
sache, bei den griechischen Gymnasien ist das Verhältniss ge- 
rade umgekehrt.] Orell. 2591. (Anthol. Lat. 890 Meyer.) 
Ursus TogatuSy vitrea qui primus pila Lusi decenter cum meis 
lusoribus Laudante populo maximis clamoribus Thermis Traiani, 
thermis Agrippae et Tili etc. Siehe Preller a. a. O. Andere 
Thermen s. Orelli Henzen 1103. 1173. 3275 f. 6943. 6993. 
7190.] 

Die übrige Einrichtung oder Dekoration der Bäder finden 
wir schon in Pompeji elegant; allein der Schmuck erscheint 
höchst dürftig gegen die Pracht, welche man in Rom [und auf 
den Villen der Reichen] an Anstalten dieser Art verschwen- 
dete. Am besten lernen wir diese ahnen aus dem 86. Briefe 
Seneca's. Nachdem er die Einfachheit im Bade des grossen 



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Die Bäder. 103 

Scipio geschildert hat, sagt er : At nunc quis est, qui sie lavari 
sustineat. pauper sihi videtur ac sordiduSj nisi parietes magnis et 
pretiosis orbibus refuherunt; nisi Alexandrina marmora Numi- 
dicis crustis distincta sunt; nisi Ulis undique operosa et inpicturae 
modum variata camer a; nisi Thasius lapisy quondam rarum in 
aliquo spectaculum templo, piscinas nostras cirßumdedit^ in quas 
mulfa sudatione corpora exiiianita demittimus ; nisi aquam ar- 
gentea epistomia fuderunt. Et adhuc plebeias fistulas loquor. 
quid cum ad balnea libertinontm pervenerof Quantum statua- 
rum ! quantum columnarum nihil sustinentium, sed in omamen- 
tum positarum; impensae causa! quantum aquarum per gradus 
cum fragore lahentium! Eo deliciarum pervenimus, ut nisi gem- 
mas calcare nolimus. Damit die Temperatur des Wassers stets 
dieselbe bliebe, floss warmes Wasser beständig zu ; recens sem- 
per velut ex calido fönte currebat, — Nicht weniger prächtig 
beschreibt Stat. Silv. I, 5. das balneum Etrusciy von dem er 
Vs. 47. sagt: 

Nil ibi plebeium : nusquam Temesea riotabis 
Aera, sed argento felix propellitur unda^ 
Argentoque cadit, labrisque nitentibus intrat. 
Was Seneca von der camera sagt, das drückt Statius deut- 
licher aus: vario fastigia vitro in species animosque nitent. Es 
war Glasmosaik, deren auch Plinius XXXVI, 25, 64. gedenkt. 
S. II, S. 248. Vgl. die Beschreibung desselben Bads bei Mart. 
VI, 42. und LuciANS Bad des Hippias. 

Dazu war in den grossen öffentlichen Thermen für Unter- 
haltung aller Art gesorgt. Sogar Bibliotheken werden ange- 
führt, und es ist kein grosses Bad von Agrippa bis auf Con- 
stantin , wo nicht auf den Rissen ihnen ihr Platz angewiesen 
würde. Ich gestehe indessen, dass ich noch der Nachweisung 
aus alten Schriftstellern entgegensehe ; denn ausser dem , was 
Vopisc. in vita Probi, c. 2. sagt: Usus autem sum — praecipue 
libris ex bibliotheca Ülpia, aetate mea in thermis Diocletianis, 
ist mir keine Erwähnung bekannt. Wenn aber Hirt S. 255. 
die Worte Seneca's de tranq. an. 9. iam enim inter balnearia 
et thermal bibliotheca quoque ut necessarium domus ornamentum 



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104 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

expolitur, so erklärt ; ,,inan habe es als eine nothwendige Zierde 
angesehen, zwischen den Badesälen und Thermen (?) Biblio- 
theken zu haben," so zeugt diess abermals von grosser Flüch- 
tigkeit; denn es soll offenbar nichts anderes heissen, als: die 
Bibliotheken dienten nicht mehr bloss dem wissenschaftlichen 
Bedürfnisse, sondern es sei Mode und gehöre zum Tone, sie 
im Hause zu haben, und sie würden ebenso als rothwendiger 
Theil angesehen, als das Bad. 

Von den öffentlichen Bädern Roms zu Gallus Zeit ist 
wenig bekannt; erst einige Jahre nachher erbaute Agrippa 
nebst dem Pantheon seine Thermen, denen mehrere grossartige 
Anlagen folgten. Bis dahin mochten es meist Privatunter- 
nehmen sein, und man badete gegen Bezahlung; daher denn 
Männer, die das Volk gewinnen wollten, neben andern Lust- 
barkeiten zuweilen auch die Bäder frei gaben. So erzählt Dio 
Cass. vom Faustus, XXXVII, 51. rare lovtga x«) iXaiov ttqoixu 
avtöig TZttQfax^v. vom Agrippa, der als Aedil das ganze Jahr 
hindurch für Männer und Frauen das Bad unentgeltlich ge- 
währte. XLIX, 43. und vom Augustus, der aus Germanien 
zurückkehrend rtp örj^/p TTQoixa tol rt hrviQa xa) rovg xovQfo^- 
Ttjv rifAhQav ixeivr^v nagsaxer. — Bald darauf vermachte Aprippa 
dem Volke seine Thermen: tagte TiQoixa avrovg Xova&ai, Dio 
Cass. LIV, 29. [Die Sorge Agrippa's für die Bäder zu Korn 
ist mit Hülfe des Plinius genauer anzugeben. Dieser sagt 
XXXVI, 15, 24. Adiicit ipse in aecUlitatis suae commemora- 
tione — gratuita praebita halinea ceiitum septuaginta, quae nunc 
Romae ad infinitum auxere numerum. Es hatte also Agrippa 
in seiner Aedilität 170 Badestuben angelegt und ausserdem 
(nach Dio Cass.) bei seinem Tode noch seine eigenen Ther- 
men dem Volke vermacht. Die Zahl der eben genannten bal- 
nea publica (so heissen sie auch Orell. 643. Cic. p. Cael. 26. 
SüET. Oct. 94.) vermehrten die Kaiser sehr, z. B. Severus 
Alex, nach Lampr. 38. balnea omnibus regionibus addidit, quae 
forte non haberentj nam hodieque multa dicwitur Älexandri.] 
Allein natürlich blieben, auch nachdem die Neronianae und 
Titinae hinzugekommen waren, um dem Bedürfnisse zu ge- 



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Die Bäder. 1()5 

nügen, auch die Privatanstalten. Martial erwähnt deren 
hauptsächlich vier, halnea quatuor. V, 70, 4. Es sind ver- 
muthlich die II, 14, 11. genannten: 

Nee Fortunati spemit nee hahiea Fausti, 
Nee Grylli tenebras^ Aeoliamque Lupi. 

Nam teimis iterum thermis itenimque lavatur. 
Dazu kömmt dann noch das des Etruscus, und die hnpudici 
halnea Tigellinu III, 20, 16. Verschieden davon sindX, 51, 12. 
die tripUces thermae, unter denen vermuthlich die drei eben 
genannten Anstalten verstanden werden; denn wenn auch die 
thermae Agrippae unter Titus ein Raub der Flammen wurden 
(Dio Cass. LXVI, 24.), so ist es an sieh kaum glaublich, dass 
Hadrian der erste gewesen sei, der ihre Restauration unter- 
nommen habe (Spart. Hadr. 19.), und ausdrücklich nennt sie 
Martial III, 20, 15. 

Titi?ie thermis an lavatur Agrippae 1 
wie auch III, 36, 6. [Ueber die grossen Thermen Roms siehe 
Becker, Handb. der röm. Alterth. I, S. 683 — 692. Preller, 
a. a. O. S. 105 ff.] Ob in diesen öffentlichen Thermen das 
TrQOixa XovBa{yai fortdauernd Statt gefunden habe , getraue ich 
mich weder zu behaupten noch zu verneinen; nur muss es 
auffallend erscheinen, dass überall der Quadrans, aber meines 
Wissens nirgends das gratis lavare erwähnt wird. [Bei Orell. 
3326. heisst es jedoch: lavationem ex sua pecunia gratuitam 
in perpetuum dedit. und 3325. legirt Jemand eine Summe 
Geldes; ut ex reditu eius summae in perpetuum viri et impuberes 
utriusque sexus gratis laventur. Vgl. 3772.] HoR.Sat. 1,3, 137. 
[Dum tu quadrante lavatum rex ibis.] Mart. III, 30, 4. VIII, 42. 
Iüven. vi, 447. n, 152. Senec. ep. 86. balneum res quadran- 
taria. Soll man das jedesmal auf halnea meritoiia beziehen, 
oder war es nur der niedrigste Preis für die gemeinere Klasse, 
oder wurde diese Kleinigkeit auch in den öffentlichen Bädern 
gezahlt, um den unvermeidlichen Aufwand zu decken? — 
Dass die Frauen nichts gezahlt hätten, will man falschlich 
aus luv. VI, 447. schliessen. Die oben angeführte Stelle des 
Dio Cass. widerlegt es hinlänglich. Vermuthlich aber be- 



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106 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

suchten römische Matronen solche öffentliche Bäder, wo man 
einen Quadrans zahlte, nicht, und Juven. will eben männliche 
Sitte bezeichnen. — Wie allgemein übrigens solche balnea 
meritoria nicht nur in Rom selbst, sondern auch anderwärts 
in Italien waren, ersieht man aus Plin. epist. 11, 17, 26. Frugi 
quidem homini sufficit etiam vicus , quem una villa (a Lauren- 
tina) discernit. In hoc halinea 7neritoria triat magna commo- 
diiasy si forte balineum domi vel subttus adventus^ vel brevior 
mora calfacere dissuadeat. [Oft kommen sie auf Inschriften 
vor, nicht selten solche, die durch die Liberalität von Privaten 
begründet oder erv\^eitert worden waren, Orelli Henzen 199. 
643. 2222. 2289. 3982. 5166. 6625 f. 7028. 7086. Gell. X, 3.] 
Was nun den Gebrauch der Bäder anlangt, so mochte in 
älterer Zeit der des kalten Wassers vorherrschend sein. Daher 
sagt auch Philematium bei Plaut. Most. I, 3, 1. 

lam pridem ecastor frigida non lavi magis lubenter, 
Nee quod me melius, mea Scapha^ rear esse deficaiam, 
und einfach Lebende, wie der ältere Plinius, behielten diese 
bei. Plin. epist. III, 5, 11. Post solem plerumque frigida lava- 
batur, vgl. VI, 1 6, 5. [Auch Seneca that dieses, der sich da- 
her psychrolutes und vetus frigidae cultor nennt, ep. 53. 83. 
Sogar im Winter badete er in der See und in einem kalten 
solium.] Indessen hatte man auch damals Caldarien, wie 
Seneca von Scipio selbst anführt. Nur dachte man freilich 
noch nicht an eine Temperatur, von der Seneca sagt: similis 
incendio, adeo quidem, ut convictum in aliquo scelere servum 
vivum lavari oporfeat. Nihil mihi videtur iam interessej ardeat 
balrieum an caleat. Das scheint allerdings oratorische Ueber- 
treibung, indessen nennt auch Gels. I, 3. ein fervens balneum^ 
und Trimalchio sagt bei Petr. 72. coniiciamus nos in balneum, 
— sie calety tanquam furnus. Was nämlich die früheren Gene- 
nerationen durch anstrengende körperliche Thätigkeit, durch 
Feldarbeit erreichte, Seh weiss und darauffolgende Esslust, das 
bezweckte das spätere grossentheils in Unthätigkeit lebende 
Geschlecht durch Sudatorien und heisse Bäder. So urtheilte 
über seine Zeit Columella, der nach Erwähnung eines Cin- 



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Die Bäder. 107 

cinnatus, Fabricius und Curius Dentatus klagt: Omnes enim 
patresfamiliae falce et aratro relictis intra mururfi correpsimus, 
et in circis potius ac theatris, quam in segetibus et vinetis manus 
movemus. — Mox deinde^ ut apte veniamus ad ganeasy quotidia- 
nam cruditatem Laconicis excoquimus^ et exsucto sudore sitim 
quaerimus, ?ioctesque libidinibus et ebrietatibus , dies ludo vel 
somno consumimiLS^ ac nosmetipsos ducimus fortunatos ^ quod nee 
orientem solem vidimus nee occidentem. Vgl. Iuven. I, 143. 
Senec. epist. 51. [Uebrigens kam hierbei viel auf die herr- 
schende Mode und auf die ärztlichen Anschauungen an. Die 
Brüder Antonius Musa brachten die kalten Bäder auf, als der 
eine Augustus damit kurirt hatte, Plin. h. n. XXV, 7, ?, 8. 
antea non erat mos nisi calida tantum lavari vgl. Suet. Oct. 81. 
Als aber Marcellus an dieser Kaltwassermethode starb, kam sie 
wieder ab. Dio Cass. LIII, 30. Später erneuerte sie Charmis 
von Massilia, Plin. h. n. XXIX, 1, 5. damnatis — medicis et 
balineis frigidaque etiam hibemis algoribus lavari persuasit; 
mersit aegros in lacusj videbamus senes consularis — rigentis. 
Sehr genau nahm es Cels. I, 3 ff. mit den Vorschriften über 
die Bäder. Die Stimmen des Galen, und Hippocr. siehe bei 
Günther, de baln. vet. p. 40 ffj — Wer nun das Bad in 
seiner ganzen Ausdehnung und durch alle Grade gebrauchen 
wollte, der suchte zuerst dem Körper durch irgend eine Art 
der leichteren Gymnastik, Ballspiel, Kälteren etc. die für 
nöthig gehaltene Vorbereitung zu geben, wozu die Bäder 
jederzeit die geeigneten Räume darboten. War die Stunde 
da, wo die Thermen geöffnet wurden, so wurde mit einer 
Glocke ein Zeichen gegeben, wie man aus Mart. XIV, 163. 
sieht, wo es unter dem Lemma Tintinnabulum heisst: 
Redde pilam: sonat aes thermarum. Ludere pergis? 
Virgine vis sola lotus abire domum. 
Dann begab man sich wahrscheinlich zunächst in das Tepida- 
rium, um nicht plötzlich sich der Hitze des Caldarium auszu- 
setzen. Dort salbte man sich auch mit Oel, wie Celsus in der 
oben angeführten Stelle ausdrücklich sagt, und vermuthlich 
war es der gewöhnlich dazu bestimmte Ort, wenn auch beson- 



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]08 Erster Ex cur s zur siebenten Scene. 

dere Unctorien erwähnt werden. Es ist auffallend, dass in dem 
Tuscum des t^linius , wo eine cella media oder tepidaria war, 
kein Unctorium genannt wird , wie diess im Laurens der Fall 
ist, wo wiederum kein Tepidarium gewesen zu sein scheint. 
Das Salben mit Oel geschah nicht nur nach dem Bade, son- 
dern auch vorher, und selbst nachdem man bereits in das Bad 
gestiegen war, verliess man es wieder, um nochmals sich ein- 
zureiben, und dann wieder ins Bad zu begeben. Celsus I, 3. 

Das Oel brachte man mit in das Bad, oder vielmehr der 
«Sklave trug es nebst der Striegel und den linteis zum Ab- 
trocknen dahin. Daher sagt Varro K. E. I, 55, 4. (Olea) 
dominum in balnea sequitur, Sen. ep. 53. ut corpus unctione 
recreavi, (nach dem Bade im Meer.) Siehe Anhang zu diesem 
Excurs. 

Die strigiles oder Schabeisen sind aus den Gymnasien 
bekannt. In den Bädern bediente man sich ihrer, um Oel, 
Schweiss und Unreinigkeit von der Haut zu schaben \defri- 
carCy s. S. 99.], was im Bade selbst auch von den Balneatoreii 
geschah, wie diess das von Mercurialis mitgetheilte Relief 
(auch bei Stratico, Taf. 53.) zeigt. Im Museo Borbonico 
Tom. VII. t. 16. findet sich ein ganzer Badeapparat, welcher 




hier wieder abgebildet ist, bestehend aus vier Striegeln, einem 
Ungentarium, auf dessen Form der Name ampulla olearia, 
s. II, S. 331. wohl zu passen scheint, und einer Patera mit 
Griff, oder was für einen Namen man diesem einer Pfanne 



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Die Bäder. 109 

ähnKchen Geschirre geben mag [eine weit schönere s. T. VII. 
t. 63.]. Alle diese Geräthschaften hängen an einem Einge, der 
geöffnet werden kann, um sie herauszunehmen, und man er- 
innert sich leicht dabei der Stelle des Appuleius , Florid. II, 
9. p. 34. wo es vomHippias heisst: qui magno in coetu praedi- 
cavit fabricatam sibimet ampullam quoque oleariam^ quam gesta- 
bat, lenticulari fonnay t-ereti arnbitu, pressula rotunditate; iuxta- 
que honestam strigileculam ^ recta fastig atione clausulae ^ flexa 
tubulatione ligulae^ ut et ipsa in manu capulo motaretur, et sudor 
ex eo rivulo laberetur. So verbindet er beide auch gleich dar- 
auf: strigilem et ampullam^ caeteraque balnei utensilia nundinis 
mercari. [Dieselbe Verbindung hat Plaut. Stich. I, 3, 77. 
Cic. dß fin. IV, 12. vgl. SuET. Oct. 80. luv. III, 262 i^,] Die 
Beschreibung der Striegel stimmt ganz mit der Form der 
Pompejanischen , und der auf dem Gemälde aus den thermis 
Titi überein; denn sie haben sämmtlich eine Höhlung, in 
welcher sich, wenn sie über den Körper strichen, Schweiss, 
Oel oder Wasser sammelte und wie in einer Rinne herablief. 
Böttiger meint (Aldobrand. Hochz. S. 159.) da'ss die Striegel 
der Athleten von diesen Badestriegeln verschieden gewesen, 
was sich indessen aus den Denkmälern nicht leicht wird be- 
weisen lassen. [Mart. XIV, 51. Srigiles, 

Pergamon has misit. Curvo destringere ferro ; 
No7i tarn saepe teret lintea fullo tibi. 
NoN. m, 195.] 

Das dritte Geräth erklärt Giovamb. Finati für ein vas 
poto7*ium^ weil es üblich war nach dem Bade os calida oder 
fHgida fovere^ Gels. I, 3. und öfter. Wenn man vergleicht, 
was der Parasit bei Plaut. Pers. 1^ 3, 43 ff. sagt: 

Cynicum esse egentem oportet parasitum probe : 

Ampullam, strigilem^ seaphium, soccos, pallium, 

Marsuppium habeat, 

so möchte vielleicht der Name scaphium darauf anwendbar 

scheinen, wenn auch für den Gebrauch sich daraus nichts er- 

giebt. [Krause, Angeiol. S. 222 ff.] 

Zu den Badeuteiisilien gehören endlich noch die lintea, 



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110 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

die linnenen Tücher zum Abtrocknen [in der Kaiserzeit sabana 
genannt. Isidor XIX, 26. Diocl. edict. XVIII, 56 f.]; denn 
nur linnene gebrauchte man dazu, wie ich schon in den Nach- 
trägen zum Augusteum, S. 45 ff. gezeigt habe, und wenn Tri- 
malchio bei Petr. 28. mit wollenen Tüchern sich trocknet, so 
ist diess eben eine Sonderbarkeit. So heisst es auch bei Appul. 
I, 17. p. 72. ac simul ex promtuario oleum unctui et lintea tersui 
et caetera huic eidem usui profer ociter, et hospitem meum pro- 
duc ad proximas halneas. Plaut. Cure. IV, 4, 22. linteumgue 
extersui. Sie und nicht Kleider meint auch Martial XIV, 51. 
Strigilis. s. oben. 

Nachdem diese Procedur vorüber war, trat man in das 
Caldarium ein, und nahm auf den an der Wand stufenartig 
hinlaufenden Sitzen Platz , vermuthlich nach und nach höher 
und dem Laconicum bald näher bald ferner, je nachdem man 
den Wärmegrad haben wollte. War dann der Zweck des 
Schwitzens erreicht, so stieg man entweder noch in das heisse 
Wasserbad, oder liess sich sofort mit Wasser, vermuthlich in 
der Regel kaltem, übergiessen, oder man begab sich gleich in 
das Frigidarium, um dort im kalten Bade die erschlaffte Haut 
wieder zu kräftigen. Petr. 28. Itaque intravimus halneum, et 
sudore calefacti momento temporis ad frigidam extmus. wobei 
Erhard anfährt: 9idon. carm. 19. 

Intrate algentes post halnea torrida ßuctus, 
üt solidet calidam frigore lympha cutem, 
[Plin. h. n. XXVrH, 5, 14. perfundere caput calida ante 
halineorum vaporationem et postea frigida saluberrimum intelli- 
gitur,] In diesem Sinne sagt auch Martial VI, 42, 16. 

Ritus si placeant tibi Laconurriy 

Contentus potes arido vapore 

Cruda Virgine Martiave mergi. 
Natürlich badete man nicht durchgängig so, sondern viele 
begnügten sich mit dem kalten, andere mit dem warmen Bade. 
— Die Frauen besuchten ebensowohl die öffentlichen Bäder 
als die Männer, auch die vornehmsten [natürlich in besonderen 
Eäumen ; Varro L. L. IX, 68. Gracch. bei Gell. X, 3. Orell. 



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Die Bäder. Hl 

inscr. 3324. haL virilia und hah muliehre, siehe oben S. 105 f. 
Die Trennung in Badenweiler s. S. 71.]. Das folgt schon aus 
der Erzählung von der Mutter Octavians, Atia, welche nach 
dem fabelhaften Vorfalle im Tempel des Apollo das unvertilg- 
bare Zeichen einer Schlange am Körper behalten hatte : adeo^ 
ut mox publicis balneis perpetuo ahstinuerit. Dieses führte später 
zu der groben Unsittlichkeit, dass Männer und Frauen gemein- 
schaftlich badeten, wovon Iüvenal und Martial häufig spre- 
chen. Nur darf man nicht glauben, diese Unsitte sei allgemein 
gewesen. Vielmehr waren es gewiss nur impudicae mulieresy 
deren Zahl freilich in Rom gross sein mochte, welche sich unter 
die Männer mischten. Daher sagt Quinctilian, Inst. V, 9. 
Signum est adulterae^ lavari cum viris. und doch konnte er das 
Verbot dieser heillosen Licenz nicht erlebt haben. Denn erst 
Hadrian machte dem Unwesen, wiewohl nur auf kurze Zeit, 
ein Ende. Dio Cass. LXIX, 8. lioi yaQ XovBü^m xfOQig äXkrjkcov 
avTolg {dvÖQoun xa« yvvai^)) ngoghal^ev. Spartian. Hadr. 18. 
Lavacra pro sexibus separavit. Die später dagegen erneuerten 
Verbote beweisen, dass das Uebel sich nicht ausrotten Hess. 
[Capit. M. Ant. Phil. 23. Lampr. Sev. Alex. 24. Heliogabal 
hatte es sogar gestattet, s. Lampr. a. a. O. und Heliog. 31. 
Plin. h. n. XXXIII, 12, 54. videret — et stratas argento mu- 
lierum balineas — cum viris lavantium.] S. Salmasius Anm. 
zu Spart, a. a. 0. [WtJSTEMANN zu Mazois S. 224 ff. Dirksen, 
d. scriptores bist. Aug. S. 143 fg.] 

Die Stunde des Bades war bekanntlich die der Mahlzeit 
vorhergehende. Wie aber diese verschieden war, theils weil 
die Veränderlichkeit der Tagesstunden sie zu nahe an den 
Mittag gebracht haben würde, theils weil der sehr beschäftigte 
Mann nicht so früh sich der Euhe überlassen konnte als der 
massige, so war es auch mit der Stunde des Bades. Pliniüs 
sagt vom Spurinna epist. IH, 1, 8. übi hora balinei nuntiata 
est — est autem hieme nona, aestate octava — in sole, si aar et 
ventOy amhulat nudus. Dagegen heisst es bei Mart. III, 36. 
Lassus ut in thermas decima vel serius hora 
Te sequar Agrippae, cum laver ipse Titi. 



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112 Erster Excurs zur siebenten Scene. 

und X, 70, 13. Balnea post decimam lasso petuntur. Es kann 
daher nur davon die Eede sein, welche Stunde die gewöhn- 
lichste gewesen sei. Darüber hat S Almas lus zu Spartiaii. 
Hadr. 22. Lamprid. Sev. Alex. 25. Vopisc. Florian. 6. aus- 
führlich gehandelt; allein das gegebene Resultat, namentlich 
was er zu der Stelle des Lampridius sagt: „thermae apud 
veteres non ante nonam aperiebantur," kann unmöglich als 
richtig gelten. Allerdings war die gewöhnliche Badestunde 
die achte, was sich mit vielen Stellen belegen lässt, die4ch 
nicht wiederholen will. Allein dass man auch früher badete, 
und dass diess nicht bloss von Privatbädern gilt, sondern auch 
die Thermen offen standen, ergiebt sich klar aus einer Stelle 
Martials, die vollständig also heisst: X, 48. 

Nunciat octavam Phariae sua turha iuvencae 
Et pilata redit iamque subitque cohors, 

I'emperat haec thermas nimios prior hora vapores 
Halat et immodico sexta Nerone calet. 
Die Corruptel, welche den zweiten Vers betroffen hat, hier bei 
Seite gesetzt, ist aus dem Folgenden gewiss, dass man und 
zwar in den öffentlichen Thermen bereits zur siebenten, ja zur 
sechsten Stunde baden konnte. Anders kann auch nicht ver- 
standen werden Iuven. XI, 205. lam nunc in balnea salva 
Fronte licet vctdas, quamquam solida hora supersit Ad sextam. 
und ebenso unzweideutig sind die Worte Vitrüvs V, 10. 
maxime tempus lavandi a meridiano ad vesperurn est constitu- 
tum. — Wenn daher Spartian vom Hadrian, c. 22. sagt: 
Ante horam octavam in puhlico neminem nisi aegrum lavari 
passus est. so war diess eben eine neue Einrichtung und be- 
weiset gerade, dass es vorher anders gehalten worden war. 
Späterhin wurde die Zeit des Badens auch auf die Nacht aus- 
gedehnt. Lamprid. Sev. Alex. 24. Addidit et oleum luminibus 
thermarum^ quum antea non ante auroram paterent, et ante soHs 
occasum clauderentur. Eine merkwürdige Stelle, wenn die 
Lesart non ante auroram feststünde. Aber auch dass muss 
auffallend genug erscheinen, dass vor Alexander die Thermen 
nach Sonnenuntergang in Rom geschlossen worden sein sollen, 



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Die Bäder. 113 

während die in Pompeji gefundene Menge Lampen, und die 
Spuren des Eauchs in den dafür angebrachten Vertiefungen 
es nicht zweifelhaft lassen, dass dort bei Licht gebadet wurde. 
Tacitus beschränkte die Zeit wieder auf die Dauer des Tags. 
Vopisc. Tac. IG. Themia^ omnes ante lucer nam claudi iussity 
ne quid per noctem aeditionis oriretur, allein das mag keinen 
Bestand gehabt haben, und später noch finden wir den Bädern 
zu Bestreitung der Erleuchtung gewisse Einkünfte angewiesen. 
Cod. luSTiN. VIII, 12, 19. Quia plurimae domus cum officinis 
suis in porticibus Zeuxippi esse memorantur, reditus memorato- 
rum locomm pro quantitate quae placuit ad praebenda lumina- 
ria et aedißcia ac tecta reparanda regiae huius urbis lavacro 
aine aliqua iubeinus excusatione con/erri. Auf dem von Mercu- 
RiALis zuerst mitgetheilten, bereits oben erwähnten Eelief wird 
offenbar das Baden zur Nachtzeit vorgestellt, da über dem La- 
brum an der TV and eine lucema trimyxos brennt. [Liban. Orat. 
XXn. t. II, p. 3 Eeisk. In Rom mag die Festsetzung gewisser 
Badestunden durch die Sorge für die öffentliche Sicherheit 
motivirt worden sein, in den Provinzen war das Leben freier, 
Wüstemann, ßec. des Gallus S. 153.] 

Die Bäder wurden nach und nach Oerter der unsinnigsten 
Schwelgerei, und wenn auch das, was Süeton vom Caligula 
sagt c. 37. Commentus novum balnearum uaumy porteniosissima 
genera ciborum atque cenarum , ut calidis frigidisque unguentis 
lavaretur etc. und Lampridius vom Heliogabal c. 19. Hie non 
nisi unguento nobili aut croco piacinis infectis natavit, zu den 
besonderen Thorheiten dieser unsinnigen Menschen gehören 
mag, so ist doch gewiss, dass auch ausserdem der übertriebenste 
Luxus Statt fand. [So sagt eine Inschrift bei Orell. 4816. 
Balnea vina Venus corrumpunt corpora nostra,] Besonders 
mochte dies von Seiten der Damen geschehen, wie demi die 
Frauen Nero's sich in Eselsmilch badetßn. [Plin. h. n. XXVIII, 
12, 50. Foppaea hoc — instituit balinearum quoque solia sie 
temperaiiSy ob hoc asinarum gregibus eam comitantibus,] Siehe 
Böttiger Sab. I, S. 48 ff. [Ein raffinirter Einfall waren die 
balineae pensiles (schwebende Einzelbäder), die Sergius Orata 

Bbgkkr, Gallus. 3. Aufl. IH. g 



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114 Erster Excurs z. siebenten Scene. Anhang. 

erfand, Plin. h. n. IX, 54, 79. XXVI, 3.] — lieber die Ge- 
wohnheit in den Bädern auch zu essen und zu trinken s. Tbl. 
I, S. 148 f. [und Plaut. Trin. H, 4, 5. 

Comessum, expotum, exunctum, elutum in balineis. 
QuiNCT. I, 6, 44. in haineis perpotare (aber nicht ohne repre- 

-hensio). — Nicht zu übersehen sind endlich die Luftbäder, apri- 
cationes, die man liegend oder gehend nahm Plin. ep. in, 1 . in 
solcy si caret vento^ amhulat nudus. III, 5. Varro bei Non. 11, 

-65. Licet videre multos quotidie hieme in sole apricari. Cic. ad 
Att. Vn, 11. Tusc. V, 32. Wüstemann, Recens. des Gallus 
8. 153. Ausser den regelmässigen Bädern gab es aber auch 
Mineralbäder in Italien, unter denen die von Bajä die berühm- 
testen waren s. Thl. I, S. 1 43 f. Die uns bekannten warmen 
Quellen am Rhein und in Gallien wurden auch von den Römern 
vielfach besucht (aquae Mattiacae, Aureliae, Sestiae), wie so- 
wohl zahlreiche Inschriften als die ausgegrabenen Bäder dar- 
thun. Die eigenthümliche Sitte, dass die Badegäste in die 
Heilquelle Weihgeschenke, namentlich aber Geldstücke war- 
fen, Genesung erflehend oder ihren Dank darbringend, hat der 
Münzkunde ein reiches Material zugeführt. So fand man viele 
Kaisermünzen in Schmalheim bei Nauheim (jetzt im Cassler 
Museum, Hanauer Magazin I, 17, S. 145. Bode, Nauheim S. 
117.) und noch mehr in Vicarello, s. den interessanten Bericht 
von Henzen, im Rhein. Mus. für Philol. Frankf. 1854. VIII, 
S. 20 ff. wo auch andere Beispiele angegeben sind. 



ANHANG. 



OELE , SALBEN UND KOSMETIK ÜBERHAUPT. 

Die Alten hatten eine erstaunliche Menge von Oelen, 
Salben, Seifen, Essenzen und Parfüms. Vor Alters bediente 
man sich derselben, um die Glieder geschmeidig zu erhalten, 
im Winter als Mittel gegen die Kälte, im Sommer um das 



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Ofile, Salben und Kosmetik überhaupt. 115 

Schwitzen zu massigen, Dioscor. m. m. I, 30. Gell. XVII, 
8, 12. oleum — calorificum est neque minorem vim in corporihus 
calefaciendis habet (nämlich als der Wein). Liv. XXI, 54. Mit 
der wachsenden Schwelgerei nahm die Anwendung der Essen- 
zen überhand {voluptatis causa Pomp. Dig. XXXTV, 2,21. § 1. 
ad luxuriae materiam, Dig. XV, 3,3. § 6.) und man salbte sich 
sowohl nach dem Bade (siehe oben S. 108.) als auch vor dem 
Mahle (Hör. od. H, 11, 16 f. 3, 13. 7, 22 f. epod. 13, 8 f. und 
zu andern Zeiten, sogar mehrmals an einem Tage Sen. ep. 86. 
Parum est sumere unguentum, ni bis die terque renovetur, ne 
evanescat in corpore. Quid quod odore tanquam suo gloriantur, 
53. namentlich die Frauen, Dig. XXXIV, 2, 21. § 1. Lucian. 
Amor. 40. Man begnügte sich nicht blos die Haare zu beträu- 
feln {capillare sc. unguentum, Haarpomade, Mart. III, 82, 28. 
VI, 74. HoR. od. I, 29, 7. III, 20, 14. 29, 4. Cic. in Pis. 11. 
in Catil. II, 3. 5. 10. s. den ersten Exe. zur achten Scene), son- 
dern salbte sogar die Kleider aromatisch, (Juv. III, 263 f. 
plena componit lintea gutto. Mart. VIII, 3, 10. Clem. Alex. 
Paedag. 11, 8, p. 207 Pott.) um den ganzen Tag zu duften, und 
Geräthschaften (Caligula die Badewannen, Plin. XIII, 3, 4. 
desgleichen Cosmus, Schol. ad Juv. VIH, 85. welcher ebenso 
erfindungsreicher Salbenkünstler als üppiger Verschwender 
dieser Stoffe war, Mart. HI, 55.). Ueber die Essenzen bei 
Leichenbegängnissen s. den letzten Excurs. Darum sagt Plin. 
XIII, 1, 1. von dieser Zeit: postea voluptas eius (unguenti) a 
nostris quoque inter lautissima atque etiam honestissima vitae 
bona admissa est honosque et ad defunctos pertinere coepit, 3, 4. 
Haec est materia luxus e cunctis maxume supervacui. Die der- 
artige Verschwendung schildert Lucian. Amor. 40. wo er von 
den Frauen sagt: rbv yeyafAr^ycotoov Tikovxov eig ravtt^v avaliGKOv- 
aiv, oh^v 'Agaßiav (Txsdbr ix r(ov tqifi^v anonviovaai, Martial. 
III, 55. 

Quod quacunque venis, Cosmum migrare putamus. 
Etßuere excusso cinnamafusa vitro. 
Dig. XXIV, 1, 7. § 1. 

Das Olivenöl brauchte man vor Alters sehr gewöhnlich 

8* 



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11() Erster Ex cur s z. siebenten Scene. Anli.ang. 

zum Einreiben (Hör. Sat. I, 6, 1 23. ungor olivd) später aber 
mischte man zu dieser Grundlage (succus) noch einen feinen 
Riechstoff (corpus nämlich odores) und fabrizirte eine Masse 
von flüssigen Oelen und festeren Salben, von denen Pliniüs 
Xin, 1, 2 ff. handelt. Siehe auch Isidor IV, 12. Diosc. m. ni. 
I, 29 ff. 37 — 76 (vorzüglich vom medizinischen Standpunkt). 
Athen. H, 74. IX, 77. XII, 78. XV, 34. Dig. XXXIV, 2, 
21. § 1. XV, 3, 3. § 6. Der Name dieses Parfüms wurde ent- 
lehnt von der Heimath, von der vorherrschenden Substanz — 
denn die meisten waren sehr zusammengesetzt — oder von 
andern Veranlassungen. Es werden unter andern genannt men- 
desium (von der ägyptischen Stadt), oenanthinum (aus Wein- 
blüthenöl), cyprinum (von den Blüthen des Cyprusbaumes, in 
den Bädern angewandt, um den weiteren Schweiss zu verhin- 
dern und noch jetzt so genannt, Plin. h. n. XII, 24, 51. XIII, 
1, 2. Gels. H, 33. FV, 20. Gell, in der Beschreibung der 
pompej. Bäder.); amaracinum (aus Majoran), halaninum (aus 
der arabischen Bechernuss), metopium (aus bittern Mandeln), 
narcissinum, anetinum (von Anis), susinum (aus Lilien), mega- 
lium (sehr zusammengesetzt, wie r^egale unguentum so genannt 
von den Parthischen Königen), lasminum^ crocinum (von Safran, 
ohne welches Heliogabal nie badete), ceratum (Wachsöl), vm- 
lohathron (von Zimmet oder Betel, Hör. Od. 11, 7, 8), myro- 
halaniim Mart. XIV, 57., Cosmianum so genannt von dem 
Erfinder, Mart. XI, 15. XII, 55. 65. III, 82, 26. cosmianis 
— fusus ampullis. Desgleichen Nicerotianum von Niceros ge- 
nannt Mart. VI, 55. X, 38. Xll, 65. u. s. w.] Vorzüglich ge- 
schätzt war Gel und Salbe aus der Blüthe des indischen und 
arabischen Nardengrases (Baldrian) [Plin. XII, 12, 2%. prin- 
cipalis in unguentis. Hör. od. II, 11, 16. IV, 12, 17. vgl. HI, 
1, 44, Pallad. IV, 9. Athen. II, p. 46. V, 195. X, 439. XV, 
689 f. Namentlich salbte man sich damit vor festlichen Ge- 
lagen Haar und Nacken, Hor. od. H, 11, 16 f. 
Assyriaque nardo potamus uncti, 
epod. 13, 8 f. vgl. od. HI, 14, 17. Petron. 78. nat^di ampulla. 
Salmas. exercit. ad Sol. p. 750 ff. Pauly, Eealencyklop. V, 



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Oele, Salben und Kosmetik überhaupt. 117 

S. 415.]. Auch rosaceum war sehr beliebt s. Oudendorp. zu 
App. Met. X, p. 717. [Rosenöl oleum rosaceum oder rhodinum^ 
Kosensalbe ceratum rosaceum und Rosenpomade unguenturn 
rhodinum nennt Plin. oft, h. n. XIII, 1, 2. divolgata maxume 
unguenta — rosa. XV, 7. 7. XXI, 4, 10. XXIV, 10, 47. 13, 
74. Pallad. VI, 15. Diosc. m. m. I, 53. Dagegen zu den 
gewöhnlicheren gehörte murrinum oder myrrhinum von dem 
Myrrhenbaum, Ath. XV, p. 688 C. Plin. XIII, 1, 2. Sidon. 
Ep. VIII, 3. Die Wachssalbe (ceroma) scheint nur bei gymna- 
stischen Uebungen gebraucht worden zu sein, Mart. VII, 32. 
V, 65. Plin. h. n. XXVIII, 4, 13. 

Hier knüpfen wir noch mehrere andere kosmetische und 
Toilettenmittel an, deren es in den Zeiten der Sittenverderbniss 
eine Menge gab. Der Arzt der Kaiserin Plotina Criton schrieb 
eine Kosmetik in vier Büchern , worin sich 25 Recepte von 
llaarsalben und andere Essenzen fanden, Fabric. bibl. Graeca. 
XII, p. 690. Böttiger, Sab. I, S. 146 f Juv. VI, 477. cos- 
metae, Ovid. med. fac. 73. art. am. III, 197 ff. Tischbein, 
engrav. II, t. 58. Eine lebhafte Schilderung, wie die Frauen 
alle möglichen Salben, Pulver, Tinkturen u. s. w. anwendeten, 
giebt LüciAN. Amor. 39 ff. Wir unterscheiden 

I. Seifen], rücksichtlich deren man nicht unerwähnt 
lassen darf, dass eigentliche Seife sapo wenigstens von keinem 
früheren Schriftsteller, als Plin. XVIII, 12, 51. erwähnt wird, 
der sie eine gallische Erfindung nennt, die aber auch den 
Deutschen sehr wohl bekannt war. Ueberdiess sagt Plinius : 
Galliarum inventum rutilandis capillis, und die pilae Mattiacae 
oder Seifenkugeln (Mart. XJV, 27.) sowie die spuma Batava 
(Mart. Vm, 23, 20.) oder caustica (XIV, 26.) werden überall 
als Mittel zum Färben des Haares, nicht zur Reinigung ge- 
nannt. Es waren also mehr Pomaden als Seifen. S. Beck- 
mann, Beitr. z. Gesch. d. Erfind. IV, S. 1 ff. Es ist wohl mög- 
lich, dass Ovid. art. am. IH, 163. 

Femina canitiem Germanis inficit herbis, 
und Amor. I, 14. 



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118 Erster Excurs z. siebenten Scene. Anhang. 

Ipsa dahas capiti mista veneno tuo. 
auch nichts anderes, als eine solche Pomade meint, wodurch 
der Gebrauch in das Zeitalter Augusts hinaufgerückt würde. 
S. Böttiger, Sab. I, S. 121. 142. [Smegmata mögen ganz 
allgemein alle Wasch- und Seifenkugeln oder auch andere 
Essenzen genannt worden sein, Plin. h. n. XXIV, 7, 28 (von 
Mastix), XXVII, 12, 88 (aus Osyris), XX, 2, 6. XXXI, 7,42.] 
Leute niederen Standes brauchten zuweilen statt der Seife 
Lupinenmehl, lomentum, wie es noch heute im Norden Eng- 
lands mit gewöhnlichem Mehle geschieht, Cic. ad div. VIII, 
14. vergl. Martial. III, 62. Auch benutzte man in den 
Bädern das vielfach anwendbare Nitrum und Aphronitrum 
(Natron oder Soda), Plin. h. n. XXXI, 10, 46. Martial. 
XIV, 58. 

[II. Schönheitsmittel für die Haut. Der Erfin- 
dungsgeist der Coketten entdeckten eine formliche Larve aus 
Teig (tectoria bei Juv. VI, 467.), welche Abends aufgetragen 
und am nächsten Morgen mit Eselsmilch abgewaschen wurde 
{caiaplasma). Juv. II, 107. 

Et pi^essum in faciem digitis extendere panem. 
VI, 461-469. Plin. h. n. XI, 41,96. XXVIH, 12, 50. cutem 
in facie erugari et tenerescere candore — lacte asinino. Suet. 
Oth. 12. Varro nannte solche Mittel tentipellium (Haut- 
spanner), Fest. p. 364 M. rugae in ore extenduntur. Pop- 
pacana nennt eine Hautsalbe Juv. VI, 462. Gegen unreine 
Haut und Sommersprossen brauchte man Oesypum, Plin. h. n. 
XXX, 4, 10. XXIX, 6, 37. Hierher gehören die wohlriechen- 
den Pulver, diapasmatüy Plin. h. n. XIII, 2, 3. siccis odoribus 
constant. XXI, 19, 73. diap. inde fiunt (von ßosen) ad sudores 
coercendosj ita ut a hallneis inarescant corporis dein frigida ab- 
luantur. Mart. I, 87. Die Schönheitspflästerchen splenia er- 
wähnt derselbe Dichter II, 29, 8. VIII, 33, 22. 

III. Schminke fucus^ pigmentutn, s. Charikles I, S. 
297 ff. Lenz, Botanik der Alten. S. 222 ff. Plaut. Most. L 
3, 118. 

Vetulae, edentulae^ quae vitia coiyoria fuco occuluut. 



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Oele, Salben und Kosiiu'tik überhaupt. 119 

Prof. II, 14, 27 f. Plin. XXVIII, 12, 50. h. n. XXXI, 7, 42. 
creta cerussa minium purpurissum. Luc. Amor. 39. 41. Cic. 
orat. 23. fucati medicamen candoria et ruboris. In einem grie- 
chischen Grabe fand man Reste von Schminke, bestehend aus 
rosa gefärbtem Bleiweiss. 

IV. Augenbrauenschminke mit Zusatz von Kosen, 
Narden u. s. w., fuligo Paul. Diac. p. 84. M. Juven. II, 
93 ff. 

nie supercilium madida fuligine tactum 
Ohliqua producit acii pingitque trementes 
Attollens oculos. 

Mart. IX, 37, 6. Varro bei Non. 164. calliblepharo — pal- 

pebrae tinctae. Plin. h. n. XXI, 19, 73. XXIII, 4, 51. 

XXXJII, 6, 34. Plin. ep. VI, 2. Luc. Amor. 39. Charikles I, 

S. 299 f. 

V. Pflege der Zähne. Das Einsetzen falscher Zähne 
ist uralt, wie schon die XII Tafehi bezeugen. Cic. de leg. II, 
34. Mart. IX, 37. XIV, 56. Auch feine Zahnpulver gab es 
von allen Sorten, dentifricium , Mart. XIV, 56. Plin. h. n. 
XXIX, 3, 11. XXXII, 6, 21. u. s. w. 

Natürlich stand der Parfümeriehandel in der höchsten 
Bliithe und wurde lebhaft betrieben, obgleich 565. d. St. nach 
Besiegung des Antiochus die ( Zensoren don Verkauf der aus- 
ländischen Salben verboten (Plin. XIII, 3, 5.). Die Preise 
wai-en nicht selten unsinnige, Plin. XIII, 3, 4. exceduntque 
quadringenos denarios librae. Die Händler hiessen unguentarü 
und ungueiitariae Orelli Henzen 2988. 4300 f. 4991. 7283 f. 
Cic. de off. I, 42, auch pigmeiitarii ^ eigentlich Schminke- 
händler und Droguisten überhaupt, Orelli Henzcu 4302. 
5080. Cic ad div. XV, 17. Dig. XLVHI, 8, 3. myropolae 
Plaut. Trin. 2, 4, 7. und seplnsiarii, Orelli Henzen 4202. 
4417. V. Florencourt, Jahrbücher des Vereins von Alter- 
thumsfr. im Kheinland XVI, S. 63 — 75. 

Die Hauptfabrikationsplätze Italiens waren Neapel, Ca- 
pua, Präneste, wohin dieser Industriezweig aus Griechenland 
und dem Orient gelangt war, s. Plin. XHI, a. a. O. — Als 



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120 Erster Exe. z. siebenten Sc. Anhang. Oele, Salben etc. 

vasa unguentan'a waren vorzüglich alabastri (11, S. 331 f.) 
ampullae (S. 330 f.) gutti (S. 332.) und conchae (S. 332.) im 
Gebrauch. Ein Salbenkästchen mit einer ganzen Garnitur 
solcher Sännchen, Büchsen u. s. w. hiess narthedum^ Mart. 
XIV, 78. oder unguentorum scrinium^ Plin. VII, 29, 108. 
Mus. BoRB. XI, 16. findet sich eine runde Salbenbüchse, wie 
unsere Tabacksbüchsen mit einem spitzigen Deckel. Siehe 
Eschenbach, de unctSon. et unguent. Stukk, antiq. conviv. 
11,24 f.] 



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ZWEITEfe EXCURS ZUR SIEBENTEN SCENE. 



DAS BALLSPIEL UND DIE ÜBRIGE GYMNASTIK. 

Tägliches Bad und vorher starke Schweiss erregende 
Bewegung waren Dinge, die von dem Begriffe einer regel- 
mässigen, der Gesundheit entsprechenden Lebensweise dem 
Römer unzertrennlich schienen. Wenn wir bei unserer unge- 
schickten Tageseintheilung , welche die Hauptmahlzeit mitten 
hinein in die Anstrengung der Arbeit verlegt — wenn wir 
da viel für unsern Körper zu thun glauben, indem wir täglich 
einen kurzen Spaziergang machen, um dann wieder eine Reihe 
Stunden sitzend bei der Arbeit und endlich wohl noch am 
Spieltische zuzubringen; wenn wir ausser dem Gehen und 
Reiten, und höchstens einer Parthie Billard oder Kegel keine 
Art körperlicher Bewegung kennen, so hatte der Römer eine 
Menge mehr oder weniger anstrengende Uebungen, die regel- 
mässig vor dem täglichen Bade vorgenommen den Körper 
stark und gewandt machten, und grössere Lust zu dem darauf 
folgenden Mahle erweckten. [Die exercitatio ging dem Bade 
voran. Makt. XIV, 163. s. S. 85. Hör. Sat. I, 6, 125 fg. 
Ast ubi me fessum sol acrior ire lavatum 
Admonuit, fugio campum lusumque trigonem. 
Lampr. Sev. Alex. 30. s. unten.] 

Es versteht sich , dass diese Uebungen sich nur auf das 
männliche Geschlecht erstreckten. Weibliche Gymnastik galt 
für unschicklich und unztichtig. Mart. VH, 67, 4 ff. luv. VI, 
246 ff. 419 ff. und in Griechenland gab die spartanische Un- 
weiblichkeit {libidinosae Lacedaemonis palaestrae, Mart. IV, 



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122 Zweiter Excurs zur siebeuten Scene. 

55, 6.) vielfaltige Gelegenheit zum Spotte. Siehe Aristoph. 
Lysistr. 81 ff. [Plat. de leg. VII, 12. p. 806.], wenn auch 
Properz III, 14. und Ovid. Her. XVI, 194 fg. aus leicht be- 
greifllichen Gründen bei dieser virginea palaestra mit Gefallen 
verweilen. Unserer Zeit, die durch eine von der antiken, 
weder unnatürliche Renkungen noch andere Seiltänzerktinste 
kennenden, sehr verschiedene Gymnastik ein n^ues Hünen- 
geschlecht zu erzielen hofft, unserer Zeit war der Versuch 
vorbehalten, die zarte, sittsame, schüchterne Weiblichkeit 
durch männliches Turnen zu bekämpfen, und vielleicht findet 
sich auch in irgend einem Liederkränzchen ein moderner Pro- 
perz oder Ovid, der das Anmuthige einer solchen Palästra — 
wenn auch nicht für die Nachwelt — besingt. 

Die antike Gymnastik — und namentlich die hier allein 
in Betracht kommende römische — war aber auch in anderer 
Hinsicht, ihrer Anwendung nach, von der modernen sehr ver- 
schieden. Bei uns beschränkt sich dieselbe nur auf die Lehr- 
jahre der Jugend und ein Mann von gesetztem Alter oder gar 
in höherer amtlicher Stellung würde sehr wider den Anstand 
Verstössen, und seinem amtlichen Ansehen viel vergeben, wenn 
er auch im engsten Kreise, geschweige denn öffentlich der- 
gleichen Uebungen vornehmen wollte. In Rom hingegen hatte 
es nicht den mindesten Schein von Unanständigkeit, wenn der 
Consular und Triumphator, wenn der weltbeherrschende Cäsar 
selbst durch tägliches Ballspiel und andere Gymnastik dem 
Körper eine heilsame Bewegung, dem Geiste eine leichte ange- 
nehme Zerstreuung gewährte, und den Unterlassenden konnte 
eher der Vorwurf der Trägheit treffen, wie denn Suetok 
Augusts steigenden Hang zur Bequemlichkeit also charakte- 
risirt: Aug. 83. Exercitationes campestres equorum et armoruiti 
statim post civilia hella omisit^ et ad pilam primo folliculumque 
transiit: mox nihil aliud quam vectabatur et deambulahaU [Val. 
Max. Vin, 8, 2. von dem berühmten Q. Mucius Scaevola 
Augur : optime pila lusisse traditur, quia videlicet ad hoc diver- 
ticulum animum suum forensibus ministeriis fatigatum transferre 
solebat. Lampr. Sev. Alex. 30. Post lectionem operam palae- 



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Das Ballspiel und die übrige Gymn antik. 123 

strae aut sphaeristerio aut cursui aut luctaminibus moUtoribus 
dahat atque inde unctus lavabatur,] Weitere Anführungen be- 
darf es nicht; denn von allen bedeutenden Männern Roms 
mögen nur wenige, wie Cicero (p. Arch. 6.), eine Ausnahme 
gemacht haben. 

Eine der allgemeinsten und beliebtesten Uebungen für 
Jung und Alt, deren Vortheile Galen in einer eigenen Schrift 
7te(H fjuxQag (jq)ai^ag gepriesen hat, war das bei uns den Kin- 
dern überlassene Ballspiel, das seiner häufigen Erwähnung 
und der Mannigfaltigkeit des Spiels wegen einer besondern 
Erläuterung bedarf, wenn uns auch die darauf bezüglichen 
Stellen zu völlig klarer Vorstellung von der Spielweise nicht 
gelangen lassen, wie diess bei den meisten Beschreibungen 
solcher Dinge der Fall ist , die den Zeitgenossen als hinrei- 
chend bekannt vorausgesetzt werden mussten. [Siehe Sidon. 
Apoll, ep. V, 17. II, 9. — Noch jetzt pflegen die Erwach- 
senen in Italien häufig Ball zu spielen, siehe Müller, Rom, 
Römer u. Römerinnen 11, S. 1 6 fg. Moritz , Reisen in Italien 
I, S. 19.] 

Ausser Hier. Mercürialis, de arte gymn. II, 5. [Fabri, 
Agonist. I, 6. Dempster zu Rosin. antiq. V, 1.] hat Werns- 
DORF in einem besondern Excurse zu des Saleius Bassus 
Paneg. in Pis. (Poet. Lat. min. tom. IV, p. 398 ff.) von der 
Sphäristik der Römer gehandelt. Mir selbst haben die Statuen 
der angeblichen Sphäristen in der Dresdner Antikensammlung 
Veranlassung gegeben, in den „Nachträgen zum Augusteum" 
8. 419 — 426. darüber zu sprechen. Wenn indessen auch 
überhaupt der Plan gegenwärtigen Werks die Ausschliessung 
dieses Haupttheils der exercitatio gestattete, so würde ich doch 
schon desshalb ihn hier nicht übergehen können , weil jenes 
kostspielige Prachtwerk nur in wenigen Exemplaren verbreitet 
ist. Wernsdorfs Abhandlung ist weder in allen Theilen rich- 
tig, noch werden überhaupt dort die verschiedenen Arten des 
Spiels gehörig geschieden. 

Es werden uns von römischen Schriftstellern mannigfal- 
tige Arten des Ballspiels namentlich genannt, als: pila schlecht- 



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124 Zweiter Excurs zur siebenten Seeue. 

hin, f Ollis oder folliculus, trigon, paganica, karpastum, sparsiva^ 
wozu noch die Ausdrücke: datatim, expulsim^ raptim ludere; 
geminarey revocare, reddere piläni, kommen. [Vgl. Poll. IX, 
104 ff. Bekk.] Indessen scheinen bei mehreren Modificationen 
des Spiels doch nur drei verschiedene Arten Bälle angenom- 
men werden zu können: pila im engeren Sinne, der kleine 
eigentliche Spielball, der indessen für manche Arten des 
Spiels derber oder elastischer sein mochte; follis, der grosse 
und, wie schon der Name giebt, nur mit Luft gefüllte Ballon, 
und paganica. lieber den Gebrauch der letzteren sind wir am 
wenigsten unterrichtet, * und soviel ich weiss, erwähnt ihrer 
nur Maetial an zwei Stellen: VIT, 32, 7. 

Non pilaj non follis, non te paganica thermis 
Praeparat, aut nudi stipitis ictus hehes. 
und XIV, 45. Pila paganica, 

Haec quae difficili turget paganica pluma, 
Folie minus laxa est et minus arta pila. 
Inwiefern in beiden Stellen die paganica dem follis und der 
pila entgegengesetzt, ausserdem eine vierte Art aber nicht ge- 
nannt wird, darf man annehmen, dass jederzeit einer dieser 
drei Bälle gebraucht wurde, die Weise des Spiels mochte sein, 
welche sie wollte. Wenn von der paganica gesagt wird : folle 
minus laxa^ minus arta pila. so erklären diess Eader und Mer- 
cuRiAHs unrichtig von dem Inhalte des Balls. Der Gebrauch 
beider Adjectiven lässt keinen Zweifel , dass die Grösse ge- 
meint ist, und in dieser Hinsicht stand sie also zwischen dem 
folUs und der pila mitten inne. Allerdings unterschied sie 
sich aber ausserdem noch dadurch von ersterem, dass sie mit 
Federn gestopft und also etwas schwerer war. Das ist aber 
auch Alles, was wir von ihr wissen. Weder über den Ur- 
sprung des Namens, noch über das Spiel, zu dem sie ge- 
braucht wurde, giebt der Dichter eine Andeutung. — Auf 
einem Intaglio bei Beger, Thes. Brand, p. 139. wo eine nackte 
männliche Figur sitzend in jeder Hand einen Ball hält, hat 
man die paganica erkennen wollen, weil die Bälle für den 
follis zu klein, für die pila zu gross schienen, denn sie werden 



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Das Ballspiel uud die übrige Gymnastik. 125 

nicht von der Hand umspannt. Es ist diess indessen offenbar 
ein sehr unsicheres Argument, und für das Spiel würde daraus 
immer nichts folgen. 

Der f Ollis j der grosse, aber leichte Ball, Ballon, wurde 
mit der Faust oder dem Arme geschlagen. Ob sich darauf 
die Worte des Trachalio bei Plaut. Rud. HI, 4, 16. Extemplo^ 
kercle , ego te f ollem pugilatonum Faciam , et pendentem incur- 
sdbo pugnis, beziehen, ist ungewiss, da auch ein aufgeblasener 
Schlauch verstanden werden kann, an dem die pugiles sich 
übten, wie die Gladiatoren am Pfahle. — Wenn man der von 
Mercurialis gegebenen Abbildung, welche einer Mtinze 
Gordians HI., die ich weiter nicht nachzuweisen vermag, ent- 
nommen ist, trauen darf, so war zuweilen der rechte Arm 
zum Behufe des Schiagens mit einer Art Fausthandschuh 
bewaffnet, — Das Spiel gewährte eine leichte, nicht sehr an- 
strengende Bewegung, weshalb Mart. XIV, 47. Follis sagt: 
Ite proculy hivenes; mitia mihi convenit aetas; 
Folie decet pueros ludere , folle senes. 
Wenn zuweilen das Deminutivum folliculus gebraucht wird, 
so scheint darunter eben auch nichts anders verstanden zu 
werden, uud es ist kein hinreichender Grund vorhanden, an 
die paganica zu denken. Ueberhaupt aber bezeichnen pila 
und follis den ganzen Umfang der Sphäristik, und die paga- 
nica y als ein Mittelding zwischen beiden, wird mit darunter 
begriffen. 

Die übrigen Spiele wurden sämmtlich mit der pila ge- 
spielt, und wo nicht follis oder paganica ausdrücklich genannt 
werden, oder pila ganz im Allgemeinen das Ballspiel über- 
haupt bezeichnet , so ist an sie , den kleinen Ball , jederzeit zu 
denken. Daher ist es auch sehr natürlich, dass Martial in 
den Apophoreten auf sie kein besonderes Epigramm hat ; denn 
sie ist schon unter dem trigon und dem harpastum gemeint. 
Wenn aber diese beiden besonders aufgeführt werden, so 
scheint diess einen aus der Verschiedenheit der Spiele zu ent- 
lehnenden Grund zu haben, wovon weiterhin die Rede sein 
wird. 



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126 Zweiter Exciirs zur siebenten Scene. 

Ehe von den regelmässigen Spielen die Eede sein kann, 
sind zuvor die Ausdrücke datatim und expulsim ludere zu er- 
klären. Durch den ersten scheint der einfachste Gebrauch 
der pila bezeichnet zu werden , wo zwei einander gegenüber 
Stehende entweder einen Ball wechselsweise, oder vielleicht 
gleichzeitig Jeder einen dem Andern zuwarf und den zuge- 
worfenen auffing [NoN. II, 213. datatim L e, invicem dando.]. 
Das geschah wohl selbst auf den Strassen, wie man aus Plaut. 
Cure. II, 3, 17. sieht, wo der Parasit allen ihm in den Weg 
Kommenden drohend sagt: 

Tum isti qui ludunt datatim servi scurrarum in via^ 
Et datores etfactores omnis subdam suh solum. 
Vgl. Nov. ap. Non. 1. 1. [in molis non ludunt raptim pila, data- 
tim nwrso. Enn. bei Isidor. I, 25. quasi in choro pila ludens 
datatim dat sese et communem facti seil, impudica.], die Er- 
klärer bei BuRM. zu Petr. 27. und vorzüglich Gronovs An- 
merkung zu der Stelle des Plautus. [Meineke Menand. et 
Phil. p. 75.] So einfach finden wir die Sphäristik, aber in Ver- 
bindung mit Orchestik schon bei Homers Phaeaken. Odyss. 
Vm, 374 ff. 

rriv iteQog gintoaxE nmi vtcpsa amoBvta^ 
i8vo3{)-€ig onlöG)' 6 8' anb x^ovog v\p6a asg^stg 
QTj'Moiig ue{^ele(JX€ naqog noch ovdag txto^ai. 
und nichts Anderes scheinen in dem Fragmente des Damoxenos 
bei Athen. I, p. 15. B. die Worte ij Xafißavcav tijr aqaiQav tj Öi- 
Öoifg zu sagen. Entschieden aber versteht solches Zugeben und 
Auffangen Seneca, de benef. II, 17. {Pilam) cader e non est 
dubium aut mittentis vitio aut accipientis. Tunc cursum svum 
servaty ubi inter manus utriusque apte ab utroque et 
iactata et excepta servatur. was durch die weiter unten 
anzuführenden Stellen noch deutlicher wird. 

Wenn daher dieser Ausdruck sich ohne Schwierigkeit er- 
klären lässt, so ist hingegen der zweite : expulsim ludere dun- 
kel, wenn man darunter eine bestimmte Art des Spieles ver- 
stehen will. Varro sagt bei Non. 11, 281. Videbis inforo ante 
lanienas pueros pila eocpulsim ludere, und ähnlich heisst es bei 



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Das Ballspiel und die übrige Gymnastik. 127 

Petr. 27. lusu expellente. — Aus keiner der beiden Stellen 
erhellt, was für ein Spiel gemeint sein kann; nur soviel ist ge- 
wiss, dass in expellere nicht nothwendig der Begriff des Schia- 
gens oder Zurtickschlagens des Balls, ohne ihn aufzufangen, 
liegt. Es ergiebt sich das deutlich daraus, dass das Wort 
eben auch vom trigon gebraucht wird. Mart. XIV, 46. Pila 
trigonalis, 

Si me mohilihus scis expulsare sinistris^ 
Sum tua: tu nescis, rustice: redde pilam. 
Dass aber der trigon bestimmt war, gefangen zu werden, ist 
eine unzweifelhafte Sache, - - Noch weit irriger ist die Mei- 
nung WtJsTEMANNS. Pal. d. Scaur. S. 192. dass der Ball mit 
einer Kaquette geschlagen worden sei. Sie beruht auf einer 
missverstandenen Stelle Ovids: Art. am. HI, 361. 
Reticuloque pilae leves funda7itur aperto ; 

NeCj nisi quam tolles^ ulla movenda pila est. 
Es bedarf nur eines Blickes auf diese Worte, um einzusehen, 
dass darin überhaupt gar nicht von Sphäristik die Kede ist, 
und dass reticidum ein offenes Netz oder einen Beutel bedeutet, 
in welchen man eine Anzahl Bälle schüttete, um sie einzeln 
wieder herauszunehmen, wobei sich jedoch kein anderer Ball 
als der herauszunehmende rühren durfte. 

Abgesehen nun von der Stelle Varro's, aus der sich nicht 
auf die Bedeutung des Wortes schliessen lässt, scheint expel- 
lere^ expulsare, wenigstens im trigon, überhaupt nur das Werfen 
des Balls zu bezeichnen. So braucht auch Seneca den stär- 
keren Ausdruck repercutere: a. a. 0. Pila utcunque venerit, 
manus illam expedita et agilis repercutiet. Si cum tirone nego- 
tium est, non tarn rigide nee tarn excusse, sed languidius et in 
ipsam eius dirigentes manum remisse occurramtis. Hier ist näm- 
lich immer nur von dem datatim ludere die Rede, wie schon die 
Natur des Vergleichs nothwendig macht; denn es stehen sich 
dare et accipere beneßcium und inittere et excipere pilam ent- 
gegen. Dass aber das repercutere nicht, wie man etwa glauben 
könnte, zurückschlagen bedeutet, sondern nur von einem Spiele 
unter zweien die Rede ist, wo der Ball zurückgeworfen und 



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128 Zweiter Excurs zur siebenten Scene. 

aufgefangen wurde, das erhellt ganz klar aus einer folgenden 
Stelle, c. 32. Sicut in lusu est aliquid, pilam scite ac diligenter 
exciperCf sed non dicitur honus lusor, nisi qui apte et expedite 
remisity quam exceperat. und gleich darauf : Nee tarnen 
ideo non bonum lusorem dicaniy qui pilam, ut oportebat^ exce- 
pit, si per ipsum mora, quominus remitieret, non fuit, 
[Expulsim muss schon dem Wortsinne nach etwas Anderes be- 
deuten, als remitiere; abgesehen davon, dass sonst kein Unter- 
schied zwischen den beiden Arten zu spielen, datatim und ex- 
pulsim, anzugeben wäre. Remitiere ^ wie Seä. in der citirten 
Stelle c. 32. sagt, bezeichnet das Zurückwerfen des wirklich 
aufgefangenen {excipere) Balls und ist das Charakteristische 
des datatim^ dagegen expulsare und repercutere kann nichts 
Anderes sein als das Auspariren und Zurückschlagen des zu- 
geworfenen Balls, sei es zurück an den Werfer, sei es weiter 
fort an einen dritten Mitspieler, und dieses ist eben das expul- 
sim ludere, wovon Sen. an der ersten Stelle spricht. Bei dem 
trigon kann sowohl datatim als expulsim (s. oben Martial) 
stattfinden, indem es bloss darauf ankommt, dass drei aktive 
Spieler aufgestellt sind, welche sich über die Art des Zuwer- 
fens erst zu vereinigen haben. So erklärt Hertzberg in der 
Rec. des Gallus N. 288. S. 2303 fg. Prof. HI, 12, 5.: 

Cum pila veloci fallit per brachia iaciu. 
von dem Ball , der von Arm zu Arm geworfen (d. h. fortge- 
schlagen) den raschen Flug täuscht. Nach einer alten Darstel- 
lung des Ballspiels, welche Friedländer, in Annali dell' inst. 
1857. XIV, S. 142 — 146. erklärt, scheint expulsim ludere auch 
von den Spielern gesagt zu werden, welche einen gegen eine 
Wand geworfenen und zurückprallenden Ball auffangen oder 
sich zuschlagen. Es stehen nämlich drei Kinder mit aufgeho- 
benen Händen hintereinander vor einer Mauer, von welcher 
ein Ball zurückfliegt. Nun fragt es sich, ob diese dastehen, 
um wenn der Vordermann den Ball nicht fangen konnte, den- 
selben aufzufangen (so Friedländer), oder ob sie sich den 
Ball gegenseitig zuschlagen. — Andere Kinder auf dem ge- 
nannten Bilde lassen Bälle von einer schräg stehenden kleinen 



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Das Ballspiel und die übrige Gymnastik. 129 

Einne herablaufen, so viel Bälle als Spieler sind (nämlich vier), 
doch wissen wir nichts von diesem Spiel.] 

Was nun die künstlicheren Arten des Spiels anlangt, so 
scheint der trigon^ pila triganalisy bei weitem den Vorzug ge- 
habt zu haben, und das gewöhnlichste Spiel gewesen zu sein, 
obgleich wir über sein Bestehen auch erst aus später Zeit 
Nachricht erhalten. Der Name selbst scheint die Erklärung 
des Spiels zu geben, und man darf wohl annehmen, dass dazu 
drei Spieler gehörten, welche im Triangel, «V tgiymvq^y standen. 
psiDOR. XV ULI, 69. pila trigonaria esty qua inter tres luditur. 
Im Gegensate zu der pila arenaria, qua in grege^ dum ex cir- 
culo adstantium spectantiumque emissa^ ultra iustum spatium 
pilam excipere lususque inire consueverunL und zu dem cubitalis 
lususy cum duo cominus ex proximo ac pene coniunctis cubitis 
palam (lies pilam) feriunt] Sonst kennen wir freilich seine 
iEigenthümlickeit nicht; nur das wissen wir, dass geschickte 
Spieler den Ball nur mit der linken Hand warfen und auf- 
fingen, wie Martial mehrmals sagt, z. B. in dem oben ange- 
führten Apophoretum XIV, 46. und VII, 72, 9. 
Sic palmam tibi de trigone nudo 
ünctae detfavor arbiter coronae^ 
Nee laudet Polybi magis sinistras. 
Aus der auch hierher gehörigen Stelle XII, 82. wo der para- 
sitisirende Monogenes von dem Dichter verspottet wird, weil 
er mit der Rechten sowohl als mit der Linken den Ball fing, 
könnte man auf die Vermuthung kommen, es habe jeder die 
aufgefangenen Bälle gezählt; denn es heisst dort: 
Captabit tepidum dextra laevaque trigonem^ 
Impuiet acceptas ut tibi saepe pilas. 
Er hoffte nämlich , dadurch einen Anspruch auf die Tafel des 
Mitspielenden zu erhalten. [Auch diese Stelle erklärt Hertz - 
BERG a. a. O. von dem expulsim ludere , indem der seinem Pa- 
tron sekundirende Parasit die Bälle mit beiden Händen aus- 
parirt habe, um sie demselben gut rechnen zu können.] — Dass 
Martial den Trigon hier und IV, 19, 5. tepidum nennt, kann 

Bbckbr, Gallas. 3. Aufl. III. 9 



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130 Zweiter Excnrs zur siebenten Scene. 

allerdings von der erhitzenden Natnr des Spiels verstanden 
werden; nur muss man nicht an den in der Hand erwärmten 
Ball denken. — Bildliche Darstellungen solcher Sphäristik 
scheinen sich nicht erhalten zu haben. Was Mercurialis von 
Münzen Marc -Aureis entlehnt, und ganz ähnlich auf einem 
Deckengemälde (S. Descr. d. bains de Titus, pl. 1 7.) sich fin- 
det, ist ein anderes Spiel mit mehreren Bällen. [Dasselbe Ge- 
mälde giebt GuHL und Koner, das Leben der Griechen und 
Kömer I, S. 254. (nach Panofka, Bilder ant. Lebens X, 1.) 
wo drei Jünglinge mit sechs Bällen spielen, während ein 
Aelterer dabei steht und Anleitung zu geben scheint. Es hat 
das Ansehen, als ob Jeder gleichzeitig den einen Ball mit der 
linken Hand auffange und den andern mit der rechten in die 
Höhe werfe.] 

Anstrengender noch und wilder als der Trigon war un- 
streitig das harpastum^ über welches die Hauptstelle sich bei 
Athenaeus I, 25. 26. mit dem Fragmente des Antiphanes 
findet. Mag man auch nicht völlig klar darüber werden, soviel 
ist schon aus Galen gewiss, dass ein Ball, oder vielleicht auch 
mehrere, unter eine Anzahl Spielender geworfen wurde, und 
dann jeder sich desselben zu bemächtigen suchte; denn er 
sagt: 718q\ fAiKgäg acpaigag. c. 2. p. 902 Kühn, otav yag awi- 
(Ttdfisvoi Tzgbg dll'^Xovg xal anoTmkvovtsg vq^OQnaacu tbv fiera^ 
hanovmaiy fu-ytütov avtb kai CKpoögotatov Ha-^iatatnif noXkoig fi&v 
rgaxrjhüfwtg TtoXkatg ö' ctvr(X^\pe<n Ttakaus'iiyialg dvctfjtsfiiyiuvor. 
Daher bei Mart. IV, 19. harpasta pulverulenta. Bemerkens- 
werth ist es, dass nicht nur hier, wo es weiter nicht auffallig 
ist, sondern auch XTV, 48. Harpasta, 

Haec rapit Antaei velox de pulvere draucus, 
Grandia qui vano colla laborefacit 
der Plural steht, wahrend follis y paganica , trigonälis im Sin- 
gular stehen. Ich möchte darum glauben, dass wenn auch 
nicht immer, doch zuweilen der Kampf um mehrere Bälle 
Statt fand. — Dass übrigens das Sprüchwort bei Plaut. 
Truc. IV, 1 , 8. mea pila est. sich auf solches Spiel beziehen 
mag, ist sehr wahrscheinlich. — Wie man schon aus Athe- 



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Das Ballspiel und die übrige Gymnastik. 131 

NAEüs sieht, ging es bei diesem Spiele stürmisch zu, und dar- 
um nennt auch Martial die Theilnahme daran unter den Un- 
züchtigkeiten der Philaenis. VIT, 67. Harpasto quoque suhli- 
gata ludit, » 

Die Verse des Salbiüs Bassüs, Paneg. in Pis. 173 ff. 
Nee tibi mobilitas minor est, si forte volantem 
Aut geminare pilam iuvaty aut revocare cadentem^ 
Et non sperato fugientem reddere gestu, 
können weder auf das Harpastum noch auf den Trigon be; 
zogen werden. Hier scheint in der That von einem Schlagen 
und Zurückschlagen des Balls gesprochen zu werden. Ob man 
dabei an paganica zu denken habe, das bleibe dahingestellt. 
Der f Ollis ist in keinem Falle gemeint; denn er wurde nicht 
gefangen, und das bedeuten doch die Worte revocare cadentem 
(in manus). Vom Schlagen aber scheint zu verstehen geminare 
pilam, und reddere fugientem, wie Manil. V, 165. 
nie pilam celeri fugientem reddere planta, 
Et pedibus pensare manus, et ludere saUu, 
Ebensowenig lässt sich über die pila sparsiva bei Petr. 27. 
etwas mit Wahrscheinlichkeit sagen, besonders da nicht ein- 
mal die Lesart feststeht. Nur soviel sieht man, dass das Spiel 
von Mehreren und auch mit mehreren Bällen gespielt wurde. 
[Auch die Pompejanische Mauerinschrift Orelli Henzen 
7303. Amianthus Epaphra Tertius ludant cum Hedysio Jucun- 
du>s Nolanus petat numeret citus et Stacus Amianthus, deutet 
darauf hin.] — Ueberhaupt aber ist es wohl sehr natürlich, 
dass ausser diesen gewöhnlichsten und darum uns bekannteren 
Spielen noch manche Varietät stattgefunden hat. 

Eine andere Art Gymnastik war das Schwenken der 
kälteres, unter denen eigentlich Springstangen zu verstehen 
sind, welche man bei der Uebung im Springen in den Händen 
hielt. S. Welcker, Zeitschr. f. Gesch. und Ausleg. alt. Kunst. 
I, S. 238. Vorstellungen der Art finden sich auf Gemmen und 
Gemälden. S. Tassie, Catal. pl. 46. 7978. Descr. d. bains de 
Tit pl. 17. Auch Paus. V, 26, 3. 27, 12. VI, 3, 10. führt 

9* 



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132 Zweiter Excurs zur siebenten Scene. 

Statuen mit Halteren an, und an dem Baumsturze einer als 
Faustkämpfer ergänzten Statue in der Dresdner Sammlung, 
Aug. t. 109. hängen die Halteren neben dem Fausthandschuh. 
[Paüsan. V, 27, 8. Krause, Gymnastik u. Agonist. Taf. 8. 
9. 9b. 15. 18 e.PAULY, ßealencykl. IV, S. 1004 fg.] — Allein 
in der römischen Gymnastik dienen sie nicht bloss als Spring- 
gewichte, sondern man hielt diese Bleimassen in den Händen 
und schwenkte damit die Arme in mannigfaltigen Richtungen. 
Dieser Leibesübung gedenkt Seneca, ep. 15. Sunt exercita- 
tiones et faciles et breves, Cursus et cum aliquo pondere 
manus motae. und wiederum ep. 56. wo er den Lärm in 
den Bädern von Bajä und namentlich dem unter ihm befind- 
lichen Sphäristerium beschreibt: Cum fortiores exercentur et 
manus plumho graves iactant, cum aut lahorant aut laho- 
rantem imitantur, gemitv^ audio. Ihrer erwähnt ferner Mart. 
XIV, 49. Halteres. 

Quid pereunt stultofortes kältere lacertif 
Exercet melius vinea fossa viros, 
und von der bereits erwähnten Philaenis: VII, 67, 6. gravesque 
draucis halteras facili rotat lacerto. Vgl. Iüven. VI, 420. und 
die von Mercurialis angeführte Stelle des Oribasius. Mercu- 
RiALis hat zur Erläuterung Abbildungen mehrerer von Gem- 
men entnommener Halteristen gegeben , die auch in Polen. 
thes. in.p. 578. wiedergegeben sind. Er sagt: „ut possit certior 
formae huiusce exercitationis notitia kaberi, adponendas curavi- 
mus halteristarum imagines, quas ex gemmis antiquis sculptis 
acceptas ad nos misit Pyrrhus Ligorius" Worte , die ich des- 
halb ausdrücklich anführe , damit nicht die ganze Abbildung 
für blosse Phantasie gehalten werde, wie das leider häufig 
von ähnlichen Darstellungen gilt. Darauf mich stützend habe 
ich in den Nachtr. zu Aug. S. 429. die Vermuthung geäussert, 
dass die Dresdner sogenannten Sphäristen vielmehr Halte- 
risten vorstellen mögen. [In der mit den neuen Bädern ver- 
bundenen Palästra zu Pompeji fand man zwei sehr schwere 
Steinkugeln, die man wahrscheinlich brauchte, um die Kräfte 
zu erproben oder als kälteres benutzte, Cavedoni, Bullet. 



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Das Ballspiel und die übrige Grymnastik. I33 

Nap. 6, S. 48. Denkmäler und Forschungen 1859, N. 124. 
S. 21.] 

Eine dritte Art der Uebung war das Scheingefecht gegen 
den palusy einen Pfahl, der im Boden befestigt war und gegen 
den man wie gegen einen lebenden Gegner mit geflochtenem 
Schilde und hölzernem Schwerte focht. Ursprünglich diente 
dieses» Scheingefecht zur Uebung der Tironen, um im Ge- 
brauche der Waffen Geschicklichkeit zu erlangen. Vollkom- 
menen Aufschluss darüber giebt Veget. I, 11. Antiqui^ siaU 
invenitur in libris, hoc genere exercuere tirones. Scuta de vimine 
in modum cratium corrotundata texebant, ita ut duplum pondus 
cratis haberet^ quam scvium publicum habere consuevity iidemque 
clavas ligneas dupli aeque ponderis pro gladiis tironibus dabanty 
eoque modo non tantum manCy sed etiam post meridiem exerce- 
hantur ad palos, — Palorum autem usus non solum militibusy 
sed etiam gladiatoribus plurimum prodest. A singulis tironibus 
singuli pali defigebantur in terramy ita ut nutare non possenty et 
sex pedibus eminerent. Contra illum palumy tanqvam contra ad- 
versariumy tiro cum crate Uta et clava velut cum gladio se exer- 
cebat et scuto, ut nunc quasi caput aut fadem peterety nunc late- 
ribus minaretury interdum contenderet poplites et crura succidercy 
accederety recederety assultarety insilirety ety quasi praesentem 
adversariumy sie palum omni impetu, omni bellandi arte teniaret. 
— In qua meditatione servabatur illa cautelay ut ita tiro ad in- 
ferendum vulnus insurgerety ne qua parte ipse pateret adplagam. 
[SosiP. Charis. I, p. 11 Putsch.] Allein nicht bloss zum Stu- 
dium trieb man solches Gefecht, sondern auch nur um Bewe- 
gung zu haben und zum Bade sich vorzubereiten. Das meint 
Mart. VU, 32, 8. s. oben, nudi stipitis ictus hebes. wo 
stipes eben den Pfahl bedeutet, und ictus hebes von dem höl- 
zernen Schwerte zu verstehen ist. So auch Iuven. VI, 247 fg. 
im bittern Tadel der Unsitte, nach welcher selbst Weiber 
solche Gymnastik trieben: 

Endromidas Tyrias et femineum ceroma 
Quis nescitf vel quis non vidit viilnera pali. 
Quem cavat adsiduis sudibus scutoque lacessit 



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134 Zweiter Excurs zur siebenten Scene. 

vgl. Vs. 267. wo LiPS. Mil. Rom. V, 14. SÄturn. I, 15. statt 
sudibus lesen möchte rudibus. 

Daneben wurden aber auch , vornehmlich in den öffent- 
lichen Bädern, die ernsteren Uebungen der Palästra, wie die 
lucta (daher häufige Erwähnung des ceroma und ßavescere 
haphe), der Discus u. a. betrieben. 

Eine sehr gewöhnliche Bewegung war auch Laufen und 
Springen. Selbst August, als er seine Gymnastik ganz auf die 
amhulatio beschränkt hatte, lief streckenweise. Süet. Aug. 83. 
deambulabat, ita ut in extremis spatiis subsülüm decurreret Das 
Springen unterscheidet dreifach Sen. ep. 1 5. saltus, vel ille qui 
corpus in aUum levat^ vel ille qui in longum mittity vel ille, ut ita 
dicam, saliaris^ aut ut contumeliosius dicam, fullonius. Das 
Letztere war wohl weniger ein Springen zu nennen, als eine 
Art Tanz nach Art der Salii. [Sämmtliche Uebungen fasst 
zusammen Plaut. Bacch. III, 3, 24 fg. obwohl er vorzugs- 
weise griechische Sitte im Auge hat: 

Ibi cursu^ luctandoy hasta^ disco, pugilatu, pila^ 
Saliendo sese exercebant magisy quam scorto aut saviis, 
Aehnlich Ovid. Art. am. m, 383 fg. Trist, m, 12, 19 ff.] 

Alte oder bequeme Leute, denen entweder die Kräfte oder 
der Wille zu angreif enderen Uebungen fehlten, beschränkten 
sich auf die blosse ambulatio oder gestatio, theils zu Pferde, 
theils zu Wagen, oder auf der Lectica. Doch fehlt es auch 
nicht an Beispielen, dass selbst hochbejahrte Männer dem Ball- 
spiele nicht entsagten. So erzählt Plinius vom Spurinna, ep. 
III, 1. Ubi hora balinei nuntiata est — in sohy si caret vento, 
ambulat nudus. Deinde movetur pila vehementer et diu; nani 
hoc quoque exercitationis genere pugnat cum senectute. 

Zum Behufe dieser Gymnastik nun hatte man im eigenen 
Hause ein Sphäristerium ; denn nach dem Ballspiele, als dem 
beliebtesten und gewöhnlichsten, wurde der ganze Ort ge- 
nannt, wenn er auch für mehrere Uebungen eingerichtet war. 
[Stat. Silv. IV. praef. Sed et sphaeromachias spectamus et pi- 
laris lusio admittitur. vgl. Suet. Vesp. 20. Orbll. inscr. 57.] 



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Das Ballspiel und die übrige Gymnastik. 135 

So heisst es bei Plinius, ep. V, 6, 27. Apodyterio mperposttum 
est sphaeristerium , quod plura genera exercitationis pluresque 
circulos capit, [Mit Eecht übersetzt Wüstemann, Recens. des 
GaUus S. 153 f. superpositum est darch: es liegt oberhalb 
(ähnlich subest) s. v. a. in der Nahe und verwirft Beckers 
frühere Ansicht , der das Spfiäristerium in den zweiten Stock 
versetzt.] — Die drculi sind nicht Abtheilungen des Sphäriste- 
rium für die verschiedenen Spiele oder spielenden Parteien, 
sondern die Letzteren selbst, wie Gierig richtig bemerkt. Der 
Ausdruck konnte am besten aus Petron erklärt werden, wo 
es c. 27. heisst: Nos interim vestiti errare coepimus (inbalneo), 
ima iocari magis et circulis ludentum decedere. Er ist um 
so passender, als wahrscheinlich in den öffentlichen Bädern 
ein Kreis von Zuschauem um die Spielenden sich sammeln 
mochte. Daher sagt auch Martial VH, 72, 9. 
Sic palmam tibi de trigone nudo 
Unctae det favor arbiter coronae, 
Celsus I, 2. schreibt vor: Exercitationis plerumque finis esse 
debet sudor, aut certe lassitudo^ quae citra fatigationem sit. 
Darum wurden die Uebungsplätze nicht nur im Freien an 
sonnigen Orten angelegt, sondern wurden auch wohl, wenn 
sie im Hause waren, zum Heizen eingerichtet. So sagt Sta- 
Tiüs von dem balneum Etrusci, Vs. 57 ff. 

Quid nunc strata solo referam tabulata^ crepantes 
Auditura pilas, ubi languidus ignis inerrat 
Aedibus, et tenuem volvunt hypocausta vaporem. 
Vgl. Gevart. Lect. Papin. c. 38. — Dass nicht tabulatay son- 
dern tubulata gelesen werden muss, ist schon H, S. 245. be- 
merkt worden. Noch deutlicher wird die Sache durch Senec. 
ep. 90. s. S. 84. Bei Statiüs würde auch der Fussboden er- 
wärmt zu denken sein, was in einem verweichlichten Zeitalter 
uns nicht wundern darf; denn man übte sich völlig entkleidet, 
und natürlich waren auch die soleae abgelegt worden, wes- 
halb Petr. 27. es als etwas Besonderes anführt, dass Trimal- 
chio soleatus pila exercebatur. Auch bei Mart. XII, 82, 5. 
heisst es: 



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136 Zweiter Excurs z. siebenten Scene. Das Ballspiel etc. 

CoÜiget et referet lapsum de pulvere follem. 
Et si tarn lotusj iam soleatus erit. 
Da die exercitaiio jederzeit dem Bade vorherging, so ist es 
natürlich, dass auch die Sphäristerien nicht nur in den öffent- 
lichen haineis y sondern auch im Privathause sich unmittelbar 
an den Bädern befanden. So giebt sie Plinius auf beiden 
Villen an. Ep. H, 17, 12. V, 6, 27. 



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EXCUBSE ZUR ACHTEN SCENE. 



DIE KLEIDÜNG. 



ERSTER EXCURS. 



DIE MÄNNLICHE KLEIDUNG. 

Wie die Kleidung der römischen Frauen bis in die späte 
Zeit im WesentKchen dieselbe blieb, und nur in Nebendingen 
dem Wechsel der Mode unterlag, so hatte auch der Römer 
ein bestimmtes als solchen ihn bezeichnendes Kleid, das erst 
nach dem Untergange der Republik, da der Sinn für volks- 
thümliche Sitte in demselben Grade sich' verlor, als die Gleich- 
gültigkeit gegen die öffentlichen Angelegenheiten zunahm, 
mehr und mehr ausser Gebrauch kam. Eine Veränderung 
nehmen wir zwar schon zeitig wahr, inwiefern zu dem ein- 
fachen Gewände der frühesten Zeit andere Kleidungsstücke 
hinzukamen, und jenes selbst faltenreicher getragen und 
künstlicher geworfen wurde; allein diese Bereicherung der 
Garderobe scheint so alt zu sein, dass wir von da an erst die 
römische Kleidung als vollständig ansehen können, indem uns 
das vor Allem als acht römische Sitte gelten muss, was zu- 
nächst an der blühendsten Periode der Republik üblich war. 

Von den Schriften über diesen Gegenstand wird immer 
die fleissige Sammlung von Ferrarius, De re vestiaria libr. 
Vn. den Vorzug behalten, wiewohl auch sie die Mängel 
theilt, an welchen alle ähiilichen Schriften jener Zeit leiden. 



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138 Erster Excurs zur achten Scene. 

Abweichend davon Eubeni de re vest. libr. II. praecipue de lato 
clavo, und dagegen Ferraru Analecta de re vest. Sämmtlich 
in Graevii thes. antt. K. t. VI. Dandr^ Bardon du costume etc. 
des anciens peuples. [Mong^z, sur les v^temens des anciens 
in M^m. de Tinst. royal. Tom. IV.] Martini, Das Kosttim der 
meisten Völker des Alterthums. 1784. 4. Malliot et Martin, 
Recherches sur le costume etc. des anc. peuples. t. I — III. 
Paris 1805. 4. auch deutsch. Strassburg 1812. (mit vielen 
Kupfern; übrigens sehr seicht). Thom. Baxter, Darstellung 
des ägyptischen, griechischen u. römischen Kostüms. Deutsch 
von Michaelis. Leipz. 1815. 4. [Weiss, Kostümkunde. Stutt- 
gart 1860, II, S. 940—1056.] Vergl. auch Ottfr. Müller, 
Etrusker. I, S. 260 ff. und Charikles, III, S. 157—214. — 
Hauptquellen für die Untersuchung sind: Quinctil. Inst. XI, 
3. p. 440 ff. Spald. die Grammatiker, besonders Nonius XIV, 
14., Gell. VII, 12. [Isidor. XIX, 22 ff.] Tertull. de pallio. 
bes. c. 5. mit Saumaise's vortrefflichem Commentare, und 
vorzüglich die zahlreichen Statuen in römischem Kostüm. 

Es ist natürlich, dass , wenn von der im täglichen Leben 
üblichen Kleidung gesprochen werden soll, ebensowohl die 
einem bestimmten Amte oder überhaupt einer gewissen Stel- 
lung im Staatsleben geltenden Abzeichen, als die unrömischen 
Trachten , welche seit dem zweiten Jahrhundert üblich wur- 
den, von der Untersuchung ausgeschlossen bleiben , dass also 
weder von der tumca palmata und toga picta der Triumpha- 
toren, oder dem paltidamentum der Feldherrn, noch der cara- 
calla, der hracca u. a. anders als beiläufig zu sprechen ist. 
Die gewöhnliche Kleidung des römischen Mannes besteht wie 
bei den Frauen nur aus zwei oder bei doppeltem Gebrauch 
des einen höchstens aus drei Stücken, der tunica interior und 
exterior^ und der toga^ wozu nur für besondere Zwecke, z. B. 
auf derEeise oder zum Schutze gegen die Witterung einige an- 
dere Stücke, wie die paenulay späterhin die fasciae u. a. kamen. 
Die Toga. 

Ob der Name der toga, bei den Griechen rij^ewog, nach 
Varro V, 114 M. und Nonius I, p. 2. richtig von tegere cor- 



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Die männliche Kleidung. 139 

pus abgeleitet wird, ist für die Sache gleicbgöltig; die Ablei- 
tung liegt übrigens sehr nahe. — Sie ist unter den römischen 
Kleidungsstücken zuerst zu nennen, weil sie uns von den 
Grammatikern als ältestes und damals einziges genannt wird. 
GEXiii. Vn, 12. Viri autem Romani primo quidem sine tunicis 
toga sola amicU fuerunt. was jedoch nur von dem öffentlichen 
Erscheinen verstanden werden darf, denn es gefißhieht auch 
der tunica schon aus der ältesten Zeit Erwähnung. Diese trug 
man im Hause, und bei der Arbeit vielleicht nur ein subliga- 
culum. DiONTS. X, 17. vom Oincinnatus axüoip, 7gßQiCo)fMiuop 
ifjoav. Liv. ni, 26. — Auch später noch wurde die toga ohne 
tuniea getragen, so von Cato, Plut. C.at. min. 6. a»vmbrßoe 
xai dxitcov eis to ät^fwciop n(HyqBi» Asc. zu Cic. p. Scaur. p. 30 Or. 
Cato praetor iudicium , quia aestaie agebatury sine tunica exer- 
cuit, campestri sub toga cinctus. in forum quoque sie descenderat 
iusque dicebat, idque repererät [dieses hatte er wieder einge- 
führt] ex vetere consuetudine, secundum quam et RomvM et Tatii 
statuae in Capitolio et in rostris Camilli fuerunt togatae sine 
tunicis. So nach Flut. Cor. 14. qu. Eom. 49. die candidati 
avev xn^vog, — Ob der Ursprung der Toga in Lydien zu 
suchen sein sollte , oder ob die Sitte von den Etruskem den 
Umweg über Lydien nach !tiom gemacht habe (s. Mt^LLER, 
Etr. I, S. 262.)., darüber fehlt es an allen gültigen Nachwei- 
sungen, auch nicht an Widersprüchen. Dass aber dieses Kleid 
ebenso in Eom wie bei den Etruskem gewöhnlich war, ist 
ausser Zweifel, und eben da kommt sie auch als einziges Kleid 
auf dem blossen Leib getragen in Bildwerken vor. S. Müller 
a. a. 0. Ueberdiess wird die toga praetexta bestimmt als von 
den Etruskern angenommen genannt. Liv. I, 8. Ate hau,d poe- 
nitet eorum sententiae esse, quibus et adparitores et hoc genus cd> 
Etrusds finitimisy unde seüa curulis, unde toga praetexta sumta 
est, num^rum quoque ipsum ductum placet. Plin. VIII, 48, 74. 
Praetextae apud Etruscos originem invenere. Die toga i«t die 
eigentliche vestis forensis, wie denn auch Oincinnatus sie vor- 
her anlegt, ehe er die Gesandtschaft des Senats anhört. Ueber- 
haupt aber gehört si^ nur in ieß städtische Leben., wesshalb 



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J^40 Erster Excurs zur achten Scene. 

man sie ablegt, wenn man nach Hause zurückkehrt oder wenn 
man Rom verlässt. Cic. p. Mil. 10. Milo — cum in senatu 
fuisset — domum venu; calceos et vestimenta mulat. Daher 
heisst sie auch aarixi] h&ijg. Die Cass. fr. 145. ^y de f/ aatmif, 
y Ttat' ayoQotv %QtofAB&a. LVI, 31. {aroXtiv) <paiav rov ayoQaiov 
TQonov nsnmtjfjimiv. und inwiefern sie dem sagum entgegen- 
gesetzt wird, heisst sie auch das Friedenskleid. XLI, 17. tyv 

Sie war dann das eigentliche den Römer bezeichnende 
Kleid, und wer die civitas nicht hat, darf sie nicht tragen. 
Daher war sie auch, wenigstens unter den Kaisem, den Ver- 
bannten nicht erlaubt. Plinius erzählt vom Valerius Licinia- 
nus, der als Verbannter in Sicilien als Rhetor lehrte, epist. 

IV, 11. /dem, cum Qraeco pallio amictus intrasset, {carent enim 
togae iure, quihus aqua et igni interdictum est) postquam se com- 
posuit circumspeocitque hahitum suum: Latine^ inquit, declama- 
turus sum. Ebensowenig durfte sich ein Fremder anmassen, 
die Toga zu tragen, wie man aus der lächerlichen Entschei- 
dung des Claudius sieht. Suet. Claud. 15. Peregrinitatis reum, 
orta inter advocatos levi contentione, togatumne an palliatum 
dicere causam oporteret, — mutare hahitum saepius, et prout 
accusaretur defendereturve ^ iussit, — Der Römer hatte aber 
nicht nur die Berechtigung die Toga zu tragen, sondern auch 
die Verpflichtung und war strafbar, wenn er öffentlich fremde 
Kleidung trug, als minuens maiestatem P. R. Daher ist es ein 
Anklagepunkt gegen Rabirius, Cic. p. Rab. 9. palliatum fuissCy 
aliqua hdbuisse non Romani hominis insignia. Cicero entschul- 
digt ihn: temere hunc pecuniam regt credidisse, — aut pallium 
sumendum Alexandriae, ut ei Romae togato esse liceret, aut 
omnes fortunae ahiiciendae^ si togam retinuisset Dagegen Verr. 

V, 33. Stetit soleatus praetor p. R. cum pallio purpureo tunica- 
que talari. 52. tu praetor in provincia cum tunica pallioque 
purpureo visus es. Vgl. IV, 24. 25. V, 13. 16. In den Bürger- 
kriegen aber riss der Gebrauch des bequemeren Pallium oder 
ähnlicher Umwürfe ein, so dass August ein Verbot, jedoch nur 
für das öffentliche Erscheinen auf Forum xind Circus, ergehen 



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Die männliche Kleidung. I4I 

liess. SuBT. Aug. 40. Visa quondam pro concione palUatorum 
turba indignabundus et clamiians: En^ ait^ 

Romanos verum dominos gentemque togatam, 
Negotium aedilibus dedity ne quem postkac paterentur in foro 
circoque nisi positis lacemis togatum consistere, (Man trug näm- 
lich, wie weiterhin gezeigt werden wird, die Lacerna über die 
Toga.) — Daher wurden denn die Römer auch schlechthin 
togati oder wie es bei Vergil. Aen^ I, 282. heisst: gens togata 
genannt. [Mart. XIII, 124.] Je mehr aber die Bedeutung 
des römischen Namens schwand, desto mehr kam auch die 
Toga ausser Gebrauch, und sie wurde nur noch [als Staats- 
und Festgewand, gleichsam als Uniform, so z. B.] bei gericht- 
lichen Verhandlungen und von den Clienten bei der salutatio 
und anteambulatio getragen (s. 11, S. 159.); endlich auch im 
Theater, bei öffentlichen Spielen, wo man sich diesen Zwang 
aus Rücksicht auf die Gegenwart des Kaisers anthat. Daher 
war es eine Ausnahme, was Lamprid. 16. vom Commodus er- 
zählt: contra consuetudinem paenulatos iussit spectatores, non 
togatos ad munus convenire, — Dass auch wenigstens später- 
hin die zur kaiserlichen Tafel Geladenen togati erscheinen 
mussten, sieht man aus Spart. Sever. 1. Quum rogatus ad 
coenam imperatoriam palHatus venissety qui togatus venire de- 
bueraty togam praesidiariam ipsius imperatoris accepit. Ob diess 
aber auch schon unter August Statt gefunden habe, ehe der 
Abstand zwischen Kaiser und Volk so schroff und eine stren- 
gere Hofetikette eingeführt wurde, lässt sich bezweifeln, und 
ich glaube daher keinen Vorwurf zu verdienen , wenn ich in 
der ersten Scene Gallus die Synthesis habe tragen lassen. 
[Nachdem das oben erwälmte Verbot des Augustus erlassen 
war, wird man auch am Hof nur die Toga getragen haben.] 

Es sind drei Punkte, auf welche die Untersuchung ge- 
richtet sein muss: die Form der Toga, ihr Umwurf und der 
Stoff der dazu genommen wurde. — Ueber den ersten, die 
Form, ist viel gestritten worden, und doch ist gerade sie durch 
die klarsten Zeugnisse ausser Zweifel gestellt. Dionts. HI, 
61. nennt sie neQißoXaiov yfuxixhov. rä 8e tmavta rmv dftcpimfid- 



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142 Erster Excurs zur achten Scene. 

Tow 'Ptofiatm fiev toyag , *'EU.r^'8g de ryßevvov xaXovmv. Qüinct. 
XI, 3, 139. Tpsam togam rotundam esse et apte caesam velitn. 
IsiD. Orig. XIX, 24. Toga dietüy quod velamento sui corpus 
tegat atque operiat. Est outem pallium purum forma rotunda 
effusiore et qiuisi inundante sinuy et suh dextro veniens supra 
kumerum sinistrum ponitur, [Schol. zu Pers. V, 14.] und von 
PosiDONius bei Ath. V. p. 213. B. wird bei Erwähnung der 
Grausamkeit, mit welcher Mithridat gegen die Römer wüthete, 
gesagt: tmv Ö' alltav 'Panfialdov ol ftiv &emv ayaXfmat. noognentfA- 
Hnai9f oi de Tuoinoi fiBrafiCpfeadfterot tergaytova IfÄcitia rag ii olqXV^ 
natQibag nahv opofmCovaiv- Sie verleugneten also die Gremein- 
schaft mit den Römern, indem sie ein unrömische» viereckiges 
Gewand umnahmen. Dasselbe bedeutet, wie Saumaisü sehr 
richtig erklärt, bei Tertull. de pall. 1. pallium teres, im 
Gegensatze zu dem eigentlichen viereckigen Pallium. Auch 
aus App. b. c. V, 11. und Cic. p. Rah. 10. ergiebt sich der 
Gegensatz der Toga zu dem viereckigen griechischen Pallium 
{ifiarun^y TregißhjfÄa), — Demungeachtet haben Manche ge- 
glaubt, sie sei viereckig gewesen, und H. v. Seckbndorp, die 
Grundform der Toga. Göttingen 1812. hat zu zeigen gesucht, 
dass der an den Statuen sichtbare Umwurf mit einer vier- 
eckigen Toga wohl erreicht werden könne. Allein diess scheint 
auf das Bestimmteste geleugnet werden zu müssen, und die 
Annahme wird am besten ihre Widerlegung finden, wenn bei 
der zu gebenden Erklärung des Wurfs sich ergiebt, dass an 
ein Knüpfen der Toga nicht zu denken ist. Man nimmt nun 
an, dieses TjfHKvahov sei das Segment eines grossen Kreises ge- 
wesen. Müller, Etr. S. 263. Anmerk. 56. und so wohl auch 
Spalding zu Quinct. p. 443. [Ebenso Chbry, recherches sur 
les costumes et les theatres I, p. 28.] Ob dann aber die Weite 
des Gewands, die es offenbat hatte, zu erlangen gewesen sein 
sollte, scheint zweifelhaft. Horaz bezeichnet eine sechsellige 
Toga schon als eine sehr weite: Epod. IV, 8. Nehmen wir 
nun auch den grössten Kreisabschnitt, den Halbkreis selbst 
an, so würde bei einer Sehne von sechs Ellen die grösste 
Breite drei Ellen sein, womit der reiche Faltenwurf, den wir 



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Die männliche Kleidung. 143 

schon unter August finden, durchaus nicht erreicht werden 
könnte. Auch hätte dann Quinctilian nicht nöthig gehabt vor- 
zuschreiben, sie solle apte caesa sein. Ich glaube daher viel- 
mehr, dass sie zwar unstreitig rund gewesen [auch Winckel- 
MANN, Geschichte der Kunst VI, 3. oder Werke Bd. IV, S.413. 
nennt die Toga zirkelrund] , aber eine grössere Weite gehabt 
habe, als bei einem Kreisabschnitte möglich war. Nur unter 
dieser Voraussetzung lässt sich der Wurf an Statuen wie z. B. 
im Mus. BoRB. VII. t. 43. im Augusteum HI. t. 119. u. 124. 
erklären. [Richtiger ist mit Weiss a. a. O. S. 956 f. die Toga 
als oval anzunehmen und halbkreisförmig (tjfjuavuhot) wird sie 
durch Zusammenlegen, wie Winckelmann a. a. O. erklärte. 
Bei HoR. opod. IV, 7. 

Videsnej scbcram metiente te viam 
Cum bis trium ulnarum toga cett. 
ist die Angabe von 6 Ellen richtiger auf die Breite zu bezie- 
hen, als auf die Länge oder Weite, denn wie wäre sonst der 
übertriebene Faltenwurf möglich gewesen?] 

lieber den Umwurf ist die Hauptquelle bei Quinct.XI, 3, 
137 ff. Est aliquid inamictu; quod ipsum aliquatenus temporum 
conditione mutatum est, Nam veterihus nulli sinus: perquam 
hreves post illos fuerunt, Itaque etiam gestu necesse est usos esse 
in principüs eos alio, quorum brachiunij sicut Graecorum^ veste 
continebatur, Sed nos de praesentibus loquimur. — Ipsam togam 
rotundam esse et apte caesam [d. h. oval geschnitten] velim. 
Aliter enitn multis modis fiet enormis. Pars eins prior mediis 
cruribus optime terminatur, posterior eadem portione altius, qua 
cinctura. Sinus decentissimus ^ si aliquanto supra imam togam 
fuerit, nunqu^am certe sit inferior. Ille qui sub humero dextro ad 
sinistrum oblique ducitur, velut balieus^ nee strangulet, nee fluat. 
Pars togae, quae postea imponitur, sit inferior; nam ita et sedet 
melius et continetur. Subducenda etiam pars aliqua tunicae, ne 
ad lacertum {n actu redeat: tum sinus iniidendus humero, cuius 
extremam oram reiecisse non dedecet, Operiri autem humerum 
cum toto iugulo non oportet; alioqui amictus fiet angustus et 
dignitatem, quae est in latitudine pectoris^ perdet, Sinistrum 



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144 Erster Excurs zur achten Scene. 

brachium eo usque allevandum est^ ut quasi normalem illum an- 
gulum faciat. Super quod ora ex toga duplex aequaliter sedeat 
Spaldings vortrefflicher Commentar hat die meisten Schwie- 
rigkeiten des Textes gehoben; allein wie der ganze Wurf war, 
und wie namentlich der balteus und der sinus entstanden, geht 
daraus nicht hervor, und doch sind das die beiden Dinge, welche 
am meisten der Erklärung zu bedürfen scheinen. Nicht weni- 
ger lehrreich ist neben Quinctilians Vorschriften die Schilde- 
rung der Umständlichkeit, welche der Toga dem Pallium 
gegenüber vorgeworfen werden konnte, bei Tertull. de pal- 
lio. 5. Prius etiam ad simplicem captatelam eius nullo taedio 
constat (pallium) : adeo nee artificem necesse est^ qui pridie rugas 
ab exordio formet et inde deducat in tilias totumque contracti 
umbonis ßgmentum custodibus forcipibus assignet^ dehinc diluculo 
tunica prius cingulo correptaj quam praestabat moderatiorem 
texuissey recognito rursus umbone^ et, st quid exorbitavit, refor- 
mato partem quidem de laevo promittat , ambitum vero eius, ex 
quo sinus nascitur iam deficientibus tabulis retrahat a scapulis 
et exclusa dextera in laevam adhuc congerat cum alio pari 
tabulato in terga devotOj atque ita hominem sarcina vestiat» 

Vor Allem muss zweierlei Weise des Umwerfens unter- 
schieden werden: die ältere und einfache, und die spätere mit 
weiter, faltenreicher Toga. [Die ovale Grundform der Toga 
blieb zwar immer dieselbe, aber durch die prunksüchtige Mode 
der späteren Zeit wurden die Proportionen verändert. Nament- 
lich zwangen die zahlreichen und schweren Falten zu immer 
grösserer Breite imd Länge, W. Eamsay, manual of Roman 
antiquities. Lond. 1851, p. 451 flF. Weiss, S. 955 ff. tadelt die 
BECKER^sche Annahme des doppelten Umwurfs und indem er 
die Form, welche nach Becker die ältere ist, als eine der 
späteren Zeit angehörige Form des tuscischen Umwurfs be- 
zeichnet, nennt er die Form, die nach B. die neuere ist, die 
uralte und einzig römische , die immer dieselbe geblieben sei. 
Uns will es aber nicht scheinen, als ob für die alte knappe 
Zeit eine solche Faltenlast und Stoffverschwendung passte, 
wie die späteren Statuen zeigen — abgesehen davon, dass die 



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Die männliche Kleidung. 



145 



alten sparsamen Bömer sich nicht dazu entschlossen haben 
würden, der umständlichen Anlegung so viel Zeit zu opfern. 
Spricht doch W. S. 9j60. selbst von einer „ursprünglichen 
engeren Toga"!] Die erstere sieht man an der hier abgebil- 
deten Figur, welche nach einer 
Marius benannten Statue in der 
Dresdner Sammlung, Augu- 
steum t. 117. gezeichnet ist. 
Ganz eben so ist die Gewan- 
dung an vier anderen ähnlichen 
Statuen derselben Sammlung 
und an einer sechsten ist zwar 
die Toga weit faltenreicher, 
aber der Umwurf derselbe. 
August, t. 118. Hier ist der 
Wurf sehr einfach, der eine 
Zipfel ist über die linke Schul- 
ter nach vom geworfen, so dass 
die runde Seite nach Aussen 
fällt; dann ist das Gewand 
hinter dem Körper weg über 
die rechte Schulter gezogen, 
so dass der Arm darin wie in 
einer Binde ruht, weil der 
ganze übrige Theil der Toga, 
über den vorderen Theil des 
Körpers sich hinwegziehend, 
wieder über die linke Schul- 
ter geschlagen ist. Der zweite 
Zipfel hängt nun über den 
Rücken hinab und der linke 
Arm wird von dem darüber 

fallenden Gewände bedeckt. Man sieht hier deutlich , was bei 
QuiNCT. heisst: brachium veste continebatur. denn nur die Hand 
ist frei und will man die Falten, in denen der Arm ruht, für 
einen sinus gelten lassen, so ist es jedenfalls ein perquam brevis. 

Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 10 




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146 



Erster Excurs zur achten Scene. 



Weit schwieriger ist die Erklärung der zweiten Art des 
Umwurfs, der mit einer überaus weiten Toga geschah. Er ist 
hier vorgestellt, nach einer in Herculanum gefundenen und im 
Mus. BoRB. VI. t. 41. abgebildeten Statue des Lucius Mammius 




Maximus, mit der man die auf gleiche Weise drapirten Statuen 
im August, t. 119. und 124. Mus. Borb. VII. t. 43. und 49. 
vergleichen kann. Die von Qüinctilian genannten Theile sind 
daran vollkommen sichtbar, und es ist leicht den velut balteus^ 



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Die männliche Kleidung. 147 

den sinus, die ora duplex zu bezeichnen; allein das Gewand 
in Gedanken abzuwickeln, oder einen ähnlicben Wurf hervor- 
zubringen, hat grosse Schwierigkeiten. Nach vielfaltigen Ver- 
suchen mit viereckigen und runden Tüchern habe ich mich 
überzeugt, dass nothwendig ein halbrundes und zwar sehr lan- 
ges, aber im Verhältnisse zu seiner Länge viel breiteres oder 
weiteres Gewand als ein Kreisabschnitt sein würde, dazu ge- 
höre [also ein ovales aber durch Zusammenlegung halbrund, 
wie oben gesagt ist.] Dieses Gewand wurde ganz in der 
oben angegebenen Weise zuerst über die linke Schulter ge- 
schlagen, nur dass der mit dem Zipfel vorn überhängende 
Theil viel weiter herabreicht, (an unserer Statue bis auf die 
Füsse; an denen im August. 124. und im Mus. Borb. VIT. t. 
49. liegt es gar auf dem Boden), und schon durch diesen Wurf 
der linke Arm völlig bedeckt wird. Dann zog man die Toga 
hinter dem Rücken weg nach vorn und fasste sie etwa in der 
Mitte ihrer Weite faltig zusammen, so dass der obere Theil 
als Sinus herabfiel, der untere Leib und Schenkel deckte. So 
entstand der unter dem rechten Arme hervor schräg über die 
Brust sich ziehende Faltenbausch — qui sub humero dextro ad 
sinistrum oblique ducitur, velut balteus — den man gewöhnlich 
unter umbo versteht. Der übrige Theil wurde dann über die 
linke Schulter und den Arm geschlagen, der nun doppelt be- 
deckt war, daher : super quod ora ex toga duplex aequaliter se- 
deat An den Zipfeln sieht man häufig Quasten oder Knöpf- 
chen, die entweder zur Verzierung dienten oder bestimmt 
waren, durch ihre Schwere das Gewand niederzuhalten. End- 
lich wurde ein Theil des vorn herabhängenden Gewandes 
unter dem schrägen Faltenbausche hervorgezogen, oder es 
wurde etwas von der Weite des Sinus nach links herüberge- 
zogen, so dass es wie ein kleiner Sinus über den Bausch hing, 
und diess, glaube ich, in Verbindung mit dem Bausche ist es, 
was man umbo nannte. [Nach Weiss S. 959. wurde der auf 
dem Boden schleppende Zipfel, das heisst, der von der linken 
Schulter herabhängt, über der Brust nach vorn in die Höhe 
gehoben, wo er neben dem Sinus als Faltenbausch {umbo} 

10* 



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148 Erster Excurs zur achten Scene. 

über jenen herabfiel, was nicht unwahrscheinlich ist, aber 
wenigstens aus der Hauptstelle bei Quinct. nicht hervorgeht] 
Wenn Spalding auf diesen Theil die Worte Quinctilians pars 
togae, quae postea imponitur. bezieht, so kann ich dem nicht 
beistimmen; denn schwerlich konnte davon der Ausdruck im- 
ponere gebraucht werden; ich kann darunter nur das zulet2st 
über die linke Schulter geworfene Ende der Toga verstehen, 
das tiefer herabhängen soll, wodurch dem ganzen Wurfe mehr 
Festigkeit gegeben wurde. Ebensowenig halte ich in den 
Worten sinus decentissimus y si aliqttanto supra im am togam 
fueritj nunquam certe sit inferior, die Veränderung in supra 
imam tunicam. für zulässig. An manchen Statuen, wie an der 
einen im Mus. Borb. VII. t. 49. reicht die Toga etwa bis auf 
die media crura, und der sinits fast ebenso weit. Es gehört 
wenig dazu, so kann er auch tiefer fallen, als der untere Saum 
des Gewandes. [Auf die sorgfältige Erklärung von Weiss, 
S. 957 ff., die in dem Wesentlichen mit Becker übereinstimmt, 
aber in Details abweicht, kann ich nicht näher eingehen, da 
gerade die unterscheidenden Partien Missverständnissen aus- 
gesetzt sind, z. B. wenn W. am Ende sagt: „Nächstdem bil- 
dete so nun der Ueberschlag (d. i. das auf der linken Schulter 
ruhende Ende) mit seiner rundlich abfallenden Masse (sinus) 
gewissermassen die Wiederholung der durch ihn nur theilweis 
bedeckten, unteren Fülle (d. i. des Anfangs der Toga). Trotz 
der dabeistehenden hier weggelassenen Buchstaben habe ich 
die Ansicht W.'s nicht klar verstanden, um darüber urtheilen 
zu können.] — Mit Hülfe der Abbildung wird hoffentlich die 
gegebene Erklärung verständlich sein. Die einzelnen Theile 
mit Buchstaben zu bezeichnen habe ich vermieden, weil sie 
immer störend sind. Die Hauptsache ist, das richtig zu ver- 
stehen, dass das hinter dem Kücken nach Bechts hervorge- 
zogene Gewand, wenn es in seiner Breite herabhing, in der 
Mitte gefasst und so in zwei Hälften getheilt wurde , deren 
eine den Sinus bildet, die andere über Leib und Schenkel her- 
abfiel. Noch deutlicher wird die Sache durch Vergleichung 
solcher Statuen wie die Concordia bei Visconti Mon. Gab. 34. 



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Die männliche Kleidung. J49 

wo die Palla auf dieselbe Weise gefasst ist, und dadurch ein 
ähnlicher schräger Faltenbausch entsteht, und die obere Hälfte 
des Gewands, wie bei der Toga der Sinus überhängt. — Be- 
rücksichtigen wir noch die Worte Tertullians, so werden 
wir Alles damit übereinstimmend finden. Wenn die überflüssig 
lange Tunica aufgegürtet ist, wird ^n Theil der Toga über 
die linke Schulter nach vorn geschlagen, de laevo promittitur ; 
dann wird der den Sinus bildende Theil, um mehr Weite und 
Falten — Tbrtüllian nennt die breiten regelmässig gelegten 
Falten tabulae und tabulata^ auch tabulata congregatio, c. 1. — 
zu gewinnen, von der Schulter zurückgezogen, so dass der 
rechte Arm frei bleibt und mit dem übrigen Theile , der in 
den Bausch zusammen gefasst ist, über den linken Arm und 
den Rücken hinabgeworfen, in laevam congeritur cum alio pari 
tahulato in terga devoto. — Wer auf solchen künstlichen Wurf 
Werth legte, der liess schon vor dem Umwürfe die Toga künst- 
lich in Falten legen , und diess geschah jeden Abend wieder. 
Dann wurden wohl auch dünne Bretchen zwischen die Falten 
gelegt, um ihre Regelmässigkeit zu erhalten , qui pridie rugas 
ab exordio formet et inde deducat in tilias (was schwerlich mit 
S ALMAS, in talias zu ändern ist), und der künstlich gefaltete 
Bausch oder umbo wurde durch Zangen , custodibus forcipibus 
zusammengehalten, die nur dazu dienten, die Falten nicht aus 
ihrer Lage kommen zu lassen, keinesweges durch besondere 
Kunst den umbo hervorzubringen. Sie sind nur custodes, — 
Welche Sorgfalt Manche auf den Wurf der Toga verwendeten, 
das sieht man aus dem, was Macrob. Sat. 11, 2. vom Horten- 
sius erzählt. 

Die Farbe der Toga war, wie allgemein bekannt ist, 
weiss , und darum wird sie pura , vestimentum purum genannt, 
und nur Knaben trugen bis zum tirocinium fori die mit dem 
Purpurstreifen verbrämte, toga praetexta. Der Gebrauch der 
praetexta für Magistrate [Becker, röm. Alterth. 11, 2, S. 77 fg.], 
so wie die Candida oder splendensy die [goldgestickte] toga 
picta und die tunica palmata gehören nicht hierher. [S. dar- 
über Pauly, Realencykl. VI, S. 282. 2152. 2249. und Göll, 



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150 Erster Excurs zur achten Sceue. 

Philol. 1849. XIV, S. 596 ff.] Von der sordida und pulla wird 
weiterhin die Rede sein. — Späterhin war eine toga purpm'ea 
Auszeichnang der Kaiser, und Cäsar war wohl der erste, der 
sie trug. Cic. Phil. 11, 34. [Ausser den Genannten behan- 
delten die Toga Bossius, de toga rom. Amstel. 1671. Gühl 
und Koner, das Leben der Griechen u. Römer, ü, S. 222 ff. 
nach Weiss.] 

Die Tunica. 

Unter der Toga trug man die Tunica , eine Art Hemd, 
ursprünglich vielleicht ganz ohne Aermel, wie der dorische 
Chiton, colobiurriy gewöhnlich aber mit kurzen, den Oberarm 
etwa zur Hälfte deckenden Aermeln, die wir an den meisten 
Statuen finden. Später fing man auch an lange bis an die 
Hände reichende Aermel zu tragen, tunicae manicataey x*'^'" 
doiTo/, welche aber selbst bei Frauen (wie Mcs. Borb. VH. 
t. 3.) selten vorkommen. Auf den Herculanischen und Pompe- 
janischen Gremälden und Reliefs, welche komische Scenen vor- 
stellen, haben zwar die Schauspieler durchaus tunicas ;f€/^i^(ö- 
Toig (s. Gell, Pompeiana N. F. H. t. 76. Mus. Borb. IV. t. 
18. 33.), allein das ist nicht römisches Kostüm. Indessen eifert 
schon Cicero gegen diese Weichlichkeit. Catil. H, 10. quos 
pexo capillo^ nitidos aut imberbes aut bene barbatos videtisy ma- 
nicatis et talaribus tunicis^ velis amictos, non togis. in Clod. et 
Cur. 5. Nam rusticos ei nos videri minus est mirandum, qui 
manicatam tunicam et mitram et purpureas fascias habere non 
possumus. und Cäsar trug die tunica laticlavia ad manusfim- 
briata. Suet. Caes. 45. Gell. VH, 12. Tunicis uti virum pro- 
lixis ultra brachia et usque in primores manus ac prope digitos 
Romae atque omni in Latio indecorum fuit Eos tunicas Graeco 
vocabulö nostri xsiQi8<arovg appcllaverunt: feminisque solis vestem 
longe laieque diffusam decoram existimaverunt, ad ulnas crura- 
que adversus oculos protegenda. 

Wenn man nach Gellius ehedem die Toga allein auf 
dem blossen Leib trug, so begnügte man sich in der Folge 
nicht mit einer Tunica, sondern wie die Frauen so zogen auch 
die Männer eine tunica interior an. „Männer und Frauen 



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Die männliche Kleidung. 151 

tfugen dergleichen, sagt Böttiger Sab. II, S. 113.; bei den 
Männern hiess sie suhiicula, bei den Frauen intusium. S. Fer- 
rari de re vest. III, 1." Diess ist indessen entschieden falsch 
und eines der vielen Beispiele von Leichtfertigkeit, mit der 
man sich selbst der Untersuchung entzieht und für hinreichend 
achtet, sich auf Schriften, die eine gewisse Autorität erlangt 
haben, zu berufen. — Bekannt ist das Fragment Varro's bei 
NoN. XIV, 36. Postquam binas tunicas habere coeperunty ijisti- 
tuerunt vocare subuculam et indusium. und sie ist eben die 
Veranlassung zum Irrthume geworden, den Ferrari von 
Manutius, Böttiger von Ferrari entlehnt und fortgepflanzt 
haben. Varro will aber vielmehr sagen, dass man die untere 
Tunica subuculüy die obere intusium (so mag Varro geschrie- 
ben haben) genannt habe. Das wird völlig klar durch eine 
andere, in gewisser Hinsicht sehr schwierige Stelle desselben 
Schriftstellers de L. L. V, 131. Prius dein indutui, tum amictui 
quae sunt^ tangam, Capitium ab eo, quod capit pectus^ id est^ ut 
antiqui dicebant , comprehendit. Indutui alterum quod subtus^ a 
quo subucula; alterum quod supra, a quo supparusj nisi id quod 
item dicunt Osce. Alterius generis item duo: unum quodforis ac 
ac palam, palla; alterum quod intus ^ a quo intusium y id quod 
Plautus dicit: 

Intusiatam patagiatam caltidam ac crocotulam. 
Die Ausdrücke, welche Varro erklärt, scheinen der alten Zeit 
anzugehören; denn aus der Sprache der Literaturblüthe sind 
sie so gut als verschwunden und Gell. XVI, 7. wirft dem 
Laberius den Gebrauch des Wortes capitium vor. Ebenso 
ungebräuchlich in solchem Sinne supparus. Allein so viel 
geht aus Varro's Worten deutlich hervor, dass er capitium 
generell für untere und obere Tunica gesagt wissen will. Die 
untere heisst dann subucula j die obere supparus. Von letzterer 
nennt er dann wiederum verschiedene Arten intusium und palla. 
Wie schlecht diess nun auch mit Nonius übereinstimmen und 
wie wenig die Varronische Etymologie gelten mag, seine Mei- 
nung war es offenbar, das intusium als eine besondere Art des 
Oberkleides, supparus j zu bezeichnen, und so kann es also 



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152 Erster Excurs zur achten Scene. 

auch nur in der ersteren Stelle im Gregensatze zu der suhü- 
cultty dem Unterkleide, genommen werden. Ueberdiess spricht 
Varro, wie es scheint, nur von der weiblichen Kleidung, 
während von der toga und tunica der Männer schon 146 fg. 
die Eede gewesen ist, und es würde demnach der Name subu- 
cula auch von der unteren Tunica der Frauen gelten. Die 
spätere Sitte mag nun vielleicht auch den Gebrauch der Namen 
beschränkt haben und suhucula scheint hauptsächlich von der 
männlichen Kleidung gebraucht worden zu sein; allein dass 
indusium die innere Tunica der Frauen geheissen habe, davon 
sagt Varro durchaus nichts. [Dass supparus die obere Tunica 
war, zeigt auch Lucan. Phars, II, 363 f. 

CoUa monile decens humerisque kaerentia primis 
Suppara nudatos cingunt angusta lacertos. 
NoN. XIV, 20. supp. est linteum femorale usque ad talos pen- 
dens, (Männern und Frauen gemeinsam). Fest. h. v. p. 310. 
wollte supparus wahrscheinlich von subucula trennen, aber 
Paul. Diac. p. 311. idenficirte beide falschlich. Richtig lässt 
HoR. epist. I, 1, 95. 

— sl forte suhucula pexae 
Trita suhest tunicae vel si toga dissidet impar. 
subucula als untere Tunica erkennen. Fest. h. v. p. 309 M. 
spricht aber bloss ganz allgemein tunicae genere. Eoeper, 
Varro Eumen. D. Danzig 1861, S. 14 ff.] 

Wer empfindlicher gegen die Kälte war, zog wohl auch 
noch mehrere tunicas über einander. So August , Süet. 82. 
Hieme quatemis cum pingui toga tunicis et subuculae thorace 
laneo et feminaUhus et tihialibus muniehatur. Aus dieser Stelle 
lässt sich [nur unsicher] schliessen , dass die subucula eng am 
Körper anliegen und zuweilen vielleicht eher einem Camisol 
gleichen mochte. [Wenn Jemand zwei tunicas trug, so war 
wohl nur die untere mit Aermeln versehen. Die tunica ohne 
Aermel oder wenigstens nur mit kurzen Aermeln ausgestattet, 
bekam in der Kaiserzeit den Namen colobium^ Serv. zu Verg. 
Aen. IX, 616. Isidor. XIX, 22. coL sine manicis quali mo- 
nachi Aegyptii utuntur. Cod. Theod. XIV, 10, 1. Diocl. ed. 



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Die männliche Kleidung. 153 

XVn, 1 ff. delfianxdiv dvdQBmv yroi xoXoßicov (von Leinwand), 
und MoMHSEN 8. 71. Identisch ist also die Dalmatica, welche 
von beiden Geschlechtern getragen wird, während man colo- 
bium nur von Männern braucht. Isidor. a. a. 0. texta est ma- 
nicis hremoribus, Lampr. Comm. 8. dalmaticatus. Heliog. 26. 
In der Messtracht der Geistlichen gestaltete sich dies colobium 
zur Alba um, die Dalmatica aber behielt lange Aermel und 
wurde über die Alba gezogen. Dass colobium in der späteren 
Kaiserzeit noch eine zweite Bedeutung erhielt, als ein aus der 
toga picta hervorgegangener die Brust bedeckender kostbarer 
Ueberwurf, vermuthet Göll, Philologus XIV. Götting. 1859. 
S. 598 f. mit Wahrscheinlichkeit. Zwar lässt Schol. Acr. zu 
Hör. Sat. I, 5, 36. eine andere Deutung zu, aber Jon. Lyd. I, 
32. ist ohne die erwähnte Annahme nicht zu verstehen. Im 
Mönchsleben blieb colobium stets die Kutte.] 

Eine besondere Auszeichnung war für den ordo senato- 
rius und equester der clavus, latus oder angustus; daher tunica 
laticlavia und angusticlavia. Nach langem Streite ist man jetzt 
darüber ausser Zweifel , dass der latus clavus ein vorn in der 
Mitte der Tunica vom Halse bis zum untern Saume herab- 
laufender Purpurstreifen war, der angustus aber aus einem 
oder zwei dergleichen schmäleren Streifen bestand. S. Eüben. 
de re vest. und Spalding zu Quinct. p. 441. Diese Streifen 
wurden eingewebt, wie man am deutlichsten aus Plin. VIII, 
48, 73. ersieht: Nam timica lati clavi in modum gausapae 
texi nunc primum incipit. [Becker, römisch. Alterth. II, 1, S. 
277 fg.] Auf das Ablegen dieser Insignien beschränkte sich 
wohl das mutare vestem [was bei öffentlicher Trauer regel- 
mässig geschah, Pauly, Kealencyklop. IV, S. 1201.] und in 
keinem Falle darf man den Ausdruck sordidatus von schmu- 
ziger Kleidung verstehen. Dio Cass. XXXVIII, 14. r^ ßw- 
Xivrixyv ia&^ta aTTOQQixpag iv nj inTiddi nsQievoatBi. XL, 46. nal 
ttjv ßovkevriHtiv ia&^ra Ttara&siuroi ndv tri InndÖi 'rrjv yeQovaiaVy 
(ooTteg im fjueyak(^ tm mv^et , (svvayovtsg (Coss.). Cic. p. Plane. 
41. statim ad me lictoribus dimissis^ insignibus ahiectiSy veste mu" 
lata profectus est. Liv. ep. CV. [Bei dem Privatmann, welcher 



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154 Erster Excurs zur achten Seene. 

keine Insignien abzulegen hatte, bestand die mutatio vestis in 
der Annahme von Trauerkleidern {toga pulla)\ dass aber die 
Magistraten und Senatoren bei öffentlicher Trauer nicht blos 
ihrer Insignien sich entäussert, sondern auch in dunkler 
Tracht erschienen wären, ist wenigstens aus Stellen nicht zu 
belegen. Anderer Meinung ist Wüstemann, Rec. d. Gallus 
S. 154 f.] 

Die Tunica wurde unter der Brust gegürtet {cincturd)\ 
wer indessen den latus clavus [oder mehrere Tuniken] trug, 
gürtete nur die untere, wovon Cäsar eine Ausnahme machte. 
SuET. Caes. 45. (dass die streitige Stelle bei Macrob. Sat. 
II, 3. eine Unrichtigkeit enthalte, ist ausser allem Zweifel; 
nur wird die Veränderung in tunica praecingebatur nicht aus- 
reichen, da sich diess mit laciniam trakere durchaus nicht ver- 
einigen lässt). QuiNCTiL. schreibt für die Länge des Kleides 
vor: Cui lati clavi ius non erit, ita cingatur^ ut tunicae prioribns 
oris infra genua paullum^ posterioribus ad medios poplites usque 
perveniant. Nam infra mulierum est, supra centurionum. Ut 
purpurae recte descendanty levis cura est, Notatur interim negli- 
gentia, Latum kabentium clavum modus est^ ut sitpaullum cinctis 
summissior. In den letzten Worten ist es kein Zweifel, dass 
cinctis als Ablativ zu nehmen ist; indessen braucht es nicht 
nothwendig auf die cinctura der angusticlavia bezogen zu wer- 
den, sondern es kann auch heissen, die laticlavia solle etwas 
tiefer herabreichen, als die tunicae interiores^ welche jederzeit 
gegürtet wurden. Man könnte fragen, zu welchem Zwecke, 
da die darüber geworfene Toga den unteren Theil der Tunica 
ganz verbarg; allein man muss nicht vergessen, dass die Toga 
nur getragen wurde, wenn man sich öffentlich zeigte, und dass 
man sie im Hause sogleich ablegte. — Tief herabreichende 
tunicae, talares, erfuhren bei Männern jederzeit Tadel. — [S. 
Kamsay, a manual of Roman antiq. p. 452. Weiss, p. 960 f.] 

Die Toga war das römische Staatskleid , wie die Tunica 
das Hauskleid; allein theils bei üblem Wetter, theils ausser 
Rom, und namentlich auf der Reise, wo man die [im Verlauf 
der Zeit immer schwerfälliger gewordene] Toga nicht trug, 



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3v. 27. p. 926. und Bar- 



Die männliche Kleidung. 155 

bedurfte man eines andern Kleidungsstückes, um sich gegen 
Staub und Regen zu schützen. Dieses Kleid war die 

Pänula, 
eine Art Mantel, der von allen Klassen, auch sogar von Frauen 
getragen wurde. Ulp. Dig. XXXTV, 2, 23. Communia sunt, 
quibus promiscue utitur mulier cum viro, veluti si eiusmodi pae- 
nula palliumve est et reliqua huiusmodi^ quibus sine reprehen- 
sione vel vir, vel uxor utatur. Von ihr haben Lipsiüs, Elect. I, 
13. 25. Salm, zu Spart. Hadr. 3. p. 25. Lampr. Comm. 16. 
p. 517. Diadum. 2. p. 774. Alex. 
THOLiNi, de paenula. Hafn. 1670. 
auch in Graev. thes. t. VI. so aus- 
führlich gehandelt, dass es hier ge- 
nügt, nur das Wesentlichste über 
ihre muthmassliche Beschaffenheit 
und ihren Gebrauch anzuführen. — 
Sie war, wie es scheint, ein langer 
einfacher Mantel ohne Aermel, der 
vermuthlich nur einen Ausschnitt 
[für den Kopf in der Mitte] hatte. 
Man zog ihn also über den Kopf 
und so bedeckte er vom Halse an 
den ganzen Körper mit Schultern 
und Armen. Wenn die von Bar- 
tholini bekannt gemachten Statuen 
(s. unsere Abbildung) mit Sicherheit 
darauf bezogen werden können, so 
scheint er vom die Brust herab wenigstens zu ^j^ zugenähet 
gewesen zu sein. Diese Naht geht indessen bald tiefer herab, 
bald endigt sie schon auf der Brust, und dann fallt unterhalb 
der Mantel in zwei Hälften herab, die man zurückschlagen 
konnte, um den Arm frei zu haben, wie diess bei unserer 
Figur der Fall ist. — Das entschiedenste Denkmal ist viel- 
leicht ein libertus auf einem Grabcippus im Lapidarium des 
Vatican. 

Zur Pänula nahm man ein dichtes starkes Zeug, zumal 




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156 Erster Excurs zur achten Scene. 

wenn sie flir den winterlichen Gebrauch bestimmt war, und 
nachdem man auch wollene gausapa fertigte, wurden vermuth- 
lich diese gewöhnlich dazu genommen. Mart.XIV,14Ö. Pae- 
nula gausapina, 

Is mihi candor inest, villorum gratia tanta, 
üt me vel media sumere messe velis. 
Vgl. VI, 59. Solche gausapinae wurden indessen erst kurz vor 
Pliniüs üblich; denn er sagt Vm, 48. Qausapa (lanea) patris 
mei memoria coepere. Ursprünglich war nämlich die gausape 
ein leinenes Zeug, das durch besondere Bearbeitung zottig 
wurde, worüber ich in den Nachträgen zum Augusteum S. 
46 fg. gesprochen habe. Ausserdem wurden sie auch von 
Leder gefertigt, scorteae. Mart. XTV, 130. Paenula scortea, 
Ingrediare viam coelo licet usque sereno. 
Ad suhitas nunquam scortea desit aquas. 
Der Gebrauch der paenula ist wenigstens so alt, als die 
älteste uns bekannte römische Literatur; denn bei Plautus 
wird sie öfter als etwas Gewöhnliches erwähnt. Wenn daher 
Plin. XXXIV, 5. unter die ejßgies kabitu novitias rechnet: 
quae nuper prodiere paenulis indutae^ so gilt diess nur von 
Kunstdarstellungen, für die sich allerdings die paenula sehr 
.wenig eignen mochte. Sie bestand neben der Toga. An deren 
Stelle trat sie nie; wohl aber die ähnliche Lacema. Man trug 
sie über die blosse Tunica vorzüglich auf der Eeise. Cic. p. 
Mil. 20. Milo autem cum in senatu fuisset eo die, quoad senatics 
dimissus est, domum venit: calceos et vestimenta mutat und dar- 
auf: cum hie — cum uxore veheretur in rheda paenulatus, ad 
Att. XTTT, 33. De Varrone loquehamur; lupus infabula. Venit 
enim ad me, et quidem id temporis, ut retinendus esset, sed ego 
ita egij ut non scinderem pcienulam, memini enim tuum, et multi 
erant, nosque imparati, quid refertf paullo post C, Capito cum 
T. Carrinate, horum ego vix attigi paenula m; tamen remanse- 
serunt. Daher gehört sie zur Tracht des mulio. Cic. p. Sest. 
38. mulionica paenula, — Ausserdem bediente man sich ihrer 
bei regnerischem Wetter auch in der Stadt. Lampr. Sev. Alex. 
27. Paenulis intra urbem frigoris causa ut senes (1. senatores) 



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Die männliche Kleidung. 157 

uterentur permisit , quum id vestimenti genas semper itinerarium 
aut pluviae fuisset, wo Salm, anfülirt Senec. qu. nat. IV, 6. 
M quum signum dedissent adesse iam grandinem^ quid exspectas^ 
ut homines ad paenulas cHscurrerent aut scorteas. Dann trug 
man darunter die Toga. Auch bei Spielen legte man sie an, 
Dio Cass. LXXn, 21. 

Ein ähnlicher Mantel, den man ebenfalls über der Toga, 
später sogar an deren Stelle allein trug, war die 

Lacerna 
oder lacemae , die von spätem Schriftstellern häufig mit der 
paenula verwechselt wird. Sie unterschied sich von dieser da- 
durch, dass sie nicht, wie man zu sagen pflegt, ein vestimentum 
clausuni war, durch das man den Kopf steckte, sondern ein 
der griechischen Chlamys und daher dem sagum , auch dem 
paludamentum der Feldherm nicht unähnlicher offner Mantel, 
der gewöhnlich wohl über der rechten Schulter durch eine 
fihula zusammengeheftet wurde. Die lacerna ist unstreitig 
weit später aufgekommen als die paenula^ und Cicero noch 
wirft sie dem Antonius vor, Phil. II, 30. nam quod quaerebas, 
quomodo redissem: primum luce, non tenebris; ddnde cum cal- 
ceis et toga^ nullis nee Gallicis 7iec lacerna. und dann: cum Oal- 
licis et lacerna cucurristi. Unter den ersten Kaisern aber ist 
sie schon sehr gewöhnlich , namentlich im Winter bei Öffent- 
lichen Spielen, wie man schon aus der Erzählung Süetons, 
wie der Kitterstand den Claudius geehrt habe, sieht. Claud. 6. 
Quin et spectacuUs advenienti assurgere et lacernas deponere so- 
lebat (ordo equester). Sie war also nicht bloss bestimmt gegen 
den Eegen zu schirmen und wurde daher auch weit eleganter 
getragen als die paenula. Zwar im Theater, wenn man des 
Kaisers Gegenwart vermuthen konnte, waren auch nur weisse 
Lacemen schicklich, wie man aus Marti al IV, 2. sieht. 

Spectabat modo solus inter omnes 

Nigris munus Horatius lacernis. 

Cum plebs et minor ordo maocimusque 

Sancto cum duce candidus sedereU 
und XIV, 137. Lacemae albae. 



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158 Erster Excurs zur achten Scene. 

Ämphitheatrali nos commendamus ab usuy 
Cum leget algentes alba lacerna togas, 
und die Lacemen der ärmern Klasse mochten natürlich auch 
unansehnlich genug sein: Jüven. IK, 27 ff. 

pingues aliquando lacemas 

Munimenta togae^ duri crassique coloris 
Et male percussas textoris pectine Galli 
Accipimus. 
Marti AL I, 92, 7. 

Cerea si pendet lumbis et scripta lacerna 
Dimidiasque nates Gallica braca tegit, 
allein die Vornehmern trieben damit einen bedeutenden Luxus, 
und da die übrige Kleidung durchaus weiss sein musste, so 
Hess man es wenigstens bei der Lacerna nicht an bunten Far- 
ben fehlen. Daher lacernae coccineae^ Mart. XIV, 131. ame- 
thystinae u. a. Eine Purpurlacerne kam zuweilen, wie Mart. 
VIII, 10. erzählt, 10,000 Sest. [500 Thaler]. Doch nahm 
man zur Lacerna auch gemeinere dunkle Farben, s. unten. 
[Auf den pompejanischen Wandgemälden sieht man diese 
Tracht häufig, Weiss, S. 964.] 

Die Synthesis. 
Die Toga war ein durch ihren Faltenreichthum und die 
Art ihres Umwurfs viel zu unbequemes Gewand, um es bei 
den gewöhnlichen Geschäften im Hause oder bei Tafel zu 
tragen. [Spart. Hadr. 22. Sen. ep. 18. s. oben.] Bloss in der 
Tunica aber an letzterer zu erscheinen , wäre wiederum un- 
schicklich gewesen. Man hatte daher eigene Tafelkleider, 
vestes cenatoriae oder cenatoria, Mart. X, 87, 12. XIV, 135. 
[Cap. Maxim, iun. 4. Dio Cass. LXIX, 18. Pompon. Dig. 
XXXIV, 2, 33. muliebria cenatoria,] Petr. 21. accubitoria^ 
eb. 30. die auch syntheses genannt wurden. Welche Form 
diese Synthesis gehabt habe, wird sich schwerlich mit Gewiss- 
heit sagen lassen. Gewöhnlich wird angenommen, sie sei ein 
dem pallium ähnlicher Ueberwurf gewesen (Ferrar. de re 
vest. I, 31. [Stück, antiq. conviv. II, 26 fg.] Wijstem. Pal. d. 



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Die männliche Kleidung. |59 

Scaur. S. 255. Bei Malliot und Martin, Recherches sur les 
costumes etc. heisst es nach der deutschen Uebersetzung sehr 
naiv: ,,Zu der Cena kam man insgemein aus dem Bade und 
zog dann, die Synthesis, eine äusserst bequeme, kurze, bunte 
Kleidung an"). Gegen diese Annahme scheint zu streiten, was 
Dio Cass. LXrn, 13. vom Nero sagt: jovg 8i ßovXevtag ivka- 
viov XI ivöedvxcog av&ivov aal aivöoriov TtSQi tov avxsva ix(ov TjOTid- 
aaro. wenn man damit Süeton, Ner. 51. vergleicht: Circa 
cultum hahitumque adeo pudendus^ ut — plerumque synthesinam 
induius ligato circum collum sudario prodierit in publicum sine 
cinctu et discalceatus. Denn dass xitciviov av&tvov der synthesis 
entspricht, wie aivdoviov dem sudarium^ ist kein Zweifel. Dann 
wäre aber die Synthesis keinerlei Art amictus, sondern ein 
indumentum gewesen. Auch aus den Reliefs und Gemälden, 
welche Triklinien oder Biklinien vorstellen, lässt sich nichts 
Sicheres abnehmen-, denn da ist bald eine blosse ungegürtete 
Tunica sichtbar, bald ist der obere Theil des Leibes gänzlich 
entblösst und die lockere Synthesis scheint heruntergefallen 
zu sein. 

Welcher Art aber auch die Form der Synthesis gewesen 
sein möge, sie war ein eleganteres und in der späteren Zeit 
wenigstens farbiges Kleid. So sagt Mart. II, 46. 

Florida per varios ut pingitur Hybla colores. 
Cum breve Sicaniae ver populantur apes, 
Sic tua suppositis pellucent praela lacemis, 
Sic micat innumeris arcula synthesibus, 
so X, 29. De nostra prasina est syiithesis emta toga. und öfter. 
Die Farben, welche am häufigsten genannt werden, wie cocci- 
nus^ prasinusj amethystinus, ianthinuSy s. Anhang. — Der Name 
kam vielleicht eben daher, dass sie sorgfältig in Falten gelegt 
und unter die Presse gebracht wurden. S. Mart. a. a. 0. und 
Sen. de tranq. an. 1. non ex arcula prolata vestis; non mille 
tormentis splendere cogentibus pressa, und das. LiPS. 

Eitele oder um die Kleidung, die durch den Schweiss 
leiden konnte, besorgte Männer wechselten sie wohl auch öfter 
bei Tische. Mart. V, 79. 



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160 Erster Excurs zur achten Scene. 

Üfideciens una surrexti^ Zoile^ cena^ 
Et mutata tibi est synthesis undeciens, 
Oeffentlich aber wurde die Synthesis nur an den einzigen 
Saturnalien, dann aber auch von den höchsten Stäniien allge- 
mein getragen, Mart. XIV, 1. 141. und es erschien während 
dieser Tage ebenso lächerlich, die Toga anzulegen, als ausser 
dieser Zeit die Synthesis schicklich war. Mart. VI, 24. 

Nil lascivius est Charisiano; 

Saturnalibus ambulat togatus. 
Vielleicht hatte Charisianus kein solches Festgewand. — S. 
Böttiger, Aldobrand. Hochzeit S. 60 fg. Visconti zu Mus. 
Pio Clem. IV, p. 30. 52. — In ganz anderem Sinne bedeutet 
synthesis auch eine vollständige Garderobe, gleichsam eine 
ganze Garnitur Kleider; worüber Salm, zu Vop. Bonos. 15. 
p. 772. nachzusehen ist. In dieser Bedeutung wurde dann 
auch das Wort von andern Dingen als Kleidern gebraucht, 
[Stat. Silv. IV, 9, 44 fg. Mart. IV, 46.] S. Böttiöer, Die 
Furienmaske. S. 69. Kleine Schriften I, S. 231. 
Die Laena, abolla, endromis. 
Die Namen ; die uns sonst noch von üblichen Kleidungs- 
stücken genannt werden, wie laena und aboUa^ sind kaum mit 
einiger Sicherheit zu bestimmen. Es scheint fast, als bedeu- 
teten sie ziemlich dasselbe was lacerna. Von der ersteren sagt 
zwar Mart. XIV, 136. Laena, 

Tempore brumali non muUum levia prosunt: 
Calfaciunt villi pallia vestra mei. 
und sie scheint daher ein besonders warmes Gewand zu sein, 
das gar noch über die lacerna (pallia) geworfen wurde. [Varro 
L. L. V, 133. Laena quod de lana multay duarum etiam toga- 
rum instar. Ut antiquissimum mulierum ricinium^ sie hoc 
duplex virorum. Paull. p. 117 M. Laena vestimenti genus 
habitu duplicis.] Nonius VIV, 26. nennt sie ein vestimentum 
militare, quod supra omnia vestimenta sumitur, und bei Cic. 
Brut. 14. finden wir sie als priesterliches Gewand; allein bei 
Pbrs. I. 32. erscheint sie wieder beim Mahle. Sie ist hyacin- 
thina und coccina (Iuven. III, 283.) nicht weniger als die 



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Die männliche Kleidung. X61 

lacema und ebenso ist die abolla Tyria oder saturata murice. 
Habt. VIII, 48. [Suet. Calig. 35. purpureae aboUae,] Viel- 
leicht gehören sie in dieser Zeit alle zu den cenatoriis, s. 
oben. [Unter ladnia (von X(mk) bei Appul. Met], I, p. 105. 
vnam e duahus laciniis meis exuo, Ü, p. 121 f. Elm. u. a. hat 
man sich kein besonderes ELleid zu denken, sondern das 
Wort bedeutet in weiterem Sinne jedes Kleidungsstück.] 

Die endromis, welche einige Male erwähnt wird, Iuven. 
VI, 246. Mart. vi, 19. XIV, 126. war kein Kleid, sondern 
ein dickes Tuch oder Decke, das man nach den gymnastischen 
Uebungen umnahm, um sich nicht zu erkälten, so wie sich 
Trimalchio bei Petr. 28. nach dem Bade in eine coccina gau- 
sapa wickelt. 

Kopfbedeckung. 

Bedeckimgen des Kopfes sind im städtischen Leben für 
Männer ganz ungebräuchlich. In gewissen Fällen zog man 
die Toga über den Kopf. Indessen hatte man doch für üble 
Witterung einen Schutz an dem cuculluSf auch cucillio^ eine 
Art Capuchon [oder Mönchskapuze], den man namentlich für 
die Heise, oder wenn man obvoltdo capite unerkannt sein 
wallte [s. Tbl. I, S. 128. und Lamp». HeHog. 33. luv. VI, 118. 
noctumos cticullos.] , an die lacerna und die paenula heftete. 
Mabtial nennt sie Libumicos oder Bardaicosy IV, 4, 5. auch 
bardocucullos [XIV, 128.]. S. Salm, zu lul. Cap. Pertin. 8. 
p. 551. Aus der Stelle Makt. XIV, 139. Cuculli Li- 
burnicu 

lungere nescisti nobis^ o stulte^ lacemas: 
Indueras albas, exue callainas, 
sieht man, dass sie von dunkler Farbe waren ; denn was es 
auch mit dem Namen callainae oder callaicae für eine Be- 
wandniss haben mag, der Sinn ist unstreitig, dass der cucullus 
auf der weissen Lacerna abgefärbt hatte. Dass er zu der 
Lacema gehörte, sieht man auch aus einem zweiten Epi- 
gramme XVI, 132. 

Sipoasem^ totas cuper em misisse lacemas. 
Nunc tantum capiti munera mitto tuo. 

Bbckbb, GaUus. 3. Aufl. III. ] 1 



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162 Erster Excurs zur achten Scene. 

Was er ihm schickt, ist zwar kein cucullus sondern ein pileus, 
aber eben, wenn er totas lacemas (d. i. mit dem cucullus) 
schicken könnte, wäre der Hut unnöthig. [S. noch Mart. 
XI, 98. V, 14. X, 76. — Häufig wurden die cuculli von 
Sklaven und gemeinen Leuten zum Schutz gegen die Witte- 
rung getragen, Colum. I, 8. Lampr. Hei. 33. tectus cticullione 
mulionico. Aehnlich ist in DiocL. ed. VII, 44. f. caracalla 
und caracalUs.^ 

Einen Hut trug man auf der Reise [daher auch die 
Fischer und Seeleute überhaupt, Plaut. Mil. IV, 4, 41 fg. 
Facito uti venias omatu ornatus kuc nauclerico, 
Causiam habens ferrugineam, culcitam oh oculos laneam. 
Mus. BoRB. IV, 55.] und selbst bei Schauspielen zum Schutz 
gegen die Sonne. Dio Cass. LIX, 7. xaJ nihjvg acpm rbv 0£r- 
tahxov TQonov ig ta &iat(}(t qjogeiv, iva fiij rj i^haaei takouTicO' 
Qojvrai, inerQoiTiTj. [Mart. XIV, 29. Causia. 

In Pompeiano tecum spectabo theatro. 
Nam flatus populo vela negare solet.] 
Augustus trug gewöhnlich einen petasus, Süet. 82. Solis 
vero ne hiberni quidem patiens domi quoque non nisi petasatus 
sub divo spattabatur, [Es wäre ein vergebliches Beginnen, 
die auf den Wandgemälden zahlreich vorkommenden Kopf- 
bedeckungen in Hut- und Mützenform auf besondere Namen 
zurückführen zu wollen , z. B. die breite Kandmütze in Zahn, 
schönste Omam. HI, 21. Die breitesten Krampen hat pe- 
tasus und causia gehabt, wie die Elymologie zeigt, pileus 
war eine Kappe mit schmalem Schirm oder ganz desselben 
entbehrend, alle aber meistens aus Filz, s. Yates, textrinum 
antiq. S. 388 — 411. Doch hatte man auch Mützen von 
Strohgeflecht und Leder. Sehr unbedeutend ist Anselmus 
SoLERiüs, de pileo. Amstel. 1671 und Pierius, de pileo. Das 
Richtige s. Charikles HI, S. 212. ff.] 

Beinbekleidung. 
Hosen, braccae [braces in Diocl. ed. VII, 46.], waren 
den Römern bis zu den späteren Kaisern völlig fremd. Sie 
gehörten den Barbaren an und wurden von diesen wohl 



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Die männliche Kleidung. 163 

meistens als weite Pluderhosen getragen, die unten über dem 
Fusse gebunden waren. So sieht man sie auf der columna 
Traiana und an den dazu gehörigen Statuen der Gefangenen. 
Man sehe Piranesi's grosses Prachtwerk Taf. 1. 2. und die 
Säule selbst. Vgl. Gas. zu Suet. Aug. 82. Salm, zu Lampr. 
Sev. Alex. 40. p. 977. Böttig. Vasengem. III, S. 184 fg. 
[Böttiger, kl. Schriften H, S. 38 fg. HI, S. 259 ff.] Diese 
Kleidung wurde auch an den Barbaren jederzeit verspottet, 
s. Cic. in Pis. 23. p. Font. 11, ad Farn. IX, 15. [Ovid. Trist. 
V, 10, 33 fg.] Erst unter den unrömischen oder unter den 
Barbaren aufgewachsenen Kaisern fanden auch die Hosen 
Eingang (coccineae hraccaCy statt deren Alexander weisse 
wählte). Auch nahmen Männer, die lange gegen nordische 
Völker im Felde waren, die Tracht der Barbaren und die 
Hosen an. Tag. Hist. 11 , 20. von Gäcina: Ornatum ipsivs 
municipia et coloniae in superbiam trahebantj quod versicolore 
sagulo^ braccas^ tegmen barbarum, indutus togatos alloqueretur. 
Doch im öffentlichen Leben und in Eom war das nicht ge- 
duldet und noch von Honorius wurde verboten, die braccas 
in der Residenz zu tragen, worüber man das Weitere bei 
Salmasius nachsehe. [Lyd. de mag. I, 12. ovdi yaQ S^v jPco- 
IMtioig ßoLQßaQMr/v atoX)jv neQi&iad'ou etc.] 

Statt dieser Bekleidung der Beine hatten indessen die 
Kömer schon theilweise zur Zeit der Republik /asc/a«, s. über 
sie Gasaub. und Salm. a. a. O. Varro de lib. educ. b. Non. 
n, 312. Mihi puero modica una fuit tunica et toga, sinefasciis 
calceamenta, Gic. in Glod. et Gur. 5. Tanc, quum vindrentur 
pedes fasciis, quum calantica capiti accommodaretur ^ quum vix 
manicatam tunicam in lacertos induceres — te Appii Claudii 
nepotem esse recordatus est or. de har. resp. 21. Hör. Sat. 
n, 3, 255. Diese fasciae waren weder Beinkleider noch 
Strümpfe, sondern wie das Wort giebt, Binden oder Streifen 
Zeug, welche um die Beine gewickelt wurden, wie der römi- 
sche Landmann zum Theil noch jetzt thut. Je nachdem sie 
Ober- oder Unterschenkel bekleideten, hiessen sie feminalia 
und cruralia oder tibialia. [Ulp. Dig. XXXIV, 2, 25, § 4. 

11* 



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164 Erster Excurs zur achten Scene. 

/asciae crurcUes.] Subt. Aug. 82. Hieme quatemis cum pingui 
toga tunicis — et feminaUhus et tihialibus muniebatur. Indessen 
erftihr das immer einigen Tadel. Quikct. XI, 3, 144. Pal- 
Uolum sicut fasciau^ quibus crura vestiuntur etfocaUa et aurium 
ligamenta sola excusare potest valetvdo. Manche trugen 
ausserdem noch besonders Leibbinden, villosa ventralia, Plin. 
Viil, 48. [auch mitra genannt, Bröndstedt, die Bronzen von 
Siris.] und Binden um den H%ls, focalia. S. vor Allen 
Hbind. zu Hör. Sat. II, 3, 255. [Mart. XIV, 142.] Aber 
auch dieses galt für ein Zeichen der Weichlichkeit. [Zwei- 
felhaft ist die Bedeutung des von Hör. ebendas. genannten 
cubital {fasciolasy cubital, focalia)^ welches von Heindorf, 
Orelli und Wüstbmann als Armpolster erklärt wird, wäh- 
rend DuENTZER zu d. St. eine Bedeckung des Unterarms 
darunter versteht, entsprechend den fasciis und focalibus. 
Doch dazu würde der Singularis nicht gut passen.] 

Die Fussbekleidung 
war zwar mannichfaltig, doch zerfällt sie in zwei Hauptklas- 
sen, den calceus und die soleae^ welche freilich beide in sehr 
verschiedener Oestalt vorkommen. Es ist fast zu bezwei- 
feln, dass die mancherlei Namen, welche zu Bezeichnung 
dieser Stücke vorkonmien, mit Sicherheit auf die an Denk- 
mälern vorkommenden Formen sollten bezogen werden 
können; denn was Rubens [de calce senatorio] und Balduin, 
Calceus antiquus et myst. [Paris. 1615] Lgd. B. 1711. darüber 
gesagt haben, klärt die Sache keineswegs auf [obwohl Bal- 
DUiN eines Schuhmachers Sohn und der Sache kundig war]. 
Noch unbedeutender ist Bittners Diss. de calceis. Altorf 
1740. [Bassius de gen. calceorum. u. A. s. Fabric. bibliogr. 
antiq. p. 861 ff. Vgl. Charikles, HI, S. 215 ff. und Pauly, 
Realencykl. H, S. 60 ff.] Es gentigt daher die hauptsächlich- 
sten Verschiedenheiten anzugeben. 

Die Sohlen, soleae, waren eine Fussbekleidung, die 
von Männern nur im Hause, oder richtiger im häuslichen 
Leben getragen wurde. [In der ältesten Zeit trug man im 
Hause vermuthlich gar keine Fussbekleidung und «rst später 



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Die männliche Kleidung. 165 

die soleasy sogar lanatas d. i. gefütterte, Mabt. XIV, 65. 
Sie waren ein- oder doppelsohlig, monosoles oder hisoles^ aber 
stets einbällige d. h. nach dem rechten und linken Fuss ge- 
arbeitet und deshalb ein Wechseln nicht zulassend. Die 
Schuhmacherleisten, formae caligares, erwähnt Diocl. ed. IX, 
1 flP. maximae, secundae, muliebres^ infantiles,] Bei Gbllius 
Xm, 21. macht T. Gastricius seinen ehemaligen Schülern, 
die bereits Senatoren waren, Vorwürfe dass sie soleati sich 
öffentlich zeigten: soleatos vos^ populi Eomani senatares per 
urbis vias ingredi neqaaquam decorum est. Indessen darf diess 
nicht soweit ausgedehnt werden, dass jeder Gebrauch der so- 
leae auf der Strasse geleugnet würde; denn wenn man zur 
cena ging, ohne zugleich in dem Hause des Bewirthenden au 
baden, waren eben die soleae die gewöhnliche Fussbedeckung, 
die man ablegte, sobald man sich zum Mahle lagerte, und erst 
beim Weggehen wieder anlegte. Mart. in, 50. 
Deposui soleas, affertur protinus ingens 
Inter lactucas oxygarumque liher. 
Da kam es denn auch zuweilen, dass sie unterdessen abhandelt 
gekommen waren, wie bei Mart. XU, 87. [siehe II, S. 135.] 
Daher der gewöhnliche Ausdruck demere soleas von dem , der 
sich zur Tafel legt; und poscere soleas vom Aufbrechenden. 
S. Heindorf zu Hör. Sat. H, 8, 77. Wenn daher Plin. ep. 
IX, 17. sagt: Quam multi, cum lector aut lyristes aut comoedus 
inductus esty calceos poscunt, so scheint calceus nur allgemeiner 
Ausdruck für Fussbekleidung überhaupt zu sein. [Auch auf 
Reisen und Fussmärschen trug man soleae, wie die in Mainz 
1857 gefundenen römischen Soldatensandalen zeigen, welche 
sogar mit tüchtigen Nägeln versehen sind ; calciamenta clavata 
d. i. clavis confixa, Paul. Diac. p. 56 M. Brisson. sei. ex iur. 
civ. ant. H, 5. Letztere dienten zugleich dazu. Sohle und 
Brandsohle zusammenzuhalten, da sie nicht immer durch eine 
Naht verbunden waren. Uebrigens sieht man an den Ueber- 
resten von Lederarbeiten in Mainz , dass man sehr gut ver- 
stand, das Leder zu nähen und zu steppen. Kostbar waren in 
späterer Zeit die soleae Bahylonicae, Diocl. edict. IX, 17. wo 



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166 



Erster Excurs zur achten Scene. 



sie mit den purpurnen socci zusammengestellt sind, aber ge- 
rade noch einmal so viel kosten. Die daselbst genannten socci 
mögen unseren Pantoffeln entsprochen haben, von babyloni- 
schem Leder, rotbe, weisse, u. s. w. siehe Mommsen zu Diocl. 
edict. S. 70. 73.] 

Die Form der soleae und die Weise, sie zu befestigen, er- 
giebt sich aus Gellius in d. a. St. : omnia enimf ernte id gentts^ 
quibus plantarum calces tantum infimae teguntur, caetera prope 
nuda et teretibus habenis vincta sunty soleas dixerunt, und ist an 
vielen vorhandenen Statuen, besonders von Frauen, deren 
eigenthümliche Fussbekleidung sie waren, zu sehen. Gewöhn- 
lich geht ein Kiemen zwischen der grossen und zweiten Zehe 
durch, und ist dort durch eine ligula mit einem andern verbun- 
den, der der Länge nach 
über das Fussplatt geht, 
und nebst dem Elnöchel- 
riemen das Ganze hält. 
Zuweilen theilt sich auch 
jener Riemen gleich an 
den Zehen in zwei, die 
ebenfalls in der Länge 
über das Fussplatt lau- 
fend, auch durch ligulas 
an die Knöchelriemen be- 
festigt sind. [Eine andere 
durch die 1857 in Mainz ausgegrabene Schuhmacherwerkstatt 
bekannt gewordene Art der Befestigung besteht darin, dass 
rings an den Sohlen lederne, schlingenartige, feingeschnittene 
Schleifen angebracht sind, welche man bei dem Anziehen nach 
oben richtete und durch das obere Ende einen Schnürriemen 
zog, der sänmitliche Schleifen über dem Knöchel festhielt. 
Solcher Schleifen habe ich an einer solea bis 28 gezählt. 
Auch sieht man daselbst Riemen mit Knöpfchen. Vgl. Zahn, 
schönste Ornamente III, 7. 53. Auch in London machte man 
einen interessanten Lederfund nebst Schuhen u. s. w. The 
AECHAEOLOG. JOURNAL, Loud. VIII, 1851, S. 117. und TiTE, 




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Die männliche KleiduuJf ]^g7 

catal. of the antiq. fouad in the excav. at the new royal ex- 
change. London (1850).] 

Wie man sich der soleae im Hause oder im Privatleben 
bediente, späterhin auch wenn man ausging ohne die Toga 
anzulegen, d. h. wenn man über der Tunica die blosse Lacerna 
trug, mit welcher sie immer verbunden vorkommen, so gehörte 
zur Toga der calceus^ ein wirklicher Schuh, der den Fuss ganz 
oder doch grösstentheils bedeckte. Es war die einzige im 
öffentlichen Leben gebräuchliche Fussbekleidung , und wird 
daher oft als zur Toga gehörig genannt. So , um nur einige 
Stellen anzuführen, ausser Cic. in der angef. Stelle curn toga 
et calceisj wirft Plin. epist. VII, 3. dem Präsens seine lange 
Abwesenheit von Kom vor; quousque calcei nusquam, toga 
feriataf Tertull. de pall. 5. calceos nihil dicimus, proprium 
togae tormentum. Im Hause aber und wenn man die Toga 
nicht trug, legte man auch den calceus ab. Daher Cic. p. Mil. 
20. domum venit: calceos et vestimenta mutat. Zwar heisst es 
von Augustus Süet. Oct. 78. Post cibum meridianum ita ut vesti- 
tus calceatusque erat retectis pedibus paullisper conquiescebat. 
Allein hier ist calceatus wohl allgemeiner zu nehmen. Von 
demselben heisst es 73. forensia autem et calceos nunquam non 
intra cubiculum habuit ad subitos repentinosque casus parata. 
So auch bei Plin. ep. IX, 17. calceos poscunt statt soleas. Vgl. 
Cic. de rep. I, 12. puer nuntiavit, venire ad eum Laelium do- 
moque iam exisse. Tum Scipio calceis et vestimentis sumtis e 
cubiculo est egressus etc. — Die Form, welche dieser Schuh 
bei den niederen Klassen gehabt haben mag [pero genannt 
von Cato bei Fest. p. 142. und Verg. Aen. VII, 690.], ist 
nicht bekannt. [Einen gewöhnlichen Schuh, ganz identisch 
mit den jetzt in Frankreich und England getragenen, die 
ganz riemenlos sind und hinten eine nach oben gerichtete 
Schneppe haben, um das Anziehen zu erleichtern, sehen wir 
Zahn, schönste Ornam. III, 7. 60. In Mainz befand sich unter 
einer grossen Menge von soleae nur ein einziger Schuh, hoch 
heraufgehend und mit einer kleinen Oeffnung für den Fuss. 
Einige Schnürstiefelchen sind den unsrigen vollkommen 



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168 Erster Excurs zur achten Scene. 

gleich.] Auf einem schönen aber verstümmelten Gemälde aus 
Pompeji, Mus. Borb. VII. t. 20. wo eine Sklavin einen sitzen- 
den Mann der Schuhe entkleidet, haben diese ganz die ge- 
wöhnliche Form unserer hohen Schuhe und sind vom mit 
einem Bande gebunden. Siehe die Abbildung d. Dass diess 
indessen kein gemeiner Schuh ist, was man bei seiner Form 
glauben könnte , dafür spricht die Person , und der Umstand, 
dass die meisten der reizenden Tänzerinnen, ebend. t. 33 — 40. 
dieselbe Fussbekleidung haben. Ueberdiess sind diese Schnlie 
bald weiss, bald grün, meist gelb (cerinae) mit rothen Bändern 
oder schmalen Kiemen gebunden, und müssen also eher für 
Frauenschuhe gelten. — Dagegen wissen wir von dem Schuhe 
der Senatoren wenigstens so viel, dass er sich auf mehr als 
eine Weise von dem der Uebrigen unterschied. Darauf bezieht 
sich Cic. Phil. XIII, 13. Est etiam Asinius guidam Senator 
voluntarius^ lectus ipse a se, Äpertam curiam vidit post Caesaris 
mortem, mutavit calceos, pater conscriptus repente /actus est. 
Der Hauptunterschied war erstlich , dass er mit vier Schnür- 
riemen, corrigiaCf befestigt war, die bis an die Wade hinauf 
um das Bein geschlungen wurden, [lora patricia bei Sen. de 
tranq. an. 11.] S. Heind. zu Hör. Sat. I, 6, 27. Das zweite 
Abzeichen war die lunula, ein Halbmond, der irgend wo daran 
befestigt war. Plutarch. Quaest. E. 76. dia ri rag iv rotg vno- 
drjfiam oehjvidag oi doxovvrsg evyevBia cpogovaiv; Er giebt dann 
die Ableitung von der ursprünglichen Zahl der Senatoren C. 
Vergl. Mart. I, 50, 31. luv. VH, 192. [Zon. VH, 9.] Bei 
Philostr. vit. Herod. Att. H, 8. wird diese lunula imacpvQiov 
BkBcpavTivov fir^voeideg genannt, und dann heisst es: tjv ri^v evye- 
veiav iv roTg dörgaydloig sxeig. Dagegen sagt Hart, ü, 29. 

Non hesterna sedet lunata lingula planta. 
Es ist mir nicht bekannt, dass an irgend einer Statue dieses 
Zeichen vorkomme und doch möchte man Fussbekleidungen, 
wie z. B. an der Statue im Mus. Borb. VII. t. 49. 2. (siehe 
Abbildung e.) für den calceus senatorius halten. — Nach 
Cicero müsste man glauben, dass nur die Senatoren ihn ge- 
tragen hätten; nach Cato bei Festus p. 142. v. Mulleus gar 



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Die männliche Kleidung. 169 

nur qui magistratum curulem cepisset calceos mulleos alluta 
dniatos (d. i. mit Allaan gegerbt) ; dagegen sprechen [Fest.,] 
Plutarch und Philostratus nur von der svysvsia, und die 
von Martial bezeichnete Person war nichts weniger als ein 
8enator. Vgl. Ism. XIX, 34, 4. [Wahrscheinlich gab es drei 
Arten der ausgezeichneten Schuhe, wenn sie auch wenig 
unter sich verschieden waren: 1) muUeuSj der rothe curu- 
lische Schuh, Cato bei Fest a. a. O., .wie auch Romulus rothe 
Schuhe hatte, Lyd. de mag. I, 6., in der Kaiserzeit aber waren 
sie weiss , Ltd. de mag. I, 32. 2) senatorischer calceus, Cic. 
und AcRON zu Hör. a. a. O. 3) patrizischer calceus^ Plut. a. 
a. O. ZoN. a. a. O. Orell. 543. caiceis patriciis. Dieser war 
nach Lyd. de mag. I, 17. identisch mit campagus oder com- 
pagus der späteren Zeit, und zwar ein Mittelding zwischen 
Schuh und Sandale, indem sich an den Zehen und an der 
Ferse eine kleine schwarze Kappe befand, die den Fuss 
übrigens ganz oflfen Hess. An beiden Seiten befanden sich 
Riemen, wie an allen andern Sandalen. Dazu passt auch 
Treb. Gall. 16. cum campagos reticulos appellaret (wegen der 
netzförmig verschlungenen Kiemen.) S Almas, zu d. St. Diese 
Fussbekleidung war ursprünglich tuscisch. Obgleich Lyd. 
a. a. 0. den compagus noch in der späteren Römerzeit ein 
Insigne der Patricier nennt, so spricht Diocl. ed. IX, 11. 
doch auch von camqagi militares, Paüly, Realencyklop. V, 
S. 1234.] 

Aus den Worten des Horaz: ut nigris medium impediit 
crus pellibus, und Iüvenals: nigrae lunam subtexit ahäae, hat 
man schliessen wollen, der Schuh sei schwarz gewesen; allein 
Martial setzt ausdrücklich hinzu : 

Coccina non laesum cingit aluta pedem. 
und wenn man mit Recht annimmt, dass eben dieser Schuh 
der mulieua gewesen sei, der wie so vieles Andere von den 
Etruskern auf die Römer übergegangen war (siehe Salm, zu 
Vopisc. Aurel. 49. p. 588. 0. Müller, Etrusk. I, S. 269 fg.), 
so ist es nicht zweifelhaft, dass er roth war, und die obigen 
Stellen nur von den vier corrigiis zu verstehen sind. Denn 



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170 Erster Excurs zur achten Scene. 

der muUeus war eben roth , was auch immer von der Etymo- 
logie des Wortes zu halten sei. S. Isid. XIX, 34, 10. [Plin. 
h. n. IX, 17. vgl. Dio Cass. XLIII, 43. — Wenn wir aber 
annehmen, dass der mulleus von den beiden andern Arten 
verschieden war, so kann dieses auch von der Farbe gelten. 
Dafür spricht Lyd. I, 17. 32. welcher den Schuhen der Con- 
suln die weisse und denen der Patrizier die schwarze Farbe 
zutheilt. Aluta aber bezeichnet nur Schuhwerk aus feinem 
Saf&an (mit Alaun gegerbt) ohne Rücksicht auf die Farbe, 
siehe oben.] — Ausserdem trugen Männer wohl blos schwarze 
und weisse Schuhe, und auch die letzteren waren nur in spä- 
terer Zeit, wo man auch buntfarbige hatte, von der Frauen- 
kleidung entlehnt. Daher verbot sie Aurelian den Männern. 
Vopisc. 49. Calceos mulleos et cereos, et albosy et hederaceos 
viris Omnibus tulit, mulieribus reliquit, [Aus dieser Stelle sowie 
aus Tertull. de pall. 4. impuro cruri purum aut mulleolum 
inducit calceum. ergiebt sich, dass in späterer Zeit muUeus nur 
noch einen rothen Schuh schlechtweg bezeichnet, und dass 
muUeus gleichsam als Attribut mit calceus verbunden wurde. 
Der alte curulische mulleus war nämlich den Magistraten ent- 
zogen und ihnen dafür ein weisser Schuh gegeben worden. 
Daher konnte man in der späteren Zeit über die ursprüng- 
liche Bedeutung desselben in Zweifel sein. 

Als unrömisch galten die crepidae (Pers. I, 127. in cre- 
pidis Graiorum. Tertull. de palL 4. Plin. XXXIII, 3, 14.), 
welche immer neben der Chlamys und dem Pallium genannt 
werden. Cic. p. Rab. 10. Liv. XXIX, 19. Ipsius etiam impe- 
ratoris non Romanus modo, sed ne militaris quidem cultus iacta- 
batur: cum pallio crepidisque inambulare in gymnasio, Süet. 
Tib. 13. deposito patrio habitu redegit se ad pallium et crepidae. 
Gell. XIII, 21. stellt sie den soleis gleich (so Heindorf zu 
Hör. Sat. I, 3, 127. und Hermann im Charikles IH, S. 223 f.) 
und jedenfalls gehören sie in diese Klasse, wenn sie sich auch 
durch den Schmuck (goldne und silberne Nägel nennen Val. 
Max. IX, 1, 4. Plin. a. a. 0. Aelian. v. h. IX, 3.) oder sonst 
unterschieden. Falsch nennen Serv. zu Verg. Aen. VIII, 458. 



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Die männliche Kleidung. 171 

und Lyd. de mag. I, 12. den Soldatenschuh und den calceus 
senatoris eine crepida. Vgl. Isidor. XIX, 34. {singulari forma 
et idem utrique aptum pedi vel dextro vel sinistro,) und Spbr- 
LiNa, de crepidis, Hafn. 1699. und in Gronov. thes. ant. IX 
Noch werden die caligae in späterer Zeit genannt, eine Art von 
Stiefeln, welche vorzüglich militärisch waren, siehe Brisson. 
antiq. sei. II, 5. aber auch im bürgerlichen Leben gebraucht 
wurden, Orelli Henzbn 7221. qui caligulis lana pellicuUs 
vitam toleravit suam, Edict. Dioclet. IX , 5 ff. unterscheidet 
caligae mulionicae sive rusticae (sine clavis), militaresj senato- 
rum, equestres^ muliehres. Ebendas. VlLL, 1 ff. bekommen wir 
eine Uebersicht über die zahlreichen feinen und groben Leder- 
sorten, inländischer und fremder Fabrikation (aus Babylon, 
Tralles, Sparta), s. Mommsen S. 67. u. Beckmann, Geschichte 
der Erfind. V, S. 36 f.] 

Nach dieser Erklärung der wesentlichsten Stücke der 
römischen Kleidung bleiben noch gar manche Particularitäten 
zu erörtern und Namen zu erklären, besonders aus der spä- 
teren Zeit; allein theils gehören sie eben, weil sie dieser nur 
eigen sind, weniger hierher, theils würde eine vollständige 
Berücksichtigung aller hier einschlagenden Gegenstände ein 
eigenes Werk verlangen, wie schon ein Blick auf Ferrarius 
und KuBENS lehrt, und zuletzt würde man doch zu wenig 
sicheren Ergebnissen gelangen. 

Die ärmere Klasse kleidete sich im Allgemeinen auf die- 
selbe Weise [App. b. c. H, 120. Vgl. Thl. H, S. 143 ig], nur 
dass natürlich in Farbe und Feinheit der Stoffe eine Verschie- 
denheit stattfand, und überhaupt die Eleganz der höheren 
Stände fehlte. So schildert Iüven. III, 148 ff. die pauperes: 

— si foeda et scissa lacema, 
Si toga sordidula est et rupta calceus alter 
Pelle patet; vel si consuto vulnere crassum 
Atque recens linum ostendit non una cicatrix. 

Auch mancher Wohlhabende kleidete sich nicht besser, bald 
aus Nachlässigkeit, wie der Schol. Cruq. zu Hör. Sat. I, 3, 



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;|72 Erster Excurs zur achten Scene. 

31. von Vergil erzählt; bald aus Greiz, wie der plötzlich reich 
gewordene Scaevola. Mart. I, 103, 5. 

Sordidior multo post hoc toga, paenula peior, 

Calceus est sarta terque quaterque cute. 

Natürlich konnte übrigens die arbeitende Klasse von der Toga 

weniger Gebrauch machen-, die Sklaven aber trugen bloss eine 

Tunica, s. H, S. 144. 

Bart und Haupthaar. 
In der älteren Zeit trugen die Kömer Barte [und langes 
Haar, Varro r. r. II, 11. Olim tonsorea non fuisse^ adsignifi- 
cant antiquorum statuae^ quod pUraeque hahent capillum et bar- 
ham magnam, Sen. nat. qu. I, 17.] Liv. V, 41. Cic. p. Cael. 
14. Erat 454 d. St. soll der erste tonsor aus Sicilien naidi 
Rom gekommen sein, Varro R. R. II, 11. Plin. h. n. VII, 69. 
\primus omnium radi quotidie instituit Africarms sequens (der 
jüngere), Divus Augustus cuUris semper usus est] und seitdem 
pflegte man sich rasiren zu lassen, Gell. HI, 4. [Liv. XXVn, 
34.] So sind auch die meisten uns erhaltenen männlichen Ab- 
bildungen bis in das zweite Jahrhundert nach Chr. bartlos. 
Die Aermeren rasirten sich wenigstens nicht allgemein, Mart. 
VII, 95, 11. 

Dependet glacies rigetque barhüj 

dualem forficihus metit supinis 

Tonsor Cinyphio Cilix marito, 
Xn, 59. Junge Stutzer Hessen sich nur zum Theil rasiren 
[Sen. ep. 114.] und zogen sich ein zierliches Bärtchen (jbene 
barbati, Cic. Cat. H, 10. p. Cael. 14. oder auch barbatuli^ ad 
Att. I, 14. 16. p. Cael. 14.). Der Tag, an welchem man sich 
zum ersten Mal rasiren Hess, wurde als Festtag gefeiert, Dio 
Cass. XLVm, 34. LXI, 19. LXXIX, 14. Salm, zu Lampr. 
Heliog. 31. Seit Hadrian kamen die Barte wieder sehr in 
Mode, wie auch die kaiserlichen Bildnisse zeigen. Dio Cass. 
LXVin, 15. Spart. Hadr. 26. Hotoman, de barba in Pitisci 
lex. I. Becker, in Pauly Realencykl. I, S. 1049 fg. — Die 
Haare trug man kurz abgeschnitten und Hess sie nur bei 
Trauer ebenso wie den Bart wachsen, siehe den Excurs zur 



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Die männliche Kleidung. 173 

zwölften Scene. [Doch pflegten die Lions schon zu Giceros 
Zeit das Haar nicht wenig, indem sie sich Löckchen (cincmns) 
brennen Hessen (mit dem calamistrutn) und von Salben dufte- 
ten , Gig. in Gat. ü, 10. quos pexo capillo niiidos. p. Sest. 8. 
unguentis affiuens calamistrata coma, p. red. in sen. 5 f. p. 
Rose. A. 46. in Pis. 11. Dieser Luxus nahm in der Kaiserzeit 
natürlich zu und man baute nicht blos die Locken künstlich 
(gradatim und in annulos) und symmetrisch auf (Sübt. Ner. 
51. w* comam semper in gradus formatum — summiserit)^ Son- 
dern trug auch Perücken, theils zum Schmuck, theils zur 
Bedeckung des kahlen Kopfes und machte von Salben des 
Wohlgeruchs halber oder um die Haare zu färben einen ver- 
schwenderischen Gebrauch u. s. w., s. S. 117. und Tertull. 
de cult. fem. 8. colorare canüiem. Marx. VI, 57. spricht sogar 
von bemalten Glatzen 

Mentiris fictos unguento, Phoebe, capillos 
Et tegitur pictis sordida calva comis etc. 
Von Perücken ist die Hede Süet. Gal. 11. capillamento cela- 
tu3. Oth. 12. galericulo capiti — adaptato et adnexo, Trbb. 
PoLL. Gall. 16. crimbus suis auri scrobem adspersit, Salon. 
Gallien. 3. semper flaxum crinem condidit. Eine prächtige 
Schilderimg solcher Leute, welche vorziehen rempublicam 
suam turbari quam comam y bei denen de singulis capillis in 
eonsilium itur u. s. w. giebt Sen. de brev. vit. 12. Krause, 
Plotina oder die Kostüme des Haupthaares bei den Völkern 
der alten Welt, Leipzig 1858, S. 140—148. 192 ff. 208 ff. 
schildert sehr sorgfaltig die verschiedenen Coiffuren an den 
alten Statuen u- s. w.] — Li den Tonstrinen wurde das Haupt- 
haar verschnitten, der Bart geschoren, und die Nägel geputzt. 
Das Scheeren des Bartes geschah auf zweierlei Weise, ent- 
weder per pectinem, über dem Kamme, wodurch er nur ver- 
kürzt wurde, tondebatur; oder er wurde glatt von der Haut 
weggeschoren, radebatur, mit dem Scheermesser, novacuta, 
das der Tonsor ebensogut in einem Etui, theca, verwahrte, als 
unsere Barbiere. Pbtr. 94. Rudis enim novacula et in hoc 
retusa, ut pueris discentibus audaciam tonsoris darety instruxerat 



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174 Erster Eiicurs zur achten Scene. 

thecam. Sehr ergötzlich ist durch den in tondere liegenden 
Doppelsinn die scherzhafte Stelle in Plaut. Capt. Ü, 2, 16 ff. 
Nunc senex est in tonstrina: nunc iam cultrum attinet. 
Ne id quidem involucre inicere voluit, vestem ut ne inquinet, 
Set utrum strictimne attonsurum dicam esse an per pectinemy 
Nescio: verum sifrugist, u^que admutilabit probe. 
Manche rauften sich auch mit feinen Zangen, volsellae^ wenig- 
stens an manchen Stellen des Gesichts die Haare einzeln aus 
[vellere Sen. qu. nat. I, 17. decerpere^ brev. vit. 12.], oder ver- 
tilgten sie durch gewisse Salben, psilothrum und dropax, wie 
das auch namentlich an dem übrigen Körper geschah. Mart. 
m, 74. 

Psilothro faciem levas et dropace calvam, 
Numquid tonsorem, GargiUane, timesf 
Quidfacient unguesf nam certe non potes illos 
Resina^ Veneto nee resecare luto. 
Vgl. VI, 93, 9. [Pers. IV, 37 ff. 40. 

Elixasque natet lahefactent forcipe adunca cett.] 
Die Bestandtheile solcher Salben giebt Plin. XXXTT, 10, 47. 
an. Die volsellae (Abbildungen siehe zu Celsus ed. Almel. p. 
572.) zum Ausraufen des Bartes werden von Martial eben- 
falls erwähnt: IX, 28. 

Purgentque crehrae cana labra volsellae. 
und Vm, 47. spottet derselbe über einen, der seinen Bart auf 
dreierlei Art schor: 

Pars maxillarum tonsa est tibi, pars tibi rasa estj 
Pars vulsa est: Unum quis putat esse caputf 
Fast vollständig findet man das Handwerkszeug eines Tonsor 
angegeben bei Plaut. Cure. IV, 4, 21 fg. 

At ita meae volsellae pecten speculum calamistrum meum 
Bene me amassintj meaque axicia linteumque extersui. 
Die novacula war freilich dem Leno für die Toilette seiner 
Mädchen entbehrlich. [Kürzer Mart. XIV, 36. ferramenta 
tonsoria. 

Tondendis haec arma tibi sunt apta capillisy 
Unguibus hie longis utilis, illa genis.^ 



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Die männliche Kleidung. 175 

— Der Vornehme und Eeiche hielt sich unter seiner Sklaven- 
familie wohl seinen eigenen Tonsor [Orelli Henzen 2883. 
2998. und tonstrix 6286.], der, wenn er geschickt war, nicht 
wenig galt. Daher lesen wir denn auch bei Martial ein Epi- 
taphium auf einen solchen Sklaven Pantagathus, der domini 
cura dolorque sui genannt wird. Er war aber auch 
Vix tangente vagos ferro resecare capillos 
Doctus et hirsutas excoluisse genas, 
VI, 52. Allein bei weitem die Meisten gingen zum Tonsor 
[Sen. brev. v. 12.], und daher kam es, dass die Tonstrinen 
zugleich Conversationsörter wurden, die mttssige Leute auch 
bloss der Unterhaltung wegen besuchten, oder wo sie sich 
noch länger aufhielten, wenn auch der Tonsor bereits seine 
Kunst an ihnen geübt hatte. [Sehr scherzhaft ist die Schilde- 
rung des stümperhaften Tonsor Antiochus bei Mart.XIV,84. 
Ganz anders ist einer dargestellt VIII, 52.] Vgl. den gelehrten 
Excurs zuBÖTTiG. Sab.. II, S. 57 ff. [Die Sklaven müssen ge- 
wöhnlich langes Haar getragen haben, wenigstens als die 
Freien sich dasselbe kurz abschneiden Hessen. Daher wurde 
dem Freigelassenen zum äusseren Zeichen der Freiheit das 
Haupt geschoren und ein Hut pileum aufgesetzt. Plaut, bei 
Serv. zu Verg. Aen. VIII, 564. raso capite, vgl. Liv. XLV, 44. 
pileatum capiie raso. Becker, röm. Alterth. H, 1, S. 81 f.] 

Ringe. 
Zum Schluss mögen noch einige. Worte über die Ringe 
gesagt werden. Der Römer trug wenigstens einen Siegelring 
und, [sowohl] nach den Statuen [als nach den Wandgemälden] 
zu urtheilen , gewöhnlich an dem vierten Finger der linken 
Hand oder dem sogenannten Goldfinger [Isidor. XIX, 32. 
Gell. X, 10.], obgleich Ateius Capito bei Macrob. Sat. VII, 
13. von der alten Zeit anders berichtet. — Dass diese Ringe 
anfanglich von Eisen waren , dass dann goldene zu den Aus- 
zeichnungen der höheren Stände gehörten, ist bekannt, siehe 
Forcell. Thes., Rup. zu luven. XI, 43. [Paüly, Realency- 
klopäd. I, 'unter annulus. Doch schreibt die Sage schon den 



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176 Erster Excurs zur achten Scene. 

alten Sabinern gemmatos anulos zu, Liv. I, 11. und von den 
Etruskern seien die Ringe nach Born gekommen, Flor. I, 5. 
Den ersten Gemmenring trug Scipio Aftricanus maior. Plin. 
h. n. XXXVII, 6, 23. primus — Romanorum sardonyche usus. 
estÄ/ricanus prior. Bei Plaut. Trin. IV, 3, 7. heisst der Bing 
condalium (von xwdv^). — Späterhin aber hatten eitele 
ihren Beichthum zur Schau tragende I^enschen die Hände 
mit Bingen übersäet [was auch die heutigen Bömer lieben], 
so dass QüiNCTiL. XI, 3, 142. für den Bedner die besondere 
Vorschrift giebt: Manus non impleatur anulis^ praeeipue me- 
dios articulos non transeuntibus, [Jahn, im Jahrb. des Vereins 
V. Alterthumsfr. IX. Bonn 1846, S. 122 fif. Taf. 3. S. daselbst 
25 ff.] Mabtial [V, 11. 8. unten.] XI, 59. 

Senos charinus omnibus digitis gerit, 
Nee noete ponit anulos^ 

Nee eum lavatur. Causa quae sit, quaeritisf 
Daetylioiheeam non habet 
Man hatte nämlich für die Menge der Binge besondere Käst- 
chen, Daktyliotheken, in welche sie wohl der Beihe nach ge- 
steckt wurden. Vergl. XTV, 123. [Ulp. Dig. XXXTT, 1, 52, 
§ 8. anulos quoque coniineri (dactyliotheca) non solum thecam^ 
quae anulorum causa parata sit, Paull. ebendas. 53, § 1. 
Plin. h. n. XXX Vn, 1 ff. dactyliotkecam primus omnium Bo- 
mae habuit privignus Sullae Scaurus. Eine Daktjliothek von 
Bronze hat sich erhalten, Annali dell' inst, di corr. arch. XFV, 
p. 82 ff. 1842.] — Manche trugen unförmlich grosse Binge, 
wie derselbe Dichter mit beissendem Spotte vom Zoilus sagt, 
der aus einem Sklaven eques geworden war. XI, 37. 

Zeile, quid tota gemmam praecingere^ libra 
Te iuvat et miserum per der e sardonychat 

Anulus iste tuisfuerat modo cruribus aptus. 
Non eadem digitis pondera conveniunt. 
und der Weichling Crispin hatte für den Sommer leichtere 
Binge als für den Winter, eine der Abgeschmacktheiten, 
welche Iuvbnal I, 28. bestimmen auszurufen: Difficile est 
satiram non scribere. [S. das Nähere bei Paüly, a. a. 0. Von 



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Die männliche Kleidung. 177 

den Steinen der Ringe handelt sorgfiiltig Krause, Pyrgoteles 
oder die edlen Steine der Alten mit Berücksichtigung der 
Schmuck- und Siegelringe. Halle 1856, S. 166 — 196. und 
vorher oft. King, antique gems, their origine, uses etc. Lond. 
1860. Siehe auch Glocker, de gemmis Plin., inpirimis topa- 
zio, 1824. Schöne P^xemplare s. The archaeolog. journal 
(1846) London III, S. 162 f. Die wundervoll gearbeiteten 
meist ovalen Ringsteine waren entweder mit erhabenen Figu- 
ren geschmückt {eciypae imagines oder scalpturae Pliniüs 
XXXVII, 10, 63.), was wir Cameen nennen (Sen. de ben.III, 
26. ectypam et eminente gemma,)^ oder sie waren vertieft (in- 
tagliö) gearbeitet, und dienten dann als Siegelstempel {^phra- 
gis). Oft findet man sie k jour gefasst oder sie lagern in einem 
ovalen Behältniss (genannt funda^ pala oder aq)€vd6vi;, wie 
es au den Schleudern angebracht war). Plin. XXXJH, 1, 6. 
neque ab ea parte qua digito occultantur auro clusit, XXXVII, 
^, '61 .' praestantiores funda cluduntur^ ut sint patentes ab utra- 
que parte nee praeter margines quicquam auro amplectenie. 
PiSTOLBS, in Mus. Borbon. V, S. 340 f. Krause, S. 234 ff. 
Unter den Steinen war der Diamant arfi kostbarsten (adamas)^ 
dann der funkelnde Eubin {carbunculus)^ die man aber selten 
zu Ringen nahm und häufiger der rothe Sard (unser Carniol) 
und die grünen Steine Smaragd, Beryll, Opal, Topas und 
Jaspis (letztere am häufigsten). Ferner liebte man den blauen 
Saphir, den violetten Amethyst und Hyazinth u. a. Plin. h. n. 
XXXVn, c. 4—10. Mart. V, 11. 

Sardonychasy zmaragdos, adamantas^ iasptdas uno 
Versat in articulo Stella^ Severe^ meus. 
Auch hatte man Ringe mit Sardonyx, ja sogar massive Ringe 
aus diesem Stoff, z. B. in Berlin einen Ring mit dem Kopfe 
Galba's und ausserdem noch 25 antike Goldringe, Krause, 
S. 180. The archaeolog. journal (1849) London. VI,S. 17. 
üeber die Glaspasten {acpQuyideg vahvai) s. Th. II, S. 326. 
Manche Ring -Gemmen haben Inschriften {gemmae literatae\ 
oder auch die Metallplatten der Ringe, die vorzüglich den 
Namen des Besitzers oder kleine Sentenzen enthielten, wie 

Bkckrr, Gallug. 3. Aufl. TIT. 12 



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178 Irrster Excurs z. achten Scene. Die männl. Kleidung. 

memini tui, ave, Paule viva^y Domities utere felix und andere. 
MoMMSEN, inscr. Neap. 6309. Ficoroni, gemmae ant. liter. 
Kom. 1757. Köhler, Abhandl. zur Gemmenkunde S. 67 ff. 
Panofka, in Abhandl. der Königl. Akadem. in Berlin 1851, 
S. 387. Braun, in Jahrb. des Vereins v. Alterthumsfr. XXII, 
Bonn 1853, S. 45—61. Krause, Pyrgoteles S. 207 ff. Rein, 
die römischen Stationsorte zwischen Colonia Agripp. Crefeld 
1857, S. 18 ff. Siehe überhaupt Müller, Arch. v. Welcker 
S. 438 ff.] 



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ZWEITER EXCURS ZUR ACHTEN SCENE. 



DIE WEIBLICHE KLEIDUNG. 

Ein Antiquar würde sehr in Verlegenheit kommen, wenn 
ihm zugemuthet würde, eine Geschichte der Moden in der 
römischen Damenkleidung zu schreiben, oder auch nur die 
Namen derselben, welche hie und da uns gelegentlich genannt 
werden, genügend zu erklären. Mit der Mode selbst ver- 
schwindet in der Regel auch die Bedeutung des Namens , und 
es bedarf weniger als eines Jahrhunderts, so giebt keine Tra- 
dition mehr genügende Auskunft über die Eigenthümlichkeit 
eines Stoffs oder einer gewissen Kleiderform. In Moli^res 
Geizigen und anderwärts kommen mancherlei Namen vor, 
die unsere Zeit schwer zu erklären vermag, und ohne Chodo- 
wiecky's Kupfer würden wir schon jetzt vergebens uns eine 
deutliche Vorstellung von den Moden jener Zeit machen 
können. So werden denn auch wohl an den meisten Mode- 
artikeln, welche uns bei Plaut. Aul. HI, 5. und Epid. II, 2. 
genannt werden, die Versuche der Erklärer scheitern, und 
selbst den alten Grammatikern, die sich gar zu gern von der 
ersten besten Etymologie zur Begriffsbestimmung leiten lassen, 
wird wenig zu trauen sein, da für sie die Moden der früheren 
Zeit vielleicht ebenso unverständlich waren, als sie für uns 
sind. [Ulp. Dig. XXXIV, 2, 23. § 2. zählt folg. vesiimenta 
inultebria auf: stolae, pallia, tunicae^ capitids zonae, mitrae^ 
plagula^ paenulae, S. Dirksen, über gewisse Gegenstände 
des weiblichen Anzugs, in Abhandl. der Berliner Akad. 1852, 
S. 179 ff. zu Cato bei Fest. v. ruscum p. 262. 265 M.] 

12* 



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180 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

Wer daher von der Kleidung der römischen Damen han- 
deln will, der thut wohl, sich auf das Allgemeinere zu be- 
schränken, und es ist diess um so ausreichender, als in der 
Hauptsache die einzelnen Kleidungsstücke immer dieselben 
blieben, und die Mode sich meistens nur auf die Stoffe und 
deren Farbe, oder im Ganzen nichts verändernde Accessorien 
erstreckt zu haben scheint. Wenn man das Verzeichnis» im 
Epid. Vs. 39 ff. durchgeht: 

Quid erat indutaf an regillam induculam, an mendiculam 
Impluviatamf ut istaefaciunt vesthnentis nomina, — 
Quid istae, quae vesti quotannis nomina inveniunt nova : 
Tunicam rallam, tunicam spissanij linteolum caesitiunif 
Indusiatam, patagiatarriy caltulam, aut crocotulamy 
Supparum, aut subminiam, ricam^ hasilicum aut exoticum, 
Cumatile, aut plumatile, carinum^ aut gerrinum, 
so sieht man bei aller Dunkelheit der Benennungen doch 
leicht, dass sie sich fast durchgängig auf die Verschiedenheit 
der Stoffe beziehen. Einen noch stärkeren Beweis aber für 
die unveränderte Erhaltung der Nationaltracht bis in späte 
Zeit liefern die zahlreichen Kunstdenkmäler, die zwar insofern 
von einander abweichen, als des Künstlers Aufgabe war, stets 
die günstigste Draperie zu wählen, aber jederzeit dieselben 
Hauptstücke zeigen. [Gerade die Betrachtung der Moniunente 
zeigt aber, dass diese Aeusserung weiter gefasst werden muss 
und dass die wechselnde Mode sich auch auf Schnitt der weib- 
lichen Kleidung erstreckte, s. Weiss, Kostümkunde II, Seite 
968 f.] 

Was früher über diesen Gegenstand gesagt worden ist, 
das findet sich in den Schriften über das Kostüm der Alten 
überhaupt, s. S. 137 fg. lieber die weibliche Kleidung insbe- 
sondere hat das Beste Böttiger in seiner Sabina ü, sechste 
Scene, gegeben. Nur möchte man wünschen, dass während 
manchen unbedeutenderen Dingen verhältnissmässig weit mehr 
Raum gegönnt worden ist, dieser wichtigere Abschnitt weniger 
fragmentarisch behandelt sein möchte. [Nicht ohne Interesse 
für die Kenntniss des weiblichen Luxus ist Plaut. Aul. III, 



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Die weibliche Kleidung. X81 

5, 34 ff., wo die verschiedenen Handwerker aufgezählt werden, 
deren die Frauen bedurften : 

Stat fuUoy phrygio^ auriftVy lanariusy 
CauponeSy patagiarii^ indusiarüj 
Flammearii, violariiy carinariiy 
Aut manuleani aut mnrrobathrarii, 
Propolaey Unteonesy calceolariiy 
Sedentarii sutores, diahathrariiy 
Solearii adstanty adstant molockinariiy 
Petunt fullonesy sarcinatores petunt. 
Strophinarii adsianty adstant semizonarü. — 
Trecenti quum stant phylacistae in atriisy 
Textores limbolarü, arcularii ducuntur: datur 
Aes, tarn hosce absolutos censeas 
Quum incedunt infectores crocotarii. 
Siehe dazu die Erklärung von Ferratius , re vest. III, 21. 
p. 245 ff.] 

Zur vollständigen S^leidung einer römischen Matrone ge- 
hörten drei Hauptstücke : die tunica interiOTy die stola und die 
palla. 

Die tunica interior wird, wie man falschlich meint, bei 
den Frauen auch indusium oder intusium genannt, s. S. 151. 
je nachdem man den Namen von induere oder mit Varro L. L. 
V, 131. von intus ableitet. Interula scheint ein Wort der spä- 
testen Zeit zu sein, und wird ebensowohl von der Tunica der 
Männer als der Weiber gebraucht. Appül. Flor. II. p. 32. 
Metam. VIII. p. 533 Oud. und öfter bei Vopiscüs; scheint 
also nichts weiter zu bedeuten, als bei Gell. X, 15. tunica in- 
tima. Freilich nennt Appul. auch indusiatos pueros, allein 
auch nur in Fällen, wo eine Abweichung von der Sitte statt- 
findet. — Die tunica interior nun war ein einfaches Hemd, das 
in älterer Zeit wenigstens gewiss ebensowenig Aermel hatte, 
als ursprünglich der gi'iechische intav. Nach Non. XIV, 18. 
lag es eng am Körper an, was indessen wohl nicht zu streng 
zu nehmen ist, und wurde nicht gegürtet, sobald die zweite 
Tunica angelegt wurde. Trug man aber jene im Hause allein, 



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182 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

so mag es allerdings geschehen sein. Dass aber dazu gerade 
das semicinctium vorzugsweise bestimmt gewesen, ist eine, will- 
kürliche Annahme. Denn bei Mart. XIV, 153. Semicinctium, 
Det tunicam dives; ego te praecingere possum. 
Essern si locuples, munus utrumque darem. 
ist es unstreitig als Gürtel der tunica virorum zu nehmen, und 
ebenso bei Pete. 94. [Unter den weiblichen Kleidern zählt 
Ulp. a. a. 0. zonae auf. Martial XIV, 151. 

Longa satis nunc sum; dulci sed pondere venter 
Si tumeat^ fiam nunc tibi zona hrevis. 
Wie sich davon semizona unterschied ist ungewiss, jedenfalls 
war sie schmäler (vielleicht bandartig). Kostbare Gürtel sieht 
man an den alten Statuen und auf Wandgemälden selten.] 

Schnürleiber, um den natürlichen Wuchs zu unnatür- 
licher Schlankheit zusammenzupressen, kannten die Alten 
nicht, und eine wespenartige Taille wäre ihnen ein Greuel 
gewesen. Wenn es bei Ter. Eun. n,'3, 21 fif. heisst; 

Haud similis virgo est virginum nostrarum^ quasmatres studerit 
Demissis humeris esse^ vincto pectore, ut gracilae sient. 
Si qua est hahitior paullo, pugilem esse aiunt. deducunt cibum, 
Tamstsi bonast natura, reddunt curatura iunceas, 
so liegt darin eben strenge Missbilligung so unnatürlichen Ge- 
schmacks, die alle Kunstdenkmäler bestätigen. Indessen wür- 
den wir auch hier sehr irren, wenn wir uns ein Mädchen der 
damaligen Zeit, wenn auch vincto pectore, geschnürt denken 
wollten. Nur um den vollen Busen zu heben, auch wohl den 
nimius tumor etwas zu beschränken, wurde ein Busenband, 
strophium, mamillare angelegt. [Ein solches meint AppuLi. 
Met. X, p. 248 Elm. taenia quoque, qua decoras devinxerat 
papillas.] Damit ist nicht zu verwechseln, was Mart. Fascia 
pectoralis nennt: XIV, 134. 

Fascia crescentes dominae compesce papillas, 

Ut sit quod capiat nostra tegatque manus. 

Solche fasciae wurden, wie aus den Worten des Dichters selbst 

hervorgeht, angelegt, um die Brust in ihrem Wachsthume zu 

beschränken, und gehörten also nicht zur gewöhnlichen Klei- 



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Die weibliche Kleidung. 183 

düng. Sie meint auch Terenz, worüber man Stallbaüms 
Anmerkung und Scal. zu Varro L. L. IV. p. 59. nachsehe. 

Das strophium aber wurde über die innere Tunica gelegt, 
wie man aus dem Fragmente des Turpiliüs bei Non. XIV, 
8. sieht: 

Me viiseram! Quid agamf Inter viaa epistola cecidit mihi, 
Infelix inter tuniculam ac strophium quam collocaveram. 
Es scheint gewöhnlich von Leder gewesen zu sein. Daraufführt 
wenigstens das Epigramm Marti als XIV, 66. Mamillare. 
Taurino poteras pcctus constringere tergo. 
Nmn pelUs mammas non capit ista tuas, 
und darum heisst es wohl bei Catüll. LXIV, 65. tereti stro- 
pkio luctantes vinctä papillas, — Dass übrigens das strophium 
dann erst mamillare genannt worden sei, wenn es bestimmt 
war, „den allzuvollen Busen einzuschnüren," wie Böttiger 
sagt, ist eine ganz ungegründete Angabe und Martials Epi- 
gramm widerlegt sie selbst; denn er meint ja eben, dass das 
mamillare^ wovon er spricht, für so starke Brust nicht hin- 
reiche. 

lieber die tunica interior wurde die stola gezogen, eben- 
falls eine Tunica, aber bis auf die Füsse herabreichend und 
mit Aermeln, die jedoch in der Regel nur den halben Ober- 
arm bedeckten. Sie wurden nicht zusammengenäht, sondern 
der nach aussen fallende Schlitz wurde durch Agraffen zu- 
sammengehalten, wie diess auch häufig bei der ärmellosen 
Tunica der Fall war, deren vorderer und hinterer, Brust und 
Rücken deckende Theile nur über der Achsel mittelst einer 
[oder mehrerer] fihulae zusammengeheftet wurden. [Isidor. 
XIX, 31. Fibulae sunt quihus pectus feminarum ornatur vel 
Pallium tenetur. Siehe Mus. Borb. VII, 48.] Am deutlichsten 
wird die Sache durch Denkmäler, wie die Bronzestatue im 
Mus. Borb. II. t. 4. wenn auch das Gewand nicht römisch ist. 
Das Mädchen ist dort eben im Begriff, MÜe beiden Theile über 
der Achsel zusammenzuheften, und diese, wie ein Theil der 
Brust, sind noch unbedeckt. (Giov. Finati nimmt dieses 
Kleid für ein tunico-pallium. Noch ist es sehr zweifelhaft, ob 



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184 



Zweiter Excurs zur achten Scene. 



irgend ein Kleid diesen Namen hatte.) — Obgleich aber in 
der Regel die Stola Aermel hatte, so findet man es doch auch 
anders, wie z. B. an der hier abgebildeten Statue der Livia 
im Mus. BoRB. III. t. 37. Dort hat die untere Tunica Aermel, 
die obere nicht, sondern diese wird hoch oben auf der Schul- 
ter durch lange bänderartige 
Agraffen [oder Knöpfe] fest- 
gehalten, so dass Vorder- und 
Hindertheil nur durch diese 
verbunden werden. In der- 
selben Weise scheint die von 
Visconti, Monum. Gabini, qo. 
34. mitgetheilte Statue beklei- 
det zu sein. An der halben 
i):/^Bronzefigur im Mus. Borb. 
Vin. t. 59. hat auch nur die 
untere Tunica kurze Aermel, 
die obere aber wirkliche Arm- 
löcher ohne Agraffe. Was nun 
diese obere Tunica wesentlich 
von der unteren unterschied, 
und sie zur stola machte, oder 
doch nie daran fehlte, war die 
Institaj eine nach Böttiger, S. 
96. breite (vermuthlich viel- 
fach gefältelte) Falbel, welche 
an den unteren Saum ange- 
nähet war. Das ist es, was 
PoLL. Vn, 54. atüXidoitbg x*" 
rayp nennt. Damit stimmt in- 
dessen nicht tiberein, was der Scholiast des Cruquius zu der 
Hauptstelle über dieses Kleidungsstück, Hör. Sat. I, 2, 29. 
— Sunt qui nolint tetigisse nisi illas, 
Quarum subsuta talos tegit instita veste, 
bemerkt : quia matronae stola utuntur ad imos usque pedes de- 
missaj cuius imam parteyn amhit instita subsuta, id est^ coniuncta. 




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Die weibliche Kleidung. 1^5 

Instita autem Ghraece dicitur TteQimdiXovy quod stolae subsuebatur, 
qua matronae utebantur: erat enim tenuissima fasciola, 
quae praetextae adiiciebatur. Hat der Scholiast Recht, so 
muss man vielmehr eine schmale Falbel verstehen, die noch 
unter dem Purpurstreifen angenähet war. Damit streitet auch 
durchaus nicht, was Ovid. Art. am. I, 32. sagt: 

Quaeque tegis medios instita longa pedes. 
denn longa könnte doch in keinem Falle von der Breite der 
Falbel verstanden werden , sondern nur von dem tief herab 
reichen. Dadurch würde indessen nicht ausgeschlossen wer- 
den, dass man sie auch breiter getragen habe. 

Während nun die untere Tunica nicht viel über die Kniee 
herabreichte, war die Stola länger als die ganze Figur, und 
wurde daher so gegürtet [durch Heraufziehen eines Theils des 
Gewandes über den Gürtel] , dass unter der Brust ein breiter 
Faltenbausch entstand, und die instita auf die Füsse herab- 
\*eichte, die sie halb bedeckte. Non. XIV, 6. erklärt daher 
oi^nem (vestem) qua^ corpus tegeret. und Enniüs bei Non. IV, 
49. Et quis illaec est, quae lugubrt succincta est stolaf — 
Ueberdiess war bei vornehmen Frauen die Stola oben am 
Halse mit einem Purpurstreifen, wie Böttiger angiebt (Seite 
95.); besetzt. Was indessen den Purpur anlangt, so scheint 
die Sache sehr zweifelhaft. Schon Ferrarius, de re vest. III, 
20. hat aus Noniüs XIV, 19. Patagium aureus clavus, qui 
pretiosis vestibus immitti solet. und Tertull. de pall. 3. pavo 
est pluma omni patagio inauratior^ qua terga fulgent. gezeigt, 
dass es ein Goldstreifön gewesen sei, und diese Meinung auch 
in den Analectis c. 2. gegen Rubens vertheidigt. Es war also 
eine ähnliche Auszeichnung, wie der clavus für die Männer, 
s. S. 153. 

Noch ist auf einige Stellen aufmerksam zu machen, wie 
Varro L. L. Vni, 28. quum dissimillima sit virilis toga tunicae, 
muliebris stola pallio. IX, 48. ut virilis tunica sit virili similis 
item toga togae, sie mulierum stola ut sit stolae proportione et 
Pallium pallio similis. X, 27. ut tunicam virilem et muliebrem 
dicimus non eam, quam habet vir aut mulier, sed quam habere 



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186 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

eiv instituto dehel; potest enim muliebrem vir, virilem muUer ha- 
bere, ut in scena ah actoribus haheri videmus, sed eam dicimus 
muliebrem, quae de eo genere est, quo indutui mulieres ut uteren- 
tur est institutum. Ut actor stolam muliebrem j sie Perpenna et 
Caecina et Spurinna figura muliehria dicuntur habere nomina, 
non mulierum. Falsch ist, was Isidor sagt XIX, 25. Stola 
matronale operimentum, quod cooperto capite et scapula a dextro 
latere in laevum humerum mittitur. 

Zu diesen beiden Kleidungsstücken kam endlich drittens 
noch die palla, welche jedoch nur beim Ausgange tiberge- 
worfen wurde , und für die Frauen das war, was für die Män- 
ner die Toga. Auch der Umwurf war dem der Toga ähnlich. 
— Es lässt sich übrigens erwarten, dass, da die Männer schon 
sehr sorgfältig im Wurfe der Toga waren , die Frauen noch 
weit mehr darauf bedacht gewesen sein mögen, auf die zier- 
lichste und vortheilhafteste Weise die Palla anzulegen. Man 
liess sie bald tiefer bald weniger tief herabfallen, zuweilen bis 
auf die Füsse, doch so, dass sie nicht schleppte, wie Böttiger 
richtig bemerkt. Dass es indessen zu viel behauptet ist, wenn 
er hinzusetzt: „Denn nur in dem einzigen Mittelpunkte der 
Eepräsentation, auf dem Theater, wurden Schleppkleider den 
Helden und Citharöden im Alterthume zugestanden." das habe 
ich schon früher zu OviD. Amor. III, 13, 24. gezeigt. Diese 
Stelle ist seitdem auch von 0. Müller, Etrusk. II, S. 46, in 
der alten, ganz unhaltbaren Weise erklärt worden, und ich 
nehme daher die von mir gegebene Erklärung wieder zu wei- 
terer Rechtfertigung auf. Der gelehrte Verfasser sagt, indem 
er von dem Juno-Cult zu Falerii (das sind bei Ovid die moe- 
nia Camillo victa, denn von Veji gab es damals nur noch 
Ruinen. Prof. IV, 10, 27 ff.) spricht: „Mit den jährlichen 
grossen Opfern war eine Pompa verbunden, die Feststrasse 
war mit Teppichen belegt." Zu letzterer Angabe wird auf 
OviD. Vs. 12. u. 24. und Dionys. I, 21. verwiesen. Allein bei 
DiONYSius steht von einem solchen Belegen des Weges gar 
nichts, und Ovids Worte können in keiner Weise so erklärt 
werden. Denn wenn es Vs. 13. heisst: 



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Die weibliche Kleidung. 187 

It per velataa annua pompa vias. 
so sind doch velatae viae wie bei Veeg. Aen. II, 249. u. Ovid. 
Trist. IV, 2, 3. mit Laub und Blumengewinden geschmückte 
Strassen. Die zweite Stelle aber Vs. 23 fg. 

Qua Ventura dea est, iuvenes timidaeque puellae 

Praeverrunt latas veste iacente vias, 
auf die es hauptsächlich ankommt, lässt nur die von mir ge- 
gebene Erklärung zu. Es sind die nachschleppenden Ge- 
wänder {vestis iacens) der Vorausgehenden, welche die Strasse 
gleichsam kehren. So sagt Stat^ Achill. I, 262. Si decet 
aurata Bacchum vestigia palla Verrere. — Dass vestis 
iacens auch bei dem Gehenden das auf den Boden auftreffende 
Gewand bedeuten könne, beweiset die eine Stelle Ovids hin- 
länglich: Amor. III, 1, 9. 

Venit et ingenti violenta Tragoedia passu; 

Fronte comae torva; palla tacebat humi. 
Es folgt aber daraus, dass es allerdings auch ausser dem 
Theater Fälle geben konnte, wo man die Palla wider die 
Gewohnheit zum Schleppkleide werden Hess. 

Wenn über diese verschiedenen Stücke der weiblichen 
Kleidung ihrer wesentlichen Beschaffenheit nach kein Zweifel 
obwaltet, so darf nicht übergangen werden, dass den darauf 
sich beziehenden Namen stola und palla von Anderen eine 
ganz entgegengesetzte Deutung gegeben worden ist. Es hat 
diess schon Kubens gethan und in der Hauptsache findet sich 
dieselbe Erklärung in O. Müllers Archäol. [v. Welcker S. 
496.] , wo die stola als die untere Tunica, die palla als eine 
Art Ober-Tunica angenommen wird, und an die Stelle der 
Palla nach der obigen Erklärung das amiculum tritt. — Es 
würde leicht sein, Kubens zu widerlegen, und zum Theil ist 
diess schon von Ferrarius in den Analectis geschehen ; aber 
gegen einen so gründlichen Gelehrten, als der Verfasser des 
Handbuchs der Archäolog. ist, wird es schwierig, auf eine 
Widerlegung einzugehen, wenn gar keine Belege , worauf die 
Annahme sich gründe , gegeben sind. Vermuthlich stützt sie 
sich auf die dunkle Stelle Varr. V, 131. s. S. 151. wo Varro 



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188 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

die palla unter den Kleidungsstücken nennt, qucte indutui sunt. 
Denn die Worte alterius generis item duo auf den amictus zu 
beziehen, wäre an sich höchst gezwungen und geht wegen in- 
tusium nicht an, da dieses entschieden ein indumcntum war, 
wie es denn auch die Glossarien durch yit&ivlaxjüg übei-setzen. 
— Diese Angabe Varro's aber streitet mit Allem, was ander- 
wärts von der palla gesagt wird und mit Varro selbst, der in 
einem Fragmente de vita pop. Rom. bei Non. XVI, 13. sagt: 
ut, dum supra terram essent^ ricinis luger ent; funere ipso ut 
pullis pallis amictae. Ohip zu viel Gewicht auf das Wort ami- 
ciri zu legen, da wenigstens Dichter häufig amictus und iiidu- 
tus verwechseln, sieht man doch schon daraus, dass an die 
Stelle des ricinus die palla trat, dass Letztere zum amictus ge- 
hörte. Ich gestehe diesen Widerspruch nicht hinreichend be- 
seitigen zu können ; allein dass die palla in der besten römi- 
sqjien Zeit und später hinaus ein Gewand war, das umgeworfen 
wurde, glaube ich schon oben gezeigt zu haben, und klar geht 
es hervor aus Appuleiüs, der die Weise des Umwurfs be- 
schreibt. Metam. XI. p. 758 Oud. palla nigerrima splendescens 
atro nitore, quae circumcirca remeans et sub dextrum latus ad 
humerum laevum recurrens umbonis vicem deiecta parte laciniae 
multiplici contabulatione dependula ad ultimas ora^ nodulisßm- 
briarum decoriter confluctuabat. — Quaqua tarnen insignis illius 
pallae perfluebat ambitus individuo nexu Corona totis ßoribus 
totisque constructa pomis adhaerebat. Der Wurf war also dem 
der Toga Ähnlich und so erscheint sie auch häufig auf Denk- 
mälern. Zuweilen ist der zuerst von der linken Schulter oder 
vom Kopfe nach vorn hangende Theil unter der rechten 
Schulter hinweg nach hinten geschlagen, wie an unsrer Statue 
der Livia. — Ich erinnere noch , dass eben die obere Tunica 
es ist , welche auf allen Denkmälern bis auf die Füsse herab- 
reicht, und dass also von der stola (als Unterkleid genommen) 
mit ihrer instita^ die doch das unterscheidende Kleid der römi- 
schen Matrone ist, gar nichts sichtbar sein würde-, dass Hora- 
ZENS Worte Sat. I, 2, 99. 

Ad tolos stola demissa et circumdata palla, 



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Die weibliche Kleidung. 189 

die Letztere durchaus nicht für ein indumentum können er- 
klären lassen ; dass amiculum ein allgemeinerer Ausdruck ist, 
der eben so von dem Mantel der Männer, als der Frauen ge- 
braucht wird, z. B. Petr. 11.; dass man sich nicht auf Plaut. 
eist. I, 1, 117. und Poen. I, 2, 136. berufen dürfe, da dort 
nicht einmal von römischer Kleidung die Rede ist, und durch 
das Wort amiculum nur das griechische liiatiov übersetzt wird ; 
dass ebensowenig Ovid. Met. XIV, 263. einen Beweis abgiebt 
(vgl. Odyss. V, 230.), und dass man aus Liv. XXVII, 4. re- 
ginae pallam pictam cum amiculo piirpureo. nicht im Mindesten 
schliessen kann, was die palla gewesen. Es würde also einer 
ganz neuen Begründung solcher Annahme bedürfen , um die 
von Ferrarius vertheidigte, und auch von Böttiger und 
Heindorp für richtig erkannte Erklärung aufzugeben. 

Letzterem kann ich indessen nicht beistimmen, wenn er^ 
zu Sat. I, 8, 23. Vidi egomet nigra succinctam vadere palla 
Canidiam. meint, palla sei dichterisch für tunica gebraucht. 
Canidia kömmt palla succincta legendis in sinum ossibus herhis- 
que nocentihus. 

[Einen scharfsinnigen Vertheidiger hat die MüUersche 
Ansicht an Hertzberg gefunden, welcher dieselbe in der 
mehrmals erwähnten Rec. d. Gall. N. 289. dahin modificirt, 
dass palla die obere Tunica der Frauen (ein faltenreiches zum 
Anziehen bestimmtes Oberkleid) gewesen sei, spezieller aber 
auch den kurzen üeberwurf bedeutet habe, den die Matronen 
bei öffentlichem Erscheinen über die Stola gegÄrtet hätten. 
So viel steht jedenfalls fest, dass die Beckersche Erklärung 
nicht mit allen Stellen der Alten zu vereinigen ist und dass 
man desshalb der palla einen weiteren Sinn zugestehen muss. 
Allerdings ist palla am wahrscheinlichsten als ein mantel- 
ähnliches Gewand in folgenden Stellen aufzufassen: Hör. 
Sat. I, 2, 99. 8. oben. Varro bei Non. s. oben. Appul. s. oben. 
SiDON. Apoll. XV, 13. Auch Isidor. XIX, 25. versteht es 
so: est guadrum pallium muliebris vestis deductum usque ad 
vestigia etc. Dagegen an anderen ist nur eine Tunica zu ver- 
stehen, so vor allen in der schwierigen Stelle des Varro L. L. 



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190 Zweiter Excars zar achteo Scene. 

V, 130. sodann Auct. ad Her. IV, 47. ut citharoedus — palla 
inaurafa indutus, cum chlamyde purpurea (wo palla die Tunica, 
chlamys den Mantel bezeichnet). Auch Liv. XX VH, 4. s. oben 
ist palla und amiculum nicht anders zu nehmen. Desgleichen 
OviD. Met XIV, 262 ff. 

Sublimis solio pallamque induta mtentem 
Insuper aurato circunwelahar amictu. 
Ebenso ist IV, 481 ff. 

Nee mora. Tmphone madefactam satiguine sumit 
Imporiuna facem^ fluidoque cruore rubentem 
InduUur pallam tortoque incingitur angue, 
palla eine Tunica, da sie mit der Schlange umgürtet wird, 
was bei einem Mantel nicht möglich wäre. Ein zweiter Wider- 
spruch ist, dass die palla bald als ein langes bald als ein kur- 
; zes Gewand bezeichnet wird; das erste geschieht Verö. Aen. 
XI, 576. pro longae tegmine pallae, Ovn>. Amor. HE, 13, 26. 

Et tegit aurcUos palla superha pedes. 
das zweite Mart. I, 93. 

Dimidiasque nates Oallica palla tegit. 
Diese verschiedenartige Form der Palla war auch die Ursache, 
dass einige Grammatiker dieselbe geradezu als ein Kleidungs- 
stück bezeichneten , welches zwischen Mantel und Tunica die 
Mitte halte, so erklärt Non. XIV, 7. tunicae pallium; des- 
gleichen Sen. zu Verg. Aen. I, 6. und Schol. Crüq. zu Hör. 
Sat. I, 2, 99. tunicopallium. Dieses ist auch das Wahrschein- 
lichste. Dife palla wäre somit eine weite obere Tunica von 
grösserer oder minderer Länge, welche wenn sie ungegürtet 
war mit einem Pallium Aehnlichkeit hatte, während sie ge- 
gürtet sich von der Stola gar nicht unterschied (Hertzberg 
vergleicht für das Gürten der Palla noch Sen. Troad. I, 91. 
cingat palia tunicas solutas). Im letzteren Falle konnte über 
sie auch noch ein Mantel umgehängt werden, im erstem Falle 
aber vertrat sie selbst die Stelle eines Mantels, und dieses 
mochte namentlich mit der kürzeren Palla oft geschehen, 
während die längere gewöhnlich umgürtet wurde , also nichts 
anderes war als eine Stola. — Dass dieses Gewand die Klei- 



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Die weib liehe Kleidung. 191 

düng der Citbaröden und Schauspieler war, ersehen wir aus 
der oben citirten Stelle ad Her., sowie aus Ovid. Amor. II, 
18, 15. III, 1, 12. SüBT. Cal. 54. — Buhlerinnen und adul- 
terii damnatae hatten nicht das Recht, die Palla oder Stola zu 
tragen, s. oben S. 64.] 

Zu diesen Kleidungsstücken kommt noch das ricinium^ 
eine Art Schleier [der aber soweit hinten hinabfallt, dass man 
denselben auch als kleines Mäntelchen bezeichnen konnte, 
namentlich wenn das obere Ende am Hinterkopf befestigt war. 
Durch diese doppelte Anwendung gleicht sich der Wider- 
spruch in folgenden Stellen einigermassen aus]. Fest. p. 277. 
Ricae et riculae vocantur parva ricinia ut palliola ad usum ca- 
pitis facta. Oranius quidem ait esse muliehre cingulum capitis 
quo pro vitta Flaminica redimiatur. Paul. p. 288. Rica est 
vesiimentum quadratum ßmbriatum, purpureum, quo Flaminicae 
pro palliolo utebantur. Lucil. fragm. p. 246 Bip. ridni aurati. 
Varro L. L. V, 132. Antiquissimis amictui ricinium, Id quod 
eo utebantur duplici^ ab eo quod dimidiam partem retrorsum 
iaciebant, ab reiiciendo ricinium dictum.] NoN. XIV, 33. Rici- 
nium quod nunc Mavortium didtur, palHolum femineum breve. 
[IsiDOR. XIX, 25. nennt den Schleier ricinium und Mavors, 
falschlich sogar stola, s. oben S. 186. Unbedingt als Mäntel- 
chen ist rica und ricinium zu nehmen Gell. VII (VI), 10. 
Caput rica velatus und bei den Mimen, welche als riciniati 
charakterisirt werden. Fest. p. 277 M. (Gegensatz zur comoe- 
dia togata und palliata). Serv. zu Verg. Aen. 1, 268. vergleicht 
ricinium sogar mit der Toga und Non. XIV, 15. nimmt es als 
sudarium. Der Gebrauch war aus dem Leben entwichen und 
desshalb hatten die Grammatiker keinen klaren Begriff davon.] 
Die Ausdrücke gehören der alten Zeit an [noch älter ist flam- 
meum^ s. II, S. 32.], aber die Sache, ein den Kopf bedeckender 
Schleier, blieb für alle Zeiten. [Man darf jedoch den römischen 
Schleier nicht verwechseln mit dem der Griechen und moder- 
nen Völker, denn die Römerinnen bedienten sich desselben 
nicht, wie die Genannten, zur Verhüllung des Gesichts, son- 
dern sie Hessen ihn nach hinten herabfallen, so dass das Ge- 



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192 Zweiter Excurs zur achten Sceue. 

sieht mehr oder weniger frei blieb. Darum braucht Eossbach, 
die röm. Ehe S. 279 ff. mit Recht lieber den Ausdruck Kopf- 
tuch. Es galt zwar bei den Römerinnen zu allen Zeiten für 
unschicklich, ohne Kopfbedeckung auszugehen (Val. Max. 
VI, 3, 10. (Sulpicius Gallus) uxorem dimsü, quod eam capite 
operto foris versatam cognoverai,)^ aber den Schleier trug man 
nur in der alten Zeit regelmässig (Plaut. Epid. II, 2, 30.) 
und die Mode führte statt dessen nach und nach Aufsätze, 
Hauben, Netze u. s. w. ein, s. unten. Der altherkömmliche 
Schleier wurde immer seltner und die antike Form {rica, riet- 
nium) beschränkte sich auf gewisse Fälle. Abgesehen von der 
Flaminica (welche aus religiösen Gründen die rica oder das 
flammeum tragen musste. Fest. p. 277. 289. Paul. p. 288. 
289. Gell. X, 15.) und von der Vestalin, deren Schleier 
suffibulum liiess (s. Becker -Marqüardt röm. Alterth. IV, 
S. 283), trugen die Frauen die rica ricinium oder flammeum 
nur bei feierlichen Gelegenheiten, nämlich als Bräute am 
Hochzeitstag (s. II, S. 32.) bei häuslichen Opfern (Varro 1 1. ^ 
V, 130.) und in der Trauer, so lange die Leiche noch über ' 
der Erde stand, (Varro bei Non. XIV, 33. XVI, 13. vergl. 
Cic. de leg. II, 23.). Jedenfalls ist es nicht diese» alte Kopf- • 
tuch mit welchem sich die kokette Sabina Poppaea drappirte, | 
Tac. Ann. XHI, 45. rarus in publicum egressus idque velata 
parte oris, ne satiaret aspectum vel quia sie decebat. Unter 
solchen Umständen darf es nicht befremden, dass auf den an- ■ 
tiken Bildwerken so selten Frauen mit den graziösen SchleierIl^,^^ 
vorkommen z. B. Pitturb d'Ercol. H, 33. Winckelmann's ^V 
Werke von Eiselein. IV, S. 367 ff. ' 

Das Fusswerk der Frauen war dem der Männer ähnlich, 
soleae und calcei, siehe oben. Nur waren diese zierlicher ge- 
arbeitet und reicher geschmückt, hatten auch meistens helle 
Farben, s. S. 168. 170. und H, S. 32. 

Endlich ist noch der Fächer und Sonnenschirme zu ge- 
denken. Die ersteren,/a6c//a genannt, dienten sowohl dazu 
um lästige Insekten zu verscheuchen (zu welchem Zwecke 



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Die weibliche Kleidung. 193 

speziell das muscarium gebraucht wurde, Mart. XIV, 71.) als 
um Kühlung zuzufächeln. Ter. Eun. III, 5, 47. 

Cape hoc flabelluiii et ventulum huic fdcfaeito dum lavawur. 
OviD. Amor. III, 2, 37 fg. 

Vis tarnen interea factles arcessere ventosy 
Q,uoft faciat nostra mota tahella )/ianu. 
( AI. faciant — flahella; vgl. Art. am. I, 161.) Sie waren vor- 
züglich aus Pfauenfedern (siehe Tbl. I, 8. 22G.) und andern 
leichten Stoffen, z. B. dünnen Holzjilatten sauber und kunst- 
reich gefertigt. Prof. II, 18, 59. 

Et modo pavonis caudae flahella superhL 
Claudian. in Eutrop. I. 108 fg. 

Et cum se rapido fessam proiecerat aestu, 

Patricius roseis pavonum Ventilat alis. 
Auch die Sonnenschirme, umbellaey werden öfters genannt. 
Mart. XIV, 28. Umhella. 

Accipe quae nimios vincant umhracula soles: 
Sit licet et ventus, te tua vela tegent. 
XI, 73, 6. 

Umbellam luscaCj Lygde^ feras dominae. 
luv. IX, 50. u. a. S. Casaub. zu Suet. Oct. 80. Burmann zu 
Anthol. Lat. II, p. 370 fg. Paciaudi, (Txia8oq)6()i^fza s. de um- 
bellae gestat. Rom. 1753. und Böttiger, Sab. 8. Scene.] 
Der Haarschmuck. 
[Hohen Werth legten die römischen Damen auf langes 
schönes Haar Polyb. IX, 6. und auf dessen Schmuck. Man 
lese darüber die beredte Lobrede des Appul. Met. H, p. 118 
Elm. welche mit den Worten schliesst: Ta7ita denique est 
capillamenti dignitas^ ut quamvis auro^ vestCy gemmis omnique 
cetero mundo exornata mulier incedat, tamen nisi capillum di- 
stinxerit, omata non possit videri. Siehe Isid. XIX, 23. a. E. 
Den Haarputz hat Böttiger, Sabina Sc. 2. ausführlich be- 
handelt, auch GuHL u. Koner das Leben der Griechen und 
Römer II, S, 239 ff. und am erschöpfendsten Krause, Plotina 
oder die Kostüme des Haupthaares bei den Völkern der alten 
Welt, Leipzig 1858, S. 148 — 178. Dort wird auch gesprochen 

Broker, (Jallus. 3. Aufl. II r. 13 



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194 Zweiter Excurs zur achten. Scene. 

über das künstliche Färben der Haare (vermittelst der seifen- 
artigen Pomade, spuma Batava und caustica^ s. oben Seite 
117. Cato bei Charis. 1. muliercs nostrne cinere capillum ungi- 
tabaniy ut rutilus esset crinis. Val. Max. II, 1, 5. Fest. p. 262. 
Rutilum i^fum signißcat, cuius coloris studiosae etiam antiquae 
mulieres fuerunt etc. Plin. h. n. XXVI, 1 5, 93. Tertüll. de 
cultu fem. 6. capillum croco vertere etc. Lücian. amor. 40. nl 
fiiv ya{) qiaQfiaxoig fgvOa/veiv (Svvafitvou^ — iiwg nioxdfjiovg — 
^av&cp fisraßaTitavaiv av&ei. Krause , Plotina S. 208 ff. Serv. 
zu Verg. Aen.IV, 698.) und über die falschen Haare (Tertüll. 
de cult. fem. 7.), vorzüglich die blonden Perücken, deren Haare 
vielfach aus Germanien kamen. Ovid. Amor. I, 14, 15 ff. 

Nunc tibi captivos mittet Germania crines, 
Culta triumphatae munere gentis eris. 
Mart. V, 68. Xn, 23. VI, 12. luv. VI, 120. 

Sed nigrum flava crinem abscondente galero. 
OviD. art. am. IH, 163 ff. 

Femina canitiem Germanis inficit herbis, 
Et melior vero quaerttur arte color; 

Femina procedit densissima crinibus emtis 
Proque suis alios efficit aere suos. 

Nee rubor est emisse palam. venire videmus 
Herculis ante oculos Virgineumque ckorum. 
Von den unendlich mannigfaltigen und zum Theil sehr ge-* 
schmacklosen und abentheuerlichen Frisuren geben die Statuen 
und Büsten in allen Museen ein anschauliches Bild ; ja es gab 
Büsten, denen man die marmornen Perrücken abnehmen und 
je nach der Mode durch andere ersetzen konnte. Mus. Pio 
Clem. vi, 57. Die verschiedenen Coiffüren, aus denen die 
Damen je nach der Kopf- und Gesichtsform wählen konnten, 
besingt Ovid. art. am. III, 135 ff. 

Nee genus omatus unum est, quod quamque deceUt 

Eligat et speculum consulat ante suum. 
Longa probat fades capitis discrimina puri, 

Sic erat omatis Laodamia comis etc. 



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Die weibliche Kl eidung. 195 

Sed neque ramosa numerabis in ilice glandes, 

Nee quot apes Hyble^ nee quot in Älpeferae; 
Nee mihi tot positus numero comprendere fas est: 
Adiicit omatus proxima quaeque dies, 
S. auch Appül. Met. 1. 1. Tertull. de cultu fem. 6 f. de virg. 
veland. 7. 12. Die einfachste und anmuthigste Frisur nament- 
lich für Mädchen war glatt gescheiteltes Haar {coma dividua) 
mit einem hinten am Nacken geschürzten Knoten (nodus), der 
modernen Sitte ziemlich ähnlich, Mus. Borb. IX, 34. Zahn, 
schönste Ornam. HI, 15. oder die Zöpfe wurden noch einmal 
nach vorn rings um den Kopf gelegt. Auch wurde der nodus 
über der Stirn oder in der Nähe des Scheitels geflochten, 
Appül. Met. IL p. 118 f. Elm. Über es enim erines — pau- 
lisper adfinem eonglobatos in summum verticem nodus asirin- 
xerat. Das andere Extrem bildete ein über der Stirn thronen- 
des Toup^, bogenförmig gebaut, ja sogar aus mehreren Etagen 
von Flechten bestehend und nach der Mitte zunehmend {sug- 
gestus), Stat. Silv. I, 2, 113ff. wo Venus das Haar der Stella 
geschmückt zu haben angiebt: 

— Comere, nee pingui erinem dedueere amomo 
Cessavit mea^ nate, manitsl mihi dulcis imago 
Prosiluit. Celsae procul aspiee frontis honores 
Suggestumque comae, 
luv. VI, 502 f. 

Tot premit ordinibus, tot adhue compagibus altum 
Aedifieat eaput. Andromaehen a fronte videbis, 
Tertullian. de cult. fem. 7. enormitates sutilium atque texti- 
lium eapillamentorum nune in galeri modum quasi vaginam 
capitis et operculum vertieis^ nune in cervicem retro suggestum. 
Nicht damit zu verwechseln ist der tutulus d. i. der durch ein 
Band zusammengehaltene thurmartige Knoten (ursprünglich 
nur bei der Flaminica, einer Meta ähnlich), siehe Fest. h. v. 
p. 355. Varro L. L. VII, 44. tutulus appellatur ab eo quod 
matres familias erines eonvoluios ad vertieem eapitis quos habent 
vitta velatosy dieebantur tutuli, sive ab eo quod id tuendi eausa 
capilli ßebaty sive ab eo quod altissimum in urbe quod est^ arx, 

13* 



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196 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

tutissimum vocatur. Serv. ad Verg* Aen. 11, 682. Tertüll. 
de pall. 4. Mus. Borb. XIII, 25. und sonst sehr häufig. Krause, 
S. 206 f. EoEPER, Varron. Eumen. rel. 11. Danzig 1861, S. 1 1. 
Andere trugen lange Locken um das Haupt (crines pe?iduh\ 
dependuli) oder kräuselten kleine Locken an dem vorderen 
Theil des Kopfes, während sie hinten künstliche Flechten an- 
wendeten. Die einfachste Anordnung der Haare bezeichneten 
die Römer mit den Ausdrücken crines culti^ pexi^ digestiv comti, 
pectine ßexi, ligati, in nodum vincti; viel künstlicher sind crines 
inflexi^ fastigiati, in cincinnos digesti, crispati, torti, intorti, cala-. 
mistro conversij vibrati ferro, in orbem structi^ in gradus digestiv 
siehe Krause, Plotina S. 151 flP. und 157 ff. folgt eine ganze 
Reihe weiblicher Haarkostüme nach den Ueberresten der. an- 
tiken Kunst. Zum Zusammenhalten und Befestigen der Haare 
brauchte man Bänder, vittae, taenia, fascia, fasciola, genannt 
capital, Varro L. L. V, 130. vorzüglich aber Nadeln {acus 
discriminalis bei Appul. Met. VIH. p. 543. oder crinalis^ 
IsiDOR. XIX, 31. acus sunt, quibus in feminis omandorum cri- 
nium compago retinetur ne laxius fluant et sparsos dissipent ca- 
pillos. Mart. XIV, 24. 

Tenuia ne madidi violent bombycina crines, 
Figat acus tortos sustineatque comcts. 
LuciL. fragm. p. 246. Bip. discerniculumque capillo,), deren 
sich viele erhalten haben und wie sie in einigen Gegenden 
Italiens noch jetzt gebraucht werden , um die Zöpfe darum zu 
winden, s. Müller, Rom u. s. w. I, S, 40 fg. Jahrb. d. Vereins 
von Alterthumsfr. im Rheinlande. Bonn. XV, S. 141.] Eine 
ähnliche Nadel, wie die Thl. I, S. 140. beschriebene, deren 
Figur aber nicht besonders gut gearbeitet zu sein scheint, ist 
in Pompeji gefunden worden, und im Mus. Borb. II. t. XIV. 
abgebildet. [Roux und Barr]6, Hercul. VI, 93. Andere sind 
in Berlin und anderwärts. Krause, Plotina S. 220 f.] Becchi 
hält sie für bestimmt, das Kleid zu heften; allein Böttiger 
hat den Gebrauch dieser Nadeln als Nestnadeln, wie es scheint, 
richtig erklärt. S. 149 ff. [Zur besonderen Zierde gereichten 
kostbare Aufsätze auf dem Vorderhaupt und anderer Schmuck , 



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Die weibliche Kleidung. 197 

TsiD. XIX, 31. Diadema est ornamentum capitis matronarum 
ex auro et gemmis contextum etc. Ebenso nimbus, ebendaselbst. 
Ovm. Amor. III, 13, 25. 

Virginei crines auro gemmaque premuntur. 
I, 2, 41. Plin. h. n. IX, 58, 117. Krause, Plotina S. 221 ff. 
Das Frisiren besorgten die ciniflones (Hör. Sat. I, 2, 98.) oder 
cinerarii mit ihren Brenneisisn {calamistrum^ Varro L. L. V, 
1?9.), Kämmen (pecten^ den unsrigen gleich wie die Ueber- 
reste in den Museen zeigen, Appul. Met. 11, S. 118. Elm. et 
pectinis arguti dente tenui discriminatus. Varro L. L. V, 129. 
LüCiAN. Amor. 44. Martial. XIV, 25. Pectines. 
Quidfaciet nullos hie inventura capillos 
Multifido buxus quae tibi dente datvr?) 
und Salben (s. S. 1 1 4 ff.), und die ornatrices (11, S. 138.), deren 
Amt freilich einen sehr weiten Umfang hatte. Macrob. II, 5. 
p. 347 Bip. lulia mature habere coeperat canos^ quos legere 
secrete solebat. subitus interventus patris aliquando oppressit 
ornatrices. Orelli Henzen 2878. 2933. 4715. 4443. 6285. 
a tutitUs omatrix. Ovid. Amor. I, 11, 1 f. 

Colligere incertos et in ordine ponere crines 
Doctaj neque ancillas inter habenda Nape. 

I, 8, 1 ff. 

Ponendis in mille modos perfecta capillis 
Comere sed solas digna^ Cypassi^ comas. 

II, 7, 23 ff. Tertull. de cult. fem. 7. structores capillaturae. 
Krause , Plotina S. 1 55 f. Güasco , delle ornatrici. Napol. 
1 775. Dass diese förmlich in die Lehre gegeben wurden, 
sehen wir aus Marcian Dig. XXXII, 1, 6r>, § 3.] Noch ist zu 
erwähnen, dass die Frauen nicht nur des Nachts, sondern der 
Bequemlichkeit wegen auch am Tage, zumal bei häuslichen 
Verrichtungen, [um das Haar zusammenzuhalten, ganz wie 
jetzt nach der neuesten Mode] ein Netz über den Kopf zogen, 
das die Haare umschloss, reticulum, [Varro L. L. V, 130. 
quod capillum contineret. NoN. XIV, 32. tegmen capitis mu- 
liebre. Isidor. XIX, 31.], xenQ^KfaXog, und selbst an Männern 
rügt luvEN. II, 96. diese weibische Sitte. S. darüber Böttig. 



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198 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

Sab. I, S. 143 fg. [und Krause, Plotina S. 232 ff.]. Solche 
Haarnetze waren häufig aus Goldfaden gestrickt, wie man auf 
antiken Gemälden sieht, z. B. Mus. Borb. IV. t. 49, VIII. t. 
4. 5. VI. t. 18. [XI, 2.] Daher auch bei Iuvenal reticulum 
auratum. [Davon verschieden sind die Hauben, aus dichterem 
Zeuch gefertigt , welche wie ein Sack am Hinterkopf herab- 
hingen. Eine solche Haube hiess mitra und mitella (Lucil. 
fragm. p. 246 Bip. aurea mitrn.\ calantica oder calvatica. 
Varro 1. 1. NoN. XIV, 2. und 37. v. capitia {capitum tegmina). 
Ulpian. Dig. XXXIV, 2, 23. § 2. capittüy zonae, mitrae, quae 
magis capitis tege^idi quam ornandi causa sunt comparata. Man 
machte sie aus verschiedenem Zeuch, sogar aus Blase, Mart. 
VIII, 33, 1 9. und von sehr verschiedener Form. Man findet 
sie auf Vasengemälden abgebildet, auch auf der Aldobrandi- 
nischen Hochzeit, Böttiger, Sabina I, S. 143 fg. und Aldo- 
brandinische Hochzeit S. 7 9 fg. Pauly, Realencyklop. H, S. 
54 fg. Charikles HI, S. 244 ff. Krause, Plotina S. 234 ff. — 
Ob unter caliendrum bei Hör. Sat. I, 8, 48. {altum Saganae 
cal.) mit Böttiger eine Perrücke zu verstehen ist oder ein 
Aufsatz oder eine Haube, ist unsicher. S. Schol. und die Er- 
klärer zu der Stelle. Während mehrere Kopfbedeckungen 
der häuslichen Bequemlichkeit dienten, brauchte man andere 
mehr zum Schmuck und bei dem Ausgehen zur Bewahrung 
des Anstandes s. oben S. 192 und Krause, Plot. S. 230 ff. — 
Auf einem Pompejanischen Wandgemälde (Zahn, schönste 
Ornam. III, 21.) erscheint Atalante in einem ganz modernen 
flachen Damenhut, mit Sturmband und oben mit Schleifen 
zum Aufhängen. 

Der Schmuck. 
Sehr reich und mannigfaltig war der weibliche Schmuck 
gewöhnlich aus Gold gefertigt und mit Perlen imd Edelsteinen 
verziert. Plin. h. n. IX, 15, 58. Lolliam Paulinam — vidi 
smaragdis margaritisque opertam, altemo textu fulgentibus^ toto 
capite, crinibus, spira, auribus, collo^ monilibusj digitisque, quae 
summa quadringenties HS colligebat. Tertull. de hab. mul. 9. 
saltus et insulas tenera cervix fert, graciies aurium cutes calen- 



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Die weibliche Kleidung. 199 

d avium expendunt (d. h. sie wiegen das ganze Capital- und 
Zinsbuch auf). Lucian. de domo 7. Am prachtvollsten waren 
die Halsbänder (rnonilid) und Halsketten (catellae), welche oft 
sogar bis zu der Brust herabreichten. Isidor. XIX, 13. Plin. 
h. n. XXXIII, 2, 12. Haheant feminae (aurum) in arwillis 
digitisque totis, collo, auribusy spiris; discurrant catenae circa 
latera et inserta margaritarum pondera e collo dominarum auro 
pendeanty ut in somno (?) quoqiie unionum conscientia adsit. 
Sen. Med. III, 572. auro textili monile fulgens etc. Paull. 
])ig. XXXIV, 2, 32, § 7. 9. ornamentum mamillarum ex cylin- 
dris triginta quatuor et tympaniis margaritis triginta quatuor. 
Die Perlen waren von höchstem Werth, Suet. Caes. 50. sexa- 
gies sestertio margaritam mercatus est, d. i. 6 Mill. Die Perlen- 
wuth der Gellia geisselt Mart. VIH, 81. — Die prachtvolle 
in Siebenbürgen gefundene Goldkette, an welcher eine Masse 
kleiner Instrumente zur Zierde herabhängen, veröffentlicht 
Arneth, die antiken Gold- und Silbermonumente in Wien, 
Taf. I.] In Pompeji fand man ein Halsgeschmeide aus einem 
Bande von feinem Goldgeflecht, woran 71 kleinen Ohrglocken 
gleichende Gehenke hängen. An den Enden der Kette glänzt 
eine Art Schloss, auf dessen beiden Theilen man einen Frosch 
sieht. An den Endspitzen, wo es zusammengehakt wurde, 
waren Rubinen eingesetzt, deren einer noch vorhanden ist. 
Es ist im Mus. Borb. abgebildet. II, 14. [S. auch XII, 44. 

Die Armbänder hiessen nrmillae (Paul. Diac. p. 25. 
h. V.), brachialia^ spinther (Fest. p. 333. h. v. Plaut. Men. 
III, 3, 4 ff.).] Sie scheinen in Form von Schlangen sehr üblich 
gewesen zu sein , und Hesychiüs sagt : ocpig th iQ^aovv ttsqi- 
ßgaxovtov. Auch in Pompeji sind mehrere der Art gefunden 
worden. Siehe Mus. Borb, a. a. O. und VII, t. 46. [XII, 44.] 
Die letzteren haben wirklich an der Stelle der Augen Kubinen, 
wie Thl. I, S. 140. gesagt ist. [S. Bartolin. de armillis vete- 
rum. Amstel. 1676. Gerhard und Panofka, Neapels antike 
Bildwerke I, S. 436 ff. Overbeck, Pompeji S. 432. Braun, 
über prächtige goldne Armbänder in Monum. Annali und 
Bullet, dell' inst, di corr. 1854, Seite 112. gewöhnlich mit 



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200 Zweiter Excurs zur achten Scene. 

Schlööschen zum Zusammenschnappen, wie bei uns. The 
ARCHAEOLOG. JOURNAL V. Londou 1848, S. 341 f. Vni, 1851, 
S. 35 ff. wo mehrere prächtige Schmuckgegenstände, Ketten, 
Bänder, Fibeln, Einge beschrieben werden, die man in einem 
silbernen Gefilss mit wunderschönem Griffe fand. 

In dem Ohre trugen die Damen theils eine grosse Perle, 
theils besonders dazu bestimmte Gehänge. Isidob. XIX, 31. 
Inaures ab aurium foraminihus nuncupatae, quihus pretiosa ge- 
nera lapidum dependuntur. Sen. de ben. VII, 9. video uniones^ 
non singula singulis auribus comparatos ^ iam enim exercitatae 
aures oneri ferendo sunt^ iunguntur inter se et insuper alii hinis 
superponuntur. Non satis muliehris insania viros suhiecerat^ nisi 
bina ac tema patrimonia auribus singulis pependissenL Plaut. 
Men. m, 3, 17 ff Hör. Sat.II, 3, 239 ff Paull. Dig. XXXIV, 
2, 32, § 8. inaures, in quibus duae margaritae elenchi et sma- 
ragdl duo. Selir zahlreich sind fibulae, Spangen, Broschen, 
deren auch die Männer bedurften, auf unsere Zeiten gekommen 
s. S. 183. Damit die Nadel nicht herausfallen möge, brachte 
man Vorsichtsmassregeln an, den modernen Schliesshaken 
oder Pfannen analog. Die Formen sind unendlich mannigfach, 
rund, viereckig, Thiergestalten u. s. w. Braun, in Monum. etc. 

8. oben 1854, S. 113. wo an einer Fibula 7 goldene Kettchen 
herabhängen. Houben, Denkmäler von Castra vetera. Taf. 

9. 23 (von Bronze). Eine grosse schwere goldene Fibel in 
Kreuzesform beschreibt Hahn, der Fund von Lengerich. Han- 
nover 1854, S. 34 f Eine andere massive goldene Fibel siehe 
THE archaeolog. JOURNAL (1845) London H. 1846, p. 46 f. 
Ebendaselbst ist eine bronzene mit der Inschrift erwähnt: 
Domino Marti, vivas. Utere. felix. Sehr schöne von Silber 
daselbst VI, 1849. p. 69 ff. andere VII, 1850, p. 409 ff. Isid. 
XIX, Sl.ßbulae sunt quibus pectus feminarum omatur vel pal- 
lium teneturj viris in humeris, ceu dngulum in lumbis. Das hohe 
Alter der fibulae ergiebt sich aus dem Gebrauch derselben von 
den Flamines Paul. Diac. v. infibulati p. 113 M. Mitunter 
werden dieselben als militärisches Ehrengeschenk erwähnt 



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Die weibliche Kleidung. 201 

(aber von Gold), Liv. XXVII, 19. XXXIX, 31. Ueber die 
Kinge ist bereits S. 175 fg. gesprochen worden. 

Alle diese Schmucksachen hiessen omamenta muliebria, 
welche Ulp. Dig. XXXIV, 2, 25, § 10. so erklärt: quibus 
mulier omatur, veluti inaures^ amnllae^ viriolae, anuli praeter 
signaforios et omnia quae ad aliam rem nidlam parantur, nisi 
corporis oimandi causa, quo ex numero etiam haec sunt: aururriy 
gemmae, lapilli. und § 10. noch vittae, mitrae, calantica, acus 
cum margarita, reticula. Im Gegensatz dazu steht der mundus 
muliehris, quo mulier mundior fit^ wie Paüll. a, a. O. erklärt ; 
nämlich specula (Toilettenspiegel, s, II, S. 306 fg. und Isid. 
XIX, 31.), matulae.j unguenta, vasa unguentaria etc. also lauter 
Toilettengeräthschaften , z. B. Kämme {pectines, s. oben) von 
Buchsbaum und Elfenbein, allerlei Instrumente zur Pflege der 
Nägel (BöTTiöER, Sab. 4. Sc), Schminkbüchsen (der Apparat 
der Kosmetik war überhaupt sehr reich), Ohrlöffel {auriscal- 
pium Mart. XIV, 23.), Etuis mit Salben und Oelen u. dergl. 
Von den Salben und Oelen ist bereits n, S.331 f. IH, S. 1 14ff. 
gesprochen worden. Im Mus. Borb. VII, 46. IX, 14. 15. 
Koux und Barr^ Herc. VI, 91 — 93. sind mehrere solche 
Sächelchen abgebildet. Die grösseren Kästchen mit Spie- 
geln (s. II, S. 307.) und anderen Geräthschaften, welche cistae 
mysticae genannt wurden, und welche meistens von Praeneste 
stammen, beschreibt Mt^LLER, Archaeol. v. Welcker S. 188 fg. 
Müllers Denkmäler der alten Kunst I, 5. T. 61. und 62. — 
Auch haben sich mehrere Darstellungen von Toilettenscenen 
erhalten (theils Vasengemälde, theils Wandmalereien, theils 
Sarkophagsculpturen), s. den Vortrag des als thätigen Reprä- 
sentanten der Archäologie in Belgien sehr verdienten Roülez 
(in Gent), notice sur un bas-relief fun^raire du mus^e d'Arezzo, 
repres. une sc^ne de toilette, im XIX. Band. d. m^moir. de 
l'acad. royale — de Belgique. Zahn, schönste Ornamente III, 
Taf. 15 (mit Damentoilette aus Herculanum.) 



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202 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

ANHANG. 



STOFF, FARBE, FERTIGUNG UND REINIGUNG DER KLKIDER. 

Unter den Stoffen, aus welchen die Kleider gefertigt 
wurden, kommt nur Wolle, Seide, Leinwand, Baumwolle in 
Betracht. Ulp. Dig. XXXIV, 2, 23, § 1. lanea, linea, serica^ 
homhycina. Am meisten brauchte man Wolle und zur Toga 
wurde höchst selten ein anderer Stoff genommen.] In Italien 
gewann man die geschätzteste in Apulien, namentlich um 
Tarent. Plin. VIII, 48. Lana autem laudatissima Apula et 
qtcae in Italia Graeci pecoris appellatur, alibi Italica. — Circa 
Tarentum Canusiumque summam nobilitatem hdbenU [Varro 
r. r. II, 1 f. CoLuM. Vn, 2, 4.] Mart. XIV, 155. 
Vellerihus primis Appulia, Parma secundis 
Nohilis : Altinum tertia laudat ovis. 
Von den ausländischen war die Milesische [Samische, Baeti- 
tische. Attische] und Lakonische berühmt und mehrere andere, 
worüber man Plinius nachsehe. [Mart. XII, 65, 5. XIV, 
156 ff. Yates, textrinum antiquorum. An account of the art 
of weawing among the ancients. London I. 1843. p. 12 — 124. 
Pauly , Kealencykl. IV, S. 753 ff. Ueber die Wolleneinfuhr 
in Italien — denn die einheimische reichte nicht aus — siehe 
HoECK, röm. Geschichte I, 2, S. 273 fg. Ein lanarius negotians 
wird genannt Orell. inscr. 4063.] Das Zeug war bald dichter 
und schwerer, bald dünner und leichter. Der ersteren Eigen- 
schaft wegen wird die Toga densa , pinguis (Suet. Aug. 82.), 
hirta (Quinct. Inst. XII, 10. p. 649. mit Burm. Anm. p. 1097.) 
genannt. Letztere ist nicht mit der pexa zu verwechseln, 
welche nur das neue, nicht abgetragene, oder das wolligere 
und weniger kurz geschorene Gewand bedeutet; daher ihr 
theils die trita (siehe Obbar. z. Hör. epist. I, 1, 95.), theils die 
rasa entgegengesetzt wird. Letztere diente, da sie leichter 
war. als Sommerkleid. Mart. II, 85. 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 203 

Vimine clusa levi niveae custodia coctae^ 
Hoc tibi Satumi tempore munus erit. 

Dona quod aestatis misi tibi mense Decembri^ 
Si quereris rasam tu mihi mitte togam. 
Nach Plinius VIII, 48, 74. wurde sie erst unter August ge- 
gebräuchlich. [In dem Museum zu Mainz befinden sich eine 
Menge daselbst ausgegrabener Fragmente und Proben von 
wollenen und halbwollenen Stoffen aus der Römerzeit, meist 
bräunlich an Farbe und verschieden gewebt, auch sogar ge- 
köpert, theils gröber theils feiner, theils dünner theils dichter. 
Mehrere haben eine überraschende Aehnlichkeit mit den mo- 
dernen Buckskins.] 

Seidene Stoffe wurden erst spät getragen, und in der 
Regel bedeuten auch dann noch serica nur halbseidene Zeuge, 
deren Aufzug Lein und nur der Schuss Seide war. Wenn da- 
her genauer gesprochen wird, so unterscheidet man subserica 
[halbseidne] und holoserica. [Isidor. XIX, 22. holoserica tota 
serica — tramoserica stamine lineoy trama ex serico. Auch 
Goldfaden hatte man als Schuss, Capit. Pert. 8. vestis sub 
tegmine serico aureis fiUs insignior^ Lampr. Sev. Alex. 40. 
Vestes sericas ipse raras habuit: holoserica^ nunquam induit, 
subsericam nunquam donavit. Wenn indessen derselbe vom 
Heliogabal c. 26. sagt: Primus Romanorum holoserica veste 
tusus fertur, quum iam subserica in usu essent. so kann diess 
höchstens von Männern gelten ; denn die holoserica stola mu- 
Herum wird schon von Varro bei Nonius XIV, 6. erwähnt. 
[Mart. IX, 37. 

Nee dentes aUter quum Serica nocte reponas,] 
Immer aber wurden solche Kleider, die einen Ungeheuern 
Preis hatten, als Sache der Verschwendung betrachtet. Dass 
auch zur Toga seidene Stoffe genommen wurden , sieht man 
aus QuiNCT. XII, 10,47. ne hirta toga sit, non serica, [Seidene 
Kleider wurden zuerst nur von Frauen getragen, wie wir auch 
aus Dio Cass. LXIII, 24. sehen: tovto da ro vq}a(TfMx, (sc. atjgh 
xov) x^^S ßagßdgov iat)v eQyov xa) tzuq' ixsivtov xaJ TtQog ijfiäg ig 
tQWfijv r(äv naw yvvam^v negitri^v ignsq}oittjXBv, und den Männern 



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204 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

war dieser Stoff sogar untersagt. Tac. Ann. II, 33. 7ie vestis 
serica viros foedaret. Vop. Tac. 10. Dio Cass. LH, 12. Allein 
das Gesetz wurde oft übertreten, z. B. von Caligula, Süet. 
Cal. 52. und später ganz vergessen. Solin. 50. Hoc illud est 
sericum in usum publicum damno severitatis admissum^ ut in quo 
ostentare potius corpora quam vestire primo feminis^ nunc eiiaw 
viris persuasit luxuriae Ubido.] — Eben des hoben Preises 
wegen [Vop. Aurel. 45. Ein Pfund Seide kostete ein Pfund 
Gold] wurden diese Zeuge überaus dünn und tiorartig gewebt, 
so dass die berüchtigten Coa (die indessen auch aus Byssus 
gefertigt werden mochten) von Sittenrichtern oft genug gerügt 
werden. S. Böttiger Sab. II, S. 115. und besonders Heind. 
zu Hör. Sat. I, 2, 101. Für ein solches Koisches Gewand muss 
das angesehen werden , was Venus auf einem Pompejanischen 
Gemälde, Mus. Borb. III. t. 36. und die angebliche Phryne, 
VIII. t. 5. tragen. Nicht viel dichter sieht man es VII. t. 20. 
Davon kann allerdings gelten was Horaz sagt: paene videre 
est ut nudam. [Sen. de ben. VII, 9. video sericas vestesy si vestes 
vocandae sunt, in quibus nihil est ^ quo defendi aut corpus aut 
denique pudor possit. quibtis sumptis mulier parum liquido 
nudam se non esse iurabit. Haec ingenti summa ab ignotis etiam 
ad commercium gentibus accersuntur , ut matronae nostrae ne 
adulteris quidem plus sui in cubiculo quam in publico ostendant.] 
Die seidenen Gewänder kamen selten als Gewebe nach 
Europa , sondern die rohe Seide wurde gewöhnlich erst hier 
verarbeitet. Die Hauptstellen darüber sind bei Aristot. H. 
A, V, 17 (19). 'Ex 08 fovtov tov fcaov xai tk ßofjißvxuc avaXvovai 
tow yvvcaxmv tiveg dvanT^vi^ofjiei^iu xanena vqjaivovcjt. llnoitij 8f 
Xtyetai vcpiivai iv Km Ifafjupfkov IJXartoo xHyattiQ. [Isid. XIX, 
27. Sericum dictum^ quia id Seres (die Chinesen nach Carl 
Ritter) primi miserunt. Vermiculi enim ibi nnsci perhibentur, 
a quibus haec circum arbores fila ducuntur. Vermes autem ipsi 
Graece ßofißvxeg nominantur. 22. Bombicina est a bombice ver- 
miculo , qui longissima ex se fila generat , quorum textura — 
conficiturque in insula Choo. [also bombicina sind europäische, 
serica asiatische Seidenstoffe] und Plin. VI, 17, 20. Seres la- 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 205 

nicio silvarum nohilesy perfasam aqua depectentes frondium cani- 
tiem: unde geminus feminis nostris labor, redordiendi fila rursum- 
que texendL Die Dunkelheit des Ausdrucks hat Manche ver- 
anlasst zu glauben, die bereits fertigen Gewänder seien wieder 
aufgelöset und nochmals gewebt worden [während doch das 
Abwickeln oder Abhaspeln der Cocons gemeint ist, siehe 
Plin. XI, 22, 26. Telas araneorum modo texunt ad vestem 
luxumque feminarum quae bomhycina appdlalur. Pmna eas 
redordiri rursumque texere invenit in Coo mulier Pamphile,] 
S. Schneid. Ind. ad Scriptt. r. r. p. 367. — In Rom scheinen 
wenigstens zu Martials Zeit die berühmtesten Webereien 
im Vicus Tuscus gewesen zu sein. Er sagt XI, 27, 11. 

Nee nisi prima velit de Tusco Serica vico. 
[Seidenhändler, sericarii negatiores^ kommen auf Inschriften 
vor, Orell. 1368. 4252. Die 2955. genannte sericaria ist 
aber eine Sklavin, welche wahrscheinlich die seidenen Kleider 
der Herrin unter ihrer Fürsorge hat. — lieber den Ursprung 
der Seide, ihre Fabrikation und verschiedenen Namen der 
Seidenstoffe u. s. w. s. Charikles III, S. 100 ff. Pauly, Real- 
encykl. I, S. 1145 fg. Yates, textrinum antiquor. I, S. 160 — 
250. Lassen, indische Alterthumskund III. Lenz, Zoologie 
der alten Griechen u. Römer. Gotha 1856, S. 602 ff. 

'^ So unentbehrlich die Leinwand im Hauswesen war (die 
linnenen Ueberzüge, plagae, werden von Non. XIV, 5. ge- 
nannt, linteolum caesicium XIV, 17. DiocL. Ed. XVIII, 16 ff. 
atvbovt^ xoitaQiai., häufig die mappae und mantelia, siehe den 
dritten Excurs z. neunten Scene, die Tücher zum Abtrocknen, 
s. S. 109 f., sudaria später gtax/aXrtc (facialia) Schweiss- oder 
Taschentücher, Catull. XII, 14. Diocl. ed. XVII, 59 ff. u. 
s. w.; auch gaiisape war ursprünglich linnen, ehe man dieses 
Zeug von Wolle fertigte, s. S. 156), so wenig brauchte man 
sie zur Kleidung. Daher geschieht der linnenen Stoffe nur 
selten Erwähnung, und zwar fast nur bei Frauen (niemals bei 
der Toga). Plin. h. n. XIX, 1. Varro tradit, in Serranorum 
familia gentilitium esse^ feminas linea veste non uti. Also 
müssen doch andere Frauen dergleichen getragen haben, was 



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206 Zweitor Excurs zur achten Scene. Anhang. 

auch durch andere Stellen bestätigt wird, z. B. wenn Pest. 
und Paul. p. 310 fg. M. supparus ein vestimentum puellare 
lineum nennen, womit Non. XIV, 20. im wesentlichen über- 
einstimmt. Appül. Met. II, p. 117 Elm. Tpsa (Fotis) linea 
tunica mundule amicta. Ferner erwähnt Isidor. XIX, 25. noch 
das amiculum als meretricum pallium lineum und das anabola- 
dium als amictorium lineum feminarum, Linnene Gewänder 
der Männer kommen erst in später Zeit vor (denn die legio 
Unteafa hat ihren Namen nicht etwa von der Bekleidung er- 
halten, siehe Paul. Diac. p. 115 M. Liv. X, 38. und dass die 
Isispriester linnene Kleider trugen, linigera turha Ovid. art. 
am. I, 77. Suet. Oct. 12. hatte einen besonderen Grund), als 
die feinen linnenen Stoffe ein besonderer Luxusartikel gewor- 
den waren, und zwar sagt Lampr, Sev. Alex. 40. Boni Untea- 
minis appetitor fuit et quidem puriy dicens: si linea idcirco sunt, 
ut nihil asperum haheant, quid opus est purpura f in linea autem 
aurum mitti etiam dementiam iudicabat, cum asperitati adde-^ 
retur rigor. — Von so feiner Leinwand war das Gewand, 
welches die aufwartenden hochaüfgeschürzten jungen Sklaven 
trugen. Suet. Cal. linteo succinctos, Sen. de brev. vit. 12. 
quam diligenter exoletorum suorum tunicas sucdngant. Hbind. 
zu Hör. Sat. II, 8. 10. puer alte dnctus. Böttiger, Sab. II, 
S. 45. In der späteren Zeit gab es nämlich Leinwand w)n 
hohem Werth, sowohl ihrer Feinheit als auch der hineinge- 
webten Verzierungen halber. Lucan. III, 239. 

Fluxa coloratis adstringunt carbnsus gemmis. 
Verg. Aen. Vm, 34.) Zur Zeit des Plinius (XIX, 1.) kam 
die beste Leinwand aus Sätabis in Hispania Tarraconensis, 
wo der Flachs carbasus hiess (Serv. zu Verg. Aen. III, 357), 
welcher Name dann auf die feinste Leinwand übergetragen 
wurde. Catull. XII, 14. 

Nam sudaria Saetabe ex Hibera 

Miserunt mihi muneri Fabullus etc. 

Non. XIV, 28. Als zweite Sorte nennt Plin. die Eetorinische 

und Faventinische in Oberitalien (ausgezeichnet durch tenuitas 

summa densitas candor). Halb so theuer war die dritte Sorte, 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 207 

die Aliana (zwischen dem Po und Ticinus), die stets unge- 
bleicht (crudum) in den Handel kam. Viel zahlreicher waren 
später die Abstufungen , von denen Diocl. ed. XVII f. ein 
anschauliches Bild giebt. Hier kommen bei jedem Artikel 
nicht weniger als 21 Sorten vor, nämlich 1) gestempelte Lein- 
wand in drei Qualitäten, deren jede fünf Sorten hat, die sich 
immer wiederholen, nämlich von Skythopolis bei Damaskus, 
Tarsus, Byblus, Laodikea, Tarsus und dieser gleich die von 
Alexandria (Spart. Saturn. 8.) ; 2) ungestempelte Leinwand, 
abermals in drei Qualitäten ; 3) ordinäres Fabrikat zum Ge- 
brauch der Sklaven, gleichfalls in drei Qualitäten. Siehe das 
Nähere bei Mommsen, zu dem Edict S. 60 flF. 67 f. Daselbst 
sind auch die kaiserlichen Leinewebereien erwähnt, linyphium 
Viennense (Gallien), Ravennatium u. s. w. Not. diön. occ. c. 
X, Cod. Theod. X, 20, 8. An mehreren Stellen scheint aber 
linum statt Baumwolle, hyssvLS^ zu stehen und ebenso umge- 
kehrt, da beide StoflPe eine grosse Aehnlichkeit hatten, z. B. 
IsiDOR. XIX, 22. byssina Candida confecta ex quodam genere 
Uni grossioris: Sunt et qui genus quoddam Uni byssum esse exi- 
stiment, 27. 25. wird anaboladium Uneum genannt und gesagt 
quod Graeci et Latini sindonem vocant. AusoN. eph. parecb. 2 
Unteam da sindonem. An andern Stellen wird mit aindon aber, 
auch BaumwoUenstoflP bezeichnet. Siehe noch Plin. XIX, 1 ff. 
PoLL. Vir, 76. 72. Die ganze Frage über Byssus wird sorg- 
fältig erörtert in Charikles III, S. 185 ff. Pauly, Realencykl. 
I, S. 1208 fg. Es ist jedoch noch nicht fest ausgemacht, ob, 
wie zeith^r allgemein angenommen wurde, Byssus unserer 
Baumwolle entspreche und namentlich hat Yates, Textrin. 
S. 267 — 280. behauptet, dass Byssus nur Leinwand sei. Siehe 
noch Ritter, die geograph. Verbreitung der Baumwolle, in 
Abhandl. der Berliner Akademie 1851. und Lassen, indische 
Alterthumskunde III, S. 23 ff. Die andere Literatur findet 
sich Charikles a. a. O. Die Weber linnener Stoffe hiessen Un- 
teones oder später Unyphi^ Plaut. Aul. III, 5, 38. s. Forcell. 
thes. und die Verkäufer derselben Untearü, Orelli Henzen 
8. 4215. 6991. Ulp. Dig. XIV, 3, 5, § 4. quibus vestiarü vel 



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208 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

lintearii dant vestem circum/erendam et distrahendam, Verg-I. 
Cic. Verr. V, 56. Pauly, Realencyklop. IV, S. 1097. Man 
fertigte auch Stoffe aus Wolle und Linnen, linostemaj Isidor. 
XIX, 22. 

Hieran knüpft sich die Frage, von welcher Farbe die 
Stoffe getragen wurden. Vgl. Mönch, de vest. color. praeeip. 
ap. vet. Eisleben 1843. Die ursprünglich allein übliche Farbe 
war die weisse, welche wenigstens bei der Toga die einzig er- 
laubte blieb, s. S. 1 49 f. Denn das die Armen, Freigelassenen 
und Sklaven dunkelfarbige Kleider trugen, geschah nur aus 
Oekonomie, da diese weniger schmuzten. Diese dunkelen 
Stoffe, deren sich zu Mainz viele gefunden haben, s. oben, fusci 
colores Mart. I, 97. XIV, 127. canusinae fuscae. vergl. 129. 
waren theils dunkel von Natur (wenn die Wolle die natürliche 
Farbe der dunkeln Schafe behielt, z. B. die bätische, Mart. 
I, 97. XIV, 157 fg. lanae PoUentinae. 133. me mea tinxit ovh. 
NoN. XVI, 13. pullus color est^ quem nunc Hispanum vel nati- 
vum didmus. Ulp. Dig. XXXII, 1, 70. pr. avtoqwdg. § 12. 
naturaliter nigrum. theils dunkelgeförbt (color anthracinus, 
NoN. XVI, 14.). Von den ersteren StoflFen werden die Armen 
pullata turba und ähnlich genannt. Quinct. VI, 4, 6. 11, 12, 
10. Plin. ep. VII, 17. SuET. Oct. 40. 44. Während der Trauer 
oder im Anklagestand trugen jedoch auch die Vornehmen 
dunkele Kleider (daher toga pulla^ sordida), siehe S. 154. und 
Excurs zur zwölften Scene. Erst seit dem Untergang der 
republikanischen Sitte wurden auch von Männern farbige 
Kleider getragen, namentlich lacemae, s. S. 157 f. und si/7i' 
thesisy s. S. 159.] Zugleich hatten die Factionen des Circus 
auf die Wahl der Farbe Einfluss. 

Was die Frauen betrifft, so trugen dieselben wenigstens 
im ersten Jahrhundert häufig bunte Gewänder, und ich zweifle 
sehr, dass man diess mit Böttiger, Sab. II, S. 91. 109. nur 
auf „Mädchen und Frauen leichterer Art" beschränken dürfe. 
[Sen. nat. qu. VII, 31. colores meretriciosj matrofiis quidtm non 
induendos, inri sumimus. und Lucian de domo 7. beweisen 
nichts weiter, als dass die leichtfertigen Frauen am gewöhn - 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 209 

liebsten auffallende Farben trugen. S. auch Cbarikles III, 
S. 194 ff.] Auf den Gemälden aus Pompeji und Herculanum 
findet man auch in den edelsten Darstellungen weit weniger 
weisse als bunte, namentlich himmelblaue und veilchenblaue 
Gewänder. S. Zahn, Ornam. t. 19. Mus. Borb. III. t. 5. 6. 
imd an der edlen Figur VIII. t. 34. ist tunica und palla 
himmelblau mit goldenen Sternen übersäet. Das sind aller- 
dings keine Portraits römischer Matronen, allein es scheint 
doch daraus der Geschmack der Zeit erkannt werden zu 
können, und auch des Trimalchio Frau, Fortunata, trägt bei 
Petr. 67. eine tunica cerasina. Vgl. Dig. XXXIV, 2, 32. 
Labeo testamento suo Neratiae uxon suae nominatim legavit 
vestem^ mundum muliehrem omnemy ornamentaque muliehria 
omniaj lanarriy linunij purpuram, versicoloria, facta infectaque 
omnia. ebend. §, 7. Titia mundum muliehrem Septiciae legavit ; 
ea putabat sihi legata et omamenta et monilia — et vestem tarn 
eoloriam quam versicoloriam-. und wie oft werden nicht bei 
den ersten Matronen pallae purpureae genannt. Manche Ma- 
tronen mögen bei der weissen Farbe geblieben sein , und bei 
gewissen Gelegenheiten mag ein buntes Kleid nicht schicklich 
gewesen sein; allein allgemein darf es gewiss nicht ange- 
nommen werden, und auf die Zeit, in welche Sabina gesetzt 
wird, passt es entschieden nicht. [S. Ovid. Art. am. III, 169 ff. 
185 ff. 

Quot nova terra parit flores, cum vere tepenti 
Vitis agit gemmas pigraque cedit hiems, 

Lana tot aut plures sucos bibit. elige certos,^ 
Solche bunte Gewänder waren nicht nur einfarbig, wie pur- 
pureae^ coccineacj ameth^sti7iae, Mart. I, 97. XIV, 154., tan- 
thinae, prasinae, [oder nach Blumen bezeichnet Violen-, Malven- 
(molochinus), Caltha-, Crocus- (auch luteus, Ovn>. Art. am. III, 
179 fg. Plin. XXI, 8. s. n, S. 32.) und Hyacinttenfarbig, 
NoN. XVI, 12. 2. 4. 11. IsiDOR. XIX., eisenfarbig, /errw^me««, 
NoN. XVI, 7. IsiDOR. 1. 1. Plaut. Mil. IV, 4, 43., meerfarbig, 
cumatilisy Non. XVI, 1., grünlich, galbinus^ luv. II, 97. und 
EüPBRTi zu d. St. Mart. ITT, 85. I, 97. Forcbll. v. galba- 

Bbokbr, Gallus. 3. Aufl. III. \ 4 



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210 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

num.] ; sondern man hatte wenigsten» zu Plinius Zeit selbst 
gleichsam buntgedruckte Kleider^ die ganz auf ähnliche Weise 
hergestellt worden zu sein scheinen, wie bei uns, wo durch 
einen ätzenden Vordruck die bedruckten Stellen dieselbe 
Farbe anzunehmen verhindert werden, als das übrige Tuch. 
Plinius ist selbst voll Verwunderung darüber: XXXV, 11, 42. 
Pingnnt et vestes in Aegypto inter pauca mirabÜi genere, Candida 
vela postquam attrivere illinentes non coloribusi sed cÖtorem 
sorbentibus medicamentis. Hoc cum fecere^ non apparet in velis, 
sed in cortinam pigmenti ferventis mersa poet momeräum extra- 
huntur picta, Mirumque^ cum sit unus in cortina colos, ex iUo 
aliud atque alius fit in veste acdpientis medicamenti qualitate 
mutatus, [Ein gemustertes Kleid war auch wohl die vestis 
impluviata bei Plaut, Epid. 11, 2, 40, Non. XVI, 3. color 
quasi fumato stillicidio impletus. Dagegen vestis undulata^ 
Plin, h. n. Vm, 48, 74. Varro bei Non. II, 926. war wohl 
unser changeant oder moir^ (Charikles, IL S. 353.). Ovid. 
Art. am. DI, 177 fg. 

Hie undas imitatur^ habet quoque nomen ab undisy 

Cre.diderim Nymphas hac ego veste tegi,] 
Wenn auch von eigentlichem Drucke nicht die Rede sein kann, 
so ist doch nicht zu verkennen, dass diese Kleider etwas Kattun- 
ähnliches gewesen sein mögen. Jedenfalls waren es versico- 
loria. [Diese versicoloria entstanden auch durch Weben und 
Sticken. Solche meint luv. II, 97. Caerulea indutus scutula. 
indem scutulae oblonge in das Zeug eingewebte oder einge- 
stickte Figuren sind. Böttiöer, kl. Schriften IH, S. 38. 
IsiDOR. XIX, 22. Laculata (vestis) est^ qtiae lacus quadratos 
qüosdam cum pictura habet intextos aut additos acu, — PoUmita 
muliicoioris ; polimitus enim textus multorum oolorum est, Äcu 
picta vestis acu textilis aut acu omata. Eadem et Phrygia, 
Huius enim artis periti Phrygii omnes dicuntur etc. Auf solche 
Arbeit bezieht sich Lücan. X, 141 flF. 

Candida Sidonio perlucent pectora filo, 

Quod Nilotis acus compressum pectine Serum 

Solvit et extenso laxavit stamina velo. 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 211 

Streifen oder Bordüren, welche in die Kleider eingewebt; oder 
an denselben angenäht wurden, hiessen paragaudae^ Cod. XI, 
8. 2. Nemo vir aurata^ haheat aut in tunicis aut in lineis pa- 
ragaudas, und 1. Auratas ac sericas paragaudas auro intextas 
viriles — prokibemus. Ja man pflegte die ganzen Kleider von 
diesem Schmucke so zu nennen, Lyd. de mag. II, 13. Treb. 
Claud. 17. Vop. Äurel. 15. lineae paragaudae, 46. Vor. 
Prob. 4. — Die goldgestickten vestes plumatae sind bereits 
besprochen worden, s. II, S. 289 ff. Vergl. noch Stat. Theb. I, 
262. aurata palla. Heyne zu Verg. Aen. I, 648. 

Es bleibt noch übrig, von den Purpurgewändern als einem 
Hauptgegenstand des alten Luxus zu reden, wo W. A. Schmidt 
in seiner gründlichen Schrift: Forschungen auf dem Gebiet des 
Alterthums. Berlin 1842, I, S. 96—212 (über Purpurfärberei 
und Purpurhandel), welche die früheren Arbeiten von Amatiüs, 
de restitutione purpurarum. Caesen. 1784- EosA, delle porpore 
e delle materie vestiarie. Modena 1786. u. A. ganz überflüssig 
gemacht hat, als zuverlässiger Führer dient. lieber den Pur- 
pur der Alten, Auszug aus dem polytecbn. Journal in der 
Zeitschr. Ausland 1860, Nr. 44, Die leuchtende Scharlach- 
farbe, coccum^ von einem der Cochenille verwandten Insekt 
herrührend (nicht vegetabilisch, s. Plin. h. n. IX, 41. XVI, 8. 
wie IsiDOR. XIX, 22. 28. erklärt vermiculus ex dlvestnbus 
frondibus)j ist mit Purpur nicht zu verwechseln und wurde 
von den Alten auch genau von demselben geschieden, z. B. 
SüET. Ner. 30. Mart. V, 23. 

Non nisi vel cocco madiday vel murice tincta 
Veste nites. 
QuiNCT. XI, 1, 31. Ulp. Dig. XXXIJ, J, 70, §. 13. Furpupae 
appellatione omnis generis purpuram contineri puto, sed coccum 
non continebitur. Mart. XIV, 131. lacemae coccineae. Bei 
der Purpurfarbe aber {conchilium im weiteren Sinne und os- 
trum^ IsiDOR. XIX, 28.) ist zu trennen der Saft der eigent- 
lichen Purpurschnecke {purpura, pelagia, auob poenicum ge- 
nannt, Varro L. L. V, 113. quod a Poenis primum dicitur 
allata (purpura, noQqwQo) von dem der Trompetenschuecke 

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212 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

{buccinum, murex, x//^vf), obwohl purpura im weitem Sinne 
auch das zweite mit umfasst, sowie umgekehrt murex und 
buccinum im w. S. oft für Purpur steht. Plin. IX, 36, 61. 
vom Standpunkt des Naturforschers trennt beide ConchyKen 
sorgfältig, auch Paul. v. trachali p. 367 M., während techno- 
logisch und merkantilisch eine häufige Verwechslung gefun- 
den wird, da beide Farben oft vermischt wurden, Plik. TX, 
36, 62. Buccinum per se damnatur^ quoniam fucum remiitit, 
Pelagio admodum alligatur. — Ita permixtis viribus aüerum 
altera excitatur aut adstringitur. So z. B. fahrt Ulp. 1. 1. fort: 
bucinum et ianthinum continebitur (nämlich im Begriff der pur- 
pura). NoN. XVI, 9. Mart. Xm, 87. Die beiden Grund- 
farben des Purpurs roth und schwärzlich (Plin. IX, 36, 62. 
rubens color nigrante deterior.) wurden durch den Erfindungs- 
geist der Färber so mannigfaltig vermischt, dass es endlich 
dreizehn verschiedene Purpurfarben gab. Schmidt unter- 
scheidet bei dem eigentlichen Purpur im engeren Sinne den 
reinen von dem verdünnten. Der erstere hiess in späterer 
Zeit blatta (Salmas. zu Vopisc. Aurel. 46. Sidon. Apoll. 
carm. ü, 48. Lyd. de mens. I, 19.) und zerfiel in zwei 
Gattungen, den tyrischen und amethjstinischen , Plin. IX, 
38, 62. SüET. Ner. 32., von denen der kostbare tyrische, 
welcher der theuerste war, denn das Pfund Wolle kostete 
1000 Denare, Plin. IX, 38, 63. seinen herrlichen dunkel- 
farbigen Glanz nur durch doppeltes Eintauchen erhielt, dißcupog 
und bis tinctus, Plin. 1. 1. Mart. IV, 4. quod bis murice vellus 
inquinaium. Horat. epod. 12, 21. iteratae lanae. vgl. 2, 16. 
OviD. Art. am. DI, 170. quae bis Tyrio murice lana rubes, 
Stat. Silv. in, 2, 139 fg. Lyd. de mag. 11, 13. Auch heisst 
es murex bis coctus, repetitus u. s. w. Schmidt, S. 128. Der 
violette Amethystpurpur (auch genannt ianthinum j viola- 
ceum, Mart. I, 97.) bildete an Werth die zweite Gattung, 
denn das Pfund Wolle kostete nur 100 Denare, Plin. IX, 38, 
63. Der verdünnte Purpur dagegen (ius temperatur aqua etc.) 
Liess conchylia^ darum Plin. IX, 39. conchyliata vestisy auch 
Sübt. Caes. 43. u. Cic. Phil. IE, 27. conchyliata peristromata. 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Eeinigung d. Kleider. 213 

Von den mannigfaltigen Mischungen und Verdünnungen han- 
delt Plin. 1. 1. und XXI, 8, 22. nachdem er von dem coceum 
gesprochen: Aliura (colorem animadverto) in amethystOy qui a 
Viola et ipse in purpureum, quemodmodum ianthinum appellavi- 
mus, Genera enim tractamus in species multas sese spargentia, 
Tertiua est, qui propie conchylii inthlligitur, multis modis: unus 
in keliotropio et in aliquo ex his saturatior, alius in malva ad 
purpuram inclinansj alius in viola serotina, conchyliorum vege- 
tissimus, Paria nunc componuntur et natura atque luxuria 
depugnant — Unangenehm war übrigens der Geruch der 
Purpurgewänder, namentlich der dibapha. Mart. I, 50, 32. 
olidae veste murice. IV, 4. IX , 63. — HauptstoflFe für den 
Purpur waren Wolle und Seide, welche nicht als Gewebe, 
sondern allemal roh geßlrbt wurden, Baumwolle wurde nie in 
Purpur gefärbt und Linnen sehr selten, Plin. h. n. XIX, 1, 5. 
Schmidt, S. 151 ff. Purpurfärber (die berühmtesten waren 
in Aegypten und Phönizien) und Purpurhändler hiessen pur- 
purarii, Orelli Henzen 4271 fg. 5176. 7271. negotiator artis 
purpurariae. 4250. Schmidt, S. 164 ff. Besondere Spinner 
und Weber der Purpurwolle gab es nicht, da die Purpurwolle 
wie jede andere gesponnen und gewebt wurde. 

Die Anwendung des Purpurs an der Toga der Magistra- 
ten, sowie an der Tunica der Senatoren und Ritter ist S. 149. 
153. erwähnt worden. Die Privatleute trugen zwar auch 
solche Verbrämungen, allein ursprünglich nur von einer ge- 
ringen vielfach verfälschten Sorte und darauf bezieht sich 
Cic. p. Sest. 8. (Piso) vestitur asper e nostra hac purpura ple- 
heia ac paene fusca, wo Ferratiüs (s. Cic. Ausg. v. Halm. 
S. 118 fg.) wunderbarer Weise die fusca als violacea erklärt, 
indem er diese für die niedrigste Sorte hält, während sie doch 
zu dem ächten Purpur blatta gehörte, s. oben. Die fusca und 
plebeia ist wie die iislaiva des Cato bei Plut. Cat. min. 6. die 
Kleidung des gewöhnlichen Mannes, die sich für einen Consul 
nicht passt. Die Verzierung mit tyrischem Purpur und sog. 
violaceum kam nur den Magistraten zu und galt bei anderen 
Männern für unschicklich und unbürgerlich. Desshalb machte 



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214 Zweiter Ex.curB zur achten Scene. Anhang. 

man dem Cälius einen Vorwurf daraus, dass er die ächten 
Piirpursorten trug, Cic. p. Cael. 30. si purpurae genus etc. 
Mit dem immer mehr einreissenden Luxus wurde dieser Unter- 
schied nicht mehr beobachtet und die Männer trugen nun sehr 
oft auch den besten Purpur imd zwar sogar Kleider, welche 
ganz von diesem Stoffe waren. Bei den Frauen scheint früher 
nie ein Unterschied zwischen den Purpurarten gemacht wor- 
den zu sein. Val. Max. II, 1, 5. indulgentibus maritis et auro 
ahundanti et mulla purpura usae sunt. Cäsar aber erliess ein 
allgemeines beschränkendes Verbot. Suet. Caes. 43. Lectica- 
rum usum, item conchyliatae vestis et margaritarum nisi certis 
personis et aetatibus perque certos dies ademit, welches August 
wiederholte, Dio Cass. XLIX, 16. rt}v te ia&fjta itjv aXovgy^ 
fAtjdtva äXkov c|oD tMV ßuvXsvrcjv wv iv raig aQ^aig ovtaav ivdv€' 
üOm ivitksvGEv, i^drj yoLQ rtveg xai rdiv rv^ovronv «vtJ biq^vio. Da 
aXtyvQyrig soviel als holoverus heisst, d. i. ganz purpurn, ächt- 
purpurn, IsiDOR. XIX, 22., so war der Gebrauch der purpur- 
besetzten Kleider nicht verboten. Nero modificirte dieses 
Verbot dahin, dass er Kleider von dem ächten Purpur (blatta) 
untersagte, Suet. Ner. 32. et quum interdixisset usum amethy- 
stini ac Tyrii coloris. Auch Frauen unterlagen im Uebertre- 
tungsfalle hoher Strafe, und die Kaufleute durften nicht mit 
den genannten Waaren handeln. Bald aber hörte dieser 
Unterschied wieder auf, Lampr. Sev. Alex. 40. Purpurae 
clarissimae fion ad usum suum , sed ad matronarum si quae aut 
possent aut vellentj certe ad vendendum gravissimus exactor fuit, 
Vop. Aurel. 46. ut blatteas tunicas matronae haberent, 29. Ver- 
boten blieb nur der Gebrauch der Purpurtoga und der Purpur- 
mäntel, welche ausschliessliche Auszeichnung des Regenten 
waren. Lactant. IV, 7. sicut nunc Romanis indumentum pur- 
purae insigne est regiae dignitatis adsumtae. Kein, röm. Crim. 
Eecht S. 534. Die späteren Verbote erstrecken sich daneben 
wieder auf die vorzüglichsten Arten (blatta), welche unter dem 
Namen murex sacer oder adorandus begriffen wurden und aus 
besonderen kaiserlichen Fabriken hervorgingen; die geringe- 
ren Sorten blieben immer erlaubt und waren dem Privat- 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 215 

handel überlassen. Cod. XI, 8, 3 flP. Cod. Theod. X, 21,3. 
X, 20, 18. und Gothofr. zu d. St. Schmidt, S. 172—212.] 

Was die Fertigung dieser Kleider anlangt, so ist die ge- 
wöhnliche Annahme, dass sie so gut als fertig vom Webe- 
stuhle kamen und also ohne sutura waren. S. Schneider 
Ind. ad Scr. K. K. s. v. tela. Beckmann, Beitr. z. Gesch. der 
Erf. IV, S. 39. Böttiger, Furienm. S. 36. Sab. II, S. 106. 
[Diess bedarf aber grosser Einschränkung]. Von der Toga 
würden es schon die Worte Qüinctilians widerlegen, wenn 
es auch sonst nicht unstatthaft erschiene; von der Pänula ist 
es noch weniger möglich, und wer eine Tunica sieht wie Mus. 
BoRB. n. t. 4. und anderwärts, wo der obere Theil aus zwei 
pannis besteht, die erst zusammengeheftet werden müssen, 
um Brust und Kücken zu bedecken , der wird sich auch nicht 
leicht überzeugen, das ein solches Kleid so fertig gewebt wor- 
den sei. Man fehlt darin, dass man, was zum Theile geschah, 
als allgemeinen Gebrauch nimmt. Die Stücken mochten für 
jedes einzeliie Kleid besonders gewebt werden, aber völlig zu 
Kleidern wurden sie erst durch die Hand der vestiani [wel- 
chen Titel aber auch Garderobenaufseher, (testam. Dasum. 
49.) und Kleiderhändler führen, s. unten], vestifici, paenularii 
[sarcinatricesy vestispicae u. a.], deren Namen in den Sklaven- 
listen oft vorkommen. [Das Spinnen und Weben war Sache 
der Sklavinnen, welche dieser Arbeit ursprünglich im Atrium 
unter den Augen und unter Mitwirkung der Herrin oblagen, 
8. H, S, 6. 203. Später nahmen die Hausfrauen selten An- 
theil, CoLUM. XII. praef. 9. nunc vero cum pleraeque sie luxu 
et inertia diffluant^ ut ne lanificii quidem curam suscipere dig- 
.nentur. und wenn es geschah, so gedachte man derselben mit 
besonderem Lobe, Orell. inscr. 4639. lanißca, pia^ pudica. 
486Q. modestia prohitate pudicitia ohsequio lanificio — par si- 
milisqtie ceteris prohis feminis, AusoN. parent. II, 3 fg. XVI, 
.3 fg. In den Häusern der Grossen war ein besonderes Zimmer, 
iextrmuin oder textrina, wo die Sklavinnen unter Aufsicht der 
lanipendia (auch lanipens serva und lanipendus) ihre Arbeit 
verrichteten. Pompon. Dig. XXIV, 1, 32, pr. § 1. und wo 



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216 Zweiter Exciirs zur achten Scene. Anhang. 

die Stühle der textores und textrices rauschten. Alpen. 
Dig. XXXn, 1, 61. Cai. XV, 1, 27 pr. Ueber die Arbeit 
selbst s. die lehrreiche Stelle bei Sen. ep. 90. dum vult de- 
scribere primum, quemadmodum alia torqueantur fila, alia ex 
molli soluioque ducantur^ deinde quemedmodum tela suspensiv 
ponderibus rectum s tarnen extendat, quemadmodum subtemen 
insertum, quod duritiam utrimque comprimentis tramae remol- 
Uat, spatha coire cogantur et iungij textricum quoque artem a 
sapientibus dixi inventam, oblitus postea repertum hoc subtilius 
ge?iusy in quo 

Tela iugo iuncta estj stamen secemit arundo. 
Inseritur medium radiis subtemen acutis, 
Quod lato feriunt insecti pectine dentis. 
luv. IX, 28 ff. IsiDOR. XIX, 29. S. Pauly, Eealencykl. IV, 
S. 754 fg. Yates, textrinum antiquorum, s. oben. 

Weniger bemittelte Personen, die die Kleider nicht in 
ihrem Hause fertigen lassen konnten, kauften dieselben in 
Kleidermagazinen. Eine solche Industrie trieb sogar der 
Grammatiker J. Eemmius Palemon, Suet. gramm. 23. quum 
et officinas promercalium vestium exerceret. Negotiatores vestia- 
rii kommen mehrfach vor, Orelli Henzen 4729. {neg, saga- 
rius 4.251. neg.paenularius 72bd). Dig. XXX VIII, 1,45. Sie 
liiessen auch vestiarii schlechtweg, Dig. XIV, 3, 5 § 4. und 
mit allerlei Attributen versehen , theils nach der Art der zu 
verkaufenden Kleider, s. Orelli Henzen 7285. tenuiarius^ 
4297. tenuiar. molochinarius, 4296. centonarius theils nach dem 
Ort des Ladens 4294 f. 7286. 5004. 5683. — Schneider in 
unserem Sinne hatte die klassische Zeit wenig, wahrschein- 
lich nur für Arme, sartor u. sarcinator^ Plaut. Aul. III, 5, 41. 
Serv. zu Verg. Aen. XII, 13. Lücil. bei Non. II, 818. I, 24. 
Sacrinatorem esse summum, suere centonem optume. Paull. 
Dig. XL VII, 2, 82. fullo vel sarcinator, qui polienda et sarcien- 
da vestimenta accepit u. sarcinatrix^ Varro b. Non. I, 276. Gai. 
Dig. XV, 1, 27. MoMMSEN, inscr. Neap. 6906. 6390. Orelli 
Henzen 645. 5372. 7274 f. In der späteren Zeit waren sie 
wohl häufiger, so erscheint unter den operariis in Dioclet. 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 217 

ed. Vn, 42 ff. bracariusj Verfertiger der Oberkleider, der für 
excisurk u. ornatura bezahlt wird, während der sarcinator die 
feineren Leibgewänder nähte, s. Mommsen zu d. St. S. 71 f. 
Plaut. Aul s. S. 181. zählt eine Eeihe von Geweben auf, 
die für die Garderobe sorgen. Dass man auch Kleider miethen 
konnte, um sich bei Festlichkeiten damit zu putzen, sehen wir 
aus Juv. VI, 352. 

üt spectet ludos, conducit Ogulnia vestem cett. 
sowie man überhaupt Tafelservice, Tischzeug, Bedienung 
u. s. w. miethete. Aüct. ad. Her. IV, 51. vasa, vestimenta^ 
puerij aedes — conlmodantur, Wüstemann zu Theoer. id. 

n, 74.] 

Von einer Wäsche der Kleider im eigenen Hause wussten 
die Römer nichts, und die Damen hatten es weit bequemer als 
die Königstochter Nausikaa. Die ganze Kleidung wurde, wenn 
sie unrein war, dem fuUo übergeben, dessen Geschäft es war, 
neben der Appretur der neu vom Webstuhle gekommenen 
Zeuge das Waschen der getragenen Kleider zu besorgen, 
lavare, interpolare; daher sie ein bedeutendes collegium aus- 
machten. Fabretti Inscr. p. 278. [Orell. 4056. 3291. 
4091. DiocL. ed. vn, 54 ff. bestimmt für den lavator den Ar- 
beitslohn für Appretur und Wäsche je nach der Beschaffenheit 
der einzelnen Stücke.] — In einer besondern Abhandlung hat 
von ihnen gehandelt Schoettgbn, Antiquitates fuUoniae. 
Traj. ad Khen. 1727. Ausserdem Beckmann, Beitr. IV, S. 35 ff. 
[KüDORFF, in Ztschr. £ gesch. Kechtswiss. Berl. 1850, XV, 
S. 248 ff. u. Mommsen das. S. 328 ff.] — Lehrreicher als alle 
Stellen, in denen der FuUonen Erwähnung geschieht, sind die 
in Pompeji 1827 ausgegrabenen Ueberreste einer fullonia, 
deren Wände mit Malereien verziert waren, welche sich auf 
das Geschäft der Fullonen beziehen. Sie sind mitgetheilt im 
Mus. BoRB. IV. t. 49. 50. zum Theil auch bei Gell, Pom- 
peiana. N. F. II. t. 51 [0 verbeck, Pompeji S. 266 ff.]. 

Auf dem einen dieser Gemälde sieht man unterhalb in 
einer Linie in vier Nischen (wie sie sich zu gleichem Behufe 
in dem Gebäude finden) drei Knaben und einen Erwachseneren 



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218 Zweiter Excurs zur achten Scene. Anhang. 

in Kübeln stehen, um die darin befindlichen Kleider durch 
Treten mit den Füssen {alteimis pedihus) zu reinigen. I>a, 
wie schon gesagt worden, die Alten den Gebrauch eigentlicher 
Seife nicht kannten, so musste ein anderes, die Stelle des 
Laugensalzes vertretendes Alkali genommen werden, mit wel- 
chem der in den unreinen Kleidern enthaltene fettige Schmuz 
sich verband und dadurch auflösbar wurde. Ein solches war 
das Nitrum, das häufig gebraucht wurde, und von dem Plinius 
XXXI, 10. handelt. Aber das wohlfeilste Mittel war der 
Urin , der daher auch am häufigsten angewendet wurde, wie 
diess hinlänglich bekannt ist. In dem damit vermischten 
Wasser wurden die Kleider mit den Füssen gestampft. Diess 
geschieht eben von dem älteren Menschen , während die klei- 
neren Knaben aus ihren Kübeln Gewänder in die Höhe ziehen. 
Darüber in einem zweiten Felde sieht man das weitere Ver- 
fahren. An einer Stange, welche an Stricken hängt, ist eine 
weisse Tunica ausgespannt, welche einer der FuUonen mit einer 
Karde oder Bürste, die viel Aehnlichkeit mit einer Pferde- 
striegel hat , bearbeitet , um sie wieder zu rauhen und ihr den 
Strich zu geben. Rechts bringt ein zweiter ein rundes Gestell, 
ähnlich einem weit gegatterten Hühnerkorbe, das über ihm 
hängt, so dass er den Kopf durch das Gatter steckt. In der 
Linken trägt er ein Henkelgefass. Es kann nicht zweifelhaft 
sein, wozu dieser Apparat bestimmt war. Die weissen Ge- 
wänder wurden nach dem Waschen geschwefelt, und so diente 
das Gestell, das Gewand darüber zu spannen, während dar- 
unter die Schwefeldämpfe entwickelt wurden. Ob diess in 
dem Gefasse, das der Arbeiter trägt, geschah, oder ob darin 
Wasser enthalten war, mit dem man das Kleid vor dem Schwe- 
feln übersprudelte, muss dahingestellt bleiben. — Links sitzt 
eine wohlgekleidete, ältliche Frau, die ein Stück Zeug zu 
prüfen scheint, welches eine junge Arbeiterin ihr bringt. Das 
goldene Haarnetz, welches sie trägt, das Halsband und die 
Armbänder mit zwei grünen Steinen, beweisen, dass sie eine 
der bedeutenderen Personen in der Fullonia ist. — Merk- 
würdig ist es, dass der das Gestell tragende junge Mann einen 



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Stoff, Farbe, Fertigung u. Reinigung d. Kleider. 219 

Olivenkranz trägt und über ihm auf dem Gestelle eine Eule 
sitzt. Man mag diess immerhin auf Minerva beziehen. 

Auf einer zweiten Wand bemerkt man unterhalb einen 
jungen Mann in grüner Tunica ein Gewand oder Stück Zeug 
einer Frau übergeben, welche ein grünes Untergewand dar- 
über ein gelbes mit rothen geschlängelten Streifen trägt. Eechts 
sitzt eine zweite weibliche Figur in weisser Tunica, welche 
eine Karde oder ein ähnliches Instrument zu reinigen scheint. 
Darüber hängen auf zwei Stangen mehrere Stücken Zeug. 

In dem darüber befindlichen Felde endlich steht eine 
grosse zweischraubige Presse, um den Kleidern die letzte 
Appretur zu geben. Dadurch widerlegt sich am besten, was 
Beckmann S. 36. beiiauptet, dass die Alten den Gebrauch der 
Pressen bei der Appretur der Kleider nicht gekannt hätten. 
Auf diese Weise wurden die sämmtlichen Gewänder zuge- 
richtet, nur dass natürlich die farbigen in mancher Hinsicht 
anders behandelt werden mussten, vgl. Plin. XXXV, 17., 
und kamen so mit neuem Glänze an die Besitzer zurück. 
Freilich hatte das einmal gewaschene Kleid nicht mehr den 
früheren Werth. Daher sagt der Dispensator des Trimalchio 
bei Pbtr. 30. Vestimenta mea accubitoria perdidit, quae mihi 
natali meo cliens quidam donaverat, Tyria si7ie dubio sed iam 
semel Iota, wo Bürmann anführt : Lampr. Heliog. 26. Lintea- 
men lotum nunquam attigit, mendicos dicejis qui linteis lotis ute- 
rentur. So gilt auch bei Mart. X, 11. Iota terque quaterque 
toga für ein schlechtes Geschenk. [Suet. Ner. 30. nullam 
vestem bis induit,] 



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EXCUBSE ZUR NEXrXTEN SCENE. 



DAS GASTMAHL. 



ERSTER EXCURS. 



DIE MAHLZEITEN. 

Nirgends tritt der Kontrast zwischen der einfachen Gre- 
nügsamkeit der früheren, und dem raffinirtesten, zur unsin- 
nigen Verschwendung führenden Luxus der späteren Zeit 
auffallender hervor als bei der Tafel, deren schwelgerische 
Zurüstung zuletzt nicht blos darauf bedacht war, durch die 
leckerste Bereitung der Speisen den Gaumen zu kitzeln , son- 
dern geflissentlich darauf ausging, die seltensten und darum 
nur zu unmässigen Preisen zu erlangenden Dinge, ganz abge- 
sehen von ihrer Schmackhaftigkeit in Schüsseln aufzuhäufen, 
die eben nur durch die Summen, welche sie kosteten, der Tafel 
Glanz verliehen. Dazu kömmt, dass es dem römischen Friand 
oder Gourmand im vollsten Sinne des Worts nicht nur darum 
zu thun war, lecker, sondern auch möglichst viel zu essen, und 
er sich die Kapacität dazu durch die unnatürlichsten Mittel zu 
verschaffen suchte; denn der goldene Spruch: Ilfaut manger 
pour vivre et non pas vivre pour manger, den Moli^res Harpa- 
gon komisch verdrehte, war dort ganz eigentlich umgekehrt. 
Bei der Wichtigkeit, welche daher allem auf die Tafel Be- 
züglichen beigelegt wurde, fehlte es natürlich auch nicht an 
Materialien für die Schilderung der Sitte, und es gefallen sich 



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X 



Die Mahlzeiten. 221 

nicht nur manche Schriftsteller darin, häufig auf dieses Kapitel 
zurückzukommen, sondern einige haben uns auch sehr detaillirte 
Beschreibungen grosser Gastmähler hinterlassen. Daher ist 
denn auch der Gregenstand schon mehrfach bald gelegentlich, 
bald in besonderen Abhandlungen bearbeitet worden. Die 
ausführlichsten Schriften darüber sind Stuckii Antiquitates 
convivales, Ciacconiüs u. Ursinus, de triclinio, Bülengerus, 
de conviviis [u. A. bei Fabric. bibliogr. p. 871 ff.]. Auf sie 
wird indessen hier wenig Eücksicht genommen werden , da sie 
sämmtlich mehr ein Konglomerat zahlreicher, allenthalben 
zusammengeraffter Stellen bieten als eine gründliche Unter- 
suchung und lichtvolle Darstellung , übrigens viele Irrthümer 
enthalten, wie Graevius in der Vorrede zu Thes. t. XII. an 
dem letzten Buche nachgewiesen hat. Dazu kommen: Meier- 
otto, über Sitten und Lebensart der Böm. (mehr eine Anek- 
dotensammlung.) WtJsTEMANN zu Pal. d. Sc. Aber die beste 
Zusammenstellung des hierher Gehörigen hat Baehr in Gren- 
zers Abriss der röm. Antiq. S. 407 ff. geliefert, wo indessen 
dem Plane des ganzen Buchs gemäss nur kurze Andeutungen 
gegeben und Fragen angeregt werden. [Weber, über den alt- 
röm. Tafelluxus, im Morgenblatt 1843, N. 249—255. 262— 
267. Die Schrift von Fagot, die Gastronomie oder die Clas- 
siker der Tafel, Paris 1844, worin Mazois eine Abh. über die 
Küche und Tafel der Eömer mitgetheilt haben soll, ist mir 
nur aus Wüstemann, Kec. d. Gall. S. 138. bekannt.] — Wir 
handeln hier zunächst von den Mahlzeiten zu verschiedenen 
Zeiten des Tages und lassen über die Einrichtung des Tricli- 
nium, über die Geräthschaften und über den Wein besondere 
Excurse folgen. 

Vor Allem ist es nöthig, die älteste Zeit von der späteren 
gänzlich zu unterscheiden. Nach den Zeugnissen der Schrift- 
steller war die allgemeine Speise in frühester Zeit ein Brei, 
puls aus Dinkel , far, ador. Varro L. L. V, 105. 108. De 
victu antiquissima puls. Plin. XVIQ, 8, 19. Primus antiquis 
Latio cibus magno argumento in adoreae donisy sicuti diximus, 
Pulte autem, non pane viansse longo tempore Romanos mani- 



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222 Erster Ezcurs zur neunten Scene. 

festum, quoniam inde et pulmentaria hodieque dicuntur, — Et 
hodie Sacra prisca atque natalium pulte fritilla confieiunJtur. 
Vgl. Val. Max. II, 5, 5. Daher sagt auch Iüvenajl, indem er 
die alte Einfachheit schildert XIV, 170. 

— sed magnis fratrihus horum 
A scrobe vel sulco redeuntibus altera cena 
Amplior et grandes fumabant pultibus ollae, 
Sie scheint auch noch in später Zeit ein auf der einfachen Tafel 
gewöhnliches Gericht gewesen zu sein. Mart. V, 78, 9. pul" 
tem niveam premena botellus, besonders ein Hauptnahrungs- 
mittel des gemeinen Mannes, worauf sich wohl bezieht, was 
Mabt. XIII, 8. mit dem Lemma Far sagt: 

Imbue plebeias Clusinia pultibus alias. 
Aus dieser Stelle wird sich indessen nicht folgern lassen, 
dass die puls auch etruskisches Nationalgericht gewesen sei. 
(O. MtJLLER, Etrusk. I, S. 234.). Die puls heisst nur Clusina, 
weil vor allen andern das far Clusinum^ der beste und weisseste 
Dinkel, dazu genommen wurde. Uebrigens ist es allerdings 
wohl wahrscheinlich, dass diese Speise in einem grösseren 
Theile Italiens üblich gewesen ist. [S. Haüthal zu Pers. 
S. 183 ff.] — Daneben mochten auch wohl grüne Gemüse, 
olera, und Hülsenfrüchte, legumina, häufig, seltener Fleisch 
gegessen werden. [Lucil. fragm. p. 243 Bip. führt pidmenta- 
ria, int^buSf asparagi, fici^ uvae, cepe^ thallae^ ius menarum^ 
caseus, allia, puls^ adipata, lapathus an — sicherlich Speisen 
der alten Zeit.] 

Indessen mochten die Opfer selbst, wie in Etrurien, und 
die öffentlichen Gastmähler, cenae populäres, Plaut. Trin. II, 
4, 69. [Plaut, meint nach Bergk eine Opfermahlzeit, ur- 
sprünglich einfach aus Brod, Fleisch und Wein bestehend und 
auf öffentliche Kosten veranstaltet. Allmählich verbesserte 
man diese Mahle pickenickartig und namentlich mochten die 
Clienten ihren Patron bewirthen , wie Philto sagt ; 
Adposita cena ßit, populärem quam vocant 
Si Uli congestae sint epulae a clu^ntibus,] 
allmählich Veranlassung zu besseren Mahlzeiten werden, und 



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Die Mahlzeiten. 223 

die Bekanntschaft mit fremder Sitte konnte nicht ohne Ein- 
fluss bleiben. Dieser äusserte sich hauptsächlich nach den 
Kriegen in Asien 563. In früherer Zeit hatte man im eigenen 
Hause keinen Koch; er würde keine Beschäftigung gefunden 
haben. Für besondere Fälle wurde einer gemiethet. Plin. 
XVIII, 11, 28. Nee coquos vero kabeant in servitüs eosque ex 
macello condxicehanL und so finden wir es bei Plautüs fast 
durchgängig. Dagegen sagt Liviüs in der schon mehr er- 
wähnten Stelle XXXIX, 6. von dem aus Asien eingeschlepp- 
ten Luxus unter andern auch: epulae quoque ipsae et cura et 
sumtu maiore apparari coeptae: tum coquus^ vilissimum antiquis 
mancipium et aestimatione et usu in pretio esse et quod ministe- 
rium fuerat, ars haben coep'a. Auch einen Bäcker hatte man 
bis zum Jahre 580 weder im Hause, noch gab es Leute, die 
ein Gewerbe davon machten. Plin. a. a. O. Pialores Romae 
non fuere ad Persicum usque bellum ^ annis ab Urbe condita 
super DLXXX, Ipsi panem faciebant Quiritesy mulierumque 
id opus erat, sicut etiam nunc in plurimis gentium, [und auf dem 
Lande war das Backen auch später noch Geschäft der Frauen 
und Sklavinnen, Ulp. Dig. XXXIII, 7, 12, § 5. vgl. Sen. 
ep. 90.] Ja es konnte sogar ein Vers in Plaut. Aul. H, 9, 4. 
wo der artoptes erwähnt wird , für unächt gehalten werden, 
bis AteiuB Capito [Plin. 1. 1.] lehrte : coquos tum panem lautio- 
ribus coquere solitos, pistoresque tantum eosj qui far pisebanf, 
nominatos. Varro bei Non. II, 643. Nee pistoris nomen erat, 
nisi eius qui ruri far pinsebat [also so viel als Müller, Paüly, 
Kealenc. V, S. 1651. Neben den pistores werden die coqui 
oft genannt, z. E. Sen. ep. 123, 1. Letztere spielten natürlich 
eine Hauptrolle und kamen sogar in das Speisezimmer selbst, 
mit ihren kleinen transportablen Wärmeapparaten. Sen. ep. 
78, 23. quia non circa cenationem eius tumultus coquorum est 
ipsos cum obsoniis focos tr ans/er entium. vgl. 114, 26.] Schon 
zu Varro's Zeit hingegen wurden geschickte pistores mit Un- 
geheuern Preisen bezahlt, wie man aus dem Fragmente seiner 
Satire Ttegl fdsafÄdroav sieht, b<d Gell. XV, 19. Si, quantum 
operae sumsisti, ut tuus pistor bonum faceret panem, eius duo- 



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224 Erster Excurs zur neunten Scene. 

decimam phüosophiae dedisses^ ipse bonits iampridem esses /ac- 
tus» Nunc illum qui norunt^ volunt emere millibus centum; te 
qui novit, nemo centussis. 

Bei alledem scheint jedoch schon zu Plautus Zeit die Koch- 
kunst und der Sinn für leckere Speisen in Eom ziemliche Fort- 
schritte gemacht zu haben, wie man aus Aul. II, 9. Capt. IV, 
2. Mil. m, 1. Cure. 11, 3. Menaechm. I, 1. Pers. I, 3. sieht; 
denn dass diese Stellen in römischem Sinne geschrieben sind, 
ist ausser Zweifel, und es könnte sonst selbst die Lüsternheit 
der Parasiten nichts Komisches gehabt haben. 

Wenn hingegen von der späteren Zeit die Rede ist, so 
muss man zuvörderst die verschiedenen Mahlzeiten, die zu 
verschiedenen Stunden des Tags genommen wurden, unter- 
scheiden, und es kommen daher die Ausdrücke: ientaculunif 
prandium oder nierenda, coena, verperna zur Erklärung. [Dio 
Cass. LXV, 4. axQftriaaaO'ai — aQiat/jaai — bemvov — (ABta- 
öogma. Plüt. Symp. VIII, 6. Suet. Vit. 13. ientacula^ pran- 
dtüj cenae, commissationes.] 

lentaculum, auch iantaculuniy hiess die erste am frühen 
Morgen genossene Speise, [vor Alters silatunif quia ieiuni vi- 
num sili conditum ante ineridiem absorbebant Paul. p. 346 M.] 
IsiDOR. XX, 2. 10. lentaculum est primus cibus^ quo ieiunium 
solvituvy unde et nuncupatum. Nigidius: Nos ipsi ieiunia ian- 
taculis levibus solvimus. Die Fragen, zu welcher Stunde es 
genommen worden sei, worin es bestanden habe und ob es 
allgemein für jedes Alter in Gebrauch gewesen, lassen sich 
schwer beantworten, da der Sache nur selten und gelegentlich 
Erwähnung geschieht. Salm, zu Vopisc. Tac. 11. p. 615. 
nimmt als gewöhnliche Zeit die dritte oder vierte Stunde an. 
Es ist indessen kaum wahrscheinlich, dass so allgemein eine 
Zeit festgesetzt gewesen sei, sondern es richtete sich wohl 
jederzeit nach dem Bedürfnisse, und wer früher aufstand nahm 
wohl auch das lentaculum früher als der, welcher bis zum 
hellen Tage schlief. Daher wurde es denn auch nicht immer 
vor dem Ausgange aus dem Hause genommen, sondern wenn 
man das Bedürfniss fühlte, auch selbst unterweges, wie Sau- 



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Die Mahlzeiten. 225 

MAiSE nachgewiesen hat. Daraus lässt sich nun auch schon 
folgern, worin es bestanden haben möge. Es war in der Regel 
Brod, das man mit Salz oder irgend etwas Anderem würzte, 
und zu dem man auch wohl getrocknete Weintrauben, Oliven, 
Käse und dergleichen ass. Vopiscüs sagt von Tacitus c. 11. 
Panem nisi siccum nunquam comedit eundemque sale atque aliis 
rebus conditum , was Saumaise mit Recht auf das ientaculum 
bezieht. So spricht auch Seneca von seiner Frugalität ep. 83. 
Panis deinde siccus et sine mensa prandium, post quod non sunt 
lavandae manus, wo panis keinesweges vom prandium zu ver- 
stehen ist. Andere genossen dazu Milch, Eier, auch Mulsum. 
Lampr. Sev. Alex. 30. Egressus halneas (früh) multwn lactis 
et panis sumebatj ova^ deinde mulsum ^ atque his refectus ali- 
quando prandium inihat ^ aliquando cibum usque ad cenam diffe- 
rebat ; prandit tamen saepius. — Daraus scheint sich schon zu 
ergeben, dass man den Genuss des ientaculum nicht auf Kinder 
und schwächliche Personen zu beschränken habe, ohne aus 
Plutarch, Eustathius und Didymus Schlüsse für die rö- 
mische Sitte zu ziehen. Die Stellen , auf welche man sich 
beruft, Mart. XIV, 223. Ädipata. 

Surgitel iam vendit pueris ientacula pistor, 
Cristataeque sonant undique lucis aves, 
und Plaut. Truc. II, 7, 38. huius pater pueri illic est: usque 
ad ientaculum iussit ali. berechtigen zu einer solchen Folge- 
rung nicht; denn bei Marti al sieht man schon aus dem 
Lemma, das ein besonderes Gebäck gemeint ist, welches den 
pueris zum Frühstücke diente. Noch weniger liegt in Plautus 
Worten -ein Beweis; denn alere ad ientaculum bedeutet: so weit 
erziehen, bis das Kind nicht mehr mit puls (vgl. Act. V, Vs. 
14.) gefüttert wird, sondern das gewöhnliche ientaculum mit 
Anderen theilen kann. Dagegen fragt Vitellius Suet. 7. die 
ihm begegnenden Soldaten: iamne ientassent? und Martial 
sagt zum Cäcilianus, der schon in der fünften Stunde zum 
Prandium kam, VIII, 67. 

Mane veni potius ; nam cur te quinta moreturf 
Ut ientes, sero, Caeciliane, venis, 

Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 15 



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226 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Vgl. auch Appül. Met. I. p. 60 Oud. Man darf also wohl an- 
nehmen, dass im Allgemeinen ein solches Frühstück solvendo 
ieiunio genossen wurde, wenn auch Manche es unterliessen, wie 
wiederum andere des Prandium sich enthielten. 

Dieses, das Prandium, war nicht sowohl ein Frühstück als 
das eigentliche Mittagsmahl, das indessen auch nur vorläufig 
genossen wurde, während im Hintergrunde die Aussicht auf 
die reichlichere Cena blieb. [Auch das Frühmahl der Soldaten 
vor der Schlacht wurde so genannt, Isid. XX, 2. Liv. XXVIII, 
14. wo es zugleich das ientaculum mit vertrat.] lieber die 
Zeit kann kein Zweifel sein : es ist die sechste Stunde, weshalb 
Mart. IV, 8. sagt: sexta quies lassis. also die Zeit um den 
Mittag, aber nicht noth wendig erst mit dem Beginn der sie- 
benten Stunde; denn wenn es auch bei Suet. Claud. 34. heisst: 
Bestiariis meridianisque adeo delectahatur, ut etiam prima luce 
ad spectaculum descenderet, et mendie dimisso ad prandium po- 
pulo persederet. so ist erstlich der Ausdruck meridie nicht so 
genau zu nehmen, und dann konnte über die Spiele allerdings 
der Mittag herbeikommen. Dagegen mochten Manche wohl 
schon früher anfangen, wie Saturio bei Plaut. Pers. I, 3, 33. 
dem Toxilus antwortet: Mmis paene mane est Cicero sagt 
vom Antonius Phil. II, 41. ab hora tertia bibebatur, und über- 
haupt richtete man sich nach den Umständen, wie denn z. B. 
HoRAz auf der Keise Sat. I, 5, 25. schwerlich die sechste 
Stunde abwartete. [Sehr klar ist auch Aüson. Ephem. locus 
ordinandi coqui, p. 59 Bip. 

Sosia prandendum est, quartam iam totus in horam 
Sol calet, ad quintam flectiiur umbra notam, 
und vorher unter Egressio heisst es: 

Quod cum per horas quatuor 

IncUnet ad meridiem^ 

Monendus est iam Sosias,^ 
— Was Paul. p. 223 M. sagt: Prandium ex Qraeco ngoar- 
diov est dictum; nam meridiarium cibum cenxzm vocabant. 
stimmt mit seinen Angaben über die cena sehr wohl überein. 
Er will hier nur sagen ; der Name sei später dafür angenom- 



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Die Mahlzeiten. 227 

men worden; früher habe man den cibus meridianus cena 
genannt. [Ebenso Plüt. Symp. VIII, 6, 5. Suet. Oct. 78. 
po8t cibum meridianum, Tac. Ann. XIV, 2. medio die,] 

Dasselbe, was prandium , scheint der seltenere Ausdruck 
merenda zu bezeichnen. Noniüs I, 118. Merenda dicitur cibus, 
post meridiem qui datur, Äfranius Fratriis: Interim merendam 
occurro; ad cenam cum veni, iuvat Paul. p. 123 M. Merendam 
antiqui dicebant pro prandioj quod scilicet medio die caperetur. 
IsiD. XX, 2, 12. Merenda est cibusy qui declinante die sumitur, 
quasi post meridiem edenda et proxima cenae. Unde et ante- 
cenia a quibusdam vocantur. Welche Zeit sich Isidorüs ge- 
dacht haben mag, wird Niemand leicht sagen ; denn zwischen 
prandium und cena findet keine meretida Platz. Die promuhis 
aber gehört zur cena selbst. [Wahrscheinlich denkt sich Isid. 
ein Vesperbrod, was ausnahmsweise genommen werden konnte.] 
Bei Calpurn. Ecl. V, 60. heisst es allerdings: 

Verum ubi declivi iam nona tepescere sole 
Incipiety seraeque videbitur hora merendae, 
Kursus pasce greges, 
allein dort ist von Schaafen die Rede, und merenda bedeutet 
Mahlzeit überhaupt. Dass das Wort aber das prandium be- 
zeichnet, ergiebt sich ohne die Erklärungen der Grammatiker 
aus einem Briefe Marc. Aur. bei Fronto IV, 6. p. 104 Mai. 
Deinde ad merendam itum. Qmd me censes prandissef 
Panis tantulum. — Ab hora sexta domum redimus. Hier sind 
merenda und prandium als Synonymen gebraucht, und die 
Zeit ist vor Mittag. Ferner sagt bei Plaut. Most. IV, 2, 50. 
Tbeuropides zum Pbaniscus: 

Vide sisj ne forte ad merendam quopiam devorteris, 
Ätque ibi ne plus, quam satis fuerit, biberis. 
Kurz vorher aber ist Simo vom Prandium gekommen. — Was 
die Etymologie anbelangt, so führt Isidor gleich darauf, 3, 3. 
nocb eine zweite an: Merum — Hinc et merenda y quod ati- 
tiquitus id temporis pueris operariis cibus [so ist unzweifelhaft 
statt des sinnlosen quibus zu lesen, WI^stemann, Rec. d. Gall. 
S. 139.] panis merus dabatur. Wie wenig Werth solchen Ver- 



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228 Erster Excurs zur neunten Scene. 

suchen, die Abstammung eines Wortes zu errathen, beizulegen 
ist, fällt in die Augen. 

Worin das Prandium bestanden habe, lernen wir schon 
aus Plaütiüs kennen. Es heisst Menaechm. I, 3, 25 ff. 
luhe igitur tribus nobis aput te prandium accurarier, 
Ätque aliquid scitamentorium de foro obsonarier: 
Glandionidam suillam aut laridum^ pernonidem, 
Aut sincipitamenta porcina^ aut aliquid ad ettm modum. 
Ebenso nennt Phaedromus Cure. 11, 3, 44. Pemam^ abdomen, 
sumen , suis glandium. Es waren also warme Speisen sowohl 
[AusoN. loc. p. 59. Bip. an den Koch 

Concute /ervenies palmis volventibus ollas cett.] 
als kalte Küche, häufig Ueberreste der Cena vom vorher- 
gegangenen Tage, reliquiae. Cure. a. a. O. Immo si scias reli- 
quiae quae sint, Pers. I, 3, 25. Calefieri iussi reliquias. und 
dazu des Parasiten Erinnerung : Pemam quidem ius est apponi 
frigidam postridie. Die spätere Zeit begnügte sich gewiss 
mit diesen G-erichten nicht, sondern es kamen olera, Schaal- 
thiere, Fische, Eier u. a. hinzu. [So erwähnen die Colloq. 
vet. gr. et lat. an Labbaei gloss. Lond. 1816 — 26, p. 427 als 
Bestandtheile Fische, Gemüse, Aepfel, Brombeeren, Feigen, 
persische Aepfel, Birnen, tubera^ d. i. Trüffeln oder Schwämme 
im engern Sinne.] Uebrigens trank man dazu mulsum [Cic. p. 
Clu. 60. verbindet pr andere und mulsurn]^ Wein und besonders 
die verführerische Calda. Dadurch wird nicht ausgeschlossen, 
dass manche frugal Lebende ein sehr einfaches Prandium ge- 
nossen; z. B. der ältere Plinius. Plin. epist. III, 5, 10. Das 
nennt eben Seneca ein prandium sine mensa, post quod non 
sunt lavandae manus, 

[Zwischen das Frühstück und die Cena fallt die Siesta. 
{somnus meridianus, Plin. ep. IX, 40, meridiari Süet. Cal. 38. 
Ner. 6. Cels. I, 2) eine Sitte, welche erst gegen das Ende der 
Eepublik aufgekommen zu sein scheint. Darum sagt Varko 
r. Tr I, 2. nicht ohne Entschuldigung: aestivum diem si non 
diffinderem insititio somno mendiey vivere non possem u. Cic. de 
div. II, 68. nunc quidem, propter intermissionem forensis opei^ae 



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Die Mahlzeiten. 229 

— meridiationes addidi, quihus uti antea non soleham. Nach 
und nach wurde es immer allgemeiner, je mehr man von den 
Sitten der alten Zeit abwich und je weniger man in der Kaiser- 
zeit durch öffentliche Geschäfte in Anspruch genommen war. 
Plut. Luc. 16. Catüll. 32, 3. 10. Nam pransus iäceo, 80, 3 f. 
cum te octava quiete 
E molli longo suscitat hora die. 
So schläft auch Plin. kurz nach dem prandium , Plin. ep. III, 
5, 11. deinde gustabat dormiehatque minimum. Nox quasi alio 
die studehat in cenae tempus. Dasselbe that Seneoa, epist. 
83. u. s. w. S. die gehaltreiche Anm. Truffels zu Hör. sat. 
I, 6, 61. S. 163 ff.] 

Die Hauptmahlzeit war die letzte des Tags, cena [nicht 
coenay Fleckeisen, fünfzig Artikel. Frankf. 1861, S. 10 f. 
delnvov^ Plut. a. a. 0.]. Ob diess indessen auch von der 
ältesten Zeit gilt, kann nach Paul, zweifelhaft scheinen, p. 54. 
Cena apud antiquos dicebatuvy quod nunc est prandium; ves- 
pema^ quam nunc cenam appellamus, p. 338. Scensas Sahini 
cenas dicebant, Quae autem nunc prandia sunt, cenas dicebant 
et pro cenis vespemas appellabant. endlich p. 368. Vespema 
apud Plautum cena intelligitur. [Nach Bergk's sehr wahr- 
scheinlicher Ansicht ist die Angabe bei Pauli, vollkommen be- 
gründet. In alter Zeit genoss man in Italien, wie in Griechen- 
land, die Hauptmahlzeit des Mittags, so dass es nur ein Früh- 
stück gab, prandium, dagegen aber noch ein Abendbrod ve- 
spema d6()nov» Erst mit der Entwicklang des politischen 
Lebens und eines regen Geschäftsverkehrs verlegte man die 
Hauptmahlzeit auf den späten Nachmittag.] Wenn nun die 
Ableitung des Wortes, welche Isid. XX, 2, 14. giebt: Cena 
vocatur a communione vescentium; xoivbv quippe Graeci com- 
mune dicunt. als richtig anzunehmen wäre (sie ist wenigstens 
wahrscheinlicher als von O^oivrf), so würde diese Mahlzeit, sie 
mochte früher oder später genossen werden, immer als Haupt- 
mahlzeit betrachtet werden müssen. Hat es hingegen mit 
dem Namen scensae seine Kichtigkeit, so möchte ein griechi- 
scher Stamm gar nicht anzunehmen sein. 



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230 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Abgesehen von dieser Nachricht, welche auf eine Zeit 
sich bezieht, die jedenfalls über alle schriftlichen Denkmäler 
weit hinausreichen würde, war die eigentliche Zeit der cena 
etwa die Mitte zwischen Mittag und Sonnenuntergang. Das 
war denn die neunte Stunde; da aber im Winter diese schon 
um halb zwei Uhr begann, so wäre dadurch die Zeit für die 
Geschäfte zu sehr beschränkt worden, und daher wurde in 
dieser Jahreszeit die Cena um eine Stunde weiter hinausge- 
schoben, wodurch sie ziemlich auf dieselbe Zeit gebracht 
wurde ; denn die neunte Stunde begann im Sommer 2 Uhr 
31 Minuten, die zehnte im Winter 2 Uhr 13 M. Plin. ep. m, 
1, 8. sagt vom Spurinna: übi hora balinei nuntiata est, — est 
autem hieme nona, aestate octava — in sole, si caret ventOy am- 
bulat nudus, — Lotus accubaL Sonst wird gewöhnlich die 
nona als Stunde der cena genannt. Cic. Fam. IX, 26. Mar- 
TiAL in der Eintheilung des Tages, IV, 8, 6. 

Imperat exstructos frangere nona toros. 
Es versteht sich indessen, dass darin nur eine ungefähre Be- 
stimmung der Zeit liegt, und dass, wie schon bei Gelegenheit 
des Bades gesagt worden ist, der sehr Beschäftigte auch etwas 
später speiste. Märt. VII, 51, 11. 

Hunc licet a decima — neque enim satis ante vacabit — 

Sollicites capiet cenula parva duos. 
Daraus erklären sich die verschiedenen Angaben, ohne dass 
man nöthig hätte anzunehmen, es habe sich später die Sitte 
geändert. Vgl. Rupert, zu luv. VI, 418. — Dagegen war- 
teten Manche nicht die neunte Stunde ab, sondern -Hessen das 
Mahl schon früher beginnen, cenare de die. s. Mitsoh. zu Horat. 
Od. I, 1, 19. Rupert, zu luv. I, 49. sowie auf der andern 
Seite es bis tief in die Nacht, ja bis zum Morgen verlängert 
wurde, cenare in lucem. [Analog Mart. I, 29. in lueem — 
bibit,] Solche convivia hiessen in beiden Fällen tempestiva 
(das oft damit verwechselte intempestivum ist ein Unding, wie 
Gernh. zu Cic. Cat. m. 14. hinreichend dargethan hat). [Cic. 
p. Mur. 6. tempestivi convivii u. a. St. s. Gothopr. zu Cod. 
Th. XIV, 9, 1. Tom. V. p. 223 fg.] — Aber auch bei fruga- 



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Die Mahlzeiten. 231 

leren Leuten war die cena von ziemlich langer Dauer. Plin. 
ep. in, 5, 13. wo er die ausserordentliche parsimonia temporis 
an seinem Oheime bewundert, sagt: Surgebat aestate a cena 
luce; hieme intra primam noctis. Das würde immer gegen 
drei Stunden geben, und doch waren dies gewiss seltene Fälle. 
[Dass Plinius so lange zu Tische lag, darf um so weniger auf- 
fallen, weil er sogar während dieser Zeit studirte. Svper hanc 
(cenam) Über legebatur ; adnotabatur et quidem cursim. Dagegen 
Wüstemann, Rec. d. Gall. S. 140. glaubt, Plin. hätte die Mahl- 
zeit später als es Sitte gewesen begonnen und früher been- 
digt. Von dem Ersteren schreibt wenigstens Plinius nichts.] 
Auch war kein Grund vorhanden, warum mandie Zeit hätte 
abkürzen sollen. Die Geschäfte des Tages waren gänzlich 
abgethan, und der ganze übrige Theil gehörte der Erholung 
an, die man nicht nur an der wohl besetzten Tafel und beim 
Becher fand , sondern in mannigfaltiger Unterhaltung suchte. 

Die Cena, nicht bloss die des Schwelgers, sondern auch 
dieeinfachere bestand aus drei Theilen: 1) gustus (gustatio) 
oder prornulsis. 2) fercula, verschiedene Gänge der eigent- 
lichen cena. 3) mensa secundae. 

Das Voressen, gustus — gustatio sagt Petr. 21. 31. — 
enthielt Gerichte, die weniger bestimmt waren, zu sättigen, 
als die Esslust rege zu machen; allerhand die Verdauung 
fordernde Gemüse, namentlich lactuca. Mart. XIV, 14. 
Claudere quae coenas lactuca solebat avorum, 
Die mikiy cur nostras inchoat illa dapesf 
lieber die frühere Gewohnheit s. Heind. zu Hör. Sat. II, 4, 
59. — Ferner Schaalthiere, leicht verdauliche Fische mit pi- 
kanten Saucen u. dgl. [Mart. III, 50.] Dass mit Eiern der 
Anfang gemacht worden sei, woher Acron zu Hör. Sat. I, 3, 6. 
die sprichwörtliche Redensart ab ovo ad mala erklärt, stimmt 
mit Cic. Fam. IX, 20. habuisses enim non hospiterriy sed contu- 
bernalem, At quem virumf non eum^ quem tu es solitus pro- 
mulside conficere. Integram famem ad ovum affero. itaque usque 
ad assum vitulinum opera perducitur, wohl überein. Er meint, 
sein Hunger halte vom Anfange bis zu Ende aus. Bei Petr. 



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232 Erster Excurs zur neunten Seene. 

33. geboren ebenfalls die ktinstlicb bereiteten ova pavonina 
zur gustatio und Mart. XII, 19. sagt: 

In thermis sumit lactucasj ova^ lacertum. 
Das ist aber eben ein gustus, den Mancbe gleicb nach dem 
Bade genossen. Eben darum heisst es auch bei Appül. 
Met. IX. p. 656 Oud. von der Henne, welche legen will: nunc 
etiam cogitas, ut video, gustulum nobis praeparare, [Plin. ep. 
I, 15. Paratae erant lactucae singulae^ Cochleae ternae, ova 
bina etc. Varro K. K. I, 2.] 

Dazu wurde in der Regel mulsum, eine Art Meth, aus 
Most oder Wein und Honig bereitet (s. den vierten Exe), ge- 
trunken, weil Wein für den leeren Magen ein zu hitziges Ge- 
tränk schien. Hör. Sat. H, 4, 24 ff. 

Aufidius forti miscebat mella Falerno 
MendosCy quoiiiam vacuis committere venis 
Nil nisi lene decet; leni praecordia mulso 
Prolueris melius. 
und deshalb wurde eben der gustus auch promulsis genannt ; 
jedoch nicht, weil man diese Speisen vor dem mulsum genoss, 
sondern, weil sie mit dem mulsum das Voressen bildeten. In 
demselben Sinne sagt Marti al in der gleich anzuführenden 
Stelle TiQOTimiv statt gustare. 

Dann folgte die cena im engeren Sinne, aus mehreren 
Gängen, fercula^ Lampr. Hei. 25. [auch missus genannt, FuLa. 
bei Goth. p. 805.] bestehend, welche daher auch prima, altera, 
tertia cena genannt werden. Mart. XI, 31. 

Has (Cucurbitas) prima feret alteraque cena ; 
Has cena tibi tertia reponet. 
In älterer Zeit begnügte man sich mit zwei Gängen. Cato 
bei Serv. zu Verg. Aen. I, 637. in atrio et duobus ferculis epu- 
labantur antiqui. Späterhin waren deren gewöhnlich drei, s. o. 
Mart. So auch bei Petron. Dann befand sich wohl das Haupt- 
gericht, Caput cenae, Mart. X, 31. in dem mittelsten. Allein 
dabei blieb es nicht, und bekannt sind die Worte Iuvenals 
I, 94. Quis fercula septem secreto cenavit avusf [Süet. Oct. 74. 
Cenam ternis ferculis aut quum abundantissime senis praebebat. 



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Die Mahlzeiten. 233 

Eigentlich hiess ferculum (aus fericulum) das Bret oder der 
grosse Teller, auf dem man mehrere Gerichte aus der Küche 
in das Speisezimmer trug. Petron. 36. superioremque partem 
repositorii abstulerunt. Quo facto videmus infra, scilicet in al- 
tera ferculo^ aUilia etc. Hier bildet das ferculum einen Theil 
des grösseren repositorium und zwar den unteren Theil, denn 
der obere ist c. 35. beschrieben. Im weiteren und gewöhn- 
lichen Sinne aber bezeichnet ferculum den Gang, d. h. alle 
Schüsseln, die zusammen auf einem Präsentirbret hereinge- 
tragen worden waren; Suet. a. a. 0.] 

Endlich fehlte nie der Nachtisch , mensae secundae. Der 
Name ist wohl nur auf die Speisen, als neue Abtheilung der 
Cena zu beziehen; denn wenn es auch bei Petr. 68. heisst: 
Interposito deinde spatio, quum secundas mensas Trimalchio 
iussisset adferri^ sustulerunt servi omnes mensas et alias attu- 
lerunty so ist dies nur ein schaler Witz des Herrn. Er sagt 
gleich darauf: Poteram quidem hoc fericulo esse contentus; se- 
cundas enim hahetis mensas. Die Dinge, welche diese mensae 
secundae lieferten, bestanden in Backwerk, hellaria. Gell. 
XTTT, 11. (daher sagt auch Trimalchio: si quid belli hahes 
adfer\ frischem und getrocknetem Obste [Lampr. Sev. Alex, 
37. Mart. X, 48, 18.], auch wohl künstlich bereiteten Schau- 
gerichten. Man nannte sie auch mit dem griechischen Namen 
epideipnides, Mart. XI, 31. Petr. 69. [oder impomenta, Paul. 
p. 108. quasi imponimenfa, quae post cenam mensis imponeöant.] 

Eine solche vollständige Mahlzeit, ab ovo usque ad mala^ 
versteht man unter dem Ausdrucke cena recta. Die Benennung 
ist indessen dunkel und in den meisten Fällen macht sie den 
Gegensatz zur sportula , woraus sich allerdings auf objge Be- 
deutung schliessen lässt [s. H, S. 164 fg. Suet. Oct. 74. Vesp. 
19.]. — Andere Ausdrücke, wie dubia ^ pura gehören nur für 
besondere Fälle und sind daher nicht zu berücksichtigen. 

[Bevor wir eine kurze Uebersicht der Hauptspeisen geben,] 
sollen einige Stellen mitgetheilt werden, welche die Bestand- 
theile eines Mahles nennen. Zuerst ein einfaches bei Mart. X, 
48, 7. 



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234 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Exoneraturas ventrem mihi villica malvas 

Attulit ei varinsy quas habet hortuSj opes, 
In quibus est lactuca sedens et sectile porrum : 

Nee deest ructatrix mentha^ nee herba salax, 
Secta coronabunt rutatos ova lacertos 

Et madidum thynni de sale sumen erif, 
OustiLS in his; una ponetur cenula mensay 

Haedtis inhumani raptus ab ore lupiy 
Et quae non egeant ferro structoris ofelkzey 

Et faba fabrorum, prototomique rüdes, 
FuUus ad haec cenisque tribus iam perna superstes , 
Addetur; saturis mitia poma dabo. 
Einfacher noch ia)t es V, 78. wo der Dichter selbst zu dem 
Eingeladenen sagt: potes esurire mecum, 

Non deerunt tibi, si soles nQoniveiv, 
Viles Cappadocae gravesque porri, 
Divisis cybium latebit ovis. 
Ponetur digitis tenendus ustis 
Nigra coliculus virens patella, 
Algentem modo qui reliquit hortum : 
Et pultem niveam premens botellus^ 
Et pallens faba cum rubente lardo. 
Mensae munera si voles secundae, 
Marcentes tibi porrigentur uvae etc. 
Die ersten drei Verse enthalten den gustus; ponere gilt von 
dem ferculum. Vgl. XI, 52. [Lucian. Lexiph. 6.] Dagegen 
findet sich die Beschreibung einer grossen cena pontificaUsy 
und zwar aus den mittleren Zeiten der Eepublik bei Macrob. 
n, 9. . Cena haec fuit: Ante cenam echinos, ostreas crudas^ 
quantum vellentj peloridas, sphondilos, turdum, asparagos. 
Subtus gaUinam altilem, patinam ostrearum, peloridumy balanos 
nigroSf balanos albos; iterum sphondilos^ glycomaridas^ Urticas^ 
ßcedulas, lumbos capriigineosy aprugnos^ altilia ex farina invo- 
luta, ficedulasy murices et purpuras. In cena suminay sinc^t 
aprugnum, patinam piscium, patinam suminisy anate&y querce- 
dulas elixasy leporesy altilia assa, amylum, panes Ficentes. Und 



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Die Mahlzeiten. 235 

es waren im Ganzen 16 oder 16 Personen, welche am Mahle 
Theil nahmen! [Zn dieser Stelle s. Böttigbr, kl. Sehr. III, 
S. 217 — 226. — Dass in späterer Zeit die übliche Keibenfolge 
oft abgeändert wurde, sagt Sen. ep. 114. deinde ad cenas lau- 
titia transfertur et illic commendatio ex novitate et soliti ordinis 
commutatione captatur^ ut ea quae includere solent cenam, pri- 
ma ponantur, ut quae advenientthus dabantur exeuntihus dentur,] 
lieber die gewöhnlichen Speisen findet sich Manches bei 
Heind. zu Hör. Sat. u. Wüstem, zum Pal. des Scaur. [Nonne, 
de re cibaria.] Im folgenden sind Hör., Mart., luv., Macr., 
Plin. unsere Führer, [auch nennt Plaut, viele Speisen, s. oben 
S. 228.] mit Ausschluss des berüchtigten Keceptbuchs, welches 
Apicius Namen führt. [Ueberhaupt wird die unnatürliche 
Völlerei und Schwelgerei der späteren Zeit {portenia luxuriae^ 
Sen. ep. 110. luxus mensae, Tag. Ann. IH, 55.) nicht berück- 
sichtigt, welche zahllose Leckereien aus allen Ländern und 
Meeren herbeischaffte und unermessliche Summen verschlang. 
Die zahlreichen leges sumptuariae setzten diesem Unwesen nur 
einen schwachen Damm entgegen. Vgl. die Erwähnungen bei 
Sen. cons. ad Alb. 10. ep. 78. 95. 114. Cons. ad Helv. 9. 
Suet. Vit. 13. Lampr. Heliog. 19. 23 fg. 29 fg. Eutrop. VH, 
18. Dio Cass. LXV, 3 fg. Colum. praef. de bort, cultu. Pa- 
CATi Paneg. Theod. 14. Nonni diaeteticon s. de re cibaria. 
Antverp. 1645. Dibrbach, flora Apiciana, ein Beitrag zur 
nähern Kenntniss der Nahrungsmittel der alten Römer. Hei- 
delberg u. Leipzig 1831. 

Fische und Schaalthiere 

waren ein Hauptgegenstand der römischen Fein schmeckerei 
(namentlich mit köstlicher Sau^e, Appul. x. p. 246. Elm. pis- 
ces exotico iure perfusos), obwohl es auch mehrere Arten gab, 
welche vorzüglich dem gemeinen Manne als Nahrungsmittel 
dienten. So z, B.] war lacertus ein sehr gewöhnlicher, nicht 
besonders geschätzter Seefisch, der daher öfter bei Schilderung 
eines einfachen Mahles erwähnt wird. Iuvbn. XIV, 134. Mart. 
VII, 78. Man ass ihn mit klein geschnittenen oder gewiegten 



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236 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Eiern und Baute, die darum oder darüber angerichtet wurden. 
Mart. X, 48, 11. 

Secta coronabunt rutatos ova lacertos, 
wie das cyhium, gesalzene Stücken eines Fisches aus dem Ge- 
schlechte der Felamiden, Mart. V, 78, 5. ebenfalls eine ge- 
ringe Speise, daher auch beide zusammen genannt werden. 
Mart. XI, 27. [Wenig geschätzt war auch maena oder wiena, 
Cic. de Fin. II, 28. sepiola und lepas (Plaut. Gas. II, 8, 57 ff. 
wo noch andere genannt werden.). Diocl. ed. V, 1 ff. unter- 
scheidet ganz allgemein unter den Fischen die aspraälis ma- 
rini und fluviales, das Pfund zu 24 bis zu 8 Denare. — In 
Venedig liebte man den kleinen gohius (vielleicht Gründling?) 
Mart. XEOL, 88. Col. Vni, 17. — Wenig bekannt ist der 
mugiUsj nach Lenz , Zoologie der alten Gr. u. Römer. S. 506 
u. 511. unsere Meeräsche, Plin. IX, 17, 26. Col. VIII, 16. 
Mart. X, 30. — Aurata oder oraia, Goldbrasse, gab dem 
Sergius seinen Namen wegen der Vorliebe für diesen Fisch, 
Macrob. n, 11. Col. Vin. 16. Varro R. R. m, 3. PrjN. 
IX, 16, 25. S. jedoch Fest. v. orata p. 182 M. Sie war aus 
dem Lucrinersee am besten, Mart. XIII, 90. cui soltis erit 
concha Lucrina cibus,] 

Der mullus [Seebarbe, Rothbart, darum harbatus genannt, 
bei Cic. ad Att. II, 1. Parad. V, 2.] war einer der theuersten 
Fische, und sein Werth stieg mit der Grösse auf eine fast un- 
glaubliche Weise, so dass ein sechs Pfund schwerer mit 8000 
Sest. [400 Thaler] bezahlt werden konnte. S. die Beispiele 
bei Heind. zu Hör. Sat. II, 2, 33. [luv. IV, 15. V, 92 ff. 
Mart. X, 37. 31. Sen. ep. 95. Macrob. Sat. 11, 12. Die 
raffinirte Gutschmeckerei verlangte den Fisch ganz frisch, 
daher trieb man es so weit, denselben vor den Augen der 
Gäste sterben zu lassen, Sen. nat. qu. III, 17 f. Parum vide- 
tur recens mullusj nisi qui in convivae manu moritur. Vitreis 
Ollis inclusi offeruntur el observatur morientium color, quem in 
multas mutationes mors — veriiL — Ad huncfastum pervenere 
ventres delicatorum, ut gustare non possint piscem, nisi quem in 
ipso convivio natantem palpltantemque viderint cett.] — Die 



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Die MahlzeiteD. 237 

kleineren dagegen waren nicht sehr geachtet und daher sagt 
Mart. XIV, 97. 

Grandia ne viola parvo ckrysendeta mullo, 
Ut minimum, libras debet habere duas. 
[S. Plin. IX, 17, 18. Mart. Xm, 79. u. Lampr. Heliog. 22. 
über die Verschwendung dieses Kaisers, welcher ganze Schüs- 
seln mit den Bartfasern und den Eingeweiden des Müllen 
belud;] Fault, Realenc. V, S. 190 fg.] 

Auch den rhombusy Butte, (s. I, S. 30) liebte man sehr, 
zumal je grösser er war, und am besten von Eavenna, Plin. 
IX, 54, 79. Hbind. zu Hör. Sat. I, 2, 116. und vorzüglich 

II, 8, 30. [Mart. XIII, 81. latior — patellä, also ganz flach. 

III, 60. Diesem äusserlich ähnlich ist der passer^ Flunder, 
HoR. Sat. n, 8, 29. Plin. IX, 20, 36. Col. Vm, 16. Die 
muraena war eine Art Meeraal, Hbind. zu Hör. Sat. II, 8, 42. 
Die siciÜsche Meerenge lieferte die besten und Tartessus. 
Macrob. Sat. n, 11. luv. V, 99. Col. VIII, 16. Mart. XIH, 
80. Gell. VII, 16. Plin. IX, 54 fg. 79 ff. 23, 39. S. S. 37. 
Zu derselben Gattung gehörte der conger und anguilla , Aal 
überhaupt, Plin. IX, 20 ff. 37 ff. 16, 24. Plaut. Mil. HI, 
1, 165. Ferner rühmte man den asellusy gewöhnlich Schell- 
fisch erklärt (Varro L. L. V, 77. Petron. 24. post asellum 
diaria non sumo, d. h. nach kostbaren Leckereien will ich 
nicht Schlechtes. Die besten kamen von Pessinus, Gell. VII, 
16.) und lupus, Meerwolf, Plin. IX, 17, 28. Mart. XIII, 
89., am meisten den in der Tiber zwischen zwei Brücken ge- 
fangenen, Heind. zu Hör. Sat. H, 2, 31 ff. 

Unde datum sentisj lupus hie Tiberinus an aUo 
Captus hietf pontisne inter iactatus an amnis 
Ostia sub Tusci (d. i. des Tiber). 
Sonst schätzte man den lupus der Flüsse durchaus nicht, 
CoLüM. Vni, 16. Interessant ist Macrob. H, 12. mit den 
Fragmenten des Varro, Titius u. Lücilius. S. noch Mart. 
Xni, 89. Kostbar war der uns unbekannte scarus (nach Lenz, 
Zoologie S. 4S9 u. 500. 512 unser Papageifisch), Plin. IX, 
17, 22. scaro datus principatus. Heind. zu Hör. Sat. H, 2, 22. 



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238 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Epod. 2, 50. Macrob.II, 12. CoL.Vm, 16. Plinius erzählt, 
dass Kaiser Claudius denselben von der kleinasiatiscben Küste 
nach dem Meer zwischen Ostia und Campanien verpflanzt 
habe. Gell. VII, 16. Vorzüglich wohlschmeckend war sein 
Eingeweide. Mart. XIII , 84. 

Visceribus bonus est, cetera vile sapit. 
Der aci penser (oder elops^ vielleicht unser Stör oder Ster- 
let, CoL. VIII, 16.), am besten von Khodus, Gell. VII, 16. 
Varro R. E. II, 6. Ath. VII, 44. galt in der älteren Zeit für 
eine Hauptzierde des Mahles (Plin. IX, 17, 27. Apud antiquos 
piscium nobilis8imus,)y während er später sehr in Werth und 
Ansehen gesunken war. Heind. zu Hör. Sat. II, 2, 46 fg. 

Haud ita pridein 
Oalloni praeconis erat acipensere mensa 
Infamis, quid? tum rhombos minus aequora alebant ? 
ScHOL. Crüq. zu d. St. über den praeco Gallonius, welcher 
diesen Fisch zuerst suae mensae apposuit. Lucilius tadelte 
diesen Luxus, s. Cic. de fin. H, 8. p. Quinct. 30. Tusc. III, 
18. Magrob. n, 12. Hart. XIII, 91. Ad Palatinos acipensem 
mittite mensas, Dass er eigentlich aquipenser hiess, sagt Paul. 
h. V. p. 22 M. Dagegen Salm, exercit. Plin. p. 941. leitet 
den Namen von acus und pesna oder pema her. Ath. VIL 
p. 294. E. F. — Sehr gewöhnlich war das Finsalzen der 
Fische und vermuthlich für die Armen am wichtigsten. So 
stehen die pisces salsi in Diocl. ed. V, 5 am billigsten (das 
Pfund zu 6 Denaren); gesuchter waren freilich die sardae 
oder sardinae (16 Denare), unsere Sardellen und Sardinen, 
Oppian. pisc. IV, 468. Colüm. VHI, 17., die muUi^ Sbn. nat. 
qu. in, 17. alias necant in garo et condiunt vivos. Die medi- 
cinische Anwendung der gesalzenen Fische s. Plin. XXXII, 
5, 17. Ueber die prachtvollen piscinae oder vivaria piscium 
bei den Villen s. S. 36 fg. 

Sehr gesucht waren auch die Schaalthiere. Cels. U, 29. 
Cochleae — ostrea, pelorides, echini, musculi et omnes fere con- 
chulae. Varro L. L. V, 77. Sen. ep. 95. Hör. Sat. II, 4, 
30 ff. 



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Die Mahlzeiten. 239 

Luhrica nascentes implent conckylia lunae, 
Sed non omne mare est generosae fertile testae. 
Murice Baiano inelior Lucrina peloris, 
Ostrea Circeiis, Miseno oriurUur echini^ 
Pectinihus patulis iactat se molle Tarentum. 
Heind., Weber u. Teüppel zu d. St. Murex ist eine essbare 
Purpurmugchel, Mart. XIII, 87. am besten von Bajä, Macr. 
oben. Peloris, Gienmuschel, Ath. III. p. 90. C. 92. D. F. 
fatua^ Mart. X, 37,, am besten aus dem Lucrinersee, Mart. 
VI, 11. Echinusy Meerigel, Mart. XIII, 86. 

I^te licet digitos testudine pungat acuta ^ 
Cortice deposito mollis echinus erit. 
Plin. IX, 31, 51. DiocL. ed. V, 7 ff. unterscheidet recentes 
purgati, d. h. frische, ausgemachte u. salsL (letztere noch ein- 
mal so theuer und den Austern gleich gestellt). Deren Ein- 
salzung erwähnt Pallad. r. r. XIII, 6. Fecten, Kammmuschel, 
Ath. ni. p. 88. B. Plin. IX, 32, 51. XXXII, 53. Gell. 
Vn, 16. Spkondilus, Lazarusklappe, Diocl. ed. V, 10. und 
halanus^ s. Macrob. oben. Squilla^ s. g. Granate, Seekrebs, 
Kj-abbe, Mart. XIII, 83. Hör. sat. 11, 4, 58. Töstis marcentem 
squillis recreabis Potorem. luv. V, 80 f. (hier aber Hummer) 
Weber zu Hör. a. a. 0. S. 380 ff. Viel wichtiger aber sind 
Austern und Schnecken. Mit den ersteren, ostrea y wurde 
ein hoher Luxus getrieben {palma mensarum divitum, Plin. 
XXXII, 6, 21.). LüCiL. fragm. p. 248 Bip. ostrea millibu' 
centum emta. Als die besten galten die bei Circeii, Plin. 1. 1. 
his neque dulciora neque teneriora esse ulla compertum est. Zu- 
nächst kamen die Lucriner Austern (s. Thl. I, S. 150 fg.), 
denen wenigstens Sergius Orata, ein bedeutender Kenner 
dieses Fachs (S. 37), den Vorzug gab. Plin. IX, 54, 79. 
is primvLS Optimum saporem ostreis Lucrinis adiudicavit. HoR. 
epod. II, 49. Mart. XIII, 82. Ostrea. 

Ebria Baiano veni modo concka Lucrino. 
Mit steigender Ueppigkeit holte man sie aus Brundusium, 
Tarent und sogar aus Cyzicum und Britannien. Auch mästete 
man sie nach dem Transport eine Zeit in dem Lucrinersee. 



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240 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Plin. IX, 54, 79. XXXII, 6, 21. Gell. VII, 16. luv. IV, 
140 flF. 

Circeiis nata forent an 
Lucrinum ad saxum Rutupinove edita fundo 
Ostrea, callehat primo deprendere morau^ 
Et semel adspecti litus dlcehat echini.] 
Was die Zubereitung der Austern betrifft (I, S. 174.), so 
werden bei Macrobius II, 9. ausdrücklich unterschieden ostreae 
crudaey welche den Gästen gereicht wurden, quantum veilent, 
[und am liebsten erst bei Tische geöffnet, Sen. ep. 78, 23. 
ostrea Uli Lucrina in ipsa mensa operiuntur.] und patina ostrea- 
rum. Die letzteren waren also [vielleicht] ein von Anstem 
bereitetes warmes Gericht; denn patina bezeichnet durchaus 
nicht jede Schüssel, in welcher Speisen aufgetragen werden, 
sondern einen bedeckten Napf oder eine dergleichen Schüssel, 
in welcher die Speisen ebensowohl bereitet als auf die Tafel 
gebracht wurden. Daher heisst es weiter bei Macrobius: 
patina suminis^ patina piscium, so wie wir etwa sagen Schüssel- 
hecht oder dergl. [Plaut. Asin. I, 28. vel patinarium (piscem) 
vel asstim,] Man kann diese patinas auch wohl mit unsern 
Rogoüts und selbst den Pasteten vergleichen. [Apic. IV, 2. 
Patina accipitur pro placenta, nam haec fiehat ex solo seu di- 
ploide^ et halteo circumposito^ tum spatium illud cavum alter- 
natim tractis seu laganis et coriis seu farciminis stratis reple- 
baturJ] Dass das Geschirr bedeckt war und in der Küche 
gebraucht wurde, um das Gericht gleich darin zu bereiten, 
sieht man schon aus den oben angeführten Worten des Plau- 
tinischen Kochs: übi omnes patinae fervent^ omnes aperio. 
[Aus andern Stellen ergiebt sich, dass patina auch eine 
Schüssel bezeichnete, in der die Speisen nur servirt wurden, 
ohne dass sie darin gekocht waren, s. den 3. Excurs. Daher 
ist wenigstens nicht zu beweisen, dass die ostreae in der patina 
gekocht worden seien. S. WI^stemann, Rec. d. Gall. S. 140 f. 
Besonderes Brot wurde zu den Austern gegessen, panis ostre- 
arius^ Plin. XVIII, 11, 27. Ueber die Schnecken, Cochleae, 
s. S. 36. 



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Die Mahlzeiten. 241 

Hierher gehört das garum, eine aus den Eingeweiden 
und dem Blute gewisser Seefische bereitete Brühe, welche 
den Alten auch die Stelle unseres Caviar vertrat. S. darüber 
besonders Heind. zu Hör. Sat. H, 8, 46. [{garo de succis pis- 
eis Iberi^ nämlich des scomber, der Makrele.) und Paült, 
Realencykl. HI, S. 664 fg. Plin. XXXI, 7, 43. liquoris ex- 
quisiti genus, quod garon vocavere^ iniestinis piscium ceterisque 
quae abiidenda essent, sale maceratis, ut sit illa putrescentium 
sanies. Hoc olim conßciebatur ex pisce, quem Oraeci garon vo- 
cabanL — Nunc e scombro pisce laudatissimum in Carthaginis 
Spartariae cetariis. Sociorum id appellatur (nämlich der pu- 
blicani), singulis millibus nummum permutantibus congios fere 
binos. Nee liquor ullus paene praeter unguenta maiore in pre- 
tio esse eoepit Scombros quidem et Mauretania Baeticaeque 
Carteia ex Oceano intrantes capiunty ad nihil aliud utiles, lieber 
scomber s. noch IX, 15, 19. Mart. IH, 50. IStrab. HI, 4. und 
Mart. XUI, 102. Garum sociorum, 

Expirantis adhue scombri de sanguine primo, 
Äccipe fastosum, munera cara^ garum,] 
Es mochte achtes und unächtes, gutes und schlechtes geben, 
und daher wird es bald als eine köstliche, theuere Speise, bald 
als etwas werthloses und gemeines genannt. — Der Silen, aus 
dessen Schlauche es Thl. I, S. 174. träufelt, findet sich in der 
Stelle Petrons nicht; dagegen hat dieser an einem andern 
Orte etwas Aehnliches. c. 36. Notavimus etiam drca angulos 
repositorii Marsyas quatuor, ex quorum utrieulis garum pipe- 
ratum currebat super pisces, qui in euripo naiabant. Der Ge- 
brauch des garum war übrigens sehr mannigfaltig in der Küche 
sowohl als bei Tafel und selbst die Austern beträufelte man 
damit. Mart. XIH, 82. Ostrea, 

Ebria Baiano veni modo eoncha Lucrino, 
Nobile nunc sitio luxuriosa garum. — 
[Aehnlich war alec oder alex^ Hör. Sat. H, 4, 73. und Heind. 
welcher es nach Plin. XXXI, 8, 44. als unvollkommene, nicht 
geläuterte Art des garum erklärt. Man machte solches aber 
auch aus vielen andern Fischen, s. Plin. a. a. 0. Jacob in d. 

Becker, Gallus. 3. Aufl. IIJ. X6 



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242 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Eec. d. Gall. S. 458. macht auf Koehlbr, lOQ^og ou recher- 
cbes sor Tbist. et les aiatiq. des p^cheries de la Ruesie. Petent^. 
18.32. au^erksam, wo alec als eine Zusammensetzung von 
allerlei Delikatessen, wie Austern, Leber des muUus und an- 
deren Scbaaltbieren erklärt wird. Solche gab es später, denn 
wie Plin. sagt : transiit deinde in luxuriam creveruntque ge- 
nera ad infinitum.'\ Verwandt war die Sauce, welche muria 
hiess, Hjjind. zu Hör. Sat. 11, 4, 65 fg. wo eine Olivenbrtihe 
beschrieben wird: 

duod pingui miscere mero muriaque decebit 
Non alia quam qua Byzantia putuit orca. 
Es wurde nämlich die beste Muria aus byzantischen Thun- 
fischen (thynni) bereitet, Plin. IX, 15, 20. Mart. XIII, 103. 
Amphora muriae, 

Antipolitaniy fateovy sum filia thynni : 
Essern si scombri, non tibi missa forem, 
[LuciL, fragm. p. 249. Bip. abdomina thynni.] Müria aus an- 
dern Fischen erwähnt Plin. XXVI, 4, 11. Auch hiess muria 
{dura, cruda, matura) schlechtweg Salzlake, Col. XII, 6, 25. 
30. Cato E. R. 105. [Eine solche Lake oder Tunke war 
das liquamen in Diocl. ed. Ill, 6 f., wo jedoch zwei Sorten 
unterschieden werden. Die allermeisten Sauden enthält aber 
Apic. vn, 7. 1, 7. n, 4. u. s. w. 

Geflügel. 

Ueber die Pfauen s. I, S. 104., Hühner S. 104 f. und 
Lampr. Sev. Alex. 37. Mart. XIII, 62. Gallifia altilis. 
Pascitur et dulci facilis gallina farina, 
Pascitur et tenebris. ingeniosa gula est, 
eb. 63. 64., über capo Varro III, 9, wo auch das Mästen der 
Hühner im Dunkeln erwähnt wird. Dasselbe bei Sen. ep. 122. 
(Die altilia ex farina involuta bei Magrob. oben bezeichnen 
eine Hühnerpastete,), Fasanen, S. 105 fg. und Mart. XIII, 
72. Diocl. ed. IV, 17 ff. von 100—250 Denaren, je nach dem 
Geschlecht und Fütterung, Tauben s. I, S. 107. wo statt 
Mart. XIH, 51. zu lesen ist XHI, 53. turtures. s. noch 66. 67., . 



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Die Mahlzeiten. 243 

turtur, Plin. X, 34, 52. Diocl. ed. IV, 25 f. wo die Feld- 
und Ringeltauben halb so viel kosten. Ausserdem sind zu 
nennen: die Ente, Macrob. ob. Mart. IH, 52. 

Tota quidem ponatur anas, sed pectore tantum 
Et cervice sapit. cetera redde coco.^ 
die Gans, deren Leber sehr beliebt war, iecur anseris. Um 
sie besonders wohlschmeckend zu erhalten, mästete man die 
Gänse mit Feigen und Datteln, s. Eader zu Mart. XIII, 58. 
[HoR. Sat. n, 8, 88. luv. V, 114. Plin. X, 22, 27. Böttiger, 
Sab. n, S. 45 fg. Die weissen galten für die besten, Varro E. 
R. III, 10. HoR. a. a. O. Diocl. ed. IV, 21 f. (eine fette 
Gans zu 200 Denaren, eine andere 100 Denar.) Die Reb- 
hühner und Haselhühner, perdix und attagen. Mart. 
Xin, 65. Perdices, 

Ponitur Ausontis avis haec rarissima mensis: 
Hanc in piscina ludere saepe soles. 
76. Mtisticulae, 

Rustica $im an perdix ^ quid referty si sapor idem est? 
Carior est perdix, Sic sapit illa magis, 
61. Inter sapores fertur alitum primus 

lonicarum gustus attagenarum. 
Plin. X, 48, 68. Gell. Vn, 16. Ueber die Zucht s. S. 34.] 
Zu den beliebtesten Leckerbissen gehörten die Kram- 
metsvögel oder Drosseln, turdi, welche man nicht nur zur 
Zeit des Fangs auf der Tafel haben musste, sondern das ganze 
Jahr über in besonderen Ornithonen futterte, s. S. 43. Schon 
zu Varro's Zeit wurden sie wohl gemästet mit drei Denaren 
(etwa 16 Gr.) das Stück bezahlt und eine Villa lieferte in 
einem Jahre 5000 Stück, also eine Revenue von 60,000 HS. 
[3000 Thaler]. Varro IU, 2, 15. Columella sagt VIII, 10. 
nunc aetatis nostrae luxuries quotidiana fecit haec pretia. [In 
Diocl. ed. IV, 27. ist das Paar mit 60 Denaren angesetzt, die 
Enten nur zu 40. Man fasste die Schüsseln mit gebratenen 
turdis ein, Mart. XIII, 51. iurdorum corona. 92. Lepores, 
Inter aves turdus, si quid me iudice certum est, 
Inter quadrupedes mattea prima lepus, 

16* 



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244 Erster Ezcurs zur neunten Scene. 

HoR. Sat. I, ö, 72, n, 5, 10. Pers. VI, 24. Auch die 
Amsel, merula, wurde gespeist, Hör. Sat. 11 , 8, 91., die 
Schnepfe, ßcedula, Mart. XIII, 49. Gell. XV, 8. Macrob. 
oben, die Wachtel, coturnix, s. S. 34. Diocl. ed. IV, 41. 
seltener der Kranich, grus^ und Storch, ciconia. Plin. X, 
23, 30. Cornel. Nepos — cum scriberet turdos paulo ante coep- 
tos saginari^ addidit^ ciconias magis placere quam grues. HoR. 
Sat. II, 8, 87. 

Membra gruis sparsi sale multo non sine farre, 
II, 2, 49. Gell. VII, 16. grues Melicae. Das Recept für 
Kranichbraten giebt Apic. VI, 2.] 

Ob man bereits zu Gallus Zeit auch den phoenicopterusy 
den man für den Flamingo erklärt, daher dieser auch im 
heutigen Systeme Phoenicopterus antiquorum heisst, unter 
die Delikatessen einer vornehmen Tafel zählte, dafür habe ich 
allerdings kein Zeugniss, allein um vieles später darf man sie 
auch nicht annehmen. Denn Vitellius und Apicius liessen von 
den Zungen dieser Vögel Gerichte bereiten (Süet. Vitell. 13. 
Plin. X, 48, 68.); das setzt denn doch voraus, dass sie schon 
häufiger waren. Von Martial werden sie unter der turba 
cortis genannt: III, 58, 12. 

Vagatur omnis turba sordidae chortis; 
Argutus anser gemmeique pavones, 
Nomenque debet quae rubentibus pinnis. 
Vgl. Xni, 71. [luv. XI, 139. Sen. ep. 110.] — Elagabal 
Hess Schüsseln vom Gehirne dieser Vögel bereiten. Lampr. 
c. 20. 

[Ebenso unsinnig war das Speisen der Singvögel, was 
jedoch selten vorkam. Plin. X, 51, 72. erzählt es als Selten- 
heit von dem als Verschwender berüchtigten Schauspieler 
Aesopus, ebenso Hör. Sat. II, 3, 245. von den Söhnen des 
Arrius. Staare, stumi^ erwähnt Diocl. ed. IV, 43. Unter den 

Vierfüsslern 

sind die Schweine sowohl wilde als zahme am beliebtesten.] 
Der Eber war in der Regel das Hauptgericht einer grossen 



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Die Mahlzeiten. 245 

Cena und der Anstand verlangte, dass er ganz auf den Tisch 
kam [nachdem P. Servilius Eullus dieses eingeführt hatte, 
Plin. Vin, 51, 78. luv. I, 140. 

quanta est gula^ quae sibi totos 

Ponit apros animal propter convivia natum. 
V, 115 fg. (Diese Sitte scheint übrigens aus Persien nach 
Griechenland und erst von da nach Italien gekommen zu sein. 
Vgl. Herodot. I, 133.) Tiberius Hess nur einen halben auf- 
tragen. SüBT. Tib. 34.] Der geübte Gaumen des Fein- 
schmeckers wollte wohl zu unterscheiden verstehen, aus wel- 
cher Gegend Italiens er stamme. So sagt der Friand bei Hör. 
Sat. n, 4, 40. Umher — curvet aper lances; — nam Laurens 
malus est. Sonst waren auch die Lucanischen und in späterer 
Zeit namentlich die Tuskischen Eber berühmt. S. Hör. Sat. 
II, 3, 234. 8, 6. Stat. Silv. IV, 6, 10. Mart. VIL 27. [Ca- 
TULL. 39, 11. Die Laurentischen waren sehr häufig, Mart. 
IX, 49. X, 45. OviD. Fast. II, 231. Verg. Aen. X. 708 ff. 
Die reichen Römer hegten sie in den vivariis, s. S. 35. — Kam 
schon das Wild an sich hoch zu stehen, so machte die Berei- 
tung noch ausserdem einen sehr bedeutenden Aufwand nöthig 
und Martial, der einen Tuscae glandis aper geschenkt er- 
halten hatte, sagt a. a. O. 

Sed cocus ingentem piperis consumet acervwuy 
Addet et arcano mixta Falema garo. 

Ad dominum redeaSy noster te non capit ignis^ 
Conturhator aper: vilius esurio. 
Was Thl. I, S. 178. über die Zerlegung des Ebers gesagt ist, 
bestätigt Petr. 40. Ceterum ad scindendum aprum non ille 
Carpus accessit ^ qui altilia laceraverat , sed barbatus ingens 
fasciis cruralibus alligatus et alicula suhomatus polymita^ stri- 
ctoque venatorio cultro latus apri vehementer percicssit [Das 
Fleisch des zahmen Schweins wurde auf das mannigfaltigste 
zubereitet. Plin. VHI, 51, 77. Neque alia ex animali numero- 
sior materia ganeae, quinquaginta prope sapores, cum ceteris 
singuli, und die Schweinezucht wurde sehr cultivirt, Varro 
R. R. II, 4. lieber die Preise des Schweinefleisches in der 



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246 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Kaiserzeit s. Mommsbn zu Diocl. ed. IV, 1 ff. S. 72 f. In 
Campanieu war der Preis im 4. Jahrhundert dem heutigen 
ziemlich gleich, Cod. Th. XIV, 4, 3. — lieber die Bereitung 
und das Auftragen des ganzen Schweins ist I, S. 181. 190. 
gesprochen. So wurden auch die Spanferkel servirt, Mart. 
Xin, 41. Porcellus lactens.] Höchst seltsam war der von 
früher Zeit her beliebte Geschmack an der Gebärmutter, vulva^ 
und Brust, surrten einer porca^ vorzüglich ehe noch daran ge- 
saugt worden war. Daher wird fast kein Gericht so häufig 
von Plaütus an bis in die späteste Zeit erwähnt. [Gierig 
zu Plin. ep. I, 15. Mart. II, 30. X, 48, 12. s. oben, XIH, 
44. 56. luv. XI, 138. Plin. XI, 37, 83. Diocl. ed. IV, 4 f. 
Böttiger, kl. Sehr. III, Sa 224 fg. Auch liebte man den Kopf, 
sinciput verrinum^ die Leber, den Magen und Bauch, abdo- 
men, Plin. VIII, 51, 77. {aqtialiculum Diocl. ed. IV, 12) 
den Schinken, perna, namentlich den meropischen, spani- 
schen, marsischen und gallischen, Mart. XIII, 54. HoR. Sat. 
II, 4, 60. Diocl. ed. IV, 8 f.] welchen man gern postridie 
speiste (I, S. 71.), s. Plaut, ob. S. 228. vgl. Mil. III, 1, 164. 
Daher auch bei Mart. X, 48, 17. cenisque tribus tarn perna 
superstes. — [Plaut. Pseud. 1, 2, 33. pernam, caUum, glarnftum^ 
sumen (Alles vom Schwein). Capt. IV, 3. Cure. 11, 3, 87 ff. Me- 
jaaechm. I, 3, 27 fg. Das Pökelfleisch lardum od. laridum Diocl,. 
ed. IV, 7. IsiDOB. XX, 2. S. noch Varro L. L. V, 109 fg.] 

Zu den beliebtesten Speisen und, wie bei uns, für alle 
Klassen der Gesellschaft gehörten Würste, und es hat der 
Handel mit ihnen durch den glücklichen Nebenbuhler Kleons 
in Aristophanes Eittern keine kleine Berühmtheit erlangt. 
Ihre Bereitung war der in unserer Zeit ähnlich, nur dass der 
Geschmack der Eömer an einer Menge starker Gewürze wohl 
auch dieses Gericht für unsern Gaumen würde verdorben 
habe^. Die römischen Nainen dafür sind farcimen (allgemei- 
ner Ausdruck) [Fülle, IsiDOR. XX, 2. caro CQticisa et minuta 
— quod eo institutum farciatur Ä. e, impleatur, cum aliarum ve- 
rum cQmmixtione] , botulus und tomaculum; es werden aber 
durch beide verschiedene Dinge bezeichnet, wie man aus 



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Die Mahlzeiten. 247 

Petr. 49. sieht: Nee mora, ex plagis ponderis inclinatione 
crescentibus tomacula cum botulis effusa sunt. Man bereitete 
sie eben wie bei uns mit dem Blute des Thieres, wie man 
schon aus Asistophanes sieht. Eq. 208. 

6 bga^oav ydg iati fAUKgov, o % oXkag av fiaHQOv. 

€?i^' aifiajOTrmtijg i<Ttlv o t dXkag xto dQcixoav, 
und der Art waren namentlich die hotuli^ wie Tbrtüll. Apol. 
9. sagt: hotulos cruore distentos admovetis. Dagegen glichen 
die tomacula wohl unseren Cervelat-, Leber- und Bratwürsten 
und wurden desshalb hauptsächlich auf dem Roste gebraten 
warm gegessen. Petr. 31. Fuerunt et tomacula supra crati- 
culam argenteam ferventia. Dasselbe meint Mart. XIV, 221. 
Craäcula cum verubus, 

Rara tibi curva craticula sudet ofella. 
Daher wurden sie denn auch in kleinen Blechöfen zum Ver- 
kaufe herumgetragen. Mart. I, 41 , 9. fumantia qui tomacla 
raucu$ Circumfert tepidis cocus popiräs. wo Kaber die tepidas 
pppinas richtig durch focos tepidos zu erklären scheint, und 
das raucus sich eben auf das Ausrufen bezieht. So ruft auch 
der botularius seine Waare aus : Sbn. ep. 56. lam librarii 
varias exclamationes^ et botularium, et crustulariumj et omnes 
popinarum institoresy mercem suam quadam et insignita modu- 
latione vendentes. — Bei Varro R. R, II, 4, 10. sind, tomad- 
nae wahrscheinlich dasselbe, was tomacula. Wie nämlich wir 
Schinken aus Westphalen und Cervelatwürste aus Braun- 
schweig, so bezogen die Römer beides am besten aus Gallien. 
Vgl. RüPERTi zu luv. X, 355. [Die geräucherten Würste 
hiessen hillae. Schol. Cruq. zu Hör. Sat. 11, 4 , 60. erklärt 
fartum saüitium, Varro L. L. V, 111. tenuissimum intestinum 
fartum. Hier erwähnt er mehrere Arten der farcimina , z. B. 
Lucana (Mart. XIH, Sb.ßlia Picenae venio Lucanica porcae,\ 
fundolum u. a, S. auch Non. II, 410. In DiocL. ed. IV, 15 f. 
heissen lueanicae schlechtweg geräucherte Würste, andere aber 
isicia 13 f. 

Als Braten schätzte man noch besonders die Hasen, 
lepus,] Den I, S. 177. beschriebenen Federschmuck erwähnt 



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248 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Petr. 36. leporem in medio pennis subomatum^ ut Fegasus vi- 
deretur. [Die Schulterblätter waren das beste Stück. Hob. 
Sat. II, 4, 44. 

Fecundae leporis sapiens sectabitur armos, 
8, 89 fg. Vgl. noch Mart. XIII, 92. s, oben. Lampr. Sev. 
Alex. 37. In Diocl. ed. IV, 32. ist der Hase zu 150 Denaren an- 
gesetzt. Ferner ass man die kleinen Böckchen, haedtts^ Mart. 
X. 48. am besten von Ambracia, Gell. VH, 16. luv. XI, 65 ff. 
Rehe, Hör. Sat. II, 4, 43., auch Eiininehen, cuniculi, Mart. 
XIII, 60. und was das wunderbarste war, Haselmäuse, glires, 
s. S. 36.] 

Gemüse. 

Eines der allgemeinsten war die lactuca^ Salat, [Varro 
L. L. V, 104.] S. ob. S. 231 fg. Ueber ihre verschiedenen 
Arten s. Billerbeck, Flora class. S. 205. [Schuck, Gemüse 
und Salate der Alten. Rastatt 1854 H, S. 47 ff. Lenz, Bo- 
tanik d. alten Griechen u. R. S. 486 ff.] Hier kommt haupt- 
sächlich die capitata j der Kopfsalat, in Betracht, der auch 
Laconica^ Plin. XIX, 3, 38. und sessilis^ Mart. HI, 47, 8. 
auch sedens genannt wurde, Mart. X, 48, 9. Von dieser führt 
CoLUM. X, 181 ff. und XI, 3, 26. fünf vorzügliche Sorten an: 
zwei nach Cacilius Metellus Caeciliana genannt, die eine grün, 
die andere braunroth (wie unser Forellensalat), die gelbgrüne 
Cappadoca (Mart. V, 78, 4.), die weissliche Baetica und die 
ebenfalls äusserlich rothe Cypria, [S. auch Pallad. r. r. 
II, 14. DiocL. ed. VI, 7 f. Der Genuss des Salats galt für 
sehr gesund und sollte ruhigen Schlaf bringen, Flav. Vop. 
Tac. 11. Cels. de med. II, 32. Plin. h. n. XIX, 7, 38.] 

Brassica (oleracea) [auch caulis im engern Sinne und 
crambe genannt] grüner oder brauner Kohl war ebenfalls ein 
sehr beliebtes Gemüse. Plin. XIX, 8, 41. quibus nunc princi- 
patus hortorum, [Varro L. L. V, 104. Cato r. r. 156 ff. rühmt 
ihn sehr, desgleichen Dioscor. H, 146. Galen, foc. alim. H, 
44.] Man ass sowohl den grösseren Stengel, caules, cauli- 
culusj als im Frühjahre die jungen Keime, cymata, cymae* 
CoL. X, 127 ff. 



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Die Mahlzeiten. 249 

Tum quoque conseritur, toto qtiae plurima terrae 
Orbe virens pariter plehi regique superbo 
Frigorihus caules^ et veri cymata mittiU 
An ein Wiegen zu Brei wie bei uns war indessen* nicht zu 
denken. Die Stengel wurden ganz aufgetragen. Daher sagt 
Mart. V, 78, 6. 

Ponetur digitis tenendus ustis 
^ Nigra coliculus virens patella. 
Von den Keimen sagt Plinius : Cymas a prima sectione prae- 
stat'proximo vere. Hie est quidam ipsorum caulium delicatior 
teneriorque cauliculitSy Apicii luxuriae et per eum Druso Caesari 
fastiditus, non ^ine castigatione Tiberit patris. Welche Wich- 
tigkeit wurde der Sache beigelegt! — Um ihm im Kochen 
die grüne Farbe zu erhalten, wurde Salpeter beigemischt. 
Maat. XIII, 17. Fasces coUculi, 

Ne tibi pallentes moveant fastidia caulesj 

Nitrata viridis brassica fiat aqua, 
Plin. XXXI, 10, 46. — CoLUMELLA [auch Theophr. h. pl. 
VII, 4, 4.] führt eine Menge Arten an, Plinius hebt besonders 
den Cumanischen, Aricinischen und Pompejanischen hervor. 
[CraTwÄe war eigentlich der krause Kohl, crispofolio'Pijm. h. n. 
XIX, 8, 41. Cat. 157. Der gewöhnliche Kohl, olus^ wird als 
Speise der Armen oft erwähnt. Hör. epist. I, 17, 13 ff. 

Si pranderet olus patienter^ regibus uti 

Nollet Aristippus. Si sciret regibus utt^ 

Fastidiret olus qui me notat. 
I, 5, 2. und Obbar. zu d. St. Sat. 11, 1, 74. 7, 30. securum olus. 
Schuck, Gemüse, Käst. 1853, I, S. 33—40. Lenz, Botanik 
S. 619 f. Auch die Kuben waren sehr üblich, Mart. X T TI , 
16. rapa, 20. und die Kohlrüben napi^ Plin. h. n. XVDI, 
13, 35. XX, 3, 9. Pallad. XIH, 15. Col. XI, 3. Diocl. ed. 
VI, 18 f. Sie wurden eingemacht Col. II, 10 und oft gefärbt, 
Plin. h. n. XVIII, 12, 34. Die Artischoken, cardus und 
cinara gen. besprechen Theoph. h. p. VI, 4, 10 f. Ath. II, 
83 f. Plin. h. n. XIX, 8, 43. Colum. XI, 3. Pallad. IH, 24. 
Schuck, Gemüse I, S. 20 ff. Lenz, Botanik S. 480 ff. In 



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250 Erster Excurs zur neunten Scene. 

DiocL. ed. VI, 1 f. kommen zwei Sorten davon vor. Der 
Spargel, asparagusy (VabroI. 1. V, 104. Paul. Diac. p. 19 M. 
NoN. XVII, 1) wurde sorgfältig gebaut und gerade so behan- 
delt, wie noch jetzt, Cato r. r. 161. Plin. h. n. XIX, 8, 42. 
XX, 10, 42. Pallad. IV, 9. Diocl. edict. VI, 34 f. unter- 
scheidet Land- und Gartenspargel, und die Zubereitung als 
kalte und warme Speise zeigt Apic. III, 3, 66. IV, 2, 125 f. 
Am besten waren die Kavennatischen (Mart. XIII, 21.), deren, 
drei 1 Pfund wogen. Plin. XIX, a, a. 0. Schüch, Gemüse 
n, S. 64 ff. Lenz, Botanik S. 303 ff. Seltener speiste man. 
als Gemüse oder Salat Cichorien (intubum, int. erraticumy 
HoR. ed. I, 31, 17. cichoreum, Plin. XIX, 8, 39. XX, 8, 29 ff. 
Diocl. od. d. pret. VI, 3 f. Sohüoh, I, S. 27 ff. Lenz, S. 483 ff.)r 
Brunnenkresse (sisymbrium, Diocl. ed. VI, 24.), Nessel {urticoy 
ärztlich wichtig, Catüll. XLIV, 15. Plin. h. n. XXI, 15, 55. 
Apic. III, 17., aber auch Speise für Aermere, Horat. epist. I, 
12, 8. vgl. Ath. IV, 47. Pers.VI, 70, Schuck, S. 59 f. Lenz, 
S. 430 ff.), Sauerampfer Xanaßvg u. rumex^ und Malve, malvay 
beide medicinisch gebraucht, Diosc. de m. m. 11, 140. 144. 
PuN. h. n. XX, 21, 84. 85. Pallad. XI, 11. Ath. II, 54. 
aber auch gegessen, Hob. epod. II, 57 f. 

Aut herba lapatM prata amantis et gravi 
Malvae salubres corporis 
Sat. II, 4, 27. Od. I, 13, 16. Schüch, I, S. 18 ff II, S. 49 ff. 
Die Schwämme, fungi, liebte man sehr, namentlich die boletiy 
Kaiserschwämme, luv. V, 146 ff., Hör. Sat. II, 4, 20 fg. und 
Wüstemann zu d. St Plin. XVI, 8, 11 ff., XXH, 22, 46 ff., 
Mart. IH, 60. 

Sunt tibi boletiy fundos ega sumo suillos, 
Xn, 48. Xin, 48. Plin. epist. I, 7. Ein grosser Verehrer 
derselben war Kaiser Claudius, Mart. I, 20. SußT. Tib. 42. 
Claud. 44. Ner. 33. Lfnz, Botanik S. 753 ff. Die Trüffeln 
hiessen tubera, Plin. XIX, 2, 11 fg. Mart. XIII, 50, 

Rumpimus altricem teneroque vertice terram. 
Tubera , boletis poma secunda mmu$,] 
Die eruca, brassica erucay Gartenr^uke, diente nicht nur^ 



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Die Mahlzeiten. 251 

wie BiLLERBECK, Fl. class. S. 170. sagt, als Gewürz [«vCwimcw, 
Thoph. h. pl. I, 6, 6. Diosc. m. m. II, 169.], sondern wurde 
wie die Lactuca gegessen. Spreng. Hist. r. herb. I, p. 97. — 
Sie war als Veneria concitcUrix bekannt. Plin. XIX, 8, 44. 
XX, 13, 49. ViRG. Moret. 85. und beisst daher öfter herba 
salax. Mart. X, 48, 10. III, 75. Vgl. Beckmann, Beitr. zur 
Gesch. d. Erf. V, S. 113. wo überhaupt von den Küchenge- 
wächsen gehandelt wird. ♦ 

Porri, Por^e, eine beliebte Speise, gab es in zwei Arten, 
porrum sectile (Schnittlauch) und capitatum ; daher utrumque 
porum, Mart. III, 47, 8. Das capitatum (graves porri^ ebend. 
V, 78, 4.) kam nach Rom in vorzüglicher Güte von Aricia, 
CoLUM. X, 139. mater Aricia porri, Mart. XTTT, 19. 

Mittit praecipuos nemoralis Aricia porros. 
wie das sectile von Tarent. ebend. 18. Bekannt ist Horazens 
Verdammungsurtheil , Epod. 3. [Plin. h. n. XIX, 6, 33. 
DiocL. ed. VI, 14 f.] Vgl. Billerbeck, Flora class. S. 89. 
[Verwandt waren die Zwiebeln (bulbus), luv. VII, 120. Mart. 
Xni, 34. unter denen die Küchenzwiebel, cepa^ von den alten 
Römern gern gegessen wurde, Plin. XIX, 5, 30. Varro b. 
Non. in, 67. Pallad. m, 24. Diocl. ed. VI, 20 f. Die 
Möhre, pastinaca, wurde nicht geschätzt, Plin. XIX, 5, 27. 
Diosc. m. m. III, 73. Diocl. ed. VI, 44 f. Als gesunde und 
leichte Speise galt der Kürbiss, Cucurbita^ Colüm. XI, 3. Ath. 
n, 53. Pallad. IV, 9. Diocl. ed. VI, 26 f., weniger die 
Grurke, cucumis , aber doch sehr beliebt; Kaiser Tiberius ass 
sie täglich, Plin. h. n. XIX, 5, 23. Pallad. IV, 9. Diocl. 
ed. VI, 28 f. Auch der Melonen, pepo u. melo, gedenkt Plin. 
XIX, 5, 23 und Pall. a. a. 0.] 

Cicer fervens oder tepidum, gekochte Kichererbsen, ein 
sehr gewöhnliches und wohlfeiles Nahrungsmittel, wurde zum 
Verkaufe herumgetragen. Mart. 1 , 42, 5. otiosae vendit qui 
madidum cicer coronae. Man konnte ein Gericht davon für 
ein As, etwa 6 Pfennige haben. Mart. II, 104, 10. Asse cicer 
tepidum constat. Daher ist es besonders eine Speise der ärm- 
sten Classe und jederzeit Zeichen eines sehr einfachen Tisches. 



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252 Erster Excurs zur neunten Scene. 

HoR. Sat. I, 6, 115. [II, 3, 182.] Mart. V, 78, 21. [Colum. 
n, 10. Ebenso gehörten Buffbohnen, faba, Mart. X, 48. 
Xni, 7. V, 78. (Feigbohnen, lupini, Ath. II, 45.) und Linsen 
zur Volkskost, Mart. XIII, 9. Lens. 

Vilior est halica, carior illa faha. 
Heind. zu Hör. Sat. 11, 6, 63. Pfundt, de antiquiss. apud 
Italos fabae cultura ac religione. Berol. 1845. (besser waren 
unsere Bohnen, phaselus oder pkosiolus, Diosc. m. m. II, 1 30. 
175. Colum. II, 10. XI, 3. XII, 9. Plin. XVIH, 7, 10. 12, 
33. DiocL. ed. VI, 38 f. I, 9 f. 19 ff.) auch Mangold, beta, 
deren rothe oder weisse rübenähnliche Wurzeln wohl schmeck- 
ten, Theoph. h. pl. VII, 2. Pallad. III, 24. Plin. XX, 8, 
27 f. XIX, 8, 40. Dass sie das Volk ass, zeigt Pers. m, 
114. plebeia heta und Mart. XHI, 13. 

Ut sapiant fatuae^ fabrorum prandia, betae, 
O quam saepe petet vina piperque cocus! 
Dem verwöhnten Graumen mochte dieses Essen etwas schaal 
vorkommen, darum sagt Octavianus betizare für Matt- oder 
Schlaffsein, Süet. Oct. 87. und Catull. 67, 21. 

Languidior tenera quoi pendens sicula beta. 
Dagegen Mart. III, 47, 9. 

Pigroque ventri non inutiles betas, 
Cic. ad div. VII, 26. Schüch, H, S. 51 ff. Auch der Ama- 
rant, amaranthus, ßXrjroVy galt für ordinär, so dass der Name 
sogar als Schimpfwort diente, Plin. h. n. XX, 22, 93. blitum, 
Paul. Diac. h. n. p. 34 ff. Plaut. Truc. IV, 4, 1. Catull. 
42, 13., Hirsen (gemeiner milium^ welscher panicum\ der zu 
Brei gekocht wurde, Plin. XVHI, 10, 24 f. Colum. II, 9. 
DiocL. ed. I, 4 ff.; endlich die Graupen, joo/en^a, Col. VI, 17. 
Sen. ep. 18. 22. Plin. XVIII, 7, 18. alica. Plin. XVID, 
11, 29. XXn, 25, 61. Mart. XHI, 6. S. Dierbach, flora 
Apiciana, a. a. 0. Magerstedt, Feld-, Garten- und Wiesen- 
bau der Römer. Sondershausen 1861.] 

Von den verschiedenen Obstsorten ist bereits S. 53 ff. 
gehandelt worden. Thl. I, S. 178. sollen die Datteln bei Petr. 
eine Anspielung auf die Nahrung des Ebers glandes sein. [Die 



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Die Mahlzeiten- 253 

Oliven (s. S. 55.) gehörten ebensowohl zum gustus als zu 
den mensis secundis. Hart. XUI, 36. 

Haec^ quae Picenis venit subducta trapetisj 
Inchoat atque eademfinit oliva dapes, 
S. auch Magerstedt, Obstbaumzucht der Eömer. Sondersh. 
1861. 

Endlich sind noch einige für die Bereitung der Speisen 
{per quae esse solemus^ Ulp. Dig. XXXIH, 9, 3, § 3.) nicht 
unwichtige Artikel zu nennen] , so der Honig, mel Der beste 
war der attische (hymettische Verg. Georg. IV, 178. Cic. de 
fin. II, 34.) und der sicilische von dem blumenreichen Hybla. 
Mart. XIII, 104 fg. Verg. Georg. VII, 37. Varro r. r. III, 16. 
Den dritten Hang nahm der von Calydna, einer Insel an der 
karischen Küste ein. Plin. XI, 13. Dagegen kam der schlech- 
teste (asperrimum , Plin. XXX, 4, 10.) aus Corsica. Darum 
sagt OviD von dem Briefe (cera) der Geliebten, welcher die 
erbetene Zusammenkunft abschlägt, Amor. I, 13, 9. 

Quam^ putOj de longa e collectam fiore dcutae 
Melle sub infami Corsica misit apis» 
und Martial erwiedert dem Cäcilianus, der von ihm Epi- 
gramme auf fade Einfälle verlangt hatte, XI, 42. 

MelUx iuhes Hyblaea tibi, vel Hymettia nasci, 
Et thyma Cecropiae Corsica ponis api, 
vgl. IX, 27. [Magerstedt, die Bienenzucht der Völker des 
Alterthums. Sondersh. 1861, S. 92 ff. über den vielfachen 
Gebrauch des Honigs, zu den Speisen und Getränken, auch 
als Arznei, Plin. XXII, 24, 50 ff. — Ferner gehören hierher 
die mannigfaltigen Gewürze {condimenta) und Küchenkräuter, 
piper^ Pfeffer, macis^ Muskatblüthe, laser^ Saft des übelriechen- 
den Silphium oder Laserpitium, ligusticum^ Liebstöckel, allium, 
Knoblauch, coriandrum^ Koriander, careum, Kümmel (auch 
cuminum), portulaca, Portulak, capparis, Kaper, caerefoliumj 
Körbel, menta^ Minze, puleium, Poley, thymbra o&qt satureia, 
Saturei, sinapis, Senf, thymus^ Thymian, foeniculum^ Fenchel, 
foenum graecum, Bockshomklee, apium, Sellerie, inula, Alant, 
piperella^ Pfefferkraut, anethuMj Dill, amaracus; Majoran u. a. 



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254 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Paüll. Dig. XXXIII, 9, 5, § 1. Plaut. Pseud. ni, 2, 21 ff. 
40 ff. 

Non ego item cenam condioy ut alii coquij 
dui mihi condita prata in patinis proferunt^ 
Bovis qui convivas faciant, herhasque oggeruntj 
Eas herbas herhis aliis porro condiunt: 
Indunt coriandrumj feniculum, alium, atrum olus: 
Apponunt rumicem, hrassicam, hetam^ blitum: 
Eo lasarpic lihram pondo diluont cett. 
Non. XVn. Mart. XHI, 5. 13. Plin. XIX, 4. 7. 8. Noch 
ist zu bemerken, dass die Alten nicht blos Obst, Oliven und 
Trauben, sondern auch vielerlei Gremüse, Wurzeln, Gewürze, 
Salat, Zwiebeln u. s. w. für den Wintergebrauch in Salzlake 
{muria\ Salz und Essig, Essig, Most, Honig und auf andere 
Weise einzumachen pflegten, was sie salire, condire^ componere^ 
reponerey stemere^ conditura servare nannten, Colüm. XII, 7 
9 f. 12. 13. 46 ff. Cat. r. r. 143. Apic. I, 24 f. Die Auf- 
bewahrung geschah in thönemen Gefassen, die man mit Blase 
zuband (pelliculare), Schuck, Gemüse I, S. 14 ff. Lenz, 
Botanik, S. 136 ff. Zuletzt nennen wir den itäse {caseusy a 
coacto lade), Vabro L. L. V, 108. Plin. XXVHI, 9. XI, 42. 
Mart. XIII, 30 — 33. wo Lunensis (von gewaltiger Grösse), 
VestinuSy Velabrensis^ Trebulanus genannt werden. Der beste 
kam aus Gallien und Bithjnien. 

Backwerk. 

Das Brot war sehr platt, gewöhnlich nur 2 Zoll dick und 
von runder oder eckiger Form (desshalb quadra genannt. 
Hob. ep. I, 17, 49. luv. V, 2.), mit 6 — 8 Einschnitten oder 
Kerben, wie sowohl Wandgemälde als ausgegrabene Brote 
zeigen. Das beste war von Waizenmehl, siliginexiSy Sbn. ep. 
123. 119. PuN. XVIII, 9, 20. e siligine lautissimus panis 
pistrinarumque opera laudatisstma. 11, 27. Vor. Aurel. 48. 
Solches hiess teuer niveus, candidus, mundus; das gemeinste 
{panis sordiduSy dtirusy Sbn. ep. 18. plebeius, Sen. 119. cibanusy 
Cic. Tusc. V, 34. IsiD. XX, 2.) war von Gerste, Kleie {horda- 



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Die Mahlzeiten. 255 

ceusj furßirosusj furfunbus conspersus, acerosus bei Paul. v. 
obacerare p. 187 M. Pmn. XVIII, 11, 26.); dazwischen stand 
panis secundus oder secundarius und viele andere Mittelsorten 
durch verschiedene Mischungen hervorgebracht , Plin. XIX, 
9, 20. SuBT. Oct. 76. HoR. ep. II, 1, 123. und Döntzer, 
S. 269. Nach der Art der Bereitung unterschied man panis 
speusticus, fumacetis, artoptichtSy suhcineridus, clihanitiuSy ruhi- 
du8 u. a. IsiD. 1. 1. Plin. 1. 1. Lampr. Sev. Alex. 37. luv. V, 
67 ff. Paüly, Eealencykl. V, S. 1118 fg. Dass man das Brot 
stempelte, ehe man es in das Backhaus schickte, zeigt ein in 
Herculantun gefundenes Brot mit den Worten {Q)elens Q. 
GhraniVeri «er(vus), Orelli Henzen, 4314 u. III, p. 469. 
MoMMSEN, Anal, in Berichten der S. Ges. d. Wiss. Leipz. 1849, 
S. 287 f, und Insc. Neap. 6310, 55. Hier bezeichnet der 
Sklave Celer das Brot mit seinem und seines Herrn Namen. 
Benzi, de la panification chez les anciens, im Tinvestigateur. 
Paris 1860, p. 240 ff. Zweifelhaft sind die panes Picentes, ent- 
weder Zwieback oder Brötchen. Macrob. oben. Mart. XIII, 47. 
Picentina Ceres niveo sie nectare cresdt, 
üt levis accepta spongia turget aqua. 
S. die Schriften bei Fabric. bibliogr. p. 882. Kleine runde 
Brötchen oder liba hiessen pastilli, Plin. XVIII, 11, 26. Fest. 
p. 250 M. doch werden auch wohlriechende Kügelchen so ge- 
nannt, HoR. Sat. I, 2, 27. Pastillos Rufillus oleU Mart. I, 88. 
— Kuchen und Backwerk gab es in grosser Menge, auch in 
den mannigfaltigsten Formen, wie I, S. 178. 183. angegeben 
ist] An d^ ersten Stelle sind es poi^celli, Petr. 40. welche 
den Gästen zugetheilt werden, um sie mit nach Hause zu neh- 
men, apophoreta^ aus copta oder coptaplacenta, einem Gebäck, 
das vielleicht unserm Pumpernickel nicht unähnlich sein 
mochte. Wenigstens war es ein sehr hartes Gebäck, das auch 
weit versendet wurde. Daher der Scherz Mart. XIV, 68. 
Copta Rhodla. 

Peccantis famuli pugno ne percute dentes; 
Clara BJiodos coptam quam tibi misity edat, 
8. ferner Petr. 60. Priapua a pistore f actus gremio satis amplo 



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256 Erster Excurs zur neunten Scene. 

omnis generis poma et uvas sustinehat more vulgato. Solche 
Kuchenplastik findet sich nicht etwa nur in Trimalchio^s Hanse. 
Mart. XIV, 69. Priapus siligineus, 

Si vis esse satur, nostrum potes esse Priapum; 
Ipsa licet rodas inguina, purus eris. 
Insofern hat daher Böttiöbr Recht, wenn er Vasengem. 
III. Hft. S. 21. sagt, es habe sich im Alterthume die Bäcker- 
kunst weit mehr der Plastik genähert, als bei uns; denn wenn 
auch unsere Schweizerbäcker und Conditoren überaus künst- 
liche Sachen fertigen, so erstreckt sich diess doch nicht auf das 
zum Essen bestimmte Kuchenwerk. Die mancherlei Namen 
solchen Backwerks, die Athenaeüs B. XIV. nennt, zu erklä- 
ren, ist BöTTiöER schuldig geblieben, und vielleicht wird über 
die meisten sich auch nichts Sicheres sagen lassen. In Hase's 
Aufsatz: Kuchenplastik, ein Beitrag zur Pemmatologie. Pa- 
läol. S. 161. sind nur einige ganz allgemeine und flüchtige 
Bemerkungen gegeben. Vgl. Böttiger, Ueber das Bautzner 
Backwerk. Kleine Sehr. I, S. 349 ff. — [Nach Plut» reg. 
apophth. Scipion. min. 11. bestrafte Scipio. als Censor einen 
Ritter, weil dieser während der Belagerung von Gart^^ago sei- 
nen Gästen einen der Stadt Oarthago ähnlich geformten Ho- 
nigkuchen zum Verspeisen vorgesetzt hatte {fjLshntiTvtov slg 
cxtjf^n t^S 7i6}£C9g dianXaoccg xcu rovto KoQxridova nQoaBmmi).\ 
Man füllte auch das Gebäck auf allerlei Weise. Petr. 69. 
Nee ullus tot malorum finis futsset, nisi epidipnis esset adlata 
turdis siligineis uvis passis nucihusque farsis (so möchte zu 
lesen sein). [Ueber laganum (etwa so viel als P^nnkuchen) 
und artolaganus s. Pauly, Realencjkl. IV, S. 732. Hob. Sat^ 
I, 6, 115. Cic. ad Fam. IX, 20. Gewöhnlich war der flache, 
mit Honig und Käse angemachte Kuchen, placentae dessen. 
Bereitung Cato r. r. 76 sorgfaltig vorschreibt. Becker scheint: 
denselben für identisch mit Brot gehalten zu haben, indem er 
Mart. IX, 90. auf das Brot bezog: secta plurima quadra de 
placenta. Allein HoR. ep. I, 10, 11. Fane egeo tarn mellitis 
potiore placentis, zeigt den Unterschied klar. Ebenso ist an 
andern Stellen Martials die quadra placentae nur von einem 



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Die Mahlzeiten. 257 

▼iereckigen Stücke Kuchen zu verstehen, VI, 75. III, 77.] — 
Die Fertigung dieser opera pistoria war Saöhe des dulciarius 
lactarius, s. weiter unten. 

[Dienerschaft. 

Gross war die Schaar von Dienern, welche der reiche 
Römer zur Bereitung der Speisen , zur Aufwartung bei dem 
Mahl u. s. w. in seinem Hause hatte. lieber coquus ist bereits 
S. 223. gesprochen (einen archimagirus s. luv. IX, 109.), wo 
auch der Urspruiig der pistores erwähnt wurde.] Pistor näm- 
lich wurde ebensowohl der Sklave genannt, welcher in dem 
Backofen des Hauses (tl, S. 234) das Brot für den gewöhn- 
lichen Bedarf des Hauses buk, als der welcher dulcia d. i. 
Kuchen oder süsses Backwerk aller Art fertigte. Insofern 
hiess er auch dulciarius ^ denn nicht immer versah einundder- 
selbe beide Geschäfte. Daher sagt Appul. Met. X. p. 701 
Oud. 244 £lm. pistor dulciarius, qui panes et melliia concinna- 
bat edulia. wo panes nicht für gewöhnliches Brot zu nehmen 
sind. Mart. XIV, 222. Fistor dulciarius. 

Mille tibi dulces operum manus ista figuras 
Exstruet: huic uni parca laborat apis. 
Er mag unseren Pfefferküchlem und Conditoren verglichen 
werden; der lactarius lieferte das eigentliche Kuchenwerk, 
wo Mehl und Milch die Hauptbestandtheile waren. Deutlich 
erhellt diess aus Lampr. Heliog. 27. Dulciarios et lactarios 
tales habuit^ ut quaecunque coqui de diversis edulibus exhibuis- 
senty vel structores, vel pomarii, Uli modo de dulciis, modo de 
lactariis exhiberent. Der lactarius bildet also ebensowohl 
Figuren nach, als der dulciarius und die Priapi siliginei ge- 
hören ihm an. Daher nennt auch derselbe Schriftsteller c. 32. 
Opera lactaria. Es versteht sich, dass in den meisten Fällen 
eine und dieselbe Person beides besorgen mochte und für sie 
der allgemeine Name pistor galt. [Der Weissbrotbäcker hiess 
pistor siliginarius oder candidarius, Orell. 4263. 1810. Das 
technische Verfahren bei dem Backen zeigen die Basreliefs 
auf dem Grabmahl des Bäckers M. Vergilius Eurysaces, in 

Becker, Qallas. 3. Aufl. III. 17 



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258 Erster Excurs zur neunten Scene. 

Monum. deir inst. 11. t. 58. und Bd. 11, S. 235. S. überhaupt 
Pauly, Eealencykl. V, S. 1651 fg. — Der ohsonator hatte die 
Einkäufe für die Küche zu besorgen, Sen. ep. 47. Mart. XTV, 
212.] Einen besonderen fartor in der Familie anzunehmen, 
der die Füllung der Pasteten, Würste u. s. w. besorgt habe, 
scheint sehr unstatthaft. Der fartor scheint immer nur der 
mtevtfig zu sein, welcher das Geflügel mästet [und damit han- 
delt]. Bei HoRAZ Sat. ü, 3, 229. ist durchaus kein Grund 
vorhanden, an einen botularius zu denken; denn die fartores 
fanden sich keineswegs nur auf den Villen; vielmehr gaben 
sich in Rom viele Leute damit ab. Wenn Donat zu Terent. 
Eun. n, 2, 25. 

Concurrunt laeti mi obviam cupecUarit omnesy 
Cetarii, lanii, coqui^ fartoresy piscatores. 
den Namen erklärt : qui farcimina faciuntj so könnte er aller- 
dings die Bedeutung haben; allein passender wird noch in der 
genannten Gesellschaft der Geflügelhändler [oder Hühner- 
stopfer] sein, und selbst bei Plaut. Truc. I, 2, 11. ist es nicht 
nöthig, vielleicht nicht einmal statthaft, an einen dXkavroTrcihjg 
zu denken. 

[Die Aufsicht über das triclinium führte der tricliniarcha 
Orelli Henzen 794. 2952. 6285. 6337. 6368. oder architri- 
clinus^ Sen. ep. 47. Petr. 22. mit seinen Gehülfen, den se?^ 
tricUniares, auch lectistemiator genannt. Plaut. Pseud. I, 2, 
29. vgl. Orelli 2884. Für die Tafel selbst waren die struc- 
tores sehr wichtige Personen. Orelli Henzen 4285. 6354.] 
Dieser Name hat mehr als eine Bedeutung, oder dem structor 
lagen mehrere Geschäfte ob. Man bezeichnet mit dem Worte 
erstlich den, welcher die Speisen anrichtet, d. h. die verschie- 
denen Schüsseln der einzelnen Fercula auf den Kepositorien 
ordnet und überhaupt dafür sorgt, dass die aufzutragenden 
Gerichte auf eine nette, gefallige, oft künstliche Weise gestellt 
auf die Tafel kommen. Dahin gehört, was Petron 35. sagt. 
Eepositorium rotundum duodecim habehat signa (zodiaci) in orbe 
dispositUy super quae proprium convenientemque materiae struc- 
tor imposuerat cibum. wo die Erklärer Aehnliches beigebracht 



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Die Mahlzeiten. 259 

haben. Sodann versteht man darunter den scissor, auch carp- 
toT [und diribitor, Appul. Met. p. 123 Elm.], den, welcher die 
Speisen zerlegt oder vorschneidet. [Ma»t. X, 48, 15. 
Et quae non egeant ferro structoris ofellae 

Et faba fahrorum prototomique rüdes. 
luv. XI, 136 ff. schildert die Thätigkeit des tranchirenden 
structor, discipulus Tripheri doctoris sehr anschaulich.] Diese 
Slunst bestand nicht nur darin, geschickt und mit Anstand, 
sondern selbst tanzend und nach dem Takte das Geschäft des 
Vorschneidens zu verrichten. S. Eup. zu luv. V, 120. struc- 
torem — saltantem spectes etc. Wüstemann, Pal. d. Scaur. 
S. 272. distinguirt nicht gut oder vielmehr zu viel. Ausser- 
dem scheint mit demselben Namen auch der Kochkünstler 
genannt worden zu sein, der, für den Nachtisch besonders, aus 
Früchten oder Fleisch mancherlei essbare Figuren künstlich 
bildete, wie z. B. die Cydonia mala spinis confixa, ut echinos 
efficerent. und dann die omnium gener a avium ^ pisces, anser 
altilisy c. 69. welche sämmtlich de uno corpore j nämlich de 
porco gemacht waren. Daher sagt Mart. XI, 31. von Cäci- 
lius dem Atreus cucurbitarum, d. i. Melonen- oder Gurken- 
Zerstückeier: 

Hinc pistor fatuas facit placentae, 

Hinc et multiplices s fruit tabellas, 

Et notas caryotidas theatris. 
Ein solcher structor scheint in der S. 257. angegebenen Stelle 
des Lahpridius gemeint zu sein. In den meisten Fällen mag 
Letzteres freilich wohl Sache des Kochs, Ersteres Sache des 
scissor gewesen sein. [Im Allgem. s. Sbn. de vita b. 1 7. quare 
ars est apud te, ministrare^ nee temere et ut libet collocatur ar- 
gentumy sed perite servitur et est aliquis scindendi obsonii ma- 
gisterf] 

Es ist ungewiss, ob das Abnehmen der Sandalen (S. 165. 
u. fg.) und Darreichen des Waschwassers die eigenen Sklaven 
der Gäste besorgten oder die Haussklaven des Wirths. Bei 
Petron. c. 31. leisten allerdings die Sklaven des Trimalchio 
den Gästen ähnliche Dienste. Tandem ergo discubuimus^ pueris 

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260 Erster Excurs zur neuuten Scene. 

Alexandrinis aquam in manus nivatam infundentibus, altisque 
insequeAitibus ad pedes ac paronychia cum ingenü stibtilitate 
tollentibus, — So sonderbar übrigens die schon 11 , S. 135. be- 
sprochene Sitte scheinen mag, nach welcher hinter jedem Gaste 
der mitgebrachte eigene Sklave stand, so lässt sie sich doch 
dnrch klare Beispiele erweisen. Pbtr. 58. Post hoc dictum 
Oitorij qui ad pedes (Ascylti) stabat, risum iamdiu compressum 
etiam indecenter effudit. c. 68. Servus, qui ad pedes Habinnae 
sedebaty iussus^ credo^ a domino suo proclamavit subito etc. 
Habinnas scheint selbst mehrere Sklaven mitgebracht äu 
haben; denn die Worte: cum ingenti frequentia intravit, kön- 
nen nur von ihnen verstanden werden, zumal wenn damit der 
^evog wjTng tvTtaQvcpog «c Htofimdiag sa-ß^fjri rs negnry xai dxoXov- 
&ia naüUav imoooXoixoreQog bei Plutarch verglichen wird. 
Mart. II, 37. wo Cäcilian die sämmtlichen Speisen einpackt : 
Haec cum condita sunt madente mappa, 
Traduntur puero domum ferenda. 
und auf gleiche Weise ist auch das Epigramm zu verstehen : 
Anthol. Pal. XI, 207. 

Kai tQ(ayBig oaa mvre Xvxot, rdfue, x«/ r« TiSQtaad^ 
ov td od, r(av 8e neQi^f ndvia di8(o^ bmam* 

n},fjv fierd rov xocpivov tov ngog nobag avQiov Iqxov, 
ngidfiata nal anoyyov :ia] aagbv ev^vg fi;;faw. 
[Appul. Met. n, p. 128. Elm. monitu famuli mei, qui noctis 
admonebaty iam et ipse crapula distentus, protinus exsurgo. lässt 
ebenfalls eine andere Auffassung nicht zu. — Die Anwendung 
des nomenclator s. II, S. 132. Zum Serviren des Weins waren 
pocillatores und a cyatho da, und später praegustatores, Sübt. 
Claud. 44. Orelli Henzen 2993. 6337. und Bullet, dell' 
inst. 1840. p. 95. praegustatores tricliniares, auch ministri vinL 
Sen. ep. 47. u. pincernae^ Ascon. zu Cic. Verr. I, 26. Lampr. 
Sev. Alex. .41. Orelli 2881. 

Ueber die Bedienung im Allgemeinen s. die Schilderungen 
bei luv. XI, 145 ff. mitgetheilt II, S. 112. V, 66. 

Maxima quaeque domus servis est plena superbis, 
und Sen. ep. 87. cum ad cenandum discubuimus^ alius Sputa 



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Die Mahlzeiten. 261 

detergity aUus reliquias temulentorum subditus colligity alius pre- 
tiosas aves scindity pectus et dunes, certis ductihus circumferens 
eruditam manum , in frusta exeutit — . Alius vini minister in 
muliebrem modum ome^us etc, 95. Transeo pistorum turbanty 
transeo ministratorum , per quos signo dato ad inferendam ce- 
nam discurritur. DU b<miy quantum hondnum unus venter exer- 
cetl Appul. Met. II. p. 123 Elm. Diribitores plusculi, splen- 
dide amictiy fercula copiosay puellae scitule ministrantesy pueri 
calamistrati pulcre indusiatiy gemmas formatas in pocula vini 
— offerentes etc.] 

Die ßecitation grösserer Gedichte und poetischer Kleinig- 
keiten während der Oena und Comissatio, aoQodfjiaray war etwas 
sehr Gewöhnliches und selbst oft eine Plage. S. z. B. Mabt. 
III. 44. 50. Derselbe gedeakt mehrmals des Zurufs aoq^mi;, 
durch den man gewöhnlich seinen Beifall zu erkennen gab. 
Es mochte wohl oft besseren, vielleicht aber auch schlechteren 
Versen aus Gefälligkeit das Wort zugerufen werden. [S. noch 
Mart. V, 78. Nee crassum dominus leget volumen. luv. XI, 
177 ff. Plin. ep. vi, 31. Lampr. Sev. AI. 34. Sidon. Apoll. 
I, 2. Plut. Luc. 40. Vgl. Thl. H, S. 124 fg.] — Dazu kam die 
Musik der Symphoniaci [scabillarii ^ cymbalistriae , choraules, 
psaltriae u. s. w. Macrob. II, 4. Petr. 31. Hör. ep. II, 2, 9. 
epod. 9, 15. Martial. IX, 77. Qüint. I, 2, 8. omne convi- 
vium obscenis canticis strepet,]-^ die Vorstellungen der [Circula- 
toresj nämlich der] Tänzer [cinaediy saltatoresy Non. I, 15. 
Petron. 23. crotalistritty Prop. IV, 8, 41. Friedländbr, in 
Bullet, deir inst. 1858. Mart. V, 78, 26. XIV, 203. puella 
Gaditana. Jüv..XI, 162. Jahn, in Ber. d. k. sächs. Gesellsch. 
Leipz. 1851, S. 168 f. Macrob! Sat. n, 10. vgl. Cic. p. Mur. 6.], 
Mimen, ja der Seiltänzer und Gaukler [petauristae, funarnbuli, 
schoenobatacy Mus. Borb.VII, tav. 50 ff.], die scurrae [derisoresy 
Plaut. Capt. I, 1, 3. Hör. ep. I, 18, 10. Sen. ep. 27. Jahn, 
spec. epigr. p. 145 f.] und moriones mit ihren Possen [Hör. 
Sat. I, 5, 52. vgl. Thl. II, S. 127 f.] mussten die gegenseitige 
Unterhaltung beim Mahle sehr beeinträchtigen. Daher sagt 
Mart. IX, 78. Ciuod optimum sit quaeritis conviviwn? In quod 



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262 Erster Excurs zur neunten Scene. Die Mahlzeiten. 

choraules non veniL Dagegen rechnet Plinius IX, 17. den 
lector^ lyristes und comoedus zu den anständigen und des ge- 
bildeten Geschmacks würdigen Vergnügungen bei Tafel, an. 
denen die meisten keinen Gefallen fanden, sondern Possen 
vorzögen [scurrae, cinaedi^ moriones]. Vgl. Corn. Att. 14. 
[SuET. Oct. 74. aut acroamata et histrionesj aut etiam triviales 
ex Circo Indios interponehat ac frequentius aretalogos. so viel 
als scurras. Liv. XXXIX, 6. tunc psaltriae sambucistriaeque 
et convivalia ludionum ohlectamenta addita epulis. Aehnlich 
August, de civ. dei IH, 21. Stuck, antiq. conv. DI, 20. Ci- 
ACCON. de tricl. p. 75 ff. Jahn, in Abh. der Bair. Akad. 
München 1856, VIH, S. 251 ff. u. zu Pers. p. LXXXIV ff. 
GuHL u. Koner, das Leben der Griechen u. E. 11, S. 279 ff. 
I, S. 295 f. Friedländer, Darstell, aus der Sittengesch. 
Eoms, Leipz. 1862, I, S. 236 f. 283 f.] 



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ZWEITER EXCURS ZUR NEUNTEN SCENE. 



DAS TRICLINIUM. 

In dem alten römischen Hause scheint es besondere 
Speisezimmer oder triclinia nicht gegeben zu haben, sondern 
man benutzte dazu die grösseren für gesellschaftlichen Ge- 
brauch bestimmten Räume, in der Stadt im Atrium , auf dem 
Lande in der cors, dem freien Hofe. Varro bei Servius zu 
Verg. Aen. I, 637. in atrio epvjabantur antiqui. S. auch 11, 
S. 205. und die Stelle des Varro bei Non. H, S. 180. — 
Allein diess l^ann nur von der ältesten Zeit verstanden werden, 
und in der Zeit, deren Sitte uns bekannter ist, haben die 
Häuser nicht nur mehr als ein Triclinium, sondern auch 
grössere demselben Gebrauche dienende Säle, oed^ von denen 
II, S. 226 fg. gehandelt worden ist. 

Der Name triclinium (hiclinium bei Plaut. Bacch. IV, 4, 
69. 162. ist für den besonderen Fall, wo zwei j^ana amantum 
zusammen sind, und natürlich bedurfte es für zwei oder drei 
Personen auch nur eines lectus) gebührt aber nicht zunächst 
dem Zimmer, in welchem gespeist wurde, sondern es bedeutet 
ursprünglich das Lager, auf dem man an dem Tische Platz 
nahm [halb liegend und auf dem linken Einbogen gestützt, 
HoR. od. I, 27, 8. cuhito presso remanete.]. Die früheste Zeit 
kannte auch diese Triklinien nicht; vielmehr pflegte man 
sitzend zu essen, und diese Sitte erhielt sich auch für die 
Frauen [und Kinder], als die Männer sie mit dem Liegen 
vertauscht hatten. Isid. Orig. XX, 11, 9. Sedes dictae, quod 



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264 Zweiter Ezcurs zur neunten Scene. 

apud veteres Romanos non erat usus accumhendiy unde et con- 
sedere dicebantur. Postea , ut ait Varro de vita populi Romani, 
viri discumbere coeperunt, mulieres sedere, quia turpis visus est 
in muliere accubitus. Vgl. Serv. zu Verg. Aen. VIT, 176. 
So findet man auch die Frauen neben den liegenden Männern 
sitzend auf mehreren Denkmälern, z. B. August. 1. 151. Pitt. 
d'Erc. I, t. 14. Zahn, Ornam. u. Gem. t. 90. [Mus. Borb. XI, 
48, vgl. II, S. 6. Später lagen auch die Frauen gewöhnlich 
bei Tische, Val. Max. II, 1, 2. Feminae cum viris cubantibus 
sedentes cenitabant — . duod genus severitatis aetas nostra 
diligentius in Capitolio quam in suis domibus servat cett. Petron. 
67. heisst es von Fortunata sowohl recumbit als discumbit und 
am Ende Habinnas — pedes Fortunatae correctos super lectum 
immisit. Plin. h. n. IX, 58, 118. muUerculam adcubantem. 
Die Kinder sassen adfulcra leetorum^ s. II, S. 141. Ein beson- 
derer Kindertisch wird Tac. Ann. XIII, 16. erwähnt. Mos 
habebatur principum liberos cum ceteris idem aetatis nobilibus 
sedentes vesci in aspectu propinquorum propria et parciore 
mensa. Vgl. Charikles EL, S. 244 f.] — In diesem Sinne nun 
bedeutet das Wort nicht den einzelnen lectus tricliniari», son- 
dern eine Zusammenstellung von drei solchen Betten, auf 
deren jedem in der Regel drei Personen Platz fanden, so das» 
das Triclinium neun Personen fasst. Auf der vierten Seite 
blieb der Zugang zu dem Tische offen, damit von da die Spei- 
sen aufgetragen werden könnten. Wenn Wüstemann zu Pal. 
d. Scaur. S. 269. in der schon erwähnten Stelle aus Macrob. 
Sat. II, 9. triclinium von dem einzelnen lectus zu verstehen und 
anzunehmen scheint, die sämmtlichen Personen hätten auf drei 
lectis gelegen oder gesessen, so scheint diess durchaus nicht 
statthaft zu sein. Die Worte: Triclinia lectis ebumeis strata 
fuerunt : duobus tricliniis pontifices cubuerunty — in tertio tricli- 
nio Popilia etc. lassen sich nur von verschiedenen, aus meh- 
reren lectis bestehenden Triklinien verstehen. Desshalb waren 
ja die gewöhnlichen Speisezimmer doppelt so lang als breit 
gebaut, damit mehr als eine Tafel mit ihren lectis darin stehen 
könne und man hatte oecos quadratos tarn ampla magnitudine, 



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Das Triclinium. 265 

uHfaciliter in eis tricünüs quatuor stratisy ministrationum htdo- 
rumque operis locus possit esse spatiosus, Vitr. VI, 10, (7, 3.) 
Nun ist allerdings schwer zu sagen, wie die neun Männer sich 
mögen auf zwei Triklinien vertheilt haben, wenn Niemand 
weiter an der Cena Theil nahm ; aber das möchte für etwas 
Unerhörtes gelten müssen, dass in der damaligen Zeit bei 
einer cena pontificalis fünfzehn Personen, darunter vier virgi- 
nes Vestales , auf einem Triclinium sich befunden haben soll- 
ten. Ueberdiess ist die Zahl nicht vollständig ; denn in dem 
Namensverzeichniss fehlt Lentulus selbst , dessen Einweihung 
das Festmahl galt, wie auch Metellus, und wir hätten dem- 
nach wenigstens zehn oder eilf Männer. 

Diese drei lecti nun, welche das Triclinium bildeten, 
hatten sehi* verschiedenen Eaug, sowie auf ihnen wiederum 
ein Platz angesehener war als der andere. Sie werden mit 
dem Namen lectus summus, medius und irnus bezeichnet, von 
denen jedoch nur der medius durch sich selbst verständlich 
ist. Indessen ist die Sache durch Salmas. zu Solin. p. 886. 
auf das Genügendste aufgeklärt worden, und es lässt sich der 
Beweis für die Anordnung auf doppelte Weise führen. Der 
erste ist entnommen aus Sen. Nat. quaest. V, 16. wo er bei 
Angabe der Windregionen sagt : A septemtrionali latere sum- 
mus est aquiio, medius septemtrioy imus Thracias, Nun nimmt 
aber auf der Varronischen Windscheibe, welcher Seneca folgt, 
der aquiio den Platz zur Linken, der Thracias den zur Rech- 
ten des septemtrio ein (s. Marini zu Vitr. Taf. VII. Fig. 4.), 
und es ist daher offenbar, dass auch der lectus summus dem 
medius zur Linken , der imus zur Rechten gewesen ist. Vgl. 
Wüstemann zu Pal. d. Scaur. S. 265. wo die Sache am besten 
nach Salmasius dargestellt ist. Dagegen unrichtig bei Heind. 
zu Hör. Sat. I, 4, 86. (vermuthlich nur falsch ausgedrückt; 
denn zu 11, 8, 20. ist es richtig angegeben.) Der zweite Be- 
weis lässt sich erst geben , wenn von den Plätzen die Rede 
gewesen ist. — Von diesen Betten oder vielmehr Sophas war 
das geehrteste der medius^ das nächste summus, das letzte imus. 

Was nun die einzelnen Plätze jedes lectus anlangt, so gab 



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266 Zweiter Excurs zur neunten Scene. 

die Weise wie man lag schon die Reihenfolge und ihren Rang 
selbst an. Der lectus Jiatte nur an dem einen Ende eine Lehne, 
an der ein Kissen lag; die übrigen Plätze wurden durch da- 
zwischen liegende Polster abgetheilt. Auf diese stützte man 
sich etwas mit dem linken Arme, und so war es natürlich, dass 
der imus die Lehne zunächst am medius , dagegen der summus 
auf der entgegengesetzten Seite, am äussersten Ende haben 
musste. Auf diesen beiden lectis nun war der geehrteste Platz 
der nächste zu der Lehne, summus^ dann der mittlere, endlich 
der unterste; daher superius accumbere und infra acc. — Der 
lectits medius machte davon eine Ausnahme : auf ihm hatte der 
unterste den ersten Eang, und war somit der Ehrenplatz auf 
dem ganzen Triclinium, der immer der bedeutendsten Person 
eingeräumt wurde, und daher auch consularis hiess. Die 
Hauptstelle darüber ist bei Plut. Symp. I, 3.; sie scheint 
aber eine^ Widerspruch zu enthalten, über den man hinweg- 
gegangen ist, ohne ihn zu berühren. Nachdem Plutarch die 
Sitte anderer Völker hinsichtlich des Ranges der Plätze an- 
geführt hat, sagt er: 'Ponfiaioig di 6 tijg fitaijg vXinig reXsvtcuogj 
ov manxbv TiQogayoQevovciv. Dann führt er drei Gründe an, 
wesshalb gerade dieser Platz zu der Ehre komme. Der erste 
hat auf die Bestimmung keinen Einfluss. Er meint, die 
Könige hätten früher den mittelsten Platz auf dem mittelsten 
lectus eingenommen ; bei dem Uebergange zur Republik hätten 
die Consuln der Popularität wegen sich dieses Platzes begeben. 
Als zweiten Grund führt er an: Öevtegov d^, ort^ 7(av dvoiv xh- 
poiv dnodedofÄSVGJv roig nagaxexh^fMvotg , y tQiri], xal tavtrjg 
o ngatog tonog fAccXiara rov eattcövrog iariv * ivrav&a 
yoQ SgTiSQ ^vioxog y iwßeQVfjTt^g im de^ia ngbg ti]v imßXB\piv «J*- 
yweltai r^g vTit^Qeaiag, nai rov q)iXog)(}ovei<TO'ai xai tov diaXsysa&cu 
toig TroQovffiv ovx aTr^gtr^cu rmv avvfyyujta tonoav. 6 fAtv yag in 
avtbv y yvvaixog y naidatv itTTtv ' 6 de vnig avtbv sixotatg t(^ 
lAOfXmta rtfjuofAev(p Twy xsxXyiisvmv aTisdod'tj, Iva iyyvg y rov ectuov- 
tog. Dem zufolge war also auf dem mittelsten lectus der 
unterste Platz der vornehmste (Heind. zu Hör. H, 8, 20. 
nennt fälschlich den summus) und zunächst an dem lectus imuSy 



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Das Triclinium. 



267 



wo der Wirth den obersten einnahm, nm dem vornehmsten 
Gaste am nächsten zu sein. Dagegen wird nachher als dritter 
Grund angegeben, der Consul oder Feldherr habe dort am 
besten Geschäfte abmachen können, wenn ihm vielleicht ein 
Kapport gemacht oder etwas zur Unterschrift gebracht worden 
sei. xal iva dxomai w, ä deiy aal nQogid^ai xai vnoyQcixpai dvvt^ 
tai, tovtov i^cuQsrov Sxsi tov xbnöv' h cp r^? devragag xXivtjg 
jy ngdttj avvamovarig ^ yrnvia didk€i.f*fAa noiovaa ly xa/my 
didaxTi xai ygafifiatei xou vnfjQtji] xai cpüiaxi (jcof*atog xai ayyehp 
TWf anb argaroTtsdov ngogeX&sTv, diaXsx'^V'^^' nv&eff'd'ai, fifjte 
,iivog ivo^kovirog «vrtp, fArjtB tivog ivoxhwfjievov rmv <7Vf*7iotdiv, 
dXka xai ^fi«i?a xal gpüay^y vTiegds^iov exovri xai dxoiXvtov. Was 
Plutarch meint, föUt in die Augen. Die drei lecti wurden 
so zusammengestellt, dass ihre innisren Linien drei Seiten 
Quadrats bildeten. Wo aber der summus und iinus an den 
medius stiessen, entstand nach Aussen ein Winkel (s. die Ab- 
bildung. Die von Wüstemann beigegebene Zeichnung ist in 
diesem Punkte un- 
richtig), der auch 
wohl Eundung ha- 
ben konnte, wenn 
die lecti geschweift 
waren. Lag nun 
der Consul auf dem 
untersten Platze 
des lectus medius^ 
so konnte der, wel- 
cher Bericht erstat- 
tete, oder Befehle 
erwartete, in die- 
sen Winkel treten. Am andern Ende war zwar auch ein sol- 
cher Winkel; allein dort hätte der Liegende rückwärts sehen 
müssen, um mit dem dort Stehenden zu sprechen. Die Schwie- 
rigkeit liegt nur aber darin, dass Plutarch den Ort bezeich- 
net: Ä» (p t^g devtsgag xXivtjg ry Tigcottj avvanrowTtjgy y yatvia did- 
XsifAiAa noiovaa x. r. i. Unter devrega ist der medius zu ver- 



I j j 

5 i 2 i i 



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268 Zweiter Excurs zur neunten Scene. 

stehen; dieser stösst aber da, wo der locus consularU ist, nicht 
an den summus (TiQcorf^ vQuni)^ sondern an den imtis^ wo zu- 
nächst am consularis der Wirth liegt. Die Worte enthalten 
daher eine völlige Unmöglichkeit, und widersprechen geradezu 
dem, was Plütarch selbst vorher gesagt hat: 6 r^g fAtGtjg 
yXmig reXevtcuog vTiatinog und ^ igiti^ tov iatimvtog ianv. so 
dass ausser allem Zweifel und nothwendig zu ändern ist : 7^^ 
ösvreQag iiXivr^g ty iQity övvanromr^gy was Kgiskb thut und 
Wyttenbach billigt, ohne es in den Text aufzunehmen. 

Bedürfte es nun noch eines Beweises dafür, dass der 
lectus imus dem medius zur Kechten gewesen, so wäre er aus 
der Lage der für den Consul und den Wirth bestimmten Plätze 
zu entlehnen, da diese an einander grenzen, der des Wirths 
aber summus in imo, der consularis imus in medio ist, also der 
äusserste rechts. 

Sehr anschaulich wird die Anordnung durch das Frag- 
ment aus Sallüst. Hist. 1. III. p. 83 Haverc. bei Serv. zu 
Verg. Aen. I, 702. wo von dem Gastmahle gesprochen wird, 
bei dem Sertorius durch Perperna's Verrätherei den Tod fand : 
Igitur discuhuere, Sertorius inferior in media; super eum L. 
Fahius Hispaniensis Senator ex proscriptis ; in sumrno Antonius 
et infra scriba Sertorii Versius, et alter sctiba, Maecenasy in 
imo ititer I'arquitium et dominum Perpernam. Auf dem lectus 
medius und dem summus lagen nur zwei Personen, wie jeder- 
zeit, wenn die Zahl der Speisenden nicht voll war, auf diese 
den Gästen gebührenden Lager die geringere Zahl Personen 
vertheilt wurde. Den vornehmsten Platz hat Sertorius , wie 
natürlich , eingenommen ; er lag inferior in medioy nicht imus, 
weil ausser ihm nur noch eine Person sich auf demselben 
lectus befand. Ihm zunächst rechts auf dem imus Perperna 
als Wirth. Den äussersten Platz in summo hatte Antonius 
inne. Ebenso leicht ist es, die Plätze der verschiedenen Per- 
sonen bei der cena Nasidieni^ Hör. Sat. II, 8. anzugeben. [S. 
die Erklärer.] Die einzige Abweichung ist dort, dass der 
Wirth dem Nomentanus seinen Platz überlassen hat, weil 
dieser gewissermaassen für ihn die Honneurs machen muss. 



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DasTriclinium. 269 

Darum liegt er selbst medias in imo. Sonst war auf dem 
imus auch der Platz der Hausfrau und der Kinder, oder es 
blieben auch Plätze für Ungeladene, welche von den Gästen 
etwa mitgebracht wurden, umbrae^ od, Parasiten, leer. [s. Theil 
I, S. 187 f. Beaufils, de parasit. ap. vet. Paris 1861. — Ueber 
die Anweisung der Plätze s. Theil I, S. 188. und Plut. Brut. 
34. B^Qvtov iisXewyptog anffr^uv (den ungebetenen Pavonius) 
im xrjy avatraroo ytXivr^v, ßia TtaQfh&Gyv stg trjv f*e6f^v nareMxhj. 
Der ungeschliffene Favonius drängt sich, trotz dem dass ihm 
ein Platz auf dem summus zugewiesen ist, auf den medius.] 
Auf unserer Abbildung sind die Plätze der einzelnen 
lecti durch Zahlen bezeichnet. Wollte man fortlaufend zäh- 
len, so würde n. 1. auf dem summus der vierte, n. 1. auf dem 
imus der siebente, der äusserste rechts aber, 3, der letzte oder 
neunte sein. — Anders war die Reihenfolge auf dem sigma 
oder stihadium. Als nämlich der Gebrauch der runden Tische 
häufiger wurde, passten die eigentlichen Triklinien nicht mehr, 
und man vertauschte sie mit halbzirkelförmigen Sophas, welche 
eben von ihrer Form den Namen sigma erhielten [später ac- 
cubitorium genannt. Savaro zu Sid. Apoll, ep. 11, 2.] Die 
runden Tische, namentlich die kostbaren orbes citrei waren 
nicht von bedeutender Grösse ; daher wurden auch die Stiba- 
dia oder Sigmata für weniger als neun Personen eingerichtet. 
Der Art war das hexaclinon bei Mart. IX, 60, 9. und ein 
heptaclinon ist zu verstehen X, 48. 

Stella, Nepos, Cani, Cerealis, Flacce, venitisf 
Septem sigma capit; sex sumus: adde Lupum. 
für acht Personen: XIV, 87. Stibadia. 

Accipe lunata scriptum testudine sigma. 

Octo capit; veniat, quisquis amicus erit, 

[So viel Personen setzte auch Heliogabal an ein Sopha, 

Lampr. Hei. 29. Eine beliebte Anzahl von Gästen muss 

6 gewesen sein, wesshalb Auson. Eph. bei der Invitatio sagt: 

Quinque advocavi; sex enim convivium 
Gum rege iustum : si super j convicium est.] 
Auf einem solchen sigma nun war die Reihe der Plätze fort- 



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270 Zweiter Excurs zur neunten Scene. 

laufend und begann da, wo beim Triclinium der locus summus 
in summo war, auf der äussersten Linken, wie Salmasius 
a. a. 0. genügend gezeigt hat. [Auf Wandgemälden finden 
sich solche halbkreisförmige lecti mit runden Tischen abge- 
bildet, z. B. in einer Tabeme Pompeji's, welche 1844 ausge- 
graben wurde, Avbllino, bullet. Napol. (1845.) N. 46. Ein 
langer schmaler sichelförmiger Tisch mit lectus und eilf Per- 
sonen, welche zu einem Leichenmahl vereinigt sind, in einem 
Grabgewölbe abgebildet, s. Campana, di due sepolcri ßom. 
1841, tav. 14. Acht Personen, aber auf der Erde gelagert, 
sehen wir auf einem andern Gemälde. Jahn, in Abh. der 
Bair. Akad. der Wiss. Vni, S. 270 f. Lamp. Hei. 25. primus 
— invenit sigma in terra stemere, non in lectulis cett.] 

Die lecti tricliniares waren [ziemlich] niedrig, was man 
schon daraus schliessen kann, dass sämmtliche Tische, welche 
sich hie und da gefunden haben, bedeutend niedriger sind, 
als die unsrigen. S. Beohi, Mus. Borb. HE. zu t. XXX. Es 
erklärt sich indessen auch daraus , dass auf den Tisch noch 
ein oft hoher Aufsatz gesetzt wurde, s. d. folg. Exe. Uebrigens 
waren sie von derselben Beschaffenheit, wie die cubiculares, 
d. h. mit Gurten und darauf liegendem Polster, über das 
prächtige, gewöhnlich purpurfarbige Decken gebreitet wurden, 
s. n, 8. 292 ff. Natürlich fand man aber hier noch mehr 
Veranlassung die reichste Pracht zu entfalten, und daher 
werden häufig aurei, aurati u. s. w. genannt, S. 293. Eben- 
daselbst s. über die stragula und toralia. 

In der Mitte nun dieses Trikliniums oder Sigma stand 
der Tisch, auf den die Speisen aufgetragen wurden [ponere, 
entgegengesetzt tollere]. Interessant aber ist, von Martial 
zu erfahren, dass damals schon die Sitte aufgekommen war, 
anstatt die Tafel mit den Gerichten zu besetzen, diese durch 
Sklaven herumreichen zu lassen. Er sagt VII, 48. 
Cum mensas hdbeat fere trecentas^ 
Pro mensis habet Anniics ministros: 
Transcurrunt gahatae volantque lances, 
Has vohis epulas habete, lauti: 



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Das Triclinium. 271 

Nos offendimur ambulante cena. 
Das Brot wurde stets herumgegeben, Pbtron. 35. Circurn- 
ferebat Äegt/ptius puer clibano argenteo panem. Der clibanus 
gehört vermuthlich auch unter die Abgeschmacktheiten des 
Hauses. 

Die gewöhnlichen Ausdrücke, welche das Platznehmen 
an der Tafel bezeichnen, sind, wenn von der ganzen Gesell- 
schaft die Rede ist, aus der jeder Einzelne seinen Platz ein- 
nimmt, discumbere. [Doch wird es nicht immer so genau ge- 
nommen, sondern auch von Einzelnen gebraucht, Tac. Ann. 
n, 14. in convivio Germanici quum super eum Piso discumberet. 
Petron. 67. nisi illa discumbit^ Von dem Einzelnen ohne 
Bücksicht auf die Mehrzahl decumbere oder gewöhnlicher ac- 
cumbere^ wobei man mensae oder etwas Aehnliches zu denken 
hat ; accubare würde zwar eigentlich von dem schon Liegenden 
gelten müssen, doch wird es auch mit accumbere verwechselt, 
z. B. Plin. ep. I, 3, 8. Lotus accubat. — Wenn ausserdem 
auch [recumbere] recubare, cubare^ iacere gebraucht werden, 
so sind diess allgemeinere Ausdrücke, die keine besondere 
Beziehung auf die Tafel haben. [Die Ausschmückung des 
Triclinium mit Rosen HoR. od. LEI, 19, 22. sparge rosas. ep. I, 
5, 14. 



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DRITTER EXCÜRS ZUR NEUNTEN SCENE. 



DAS T AFELGE SCHIBR. 

Bot schon vermöge der Sitte des Liegens das Tiiclinium 
einen ganz andern Anblick dar, als bei uns eine rings mit 
Stühlen umstellte Tafel, so war auch die übrige Einrichtung, 
was die Zurüstung des Tisches anlangt, von der unsrigen sehr 
verschieden. Erst sehr spät scheint es übKch geworden zu 
sein, über den Tisch ein Tuch zu breiten, und der beste Be- 
weis dafür ist, dass die Sprache nicht einmal ein Wort dafür 
hatte, sondern der ursprünglich etwas ganz anders bedeutende 
Name mantele^ mantelihus stemere, mantelia mitter e auch davon 
gebraucht wurde. Lampr. Heliog. 27. nonnunquam tot picta 
mantelia in mensam mittebat his edulihus picta^ quae apponeren- 
tur, quot missus esset hahituras. Sev. Alex. 37. Convivium 
neque opiparum neque nimis parcum, sed nitoris summt fuit; 
ita tarnen ut pura mantelia mitterentur, saepius cocco clavata, 
aurata vero nunquam. Treb. Poll. Gall. 16. Mantelihus au- 
reis semper stravit. Dazu Isid. XIX, 26, 6. Mantelia nunc 
pro operiendis mensis sunt, quae^ ut nomen ipsum indicaty olim 
tergendis manibus praebebantur. Denn ursprünglich ist muntele 
oder mantelium soviel als i^iQOfiayvtQiyif, [Fest. p. 133 M. fre- 
quens enim antiquis ad manus tergendas v.sus fuit mantelorum.] 
Varro L. L. vi, 85. Mantelium, ubi manus tergentur. In 
jener Zeit, von welcher die Scriptores historiae Augustae han- 
deln, geschah es also; auch schon unter Hadrian, wenn das 
richtig ist, was Lampridius der oben aus vita Alex, angeführ- 



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Das Tafelgeschirr. 273 

ten Stelle hinzufügt: quüm haec Heliogabalus iam recepisset^ 
et ante, ut quidam predicanty Adrianus habuisset. Man kann 
selbst das Epigramm Mart. XIV, 138. Gausapa villosa sive. 
niantele, 

Nobilius villosa tegant tibi lintea citrum: 
Orbibus in nostris circulus esse polest. 
darauf beziehen, obgleich es nicht nothwendig von der cena 
verstanden werden muss. Dasselbe gilt von der Stelle XII, 
29, 12. Dass aber dieser Gebrauch zu Augusts Zeit nicht 
stattfand, das ergiebt sich aus Hör. Sat. II, 8, 10, 
His übt sublatis puer alte cinctus acernam 
Gausape purpureo mensam pertersit etc. 
Denn wäre der Tisch bedeckt gewesen, so hätte man weder 
sehen können, dass er von Ahorn war, noch hätte er mit der 
gausape können abgewischt werden. Diess scheint aber ge- 
wöhnlich zischen den Abtheilungen der Malikeit geschehen 
zu sein. S. Petr. 34. und darauf bezieht sich auch Plaut. 
Menaechm. I, 1. 

Juventus nornen fecit Peniculo mi/ii^ 
Ideo quia mensam^ quando edo; detergeo. 
Damals war also das manttle bei Tische nur eine Serviette; 
dasselbe was mappa, ein linnenes Tuch, das man auch wohl 
vor die Brust steckte. Diess lässt sich wenigstens aus Petr. 
32. circaque oneratas veste cervices lacticlaviam immiserat 
mappanty fimbriis hznc atque illinc pendentibus. u. PrjN. VII, 2. 
Priores Anthropophagos ^ quos ad septemtrionem esse dixtmus 
decem dierum itinere supra Borysthenem amnerny ossibus huma- 
norum capitum bibere cutibusque cum capillo pro mantelibus 
ante pectora uti, schliessen. [Varro L. L. IX, 47. quis facit 
mappas tricUniares non similes inter se?] 

Ob diese mappae sämmtlichen Gästen von dem Wirthe 
gereicht wurden, darüber ist mir keine Stelle bekannt, als die 
nicht ganz klaren Worte Hör. Sat. II, 4, 81. 

Vilibus in scopisy in mappisy in scobe quantus 
Consistit sumtusf neglectis flagitium ingens. 
Wenn man indessen-die folgenden Verse vergleicht, so scheint 

Bkckek, Gallus. 3. Aufl. III. IQ 



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274 Dritter Excurs zur neunten Scene. 

es fast, als ob mappae dort eine weitere Bedeutung hätten, 
und wie scopae und lutulenta palma , so mappae und toralia 
von einer und derselben Sache zu verstehen sei. [Hob. hat 
hier mappa und toral gewiss ebenso unterschieden, wie ep. I, 
5, 21 ff. 

Haec ego procurare et idoneus imperor et non 
InmtuSy ne turpe toral, ne sordida mappa 
Corruget 7iares, ne non et cantharus et lanx etc. 
s. DÜNTZER zu d. St. Es besorgte also auch der Wirth die 
mappas.] — Dagegen ist es in andern Fällen ausser Zweifel, 
dass jeder Gast seine mappa mitbrachte. Bekannt ist das 
scherzhafte Epigramm Martials auf den Hermogenes, der 
bei jeder Gelegenheit die mappas stahl. Dort heisst es 
XII, 29. 

'Attulerat mappam nemo, dum furta timentur: 

Mantile e mensa surpuit Hermogenes, — 
Ad cenam Hermogenes mappam non attulit unquam, 
A cena semper rettulit Hermogenes. 
Ebenso vom Gäcilian, der alle Speisen einpackte: 11, 37, 7. 
Haec cum condita sunt madente mappa, 
Traduntur puero domum ferenda. 
und in gleichem Falle VII, 19, 13. mappa iam mille rumpitur 
furtis. Es konnte doch nur die eigene mappa sein, in welche 
man diesen Vorrath einpackte. [Auch Habinnas kommt zum 
Gastmahl des Trimalchio, indem er von dem früheren Mahle 
bei Scissa Aepfel in der Serviette mitbringt. Petron. 66. 
duo (mala) sustuli et ecce in mappa alligata hdbeo.] 

Wer zu dem latu^ clavus berechtigt war, der liess auch, 
zumal wenn er ein eitler Mensch war, den mappis und man- 
telibus diesen Schmuck geben. Das ersieht man, auch von 
den Stellen der Scriptt. bist. Aug., welche von der kaiserlichen 
Tafel handeln, abgesehen, aus der angeführten Stelle Petrons 
und Mart. IV, 46, 17. lato variato mappa clavo. [S. Kader 
zu d. St.] 

Was die Instrumente anlangt, deren man sich bediente, 
um die Speisen zum Munde zu bringen, so scheinen deren 



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Das Tafelgeschirr. 275 

sehr wenig gewesen zu sein, und wie sonderbar es auch schei- 
nen mag, so lässt sich doch nicht ableugnen, was Barupfal- 
Dus, de armis convivalibus (in Sallengre, thes. t. III.) sagt, 
dass man sich grösstentheils der blossen Finger bediente. 
Ausser der von ihm angeführten Stelle aus Ovid. Art. am. 
HI, 755. 

Carpe cibos digitis; est quiddam gestus edendi; 
Ora nee immunda tota peninge manu, 
können als Belege dienen: Mart. V, 78, 6. 
Ponetur digitis tenendus ustis 
Nigra coliculus virens patella, 
und IIT, 17. 

Circumlata diu mensis scriblita secundis 

Ur^ebat nimio saeva colore vianus; 
8ed magis ardebat Sobidi gula; protinus ergo 

Sufflavit buccis terque quaterque suis, 
lila quidem tepuit digitosque admittere visa est, 
Sed nemo potuit tangere: merda fuit. 
Die einzigen Werkzeuge, welche erwähnt' werden — denn 
das Messer gehört nur dem structor an, und Gabeln werden 
gar nicht genannt — sind cochlear und ligula. Das erstere 
hat offenbar seinen Namen von Cochlea; aber lächerlich ist 
es, wenn man ihn auf die Form bezieht, wobei man Cochlea 
und concha verwechselt. Man machte davon einen doppelten 
Gebrauch, wie Mart. XIV, 121. sagt: 

Sum cochleis habilis, sed nee minus utilis ovis, 
Numquid scis^ potius cur cochlear e vocorf 
aber eben der Theil, welchen man brauchte, um die cochleas 
zu essen, hat mit deren Form am wenigsten gemein. Aller 
Wahrscheinlichkeit nach war es ein Löffel , der an dem ande 
ren Ende eine Spitze hatte [sogar in Form eines Ziegenfüss- 
chens], um damit die Schnecken der Muscheln aus dem Ge- 
häuse zu ziehen, sowie man noch jetzt in Holland und Eng- 
land mit den kleinen Muscheln, Perrywinkles thut. Daher 
sagt Plin. XXVIII, 2, 4. perforare ovorum calyces cochleari- 
bus, d. i. aus Aberglauben die Schaalen der bereits geleerton 

18* 



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276 Dritter Excurs zur neunten Scene. 

Eier durchlöchern, und darum nennt Mart. VIII, 71. ein acu 
levius cochlear. Derselben Spitze bediente man sich auch, 
um die Eier zu öffnen und vermuthlich des am anderen Ende 
befindlichen Löffels, um sie zu leeren. Petr. 33. Accipimus 
nos cochlearia non minus salibras pendentia ovaque ex farma 
pingui figurata pertundimus. [Drei alte Löffel von Silber und 
an Grösse unseren kleinen Suppenlöffeln gleich , sind im Mus. 
BoRB. X, 46. abgebildet. Zwei sind von ovaler Form, haben 
aber keine Spitze, einer ist rund, dabei viel kleiner und läuft 
in eine Spitze aus. Wahrscheinlich sind die beiden ersten 
ligula(\ eigentlich Löffel ohne Spitze, der letzte ein cochlear 
mit Spitze.] 

Den Namen ligula hält Baruffaldus irrigerweise für 
gleichbedeutend mit cochlear, Dass er diess nicht ist, ergiebt 
sich hinreichend aus Mart. VIII, 71. wo der Dichter erzählt, 
wie von Jahr zu Jahr die Geschenke Postumians unbedeuten- 
der geworden seien : 

Octavus (annus) ligulam misit sextante minorem ; 
Nonus acu levius vix cochleare tuliU 
und VIII, 33, 23. wo er eine sehr leichte phiala erhalten hatte: 

Quid tibi cum phiala, ligulam cum mittere possis, 
Mittere cum possis vel cochleare mihi. 
Man ersieht daraus zugleich, dass die ligula grösser war als 
das cochlear, wiewohl auch sie von Mart. V, 18, 2. gracilis 
genannt wird. Dass indessen darunter etwas Aehnliches zu 
verstehen ist, lehrt theils die Etymologie, nach welcher die 
Grammatiker, wie Mart. XIV, 120. sagt, verlangten, man 
solle lingula sprechen, theils die Glossarien, welche das Wort 
durch fAWtQiov übersetzen, das ist aber eben ein Löffel. Ob 
nun, was Böttigbr Sab. I. t. 4. 7. mitgetheilt hat, eher ligula 
oder cochlear zu benennen sei, bleibe dahin gestellt. [Pagano, 
la ligula. Napoli 1830. glaubt, der oben ausgesprochenen 
Ansicht entgegengesetzt, dass ligula an dem einen Ende ein 
Löffel , an dem anderen eine Spitze gewesen sei (anstatt uns- 
rer Gabel). Ein solches Instrument hiess vielmehr cochlear, 
s. oben.] 



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Das Tafelgeschirr. 277 

Die Speisen lieas man nicht in einzelnen Schüsseln auf- 
tragen, sondern jeder Gang wurde auf einem Gestelle stehend 
von den Sklaven hereingetragen und auf den Tisch gesetzt. 
Solche Tafelaufsätze, welche die Schüsseln trugen, hiessen 
repositoria. [Doch enthielten die repositoria auch wieder grosse 
Präsentirbreter mit den Schüsseln, d. i. fercula, gleichsam 
etagenförmig s. S. 258.] So findet es sich in der cena Trimal- 
chionis sowohl bei dem gustus als den vei-schiedenen ferculis 
und den mensis secundis. c. 33. repositorium allatum est cum 
corbe. 35. das erste f^rculum: [36. videmus infra in altero 
ferculo cett., nachdem das oberste ferculum des repositorium 
seinen Zweck erfüllt hatte, s. oben S. 258.] 40. Secutum est 
hos repositorium , in quo positus erat primae magnitudinis aper, 
49. repositorium cum sue ingenti mensam occupavit, 60. iam 
illic repositorium cum placentis aliquot erat positum. Das, was 
zum Auftragen der promulsis gebraucht wurde, nannte man 
auch deshalb promulsidare und gustatorium. Petr. 31. Ad- 
lata est tum gustatio valde lauta. — Ceterum in promulsidari 
asellus erat Corinthius cum hisaccio positus etc. 34. subito Sig- 
num symphonia datur et gustatoria pariter a choro cantante ra- 
piuntur. Wie man auf den Gedanken hat kommen können, 
promulsidare sei soviel als promulsis selbst, ist kaum zu be- 
greifen. Ulp. Dig. XXXIV, 2, 20, §. 10. sagt: Sed si vasa 
sint legata^ non solum ea continentur, quae aliquid in se recipi- 
ant edendi bibendique causa paratum ; sed et quae aliquid sus- 
tineant, et ideo scutellas vel promulsidaria contineri, Reposi- 
toria quoque continebuntur etc. Es werden also die promulsi- 
daria von den repositoriis unterschieden, und der Ausdruck 
scutellae fügt noch eine besondere Art hinzu [d. i. Untersetzer, 
Cic. Tusc. VI, 19. scutellam dulciculae potionisj ein Präsentir- 
bret oder Schüssel mit Trinkgeschirren, oder ist richtiger eine 
Trinkschale zu verstehen ?]. Wie man aber bei PliniusXXXIII, 
11, 49. die Lesart: Iam vero et mensas repositoriis imponimus. 
rechtfertigen wolle, ist mir nicht klar, es müssten denn meh- 
rere Stockwerke gemeint sein. — Diese Aufsätze [mitunter 
in der Form einer grossen Kiste, Peteon. 39. in theca reposi- 



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278 Dritter Excurs zur neunten Seene. 

torii] waren früher einfach von Holz, später der übrigen 
Pracht entsprechend und den Tisch völlig deckend, ja noch 
darüber hinausreichend, was natürlich der Fall sein musste, 
wenn ein ganzer Eber aufgetragen werden sollte. Plin. 1. 1. 
52. repositorns argenfum addi sua memoria coeptum FenestelUiy 
qui ohiit novissimo Tiherii Caesaris principatu (tradit); sed et 
testudinea tum in usum venisse; ante se autem pauto lignea^ 
rotundtty solida^ nee multo maiora quam mensas fuisse ; se quidem ■ 
puero quadrafa et compacta aut acere operta aut citro coepisse. 
Die Greschirre, in welchen die Speisen aufgetragen wur- 
den, mögen so mannigfaltig gewesen sein als bei uns. Es 
werden patinae [Varro L. L. V, 120. a patulo — ut pusillasy 
quin libarerit cenam patelias, Cic. Verr. IV, 21. de patellis cet. 
Die patina war gross, aber mehr tief als flach, wie sich aus 
den darin angerichteten Speisen (vorzüglich Fischen) mit vieler 
Sauce zeigt. Hör. Sat. I, 3, 80 f II, 8, 43. 

Affertur squillas inter mureria natantes 

In patina porrecta, 
Plin. XXXV, 12, 46. (erzählt von riesigen Schüsseln des 
Schauspieler Aesop und des Vitellius) Isid. XX, 4. Non. XV, 
6. Paul. p. 248 M. vgl. Phaedr. I, 26.], catini [oder catilli, 
Vareo V, 120. a capiendo. XI, aus Charis. p. 60 fg. bei 
Müll. p. 266. Hör. Sat. I, 3, 90. 92. 6, 115. II, 2, 39. 4, 77. 
luv. VI, 343. Non. XV, 26.], lances [ganz flach und sehr ver- 
schieden geformt, HoR. Sat. II, 4, 40 fg. luv. V, 80. Plin. 
XXXIII, 11, 52. (berichtet von kolossalen silbernen Schüs- 
seln). Paull. Dig. vi, 1, 6. pr. quadrata — rotunda — pura 
— caelata. Ulp. Dig. XXXIV, 2, 19, § 4. lances quadratae. 
Lab. ib. 31. lancem maximamy minorem^ minimam. Die chry- 
sendeta s. II, S. 322 f.], scutulae [Mart. VIII, 71. nicht zu 
verwechseln mit scutella als Untersetzer, s. vor. Seite, vermuth- 
lich von viereckiger oder polygoner Form. Plin. h. n. XI, 
24, 28. vergleicht das Spinnengewebe mit einem scutulato retc. 
Tac. Agr. 10. nennt die Gestalt Britanniens ohlongae scutulae. 
Auch die einzelnen Platten der Fussböden hiessen scutulae^ 
s. II, S. 247, sowie die in die Kleider eingewebten Würfel, 



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Das Tafelgeschirr. 279 

Plin. h. n. VIII, 48, 74 u. oben S. 210. Gegen die Ableitung 
von scutum und scutrum spricht die Quantität der ersten 
Silbe und die Bedeutung ist unklar], gahatae [Mart. oben 
S. 270 u. XI, 31, 18 f., beide wahrscheinlich kleine Assietten, 
Krause, Angeiol. S. 443.], paropsides [viereckig, nach Isid. 
XX, 4. für Delikatessen, Charis. I, 82, vgl. Mart. XI, 27, 
31. luv. in, 142. auch parapsis genannt, Suet. Galb. 12. 
ÜLP. Dig. XXXIV, 2, 19, § 9. Ussing, de nomin. vas. p. 
160 fg.] genannt, die vermuthlich alle in der Form verschie- 
den, bald flach, bald tief, rund, [eckig] und oval, bedeckt und 
oflten, [mit und ohne Handgriffe, z. B. Mus. Borb. X, 14] wa- 
ren; allein jedem Namen eine bestimmte Form zuweisen zu 
wollen, scheint ein vergebliches Bemühen zu sein, und was 
Isid. XX, 4. über einige sagt, ist unbedeutend. Zum grösse- 
ren Theile mag hier auch gelten, was Letronne, Journ. d. 
Savants 1833. und neuerdings 1837. Nov. Dec. 1838. Janv. 
über Gerhards Bestimmung der griechischen Vaseunamen ur- 
theilt. [Dazu kommt, dass die Mode oft wechselte, Plin. 
XXXin, 49. vasa ex argento mira inconstantia humani ingenii 
variat^ nulluni genus offidnae diu probando.] — Was den Stoff 
anlangt, so s. 11, S. 318 ff. [Noch sind einige Namen zu er- 
wähnen: magida und langula bei Varro L. L. V, 120., rnazo- 
nomuniy grosse Schüssel, Hör. Sat. II, 8, 86. Pollux VI, 87., 
boletar, eine kleine Schüssel, so genannt von den darin auf- 
gesetzten holetiy s. S. 250. Doch dienten sie auch anderen 
Speisen, Mart. XIV, 101. holetaria. 

Cum mihi holeti dederint tarn nobile nomen, 
Prototomis^ pudet heu, servio coliculis. 

Unentbehrlich war das Salzßlsschen, salinumy Fest. h. v. p. 
329. 344 M. Isid. XX, 4. Liv. XXVI, 36. Plaut. Pers. 
II, 3, 15. HoR. Sat. I, 3, 14. concha salisy Od. 11, 16, 14. 
Pers. HI, 25. Charikl. II, S. 264 fg. Avellino, descr. di 
una casa p. 69fg. , sowie das Essigfläschchen , acetabulum^ 
Isid. XX, 4. Ulp. Dig. XXXIV, 2, 20. — Abbildungen 
schöner Schüsseln von Terra cotta und Silber, s, Mus. Borb, 



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280 Dritter Excurs zur neunten 8cene. 

YJl^ 56. (ganz flach), IX, 44. (tief), V, 15. (ein Brühnäpfclien 
mit Untersetzer) u. s. w.] 

Mit etwas mehr Sicherheit lassen sich einige dem Ge- 
nüsse der Gretränke dienende Gefässe bestimmen, wiewohl es 
auch hier ein vergebliches Beginnen sein würde, wenn man 
die mannigfaltigen Namen der eigentlichen Trinkgeschirre 
oder Becher sämmtlich auf gewisse eigenthümliche Formen 
zurückfuhren wollte. Ueberhaupt wird hier Niemand einen 
Kommentar zum eilften Buche des Athenaeüs [oder zu Pol.- 
Lux X, 66 ff.] erwarten. [Nur die Hauptnamen, welche bei 
NoNius, IsiDOR und den römischen Dichtem vorkommen, 
sollen kurz angegeben werden.] Bei einigen, wie pocuJum^ 
scyphus ist ohnehin weder an eine bestimmte Grösse noch 
Form zu denken. Dagegen beziehen sich manche Namen 
auf ein gewisses Maass , und lassen sich daher wenigstens in 
dieser Hinsicht erklären. 

Das gewöhnliche grössere Maass, nach dem man zu rech- 
nen pflegte, war die amphora^ womit gleichbedeutend der 
[ältere] Name quadrantal [d. i. von dem Inhalt eines Kubik- 
fusses] ist. Fest. p. 258 M. Quadrantal vocahant anüqui 
amphoram. [20 Amphorae sind gleich einem culleus, Prisc. 
de pond. et mens. 86. Die auf dem Capitolium geaichte am- 
phora heisst arnph, capiioUna , Capit. Max. duo 4, Prisc. de 
pond. 62 ff. Orelli Henzen 4347. Mensurae ad exemplum 
earum quae in capitolio sunt (auf einem Modius in Florenz), 
vgl. 7318. HüLTSCH, röm. u. griech. Metrol. S. 90.] Die 
kleineren Maasse, in welche man die Amphora theilte, waren 
congius [Cato r. r. 57. 95. 107. Liv. XXV, 2] und sextarius. 
Fest. p. 246 M. führt aus dem plebiscitum Siliatium an: uti 
quadrantal vini octoginta pondo stet, congius vini decem pondo. 
sex sextarii congius siet. duodequinquaginta sextarii quadrantal 
siet vini, [Man bestimmte nämlich die Gefasse niemals Stereo- 
metrisch, sondern nach dem Gewicht, Böckh, Metrol. S. 29 1 f. 
HüLTSCH, griech. u. röm. Metrol. S. 88.] Es waren also acht 
Congii gleich einer Amphora; sechs Sextarii gleich einem 
Congius [daher 48 Sextarii == 1 Amphora]. Dazu kommen 



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Das Tafelgeschirr. 281 

dann noch die uma^ welche vier Congios oder 1/2 Amphora 
enthielt und der cyathus oder zwölfte Theil des. Sextarius, 
Der cadus ist nicht sowohl römisches als griechisches Maass, 
die amphora attica. Prisc. de pond. 84. [Isidor. XIII, 23.] 
Er enthielt drei Urnas oder zwölf Congios. — Ueber das 
Verhältniss dieser Maasse zu den bei uns gebräuchlichen hat 
man durch noch vorhandene geaichte römische Maass-Gefasse 
vollkommene Gewissheit. Von besonderer Wichtigkeit ist der 
in der Antikensammlung zu Dresden aufbewahrte Farnesische 
Congius, ein im Jahre 828 d. St. geaichtes Bronzegefass mit 
der Inschrift: Imp. Caesare Vesp, VI. T, Caes. Aug. F. III. 
Cos. mensurae exactae in Capitolio P, X. [Fabretti, inscr. 
ant. explic. p. 526.] Dieser Congius ist von dem Legations- 
rath Beigel mit grosser Genauigkeit gemessen und das Re- 
sultat nebst der Geschichte des Gefässes von dem Hofrath 
Hase Berl. 1824. neuerdings im Paläologus oder Kleine Auf- 
sätze. Leipz. 1837. mitgetheilt worden. Es ergaben sich als 
Inhalt 63460,6 Gran Pariser Muttergewicht, was freilich Vie- 
len unverständlich sein dürfte, da eine Vergleichung mit einem 
bekannteren Gewichte oder Maasse nicht beigefügt ist. Nach 
der von einem gelehrten, mit der Metrologie vertrauteren 
Freunde mir mitgetheilten Berechnung würde das Verhältniss 
folgendes sein: 

Der Congius fasst an destillirtem Wasser b. + 13<>E. 
63460,6 Par. Gr. 

63460,6 Par. Gr. = 110,17465 franz. Unz. (k 576 Gr.) 

1117,9424 Unz. dest. Wasser b. + 13» R. = 1 Kubikf 

1 Kubikf. = 172,8 franz. CubikzoUe. 

47,2 Kubikz. = 1 Dresdner Kanne. 
Der Congius würde daher an Kubikzollen fassen 170,2967 
oder 3,6079 Dresdner Kannen. Eine kleine Differenz findet 
sich bei der Messung auf stereometrischem Wege. Man fand 
den Congius = 295037 franz. Kub. Lin. = 170,739 Kub. Z. 
= 3,6173 Dresd. K. — Abgesehen von einer noch unbedeu- 
tendem Differenz kann demnach der Congius = 3^/5 Dr. K. 
und mithin 20 Congii = 1 Eimer ^ 72 K. angenommen wer- 



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282 Dritter Excurs zur neunten Scene. 

den. [HuLTSCH, Metrol. S. 95 flf. erhebt gegründete Bedenken 
gegen die Genauigkeit dieses Congius.] - - In derselben Samm- 
lung befindet sich auch ein Sextarius, über den in den angef. 
Schriften gleichfalls Nachricht gegeben ist [und den Böckh, 
Metrol. S. 167. für etwas zu gross hält]. Sein Inhalt wurde 
gefunden = 10819,6 Grammes destill. Wasser b. + 15» K. 
= 18,784 Unz. Nun sind 1117,5264 Unz. dest. Wasser b. 
-f- 15® E. = 1 Kubikfuss. Folglich fasst der Sextarius 
29,0452 K. Z. = 0,6153 Dr. K., d. i. etwas (ung. 3/^ K. Z.) 
über 3/5 Kanne, und also etwas (ung. ^1^ K. Z.) mehr als 
*/ß Congius. — Die Amphora enthielt nach dieser Berechnung 
28^/5 Dr. K. und 5 Amphorae sind gleich 2 Eimern oder 
1 Ohm. [S. HuLTSCH, Metrol. S. 90 &.] 

Durch die Eintheilung des Sextarius in zwölf Cyathos 
[so dass die amphora 576 cyathos enthielt, Volus. Maecian. 
distrib. part..79.] entstanden von diesem aufwärts wiederum 
eilf verschiedene Maasse, welche dieselben Namen führen, 
wie die Theile des as; nur dass eben der einfache Theil statt 
uncla cyathus hiess. Sie sind also: 1) cyathus. 2) sextans. 
3) quadrans. 4) triens, 5) quincunx. 6) seniis, 7) septunx. 
8) hes, 9) dodrans. 10) dextans. 11) deunx und endlich 
das volle Maass sextarius. [Krause, Angeiol. S. 454 — 459.] 
Davon können indessen nur triens und cyathus als wirkliche 
Gefösse gelten. Die trientes^ welche häufig genannt werden, 
waren eigentliche Trinkgeschirre, d. h. Becher. Daher kann 
Martial X, 49. auch sagen: potare amethystinos trientes; 
aber nirgend werden quincunces aurei oder amethystini genannt, 
obschon quincuncem bihere d. i. fünf cyathos u. dgl. gesagt wird. 
[Dass auch quadrans ein eigenes Gefäss war, zeigt Hultsch 
a. a. O.'S. 92. aus Cels. III, 15., ebenso dass es wahrscheinlich 
Becher von der Grösse eines Sextans gab (Süet. Oct. 77. senos 
sextantes non excessit d. i. zusammen nicht ganz eine moderne 
Flasche). Auch Sextarbecher (grösser als unsere Biergläser) 
nimmt Hultsch daselbst an und jedenfalls muss es solche ge- 
geben haben, um eine grössere Zahl von cyathi aufzunehmen 
und die Mischung von 9 zu 3 cyathi möglich zu machen, 



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Das Tafelgeschirr. 



283 



'r^ 



s. Bd. I, S. 202 f.] — Die trientes gehörten, wie es scheint, 
zu den Bechern mittlerer Grösse-, denn sie fassten 4 cyatkos 
oder den dritten Theil des sextarius, Vs Kanne, und ent- 
sprechen etwa ihrer Kapacität nach unsern sogenannten Rö 
niern. -^ Der Cyathus aber war keinesweges ein Becher, 
sondern nur Maass und Schöpfgefitss, um 
Jedem die bestimmte Zahl zuzumessen. 
S. Heind. zu Hör. Sat. I, 6, 117. Daher 
hatte man eigene pueros a cyatho^ Mitsch. 
zu Hör. Od. I, 29, 8. und desshalb sagt 
man nicht cyatho bibere, wohl aber sex, 
Septem cyatis bibere. [Mart. I, 72. Auch 
acetabulum = oxybaphum (bei den Grie- 
chen sowohl Maass als kleine Schüssel 
für pikante Sachen, mix pickle) wird 
bei Prisc. de pond. 75 u. Isidor. XVI, 
25. als römisches Maass erwähnt, nämlich 
für 11/2 cyathus oder 15 Drachmen Flüs- 
sigkeit enthaltend. Krause, Angeiol. 
S. 419 flP. HuLTSCH, a. a. 0. S. 91.] — 
Im Mus. BoRB. IV. t. 12. sind vier kleine 
Schöpfgefasse mit längerem oder kürze- 
rem Griffe abgebildet, welche LuiGi Ca- 
TERiNO ebend. für simpula oder simpuvia 
erklärt. Ich würde sie geradezu cyatkos 
nennen, wenn sie nicht von verschiedener 
Grösse zu sein schienen, und über ihr 
Maass irgend etwas angegeben wäre. In- 
dessen dürfen wir ihre Form ohne Zwei- 
fel auf den Cyathus beziehen , und es ist 
auch wohl wahrscheinlich, dass man sich 
bei diesen Schöpfgefässen nicht immer 
an das Maass des Cyathus gebunden hat. Zwei davon sind 
hier copirt. [Ein ähnliches Schöpfgefass mit langem Griffe, 
an einer Amphora hängend, findet sich Mus. Borb. IX, 15. 
abgebildet. Die eigentlichen römischen Namen für die klei- 



d 




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284 Dritter Excurs zur neunten Scene. 

nen Schöpfgefösse waren guftus und simpulum, statt deren die 
griechischen Benennungen epichysis und cyathus aufkamen. 
Varro L. L. V, 1 24. Diese Stelle und den Unterschied beider 
s. n, S. 332. Vergl. noch Paul. v. simpulum p. 337 M. 
UssiNG , de nom. vasor. p. 111 fF. Verschieden davon waren 
die urceoli (II, S. 316.), welche dem einzelnen Gast nach Be- 
lieben frigida oder calda zum Nachgiessen brachten, daher 
ministratorii genannt, Mart. XIV, 105. Frigida non desit^ non 
deerit calda petentu Pomp. Dig. XXXIV, 2, 21. pr. ad prae- 
parationem hibendi (urceolus). Aehnlich aj^millum, Varro bei 
Non. XV, 33. urceoli genus vinarik (Doch auch in anderem 
Sinne gebraucht, Paul. p. 2 M. Non. U, 45.)] 

Was die Formen der Becher im Allgemeinen [pocula, 
alle Trinkgeschirre umfassend, Varro 1. 1. V, 122. poc. a 
potione und pocillum des Diminutivum, Liv. X, 42.] anlangt^, 
so hat man vorzüglich zu unterscheiden: I. flache Schaaleu, 
paterae, phialae (den Opfersehaalen gleich, Varro L. L. V, 
122. in poculis erant paterae, ab eo quod latum Latifii ita dicunt 
dictae etc. Macrob. V, 21. planum ac patens est. Mart. VIII, 
33. m, 41. Verg. Aen. I, 728 ff. Poll. VI, 46. Isid. XX, 5. 
Mus. BoRB. m, 15. V, 27. VI, 62. X, 52. Roux und Barr^, 
Herc. VI, 69. Ussinö, p. 146 ff. Gerhard und Krause, An- 
geiol. S. 338 ff. identificiren die griechische Kvh^ mit der rö- 
mischen patera.] 

n. Becher mit Henkeln, Verg. Ecl. VI, 17. 
Et gravis attrita pendebat cantharus ansa, 
CiG. Verr. IV, 27. Vas vinarium ex una gemma pergrandiy 
frulla excavata^ manubrio aureo, [Cantharus war ein grosser 
Becher, dessen sich Bacchus und sein Gefolge bediente. Macr. 
Sat.V, 21. Plin. XXXIII, 11, 53. Da nun Bacchus mehr- 
mals mit einem zwei lange Henkel habenden Pokal abgebildet 
wird (Mus. BoRB. XHI, 10. Passer, lue. fict. II, 39. 40,), so 
kann man daraus schliessen, dass der cantharus zwei Henkel 
hatte. Mehrmals bei Plaut, s. Forcell. Poll. VI, 96. Ath. 
XI, p. 473 fg. HoR. od. I, 20, 1. epist. I, 5, 23. luv. IH, 205, 
Macrob. V, 21. bezeichnet die scyphi und canthari als consueta 



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Das Tafelgeschirr. 285 

vulgi nomina. Krause, Angeiol. S. 313 ff. Kleiner war trulla 
(ursprünglich soviel als Schöpfkelle, II, S. 314), welche oft als 
ein Trinkgeschirr erwähnt wird, und zwar einigemal als ein 
bescheidenes, Hör. Sat. II, 3, 143 fg. wo Acron erklärt salix 
rusticanus, Cato E. ß. 10. 11. 13. Doch gab es auch kost- 
bai-e, luv. HI, 108. Orelli 3838. Plin. XXXVII, 2, 7. 
Mart. IX, 97. ScAEV. Dig. XXXIV, 2, 36. Gehenkelt war 
ebenfalls capis und capula nach Varro V, 121. a capiendoj 
quod ansatae ut prekendi possent. Non. XV, 33. Paul. p. 48 M. 
s. FoRCELL. Ziemlich hoch und bauchig, etwa wie unsere Töpfe 
und Terrinen, aber mit 2 kleinen Henkeln versehen, präsen- 
tirt sich der scyphus (aivinpog). Dass er Henkel hatte, zeigt 
Paull. Dig. vi, 1, 23, § 2. si quis — scypho ansam vel funduvi 
(adiecerit), und Ath. XI, p. 500 A. intati yoQ in) tmv ätcov 
avroTt; o Isyofuvog 'HQaxXsiog de(Tfjtüi,\ wo mehrere Arten des- 
selben angegeben werden. S. Böttigbr, Amalth. III, S. 180. 
Gerhard, ant. Bildwerke I, 24. Krause, Angeiol, S. 343 ff. 
Die Grösse dieses Bechers (Petr. 52. urnales scyphi) ist schon 
daraus zu erkennen, dass er dem Herkules geheiligt war, Ma- 
CROB. V, 21. Serv. zu Verg. Aen. VIII, 278. Sehr schön 
gearbeitete scyphos erwähnt Suet. Ner. 47. Plin. XXX VH, 
2, 7. XXXin, 12, 55. s. Forcell. Ussing, p. 130 ff. 168. 
Quaranta in Mus. Borb. XIII, 49. Thiersch, Abb. der 
kön. bair. Akad. in München, V, S. 110 ff. Thericleum (viel- 
leicht so genannt von dem korinthischen Töpfer Therikles, — 
Ussing, S. 143 ff., s. dagegen Welcker, im Rhein. Mus. VI, 
S. 404 ff. Krause, Angeiol. S. 163. ff. — also ursprünglich 
irden, Luc. Lexiph. 7. später auch aus anderen Stoffen) hat 
ebenfalls zwei Henkel, Ath. XI, p. 470 fg. Cic. Verr. IV, 18. 
Plin. XVI, 14, 76. Salmas. Exerc. Plin. p. 734. Bentlei. 
op. philol. p. 11. 216. s. Forgell.] 

III. Endlich die kelchartigen [in allen Haushaltungen 
sehr gewöhnlichen] cdlices^ die man sich nur nicht auf einem 
hohen Fusse, sondern als reine Kelche denken muss. [Weiss, 
Kostümkunde H, S. 1296. nennt die fusslosen Kelche 
„Becher", und Kelche umgekehrt die schlankfüssigen.] Als 



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286 



Dritter Excurs zur neunten Scene. 



solche sind unstreitig zu betrachten die im Mus. Borb. V. t 
l:) n, 12 — 14. abgebildeten gläsernen, deren zwei hier ^rieder- 
gegebcn sind. Es ist zu bedauern , däss der Erklärer ihre 
Grösse nicht angegeben hat, was erwünschter wäre, als manche 
unnütze Bemerkung. [Aehnlich der silbeme Becher Mus. 
Borb. XI, 45. Ueber calix Vakro L. L. V, 127. a caldo, 
(juod in eo calda puls apponehatur et calduni eo bibebant. Hich- 
tiger obwohl immerhin aui^allend ist die Ableitung von xih^ 
Macrob. V, 21. Ath. XI. p. 480. Es gab calices von ver- 
schiedenen Stoffen, so von ITion,] Mart. XJV, 102. Calices 
Surrentini. 108. Calices Sciguntini, 





[SuET. Galb. 18. Von Glas, Martial. XIV, 115. 94., von Edel- 
stein, 109. u. s. w. Auch gab es verschiedene Arten, z. B. die 
calices Vatininni. Mart. XIV, 96. X, 3. calices modiales also 
sehr grosse, Plaut. Capt. IV, 4, 8. luv. V, 46 ff. calicem na- 
soimm quatuor. die calices pteroti, d. h. gehenkelte, Plin. 
XXXVI, 26, 66. Man kann jedoch aus dieser Stelle nicht 
folgern, dass alle calices Henkel gehabt hätten, wie Gerhard, 
O. Müller und zuletzt Ussing p. 139 ff. gethan haben; denn 
es waren nur eine oder zwei besondere Gattungen, welche 
dieses charakteristische Merkmal, und zwar von ganz auffal- 



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Das Tafelgeschirr. 287 

lender Form, hatten. S, noch Plin. XXXIII, 23. luv. VIII, 
168. Mart. Xn, 70. thermarum calices. u. a. Stellen bei 
FoRCELL. Aus der oben mitgetheilten Stelle des Varro und 
aus OviD. Fast. V, 509 f. 

8tant calices, Minor inde fahas^ olus alter hahehant: 
Et fumant testu pressus uterque suo. 
folgt nicht, dass calix Speiseschüssel gewesen und eine schalen- 
artige Form gehabt habe. Aus dem zweiten Verse sehen wir 
deutlich, dass die Gemüse im calix gekocht waren und nun 
mit dem Topf aufgetragen wurden, ganz entsprechend der 
Einfachheit der alten Zeit und des dort geschilderten ärm- 
lichen Haushaltes. Sicherlich also müssen wir uns den calix 
weniger flach als hoch und kelchformig denken, wofür auch 
die botanische Bedeutung dieses Wortes spricht. Demnach 
kann ich nicht glauben, dass ytvh^ — vorausgesetzt, dass xt;>Li| 
und calix identisch waren — zu der Classe der Paterae ge- 
gehörte. Endlich widerspricht dieser Annahme der Umstand, 
dass die Lepesta, der Mischkrug zu den xvhxeg gerechnet wird 
und dass Isidor. XX, 5. den Mischkrug (cratera) calix nennt. 
Dazu passt eine schaalenartige Form am wenigsten, s. unten. 

Ganz unbekannt sind uns folgende Becher, zum Theil 
in ßom schon veraltet und durch griechische Formen ver- 
drängt: obba (nach Eich, Wörterb. der röm. Alterth. S. 419. 
unten spitz zulaufend und wie ein Deckel geformt), gewöhnlich 
von Holz oder Flechtwerk, Non. XV, 14. H, 597. poculi 
genus, Pers. V, 148. sessilis genannt; modiohis^ Scaev. 
Dig. XXXIV, 2, 36.; cymea, Nox. XV, 29. oder hirnea (?), 
Plaut. Amph. I, 1, 273. 276. vgl. Cat. E. E. 81.; culigna, 
vas potorium, Paul. p. 51 M. Cato E. E. 132. cihorium Schol. 
zu HoR. od. II, 7, 22. armillum, Non. XV, 15. Paul. Diac 
h. V. p. 2. S. endlich Plaut. Stick V, 4, 11. u. Eitschl dazu: 

Suum quemque decet: quibus divitiae domi sunt, scaphiis^ 
cantharis, 

Botiacis (Andere batiolis nach Non. XV, 15.) bibunt; nos 
nostro Samiolo poterio,] 

Es versteht sich übrigens , dass es eine Menge Variatio- 



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288 Dritter £xcurs zur neunten Scene. 

nen gab-, auch phantastische, in Form von Schuhen, Beinen 
[und Kähnen, davon cymhium genannt, Paul. p. 51 M. poculi 
ganus a similitudine navis, NoN. XV, 21. Isid. XX, 5. Mart. 
Vm, 6 {ßcta — Mo), Plin. XXXVII, 34, 113. (aus Chry- 
sopras) Verg. Aen. III, 66. V, 267 (aus Silber). Macrob.V, 
21. PoLL. VI, 16. Ath. XI, p. 481. Ussing p. 128 ff. Krause, 
Angeiol. S. 319 ff. erklärt cymhium als einfaches Trinkgefass, 
ohne Henkel und Fuss , aber ziemlich hoch , dem scyphus ana- 
log. Auch Rumpf, in der sorgfaltigen Untersuchung: Bei- 
träge zur homer. Worterklärung. Giessen 1850. nahm cymb. 
nicht flach und niedergedrückt an, sondern aufrecht stehend, 
scyphusförmig, ohne Fuss und Ohren. Nach den griechischen 
Stellen kann man allerdings nicht anders glauben.] Thier- 
köpfe wurden namentlich zu Trinkhörnern gewählt, aus deren 
unterem Ende man durch eine Oeffnung den Wein ausströmen 
Hess, und den Strahl mit dem Munde auffing. Ein solches 
Hörn in Form eines Hirschkopfes findet sich im Mus. Bokb. 
Vin. t. 14. Drei andere, ein Pferdekopf, ein Hundskopf 
und ein Schweinskopf, sämmtlich von Terra cotta sind V. t. 
20. abgebildet. Solche Trinkhömer nannte man Qvta, Athen. 
XI, p. 496. und öfter. Vielleicht ist rhyüum bei Mart. II, 35. 
dasselbe. Am häufigsten kommen sie auf Vasen [doch auch 
auf Wandgemälden] vor. S. Böttigeb's Kunstmyth. H, S. 
532. Den Akt des Trinkens sieht man auf einem Gemälde 
bei Zahn, Ornam. etc. t. 90. Pitt. d'Ercol. V. t. 46. [Böttig. 
kl. Sehr. III, S. 227 ff. Charikles I, S. 191. O. Müllers 
Archäol. S. 411 fg. Ussing, p. 56 ff. Krause, Angeiol. S. 
355 ff.] Auch obscöne Formen wählte man, oder Hess Un- 
züchtigkeiten auf die Becher schleifen. Iuvbn. H, 95. vitreo 
bihit nie Friapo, Plin. XXXIH, Praef. In poculis Uhidines 
caelare iuvit ac per obscoenitates bibere. XIV, 22. Vcisa adul- 
teriis caelata. 

Von dem ausserordentlichen Luxus, der in diesen Ge- 
schirren namentlich herrschte, von den Bechern aus Gold, 
Edelsteinen, Bernstein, Murra, künstlich gearbeitetem Glase, 
ist bereits II, S. 320 ff. die Eede gewesen. Daneben hatte 



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Das Tafelgeschirr. 289 

man natürlich einfachere von gemeinem Glase, vitrea, im 
Gegensatze zu den crystallinia; von Holz, fagus, buxtiSy tere- 
binthus, hedera. Tib. I, 10. Ovid. Fast. V, 522.; auch irdene, 
s. bei calix. [Sehr einfach war dagegen die Ausstattung des 
Tisches bei Hör. Sat. I, 6, 116 ff. 

Cena ministratur pueris trihus; et lapis albus 
Pocula cum cyatho duo sustinet: adstat echinus^ 
Vilis ,cum patera guttus^ Campana supellex, 
wo ausser den Bechern nur ein Schöpfgefass, Wasserflasche 
(echinus), Weinflasche (guttus) und Opferschale vorkommt. 
Voss u. Heindorp nehmen echinus als Napf zum Spülen der 
Becher, Weber (Uebersetz. d. Hör. Sat. herausg. v. Teuffei, 
S. 169) als Durchschlag (colum). 

Im weiteren Sinne gehören zu den Trinkgeschirren auch 
die grösseren Gefässe, welche auf die Tafel gesetzt wurden 
und entweder reinen Wein enthielten oder zum Mischen des 
Weins dienten (daher im Allgemeinen mistarius oder mistarium 
genannt, Lücil. bei Non. XV, 30. longa geminus mistarius 
ansa.). Aus ihnen wurde dann nach alter griechischer Sitte 
in die Becher der Trinkenden geschöpft. Der crater oder 
cratera war hoch, weit, becherförmig und mit zwei Henkeln 
versehen, Isid. XX, 5. cratera calix est duas habens ansas. 
OviD. Fast. V, 523. 

Terra rubens crater^ pocula fagus erant. 
luv. Xn, 44. umae cratera capacem, u. a. bei Forcell. Ab- 
bildungen derselben s. Mus. Borb. H, 32. VI, 63. XIII, 49. 
welche Quaranta für scyphos hält. Roux und Barr^, Herc. 
VI, 64. 66. 72. 74 fg. 84. 0. Müller, Arch. S. 409 fg. Cha- 
rikles II, S. 281 f. Krause, Angeiol. S. 288 ff. Bauchiger 
und unsern Terrinen oder Bowlen ähnlich waren sinus^ lepesta, 
galeola, Varro L. L. V, 123. und Mt^LLER. Vas vinarium 
grandius sinum ab sinu , quod sinum maiorem cavationem quam 
pocula habebant. Item dictae lepestae e^c. Varro bei Prise. VI. 
p. 714. ubi erat vinum in mensa positum^ aut lepestam aut ga- 
leolam aut sinum dicebant; tria enim pro quibus nunc dicimus 
acratophoron, u. bei Non. XV, 35. Serv. zu Verg. Ecl. VI, 33. 

Bbckbb, Oallus. 3. Aufl. III. 19 



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290 Dritter Excurs zur neunten Scene. 

NoN. XV, 34. 35. Bei den Griechen diente die }jBna<nri auch 
als Trinkbecher, Ath. XI, p. 484 fg. (eine grössere jwAiJ). 
PoLL. X, 75. Krause, Angeiol. S. 342 f. Solche Gefässe 
finden sich Mus. Borb. X, 14. IX, 44. XII, 45. VH, 29. (letz- 
tere von Terra cotta, mit der Inschrift: hihe amice de meo.) 
In Norfolk und Essex gefundene Urnen und Bowlen beschrei- 
ben GüNN und Neville in the archaeol. journ. Lond. 1846, 
p. 246 ff. 1853, p. 224 ff. Vgl. I, S. 23 ff. — Auch gab es 
Becher und Krüge mit Inschriften, theils mit kleinen Sinn- 
sprüchen (wie reple^ sitioy hibe^ valeamus^ lude^ misce, da bi- 
herCy vaUy d. h. prosit^ vivasy hihe vivas multis annisj da mi, 
bibamm pie^ felix^ copo imphf (ex ho)c bibuntamicij u.a.), 
theils mit dem Namen des Herrn, s. 11, S. 310. 315. uma Ute- 
rata, Lücian. Lexiph. 7. notriQia ygafifjianxd, Ath. XI. p. 
466 fg. Die in den nördlichen Provinzen viel häufiger als 
in Italien gefundenen urnae llteratae sind von braunrothem 
Thon, stark geschweiftem Bauch und langem Halse, 2 bis 
6 Zoll hoch, s. MoMMSEN, Khein. Mus. V, S. 461. Janssen, 
in Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden. Bonn 
1845. VII, S. 62 ff. 1851. XVI, S. 71 ff. Jahn, ebend. 1848. 
Xm, S. 105 ff. Fiedler, ebend. 1854, XXI, S. 57 ff. Orelli, 
4306. 4348 f. Gerhard, Ann. deir inst. HI. 1831. p. 74 fg. 
177 fg. und Trinkschalen S. 13 fg. Koülez, m^langes de 
philol. n. Brux. 1840. N. 2. Am seltensten mochten ganze 
Verse darauf geschrieben sein, Ath. 1. 1. Becker bezieht auf 
diese Sitte die sci/phi Homerici des Nero, I, S. 24. Ueber die 
Inschriften auf Thongefassen überhaupt s. H, S. 310. Nevdlle, 
in archaeol. journ. Loud. 1853, X, p. 231 ff. und Kitschl, de 
fictil. lit. Latin, ant. Bonn. 1853. 

Endlich sind zu nennen die Gestelle und Untersetzer, 
welche bei dem Mahle die Amphoren und andere Geflisse 
trugen. Paul. p. 107 M. Incitega machinula, in qua consti- 
tuehatur in convivio vini amphora^ de qua suhinde deferrentur 
vina, Ath. V. p. 209 fg. iyyv^^xtj. Iavol. Dig. XXXU, 1, 
100, § 3. ßda8tg — vasorum coUocandorum. Im Mus. Borb. 
V, 15. Roux und Barr]6, Herc. VI, 78. ist ein Flaschenkorb 



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Das Tafelgeschirr. 291 

für zwei Gefasse mit einem Henkel in der Mitte. Schulz, in 
Annal. deir inst. 1839. XI, p. 89 fg. Ein korbähnliches oben 
breites Gestelle für 4 Amphoren s. auf den Wandgemälden in 
Abb. d. Bair. Akad. VIII, München 1856, Taf. V, 14. — 
Ueber Geschirre für warme Getränke s. den folgenden Ex- 
curs. — Was bei den Lampen und vasis überhaupt 11, S. 315. 
319 f. 322 f. 333. angedeutet war, ist hier zu wiederholen, 
nämlich dass aus allen uns erhaltenen Gefassen ein edler Ge- 
schmack und grosser Schönheitssinn hervorstrahlt. Sie be- 
zeugen für alle Zeiten, dass Kunst und Grazie das ganze an- 
tike Leben auf das Innigste durchdrangen.] 



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VIERTER EXCURS ZUR NEUNTEN SCENE. 



DIE GETRÄNKE. 

Obgleich von römischen Schriftstellern mancherlei Ge- 
tränke genannt werden, welche theils aus cerealischen Früch- 
ten bereitet wurden , wie zythum , aus Weizen oder Gerste, 
camum und cerevisia (ceria, celia)\ theils aus Baumfrüchten, 
wie aus der Quitte das cydoneum^ oder aus Honig und Wasser 
[Pallad. r. r. Xni, 7. Plin. h. n. XIV, 17, 20. XXXI, 6, 
36.], hydromeli {hydromelum bei Isid. Orig. XX, 3, 11. ex aqua 
et malis matianis ist vielleicht ein Missverständniss) also eine 
Art Meth, so kannte doch der Kömer selbst neben dem oQunov 
vömg nui* den Wein als Getränk, und jene Bier-, Cider- und 
Meth- artigen Getränke gehörten nur verschiedenen Provinzen 
an, welche die römische Gesetzgebung und Rechtspflege aller- 
dings auch umfassen musste, so dass sie unter dem Titel de 
vino legato mit berücksichtigt werden. Ulp. Dig. XXX ITT, 
6, 9. Certe zythum^ quod in quibttsdam provinciis ex tritico vel 
ex hordeo vel ex pane confidtur, non continebitur (legato), nee 
hydromeli. — Cydoneum et si qua alia sunt, quae non ex vinea 
ßuntj vini appellatione non continebuntur. Plin. XXII, 25 
extr. Ex iisdem (frugibus) fiunt et potus^ zythum in Aegypto^ 
celia et ceria in Hispania, cerevisia et plura genera in Oallia 
aliiaque provinciis. [Thalassomeli bestand aus Honig, Regen- 
und Meerwasser, Plin. h. n. XXXI, 6, 35. Äqiuz wwfoa Wasser- 
meth aus Honig und Wasser war medizinisch wichtig, Colum. 
XII, 11. Plin. XXH, 24, 51 f. desgleichen Melitites aus mus- 
tum und Honig. Plin. das. 54.] 



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Die Getränke. 293 

[Oft] benutzte man den Wein, um durch Behandlung und 
Vermischung mit andern Substanzen verschiedene Getränke 
zu erhalten, und überhaupt war seine Bereitung, Pflege und 
die Weise ihn zu gemessen von dem bei uns herrschenden 
Gebrauche gänzlich verschieden. [Ueber letzteres s. Grote- 
PEND, des Horaz Weintrank, Philol. Gott. 1849, IV, S. 672 ff. 
u. Pierson, Bacchus bei Horaz, Rhein. Mus. Bonn 1860, XV, 
S. 39 ff.] 

Was zunächst die Bereitung anlangt, so sind darüber 
zahlreiche Nachrichten vorhanden. Vorzüglich gehören hier- 
her: Plin. XIV, 8 ff. Cassianus Bassus oder Const. Por- 
phyr, in den griechischen Geoponikern B. VI., worin viele 
Excerpte aus den von Plin. c. 19. genannten griechischen 
Schriftstellern enthalten sein mögen. Colum. XII, mit 
Schneid. Anm. t. II. Vbrö. Georg. II. mit Voss' Anm. 
Athen. B. I. Poll. VI, 4. Galen, de antidotis I, 9. Dig. 
XXX. tit. 6. — Von neueren Schriftstellern : Bacci, de vinis 
cerevis. ac conviv. Eom. 1591. fol. Beckmann, Beitr. zur 
Gesch. d. Erf. I, S. 183 ff. H, S. 482 ff. Böttiger, üb. die 
Pflege des Weins bei den alten Kömern. Abendzeit. 1819. 
n. 259 fg. [kl. Sehr. III, S. 186 ff.], ein für seinen Zweck ge- 
nügender, sonst sehr flacher Aufsatz. Wichtiger ist, was der- 
selbe über die Gefasse sagt, Amalthea HE, S. 178 fg. Die 
von ihm als ungenügend genannten Schriften : Barry, Observ. 
on the wines of the Ancients und Henderson, Hist. of the 
ancient and mod. wines. London. 1824. sind mir nicht bekannt 
worden. Vgl. WtJsTEMANN zu Pal. d. Sc. S. 145 ff. Scriv. 
zu Mart. VIII, 45. Baehr in Creuzer's Abr. S. 431 ff. 
[Gatterer, Literatur des Weinbaues aller Nationen. Hei- 
delberg 1832. Düntzer, der Weinbau im röm. Gall. u. Germ, 
in Jahrbuch, d. Vereins v. Alterthumsfr. Bonn 1843, 11, S. 9 
bis 32. Hessel, die Weinbereitungsmethode d. Alterth. Mar- 
burg 1858. Magerstedt, Weinbau der Römer. Sonders- 
hausen 1859.] 

Was Pliniüs a. a. 0. c. 22. von der Bereitung des Weins 
sagt: Ac si quis diligenter cogitet, in nulla parte operosior vita 



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294 Vierter Excars zur neanten Scene. 

est, ceu tum saluberimum potum aquae Uquorem natura ätderit. 
das kann auch wohl anf unsere Zeit angewendet werden ; aber 
das Verfahren, welches die Alten beobachteten, war noch viel 
umständlicher. — Die reif an den Stöcken hangenden Trau- 
ben, bis dahin vinum pendens^ Ppaut. Trin. 11, 4, 125. Cat. 
B. B, 147, wurden in Körbe, corbulaey fiscdlaej auch wohl 
Schläuche gesammelt ; legere und cogere sind die eigentlichen 
Ausdrücke. Letzteres Cat. B. B. 65. 66. Col. I, 2, 70. 
Bei Plaütus wo die Codd. PalL haben : 

Vinum j priusquam coactum est^ pendet putidum. 

scheint des Tempus wegen doch räthlicher zu lesen : coctum ; 
wie Cat. 25. sagt : Quum vinum coctum erit, et quam legetur. 
Vgl Vero. Georg. 11, 522. — Sehr ergötzlich ist das Bas- 
relief eines marmornen Brunnenbeckens im Mus. Borb. IL t. 
11. eine Weinlese der Satyrn vorstellend, wo einige die Trau- 
ben in zusammengenäheten Thierhäuten herbeitragen, andere 
sie mit einem Felsstücke pressen. Li allen Figuren spricht 
sich Lust und Leben aus, wie es bei der Weinlese sein soll. 
[Auf dem Belif in Zoega, Bassiril. d. villa Alv. t 26. bringen 
zwei die Trauben in Körben, drei andere treten und zwei 
füllen den Most in Gefässe. Passer, lue. fict. 11, 48 fg. Vgl. 
Varro L. L. vi, 16. vinalia.] 

Die gesammelten Trauben wurden dann mit blossen 
Füssen getreten, calcare, Geopon. VI, 11. ' E/Aßhj&etaag 8i 
tag atoupvXag eig tag X7]vovg evO-hg toig noaiv dfia&hßhoxjav ol 
ngog tovto tetayfievoi. — Eigitvai de eig tijv h^vbv tovg Tiatom- 
tag XQ^ SV fjiaka tä nsgl tovg nodag xexa&ccQfj^tvovg — xai si tig 
avayyitj ytvoito tov aneXd'eXv (itj yvfivoig toTg nodiv amsto)» Daher 
sagt auch Verg. Georg. 11, 7. 

Hucj pater o Lenaee^ veni nudataque musto 
IHngue novo jnecum dereptis crura cothurnis. 

Nach zweimaligem Treten wurden die Trestern unter die 
Presse (torcular) gebracht. [Anmuthige Kelterscenen s. noch 
Panopka, Bilder antiken Lebens XIV, 9. u. Zahn, die schön- 
sten Ornam. III, 7. 13.] Man unterscheidet daher vinum oder 



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Die Getränke. 295 

mustum calcatum und pressum , eigentlich aber dreierlei. We- 
nigstens sagt Plin. c. 9. Sed inter haec gener a potuum (dulcia) 
ponere debeo et protropum; ita appellatur a quihusdam mix- 
tum, sponte deßuens, antequam calcentur uvae. Hoc protinus 
diffusum lagenis suis defervere passi^ postea in sole quadraginta 
diebus torrent aestatis secutae ipso Canis ortu. Die zweite Sorte 
war dann der erste Ablauf beim Treten: antequam nimium 
calcetur uva. Er wurde vor allen zum mulsum genommen. 
CoL. XII, 41. Und endlich der spätere, der von den Tres- 
tern mehr Herbes erhielt. [Der durch abermaliges Pressen 
der Trestern mit Zuschüttung von Wasser gewonnene Nach- 
wein hiess loraj welcher durch verschiedene Zusätze versüsst 
und veredelt werden konnte. Er hielt sich aber höchstens 
ein Jahr und wurde von den Sklaven und Armen, auch von 
den Frauen getrunken, s. II, S. 142. Varro E. E. I, 54. 
bei Non. XVn, 13. Col. XII, 41. Cat. 57. Plin. XIV, 
10, 12.] 

Um die wässerigen Theile verdunsten zu lassen, breitete 
man auch die Trauben auf Geflechten aus und Hess sie sieben 
Tage liegen. Das nannte man vinum diachytum^ Plin. c. 9. 
ita fieri optimi odoris saporisque. Es war also etwas Aehn- 
liches, wie unser Strohwein. — Wollte man ihn noch süsser 
und kräftiger haben, so liess man auch die Trauben ganz ab- 
welken: uva passay vinum passum (pandere). Endlich sott 
man ihn auch ein. [Auf einem Wandgemälde sieht man 
Eroten, welche Trauben pressen und den Most einsieden, zu 
welchem Behuf e neben der Presse ein kleiner Ofen steht. 
Pitt, di Erc. I, 24.] Plin. ebend. Nam siraeum, quod alii 
hepsemay nostri sapam appeUant^ ingenii^ non naturae opus 
estf musto usque ad tertiam partem mensurae decocto; quod 
ubi factum ad di midi am est^ defrutum vocamus. Damit 
wurde auch geringerer Wein angemacht. [Plin. c. 19. deco- 
quitur ut dulcescat portione virium — decoquunt ad sapas musta 
infusisque kis ferociam frangunt. Solcher Wein hielt nur ein 
Jahr. Noch jetzt verfahrt man in Italien ganz ähnlich.] — 
Ausserdem verstand man auch damals schon den Kunstgriflf, 



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296 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

geringeren Wein durch Zusatz von Hefe einer edlen Sorte 
besser zu machen. Horatius Sat. II, 4, 55. Colum. XII, 
28. 30. 

Der Most wurde dann sogleich von dem lacus torcularius 
auf grosse thöneme [kürbissförmige] Gefösse, dolia [Non. XV, 
16. vasa grandia quibus vinum reconditur.] gefüllt, um darauf 
die Gährang zu erleiden : condere. Varro I, 65. Quod mus- 
tum conditur in dolium^ ut habeamus vinum ^ non promendum^ 
dum fervetj neque etiam dum processit ita, ut sit vinum factum. 
Hölzerne Weinfasser gebrauchte man noch zu Plinius Zeit 
weder in Griechenland noch in Kom. Er sagt ausdrücklich : 
c. 21. Circa Alpes ligneis vasis condunt^ circulisque cingunt. 
[PiGNOR. de Serv. p. 551. hat ein Relief mit solchen Fässern. 
S. auch die Trajansäule.] . — Mitiores plagae dolus condunt. 
Wenn indessen Pallad. X, 11. sagt: dolium ducentorum con- 
giorum XII libris picetur^ so ist es kaum glaublich , dass man 
thönerne Gefasse verfertigt habe, welche 25 Amphoras oder 
20 Eimer hätten fassen können. Indessen lässt sich auf einen 
ansehnlichen Umfang der dolia schon aus dem Vergleiche bei 
Plaut. Pseud. H, 2, 64. anus doliaris schliessen. [Sicherer 
spricht für die ansehnliche Grösse mancher dolia der Um- 
stand, dass sich ein Mann bequem darin bewegen konnte, 
ohne dass er über den Hand hinaus zu sehen im Stande war, 
wie die boccaccioähnliche Erzählung bei Appul. Met. IX, 
p. 219 f. beweist (nicht zu gedenken der Tonne des Diogenes, 
luv. XIV, 308.). Darum brauchen wir an dem dolium quin- 
quagenarium (d. h. 50 Amphora enthaltend) des Cato r. r. 
112. keinen Anstoss zu nehmen, um so weniger, da Cato sagt, 
dass bei der ersten Füllung 5 Amphora fehlen sollen. Noch 
grösser ist das dolium bei Cato r. r. 1 04 , welches über 60 
Amphora fasst. Auch sieht man in einigen Museen Scherben, 
weiche auf einen riesigen Umfang schliessen lassen, z. B. in 
Darmstadt. S. Krause, Angeiol. S. 227 flP. Neville, in the 
archaeol. jounial, Lond. 1853, X, p. 230. (gewöhnlich 1 Elle 
hoch).] Auffällig ist übrigens eine Stelle Pbtron's c. 60. 
Ecce autem deductus lacunaribus subito circulus ingensy de 



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Die Getränke. 297 

cupa videlicet grandi excussus, demittitur. [Jedenfalls] meint 
er eine hölzerne cupa. [Ueber die Reifen der m{>oi s. Pa- 
NOFKA, re<!h. sur les verit. noms p. 5.] — Wenn Böttiger, 
Amalth. S. 180. sagt: „Uebrigens zog man es überall vor, 
keine allzugrosse Dolia zum Aufbewahren des besseren Wei- 
nes zu gebrauchen," so ist Plinius falsch verstanden. Er sagt 
c. 21. Quin et figuras referre (aiunt). Ventruosa ac pcUula 
minus utilia. Es werden also nicht grosse, sondern bauchige 
Gefasse verworfen, und dagegen vermuthlich längere von ge- 
ringerem Durchmesser empfohlen. [Die Abbildungen der do- 
lia zeigen vielmehr eine weite und runde Form , z. B. Pass. 
lue. fict. II, 40. AvBLLiNO, bull. Napol. N. 26. (1844.) Da- 
gegen die Gefasse, in welche der Wein des baldigen Gebrauchs 
wegen gefallt wurde, hatten eine lange schlanke Form, s. die 
Abbild. S. 28. Darum haben diese nothwendig Henkel , jene 
nicht regelmässig. Vgl. unten.] Zu gleichem Gebrauche, wie 
die dolia, dienten die seriaey die bei Col. XII, 18. von jenen 
unterschieden werden, [und die cupae, Non. XV, 7. s. unten, 
vor Alters die calpariaj Non. XV, 31.] 

Die dolia wurden vor dem Gebrauche ausgepicht. Ganz 
neue wurden sogleich, wenn sie aus dem Ofen kamen, gepicht. 
Geop. vi, 4. Tbv»* xcuvovi;; m&ovg ano tfjg nofuvov Xriqyd'htag 
eif&soüg Tiiüaaytsovy tovg de TtaXawvg r^ tov xvpog mitoXy, Wenn 
Böttiger a. a. O. S. 179. sagt: „Bekanntlich wurde der 
junge Wein sogleich auf diese thönernen vorher mit Wachs 
ausgestrichenen (das hiess imbuere) Gefasse tibergegossen," 
so scheint Columella sehr flüchtig angesehen zu sein; denn 
was er von der ceratura XII, 52, 16. sagt, gilt nur von den 
dolus oleariis, womit Cat. 69. übereinstimmt: Dolia olearia 
nova sie imbuito, nur dass er das zweite von Columella auch 
angeführte Verfahren mit der amurea empfiehlt. Die weitere 
Vorrichtung nach der Verpichung, wozu das beste mit etwas 
Wachs (nach Pallad. Vi2)> a^ch wohl mit Aromen versetzte 
Pech genommen wurde, lehrt Plin. c. 21. Pieari oportere 
protinus a Cards ortu, postea perfundi marina aqua aut salsa, 
dein cinere sarmenti asper gi vel argillay dbstersa myrra suffiri 



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298 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

ipsasque saepius cellas. Vgl. Geopon. VI, 9. [Davon vinum 
picatum, Mart. XIII, 107. Plut. Sympos. V, 3.] 

Dann wurden sie, jedoch nicht bis an den Eftnd, gefällt. 
Plin. Nunquam implenda , et quod supersit passo aut defruto 
perungendum, admixto croco^ pice veteri cum sapa; sie oper- 
eula doliorum medieanda, addita mastiche et pice. Vgl. Geop. 
VI, 12. Natürlich blieb er, so lange der Gährungsprocess 
[vgl. Sbn. ep. 83.] dauerte, unverschlossen, und auch dann 
möchte ein Verschliessen durch Kork, Pech oder Gyps nicht 
zu denken sein. [Gute Sorten Hess man offen unter freiem 
Himmel stehen, um sie zu veredeln. Hör. serm. H, 4, 51 ff. 
s. unten. Plin. h. n. XIV, 21, 27. Campaniae nobilissima 
exposita sub divo in cädis verherari sole, lunaj imbre^ ventis 
aptissimum videtur, u. vorher, inbecilla vina demissis in terram 
dolus servanda, valida eocpositis, Cato r. r. 105. 113. Dieses 
thun die Italiener noch jetzt.] — Die cella vinaria^ wo die 
dolia aufbewahrt wurden [accubare HoR. od. IV, 12, 18. App. 
Met. IX, p. 233. Elm. concurrit unus e cella vinaria, nuntians 
omne vinum quod olim diffusum fuerat in omnibus doliis — re- 
bullire.], war eine kühle [nach Norden gelegene] Kammer, 
ganz oder [nach Andern] wenigstens so weit über der Erde, 
dass sie Fenster haben konnte. S. Th. H, S. 233 f. und Plin. 
Dort standen die dolia entweder über dem Boden, oder zum 
Theile auch ganz in die Erde eingelassen. Plin. Mitiores 
plagae doliis condunt infodiuntque terrae tota aut ad portionem 
situs. Das sind dolia demersa, Colum. XII, 17, 5. oder de- 
pressa. [Appül. Met. IX. p. 219. Elm. semiobrutum.] Ulp. 
Dig. XXXIII, 6, 3. In doliis non puto verum, ut vino legato 
et dolia debeantur, maocime si de pressa in cella vinaria fuerint, 
aut ea sint, quae per magnitudinem diffidle moveantur; auch 
defossa, Ebend. 7, 8. dolia, etiamsi defossa non sint et cupae 
quibusdam regionibus accedunt instrumento. 

Vieler Wein wurde gleich von dem dolium oder der cupa 
weg getrunken [nämlich von den Landleuten, Hör. epod. H, 
47. homa dulci vina promens dolio.] : vinum doliare oder de 
cupa. Wenn Böttiger die Worte Cic. in Pis. 27. vinum de 



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Die Getränke. 299 

propola et cupa (sie!) erklärt: „den Wein von der Schenk- 
wirthin nehmen," so kann es nichts Falscheres geben. Wenn 
auch die Form cupa für copa zu billigen ist (s. Bentl. zu 
Hör. Sat. II, 2, 123. und Ilgen de Copa Virg.), so zeigen 
doch bei Cicero schon die verschiedenen Präpositionen: a 
propola atque de cupa (wie es wirklich heisst), dass cupa ein 
grösseres Weingefiiss zu gleichem Gebrauche, wie das dolium 
bedeutet. [Die cupae sind jedoch leichter zu transportiren, 
wenigstens sind sie nicht so regelmässig immobiles^ wie die 
dolia^ ÜLP. 1. 1.] 

Das war indessen nur der geringere Wein, der kein hohes 
Alter vertrug {aetatem ferre)\ der bessere wurde, wenn er 
völlig ruhig war, auf amphoras und lagonas vertheilt, diffun- 
debatur, [vina amphoraria „Flaschenweine" Dig. XXXIH, 6, 
16, § 2. CoLUM. XII, 28.] Ob diess in früherer Zeit geschehen, 
wusste Plinitjs selbst nicht anzugeben. Er sagt : c. 1 4. Apo- 
ihecas fuisse et diffundi solita vina anno DCXXXIII Urbisy 
apparet indubitato Opimiani vini argumento, [Eine Amphora 
mit Inschrift erwähnt Orelli Henzen 7296. (nach Mommsbn) 
praesta mi sinceru{m nämlich vinum) sie te amet que custodit 
ortu{m) Venus» Lagona (oder lagoena, s. Jahn, in Berichten 
der k. sächs. Ges. Leipzig 1857, S. 203 flP. Fleckeisen, 
fünfzig Artikel. Frankf. 1861, S. 20.) im Triclinium ge- 
braucht (Petron. 22. QüiNCT. VI, 3, u. Horat. Sat. II, 8, 41.) 
scheint unsern Steinkrügen oder Flaschen ähnlich gewesen 
zu sein, so dass sie auf ihrer Unterfläche auf oder neben dem 
Tisch stehen konnte, s. Zeitschr. d. Vereins von Alterthumsfr. 
im Rheinland 1846, IX, Taf. VI. und die Fabel von Storch 
und Fuchs bei Phaedr. I, 26. Die Lagona war kürzer als 
die Amphora (wesshalb sie von Colüm. X, 387 aus einem 
Kürbiss gemacht wird), hatte aber oft eine grössere OeflPnung 
als dieselbe (Appul. Met. p. 121 Elm. et lag. iuxta orificio 
cessim dehiscente patescens, facilis hauritu, Colum. XII, 45. 
patentissimi oris.) Sie dient bei Appul. a. a. 0. nur 2 Per- 
sonen. Die an der caupona angekettete Lagona s. Mart. VII, 
61. Anderer Meinung ist Krause, Angeiol. S. 243 f. Zahl- 



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300 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

reiche Flaschen findet man in den Museen, auch viereckige, 
ganz unsern Apothekerflaschen gleich. Wiesbaden, Mainz 
u. s. w. zeigen grosse Mannigfaltigkeit. Flaschen aus der 
Sammlung von Disney, von denen eine auf dem Boden eine 
Inschrift hat {Blasii L, Aemili) beschreibt the arch. joürn. 
Lond. 1849, VI, S. 84 f. Auch orcae und cadi waren solche 
Weinbehälter und waren ebenso wie die Amphora und Lagona 
von langer und schmaler Form, dabei mit engem Halse und 
unten nicht selten spitz zulaufend. Der Unterschied von den 
doliis ist ganz klar. Proc. Dig. XXXIII, 6, 15. vinum in 
amphoras et cados hac mente diffundimus, ut in his sity donec 
usus causa prohetur et scilicet id vendimus cum his amphoris et 
cadis. in dolia autem alia mente coniicimusy scilicet ut ex his 
postea vel in amphoras et cados diffundamus^ vel sine ipsis doliis 
veneat. Von der orca sagt Pers. HE, 50. angustae collo non 
fallier orcae. Varro bei Non. XV, 24. Isid. XX, 6. Paul. 
p. 180. M. teretes atque uniformi specie. Varro r. r. I, 13. 
CoLUM. XII, 15. Vöp. Aurel. 50. Die cados erklärt Non. 
XV, 9. vasa quihus vina conduntur, . Pomp. Dig. XXXIII, 
6, 14. Oft werden sie bei Horat., Plin. u. A. genannt, 
s. FoRCELL. UssiNG, p. 35 ff. Krause , Angciol. S. 236 f. 
Alterthümliche Weingefösse von unbekannter Form waren 
die tinae oder tinia, Paul. p. 365 M. Non. XV, 7. Ebenso 
unbekannt ist die von HoR. Od. I, 9, 8. genannte diota (etwa 
amphora?) und der oenophorus oder oenophorumy Flasche oder 
Fass? (nicht Flaschenfutterj nach luv. VI, 425 ff. Lucil. 
Fragm. Bipont. p. 249. 

Vinum defasum e pleno dabit oenophoro, cui cett. — 
Vertitur oenophoris fundus — . 
HoR. Sat. I, 6, 109. Cic. de Fin. n, 8. Pbrs. V. 140. Lucil. 
bei Non 11, 800. Isidor. XX, 6. Ussing, p. 38. Seebode, 
Scholien zu Horaz. Gotha 1839. I. Dass aber auch unter 
den Amphorenformen rücksichtlich der Henkel, des Bauchs 
(oft weit, oft schlank), der Höhe u. s. w. grosse Mannigfaltig- 
keit herrschte, zeigt z. B. die Grablampe bei Passer, lue. HI, 
51. ähnlich Bellor. II, 16. und vorzüglich der Besuch der 



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Die Getränke. 301 

Museen. Die rheinischen Sammlungen hahen Massen davon 
und darunter viele Varietäten. S. überhaupt Krause, Angeiol. 
S. 249 ff. Allen Amphoren, die nur zur Aufbewahrung, nicht 
zum Schmuck dienten , gemeinsam ist das oval spitzige Ende, 
so dass sie im Keller in den Sand eingegraben oder aufge- 
schichtet wurden, in den Speisesälen aber auf Untersetzern (in- 
citega) standen. Als Kunststück erscheint Petron. 52. den- 
tibus amphoram sustinere. Die Schläuche, utres, Petron. 34 
können hier nicht berücksichtigt werden. Mus. Borb. IX, 51. 
Uebrigens pflegte man in den amphoris, cadis und lagonis 
auch viele andere Gegenstände als Wein aufzubewahren, z. B. 
Honig, muria u. a. salsamenta, Oel, Olive, Feigen, d. h. ge- 
trocknete u. s.w. HoR. Sat. n, 4, 66. Cato r. r. 13. Cic. 
Verr. H, 74. Plin. XV, 21. Paul. p. 180 M. Martial. XIV, 
116. 1, 44. Ueber die Versiegelung der Gefässe s. II, S. 281.] 
— Von der Grösse der amphorae und codi ist oben gesprochen 
worden. Diese der Amphora ähnlichen Gefösse waren be- 
kanntlich in der Kegel von Thon [daher oft rubens^ ruber u. s. w. 
genannt, Mart. I, 56. IV, 66. fragilis, Ovid. Met. XII, 243., 
selten von Stein, Plin. XXXVI, 12. u. 43.], inwendig ver- 
picht und durch einen Korkpfropf (cortex, suber) verschlossen 
und übergypset oder verpicht, um jede Einwirkung der Luft 
zu verhindern, [Col. XH, 11. 12. 23. 41. Plin. XIV, 27. 
XXTTI, 24.] Späterhin hatte man deren auch von Glas, wie 
denn Petr. 34. sagt: Staüm adlatae sunt amphorae vitreae dt- 
ligenter gypsatae^ quarum in cervicibus pittada erant adfixa 
cum hoc titulo, [Mart. II, 40, 6. 

Condantur parco fusca Falerna vitro. 
Vielleicht hingen desshalb nur die Täfelchen [tesserae, notae^ 
pittada^ titul{\ daran, denn bei irdenen schrieb man wohl den 
Namen [des Weins und des Consuls, um den Jahrgang zu 
bezeichnen, in weisser oder anderer Farbe] gleich an das Ge- 
fäss \superinscriptio\ Vgl. Beckmann, Beitr. II, S. 482. — 
Die letzteren erhielten natürlich durch das Alter ein unschein- 
bares Ansehen, das ihnen aber eben zur Empfehlung diente. 
Mart. XDI, 201. 



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302 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

De Spoletinis quae sunt cariosa lagonis 
Malueris, quam si muata Falema hibas. 

[luv. V, 30 flP. 

Ipse capillato diffusum consule potat, 
Calcatumque tenet hellis sodalibus uvam — . 
Cras hihet Albanis aliquid de montibus, aut de 
SetiniSf cuius patriam titulumque senectus 
Delevit multa veteris fuligine testae etc. 

S. Thl. I, S. 175 ig. Die Inschriften der amphorae werden 
nicht bloss bei den alten Schriftstellern erwähnt, Hoe. Sat. I, 
5, 4. I, 10, 24. nota Falerni. od. III, 21,1. 11, 3, 8. interiore 
nota Falerni d. h. die nota (eigentlich amphora) ist interiory 
.befindet sich im inneren Baum, denn die neuen und ordinären 
Weine standen vom an, um bald geholt zu werden, während 
die Cabinetsweine lange darin blieben, od. III, 28, 2. recon- 
ditum — caecubum. epist. 11, 1, 34. si meliora dies ut vina 
poemata reddit. Colum. XU, 19. vini nota, Plaut. Poen. IV, 
2, 14. literatas fictiles epistolas. sondern man hat dergleichen 
viele gefunden, z. B. mit der Inschrift KVBR. VET. V. P. CH. 
d. h. rubrum vetus vinum picatum mit der Nummer 102. oder 
NOV. d. h. novum vinum u. a. Avellino, bull. Napol. N. 6. 
(1843.) 46. (1845.)] 

Interessant ist es durch Pompejanische Gemälde, Mus. 
BoRB. IV. A. und V. t. 48. [Gell, Pomp. 81.] die Weise 
kennen zu lernen, wie man Wein, vielleicht gekauften trans- 
portirte. Die beiden Gemälde sind sich fast ganz gleich, Sie 
stellen beide einen vierrädrigen Wagen vor, welcher aus einem 
leichten Leitergestell besteht, dessen ganzen inneren Kaum 
ein einziger grosser Schlauch füllt. Dieser Schlauch hat vorn 
eine weite hier zugebundene Oeffnung, offenbar um den Wein 
einzufüllen, und hinten verlängert er sich in einen engen 
Schlauch, aus dem man den Wein wieder auslaufen liess. Eben 
sind zwei Männer damit beschäftigt, den Inhalt auf lange zwei- 
henkelige Gef^sse, amphoras, zu füllen. Es ist also nicht 
Most, sondern fertiger Wein. 



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Die Getränke. 303 

Die amphorae kamen darauf in die [gut yerschlossene 
HoR. od. n, 14, 26.] apotheca^ welche von der cella vinaria 
ganz verschieden und im obem Stockwerke war, s. ob. Plin. 
am besten über dem Bade, um den Bauch hineinzuleiten, weil 
dieser das Altern des Weins befördern sollte. Colüm. I, 6, 
20. Äpothecae rede superponentur his locis, unde plerumque 
fumus exoritur, quoniam vina celerius vetustescunt , quae fumi 
quodam tenore praecoquem maturitatem trahunt. Vgl. Heind. 
zu Hör. Sat. II, 5, 7. [Brodaeus, Mise. 1, 13.] und die Strophe, 
an welche man die Erläuterung des ganzen Verfahrens knüpfen 
kann: Od. III, 8, 9 ff. 

Hie dies anno redeunte festus 
Corticem adstrictum pice demovebit 
Amphorae, fumum bibere institutae 
Consule Tullo, 
Daher erklären sich dann auch Ausdrücke wie III, 21 , 7. 
Descende testa, und 28, 7. Parcis deripere horreo amphoram. 
p, 9, 7. deprome quadrimum Sabinum, 37, 5. S. noch Mart. 
m, 82, 23. cocta fumis musta Massilitanis. X, 36. XIII, 123. 
XIV, 118 (immer nur von Massilia). Tibüll. II, 11, 27. 
fumosos Falemos, Barry, observ. of the vines p. 64. Weber, 
de agro et vino Falemo. Marburg 1855, p. 46 f.] 

Bei dieser Behandlung , die übrigens hier nur ihren we- 
sentlichsten Punkten nach angegeben ist, behielten die Weine 
viel Hefe. Wollte man sie gebrauchen, so mussten sie geklärt 
werden. Diess geschah auf verschiedene Weise. Der Fein- 
schmecker, welcher bei Hör. Sat. II, 4. seine wichtigen Er- 
fahrungen über Küche und Keller mittheilt, giebt als bestes 
Mittel Vs. 51 ff. an: 

Massica si coelo. suppones vina serenoy 
Nocturna, si quid crassi esty tenuabitur aura. 
Et decedet odor nervis inimicus, at illa 
Integrum perdunt Uno vitiata saporem, 
[Vgl. CoL. XII, 30.] Auch kannte man schon das Mittel, den 
Wein mit Ei zu schönen. Ebend. Vs. 55. ff. 

Surrentina vafer qui miscet faece Falerna. 



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304 



Vierter Excurs zur neunten Scene. 



Vina^ columhino limum bene colligit ovo^ 
Quatenus ima petit volvens aliena vitellua. 

Allein gewöhnlich seihete man 
den Wein durch den saccus vi- 
narius und das colum^ eine Art 
Sieb oder Durchschlag von 
Metall mit feinen Löchern. 
Solche cola sind in Pompeji 
zahlreich gefunden worden. 
Das Mus. BoRB. theilt IQ. 
t. 31. fünf kleinere mit, welche 
sämmtlich einen Griff oder 
Stiel haben und also während 
des Seihens gehalten wurden. 
Dagegen findet sich IL t. 60. 
ein grösseres hier beistehend 
wiedergegebenes mit zwei 
Henkeln, an denen es ver- 
muthlich über ein GrefUss ge- 
hängt wurde, in das man den 
Wein laufen liess. Auch kann 
zu gleichem Gebrauche ein 
silberner Napf mit schöner 
Gälatur und ebenfalls silber- 
nem colum gedient haben. 
Ebend. Vm. t. 14. [Venuti, 
sopra i coli vinari degli an- 
tichi, in Diss. dell^ acad. di 
Cortona I, p. 83 ff. VgLPLiN. 
XXTTT, 24.] — Dagegen war 
der Saccus^ ein leinener Filtrir- 
sack, das schlechteste Mittel, 
da das Seihen durch Leinwand 
den besten Wein zur elenden 
vappa macht. Darum heisst es eben bei Horaz : 
Integrum perdunt Uno vitiata saporem. 




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Die Getränke. 305 

Um zu sehen wie colum und Saccus sich gegen einander ver- 
halten, darf man nur zwei Epigramme Marti als vergleichen : 
XIV, 103. Colum nivarium [ebenso genannt Pomp. Dig. 
XXXIV, 2, 21. pr.] 

Setinos, moneo, nostra nive f ränge trientes : 

Pauperiore mero tingere lina potes, 
und das folgende: Saccus nivarius, 

Attenuare nives norunt et lintea nostra: 

Frigidior colo non salit unda tuo. 
Indessen wurde der Saccus auch bei guten Weinen gebraucht, 
-wie Mart. Vni, 45. selbst sagt : 

Defluat et lento splendescat turbida Uno 
Amphora centeno consule facta minor. 
Man pflegte nämlich colum und saccus mit Schnee zu 
füllen und darauf den Wein zu giessen, um ihn zu erfrischen. 
Dazu wurde der Schnee sorgfaltig für den Sommer bewahrt, 
wie es noch jetzt namentlich in Neapel geschieht: aestivae 
nives, Mart. V, 64. IX, 23, 8. 91, 5. Plin. XIX, 4, 19. 
Hi nives f Uli glaciem potant, poenasque montium in voluptatem 
gulae vertunt, Servatur algor aestibus excogitaturque, ut alienis 
mensibus nix algeat. [Sen. ep. 78. o infelicem aegrum! quaref 
quia non vino nivem diluitf quia non rigorem potionis suae — 
renovat fr acta insuper glacie. nat. qu. IV, 13. invenimus quo- 
modo stiparemus nivem , ut ea aestatem evinceret cett. — repo- 
nendae nivis officxnas. Auch des Eises wird hier zu demselben 
Behufe gedacht.] Auch damit war man noch nicht zufrieden. 
Noch subtileres Kaffinement fand einen Unterschied zwischen 
Schnee und abgesottenem, aber durch Schnee wieder zum 
Gefrieren gebrachtem Wasser. Plin. a. a. 0. Decoquunt alii 
aquas; mox et illas hiemant. XXXI, 3, 23. Neronis principis 
inventum est^ decoquere aqtuxm vitroque demissam in nives re- 
frigerare. Ita voluptas frigoris contingit sine vitiis nivis. Mart. 
XIV, 117. Nives. 

Non potare nivem^ sed aquam potare rigentem 

De nive commenta est ingeniosa sitis. 
ebend. 116. Lagona nivaria, 

Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 20 

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306 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

Spoletina bibis vel Marsis condita cellis : 
Quo tibi decoctae nobile frigus aquaef 
Da konnte denn zuweilen das Wasser höher zu stehen kommen 
als der Wein, wie defselbe Dichter im 108. Ep. sagt. Uebri- 
gens hatte man bei dem Durchseihen noch einen andern Zweck : 
man wollte die berauschende Kraft des alten schweren Weins 
massigen. Plin. XIV, 22. Quin immo ut plus capiamus, sacco 
frangimus vires. Vgl. XXIII, 2, 24. Das nannte man auch 
castrare vinum. Plin. XIX, 4, 19. Im Allgemeinen aber 
galten die Ausdrücke: defaecarCy liquare^ colare^ saccare. 

Was die Farbe der Weine anlangt, so mag sie bei den 
meisten dunkel gewesen sein, wie noch jetzt bei den sämmt- 
lichen südlichen Weinen. Indessen hatte man auch Sorten 
von hellerer Farbe und unterschied, wie wir weiss und roth, 
so album et atrum. Plaut. Menaechm. V, 5, 17. Album an 
atrum vinum potas? Pliniüs nennt vier Farben. XTV, 9. 
Colores vinis guatuor: albuSy fulvusj sanguineus^ niger. Wie 
nigrum und atrum den dunkelsten rothen, so bezeichnet dann 
album den hellgelben, den auch wir weiss nennen. Dass der 
berühmte Falerner diese Farbe hatte, sehen wir daraus, dass 
der schönste Bernstein nach ihm genannt wurde. Plin. 
XXXVII, 3, 12. Summa laus Fahrnis a vini colore dictis, 
molli fulgore perspicuis. 

Aus dem , was über die Behandlung gesagt worden ist, 
geht schon hervor, dass man im Allgemeinen vorzüglich gern 
alte Wein trank, und selbst ein älterer geringer Wein war 
angenehmer als junger Falerner. Mart. XHI, 120. s. oben. 
[Plaut. Cas. prol. 5. qui utuntur vino vetere^ sapientes puio. 
Cic. Brut 83. Cael. 19. luv. V, 30 ff. s. oben. Ath. I, p. 26. 
' Es kam aber theils auf die Sorte des Weins, theils auf die 
Art der Anwendung an. Der Sabiner war mit 4 Jahren trink- 
bar, HoR. od. I, 9, 7., Petrinum u. a. mit 6— 7 Jahren, Hör. 
epist. I, 5, 4 f. Einen 9jährigen Albanum nennt Hör. od. 
IV, 11, 1 f. Für den alltäglichen Grebrauch nahm man mit 
jungem Wein vorlieb, aber bei festlichen Mahlen musste es 
alter sein. Hör. I, 37, 5 f. IH, 14, 18 ff. 28, 2, 21, 6. epod. 



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Die Getränke. 307 

XIII, 6.] Es mochte aber damals nicht weniger Täuschung 
stattfinden als bei uns, ui\d das Alter, oft ein unmögliches, 
erlogen werden. So sagt Mart. HI, 62. sub rege Numa con- 
dita vina bibis, und XIII, 111. 

De Sinuessanis venerunt Massica prelis : 
Condita quo quaeris Consulef Nullus erat. 
Die amphorae an der Tafel Trimalchio's (s. o. Petr.) trugen 
die Etikette: Falemum Opimianum annorum centum, worin 
die doppelte Lächerlichkeit liegt, dem Weine, der jährlich 
älter wird, ein bestimmtes Alter anzuschreiben, und das Opi- 
mianum hundertjährig zu nennen , da dieser Jahrgang , der 
ausgezeichnetste, welchen Italien kannte, dem Jahre der Stadt 
633 angehörte und damals wenigstens 160 — 170 Jahr alt 
sein musste. Es lässt sich aber aus der vielfaltigen Erwäh- 
nung in noch späterer Zeit leicht ermessen, dass man noch 
immer Opimianum trank, als es schon lange keinen mehr gab. 
[Plin. XIV, 4. durantque adhuc. Dagegen Vbll. Pat. ET, 7. 
quod (vinum Opim.) tarn nulluni esse spatio annorum colligi 
potest. S. noch Hart. I, 27. Testa sed antiqui felix siccatur 
Opimi. n, 40. Xin, 113.] 

Die verschiedenen Gewächse geht Plinius XIV, 6. durch. 
Vgl. Schneider, Ind. zu d. Scriptt. E. B. p. 411. Mart. XIII, 
106—122. [ViTRuv. Vni, 3, 12. Ath. L p. 26 £g. 33.] — 
Nach Plinius behauptete von alter Zeit her unter den abend- 
ländischen Weinen den ersten Bang vin, Caecubum [Hör. Od. 

I, 20. I, 37, 5. n, 14, 26. DI, 28, 3. epod. 9, 1. 36. Serm. 

II, 8, 15. Mart. Xm, 115. Strab. V, p. 161.]. Dieser 
edle Wein wuchs, wie überhaupt die vorzüglichsten, in Cam- 
panien am Sinus Caietanus bei Amyclae. Zu Plinius Zeit 
waren die Pflanzungen vorzüglich durch den Kanal des Nero 
ruinirt; aber schon früher hatte August dem Setiner (Mart. 
XIII, 112) den Vorzug gegeben, der sich auch, nachdem der 
Caecuber verloren war, als erster erhielt. Den zweiten Bang 
nahm der Falemer ein [HoR. 1. 1. Ath. 1. 1. Zahllose Er- 
wähnungen und Lobsprüche (HoR. Od. I, 27, 10. 11, 6, 
19. 11, 19. m, 1, 43. 21, 8. Serm. II, 3, 115. 4, 19. 

20* 



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308 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

24 ff. 55. 8, 16. Mart. U, 40, 6. Vm, 56, 14. 77, 5. IX, 
22, 8. 73, 5. X, 36, 5. XI, 8, 7. 50, 7. XIV, 113. luv. XHI, 
216. IV, 138. Varro. r, r. I, 2. quod vinum Falemo (con- 
feram). Strab. V, 4, 3. Sidon. Apoll, ep. ET, 13.) finden 
sich bei Weber, de agro et vino Fal. S. 35 — 67., der auch 
die Eigenschaften des Falemers (Farbe, Bouquet, Substanz, 
Geschmack, Süsse, Feuer, Dauer, Preiss) auf das Erschö- 
pfendste behandelt], und davon war wiederum das vorzüg- 
lichste Gewächs das Faitstianum , das zwischen Sinuessa und 
Cedia wuchs, und seinen Namen angeblich vom Sulla (Faustus) 
hatte. [Plin. XIV, 6. bei Sinuessa. wo überhaupt gute Weine 
wuchsen. Hör. ep. I, 5, 4 f 

Vina hihes iterum Tauro diffusa palustres 
Inter Minternas Sinuessamque Petrinum, 

Flor. I, 16. amicti vitihus montes^ Oaurus^ Falernus^ Massicus 
— Vesuvius,'\ Um den dritten stritten Albanum [Hör. od. IV, 

II, 1. Sat. n, 8, 16. Mart. Xm, 109.], Surrentinum [Mart. 
Xni, 110.] und Massicum [bei Sinuessa, Hör. od. I, 1, 19. 

III, 21, 5. n, 7, 21. Mart. I, 27, 8. XIH, 111.], auch wohl 
Catenum [Hör. od. I, 31, 9. IV, 12, 14. I, 20, 9.] und Fun- 
danum [Mart. XIII, 113]. Die vierte Stelle erhielt seit lulius 
Caesar das Mamertinum aus der Gegend von Messana [Mart. 
Xni, 117.] wofür häufig Tauromenitanum verkauft wurde. 
Mittelsorten waren TrifoUnwn vom Berge Trifolium in Cam- 
panien, bei Mart. XIH, 114. septima vitis ; Signinum [Mart. 
xm, 116.], Sahinum [Hör. Od. I, 20, vile Mart. X, 49. plu7n- 
hea vma,]j Nomentanum [Mart. XHI, 119. Tarentinum (Mart. 
xm, 125), vom Berg Äulon (Hör. od. II, 6, 18 ff.) Formia- 
num (HoR. od. m, 16, 34)] und andere. Als geringste wer- 
den genannt: Vaticanuniy eine sehr verrufene Sorte, von 
Martiäl häufig erwähnt; z. B. VI, 92. Vaticana bibisf bibis 
venenum, X, 45. Vaticana bibas, si delectaris aceto, um ihn 
trinkbarer zu machen und damit zu täuschen, mischte man 
ihn zuweilen mit gutem alten Weine, wie es in einem vor- 
trefflichen Epigramme desselben Dichters heisst. I, 19. 



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Die Getränke. 309 

Quid te^ Tucctty iuwit vetulo miscere Falerno 
In Vaticanis condita musta cadisf 
s. I, S. 72. Ferner der in der Gegend von Veii wachsende^ 
Veientanum^ dessen ins Röthliche spielende Farbe den Bei- 
namen ruhellum ihm zuzog. Mart. I, 104. Veientani bihitur 
faex crassa rubellL [Hör. Sat. IE, 3, 143.] Ausserdem Peli- 
gnum I, 27. XIII, 121., Caeretanum XIII, 124. [Auch liebte 
man Wein aus den Provinzen, so Raeticum (Suet. Oct. 77. 
Sbrv. zu Verg. Georg. 11, 95. Tarraconense u. a.], Laletanum 
(aus Spanien) I, 27. VII, 53., Massilitanum X, 36. XIII, 123. 
[Die Römer nahmen Manches von dem Gallischen Weinbau 
an, Plin. h. n. XVII, 15, 25. 23, 35. Düntzer, a. a. O. — 
Im Verlaufe der Zeit bildete sich eine andere Scala der Wein- 
sorten. So finden wir in Diocl. ed. II, 1 ff. nur 3 Hauptsorten : 
1) ganz gute, die Amphora zu 30 Denaren, nämlich Ficenum^ 
Tihurtinum^ Sabinum, Ammineurriy Saitinum, Surrentinum^ Fa- 
lerinum; 2) tiberjährigen Wein (vetus) zu 24 und 16 Denaren, 
3) rusticum gewöhnlichen Landwein zu 8 Den. S. das. II, 
8 ff. u. die gehaltreiche Anmerk. von Mommsen zu der Stelle 
S. 62. 76 f. — Dass vetus nicht immer alten Wein bezeichnet, 
sondern jeden überjährigen, sagt ülp. Diss. XXXHI, 6, 11. 
vetus accipietury quod non est novum L e, et anni prioris vinum 
appellatione veteris continebitur. Varro r. r. I, 22.] — Uebri- 
gens fand mancherlei Verfälschung statt, nicht nur durch 
Mischung verschiedener Weine [Hör. Sat. I, 10, 24. Od. I, 

20, 10. TiBULL. n, 1, 27.] und Zusatz von sapa oder defru- 
tum, auch ausländischem Weine besonders vom Tmolus, son- 
dern auch durch schädliche Substanzen. S. Beckmann, Beitr. 
I, S. 181 ff. 

Zu diesen abendländischen Weinen kamen nun noch die 
transmarina oder griechischen, welche Plin. c. 7. würdigt. 
Die vorzüglichsten waren Thasium , Chiuni [Hör. epod. 9, 35. 
Sat. n, 8, 15. 50. 3, 115.], Lesbium [innocens Hör. od. I, 17, 

21. epod. 9, 35.), Skyoniurrij Cyprium und zuPlinius Zeit vor- 
züglich Clazomenium : postquam parcius mari condiunt. [Coum, 
HoR. Sat. II, 4, 29. 65. u. 8, 15. Chium maris expers. 



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310 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

Heind. und DtJNTZER zu d. St. Jahn und Teuffel zu Pers. 
VI, 39. HoR. Sat. I, 10, 24. zeigt, dass man auch Falerner 
und Cyperwein mischte.] Man spülte nämlich nicht nur die 
Oeftlsse mit Seewasser aus, sondern manche Weine erhielten 
davon selbst einen Zusatz. [Charikl. II, S. 276. was die Körner 
nicht gerade sehr liebten, Plaut. Kud. 11, 7, 30. 

Quasi vinis graecis Neptunus nohis mffudit mare, 
Varro r. r. 112. Plin. XIV, 19, 23. 24. XXHI, 24. Ath. I, 
p. 32. — Nicht eine besondere Sorte des Weins war vappa, 
sondern jeder verdorbene Wein wurde so genannt, Plin. XIV 
20, 25. AcRON. zu Hör. Sat. I, 1, 104. n, 3, 144.] 

Noch war man durch diese Mannigfaltigkeit nicht be- 
friedigt, sondern es wurde der Wein und schon zu alter Zeit 
(Plin. c. 13, 15.) mit allerhand aromatischen und bitteren 
Dingen, wie myrra (Harz von Amyris Kataf), Aloe und der- 
gleichen angemacht. S. Pallad. XI, 14. [Fest. p. 158 M. v. 
murrata potione usos antiquos indicio est etc. Paul. Diag. 
p. 144 M. Murrina genus potionis — vexraQ. Hanc mulieres 
vocabant murriolam ; quidam murratum vinum ; quidam id dici 
putant ex uvae genere murrinae nomine. Unter den potu dulcia, 
die die Frauen liebten, zählt Gell. X, 23. die murrina auf. 
Varro bei Non. XVH, 10. 13. Plaut. Pseud. II, 4, 51. 
Murrinam passum defrutum melinam mel quoiquoimodi. 
Dasselbe meint Diocl. ed. II, 16. murtites. Daselbst kommt 
auch apsinthiwrij rosatum und conditum vor. Pauly, Kealenc. V, 
S. 302.] Ja man mischte sogar kostbare ätherische Oele 
darunter, oder trank aus Gefassen, in welchen solche gewesen 
waren. Plin. XIII, 1,5. Ät hercules iam quidam etiam in po- 
tus addunt, tantique amaritudo est^ ut odore prodigo fruantur 
ex utraque parte corporis, [Plaut, mil. glor. III, 2, 11. 

Deprompsit nardini amphoram cellarius.] 
Das nennt Marti al XIV, 110. si foliata sitis^ weil das Nar- 
denöl, nardtnum^ auch schlechthin foUatum hiess. Vgl. Iuvbn. 
VI, 303. [Mart. XIV, 113. bezieht sich wmrrma nicht auf 
Myrrhenwein, wie Weber de agro Fal. S. 62. glaubt, sondern 
es sind vasa murrina gemeint, s. Bd. II, S. 328 f.] 



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Die Getränke. 311 

Nächst dem Weine war ein sehr beliebtes Getränk das 
mulsum, [Mart. XIII, 108. Mulsum, 

Aitica nectareum turhatis mella Falemum. 
MoMMSBN, inscr. Neap. 4021.] Seine Bereitung wird ver- 
schieden angegeben. Nach Oolum. Xu, 41. sollte der beste 
Most {quod destillaverit antequam nimium calcetur uvd) so- 
gleich vom lacus weggenommen, und mit einer Urna desselben 
10 Pfund Honig vermischt, dann sogleich auf lagonas gefüllt 
und vergypset werden. Nach zwei und dreissig Tagen sollte 
man die Geisse wieder Öffnen, und das Getränk auf andere 
füllen. — Allein diese Bereitung aus frischem Most war nicht 
allgemein, wie die Vorschrift des Gourmands bei Hör.» Sat. II, 
[2, 15.] 4, 24 ff. 

Aufidius forti miscebat mella Falemo 

Mendose, quoniam vacuis committere venis 

Nil nisi lene dccet, 
das von Macrob. Sat. VII, 12. angeführte Sprüchwort: Mul- 
sum quod probe temperes^ miscendum esse novo Hymettio et ve- 
tulo Falemo. [Plin. XXII, 24, 53. mulsum ex vetere vino 
utilissimum. Mart. IV, 13, 4.] nebst andern Stellen beweisen, 
und so wird auch Geopon. VIII, 25. 26. die doppelte Berei- 
tung aus */5 Wein und */5 Honig oder aus i^^n Most und i/^ 
Honig gelehrt. Vgl. Pallad. XI, 17. Der griechische Name 
dafür ist ohofith , allein das Wort hat bei den Kömern noch 
eine andere Bedeutung. Diess sieht man aus Ulp. Dig. 
XXXIII, 6, 9. 8i quis vinum legaverit^ omne continetur, quod 
ex vinea natum vinum permansiL Sed si mulsum sit factum y 
vini appellatione non continebitur. — Oenomeli plane^ id est 
diildssimum vinum, continebitur, — Ueber die verschiedenen 
Sorten Honig s. S. 253. Das mulsum wurde vorzüglich beim 
Prandium und dem Gustus genossen, wie bei uns süsse Sekte, 
die indessen auch bei den Alten die Stelle des mulsum ver- 
traten. Mart. XIH, 106. Fassum. 

Gnosia Minoae genuit vindemia Cretae 
Hoc tibiy quod mulsum pauperis esse solet. 
Der Wein wurde bekanntlich mit Wasser vermischt ge- 



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312 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

trunken , und zwar in den heissen Sommertagen mit kaltem 
Wasser [liquare, temperare^ HoR. od. I, 11, 6. III, 29, 6. 
II, 11, 18. Mart. I, 206, 1. diluti bihisunciam Falerni]] über 
die üblichen Verhältnisse beider s. I, S. 202 fg. Hier ist nur 
noch der calda zu gedenken, des einzigen bei den Alten ge- 
bräuchlichen warmen Getränks, welches vorzüglich im Winter 
oder überhaupt bei kühler Temperatur der Luft genossen 
wurde. Nur muss man seinen Gebrauch nicht bloss auf die 
kalte Jahreszeit beschränken. Martial sagt: VIII, 67. 

Caldam poscis aquam; sed nondum frigida venit. 
es ist aber das Fest der Floralien, an welchem Cäcilian ihn 
so früh besuchte. Die Kegel, welche aus Athenaeus ET. p. 45 
D. angeführt wird : ngoniveiv vdtog (og ;f^jy(Trorar(W' iv f/iiv x^i- 
fimvi xa/ iaQi d^egfiov mg fAdhata, iv de r(p ^tgei ipvxQOv. gehört 
nur in gewisser Hinsicht hierher; denn es ist von einem gleich 
nach dem Bade zu nehmenden Trünke blossen Wassers die 
Rede, wiewohl er hinzusetzt: iav ds tig ijimv tovro Övgxohag 
noifi , yXvHv v8<oq ^ d^BQfWv 7TQoXaiißavtt(o , fjidhara de tbv xalov- 
fABvov TiQOtQOTtov tov yXvxhv ylsaßioV' — Dass diese Oalda in 
warmem Wasser mit Wein, vielleicht auch mit einem Zusätze 
von Gewürz bestand, das ist aus dem von Lipsius Elect. I, 4.> 
BuTi, Freinsheim, Gebauer, Böttiger u. A. darüber Ge- 
sagten bekannt (s. d. Lit. bei Rup. zu luven. V, 63.), und 
über den häufigen Genuss sowie die öfteren Verbote ist schon 
S. 295 gesprochen worden. Statt einer Wiederholung also 
beschränke ich mich darauf zu Bewahrheitung dessen, was 
Böttiger Sab. II, S. 35. sagt: man dürfe glauben, „dass auch 
das Alterthum unseren Thee- und Kaffeeservicen etwas recht 
Zierliches entgegenzustellen habe" auf ein antikes Geföss 
aufmerksam zu machen, das offenbar dazu diente, die Calda 
darin zu bereiten oder warm zu erhalten, und in Zierlichkeit 
der Form und Zweckmässigkeit der Einrichtung unseren 
Theemaschinen nichts nachgiebt. Das Geföss findet sich im 
MusEO BoRB. III. t. 63. abgebildet und erklärt. Es ist von 
Bronze und hat äusserlich die Form einer Terrine, s. unsere 
Abbildung auf folgender Seite. In der Mitte des Gefässes 



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Die Getränke. 



313 



befindet sich ein bis auf seinen Boden hinabreichender Cylin- 
der, bestimmt, die Kohlen aufzunehmen, durch welche die 
rundum den übrigen Kaum füllende Flüssigkeit erwärmt wer- 
den sollte. Daher hat auch der Boden unter diesem Cylinder 
vier Oeffnungen, durch welche die Asche fallen konnte. Der 
kegelartige Deckel, welcher den die Kohlen enthaltenden 
Cylinder deckt, ist nicht abzunehmen, sondern zurückzu- 
klappen. Unter 
ihm befindet sich 
ein zweiter flacher 
Deckel , welcher 
abnehmbar ist und 
nur den die Flüs- 
sigkeit enthalten- 
den Kaum deckt, 
den Kohlencylin- 
der aber oflPen lässt. 
Am oberen Rande 
(rechts) befindet 
sich eine Art Napf, 
der mittelst einer 
Röhre mit der 
Höhlung des Ge- 
fasses in Verbin- 
dung steht , um 
ohne den Deckel 
wegzunehmen es 
füllen zu können. 
Auf der entgegengesetzten Seite, ungefähr in der Mitte, ist 
ein Zapfen angebracht, den man durch einen Dreher ver- 
schliessen oder öffnen kann, um das Getränk ausfliessen zu 
lassen. Rand und Henkel sind zierlich ciselirt. — lieber den 
Gebrauch des Gefasses kann kein Zweifel sein, allein schwer- 
lich wird ihm ein römischer Name zugewiesen werden können, 
und unter denen, welche Poll. X, 66. nennt, hat [&SQfAavti^Q 
mehr Wahrscheinlichkeit für sich als] InvoXißrig nach Lucian. 




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314 Vierter Excurs zur neunten Scene. 

Lexiph. 8. Der natürlichste würde allerdings Caldarium sein, 
allein schwerlich wird sich eine Autorität dafür anführen 
lassen. Ohnehin darf man keineswegs glauben, es sei jeder- 
zeit zu der Galda ein ähnliches Grefass gebraucht worden; 
denn in der Kegel wurde das Wasser in Krügen oder Kannen 
gereicht {urceoli ministratorii^ s. S. 284). [Ein weit einfacheres 
für die Calda bestimmtes Gefäss als das hier beschriebene, 
befindet sich im Besitz des Königs von Dänemark, welches 
UssiNG p. 81 fg. beschrieben hat. Es ist amphoraförmig, mit 
zwei Henkeln versehen und hat einen doppelten Boden. Der 
äussere war wahrscheinlich für das warme Wasser bestimmt, 
welches die in der Mitte befindliche Calda warm erhalten 
sollte. — Dass der Weinhandel bei der ungeheuren Consum- 
tion sehr bedeutend gewesen sein muss, versteht sich von 
selbst. Auch werden die vinariij welche besondere collegia 
bildeten, mehrfach auf Inschriften erwähnt, Orelli Henzen 
3921. Corpora vinariorum urbanorum et ostiensium. 4253. 
5087. negotiator penoris et vinorum de Velabro, 5086. 
6430 (?). 4087. forum vinarium. lieber den portus vinarius 
in Rom s. Marini, Atti fratr. p. 40.] 



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EXCXTRSE ZUR ZEHNTEN SCENE. 



DIE KRÄNZE UND SPIELE. 



ERSTES EXCURS. 



DIE KRANZE. 

Es kann durchaus nicht Absicht sein, den Gebrauch, 
welchen das Alterthum von den Kränzen machte , in allen 
Richtungen und Beziehungen hier erschöpfend zu erörtern. 
Er greift tief ein in das staatsbürgerliche, wie in das religiöse 
Leben und der einfache Blätterschmuck wird zum Symbole 
kriegerischen Ruhms, bürgerlicher Tugend, männlicher Kraft 
und Gewandtheit. — An ausführlichen Schriften, welche den 
Gegenstand in seinem ganzen Umfange zu behandeln An- 
spruch machen, fehlt es nicht. Eine leidliche Sammlung übel 
verarbeiteten Materials giebt Paschalius in den zehn Büchern 
seiner Coronae. Par. 1610 und öfter. Flüchtiger und nur 
auf die Mahlzeiten sich beschränkend ist die Schrift von Lan- 
zoNi, de coronis et unguentis in ant. conv. in Sallengre thes. 
tom. III. Noch unbedeutender und höchst geschmacklos 
Schmeizel, de coronis. Ausserdem werden in den Werken, 
welche von den Gastmählern handeln, natürlich auch die Kränze 
berücksichtigt [z. B. Stuck III, c. 16. S. auch Lenz, Botanik 
der alten Griechen und Römer, Gotha 1859, S. 154 — 185.]. 

Hier, wo es sich nur um die Coronas convivales handelt, 
sind alle diese Schriften, die in der Regel sich begnügen, eine 



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316 Erster Excurs zur zehnten Scene. 

Menge von Citaten zu häufen, ohne auf die Erklärung tiefer 
einzugehen, weniger wichtig als die Nachrichten, welche uns 
alte Schriftsteller unmittelbar geben. Sie finden sich, nach- 
dem des Aelius Asklepiades Werk von den Kränzen und 
die diätetischen Schriften der Aerzte Mnesitheus und Calli- 
MACHüS über denselben Gegenstand verloren gegangen, haupt- 
sächlich bei Athenaeus B. XV. Plinius XXI, 1 — 4. und 
zerstreut in zahlreichen Stellen, der Dichter vorzüglich. Für 
die römische Sitte ist Athenaeus, der überhaupt meistens nur 
Namen erklärt, von geringer Bedeutung; dagegen giebt Pli- 
nius in den vier Kapiteln, welche die Einleitung zur Blumistik 
bilden, sehr interessante Notizen, die zum Theile von Sal- 
MASius in den Exercitt. ad Solin. an verschiedenenen Stellen 
mit gewohnter Gelehrsamkeit commentirt sind. Vgl. übrigens 
Böttiger Sab. I, S. 240 flF. [und vorzüglich Garcke, de Ho- 
ratii coroUis convivalibus. Altenburg 1860.] 

Wenn es zunächst sich fragt, in welcher Zeit in Rom der 
Gebrauch der Kränze beim Mahle, oder richtiger beim Becher 
aufgekommen sei , so lässt sich darauf natürlich nicht mit sol- 
cher Bestimmtheit antworten, dass man das Jahr oder auch 
nur eine gewisse Epoche angeben könnte. Indessen ersieht 
man aus Plinius, dass schon zur Zeit des zweiten punischen 
Krieges Kränze selbst aus Eosen getragen wurden, wenn auch 
nur die vertrauten Wände des Tricliniums Zeugen dieses un- 
schuldigen, aber mit dem Ernste des Mannes, wie man meinte, 
nicht verträglichen Schmucks waren und es nicht nur tadelns- 
werth, sondern in hohem Grade strafwürdig erschien, wenn 
man damit auch nur zufällig sich öffentlich zeigte. Zwei Bei- 
spiele strenger Ahndung solcher Vergessenheit erzählt Plin. 
56. L. Fulvius argentarius hello Punico secundo cum Corona 
rosacea interdiu e pergula sua in forum prospexisse dictus^ ex 
auctoritate senatus in carcerem abductusj non ante finem belli 
emissus est, P, Munatius, cum demtam Marsyae coronam e 
floribv^ capiti suo imposuisset atque ob id duci eum in vincula 
triumviri iussissent, appellavit tribunos plebis. Nee intercessere 
Uli, Indessen waren es wohl eben nur die Blumen, denen das 



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Die Kränze. 317 

verdammende Urtheil galt, weil namentlich in jener Zeit der 
Noth und Gefahr ein so öffentlich gegebenes Beispiel von 
Luxus gefährlich schien. — Dagegen scheint man auch früher 
schon Binden um den Kopf als Schutzmittel gegen die Wir- 
kung des Weins getragen zu haben. Daraus wurden allmälig 
Laub und Blumen-Kränze, denen man indessen erst spät den 
Namen coronae zugestand, während er früher dem religiösen 
Gebrauche und den kriegerischen Ehrenzeichen vorbehalten 
war. Plin. s. 2. Tenuioribus utebantur antiqui, stroppos appel- 
lantesj unde nata strophiola, Qmiti et vocabulum ipsum tarde 
communicatum est^ inter sacra tantum et bellicos honores coro 
nis suum nomen vindicantibus. Cum vero e floribus fierent serta, 
a serendo serviae appellabantur. Damit stimmt überein, was 
Ath. nach älteren Schriftstellern über die frühe griechische 
Sitte berichtet XV. p. 674. B. oti oi oq^cuoi dia tovg neg) thv 
oipov tovovg )i8q)alakyi<av öeafAOvg evQiaxov tovg tvjpvtag^ tijg tcov 
xQotdqxav cxypdtaecog wpekeiv donovarjg. oi ^ vatBQov äfia t^ xqo- 
Toqptp TTQogeßctXkov tiva xa! m(5\Mv oixeiov ty notga thv olvov Öia- 
ycoy^ jU7/;^ay7/(T(Xf(ei'0i tbv attqiavov. Indessen wollte man den 
an die Stelle jener Binden tretenden Kranz nicht als blossen 
Schmuck betrachtet wissen, sondern glaubte oder gab wenig- 
stens vor, dass gewisse Blätter und Blumen eine wohlthätige 
Wirkung gegen die berauschende Kraft des Weins äusserten. 
So vertheidigt der Arzt Tryphon bei Plut. Symp. III, 1. den 
Gebrauch der Kränze beim Weine, tdiv tiolq ohov cteqidvaiv, 
gegen den Vorwurf des Ammonius : shcu tovg dvß^ivovg xoga- 
aicodeig koi nouCovcoug (aolUjov initrfieiovg noQ^swig rj yvvou^hf tj 
awovffiaig q)iloai(f(av xal fjiovaixmv dvÖQmv. Er lobt die srnfit- 
Isia und noXvneiQia der früheren Zeit, welche in den Kränzen 
ein Mittel gegen die nachtheiligen Wirkungen des Weins ge- 
funden habe, und sagt von den Blumen insbesondere: ai de 
twv df&oiv dnoQQOiai ngog tovto &avfiaaioog ßot^d^ovai xa/ dnO' 
tei^i^ovai trjv H8(f)aX?iv dnb trjg fAB&rig dtg dxgoTioXtv. Denselben 
Nutzen der Kränze führt auch Athen. XV. p. 675. an. 

Wie bei den festlichen Kampfspielen ein einfacher grün- 
belaubter Zweig zum Bekränzen diente, so mag auch zu den 



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318 Erster Excurs zur zehnten Scene. 

coronis convivalibus ursprünglich kein anderes Material ge- 
nommen worden sein und die Blumen kamen erst später hinzu. 
Wenn indessen Plinius c. 3. sagt, Pausias und Glycera hätten 
zuerst den Einfall gehabt, Kränze aus Blumen zu flechten, so 
gehört diese Angabe auch zu den vielen Fällen, wo der in 
einem Fache vorzüglich berühmte für den Erfinder der Sache 
gehalten wird ; denn lange vor Pausias lassen sich Blumen- 
kränze an Statuen nachweisen und wer wollte überhaupt 
glauben, dass man von dem freundlichsten Schmucke, den die 
Natur bietet, so spät sollte Gebrauch gemacht haben. — Bei 
den Griechen wurden dann mannigfaltige Blumen zu Kränzen 
gewunden, die zum Theile von Thbophrast und Athenaeus 
genannt werden. Anders war es bei den Kömem, welche 
ausser dem Grün der Blätter namentlich vom Epheu [Hob. 
od. IV, 11, 4. Plin. h. n. XVI, 34, 62. Garcke, S. 23 f.], 
der Myrte [Hör. od. I, 4, 9. 38, 5 ff. H, 7, 25. Ovid. Fast. 
IV, 8, 869. Garcke, S. 13ff. Granville Penn, carm. Brun- 
dus. in Transact. of the royal society of lit. Lond. 1834, ü, 
p. 151 ff.], dem Apium (s. dar. Böttig. S. 244. [Hör. od. I, 
36, 16. II, 7, 24. IV, 11, 3. Plin. XIX, 123 f. Gabcke, 
S. 25 ff.] ) nur wenige Gartenblumen und hauptsächlich Veil- 
chen [Garcke a. a. O. S. 19 ff., Lilien, Hör. od. I, 36, 15. 
Ovid. Am. H, 5, 37.] und Rosen (vgl. S. 49 fg.) zu Kränzen 
gebrauchten. Plin, s. 10. Paudssima nostri genera Corona- 
mentorum inter hortensia novere; ae paene violas rosasque tan- 
tum, [HoR. od. I, 36, 15. 38, 3. H, 11, 14. IH, 3, 2. 9, 3. 15, 
15. n, 3, 14. Ovid. Fast. IV, 870. 138. Garcke, S. 15 ff. 
Oharikles I, S. 181 f. NoLAN, on the grecian rose, in trans- 
act. of the royal soc. of lit. London 1834, II, p. 327 ff. Pb- 
SCHECK, was machten die alten Römer für einen Gebrauch 
von den Blumen, in Mittheil, über Flora, Gesellsch. f. Botan. 
in Dresden, 1843, 3, S. 49 ff.] — Bei diesem natürlichen 
Materiale blieb man indessen nicht stehen, zumal man der 
Kränze auch im Winter bedurfte, wo die Natur keine Blumen 
spendete und nur mit grossem Aufwände in Treibhäusern den 
Bösen namentlich eine vorzeitige Blüthe abgenöthigt werden 



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Die Kränze. 319 

konnte. Vgl. S. 51 fg. Man ahmte sie daher künstlich aus 
verschiedenen Stoffen nach. Was Phn. s. 3. von den golde- 
nen und silbernen Blätterkränzen sagt, das bezieht sich auf 
die öffentlichen Spiele; von den convivalibus aber sind die 
Worte zu verstehen: Sic coronis eflorihus recepiis paullo mox 
subiere, quae vocantur AegypHae ac deinde hibemae, cum terra 
flores negaty ramento e comibus tincto, Ueber die ägyptischen 
erhalten wir weiter keinen Aufschluss (vgl. Böttig. Sab. I, 
S. 231.); da sie aber von den hibemis unterschieden -werden, 
so scheinen sie nicht zu den künstlichen, aus todtem Stoffe 
gefertigten gehört zu haben. Ob aber Pliniüs dieselbe Art 
ägyptischer Kränze meint, welche Athen. XV. p. 679 fg. und 
Theophr. bist. pl. IV, 3. anführen, ist ungewiss. [Man kann 
auch eingeführte Blumen darunter verstehen, s. S. 52.] Die 
hibemae hingegen waren, wie Plinius sagt, aus dünnen bunt- 
gefarbten Hornblättchen gefertigt, und solche könnten viel- 
leicht bei Makt. VI, 80. verstanden werden, wenn nicht die 
Bezeichnung nova dona und die Gegensätze : rus Paestanum 
und horti Memphitici auf natürliche Blumen hinwiesen. 

Der Luxus ging noch weiter, wie Plinius s. 8. berich- 
tet : Transiere deinde ad rosaria eoque Itiocuria processit^ ut non 
esset gratia , nisi mero folio, sutilibus mox petitis ab Jndia aut 
üUra Indos, Lautissimum quippe habetur e nardi folio eas dariy 
aut veste serica versicolores unguentis madidas, [S. die S. 52. 
cit. Schrift v. Wüstemann, S. 26.] Die Interpunktion, welche 
Böttiger vorschlägt : nisi mero folio sutilibus^ mox petitis etc. 
scheint nicht nur unnöthig, sondern selbst unzulässig, denn 
die indischen Kränze waren ganz anderer Art. [Sillig und 
G ARCHE billigen mit Eecht Böttig er's Interpunktion, denn 
sutilia sind gerade die mero folio bestehenden und bei mox 
petitis ist ohne Zweifel coronis zu suppliren. Die indischen 
Kränze, aus Nardenblättem und Seidenblumen gemacht, wa- 
ren allerdings von den eben genannten verschieden.] Wie 
sonderbar es nun auch scheinen mag, so lässt es sich doch 
nicht leugnen, dass aus den einzelnen Blättern der Böse 
Kränze gefertigt wurden , indem man sie auf ein Band oder 



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320 Erster Excurs zur zehnten Scene. 

einen Streifen Bast heftete. Geschähe der Sache nur in der 
aus Plinius angeführten Stelle Erwähnung, so würde man 
vielleicht die Worte e mero folio von den gleich darauf er- 
wähnten Nardenkränzen verstehen können, weil für nardus 
oder folium nardi auch schlechthin folium gesagt wurde, wie 
foliatum für nardinum. S. Salm. Exerc. ad Sol. p. 749. Allein 
was Apicius 1,4. sagt : Folia rosarum alba suhlato Uno inseres 
et sutiles fades, das scheint dem Ausdrucke nach doch mit 
jenen Blätterkränzen zusammenzuhängen, wenn auch hier die 
Blätter für ganz verschiedenen Zweck an den Faden gereihet 
werden. Nur muss man nicht glauben, es seien coronae sutiles 
überall für dergleichen Kränze aus Rosenblättern zu nehmen ; 
denn die Nardenkränze heissen eben auch sutiles und ebenso 
die sericae versicolores , die doch wahrscheinlich Blumen nach- 
ahmten. Von ihnen sagt aber Lucan. Phars. X, 164. 

Accipiunt sertas nardo ßorente Coronas 
Et nunquam fugiente rosa. 

wo rosa nunquam fugiens wahrscheinlich von sericis zu ver- 
stehen ist. Ferner Marx. XIII, 51. 

Texta rosis fortasse tibi vel dlvite 7iardo, 
At mihi de turdis facta Corona placet. 

Die Kränze , welche hier sertae und textae genannt werden, 
sind eben auch nichts Anderes als sutiles, sowie bei Horaz 
Od. I, 38, 2. die nexae pkilyra coronae; allein an Kränze 
e mero folio rosae braucht man desshalb nicht zu denken. 
[Der Dichter, welcher die einfachste Ausstattung wünscht, 
verwirft die nexae phiL cor. als etwas zu Künstliches und 
ihm desshalb unlieb. Ob er aber unter diesen Worten coro- 
nae sutiles aus einzelnen Rosenblättern verstand, wie Böt- 
tiger und zuletzt Garcke S. 6 f. erklären , oder ob er ganze 
Rosen meinte, die durch die philyra aufgereiht waren , (beides 
setzt OlBBARius neben einander), oder überhaupt Kränze mit 
Bastbändern (Orelli, Ritter) ist schwer zu unterscheiden, 
es kommt aber auch nicht viel darauf an.] — An Denkmälern 
findet man häufig Kränze, wo Blatt über Blatt liegt oder Rose 



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Die Kränze. 321 

an Kose sitzt und es ist wohl möglich , dass an solchen die 
Blätter oder Kosen auf ein Band oder einen Streifen Bast, 
philyra^ geheftet waren: sie würden dann mit Recht sutiles 
heissen. Sie meint Ovid. Fast. V, 335 ff. 

Tempora sutilibus cinguntur tota coronis 
Et tatet iniecta splendida mensa rosa, 

Ebrius incinctis philyra conviva capiUis 
Saltat et imprudens utitur arte meri. 

und ein Epigramm Martials IX, 93. scheint auch nur unter 
dieser Voraussetzung Sinn zu haben. Es gilt dem Namen 
Domitians und der Dichter verlangt sex cyathos^ um den Na- 
men Caesar zu trinken. Dann sagt er: 

Sutilis aptetur deciens i^osa crinibus, ut sit, 
Qui posuit sacrae nobile gentis opus. 

denn der Name Domitianus zählt zehn Buchstaben. Endlich 
fordert er von dem puer ad cyathum bis quina basia, weil auch 
der Zunahme Germanicus aus zehn Buchstaben besteht. Es 
scheint mir angemessener, einen Kranz mit zehn Rosen zu . 
verstehen, als einen zehnfachen oder ein zehnmaliges Wech- 
seln. Bei Martial werden ausserdem die sutiles noch er- 
wähnt V, 65. u. IX, 91. und Qumo) otecpavol bei Hesychiüs; 
8. Salm, zu Jul. Cap. Anton. 4. Ihm stimme ich auch gern 
bei, wenn er Exerc. ad Sol. p. 703. die Coronas tonsas oder 
tonsiles mit Serviüs die Kränze aus einzelnen Blättern er- 
klärt. [Mart. III, 90, 6. Frontem sutilibus ruber coronis» 
Der philyrae bei den Krügen, coronarum lemniscis celebres 
antiquorum honore. gedenkt Plin. h, n. XVI, 14, 25. u. XXI, 
3,4.] 

Auch über die Beschaffenheit der Kj-änze, welche Plinius 
pactiles nennt, lässt sich nichts Sicheres sagen, nicht einmal, 
ob sie zu unterscheiden sind von der Corona plectilis, welche 
Plaut. Bacch. I, 1, 37. nennt; und dunkel ist es auch, wenn 
er s. 1. sagt: ne pictura quidem sufficiente irnagini colorum 
reddendae mixturarumque varletatiy sive alterni atque multi- 
plices inier se nectantur^ sive privatis generum funiculis in 

Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 21. 

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322 Erster Excurs zur zehnteD Scene. 

orbem, in ohliquum^ in ambitum; guaedam coronae per 
Coronas currunt. Im Allgemeineu kann man wohl drei 
Hauptverschiedenheiten annehmen, indem sie entweder aus 
längeren Reisern oder Ranken, wie z. B. von Epheu, gefloch- 
ten, oder aus kleineren Zweigen, Blättern (z. B. apium) und 
Blumen gewunden, oder endlich auf ein Band geheftet wur- 
den [sutiles]. 

Bei der cena selbst fand wohl in der Regel der Gebrauch 
der Kränze nicht statt, sondern sie, wie die unguenta, gehören 
der eigentlichen comissatio oder der nach dem Hauptessen 
folgenden compoiatio an. S. I, S. 193. Sie werden also ver- 
theilt, wenn die mensa secunda, der Nachtisch aufgetragen 
wird, oder vielleicht selbst nach diesem, wo man bloss beim 
Becher und Spiele sich noch vergnügte. Daher sagt Plut. 
Symp. in, 1, 1. TiavroduTiav fAsra rb dsmvijaai atefpavmv 
TiSQiqieQOfMvav. Ath. XV. p. 685. C. jj Öi tmv azeq)dvmv Ttal 
fAVQcov TtQOteQov sigodog e/g ra avfinoaia tjyeiro t^g devregag tQa- 
Tti^ijg» und so heisst es auch p. 669. C. o^c5 yaq Ticu lovg ndibag 
tjÖTj qjeQovrag ijfiiv ar€q}avovg xai fjivQa. Auch Martial X, 19, 
18 ff. sagt zu seinem Buche: 

Seras tutior ibis ad lucemas. 

Haee hora est tua^ cum furit Lyaeus, 

Cum regnat rosa^ cum madent capilli. 

und darauf bezieht sich ebenfalls, dass bei Petron 60. die 
coronae aureae cum alabastris unguenti. ausgetheilt werden, 
[luv. IX, 128. HoR. od. II, 7, 7.] Dass der Wirth die Kränze 
gab, und zuweilen mehrmals frische reichen Hess, scheint sehr 
gewöhnlich oder allgemein gewesen zu sein und man wird 
auch aus Ovid. Fast. I, 403. 

Vina dabat Liber; tulerat sibi quisque coronam. 

keinesweges auf ältere Sitte schliessen können , nach welcher 
jeder Gast seinen Kranz mitgebracht habe. Auch mochte es 
öfter . geschehen , dass der Wirth mehrerlei Kränze zur Aus- 
wahl bot. In einem Fragmente des Eubulus bei Athenaeüs 
XV. 679. E. wird so gefragt : 



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Die Kränze. 323^ 

areqävovg lacog ßovXsa&€ ' noteQ SQnvXkivovg^ 

'Ij fWQttvovg, ij tdiv die^f]v{f-iGfifVG)v ; 

rwv fWQtiviov ßvvX6fji£'&a rovtmv . . ., 

av täXka ntokti navra nXtjv rmv fjiVQtivcov. 
[Einen eigenen Blumenmarkt , wo man auch fertige Kränze 
kaufte, erwähnt Ovid. Fast. VI, 791. 

Hie ubi fit docta multa Corona manu.] 
Man begnügte sich übrigens nicht , nur den Kopf zu be- 
kränzen, sondern hing auch Blumengewinde um Hals und 
Brust, die von den Griechen inoß-vfudeg [von unten duftend, 
Charikles I, S. 189.] genannt wurden. Plut. Symp. in, 
1,3. dto ^aXujza tovg dv&tvovg in rgaxi^hxtv xaO^dTitovreg vnoßv- 
fAidag ixd}.wp xai roig dm rovroov fiVQOtg biqwv td arrfi-ri, Athen. 
XV. p. 678. C. vnodvfjug Öi xaJ vno^vfMaöeg ctiq^avoi ttuq AloXevci 
xaJ "jfcomy, ovg 7i€Qi rovg tgaxtj^ovg TieQtsrl&svro, p. 688. C. dXkd 
fAfjv xal rovg ateq)dvovg jovg TieQineifjisvovg r(p atii&et vnoOvfiiddag 
oi Tiotijral xexki^xamv dnh ttjg rwv dvO^<av dvaO^vfudasmg, Bei den 
Körnern scheint diess weniger üblich gewesen zu sein; indessen 
finden sich einige Stellen, wo der Sitte [jedoch zuerst nicht 
ohne eine gewisse Küge] Erwähnung geschieht. So in der 
schon einmal angeführten Stelle Cic. Verr, V, 11. Ipse autem 
coronam habebat unam in capite^ alteram in collo, [Hob. Sat. 
II, 3, 256.] Catull. VII, 51. vom Genius: 

Illius e nitido stillent unguenta capilloy 
Et capite et collo mollia serta gerat, 
OviD. Fast. II, 739. von der Gemahlin des jungen Tarquinius: 
Ecce nurum regis fusis per colla coronis 
Inveniunt posito pervigilare mero, 
worin freilich ein ebenso starker Anachronismus liegen möchte, 
als in der Lacerna, welche Lucretia ihrem Gatten webt. Bei 
Petbon kommen noch einige andere Beispiele mehrfachen 
Bekränzens vor. Nicht nur heisst es vom Habinnas, der be- 
reits von einer andern Cena kommt c. 65. oneratus aliquot 
coronis et unguento per frontem in oculos fluente, sondern bald 
darauf werden die Gäste auf besondere Weise bekränzt, c. 70. 
inaudito enim more pueri capillati attulerunt unguentum in ar- 

21* 



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324 Erster Excura zur zehnten Scene. Die Kränze. 

gentea pelve pedesque recumbentium unxerunt^ quam ante crura 
pedesque talosque corolUs vinxissenL Doch solche Absurditäten 
sind dem Hause Trimalchio's eigenthümlich. — Vgl. die reich- 
haltige Anmerkung in Böttiger Sab. I, 8. 240 fg. 

Uebrigens scheint man in Rom von jeder diätetischen 
Bedeutung der Kränze abgesehen und sie bloss als heiteren 
Schmuck, als Symbol der Festlichkeit, der Freude und des 
Genusses betrachtet zu haben, zumal da sie zu mancherlei 
Spiel und Scherz Veranlassung gaben, wohin auch das bibere 
Coronas gehört, dessen Plinius s. 9. gedenkt. S. Böttig. 
Sab. I, S. 243. 



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ZWEITER EXCURS ZUR ZEHNTEN SCENE. 



DIE GESELLIGEN SPIELE. 

In einem Buche, das sich zur Aufgabe macht, die Eigen- 
thümlichkeit des römischen Lebens in Sitte und Gewohnheit 
zu schildern, dürfen in keinem Falle die Spiele übergangen 
werden, bei denen man nicht nur in müssigen Stunden eine 
angenehme Unterhaltung suchte, sondern auch der betrüg- 
lichen Hoffnung auf Gewinn mit derselben Leidenschaftlich- 
keit sich überliess, als es nur irgend an unseren Farobanken 
geschehen kann. Das Hazardspiel, wenn auch als etwas des 
ernsten, verständigen Mannes Unwürdiges angesehen, war 
nichtsdestoweniger in Rom zur verderblichsten Sucht gewor- 
den und alle Strenge wiederholter gesetzlicher Bestimmungen 
konnte, wie natürlich, nicht verhindern, dass im Geheimen 
das verführerische Würfelspiel Vieler Glück und Vermögen 
zu Grunde richtete. Ausser diesem verwerflichsten und zu- 
gleich beliebtesten gab es aber noch viele andere unschul- 
digere Spiele, bei denen der Erfolg ganz oder theilweise von 
der Geschicklichkeit der Spielenden abhing, wie bei dem mo- 
dernen Schach und anderen Bretspielen. Sie alle werden 
hier zu berücksichtigen sein; allein das Feld ist so weit, die 
Sache zum Theile so verwickelt und die Untersuchung hängt 
so genau mit der über die griechischen Spiele zusammen , dass 
ich mich hier auf das Allgemeinste beschränken muss. 

Die älteren Schriften über den Gegenstand, von Bulenger, 
Meursiüs, Souter, Senftleben, Calcagnino, finden sich in 



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326 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

Gronovii thes. antt. Graec. t. VII. Unter ihnen dürften Bu- 
LENGER und Calcagnino den Vorzug haben. Dazu kommen 
S ALMAS, zu Vopisc. Procul. 13. p. 736 ff. und Exercitt. ad 
Sol. p. 795. [Stuck JII, c. 22.] Rader zu Mart. a. m. St. 
[namentlich VII, 61.] Wernsdorf zu Saleius Bas8. in den 
l^oet. L. m. t. IV. Exe. XI. [p. 404—419.] auch Wüstemann 
zu Pal. d. Sc. [S. 193 ff. — Charikles U, S. 300 ff. Pauly, 
Realencykl. I, S. 319 ff.] 

Was zuerst das Würfelspiel, alea, anlangt, so sind be- 
kanntlich zwei Arten von Würfeln zu unterscheiden : tali oder 
aatQayaXot und tesserae oder yv^oi. [Ficoroni, sopra i tali ed 
altri strumenti lusori di ant. Rom. Kom 1734.] Der Ursprung 
des Spiels bleibe hier unerörtert. Herodot. I, 94. schreibt 
die Erfindung den Lydem zu; Ath. I. p. 19. hingegen macht 
auf ältere Beispiele aufmerksam. S. darüb. Baehr zu Her. 
a. a. 0. NiTZSCH, Anm. zu Hom. Odyssee. I, S. 27. Die An- 
gabe Herodots möchte doch wohl nicht hinreichenden Grund 
enthalten, die Aechtheit des Verses Iliad. XXIII, 88. in 
Zweifel zu ziehen. — Die tali, über welche die Hauptstellen 
bei EüSTATH. zu Odyss. I. p. 1397. Poll. IX, 99. sind, 
waren ursprünglich aus Thierknöcheln gefertigt; späterhin 
aus sehr verschiedenem Material. Sie hatten nur vier ebene 
Flächen; zwei einander gegenüber stehende waren uneben 
oder gerundet , so dass auf ihnen der Würfel nicht leicht zu 
stehen kommen konnte. Die vier ebenen Flächen waren mit 
Punkten oder Strichen bezeichnet, so dass auf zwei sich ent- 
gegenstehenden Seiten 1 und 6, auf den beiden andern 3 und 

4 sich befanden. [Diese beiden letzten Seiten wurden suppus 
und planus genannt, Isidor. XVHI, 65.] Die Zahlen 2 und 

5 fehlten. ganz. Eustath. p. 1397, 35. «^ovtw de anixeiiAeva 
fiovdda Kut il^dda, slta rgidda xal tetgaöa. r^ ydg dvdg (jpcuji xai 
nevtag im xvßoov lAOfov TroQaXafißdvoncu, tog sxorrcov imapaveiag 
€|. Poll. a. a. 0. dvdg di xai nevtdg iv dajQaydXoig^ (SgTieQ iv 
xvßoig, ovx sv€(jTiv. [In der Regel gab man diesen Würfeln eine 
längliche Form, die man Stabwürfel nennen kann und die etwa 
3 Zoll lang sind, wie sie das Museum in Mainz besitzt. Auf 



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Die geselligen Spiele. 327 

den Langseiten fanden auch kleine Inschriften Platz, Orelli 
4316. Si tibi tessella favet ego te studio vincam. 4317.] — Die 
Weise des Spiels war nun folgende. Man nahm vier solche 
Würfel, wie man schon aus Cic. de divin. I, 13. sieht: Quatuor 
tali iacti casu Vener eum efficiunt. Num etiam centum VenereoSj 
si quadringentos talos ieceris^ casu futuros pufasf So erzählt 
auch LuciAN von dem Jünglinge, der sich in die Praxitelische 
Yenus verliebt hatte, in der gleich anzuführenden Stelle. 

Diese vier Würfel wurden nicht aus der Hand, sondern 
aus einem Becher von Hörn, Buchsbaum, Elfenbein u. dergl. 
geworfen, der innerlich stufenartige Absätze hatte, damit die 
Würfel besser durch einander geworfen und jeder mögliche 
Betrug verhütet würde. Dieser Becher war aber, anders als 
bei uns, oben enger als unten und hiess eben von dieser Form 
pyrgus oder turricula, auch phimus und am gewöhnlichsten 
fritillus. SiDON. Ap. ep. VIII, 12. Hie tabula strata calculis 
bicoloribus; hie tessera frequens eboratis pyrgorum resulta- 
iura gradibus exspectat Mart. XIV, 16. Turrieula, 
Qaae seit eompositos manus improba mittere talosj 
Si per me misit , nil nisi vota feret, 
Phimus gebraucht Horat. II, 7, 16. Andere lesen indessen 
pyrgus, Etym. Magn. qp/jwo/ * nvßevzixa OQyava. So auch Poll. 
VII, 203. X, 150. Der gewöhnlichste bei Marti al häufig 
vorkommende Name aber ist fritillus. Auch erklärt man so 
die orea bei Pers. III, 50. [jedoch mit Unrecht s. Jahn zu d. 
Stelle] und in einem Fragment des Pompon. b. Prise. III, 615. 
[Salmas. 1. 1. Böttiger, kl. Sehr, ill, S. 312. Düntzer und 
Orelli zu Hör. 1. 1. nehmen eine Verschiedenheit der Form 
des fritillus (als Becher) und phimus (als Thurm) an. Dagegen 
Teuffel zu Hör. Sat. IL 7, 17. S. 184 f identifizirt mit grosser 
Wahrscheinlichkeit phimus {qnfJiog eng) mit fritillus als Beclier, 
gegenüber dem Thurm, pyrgus oder turrieula. So trennt 
Cedren. I, p. 125. 10 \prfCp6ßülw (fritillus) und rov nvQyov 
(turrieula) und Schol. ad luv. XIV, 5. fritillus pyxis Cornea 
qui fimus dicitur graeee. Die ff. Worte stimmen freilich nicht 
damit zusammen und die Schol. zu Hör. a. a. 0. sind eben- 



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328 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

falls sehr widersprechend. — Wenn aber Teuffel wiederum 
fritillus und phimus in der Weise unterscheidet, dass fritillus 
im Allgemeinen Würfelbecher bezeichne und in den Spielen, 
wobei die Würfel unmittelbar auf den Tisch geworfen werden, 
gedient habe, während phimus vorzüglich dazu bestimmt ge- 
wesen sei, um die Würfel in den thurmähnlichen C jlinder beim 
Roulettespiel hineinzuwerfen — so ist dieser Unterschied we- 
nigstens nicht zu beweisen. Der Gebrauch des inwendig mit 
stufenartigen Absätzen versehenen Bechers {fritillus)^ aus 
welchem man die Würfel unmittelbar auf den Tisch schüttete, 
(luv. XIV, 5. Mart. IV, 14. XIV, 1. Sen. Lud. U f.) war 
jedenfalls ein allgemeinerer als die umständliche Hinzuziehung" 
des thurmförmigen oben und unten offenen Cylinders (turris), 
Dass kein Boden darin war, bestätigt Mart. XIV, 16. s. ob. 
u. AcRO zu Hör. a. a. O. pyrgum tubulaiiij alii fritillum dicunt 
vel pr/xiden sine fundo (freilich sehr confus). — S. auch Va- 
LES. zu Harpocr. v. g)ifioL] 

Der Wurf geschah auf einer besonders dazu eingerich- 
teten Tafel, alveus, alveolus, ahacus, die vermuthlich einen 
etwas hohen Eand hatte, damit die Würfel nicht herab fallen 
könnten. — Das Spiel selbst — ich habe hauptsächlich die 
römische Weise im Sinne — keimen wir freilich nicht genau. 
Wir wissen im Grunde nur, welches der beste und welches 
der schlechteste Wurf war: der erstere hiess Venus oder Ve- 
7iereus (ßokog, iactus), der letztere canis. [Prof. IV, 8, 45 fg. 
Me quoque per talos Venerem quaerente secundosj 
Semper damnosi subsiluere ca7ies.] 
Diese Namen und eine Stelle bei Pollux haben Manche ver- 
leitet zu glauben, es seien nicht Zahlen oder vielmehr Augen 
auf den Würfeln gewesen, sondern Figuren, unter welchen 
die Zahlen gedacht worden seien. Pollux sagt: IX, 100. 
ro ÖS GpifJLa 70V xara rov datQayaXov 7ir<a/iarog aQi&fUW do^av 
elxev. xai tu f4€v fWfdda drfkovt xa}^hai xvayv, tb 8b dvtixeifievor 
yidg xai Xiog ovrog 6 ßokog. — oi de nXeiovg tov fiev s^itt^v K^ov, 
rov de avva Xlov TiaXsla&ai Xsyovat, Allein noch ist es zweifel- 
haft, ob nicht Pollux unter axfjf^ci^ tov irrdfÄurog keineswegs 



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Die geselligen Spiele. 329 

ein Zeichen, das auf einer Seite des Würfels sich befand, 
sondern die zufällige Zusammenstellung der Zahlen verstand, 
Tvelche der Wurf hervorgebracht hatte, wie wenn 3, 4, 4, 6, 
oder 1, 3, 6, 6. gefallen waren. Eüstathiüs nennt ausdrück- 
lich als Bezeichnungen der vier Seiten f^ovada xal s^dÖa, tQtdda 
xai tHtgdda und besondere Namen hatte man überhaupt für 
jeden einzelnen Fall. Es scheint aber, als hätten gewisse 
Würfe mehr gezählt, als eigentlich Augen lagen. So sagt 
EüST. zu Iliad. XXIII, 87. itbQa de fxaXeho Evgtmdr^g ' rj dtj- 
X^8f^ ar^fiaivovaa r« T8<j(TaQ(ixovTa , sTieidfj öoxh 6 EvQimÖTjg ysvi- 
oO^ai. eig foov sv 'Adijvmg rtaaaQanopta Tigoatarcöv fisra ttjv xatd- 
Xvaiv todv tQidxovtn. und ebenso Pollux : el tsGaagayiovra jov 
oQi&fAOv avvrjÜQoiZev datQaydXwv ßoXri, rov uQi&fiov tovtov EvQim- 
dr^v (ovofjia^ov. Nun ist nicht bekannt, dass mit mehr als vier 
Würfeln gespielt worden wäre, ja es konnte nicht einmal ge- 
schehen, weil es nur vier verschiedene Zahlen auf jedem gab, 
und also schon bei fünf nie der Venereus hätte geworfen wer- 
den können. Diese vier konnten aber, wenn auch die seniones 
fielen, nur 24 zählen. Es ist daher wohl möglich, dass eine 
gewisse Zusammenstellung eine höhere Zahl galt, als die ge- 
fallenen Augen ausmachten, und dass diess die Worte des 
Pollux bedeuten sollen. Oder sollte diese Erklärung wegen 
des Singulars xata tov darQayaXov weniger passend erscheinen, 
so konnte auch oxVf*^ ^^^ ^^^ ^^® Einheiten bezeichnenden 
Punkten oder Strichen verstanden werden, die ja auch eine 
bestimmte Figur bilden. 

Der glücklichste Wurf war, wenn alle vier Würfel ver- 
schiedene Zahlen zeigten. Das erhellt am deutlichsten aus 
LüCiAN. Amor. 16. ty 08 tgccTre^tj tittagag datQaydXovg ^ißvxijg 
doQxog dnaQi&iAVfGag dieTTtrieve rijv ihtida, xai ß'aXmv fjiev inl 
axonoü, fAdhcra 8^ si note ttjv &€bv avri^v (y4cpQo8irt]v) evßoXi^- 
asts, firjdevbg dargaydXov neaovtog tO(p ax^jf^ct'^h ^Qoge- 
xvvaij %rig sm{>vfuag tev^saO^ai vofJiiCcov. Ebenso unzweideutig 
ist das Epigramm Mart. XIV, 14. Tali eborei. 
Cum s teter it nullus vultu tibi talus eodem, 
Munera me dices magna dedisse tibi. 



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330 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

Dieser Wurf hiess nun eben Venus oder Venereus^ wie sich 
häufig findet, und konnte nur mit vier Würfeln geworfen 
werden. Ob bei den Griechen A(po»- dasselbe oder die seniones 
bezeichnete , kann hier ohne Nachtheil in Zweifel gelassen 
werden. 

Dagegen war der schlechteste Wurf nach der gewöhn- 
lichen Meinung, wenn alle vier Würfel eine Zahl zeigten. 
Diess ist indessen nicht ganz richtig. Es war gewiss nicht 
gleichgültig, ob vier fiovabeg oder vier tezijddeg u. s. w. fielen, 
und der canis, so hiess der unglücklichste Wurf, war nur dann 
gefallen, wenn alle Würfel die Eins zeigten. [Isid. XVIII, 66. 
unum enim significat sc. canis.] Das sieht man deutlich aus 
SuET. Aug. 71. wo August an den Tiberius schreibt; Inter 
cenam lusimus yeQOvtiHoog heri et hodie, Talis enim iactatis ut 
quisque canem aut senionem miseratj in singulos talos singu- 
los denarios in medium conferebaty quos tollebat universosy 
qui Venerem iecerat. Hier gilt offenbar der Name canis nur 
der Eins, wie senio der Sechs und so sagt auch Pollux: x«« 
TO fjitv fAOvdda d/^Xovv kvoov xakeitut. (Nicht völlig klar sind die 
Worte: Talis — conferebat. Der Fall, wo die Würfel vier- 
mal die Eins oder die Sechs zeigten, scheint nicht wohl ver- 
standen werden zu können ; denn sonst würde er kaum gesa^ 
haben : in singulos talos singulos denarios, Dass aber für jede 
einzeln fallende Eins oder Sechs ein Denar gesetzt worden 
sei, ist noch weniger wahrscheinlich, obgleich canis auch die 
einzelne bedeuten kann. Allein da überhaupt nur vier Zahlen 
sich auf den Knöcheln befanden, so musste es etwas ganz 
Gewöhnliches sein, ja fast bei jedem Wurfe vorkommen, dass 
eine Eins oder Sechs fiel. [Das öftere Vorkommen dieses 
Falls sprichf nicht gegen die Erklärung; denn das oft wieder- 
holte Zusetzen war nothwendig, um die dem Gewinnenden 
anheim fallende Summe zu verstärken, und machte gerade 
den meisten Scherz. Wer aber eine Eins und Sechs zusam- 
men warf, bezahlte das Doppelte, also 2 Denare, und dann 
heisst es: in singulos talos. Voemel, de casu tal., giebt zwar 
zu, dass diese Erklärung möglich sei, zieht aber vor, bei Suet. 



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Die geaelligen Spiele. 331 

canem et senionem zu emendiren, mit dem Sinn, dass der, wel- 
cher eine Eins und Sechs zusammen geworfen hatte, 4 Dena- 
ren bezahlen müsse (für jeden Würfel einen Denar). Es 
kann so gewesen sein, aber die Nothwendigkeit einer Text- 
änderung ist nicht bewiesen. Mit Recht hat Voemel bemerkt, 
dass das bei Süet. angegebene Spiel nicht neu gewesen sei, 
sondern bloss das Strafquantum.] Vielleicht ist gemeint , dass 
Strafe gezahlt werden musste, so oft zwei-, drei- oder viermal 
die eine der beiden Zahlen auflag, und dann wurden in singu- 
lo8 talos — so vielmal nämlich die Zahl gefallen war — sin- 
guli denarii hinzugesetzt. — Wenn es daher bei Plaut. Cure. 
II, 3, 75 ff. heisst: 

Cur. Postquam cenati atque adpoti, talos poscit in manum, 

Provocat me in aleam, ut ego ludam, pono pallium: 

nie suum anulum opposivit^ invocat Planesium. 

Ph. Meosne amoresf Cur. Tace parumper. ladt volturios 

quattuor. 
Talos arripio; invoco almam meam nutricem Herculem: 
lacto basilicum, 

so ist es sehr unwahrscheinlich, dass volturii quatuor so viel 
sein sollten als canis, und ebensowenig ist Grund vorhanden 
anzunehmen, der basilicus bedeute soviel als Venereus, Der 
Parasit hat offenbar einen besseren Wurf gethan, als Thera- 
pontigonus, welche Würfe aber unter den Namen zu ver- 
stehen sind, lässt sich nicht abnehmen. Das Spiel wurde aber 
nicht immer so gespielt, dass Gewinn und Verlust vom Vene- 
reus und canis abhingen, sondern man liess auch die Zahl der 
geworfenen Augen oder Monaden entscheiden. Das nannten 
die Griechen nXsi<TtoßoXivda naiCeiv. Poll. § 95. Am häufig- 
sten mochte diess mit den eigentlichen sechsseitigen Würfeln, 
tesseris oder yvßoig geschehen, doch brauchte man auf dieselbe 
Weise auch die talos, Poll. § 117. ^ 5e TiXeiaroßoXivda ov fw- 
vov ii dia rav xvß(ov, d}la xai rj 8iä rmv darQaydXcjv im ro nlEi- 
atov dgiOfibv ßalelv. Vgl. Athen. X. p. 444. [Voemel, de 
Euripide casu talorum. Frankf. Progr. 1847. u. Philologus, 



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332 Zweiter Exciirs zur zehnten Scene. 

Göttingen 1858, Xni, S. 302—312. Vgl. auch Saüppe, Phi- 
lolog. XI, S. 36 ff.] 

Die tesserae oder yivßoi nun waren ganz wie die bei uns 
gebräuchlichen Würfel. Ihre sechs Seiten oder ebenen Flächen 
waren mit 1 — 6 bezeichnet, so dass jederzeit die einander 
entgegenstehenden Seiten zusammen sieben Augen zählten, 
wie bei uns. [Zwei Exemplare sieht man im Mainzer Museum, 
ein grösseres und ein kleineres, unsern heutigen ziemlich 
gleich. Jedes Auge wird von 2 concentrischeu Kreisen um- 
schlossen. IsiDOR. XVIII, 63. 64. 65.] — Gehörten zum 
Spiele der Astragalen vier Würfel, so brauchte man der 
tesserae nur drei und später gar nur zwei. Hesych. ^y zQig «§ 
/) iQbig y.vßoi naooifAta im todv innvyiavovtcov ' ndXai yuQ tgiatv 
sxiiojvto TTQog rag Tuadtäg xvßoig xai ovx (^y ol vvv ^oTv, [Uebri- 
gens hat Hesych. das Sprichwort missverstanden, denn xvßoi 
bedeutet hier die Augen. Also ist der Sinn desselben : ent- 
weder drei Sechsen oder drei Eins, d. h. so viel als Alles oder 
Nichts.] Das meint auch Martial XIV, 15. Tesserae. 
Non sim talorum numero par tessera^ dum sit 
Maiorj quam talis, alea saepe mihi. 
Ob es dabei immer nur darauf ankam, wer die meisten Augen 
geworfen hatte; ob der Pasch etwas galt, das ergiebt sich, so 
viel mir bekannt ist, aus keiner Stelle. Das einfache nXeiaro- 
ßoXivda naiXeiv mochte aber jedenfalls das Gewöhnlichste sein. 
Daher wurde mit tesseris auch jederzeit um Geld oder etwas 
die Stelle des Geldes Vertretendes gespielt, während die tali 
auch noch anders gebraucht wurden. Wie man dabei verfuhr^ 
das ersieht man- zum Theil schon aus der oben angeführten 
Stelle aus Augusts Briefe. Mit ihm stimmt in der Haupt- 
sache überein Poll. §. 95. aQyvQiov tivu ciQi^fjihv inicprifAiaavrsg 
xa{y indarr^v fiavada dirjQTjfJievTjv dQaxiA^rjv, ^ araryQay tj fivävy }} 
öjKxig ovv STtai^ov rr/v Tthnaioßokivda xaXovfitvtjv 7iui8tdv, 6 d 
V7t8()ßaXl6fi8t'og r(p TrXtj&si tmv fiovddwv sfisXXev diuiQi^aea&at to 
BmdtaxFtfiSvov doyvQuyv, Nicht weniger interessant, als der 
erste, ist ein zweiter von Sueton. ebend. mitgetheilter Brief 
Augusts. Nosj 77?/ Tiberiy s^jhreibt er, Quinquatriis satis iu- 



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Die geselligen Spiele. 333 

cunde egimus. Lusimus enim per omnes dies forumque aleato- 
rium calfecimus. Frater tuus magnis clamorihus rem gessit; ad 
summam tarnen perdidit non multurri'^ sed ex magnis detrimentis 
praeter spem paullatim retractus est. Ego perdidi viginti niillia 
nummum meo nomine^ sed cum effuse in lusu liberalis fuissem^ 
ut soleo plerumque. Nam si, quas manus remisi cuique, exe- 
gissem aut retinuissemy quod cuique donaviy vicissem vel quiti- 
quaginta millia. Das war also eine Differenz von 14,000 Fr., 
und doch war diess noch ein sehr gemässigtes Spiel. Wie 
ungeheuere Summen aber verspielt werden mochten, das sieht 
man aus luv. I, 89 ff. 

— Neque enim loculis comifantibus itur 
Ad casum tabulae; posita sed luditur arca. 
Proelia quanta illic dispensatore videbis 
Armigero! Simplexne furor^ sestertia cetitum 
Perdere et horrenti tunicam non reddere servo? 
Daher war denn schon von alter Zeit her das Würfelspiel und 
überhaupt alles Spiel um Geld, mit der einzigen Ausnahme: 
ubi pro virtute certamen fit^ streng verboten. Dieses Gesetzes 
gedenkt schon Plaut. Mil. II, 2, 9. 

Atque adeo ut ne legi fraudem faciant aleariae^ 
AdcuratotCy ut sine talis domi agitent convivium. 
So ist aus dem Cod. Ambros. nach Ritschels Mittheilung zu 
lesen. Vermuthlich ist dasselbe Senatus consultum gemeint, 
von dem Paul. Dig. XI, 5, 2. sagt: Senatus consultum vetuit 
in pecuniam ludere, praeterquam si quis ceriet hasta vel pilo ia- 
ciendo, vel curreyido^ saliendOy luctando, pugnando, quod virtutis 
causa fiat» Um dieses Gesetz wirksamer zu machen, wurde 
keine Klage dessen, der in seiner Wohnung das Spiel geduldet 
hatte, wegen vorgefallener Ungebührnisse angenommen; selbst 
nicht wegen Beraubung und thätlicher Misshandlung. Ulp. 
Dig. XI, 5, 1. Praetor ait: Si quis eum, apud quem alea lusum 
esse dicetur, verberaverit damnuinve ei dederit, sive quid eo tem- 
pore domo eius subtractum erit, iudicium non dabo. In eum^ 
qui aleae ludendae causa vim intulerit, uti quaeque res erit, ani- 
madvertam. S. ein Beispiel condemnati de alea bei Cic. Phil. 



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334 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

11, 23. Allein dieses Gesetz wurde nicht nur im Geheimen, 
wie sich leicht denken lässt, mehr als irgend ein anderes über- 
4;reten, sondern es musste natürlich unter Kaisern, welche 
selbst leidenschaftliche Spieler waren, z. B. Claudius, der ein 
Buch darüber schrieb, ganz ausser Anwendung kommen, 
während unter anderen wieder strenger darüber gewacht 
wurde. Diess scheint unter Domitian der Fall gewesen zu 
sein, und darauf beziehen sich mehrere Epigramme Martials. 
— Nur zum Scherze bei Tafel war das Spiel erlaubt, wie man 
aus Paul. Dig. XI , 5, 4. sieht : Quod in convivio vescendi 
causa ponitur, in earn rem familia ludere permittitur, [Sidon. 
Ap. ep. I, 2.] und an den einzigen Saturnalien herrschte 
völlige Freiheit. Mart. XI, 6. 

Uncfis falciferi senis diebus, 

Eegnator quibus imperat fritillus. 
Derselbe V, 84. 

lam tristis nucibus puer relictis 

Clamoso revocatur a magistro. 

Et blando male proditus früillo^ 

Arcana modo raptus e popina 

Aedilem rogat udus aleator. 
In dem Verstecke der popina mochte natürlich am häufigsten 
gespielt werden; darum heisst es auch IV, 14, 7. 

Dum blanda vagus alea December 

Incertis sonat hinc et hinc fritillis 

Et ludit tropa nequiore talo, 
wo unter dem nequior talus vielleicht falsche Würfel zu ver- 
stehen sind. Wenigstens nennt auch Aristot. Probl. XVI, 

12. /ufioXvßdoDfisvovg aatQuyaküvg, — Wie sehr aber späterhin 
solches Hazardspiel wieder überhand genommen habe, das 
beweist das durch schwere Klagen motivirte Verbot lustinians, 
der sogar das verlorene Geld wieder zurückzufordern gestat- 
tete. Cod. in, 43. [Pantoia, de aleator. in Otto thes. FV. 
Des jeux de hazard, en usage chez 1. Eom. in M^m. de l'acad. 
d. i. I, p. 120 fP. DE Paüw, de alea veterum. Trai. 1726. 



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Die geselligen Spiele. 335 

V. Meurs, de alea, in opnsc. acad. ed. Gratamar. Groning. 
1821. p. 97 — 148. CocK, resp. ad quaest. quid alea, quid alea- 
tor sit, in Annal. acad. Traiect. 1817 — 18. Kein, Eöm. Crim. 
Recht, S. 833 fg.] Dieselben gesetzlichen Bestimmungen 
fanden hinsichtlich der Wetten statt, die in Eom auch beliebt 
waren, nur dass man sich nicht eine Manie denken muss, wie 
sie Bulwer in den „letzten Tagen von Pompeji" schildert, wo 
aus einem antiken Gemälde, wie in der ganzen Erzählung, 
ein modernes Zerrbild geworden ist. — Ueber rein zufallige 
Dinge sollten keine Wetten stattfinden. Marcian. Dig. XI, 
5, 3. In quihus rebus ex lege Tili a et Puhlicia et Cornelia spon- 
sionem facere licet, Sed ex alüs^ ubi pro virtute certamen no7i 
ßty non licet, 

Uebrigens brauchte man die Würfel beider Art nicht 
bloss zum Hazardspiele, sondern sie dienten theils auch anderen 
Gesellschaftsspielen, wovon weiterhin die ßede sein wird, 
theils gebrauchte man sie bei der Comissatio zur Wahl des 
magister convivii, s. I, S. 194. Ueber den mos invocandi s. I, 
S. 194 fg. 

Andere Spiele, bei denen nicht bloss das Glück entschied, 
sondern das Gewinnen wenigstens hauptsächlich von Ueber- 
legung und Gechicklichkeit abhing, waren an sich nicht un- 
erlaubt. Dahin gehören vor allen die Bretspiele. Deren sind, 
als in Rom gebräuchlich, hauptsächlich zwei bekannt: ludus 
lotrunculorum und duodecim scriptorum. Von ihnen scheint, 
wie Salmas. zu Vop. Proc. 13. p. 742. bemerkt, zu verstehen 
Mart. XIV, 1 7. Tabula lusoria. 

Hie mihi bis seno numeratur tessera puncto; 
Calculus hac gemino discolor hoste perit. 
Der erste Vers bezieht sich auf die duodecim scripta^ der zweite 
auf die latrunculos , und die tabula lusoria war also für beide 
vermuthlich auf beiden Seiten eingerichtet. [Es haben sich 
mehrere tabulae lusoriae erhalten mit Inschriften, nämlich in 
3 Zeilen jede zu 12 Buchstaben, die in 2 Columnen neben 
einander stehen, z. B. im Kircherschen Museum 



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336 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 



Circus 


populi 


Clamor 


populi 


gaudia 


civium 


oder bei Mubat. 661, 4. 




Victus 


lebate (d. i. leva te) 


Ludere 


nescis 


Da luso 


ri locu(m) 



s. Philol. XVII, 4, S. 734. Orelli 4315. Dass es auch 
auf die Geschicklichkeit ankam , zeigt ausser der genannten 
Inschrift Orelli 4316. s. S. 327. Die Abbildung eines mar- 
mornen in ßom ausgegrabenen Spielbretes aus der christlichen 
Zeit mit 12 Linien (XII scripta) giebt Eich, Wörterbuch der 
röm. Alterth. S. 1.] 

Von dem ersteren Spiele, dem ludus latrunculorum oder 
calcülorum (wiewohl caculi auch zu dem zweiten gebraucht 
wurden) hat Wernsdobf a. a. 0. sehr einsichtsvoll und klar 
gehandelt. [Bullet, arch. Napol. 1853, S. 193.] Die Haupt- 
stelle, welche eine ziemlich detaillirte Beschreibung giebt, ist 
eben bei Saleius Bassus, Paneg. in Pis. 180 ff. 
Callidiore modo tabula variatur aperta 
Calculus et vitreo peraguntur milite belloy 
Ut niveus nigros, 7iunc et niger alliget albos, 
Sed tibi quis non terga deditf quis de duce cessit 
Calculusf aut quis non psriturus perdidit hostemf 
Mille modis ades tua dimicat: ille petentem 
Dum fugitj ipse rapit; longo venit ille recessUy 
Qui stetit in speculis: hie se committere rixae 
Audet et in praedam V€nie?ttem decipit hostem. 
Ancipites subit ille moras similisque ligato 
Obligat ipse duos: hie ad maiora movetury 
Ut citus et fracta prorumpat in agmina mandra* 
Clausaque deiecto populetur moe?iia vallo, 
Interea sectis quamvis acerrirna surgant 
Proelia militibus, plena tarnen ipse phalange^ 
Aut etiam pauco spoliata milite vincis^ 
Et tibi captiva resonat manus utraque turba. 



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Die geselligen Spiele. 337 

Dazu kommen noch einige andere Andeutungen des Spiels. 
OviD. Art. am. HI, 35 fg. 

Cautaque non stulte latronum proelia ludat, 
Unus cum gemino calculus hoste perit; 

Bellatorque suo prensus sine compare bellaty 
Aemulus et coeptum saepe recurrit iter. 
und Trist. II, 477 ff. 

Discolor ut recto grassetur limite miles, 
Cum medius gemino calculus hoste perit, 

Ut mage velle sequi sciat, et revocare priorem, 
Ne tuto fugiens incomitatus eat 
Vgl. Art. am. H, 207. Poll. IX, 7, 98. 'H da 8ia tioUmv 
\\)ifp(av TTouöia nhv&lov iazi x^Qf^S iv ygafifAuig i^ov diaxeifuvag ' 
Ticu tb [aIv Tihv&iov xaleitai noh^^ tm ös \prjq)Oi)v eHdarrj xvonv' ' 
dtt]Qrj[A8VG)y 8' Big 8vo rtav xp^cpav nata tag XQoag ij Tsxvf^ trig nai- 
didg i(5ti neqOJjypBi. t<av 8vo ipi^cpoov ofWXQOoav rrjv itegoxQOvv avai- 
Q81V, EusTATH. p. 1397, 43. on slöog n yvßeiag xal nohg, iv 
y '\pi]q)cov noX^v iv diayeyQafAfASvoug tksI x^Q^^^ xei[Aevoov iyiveto 
dvzavaigeffig ' xai ixaXovvto cd [asv ygafAfMuai x^Q^^ noXeig ädteio- 
TBQOVj al dl avtBmßovlevovaoa dU.'^Xoug \pijq)oi avvsg 8ia ro dijO-sv 
avcudsg. 

Wenn auch manche Frage über die specielleren Eigen- 
thümlichkeiten des Spiels unbeantwortet bleiben mag, so geht 
aus allen Stellen doch so viel hervor, dass es ein unserem 
Schach ähnliches Spiel war, oder mehr eine Art Belagerungs- 
spiel [indem die latrunculi figürlich eine Festung angriffen 
oder vertheidigten] ; denn die von Saleiüs Bassus erwähnten 
mandrae, deren auch Mart. VII, 72. gedenkt: 
Sic vincas Noviumque Publiumque 
Mandris et vitreo latrone clausos, 
können nur für Steine gelten, die eine Art Verschanzung bil- 
deten. Verschiedene Geltung mögen überhaupt die calcuU 
gehabt haben; das scheint schon aus den Worten: longo venit 
nie recessu, qui stetit in speculis, zu folgen, und vielleicht ist so 
ein Stein dem Laufer im Schach zu vergleichen. Das meint 
IsiDOR. XVni, 67. CalcuU partim ordine moventur, partim 

Bbckbr, Qalltts. 3. Aufl. III. 22 



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338 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

vage. Ideo alios ordinarios, alios vagos appellant At veroj 
gut moveri omnino non possunty incitos dicurit, Sie mögen dess- 
halb auch verschieden bezeichnet gewesen sein; allein dass 
sie, wie in unserem Schachspiele, als verschiedene Figuren 
erschienen wären, dafür scheint sich nirgend ein Beweis zu 
finden. Nur die mandrae unterschieden sich vielleicht von 
den latronibus, wie die calculi, latrunculi, milites^ hellatores 
auch genannt werden. Die Stelle Suet. Ner. 22. cum inter 
initia imperii ebumeis quadrigis quotidie in ahaco luderet, kann 
nichts beweisen, wenn sie auch von den latrunculis zu ver- 
stehen ist; denn dann könnte man eher glauben, dass die 
latrones sämmtlich diese Gestalt gehabt hätten. Ueberhaupt 
aber wird auf eine Verschiedenheit derselben nirgends hin- 
gedeutet. — Sie waren gewöhnlich von Glas: vitreo pera- 
guntur milite bella. und vitreo latrone clausus. Das meint 
auch Mabt. XIV, 20. Calculu 

Insidiosorum si ludis bella latronum, 
Gemmeus iste tibi miles et hostis erit. 
Doch wurden sie gewiss auch von kostbarem Material gefer- 
tigt. S. weiter unten. 

Die Kunst des Spielers bestand darin, entweder die Steine 
des Gegners zu schlagen, oder sie festzusetzen. Das erstere 
geschah, wenn man einen feindlichen Stein zwischen zwei der 
seinigen zu stehen gebracht hatte : medius gemino calculus hoste 
peritj 7Z8QiX^\l)ei rmv ovo avaiQBiv. Man opferte auch wohl einen 
der seinigen, wie im Schach, um einen grösseren Vortheil da- 
von zu haben; das ist die dvravaiQ&yig bei Eüstathius, das 
gegenseitige Schlagen, und das will Saleius: periturus per- 
didit hostem. Daher gebot die Vorsicht, dass sich kein Stein 
ohne Begleiter, compary unter die Feinde wage, ne incomitatus 
eat. — Das Festsetzen hiess ligare, alligarCy obligare, und 
solche Steine hiessen inciti ; denn eiere ist der eigentliche Aus- 
druck für ziehen. Plaut. Poen. IV, 2, 86. Ad incitos redac- 
tus aber [oder matt] hiess der, welcher keinen Stein mehr 
ziehen konnte. Plaut, ebend. und öfter figürlich. — Je 
weniger der Sieger Steine verloren hatte, desto rühmlicher 



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Die geselligen Spiele. 339 

war der Sieg, und welche Wichtigkeit man diesem oder der 
Ueberlegenheit überhaupt beilegte, sieht man aus der Erzäh- 
lung von dem zu Tode verurtheilten Canius. Senec. de tranq. 
14. Ludebat latrunculis, cum centurio agmen periturorum 
trahens et illum quoque citari iuhet Vocatus numeravit caU 
culos et sodali suo, Vide^ inquit, ne post mortem meam mentiaris 
te vicisse. Tum annuens centurioni: Testis, inquity erisy uno 
antecedere. 

Anderer Art und halb ein Glücksspiel wai- der ludus duo- 
decim scriptorum^ von dem Salmasius a. a. 0. und Boulenger 
cap. 6 1 . den Umständen nach genügend gehandelt haben. Es 
scheint etwas unserem Puffspiele [oder Trictrac] Aehnliches 
gewesen .zu sein. Wenigstens bestimmten die Würfel das 
Rücken der Steine [d. h. von der Zahl der geworfenen Augen 
hing der Platz ab , den der Stein des Spielers einzunehmen 
hatte]. Pbtr. 30. Sequehatur puer cum tabula terebinthina 
et crystallinis tesseris, notavique rem omnium delicatissimam. 
Pro calculis enim albis ac nigris aureos argenteosque habebat 
denarios. In einem alten von Salmasius mitgetheilten Epi- 
gramme heisst es : 

In parte alveoli pyrgus velut uma resedit, 

Qui vomit internis tesserulas gradibus^ 
Sub quarum iactu discordans calculus exit, 
Certantesque fovet sors variata duos. 
Die Tafel war mit zwölf Linien [von denen das Spiel seinen 
Namen erhalten hat] bezeichnet , auf welchen die Steine ge- 
rückt wurden. Ovid. Art. am. HE, 363. 

Est genus in totidem tenui ratione redactum 
Scriptula^ quot menses lubricus annus habet. 
Das Kücken oder Setzen der Steine nannte man darCy wie 
auch wir sagen: einen Wurf geben. Cic. b. Non. 11. p. 170 P. 
Itaque tibi concedoj quod in duodecim scriptis olim^ ut calculum 
leducasj si te alicuius dati poenitet, Ovid. Art. am. ü, 203. 
Seu ludet numerosque manu iactabit ebumos, 
Tu male iactatOy tu male iacta dato. 
Vgl. Trist, n, 475. Qüinct. Inst. XI, 2, 38. Scaevola in lusu 

22* 



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340 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

duodedm scriptorum, cum prior calculum promovisset essetque 
victusy dum ras tendit^ repetito totius certaminis ordine^ quo dato 
errasset recordatus rediit ad eww, quicum luseraty isque ita fac- 
tum esse confessus est. [Cic. de or. 11, 50. Ter. Ad. IV, 7, 
21 ff.] Mit der neriBia im mvrs ygafjifAfav der Griechen scheint 
das Spiel nicht verwandt zu sein; vielleicht war ihr eher das 
ähnlich, was Ovid. Trist. 11, 481. erwähnt: 

Parva sed et temts instructa tahella lapillisj 

In qua vicisse est^ continuasse suos. 
Auch der donufffibg, agrid^siy, oQtia ^ fiegirtd Tiai^eip oder 
eiTisTv, ludere par impar, bei den Griechen ein sehr beliebtes 
Spiel, scheint in Rom nicht ungewöhnlich gewesen zu sein. 
Es war das auch bei uns häufig vorkommende Hazardspiel, 
wo man den Gegner rathen lässt, ob man eine gerade oder 
ungerade Zahl Geldstücke oder andere Dinge in der Hand 
halte. PoLL. IX, 7, 101. Kou fiijv xaJ aQridCsiv datQaydJjovg 
«X cpoQfjihiuov xaO-aiQOfJievovg iv rcp anodvrt^Qico tovg noidag 6 UXa- 
tmv ecptj, (Lysid. p. 207. E.) tb de aQndCeiv iv datQayahov 
nXrid'H MyiQVfJifievmp vnb talv XBQolVy fiavreiav d^B wv aQtuov ^ 
^ai 7raQitt(5v. tavtb de tovzo xai xvdf^oig tj xaQvoig rs wu dfwyda- 
Xaig, Ol da xal dgyvQicp ngdtteiv ri^iovv, ei nujtbg 'Aqustoqidvrig iv 
rqp nXovrcp Xeyojv' 

JSrariJQffi d' ol O-egdTiovreg dqtid^ofisv, 
Aristoteles erwähnt das Spiel öfter; z. B. Rhet. in, 5, 4. 
de divin. p. somn. 2. Vgl. besonders Meurs. p. 948. und 
Schneid, zu Xenoph. de off. mag. eq. 5, 10. Von römischen 
Schriftstellern gedenken des par impar Horat. Sat. II, 3, 248. 
Nux Eleg. 79. 

Est etiamy par sit numerus^ qui dicat^ an impar, 
Ut divinatas auferat augur opes. 
SuET. Aug. 71. Misi tibi denarios ducentos quinquaginta^ quos 
singulis convivis dederam, si vellent inter se inter cenam vel talis 
vel par impar ludere. An dieses Spiel , wo durch glückliches 
Rathen der eine Spieler dem andern die Astragalen abgewann, 
hat man auch bei bildlichen Darstellungen, wo ein Elnabe 
den Gewinn mit der Hand an die Brust drückt, zu denken. 

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X 



Die geselligen Spiele. 341 

S. Levezov, Amor und Ganymedes die Knöchelspieler, in 
Böttig. Amalth. I, S. 175 jff. Dagegen können die Astragali- 
zontes Polyklets wirkliche Würfelspieler gewesen sein , wie 
das Mädchen in der Dresdner Sammlung, August. Taf. 106. 
[Ein verwandtes altes römisches Kinderspiel, an das mich 
Bergk erinnert, und welches auch noch bei uns üblich ist, 
(Kopf oder Wappen) hiess Capita aut navia. Man warf eine 
Münze in die Höhe und Hess rathen, welche Seite sichtbar 
werden würde, wobei man die Bezeichnung der alten Prägung 
festhielt , wo auf der einen Seite der Doppelkopf des Janus 
(capita), auf der andern ein Schiff (die prora) stand. Macrob. 
Sat. I, 7. Aes ita fudsse signatum hodieque intelligitur in aleae 
lusUy cum pueri denarios in sublime iactantes capita aut navia j 
liLSU teste vetustatisy exclamant, Paülin. bei Muratori Anecd. 
ex bibl. Ambros. codd. I, 124. 

Nummus huic primum tali est excusus honore, 
Ut pars una caput, pars sculperet altera navem. 
Cuius nunc memores quaecunque numismata signant 
Ex veteri facto capita haec et navia dicunt. 
Mit der Bemerk, des Muratori. Die Form navia s. auch Fest. 
h. V. p. 169 M. Vgl. Plin. h. n. XXXIII, 3, 13 u. Ovm. Fast. 
I, 239. Ein anderes Spiel, micare, nämlich digitis^ d. h. Zucken 
mit den Fingern, als Spiel aber rasches Ausstrecken einiger 
Finger. Wenn Zwei spielen, so muss abwechselnd der Eine die 
Finger ausstrecken und der Andere die Zahl derselben errathen 
oder es gewinnt derjenige, welcher von Beiden am schnellsten 
die Gesammtzahl der von Beiden gleichzeitig ausgestreckten 
Finger errathen und ausrufen kann (von den Italienern la 
mora und far al tocco genannt). Cic. de div. 11, 41. quid 
sors est? idem propemodum quod micare^ quod talos iacere, 
quod tesseras, quibus in rebus temeritas et casus, non ratio nee 
consilium valet, de off. III, 23. Varro bei Non. IV, 303. 
micandum erit cum Oraeco, utrum ego illius numerum an ille 
meum sequatur. Eine frivole Anwendung dieses Kathens auf 
die ernstesten Momente s. Suet. Oct. 13. Im gemeinen 
Leben scheint das micare oft gebraucht worden zu sein , um 



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342 Zweiter Excurs zur zehnten Scene. 

streitige Dinge zu entscheiden, z. B. bei Differenzen des Vieh- 
handels, was der Praefectus urbi Apronianus etwa 364 n. Chr. 
verbot. Orelli 3166. ratio docuit utilitate suadente consue- 
tudine micandi summota sub exagio potius (nach dem Gewicht) 
pecora vendere quam digitis conludentibus tradere. S. Feuer- 
bach, Kunstblatt 1846, N. 20. Pauly, Eealencykl. V, S. 1. 
GüHL u. Koner, das Leben d. Gr. u. Eöm. S. 298, Fig. 303. 
Eich, Wörterb. d. röm. Alterth. S. 393 f.] 

lieber das von Ovm Art. am III, 361. erwähnte Spiel 
pilae reticulo fusae^ ist bereits S. 127 gesprochen worden. 
Jedenfalls mochte es mehr Spiele der Art geben. — Auch 
den von den Griechen leidenschaftlich geliebten Kottabos, 
dessen mannigfaltige Nuancen Athenaeus zu Anfang des 
15. B. durchgeht, finde ich als von den Eömem angenommen 
genannt. Von ihm haben Groddeck, Antiquar. Vers. 1 St. 
und Jacobs, Att. Mus. III, S. 473 ff. auch in den Verm. 
Schriften VI, S. 107—144. ausführlich gehandelt. Trotz der 
vielen Modificationen des Spiels, welche beide anführen, kana 
man doch nur eine doppelte Art annehmen, wenn man näm- 
lich von dem ursprünglich kunstlosen Gebrauche, den Eest 
des Weins aus dem Becher auf den Boden zu schleudern (die 
Skythen bei Xbnoph. Anab. VII, 3, 32. thun etwas Aehn- 
liches) absieht. Die erstere Art war, wo ein Gefass aufge- 
stellt wurde, in das man den Wein, ohne daneben zUf schütten, 
schleudern musste. Sie konnte darauf variirt werden, dass 
auf dem das Gefäss füllenden Wasser Näpfchen schwammen, 
die, indem sie sich mit Wein füllten, zu Boden sanken. Die 
zweite, wo eine Wage aufgehängt wurde, unter deren einer 
Schaale sich ein Becken mit Wasser und dem räthselhaften 
Manes befand. Der Wein musste dann in die Schaale fallen, 
so dass diese in das Becken herabsank und den Manes be- 
rührte. Ob aber diese Wage an einem aufgerichteten Pfahle, 
oder einem Candelaber, oder von der Decke herabhing, das 
ist im Grunde ganz gleichgültig. Diess gelegentlich; denn 
die weitere Untersuchung gehört nicht hieher, indem es an 
allen Beweisen fehlt, dass das Spiel bei den Eömern Eingang 



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Die geselligen Spiele. 343 

gefunden habe; man müsste denn die scherzhafte Anwendung 
bei Plaut. Trin. IV, 3, 4. 

Cave sis tihi^ ne hubuli in te .cottabri crehri crepent. 
dafür ansehen wollen. Allein diesen Scherz verdankt Plau- 
.Tüs ohne Zweifel dem Philemon. Charikles II, S. 295 ff. 
[Das bei Zahn, schönste Ornam. III, T. 72. abgebildete Spiel 
war nur eine Ergötzlichkeit für Kinder. Ein Kind trieb 
einen Pflock oder Nagel in die Erde, die Mitspielenden 
liefen mit Ruthen, Eiemen und Schlingen darum herum und 
bemühten sich den Pflock herauszuziehen. An letzterem be- 
findet sich ein Band, vielleicht für den Inhaber bestimmt, um 
den Pflock festhalten zu können ? Dasselbe gilt von den 
Spielen bei Pebs. III, 50. 

— angusto colo non fallier orcae 

Neu guis callidior btixum tor quere flagello (Kreisel).] 



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EXCUBS ZUR ZWÖLFTEN SCENE. 



DIB TODTENBESTATTUNGEN. 

[Büer mag die Bemerkung vorausgehen, dass in der an- 
tiken Welt das Verhältniss der Lebenden zu den Todten ein 
ganz anderes war als jetzt. Das Christenthum , welches den 
Ernst der Lebensanschauung vertieft hat, betrachtet den Tod 
als ein ernstes geheimnissvolles Scheiden, welches den Ster- 
benden in das ewige Leben führt, das mit dem bisherigen in 
keinem Zusammenhang steht. Dagegen die Alten hatten ein 
freundliches Bild vom Tode , ohne düstere schauererregende 
Gefühle. Der Abgeschiedene legt sich gleichsam hin zum 
sanften Schlaf oder er tritt eine Reise an, bleibt aber trotz- 
dem in einem gewissen Verkehr mit den Zurückgebliebenen 
und mit den Vorgängen der Oberwelt überhaupt. Darum 
versetzte man die Behausungen der Todten in die Nähe der 
Lebenden und schmückte die Stätte innerlich mit den Emble- 
men der Dinge, die zum frohen Genuss des Lebens gehören, 
von Aussen aber mit Gärten, Bildsäulen, steinernen Sophas 
und Tischen, damit die Ueberlebenden hier zusammenkommen 
könnten, um der Abgeschiedenen zu gedenken und frohe 
Feste zu feiern, die an bestimmten Tagen wiederkehren.] 

Zu den umständlichsten Gebräuchen gehörten im Alter- 
thume überhaupt und namentlich auch bei den Eömem die 
Feierlichkeiten, durch welche man den Verstorbenen den 
letzten Beweis von Liebe und Achtung zu geben oder auch 
nur einer herkömmlichen Pflicht zu genügen pflegte. An die 
Stelle der einfachen Bestattung, die sich begnügt, dem Schoosse 



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Die Todtenbestattungen. 345 

der Erde den entseelten Körper zurückzugeben, war nach und 
nach ein Pomp und Ceremoniel getreten , das seinen Gründen 
nach zwar bedeutungsvoll genug war, aber in der äusseren 
Erscheinung für eiteles Gepränge gelten, ja selbst abge- 
schmackt und lächerlich genannt werden konnte. 

Die Sitte ist im Allgemeinen schon sehr genügend er- 
läutert worden ; in früher Zeit von Alex, ab Alex. Gen. dd. 
in, 7. [von Meursiüs, Guther, Laurentius, Qüensted in 
Graev. thes. XII. und Gronov. thes. XI.]; am ausführlichsten 
von Kirchmann, de funeribus Eomanorum; auch von Nieü- 
POORT, Antt. Rom. p. 411 — 420. Noch brauchbarer als beide 
ist der von Baehr in Creuzers Abriss gelieferte Abschnitt : 
Leichengebräuche der Römer. Die dort gegebene Uebersicht 
wird bei aller Kürze doch in mancher Hinsicht reichhaltiger 
bleiben, als die hier beabsichtigte Darstellung, da ich bei 
einem so viel behandelten Gegenstande mich auf die Haupt- 
sachen beschränken kann und nur da, wo etwa eine Berich- 
tigung nöthig scheint, länger zu verweilen mich veranlasst 
sehe. Die übrige Literatur von Meursiüs, Qüensted u. s. w. 
sehe man bei Fabricius nach. [GuASCO, de' riti funebri di 
Roma pagana. Andreae , die Todtengebräuche der verschie- 
denen Völker. Leipzig 1846. Grimm, das Verbrennen der 
Leichen, in Abhdl. der Akad. d. Wiss. zu Berlin 1849. Berl. 
1851, S. 191 — 274. Friebe, quinam fuerint apud Rom. ritus 
fun. III. Rössel 1851 — 1861. Ulrichs, über die Gräber der 
Alten, im Neuen Schweizer Museum 1861, I, S. 149 — 175. 
Willenborg, über die Leichenfeierlichkeiten bei den Rom. 
Vechte 1858.] — Wichtige das Ritual angebende Stellen 
alter Schriftsteller sind Verg. Aen. VI, 212 jff. Tib. HI, 2. 
Prop. I, 17. II, 3. IV, 7. OviD. Trist. HI, 3. Petr. 71 £F. 
Appul. Flor. IV, 19. p. 94 Oud. Vorzüglich auch Cic. de 
legg. II, 21 jff. PoLYB. VI, 53. 54. und in Bezug auf die 
Apotheose der Kaiser Herodian. IV, 2. 

Die Gewissenhaftigkeh, mit welcher man für die Bestat- 
tung der Todten sorgte, war eng mit dem religiösen Glauben, 
dem Glauben über den Zustand nach dem Tode verbunden ; 



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346 Excurs zur zwölften Scene. 

allein es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Glaube veran- 
lasst und genährt war von der Klugheit, welche in den 
Zeiten minderer Gesittung den Nachtheilen begegnen wollte, 
welche aus der Vernachlässigung der Beerdigung entstehen 
mussten. Genug, der schon früh tief in den Gemüthern 
wurzelnde Glaube, dass der Schatten des Unbestatteten 
unstät umherirre ohne Zutritt zu dem Reiche des Hades 
zu finden, war Ursache, dass unbestattet zu bleiben für das 
traurigste Loos galt und die Erweisung dieses Dienstes als 
heilige Pflicht angesehen wurde. [Verg. Aen. VI, 149 ff. 
325 ff.] — Und diese Verpflichtung beschränkte sich nicht 
nur auf die Angehörigen oder näher Stehenden , sie fand all- 
gemein statt, auch gegen Fremde; und traf man zufällig auf 
einen unbeerdigten Leichnam, so beobachtete man wenigstens 
die Form , dreimal mit Erde ihn zu bewerfen. Hör. Od. I, 
28, 22 ff. wo der Schatten des ertrunkenen Archytas spricht: 
At tUy nauta , vagae ne parce malignus arenae Ossihus et capiti 
inhumato Particulam dare — iniecto ter pulvere curras, [Varro 
L. L. V, 23. Verg. Aen. VI, 365 f.] Petr. 114. praeteriens 
aliquis tralatitia humanitate (nos) lapiddbit^ aut, quod ultimum 
est, iratis etiam fluctibus imprudens arena componet. Also 
reichte auch das allenfalls hin, wie in gleichem Sinne Pro- 
PERZ sagt: in, 7, 27. 

Reddite corpus humo, positaque in gurgite vita 
Paetum sponte tuci vilis arena tegas. 
Vgl. Claüd. in Kufin. I, 371. — Der an sich schon bindende 
Glaube wurde noch dadurch unterstützt, dass dem Erben oder- 
überhaupt der Familie, aus der ein Mitglied unbeerdigt ge- 
blieben war, eine jährliche Sühnung durch eine porca prae- 
cidanea auferlegt war. Dann erst war die familia pura, 
Varro bei Non. II. p. 163. Quod humatus non sit, heredi 
porca praecidanea suscipienda TelluH et Cereri. aliter familia 
pura non est, und zur Erklärung des Namens Paul. p. 223 M. 
Praecidanea agna vocabatur^ quae ante alias caedebatur. item 
porca, quae Cereri mactabatur ab eo, qui mortuo iusta non fe- 
cissety id est , glebam non obiecisset , guia mos erat eis id facere. 



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Die Todtenbestattungen. 347 

priusquam novas fruges gustarent. Vgl. p. 218 fg. Die jähr- 
liche Wiederholung bemerkt ausdrücklich Marius Victor. 
p. 2470 Putsch. Q,ui iusta defuncto non fecerint auf in facien- 
do peccaverintf his porca contrahitur, quam omnibus annis immo- 
lari oporteatj antequam novam quasi dapem mereant de segele 
capere. Vgl. Cio, Leg. 11, 22. — Darum ging man denn 
selbst so weit, in Fällen, wo der Leichnam nicht zu erlangen 
war, dennoch die Exsequien zu halten und ein leeres Grab- 
mal zu erbauen, cenotaphium^ wie von griechischer Seite schon 
aus Plato's Menexenos bekannt ist. [Verg. Aen. III, 304. 
tumulum — inanem. Ovid. Met. VI, 568. inane sepulcrum. 
SuET. Claud. 1. honorarium — tumulum.] 

Eben aber mit Kücksicht auf die Verpflichtung, welche 
einem Jeden oblag, hiess auch das Begräbniss mit seinen Ge- 
bräuchen bei den Römern iusta y iusta facere oder feri^e; oder 
auch debita. Hör. Od. 11, 6, 23. wie bei den Griechen z« di- 
xaia, vofUfia, vofiiCofieva und bei Plato Menex. p. 236. D. ra 
TrQog^xovta. 

Die Gebräuche nahmen mit dem Tode selbst ihren An- 
fang. Es war, wie es scheint, wenn auch nicht allgemeine 
Sitte, doch aber nicht ungewöhnlich, dass eine dem Sterben- 
den theuere Person durch einen letzten Kuss gleichsam den 
entfliehenden Athem aufzufangen suchte. Die Stellen, aus 
denen man es schliesst, sind: Cic. Verr.' V, 45. matres ab 
extremo complexu liberum exclusae, quae nihil aliud orabant, 
nisi ut filiorum extremum spiritum ore excipere sibi liceret. 
Verg. Aen. IV, 684. extremus si quis super halitus errate Ore 
legam. [Stat. Silv. H, 1, 173. V, 1, 195. Teleb. XII, 417.] 
Dann drückte vielleicht dieselbe Person dem Verschiedenen 
die Augen zu, condere oculos, Ovid. Trist. HI, 3, 44. [vgl. IV, 
3, 44.] oder premere^ Ovid. Amor. III, 9, 49. [Verg. Aen. IX, 
487. Plin. h. n. XI, 37, 55. Morientibus illos (oculos) operire 
rursusque in rogo patefacere Quiriäum magno ritu sacrum est, 
ita more condito, ut neque ab homine supremum eos spectari jus 
sit^ et coelo non ostendi nefas, Gerhard, Archäol. Zeitung 
1846, Taf. 46. Grabrelief aus Volterra.] — Dass man zu- 



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348 Ezcurs zur zwölften Scene. 

gleich den Siegelring vom Finger gezogen habe, um ihn auf 
dem Scheiterhaufen wieder anzustecken, scheint eine durch 
nichts erwiesene Angabe zu sein. In der dafür angeführten 
Stelle aus Plin. XXXI, 1 , 6. ist von der Unredlichkeit der 
Sklaven die Eede. Nachdem die alte Zeit gelobt worden ist, 
heisst es : Nunc rapiendae comparantur epulae, pariterque qui 
rapiant eas et claves quoque ipsas signasse non est satis. grava- 
tis somno aut morientihus anuli detrahuntur. Das heisst also, 
sie werden gestohlen; keineswegs aber wird damit ein solcher 
Gebrauch gemeint. Eine zweite Stelle wird ebenfalls miss- 
verstanden. SüET. Tib. 73. nonnuUif pulvinum intectum (pu- 
tant), cum extractum sihi deßcienti anulum mox resipiscens re- 
quisisset. Der kaiserliche Siegelring war allerdings von grosser 
Bedeutung; er war vielleicht auch von hohem Werthe und 
überdiess hatte nach einer anderen Erzählung ihn Tiberius 
selbst abgezogen. Es heisst gleich darauf: Seneca eum scribit 
intellecta defectione exemtufn anulum quasi cuidam traditurum 
parumper tenuisse^ dein rursus aptasse digito et compressa si- 
nistra manu iacuisse diu immobilem. Warum also darauf die 
Annahme eines sonst unerwiesenen Gebrauchs gründen? 
Denn was man noch aus Spart. Hadr. 26. anführt: Signa 
mortis haec hahuit: anulis in quo imago ipsius sculpta erat, 
sponte de digito delapsus est. das steht in gar keiner Relation 
damit. War es ein böses Zeichen, wenn ein Zahn aus dem 
Munde fiel, warum nicht viel mehr, wenn der Ring mit dem 
eigenen Bildnisse vom Finger glitt? Aus Prof. IV, 7, 9. 

Et solitam digito heryllon adederat ignis. 
geht aber nichts weiter hervor, als dass man den Ring mit 
der Leiche verbrannte; nicht, dass man ihn erst dann wieder 
ansteckte. 

Darauf wurde der Verstorbene von den Anwesenden 
laut beim Namen gerufen oder überhaupt lautes Geschrei und 
Wehklagen angestimmt, um den vielleicht nur Scheintodten 
wieder ins Leben zu rufen : conclamabatur. Hauptstellen dar- 
über sind bei Quinct. Decl. VUi, 10. Unde putatis inventos 
tardos funerum adparakcsf Unde, quod exsequias planctibtts. 



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Die Todtenbestattungen. 349 

ploratu magnoque semper inquietamus ululatu, quam quod fad- 
niLS videturt am faciU credere vel mortis Vidimus igitur fre- 
quenter ad vitam post conclamata suprema redeuntes. und Amm. 
Marc. XXX, 10. Post conclamata imperatoris suprema cor- 
pusque curatum ad sepulturam. Es geschah also noch vor der 
curatura und darum heisst es auch bei Ovid. Trist. III, 3, 43. 
Nee mandata dabo, nee cum clamore supremo 
Lahentes oculos condet amica manus. 
Dann hiess es: conclamatum est^ eine Formel, die auch auf 
andere Lebensverhältnisse, in denen keine Hoffiiung übrig 
blieb, angewendet wurde. S. z. B. Ter. Eun. II, 3, 56. 

Der Leichnam wurde hierauf vom Brete herabgenommen: 
deponebatur. Ovid. a. a. 0. Vs. 40. 

Depositum nee me qui fleat ullus erit 
und mit heissem Wasser gewaschen, vielleicht ebenfalls um 
die Wiederbelebung zu versuchen. — Dann wurde die Be- 
stellung des Begräbnisses bei dem libitinarius gemacht. Diese 
Leute, welche von der Venus Libitina [daher metonymisch 
statt Tod gebraucht, Hör. od. III, 30, 7.], in deren Heilig- 
thume sie ihre Niederlage hatten, den Namen führten, über- 
nahmen die Besorgung der ganzen Bestattung. Plut. Quaest. 
Rom. 23. Jia ri ra nqog rag taqiag TiuiQaanovaiv iv rtp ^ißi- 
nvijgy vofii^ovzsg 'AqiQoditt^v ehcu ti^v ^ißitivr^v, [DiON. VI, 96. 
von Menen. Agrippa. vgl. Plut. Num. 12.] Sie stellten nicht 
nur die dazu erforderlichen Personen, sondern hatten auch 
alle andere Bedürfnisse zum Verkaufe vorräthig. [Libiti- 
nam exercere^ Val. Max. V, 2, 10.] Bei ihnen musste 
überdiess gesetzlich der Tod gemeldet und wie bei den im 
Tempel der Juno Lucina gemeldeten Geburten eine Abgabe 
entrichtet werden. Dionys. IV, 15. mg de Uiarnv jdstnuog 
iv ry Tigcory idov inavaioov avayqaqimv hrogsl, ßovXoiievog (TvX- 
Xiog) xai T(ov iv aarei öiarQißovrcov ro nXij&og eiÖivai tmv re 
yevvoDfASvoav nai rmv anoyivofMViov xai tcov eig avögag i/YQ^^Ofu- 
v(ov ha^ev, oaov sSei vofutjfjia xataq)BQSiv ifTteg ixdatov rovg nQog- 
^itovfag, eig fiiv tbv tijg EiXsiOviag &rj<yavQbvf tjv ^Poofiaioi xa- 
Xovaiv ""Hqav q)(ogqi6QOV ineg tmv ysvv(aiiivcov^ sig da tov ttjg l4q)Q0' 



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350 Excurs zur zwölften Scene. 

8iTri<i iv ahsEi xadid^Qv/4.tP0v ^ ijv TiQogayoQEvovai Atßvtivijv VTzeg 
täv anoyivoiAtvfov x. T. L Daher heisst es bei Süet. Ner. 39. 
pestllentia unius auctumni, qua triginta funerum millia in ratio- 
nem Lihitinae venerunt, Liv. XL, 19. Pestilentia in Urhe tanta 
fuit^ ut Lihitina vix sufficeret. XLI, 21. Ne liberorum quidem 
funeribus Lihitina sufficiehat. [Hör. sat. 11, 6, 19. 

Autumnusque gravis^ Lihitina^ quaestus acerhae,] 
Diese libitinarii hatten ihre pollinctores^ vespillones, praeßcas 
[dlssignatoresj ustores] und überhaupt das ganze zur gemein- 
sten, wie zur glänzendsten Bestattung erforderliche Personal 
und Geräthe, das sie gegen Bezahlung lieferten, [lieber die zur 
Deckung der Kosten des Leichenbegängnisses verpflichteten 
Personen s. Ulp. Dig. XI, 7, 12 § 2 ff. Das Edikt sagte: 
quod funeris causa sumtus factum eritj eins recuperandi nomine 
in eum, ad quem ea res pertinet, iudicium dabo. Gewöhnlich traf 
man darüber im Testament Bestimmungen, wo nicht, so haf- 
teten die Erben suo ordine quo succedunt. Arbitria funeris 
sagt Cic. tropisch p. red. in sen. 7. p. dom. 37. in Pis. 9.] 

Zunächst nun besorgte der pollinctor den Leichnam, eben 
einer der Sklaven des libitinarius. Ulp. Dig. XIV, 3, 5. Si 
libitinariusj quos Graeci vsKQO'&dnrag vocant^ servum pollincto- 
rem habuerit, isque mortuum spoUaverit. Darauf beziehen sich 
die Stellen bei Plaut. Asin. V, 2, 60. Ecquis currit, pollinctO' 
rem arcesseref — Mortuust Demaenetus, und Poen. Prol. 63. 
Quia mihi pollinctor dixit, qui eum pollinxerat [Mart. X, 97.] 
Das Geschäft dieser Menschen war hauptsächlich, den Todten 
[zu baden,] zu salben und ihm überhaupt möglichst Alles zu 
benehmen, was einen widrigen Eindruck machen konnte. 
FuLGENTius de serm. ant. 2. Pollinctores dicti sunt^ qui fu- 
nera morientium accurant, — Dicti autem pollinctores quasi 
pollutorum unctores i. e. cadaverum curatores. Dagegen leitet 
es Serv. zu Verg. Aen. IX , 488. ab a pollinCy quo mortuis os 
oblinebanty ne livor appareret exstincti, [vgl. Serv. zu VI, 
218 f] Indessen war das Salben eine Hauptsache. S. Oudend. 
zu Appul. Flor. IV, 19. p. 95. [und die schwierige Stelle bei 
Ci(!. de leg. II, 24. servilis unctura tollitur.] 



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Die Todtenbestattungen. 35I 

War dieses geschehen, so legte man dem Leichname das 
dem Stande des Verstorbenen zukommende Kleid , jederzeit 
aber dem Freien die Toga an, auch selbst ausser Rom in den 
Städten, wo man gewöhnlich im Leben sie nicht trug. luv. 

m, 171. 

Pars magna Italiae est^ si verum admittimus, in qua 

Nemo togam sumitj nisi mortuus. 
Natürlich richtete sich aber die Beschaffenheit derselben nach 
dem Stande und Vermögen des Verstorbenen. Magistrats- 
personen, denen die toga praetexta zukam, wurden auch in ihr 
bestattet. Liv. XXXIV, 7. Purpura viri utemur praetextati in 
magistratihus , in sacerdotiis. liheri nostri praetextis purpura 
togis utentur. magistratibus in coloniis municipiisque, hie Romae 
infimo generi magistris vicorum togae praetextae habendae ius 
permittemus, nee id ut vivi solum habeant tantum insigne^ sed 
etiam ut cum eo eremeniur mortui. — Ob die viri triumphales 
mit der iunica palmata und toga picta bekleidet worden seien, 
ist sehr ungewiss. Die Stelle aus Suet. Ner. 60. funeratus 
est stragulis alhis auro intextis, quibus usus fuerat Kalendis 
lanuariis, bezieht sich überhaupt ebensowenig auf die Klei- 
dung als bei Verg. Aen. VI, 221. die purpureae vestes vela- 
mlna nota. Es ist der torus Attalicus bei Prof. II, 13, 22. 
— Indessen war allerdings das Wachsbild, das über Augustus 
Sarge liegend seinen Leichnam vorstellte, so bekleidet. Dio 
Cass. LVI, 34. y,ou 8v avty {ry Mvy) ro fjiiv aöofjia xdtm nov iv 
\>rpvq (TweTisxQvnro ' f/'xcor de drj rig avrov >it]Qivy iv iTiiviatcp 
atoX^ i^Bq)aiv€to. 

Ein Bekränzen des Leichnams, in Griechenland sehr 
gewöhnlich, fand in Eom wenigstens in der Eegel nicht statt. 
Etwas anderes war es , wenn der Vorstorbene sich im Leben 
durch sein Verdienst einen Ehrenkranz erworben hatte. Dar- 
auf nur beziehen sich die Worte Cic. de legg. II , 24. lila 
iam signißcatio laudis omamenta ad mortuos pertinere, quod 
coronam virtute partam et eiy qui peperisset, et eius parenti sine 
fraude esse lex impositam iubet etc. Dasselbe gilt von Plin. 
XXI, 3. u. Cic. p. Flacco 31. Indessen wurde wohl der lectus 



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352 Excurs zur zwölften Sceue. 

und rogibs mit Laub und Blumen geschmückt, wie man aus 
DiONYS. XI, 39. sieht, und Plinius a. a. 0. führt an, dass 
dem Scipio Serapio vor der Bahre her Blumen gestreut wur- 
den, was öfter geschehen ist. 

War das Geschäft des pollinctor beendigt, so wurde der 
Leichnam auf eine Art Paradebett gelegt, lectus funebris [und 
zwar ohne Zweifel im Atrium]. Von Kjrchmann I, 12. wird 
Vestibül um angegeben ; allein er scheint mit dem Namen eine 
falsche Vorstellung verbunden zu haben. Von Augusts Leiche 
heisst es allerdings bei Suet. c. 100. equester ordo — intulit 
atque in vestibulo domus collocavit [s. I, S. 184.] allein wenn 
das eines Beweises bedürfte, dass die Leiche nicht vor der 
lanua stand, so läge er schon in den Formeln: ex aedibus 
efferriy efferri foras. und wozu hätte es dann derCypresse vor 
dem Hause bedurft, um anzuzeigen, dass es eine domus funesta 
sei? — lieber die Lage des Todten, die sich eigentlich auch 
von selbst versteht, giebt Plin. VII, 8. Auskunft: Ritu natu- 
rae capite hominem gigni mos estj pedibus efferri. [und Pers. 
in, 105 ff. an der auch sonst lehrreichen Stelle: 

Hinc tubaCj candelae: tandem beatulus alta 
Compositus lectOy crassisque luiatus amomis 
In portam rigidos cajces extendit : at illum 
Hesterni capite induto subiere Quirites.^ 
— Nach der gewöhnlichen Meinung gab man ihm eine kleine 
Geldmünze in den Mund, als vavlov an den Ufern der Styx. 
Ob diess indessen eigentlich römischer Gebrauch war, lässt 
sich bezweifeln. Die wenigen Stellen, wo ihrer Erwähnung 
geschieht, wie luv. III, 267. 

lam sedet in ripa tetrumque novicius horret 
Forthmea, nee sperat cenosi gurgitis alnum 
Infelixy nee habet ^ quem porrigat ore trientem. 
und Prof. IV, 11, 7. 

Vota movent superos; ubi portitor aera recepit, 
Obserat herbosos lurida porta rogos, 
geben keinen genügenden Beweis ; denn beide Dichter konn- 
ten gar wohl sich der fremden, häufig von andern Dichtem 



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Die TodtenbestattQiigen. 353 

benutzten VorsteUiing acoonimodiren. Veboil aber in der 
Schnderang des Treibenfl an dem stjgischen See gedenkt 
zwar der inops inhumataque turha (Aen. VI, 325.); allein des 
Fährgeldes, so viel Gelegenheit sich auch namentlich Vs. 313 
— 316. darbot, mit keinem Worte. Endlich sind auch die in 
Urnen zu Pompeji gefundenen Münzen nicht streng beweisend. 
[In den Gräbern der späteren Zeit findet man sehr häufig 
Münzen, bei den Skeletten sogar zwischen den Zähnen, so 
dasa Beckeb^s Behauptung zu modificiren ist. Raoui«- 
BocHüTTE, in M^m. de Tacad. royale des inser. XTTT, p. 669. 
und Torzüglich Braun, in Jahrb. des Ver. v. Alterthumsfr. 
Bonn 1851, XVII, S. 110 ff. S. auch Sbyfübt, de numis in 
iure defunct repertis 1709.] 

Neben dem lectus wurde eine Kauchpfanne [oder kleiner 
transportabler Altar] acerra (turibulum\ aufgestellt. Pauu 
p. 18 M. Acerra ara, quae ante mortuum poni solebat, in qua 
odores incendebant [Acerra heisst aber auch das Kästchen 
oder die Büchse zur Aufbewahrung des Weihrauchs, Vebo. 
Aen. V, 745. Mus. Borb. V, 42. IX, 56. Roux u. Barbä 
VI, 81. 85. Nach Cio. de leg. II, 24. verboten die XII Ta- 
feln den Gebrauch der acerrae,], und vor das Haus pflanzte 
uum eine Kiefer oder Cypresse theils als Symbol der finsteren 
Gewalt, die unwiderruflich ihr Opfer gefordert hatte, theils 
als warnendes Zeichen für die, welchen religiöse Gründe ein 
solches Haus zu betreten verboten. Plin. XVI, 10, 18. Picea 
montes amcU atque frigora, feralis arbor et funebri indicio ad 
fares posita. ebend. 33. (cupressus) Diti sacra et ideo funebri 
signo ad domos posita, Paul. p. 63 M. Cupressi mortuorum 
domibus ponebantur idto, quia huius generis arbor excisa non 
renascitury sicut ex mortuo iam nihil est sperandum; quam et ob 
causam in tutela Ditis patris esse putabatur. SfiBV. zu Verg. 
Aen. m, 64. Romani moris fuit propter cerimonias sacrorum 
quibus populus Romanus obstrietus eraty ut potissimum cupressus, 
quae excisa renasci non solet , in vestibulo mortui poneretur, ne 
quia imprudens funestam domum rem divinam facturus introeat 
et quasi attaminatus suscepta peragere non possit. [680 fg. IV, 

Bbckbr, Gallub. 3. Aufl. III. 28 



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354 Ezcurs zur zwölften Scene. 

507. VI, 216.] Vorzüglich galt diese Warnung den Priestern, 
wie SebviüS weiter sagt : ne quisquam pontifex per ignoran-^ 
tiam pollueretur inffresstts. Aus Luc an. m, 442. 

Et non plebeios lectus testata ct/pressus. 
schliesst Scalioeb zu Paul. a. a. O., dass die Cypresse, in 
früherer Zeit wenigstens ein noch seltener Baum, bloss von 
Beicheren (oder bei grossen Leichenbegängnissen) gebraucht 
worden sei. In anderen Fällen vertrat dann eben wohl die 
picea ihre Stelle. p3ie Pinie und die Pinienzapfen, Zirbelnoss, 
galten zwar auch als Symbole der Trauer, aber vor dem Hause 
wurde dieser Baum nicht aufgestellt. Braun, in Jahrb. des 
Vereins v. Alterthumsfr. Bonn 1851, XVI, S; 47— 57,] 

Nach Servius blieb der Leichnam auf diese Weise sieben 
Tage lang ausgestellt, dann wurde er nach dem Orte der 
eigentlichen Bestattung gebracht, efferebatur. zu Aen. V, 64. 
apud maiores, ubi quis fuisset exstinctusy ad domum suam re- 
ferebatur, unde est : Sedibus hunc refer ante suis. Et illic erat 
Septem diebus, Octavo incendebatur, nono sepeliebaiur. In- 
dessen ist diese Angabe, wenigstens inwiefern sie allgemeine 
Gültigkeit haben soll, schon von Eirghmann II, 1. in Zweifel 
gezogen worden. [Berok leitet den Irthum des Serv. von 
sieben Tagen u. s. w. davon her, dass derselbe die fertaeno- 
vemdiales bei Hör. Epod. XVII, 48. missverstandeu habe^ wo 
ScHOL. Cruq. richtiger nur von drei Tagen redet (ut tridno 
corpus defuncti iaceret dornt). lieber dieses, sowie über die 
Verbindung mit den Gladiatorspielen, worüber bei den Neue- 
ren sehr irrige Vorstellungen herrschen, wird sich Bergk 
ö£Pentlich aussprechen.] Ueberhaupt versteht es sich von selbst, 
dass eine solche Umständlichkeit nicht in allen Klassen der 
Bevölkerung statthaben konnte und dass der Arme, bei dem 
an conservirende unguenta nicht zu denken war, auch schneller 
und mit grosser Einfachheit bestattet wurde. [Bei Varbo r. r. 
I, 69. finden wir ein Beispiel von rascher Beerdigung, nämlich 
posiridie. lieber die beschleunigte Bestattung des Britannicus 
s. Tac. XIII, 17. s* unten.] Wo aber der ganze Ritus erläu- 
tert werden! soll, da kann man nur ein grosses Leich^be- 



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Die Todtenbeatattungen. 355 \ 

gän^niss vor Augen haben und die vielfältigen Abstufungen; ^ ^ 
welche stattfinden mussten, können nur gelegentlich zur Be- 
rücksichtigung Jkommen. 

Zu einem solchen solennen Leichenbegängnisse, nament- 
lich wenn damit öflTentliche Spiele verbunden waren, wurde 
das Volk durch den praeco eiiigeladen, ßmus indictivum, Paul. 
p. 1061 . Indictivum fu7ius ; adquodperpraeconem evocaban- 
tur, CiC. de legg. II, 24. furim ut indicatur, si quid ludorum. 
Die Formel , deren sich der praeco bediente, mochte vollstän- 
dig so lauten: OUim (^uiris leio datus est. exsequias {L, Titio, 
L. ßlio) ire cui commodum est, tarn tefnpus est, ollus ex aedibüs. 
effertür. Varro L. L. V, 160. VH, 42. Vgl. Fest. v. Quiri- 
> tes p. 2Ö4. Darauf beziehen siöt die schon von Gothopredus 
zu Festus angeführten Stelleni^TER. Phorm. V, 9, 37. Exse- 
quias Chremeti quibus est. cornmodum ire, &n tempus est, und 
Ovm. Amor. 11, 6, 1. : 

Psittacus Eois imitatrix dies ab Iridis 
Occidit : exsequias ite frequenter aves, 
Grleichbedeutend mag mit^dem indictivum das funus publicum 
genommen werden^ von^üglich mit Hücksicht auf Tacit. Ann. 
in , 5. [Richtiger kezeichnet funus publicum eine von 'Staats- 
wegen und auf Staatskosten veranstaltete Bestattung, s. Tag. 
Ann. III, 48. VI, 11. Liv. 11, 16. de publica est dcUus (sum- 
ptus). Val. Max. IV, 4, 1. Vell. Pat. II, 62. vgl. Val. Max. 
IV, 4, 2. Liv. II, 33. wo Menenius Agrippa bestattet wird 
sextantibus coUatis in capita, — In der Eegel hatte der Censor 
oder der vom Senat beauftragte Magistrat diese Leichen zu 
besorgen und in Akkord zu geben, Val. Max. V, 2, 10. 
Jf. Comuto praetore funus Hirtii et Pansae iussu senatus lo- 
cante — ui exsequiarum apparatus sestertio 7iummQ — addi- 
ceretur,] Unsicher. ist die Distinktion, welche Festus unter 
Simpludiarea macht, p. 334 M. [nur so viel steht fest, dass 
die Simpl. weit einfacher waren als die indictiva.] Simpludia- 
rea funera sunt, quibus adhibentur D, T. (dumtaxat?) ludi 
(ludii?) corbitoresque. quidam ea dixerunt esse, quibus neutrum 
genus interesset ludorum, nam indictiva sunt, quibus adhibtn- 

23* 



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30ß Excprs znr zwplften Sceae. 

t^r riQH ludi n^pdo, aed etiam deßultorep, quae sunt ampUadma. 
[Im Qegoofiatz zu den feierlichen I^eiclienbeg^ngnisßeii »tfind 
die einfache Bestattung funus taciturß (Sei^. dß tranq. an- 1* 
minus molestiarum Jiobet funus tßcitupi, OyiD. Trist I, 3, 23.), 
pleheium (Prpp. II, 10. pleheii parvae funeris exseqt4iße,) ^l-r 
gare^ commune, translaticjum und ähnlich genannt.] 

lieber die Tages?5eit, in welcher die Bestattung vor aiich 
ging, sind völlig bestimmte Zeugnisse nicht vorhanden. Jeden- 
falls muss ßie für verßchieden^ Zeiten und nach den verscWß- 
denen Umständen verschieden gedacht werden. lieber die 
alte Zeit berichtet Serv.* zu Aen. !3P!, 143., die Begräbnisse 
hättei^ des Nachtß stattgefunden und leitet gelbst den Namen 
funus von den funalibits oder fßcibus, sowie den der vespiUones 
von pespera ab. [IsmoR. XI, 2.] In späterer 2eit geschah 
4ies aber nur bei [Kündern (s. unten) und] Armen, welche die 
Kosten eines feierlichen Leichenbegängnisses nicht trfigen 
konnten. Paul. v. Vespae p. 368 fg. M. Vespae et vespiUones 
dicuntur, qui funeranÖAS corporibns officium gerunt — quia 
vespertino tempore eos efferunt^ qui funehri pompa duci propter 
inopiam nequeunt. Mehr noch als diese Bemerkung des Gram- 
matikers beweiset das Epigramm auf den dickbeleibten Gallus, 
der Nachts auf der Strasse gefallen war, und von dem ein- 
zigen ihn begleitenden Sklaven nicht wieder auf die Füsse 
gebracht werden konnte. Da heisst es Makt. VIÜ, 75, Jl ff. 

Quattuor inscripti portahant vile cadaver^ 
Accipit infelix qudlia mille rogus. 

Hos comes invalidus summissa voce precatur^ 
Ut quocunque velint, corpus inane ferant. 

Permutatur onus stipataque tollUur alte 
Grandis in angusta sarcina sandapila. 
und das will auch wohl Dionys. IV, 40. besonders hervor- 
heben: jj j'vy^ jov Tv^hov <Jvv oXiyoig jio) t<ov qiihav ^vi^Tog 
enxofiiC^i to adfia trig mXsmg <as r^v initvjnovtoif %iv6g. — 
Allein wo eine feierliche pompa stattfand, geschah es am Tage 
und von den indictivis versteht es sich von selbst. Wepn man 
aber meint, es sei in aller Frühe vor Sonnenaufgang ge- 



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Die TodtenbestatturigeH. 357 

scbeh^, 80 sprechen dag^getl beBtimmte Zeu^sse. Sie 
römische Sitte hafte hierin mit der attischen nichts gemein ; 
im G^egentheil geht aus der ganzen Verbiiidang bei Cic. de 
legg. n, 26, 66. hervor, da*j sich beide entgegengesetzt wen- 
den; denn um die ftmerum magnificenüa zu beschränken, diö 
»u ähnlicher Höhe gesfftöigert worden waf , wie in Rom {qudi 
nunc fere Romat est), verordnete eben t)emetrius, da*s die 
Bestattungen in der Frühe statthaben sollten: ante lucem 
iussit efferu Was aber Plütarch von der Leichenfeier des 
Sulla erzählt, c. 38. r^g di iifASQtig (SVfvftpovg sta&eif oiüqg 
idiOQ «5 ovgavöv tiimgboumvrsg swdtfjg i^Qav fwXig ägag röir 
vsHQor, ethält gar keinen Beweis. Vielmehr geht aus Allem 
hervor, dass die Feierlichkeit gerade zu der Tagefeert statt- 
fand, wo in den Strassen das grösste Leben war, wie wenn 
HoRAz iÄ der Schilderung des unruhigen Treibens in der 
Stadt auch anffihrt : epist. U, 2. 

Tristia rvbustis luctantur fitnera plaustris. 
Das ist also am Tage mitten im lebhaftesten Verkeht, d. h. 
Vormittags, was auch durch eine Lischrift bestätigt wird 
[Orell. 4716.]: Mortuus est III. K. littias hota X. elahis est 
kora IUI. frequentia maxima, [Kaiser Julianus wollte die 
alten nächtlichen Bestattungen wieder herstellen. Cod. Theod. 
IX, 17, 5.] 

Auch die funera vidictiva wurden natürlich nicht mit 
gleichem Gepränge begangen und nicht jeder konnte nach 
Belieben den Pomp selbst wählen. Die glänzendste Art war 
das funus censorlum^ nicht die Bestattung eines Censors, son- 
<fem mit den diesem gfebühi*enden Auszeichnungen. [Richtiger 
bemerkt NrppEltDi!:Y zu Tac. Ann. III, 5. dass/a^lM* censonum 
identisch sei mit publicum und dass der Name, von dem solche 
funera vefakkordirenden Censor herrühre.} Tac. Ann. IV, 15. 
vom Ludll'ms Lmgus^ der keineswegs Censor gewesen waf: 
Ita^ quamquam novo hominis censorium funusy effigiem apud 
forum Augnsti publica pecun'ia patres decrevere, [VI, 27.] XIII, 
2. Claudio censonum funus (decretum est). Iül. Cai^. Pertin. 
15. Funus imaginarium ei et censorium decretum est. Sehr 



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^8 Ezcurs zur zwölften Scene. 

nprichtig hat man die Wort© des Polyb. VI, 53. iäv (mv vTiOr 
tog, ij ajQart^yog § ysyovmgt TieQtnogqivgovg ' iav di rifit^g^ Tiogqfth 
Qag (ngogavahtfißdvovciv h&ijtag) darauf bezogen; dort ist nur 
yon den imaginibus die Kede. S. unten. — Auch das Alter 
machte einen Unterschied. Bei Kindern, und zwar bei Kna- 
ben bis zur toga virilis, fanden weniger Ceremonien statt 
Man nannte solche Leichen acerba funeray das ist so viel als 
immatura, TiB. U, 6, 29. HoR. Sat. U, 8, 59. [luv. XI, 44.] 
Nero bei Tac. Ann. XIII, 17. entschuldigt die Eile, mit wel- 
cher Britanniens begraben worden war: a maioribus institutum 
referens subtrahere oculis acerba funera^ neque laudationibus 
aut pompa detinere, Sie wurden ad faces et cereos bestattet; 
also vermuthlich des Abends. Sen. de tranq. 11. Toäes prae- 
ter lirrien immaturas exsequias fax cereusque praeceasit. Epist. 
122. Isti mihi defunctorum loco sunt (nocturni commissatores). 
Quaniulum enim a funere absunt, et quidem acerbo, qui ad fa- 
ces et cereos vivunt ? S. Lips. Exe. zu f acit. Ann. III , 4. — 
Dass von dem früheren Bestatten zur Nachtzeit auch bei Er- 
wachsenen der Gebrauch geblieben sei, mit Fackeln den Zug 
zu begleiten, dafür finde ich keinen entscheidenden Beweis. 
Stellen wie Prof. IV, 11, 46. 

. ^ Viximus insignes inter utramque facem. 

beziehen sich auf die Fackel , welche den Scheiterhaufen an- 
zündete. Vorher Vs. 10. war gesagt: 

Sic moestae cecinere iubae, cum subdita nostrum 
Detraheret lectofcux inimica caput. 

und so sind alle ähnlichen Stellen zu verstehen, in denen die 
fax nuptialis derferalis entgegengesetzt wird. [Nicht so sicher 
ist Tac. Ann. HI, 4. coUucentes per campum Martis facesi\ — 
Zu bemerken ist übrigens gleich hier^ dass ganz kleine Kinder 
nie verbrannt, sondern jederzeit beerdigt wurden. Iuven. XV, 
139 ff. 

Naturae imperio gemimu&y cum funus adultae 
Virgiriis occureit^ vel terra clauditur ivfans 
Et minor igne rogi. . , 



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Die Todtenbestattungen. 359 

Plin. Vll, 16, 15. Hominem pritts quam genito dente cremari^ 
mos gentium non est. [Fulöent. de prisc. serm. 7. subgrun— 
daria antiqui dicebant sepulcra infantium^ qui necdum XL dies 
implessent: quia nee busta dici poteranty quia ossa quae com- 
hurebantury non erant, nee tanta eadaverts immanitasy qua loeus 
tumesceret. In England hat man Kinderskelette, die ähnlich 
wie unter einer subgmnda beerdigt waren, gefunden, thb ar- 
CHAEOL. JOURN. Loud. 1849, VI, p. 21 f. 1853, X, p. 21.] 

Bei einem grossen Leichenbegängnisse nun wurde der 
Zug durch einen dissignator [nicht designator, Fleckeisek, 
fünfzig Artikel. Frankf. 1861, S. 16 f. nach Orelli Henzen 
3212. 5078. 7228.] geordnet, dem zur Erhaltung der Ordnung 
ein lictor und ein aecensus oder mehrere Lictoren beigegeben 
wurden. Cic. de legg. II, 24. dominus funeris utatur aceenso 
et Uctoribus, Hör. epist. I, 7, 6. 

— dum ficus prima calorque 
Dissignatorem decorat Uctoribus atris. 

[ScHOL. zu d. St. u. DoNAT. ZU Ter. Ad. I, 2, 7.] Voraus 
gingen tibicines, deren Zahl schon durch die XII tabb. auf 
zehn beschränkt war [Ovid. Fast. VI, 664.], oder auch ge- 
räuschvollere Musik, cornua und tubae. HoR. Sat. I, 6, 43. 
mit Heindorfs Anm.; eine sehr bekannte Sache, die weiter 
keines Belegs bedarf. Man beachte nur Gell. XX, 2. Nos 
autem in Capitonis Coniectaneis invenimus, siticines appellatos^ 
qui apud sitos canere soliti essent^ hoc est: vita funcios et sepul- 
tos, eosque habuisse proprium gehus tubae, quo canerent, a caete- 
rorum tubicinum differens. Man würde also cornicines und 
siticines noch zu unterscheiden haben. Auf die Beschaffenheit 
jener tuba lässt sich vielleicht aus Ovid. Amor. H, 6, 6. 

Horrida pro moestis lahietur pluma capillis, 
Pro longa resonent carmina vestra tuba. 

in etwas schliessen, wenn es nicht allgemeines Epitheton ist. 
[Appul. Flor. I, p. 342. Elm. monumentarii ceraulae.] 

Dann folgten die praeficae, Klageweiber, welche eben- 
falls vom Ubitinarius gestellt wurden. Hör. Art. 431. 



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360 Excurs zur zwölften Scene. 

Ut, qui conducti moerent in funere^ dicunt 
Et facmni prcpe plura dolentibus ex animo, sie 
Derisor vero plus laudatore movetur. 
Ob man lieset quae eonductae scheint gleichgültig, da das 
Genus allgemein genommen werden kann. S. ind. Pea. Paul. 
p. 223 M. Praeficae dicuntur mulierea ad lamentandum mar- 
tuum eonductae — Naevius : 

Haec quidem hercle, opinor^ praefica est, (quae) sie mortuum 
coUaudat, 
[Varro L. L. Vn, 70.] Sie sangen die naeni^y eigentlich ein 
klagendes Lohlied auf den Verstorbenen, wie man schon aus 
diesem Fragmente sieht. So auch Plaut. Truc. II, 6, 14. 
Sine virtute argutum civem mihi habeam pro praefica^ 
Qtuze alios coUaudat^ eapse se vero non potest. 
Ebenso sagt Non. II, n. 59. Naenia ineptum et inconditum 
Carmen, quod adducta pretio mulier y quae praefica diceretur, 
his, quihus propinqui non essent^ mortuis exkiberet. und eine 
griechische Glosse: Praefica y tiqo rijg aXivi^g iv.t^ ixcpoQa xon- 
to(4evi]f {hQtpK^dbg in ixq)OQa. Die Einschränkung, welche No- 
Niüs macht: quibus propinqui non essent, [gilt nur von der 
älteren Zeit]. Uebrigens wurden diese naeniae auch mortualia 
genannt, und wie Noniüs sagt ineptum et inconditum carmen, 
so gelten sie auch anderwärts für nugae. Plaut. Asin. IV, 
1, 63. 

Hae sunt non nugae, iion enim mortualia. 
Die weitere Bedeutung des Worts, nach der es figürlich auch 
das Ende bezeichnet, gehört nicht hierher. [Pauly, Eealen- 
cykl. V, S. 395 fg. Corssen, orig. poes. rom. Berol. 1846.] 

Seltsamer noch war der Gebrauch, nach welchem sich 
vielleicht zunächst an diese praeficas auch Mimen anschlössen, 
die nicht nur ernste Betrachtungen anstellten und Stellen 
tragischer Dichter auf den gegenwärtigen Fall anwandten, 
sondern im schreiendsten Kontraste zu dem übrigen Trauer- 
gepränge als wirkliche Possenreisser auftraten, während einer 
von ihnen, vermuthlich jederzeit der Archimimus die Persön- 
lichkeit des Verstorbenen nachahmte. Die Hauptstellen über 



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Die Todtenbestattungen. 361 

diesen Gebrauch finden sich bei Dionts. Vll, 72. sUiw di moi 
ip dvdgmv inmifAVif raipat^ ofAU rai^ aXkmg nofmalg frgmiyovfW' 
vüvg r^g xXtpijg rovg ffaTVQUJtag xoQwg mvovfu'vwg ri^v tytHStfft^v 
«f^Xiyffiy, fMÜLMta tf iv xotg rcäi' iidaifM/ovew x^deaiv. Sübt. Vesp. 
19. Sed infunere Favo arehimimus personam eiua ferens imi- 
tansque, ut est mos^ facta et dicta vivi interrogaiis palam pro- 
curatorihus, quanti funas et pompa constarei^ ut audiit H8 
eenttM^ exclamamt: centum sibi sestertia darent ac se vel in 
Tiherim proiieerent. [Akbbosgh, de Oharonte Etr. Vraüsl. 
1837. p. 60 fg.] Binen ernsteren Charakter hatten die artifiees 
acemci bei dem Leichenbegängnisse des lulius Caesar, wo frei- 
lich Alles anf tragischen Effekt nnd Aufreg^nng berechnet war. 
!Bine Stelle, die man noch für die Sitte anfahrt Süet. Tib. 57. 
Scurram qui praetereunte funere elato martuo mandaraty ut 
nuntiaret Augusto, nondum reddi hgata^ quae plebi reliqmsset^ 
attractum ad se recipere debitum ducique ad supplicium impera- 
vit, et patri suo verum referre. hat damit gar nichts gemein; 
denn der scurra gehört offenbar nicht zn der pompa ^ son- 
dern befindet sich unter der Menge, an welcher der Zug 
vorüber geht. 

Auf diese Tänzer und Mimen folgten wahrscheinlich die 
imagines maiorum, [I, S. 33 ff.] Nach manchen abenteuerlichen 
Meinungen über die Weise, in welcher diese imagines voran- 
getragen worden seien, ist man jetzt nach Eichstaedts diss. 
darüber ausser Zweifel, dass Menschen, welche in Grösse und 
übriger Figur den vorzustellenden Personen glichen, diese 
Wachsmasken vor das Gesicht nahmen und in der jedem zu- 
kommenden Tracht nebst allen gebührenden Insignien vor 
dem l^ctus einherzogen, weshalb es auch bei Hör. Epod. YIII, 
11. heisst: Esto beata^ funus atque imagines ducant trium- 
phales tuum, PoLYBius spricht davon so ausführlich, dass 
nur unbegreifliche Verblendung die klare Stelle missverstehen 
lassen konnte. Er sagt VI, 53. mel di tcov oixeiwy fjistaXkd^ 
^ig imq>ap7^f ayovai» slg ti^r ixcpoQav {rag eixovag), nsQtJt&er' 
reg (»g ofioiordrotg eJvai. doTiovai xard re ro fitys&og 
na) r}jp aXX^r neQiHOTtijv, ovrot de 7iQogavaXa(jtßdpovat4' m'&rc 



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362 Exeurs zur zwölften Scene. 

tag, iäv fiiv wrarog § otQattjyog ^ ysyopotgy TteQtTiOQqfVQOv^ ' iav 
di tififjtT^g, noQqtvgäg '. iav ds nai te&giafjißsvxmg tj tt rouwrov x«- 
tetQyaafjiBvog y diaxQv<Tovg ' avtoi fjtev ovv icp aQfiatcav ovroi noQSv- 
oprcu, Qoßdoi de xal TteXeneig xal taXka ta raig agxaig eim&ota 
(jVfiTiaQaxeiaO'ai ngoriyslrai xata ri}v a^tav ixd<n<^ rrjg y&ftvriiiivrig 
xara rbv ßiov h ry TroXtrsicc nQoaymyijg. So zog also die ganze 
Heihe der Ahnen durch lebende, in geeigneter Weise costümirte 
Menschen repräsentirt, der Leiche voran, und es beschränkte 
sich diess nicht allein auf die der Ascendenz nach unmittel- 
baren Vorfahren, sondern die Seiten verwandten sendeten eben- 
falls ihre imagines zu dem Zuge, was auch in Polybius Wor- 
ten liegt: inav rcor o/xeioov fistaXkd^ri ttg mupavtig, ayovatv etg 
tyv ixq)OQdv. Darum heisst es auch bei Plin. XXXV, 2. ut 
essent imagines^ quae comitarentur gentilitia funer a. Noch 
weiter trieb man das Schauspiel bei der Bestattung Augusts. 
Dio Cass. LVI, 34. x«! fAeta tavtag ai te tcov nQOTtatoQtov 
avtov xaJ al rmv aXhav avyysvmp tmv reO-vt^xortav {n^v rijg tov 
KaiaaQog, on ig rovg ijQoaag igsytyQamo) ai te rmv aXkatv'Po»- 
fiaionv r<av nai xa&' ottovv 7iQ(otevadvTOiv, an avtov tov 'PosfJtth 
Xov dg^dfievat^ ig^igorto. Ob die imagines jederzeit, wie Poly- 
bius angiebt, auf Wagen gefahren worden seien, lasst sich 
bezweifeln. Properz sagt 11, 13, 19. 

Nee fuea tunc longa spatietur imagifie pompa. 
und mir ist wenigstens kein Beispiel bekannt, wo spatiari von 
dem gesagt würde, der auf einem Wagen gefahren wird. 

Hatte der Verstorbene sich kriegerischen Ruhm erwor- 
ben, Siege erfochten, Länder und Städte erobert, so wurden 
auch wohl, wie bei dem Triumphe, tahulae vorausgetragen, 
auf denen die Thaten verzeichnet waren. So erzählt Dionys. 
Vm, 59. schon von Coriolan: ngb t^g Mvijg avtov qifQea^at 
Ksk^aavteg Xdq^vgd ts xal aKvka, xai ateq^dvovg, xal fjtrr^fjiag mp 
elks Trokeosv. Tacit. Ann. I, 8. von Augustus: ut porta trium- 
phali duceretur funus^ Gallus Asinius^ ut legum latarum tituli 
victarum ah eo gentium vocahula anteferrentur L. Arruntius 
censuere. Diese wurden wohl noch den imaginibns vorausge- 
tragen*, dass aber Letztere der Leiche nicht folgten, sondern 



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Die Todtenbestattungen. 363 

vorangingen, liegt nicht nur in der Natur der Sache, denn sie 
waren ja dem Verstorbenen auch im Tode vorangegangen 
und er beschloss ihren Zug, sondern ausdrücklich sagt es z. B. 
Tacit. Ann. IQ, 76. Viginti clarissimarum familiarum ima- 
gines antelatae sunt. Auch Räucherpfannen nennt Pbqp. II, 
13, 23. 

Unmittelbar auf diesen Zug nun folgte jedenfalls das 
funus selbst, liegend, doch etwas aufgerichtet, auf einer lectica 
oder einem lectits (funebris), bei Vornehmen von Elfenbein, 
oder wenigstens mit elfenbeinernen Füssen. Darüber waren 
purpurne, auch mit Gold durchwirkte Decken gebreitet, Atta- 
lieae vestes, auf denen der Leichnam lag. Von August sagt 
Dio Cass. LVI, 34. xkivrj ^v Ix re Bki(pavxog >c«J xqvgov nenott^ 
(Aevt] xal (jtQcifAaaiv aXovgyoig diaxQwroig xexoGfjojfisrt^. Die Sache 
ist allbekannt. — Getragen wurde der lectus nach Sbrvius 
zu Verg. Aen. VI, 222. von den nächsten Verwandten: De- 
ferendi feretrvm propinquiorihus virilis sexus ddbatur munus, 
öder von den durch das Testament freigelassenen Sklaven. 
Pebs. in, 106. at illum hestemi capite induto sUbiere Quirites. 
bei besonders verdienten und berühmten Männern auch von 
ßittem, Senatoren, Magistraten. Das Letztere ist in einzelnen 
Fällen allerdings geschehen, .«. Kirohh. II, 8.; ob aber das 
Frstere allgemeine Sitte war, ist zweifelhaft. Vom Metellus 
(Macedonicus) erzählt es allerdings Vell. I, 11, 7. Mortui 
eius lectum pro Bostris sustulerunt quatuor ßliiy unus consularis 
et censoriuSy alter consularis^ tertius consuly quartus candidatus 
consulatus, und dieselbe Nachricht findet sich bei Cicero, 
Plikius , Valerius Maxihus ; allein sie führen es immer als 
etwas Besonderes an, das wohl nicht allein in dem Hange der 
Söhne zu suchen ist. Wenn man sich aber auf Plut. Quaest. 
Rom. 14. berufen wollte: dia ii tovg yovstg ixxoiiiCovoiv oi (isv 
vkii isvyxBxah)fiiAsvaig y ai de •dvyatiQBg yvfivatg iiug xtq)aXaig; so 
ist iüxofjii^eiv, wie efferre^ überhaupt von der Bestattung gesagt. 
Die niedere Klasse wenigstens bediente sich eigener Träger, 
die vom libitinarius gemiethet wurden, vesperones oder vespil- 
hnesj s. o. Bei einem solchen /unw« plebeium^ auch taoitumy 



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334 Excurs zur ^wdlften Seene. 

fiel natürlieh das bish^ g6schilde^tt<^ Gepränge gäia^xh hin- 
weg. — No«h Aermere tmd Sklaven wurden von den Ves^- 
lonen in maer bedeckten Bahre odeif einem Bärge, satiddpilä^ 
nach dem Begräbnissplatze getragen. Fülgfei?t. de BettA, 
ant. 1. Sandapilam aniiqui dici voluerunt feretrum mortuorum^ 
id est loculum, non in quo nohilium corpora, sed in quo plebei(y- 
rum atque datnnatarum cadavera portabantur. Sie wird öfter 
von Martial erwähnt, der sie X, 5. auch orciniofta sponda 
nennt. Sie meint auch Horat. Sat. I, 8, 9. 

Huc prius angustis eiecta cadavera eellis 
Conservus vili portanda loeahat in arca. 
[Aermere Personen waren häufig Mitglieder von Leichen- 
kassencollegien {colUgia tenuiorum genannt), welche bei dem 
Tode eines jeden sodalis den Erben desselben zur Bestreitung^ 
der Begräbnisskosten ein bestimmtes funeraticium (Okeli*. 
4107.) auszahlten und gewöhnlich auch gemeinsam Begräb- 
nissplätze besassen. Ein solches coUegium war das coUegium 
Aesculapii et ff^giae, Orell. 2417., das coli. lovis Cemeni^ 
welches uns durch die IE, S. 396. erwähnten Wachstafeln be- 
kannt geworden ist, endlich das coli. cult. Dianae et Aniinoi^ 
dessen Statuten 1816 in Lanuvium auf einer Steintafel ge- 
funden wurden. Trefflich handelt von diesem ganzen In- 
stitut MoMMsEN, de coUeg. et sodal. Eom. Kil. 1843. p. 92 fF. 
und HüSGHKE, s. II, S. 396. Dass die Mitglieder Eintritts- 
geld und Beiträge zahlen mussten, versteht sich von selbst, 
wird aber auch durch das genannte Statut bestätigt, s. Mobim- 
SBK, p. 98 ff. und Hekzen, Archäol. Anzeige 1859, N. 121, 
S. 11 f. sowie Philol. Gott. 1859, XIV, S. 233 f. (von solchen 
CoUegien, die sich vereinigen, um ein gemeinsames Columba- 
rium zu begründen), vgl. Jahn, spec. epigraph. p. 59 ff. Oam- 
PAKA, due sep. p. 54.] 

Wie dem lectus voran die Bilder der Ahnen getragen 
wurden , so folgten ihm die Erben und Verwandten, auch die 
Freigelassenen, namentlich die erst durch testamentarische 
Verfügung manumissi und zwar mit dem Hute auf dem Kopfe, 
dem Zeichen der erlangten Freiheit, pileati^ wenn nicht viel- 



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Die Todteubestattungep. 365 

meihr Siß Letzterea vor dem lectus hergipg^n* S* KTüOifM, 

II , 7. ^ußserdem schlossi^n sich wohl auch Freunde oder 

lieutQ aus dem Volke dem Zuge an, ßogar solche, die dem 

Vi^rstorl^eußu nicht eben näher standen. S. Tbkbnt. Andr, I, 

1, 88. — MftnQhe begleiteten indessen den Zug nur durch die 

Slba.4t M3 an d^s Thor, und kehrten dort wi^er um, wie es 

^er Sqhfttten der Cynthia dem Prop^äz vorwirft. IV, 7, 29, 

Si piguit portal ultrß procedere; at illud 

Jusmses^ lectum lentius ire wysum. 

Die Familie nicht nur, soTid^rn die ganze Begleitung, 

selbst die Lictoren (s. Hob. a. a» 0,) gingen in Trauerkleidem. 

Vi^ie der Tod selbst schwarz verhüllt gedacht wurde, fieldf*- 

TtMfAoQ SuRip. Alce&t. 860,, so war auch von ältester Zeit her 

^qhwarz die Farbe der Trauer überhaupt und selbst Thetis 

l^t sie als solche an, Iliad. XXIV, 94. 

'^Slg aqa (peov^aaoff, wiXvfJifM «Xe dia •dsatxiv 

Hvdnof, top f Qvn (uXetPTSQop inlsto laO'og, 

Natürlich wjEur sie dann auch äusseres Zeichen des Schmerzes 

über den Tod eines Angehörigen. So bei den Griechen, z. B. 

ICuiaP. Phoen, 296. amnXos (paQsoav hnrndv. 339. xdga ^qt^^ 

Mg Hoi mTihwg lAshiyxifwvg sxovoav. [Charikles III, 8. 119j 

und allgemein hei deu Hörnern. Daher die atrata plehes. 

Tacit. Ann. III, 2. pullati proceres, Iüven. ICE, 213. [X, 

245. Paüi^y, ßealencykl. IV, S. 1201.] Am bestimmtesten 

wird es von den Frauen ausgesproche^. Varro bei Non. 

XVI, 13. üt^ dum supra terram essent, ricinis lugerent, funer e 

ipsQ ut pullis pallis amictae, und 14. Propinquae adolescentu- 

2a< etiam anthr^cink^ proximae amiculo nigelloy capillo demis^o 

sequerentur lectum, [Dionys. VIEL, 62,] Daher die moesti 

smus bei Tib, I, 3, 6. sowie es III, 2, 18. heisst: ossa incinctae 

mgra Candida veste legant. — - Erst unter den Kaisern traten 

hei den Frauen an die Stelle der schwarzen Gewänder weisse. 

Plut. Quaest. Jßom. 26. z/ta ziljevm cpogovaiv iv tolg niy^saiv 

oti ywcuKBg ifidcTia xal Xsvxohg msHQvqjdJüovg, Stat. Silv, III, 3, 3* 

Suc vittata comam^ nivQoque infignis amiciu — 

Miiibus exsequiis ades (Pietas). 



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3()6 Excurs zur zwölften Scene. 

£s mag, wie Ejerchmann bemerkt, seineu Grund darin haben, 
dass die weissen Gewänder im gewöhnlichen Leben mehr und 
mehr mit bunten vertauscht wurden, so dass nun in dieser 
Tracht ebensowohl eine Entäusserung des üblichen Putzes 
lag, als früher in dem Anlegen schwarzer oder dunkeler Ge- 
wänder. [Andere äussere Zeichen der Trauer waren das Zer- 
reissen der Kleider, namentlich bei den Frauen, doch auch 
bei den Männern erwähnt, Subt. Oaes. 33. Ner. 42. veste 
discissa, vgl. Stat. Theb. JII, 125. IX, 354., das Ablegen 
des Schmuckes, Liv. XXXIV, 7. quid aliud in luctUj quam 
purpuram atque aurum deponuntf quid cum eluxerunt^ sumunt 
(mulieres) ? Dionys. V, 48. dTro&sasi rs /^twov x«J noQCfVQog. 
Vin, 62. Die Männer Hessen Bart und Haare wachsen. 
SuüT. Qpt. 23. barba capilloque summisso. Caes. 67. Lnr. 
XXVn, 34. Krause, Plotina S. 188 f. (vorzüglich jedoch 
bei luctus publicum,) und enthielten sich des Besuchs der Gast- 
mähler, Bäder, Theater u. s. w. Tac. Ann. III, 3. Tiberius 
atque Augusta publica absiinuere. Oic. ad Att. XII, 13. 
Quum mihi carendum sit conviviis, malo id lege videri faeere 
quam dolore, Paüly, Kealencykl. IV, S. 1201. Kirghmann 
n, llflP.] 

Der Zug ging zunächst nach dem Forum vor die ßostra, 
wo der lectus niedergesetzt wurde. Dionys. IV, 40. ci dia 
t^g ayoQag 6 vsnQog cpiQoirOy mg iati'Pmiiaioig s-O'og* [XI, 39. 
dia twv inupaveatatmv r^g Ttoleojg arepooTtoiv, o^ep vno frXeunmp 
oqi^fiaeaOai ifieUjo».] Daher auch bei Hob. Sat. I, 6, 43. d 
pfaustra ducenta concurrantque foro tria funera. Dort nahmen 
die Träger der imagines auf sellis curulibus Platz. Polyb. 
VI , 53, 9, otav S im tovg 'EfAßolovg Sk&taaiy Ha&eCovjoi ndrreg 
i^ijg im dicpQODV ik8q>apriv(ov. Einer der Verwandten gewöhn- 
lich bestieg die Bednerbühne und hielt dem Verstorbenen die 
laudatio funebris, loyog imrdcpiog. Der Erste, von dem dies 
erzählt wird, ist Foplicola, welcher dem Brutus diese laudatio 
hielt. Plüt. 9, Die Sitte, eine acht römische, war aber viel^ 
leicht schon älter. DiONts. V, 17. ei fjiiv dbv OvaXeQiog nQmtog 
najeatr^aaro lov vofwv zovds 'P<&fAOLmg^ ^ Tteifievov vno tmv ßoffi- 



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Die Todtenbestattungeo. 567 

A^W TioQtlaßsVf ovx ix(o t6 ffcupig smeiv* ori di 'Poi)fwi<av iatlp 
oiQiaiop ^ge/ÄUj ro Ttaga rag raq)ag TcSf eTnatjfMov avögtov inaivavg 
rtjg OQStrjg. avt^v h-yea&cu xal ovx "Elhjvsg avtb aartarliaavto 
nQwtoi noQtt, r^g nom/g tGtogiag olda f*a&(6v. [IX, 54.] Vgl. 
Creuz. Abr. S. 452 fg. War die Lobrede auf den Verstorbe- 
Ben beendigt, so ging der Sprecher in gleicher Weise alle die 
Vorfahren, deren imagmes gegenwärtig waren, durch und gab 
üire Verdienste an. Polyb. a. a. 0. ertav ÄtvL^i/ tov 7ie(M tov- 
rov "koyovy agyetai %^v oKkoav anb tov TtQoysvsataiov tcov nau^v- 
r<ov x«e Xiysi tag imtvxiag ind<jtov xa) rag ngd^etg. Der Schrift- 
steller hebt die politische Wichtigkeit dieser öffentlich^i 
Anerkennung des Verdienstes nicht eines einzelnen Mannes, 
sondern einer ganzen Eamilie hervor-, indessen ist es leicht 
begreiflich, dass diese laudationes nicht immer reine Wahrheit 
enthalten mochten, und dass der Bedner die Schattenseiten 
überging, während das Rühmliche mit zu lebhaften Farben 
geschildert wurde. Daher sagt Cic. Brut. 16. quamquam 
his laudationibus historia rerum nostrarum facta est mendo- 
sior. und Liv. VIII, 40. Vitiatam memoriam funebribus laudi- 
bus reor. 

Dieselbe Ehre konnte auch Frauen, aber wohl nur als 
besondere Ausizeichnung zu Theil werden. Es geschah zu- 
erst nach dem gallischen Kriege. Liv. V, 50. Matronis gra- 
tiae actae honosque additusy ut earum, sicut virorum^ post mor- 
tem solennis laudatio esset, Plut. Camill. 8. ov yäg i]v al&ir 
GfAivov TiQoregov, iyxfofudCeo^ai '^'vvaixa df^fwaia teXsvtfiaaaap, 
Späterhin muss der Fall nicht weiter oder sehr selten vor- 
gekommen sein; denn Cicsro sagt de or. 11, 11. Scw, et me 
et omneSf qui qfueruntj delectatos esse vehementer, cum abs te 
est Popilia mater vestra laudatay cui primum mulieri hunc hono- 
rem in nostra civitate tributum puto. Es war also selbst die 
Kunde von den früheren Fällen untergegangen. Mehr Bei- 
spiele werden angeführt in Cbeuz. Abr. S. 454. 

Nach dieser Feierlichkeit wurde der lectus wieder auf- 
gehoben und der Zug setzte sich jedenfalls in derselben Ord- 
nung wieder in Bewegung, um an den Ort der Bestattung zu 



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368 ExcurB zur zwölften Scene. 

gelangen. Dann kam es nun zunächst darauf an, ob der 
Leichnam beerdigt oder verbrannt wurde. — Die Sitte des 
Begrabene soll die ältere gewesen sein, Cic. de leg. 11, 22. 
und es gab Familien, welche sie bis in späte Zeiten beibehiel- 
ten, wie z. B. die patrizische gens Cornelia, Cxc. a. a. 0. 
Sulla soU der Erste aus ihr gewesen sein, welcher sich ver- 
brennen Hess. Puof. Vn, 54. Ipsum cremare apud Romanos 
non fuit veteris instituti; terra condehantur, At postqtuMm lon^ 
ginquis hellis ohrutos erui cognovere^ tunc institutum. Et tarnen 
multae familiae priscos servavere ritus, sicut in Cornelia nemo 
ante Sullam Dictatorem traditur crematU9^ idque eum voluisife 
veritum talionem, eruto C Marii cadavere. Im Grunde fand 
aber eine Bestattung zur Erde jederzeit, auch bei der Ver- 
brennung statt ; denn dann vertrat die Stelle des Grabhügels 
die Todtenkammer , in welcher der Aschenkrug beigesetzt 
wurde. Indessen werden beide Arten in dem Gesetze der 
XII tabb. bei Cic. a 23. unterschieden : hominem mortuum in 
Urbe ne sapelito neve urito. Hier finden sich beide Arten der 
Bestattung neben einander und die crematio wird ausdrücke 
lieh der sepultura entgegengesetzt , wenn Cicero richtig er- 
klärt: Quod autem addit: neve urito ^ indicaty non qui uratur 
sepeliriy sed qui humetur. Hingegen versteht Plinius a. &. O. 
die Worte anders und vielleicht richtiger, was um so mehr 
Bedeutung hat, als er vermuthlich Ciceko's Stelle vor Augen 
haben mochte. Er sagt: Sepultus vero intelligatur quoquo 
modo conditusj humatus vero humo contectus. Der Sinn des 
Gesetzes würde dann sein, dass überhaupt keinerlei Begrab- 
niss innerhalb der Stadt sein, und ebensowenig in ihr die Ver- 
brennungen stattfinden sollten; denn das konnte geschehen, 
auch wenn die Beisetzung in einem sepulcrum ausserhalb ge- 
schah. Erüher nämlich scheint es häufig geschehen zu sein, 
dass der Verstorbene im eigenen Hause verbrannt und be* 
graben wurde [vgl. VßBa, Aen, IV, 494, Tu secreta p^ra»n 
ttcto interiore suh auras Erige etc. 504. pyra peneircdi in sede 
sub aures Erecta ingenti, Serv. zu Verg. Aen. VI, 152, und 
XI, 205. App. b. c. IV, 41.], wenn auch, was laiö. Orig. XV» 



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Die Todtenbestattungen. 369 

1 1 . sagt: priuß qmsque in domo sua sepeliebatur^ poetea vetüum 
est legibus etc. in solcher Allgemeinbeit unznilässig sein mag; 
denn am hänfigsten waren wohl die Begräbnisse in agro^ anch 
wohl auf einem besonders dazu erworbenen Stücke Land, 
also immer auf eigenem Grund und Boden. Daher die Mo- 
ti£nmg der lex agraria des Licinius Stolo Liv. VI, 36. (Au- 
derentne postulare) tU singuli prope trecentorum civium posst- 
derent agrosy plebeio hamim vix ad tectum necessarium ant 
locum aeptUturae suus pateret agerf — Einzelne Ausnahmen 
blieben indessen, wie z. B. wenn ein Triamphator starb. Plut. 
Qnaest. Born. 79. /Im xi tov ß'QiaiAßswsavtog , eha aTta&avovtog 
Hcu KOtvtog i^tjp öatdop laßoptag sk t^ ftoXiv elg^pegsiv ital nara- 
ri&ea&ai, <og niggtov 6 AmoQoiog hroQtptev; [Dio Oass. XLIV, 
7.] und so behielten auch manche Familien als Nachkommen 
aasgezeichneter Männer dieses Eecht. Cic. a. a. 0., wo Atti- 
cus fragt: Quidf qui post XII in ürbe sepulti sunt clari virif 
Die Antwort ist: Credo, Tite, fuisse aut eos, quibus hoc ante 
kanc legem virtutis causa tributum est^ ut Pvblicolae^ ut TubertOy 
. qiu)d earum posteri iure tenuerunt: aut eos, si qui hoc^ ut C, 
FabriciuSy virtutis causa soltUi legibus consecuH sunt, und so 
niachten auch die vestalischen Jungfrauen, später die Kaiser 
eine Ausnahme. Ueberhaupt aber scheint das Gesetz oft über- 
treten worden zu sein, daher das Verbot mehrmals erneuert 
wurde. S. Creuz. Abr. S. 456. [Goth. zu C. Tbeod. IX, 17, 
6. DiBKSEN zu Cap. Ant. P. 12. u. Ant. Ph. 13. in scriptores 
hist. Aug. Leipz. 1842. S. 169 — 183. Auch in Cöln fand man 
ein Grab in einem Hause, Jahrb. d. Vereins v. Alterthumsfr. 
im Eheinland XIV. Bonn 1849, S. 97 ff,] — Eine sepuUura 
fand also in jedem Falle statt, auch wenn der Körper rer- 
brannt worden war und darum wird das Wort im allgemeinen 
Sinne auch für die crematio gebraucht S. Dbakbkb. zu Liv. 
Vin, 24. So unterscheiden und verbinden die Griechen eben 
auch xaieip und ^anxetv, Dionys. V, 48. vom Poplicola: aU* 
ifAslk^attv ainov ot avyyevBig q^avhag ntag x«« »^ ha rmv imtvxov- 
ttav sjatofucavreg ex xijg noXewg xaieiv te xal O'intsiv, Paul. 
p. 32 M. Bustum proprie dicitur locus^ in quo mortuus est com- 

Becker, Oallus. 3. Aufl. III. 24 



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370 Ezcurs zur zwölften Scene. 

bustua et s^uUtts — ; übt vero combustus quis tantummodo alibi 
vero est sepuUus^ is locus ab urendo ustrina vocatur; sed modo 
busta sepülcra appellamus. [Serv. zu Verg. Aen. XI, 201. 
m, 22.] Vgl. Stallb. zu Ter. Andr. I, 1, 101. Böttig. Va- 
sengem. I, S. 42. 

Allgemeine Begräbnissplätze für alle Klassen gab es zu 
keiner Zeit. Wer irgend die Kosten bestreiten konnte, der 
wählte oder erwarb sieb einen Platz ausserhalb der Stadt und 
zwar an den frequentesten Stellen, namentlich an grossen 
Landstrassen, wo ein Familienbegräbniss angelegt wurde. 
Vgl. Tbl. I, S. 87. Nur für die niedrigste Klasse, für Skla- 
ven und Verurtheilte war der gemeinschaftliche Begräbnissort 
bis auf August am Esquilinus. Hobat. Sat. I, 8, 10. 

Hoc miserae plebi stabat commune sepulcrum, 
Pantolabo scurrae Nomentanoque nepoti. 
Mille pedes in fronte^ trecentos cippus in agrum 
Hie dabat: heredes monumentum ne sequeretur. 

Vgl. die folgenden Verse und Heind. Anm. [Am Esquilinus 
waren aber auch Begräbnisse angesehener Familien, Cic. Phil. 
IX, 7. bei Becker, röm. Alterth. I, S. 554. In der Nähe lag 
der grössere Platz für die Leichen der Armen und Sklaven 
und nur dieser hiess] Puticulae {Puticoli, Putilucult). Die 
Hauptstelle ist bei Varro L. L, V, 25. Extra oppida a puteis 
PuticoUf quod ibi in puteis obruebantur homines, nisi potius^ ut 
Äelius scribit^ Puticulae, quod putescebant ibi cadavera proiecta. 
qui locus publicus ultra Exquilias, itaque cum Äfranius Puti- 
luculos in togata appellaty quod inde suspiciunt perpetuo lumen. 
Paul. p. 216 M. Was Festus selbst geschrieben haben mag, 
das lässt sich bei der Verstümmelung des Fragments nur un- 
gefähr nach Varro errathen. Dort wurden also die Leich- 
name entweder ohne weitere Bestattung verbrannt, oder ein- 
gescharrt, oder auch unbeerdigt hingeworfen. Natürlich aber 
war es nicht ein allgemeines Sklavenbegräbniss, sondern eben 
auch nur für vilia mancipia, [S. Tbl. 11, S. 150. und die dort 
citirten Stellen, nebst der Schrift von Eitschl. — Auch in 



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Die Todtenbestattungen. 371 

den Municipieu hatte man dergleichen Plätze, inopum funeri- 
bus destinatos. Agg. ürb. bei Goes p. 60. 72,] 

Da das Verbrennen schon in sehr früher Zeit gewöhnlich 
wurde, so sind auch weitere Gebräuche bei der humatio wenig 
bekannt. Die Leichname wurden indessen in Särgen ent- 
weder der Erde übergeben, oder in den gemauerten Begräb- 
nissen beigesetzt. Für diese Särge sind die allgemeineren 
Namen arca [Orell. 3560. 4396. solium^ Suet. Ner. 50. 
PiiiN. XXXV, 12, 46.] und bei Fulgentius loculus, der 
eigentliche capulus [Paul, p. 61 M.]. Denn dass darunter 
nicht eine Bahre, feretrum, zu verstehen ist, hat Oüd. zu 
Appul. Met. Vni. p. 544. und X. p. 690. genügend gezeigt. 
Die beiden Stellen: IV. p. 277. monumentuyn quoddam con- 
spicatnur procul a ma remoto et ahdito loco positum, Ibi ca- 
pulos carte et vetustate semitectos, quis inhabitabant 
pulveret et iam einer osi mortui^ passim ad futurae praedae re- 
ceptacüla reseramus. und X. p. 699. Itur confestim magna cum 
festinatione ad illud sepulcrum^ quo corpus pueri depositum iace- 
bat, — Ecce pater suis manibus cooperculo capuli remoto 
— deprehenditfilium. geben über die Beschaffenheit dieser Särge 
hinreichende Auskunft. Sie waren in der Eegel gewiss auch 
von Holz 5 daher carte et vetustate semitecti [HoR. Sat. I, 8, 9. 
conservus vili portanda locabat in arca,\ \ doch auch wohl von 
kostbarerem Materiale. Jedoch sind die sogenannten Sarko- 
phage, von der merkwürdigen Eigenschaft des eigentlichen 
lapis sarcophagus [(die verwesenden Theile des Todten in sich 
aufzunehmen und die Auflösung zu befördern] Plin. ü, 96. 
XXXVI, 17.) so genannt, aber auch aus Marmor und anderem 
Steine gearbeitet [z. B. aus Peperino, wie die Särge der Sci- 
pionen], nur als die äusseren Behälter anzusehen, in denen 
der Sarg stand. [Orelli 194. 4554. 4478. corpus integrum 
conditum sarcophago. Gai. Dig. XL, 7, 7. § 1. arca lapidea. 
Namentlich in Italien giebt es zahllose Exemplare alter Sarko- 
phage, oft mit architektonischen und andern Ornamenten aus- 
gestattet oder mit Basreliefs geschmückt. Auch in den an- 
dern Ländern hat man eine grosse Menge ausgegraben, lieber 

24* 

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372 Excurs zur zwölften Scene. 

den Aachner Sarg mit dem Baub der Proserpina s. Jahrb. des 
Vereins v. Alterthnmsfr. Bonn V, S. 373 ff. XXIX, S. 193 ff. 
Vn, S. 94—119 (mit dem Dreifussraub), XXVin, S. 82. 
XXIX u. XXX, S. 205 ff. (die Binger Särge). Steinsärge bei 
Worms s. Annalen des Vereins für Nassau. Alterth. m, 3, 
S. 192 ff., in England s. tbe arch. journ. Lond. 1846, 11, S. 
251 ff., in Afrika s. Arcbäol. Anzeiger 1859, N. 123. — Zu- 
weilen waren die Sarkophage mit einer Thonlage oder mit 
Ziegeln zugedeckt, (wie sie auch selbst — obwohl selten — 
ganz aus Thon bestanden), s. Kein, die röm. Stationsorte und 
Strassen zwischen Colon. Agripp. Crefeld 1857, S. 29. vgL 
das. S. 51. 56 ff, 71. (über die niederrheinischen Funde). Nicht 
selten haben diese grossen Steinkasten im Innern nischeu> 
artige Vertiefungen, um Glasgefässe und andere Beigaben auf- 
zunehmen oder auch stellenweise Erhöhungen des inneren 
Bodens zu demselben Zweck ; s. Kein a. a. 0.] — Das Ver- 
brennen kam später mehr und mehr ausser Gebrauch und 
daher wohl die häufige Erwähnung der Särge schon bei Appu- 
LEius. Mackobius Sagt Sat. Vn , 7. licet urendi corpora de- 
functorum usus nostro saeculo nullus siL 

Der Scheiterhaufen, auf welchen der Leichnam gelegt 
wurde, war von verschiedener Höhe und natürlich nach Maass- 
gabe der Vermögensumstände und des Standes verschieden 
decorirt. Die Distinktion , welche Servius zu Verg. Aen. IX, 
188. zwischen pyra und rogus macht : ptfra est Ugnorum con- 
gerieSf rogus cum iam ordere coeperit ist entschieden falsch, 
wie sich schon aus der Bestimmung der XII ergiebt, bei Cic. 
de leg. n, 23. rogum ascia ne polito. Dass bei Vergll erst 
steht: Constituere pyras y dann drcum accensos decurrere rogos. 
ist zufällig; der Dichter hat nur mit den Worten gewechselt. 
Dagegen hiess der niedergebrannte bustum^ der Ort des Ver- 
brennens ustrina [und v^trinuni], S. oben. — Dass die Ver- 
brennung nicht immer gerade an dem Orte stattfand, wo das 
Grrabmal stand, ist gewiss; aber eben so gewiss, dass es auch 
dort geschah. Es ergiebt sich diess nicht nur aus den von 
ScALiQEB zu Paulus angeführten zwei Inschriften [Orblli 



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Die Todtenbestattungen. 373 

4383 fg.], in welchen es ausdrücklich für gewisse Grabmäler 
rerboteu wird: Ad hoc monumentitm ustrinum applicari non 
licet, sondern Andere nennen ausdrücklich ein zu dem monu- 
merUum gehöriges ustrinum^ z. B. bei Gudius 174. 7. M. Lo- 
lius — fecit sibi monumenittm IcUum ped, XX et XXV eoctr, 
ustrinum ped, XX, [Orblli Henzen 7371. und in Pompeji 
sieht man mehrere Ustrinen neben dem Grabe, Overbece, 
Pomp. S. 272 flP.] Vgl. weiter unten. [Dionys. VIII, 59. 
8&a\pav iv tc^ ainoä x^Q^^ ] 

Um den Scheiterhaufen wurden Cypressen gepflanzt. 
Vbrg. Aen. VI, 216. 

Ingentem struxere pyramy cui frondibus atris 
Intexunt latera et ferales ante cupressos 
Constituunt decarantque super fulgentibus armis. 
Dazu Servius : Varro tarnen dicit, pyras ideo cupresso circum- 
dari propter gravem ustrinae odorem ne offendatur popuU cir- 
cumstantis Corona, — War der Leichnam darauf gelegt, so 
wurden odores^ d. h. tus, unguenta^ Uquores über ihn ausge- 
schüttet, auch wohl Kränze und Locken abgeschnittenen 
Haares hinaufgeworfen, [vgl. Dionys. XI, 39.] Stat. Silv. 
II, 1, 162. Arabes Phariique Palaestinique Uquores arsuram 
lavere comam (defuncti) und ausführlicher V, 1, 210 ff. 

— * Quis carmine digno 
Exsequias et dona malae feralia pompae 
Perlegat? omne illic stipatum examine longo 
Ver Arabum CiUcumque fluit floresque Sabaei, 
Indorumque arsura segesy praeceptaque templis 
Tura^ Palaestini simul Hebraeique Uquores , 
Coryciaeque comae, Cinyreaque germina, 
[Ebenso essbare Gegenstände, Catüll. LIX. 
Vidistis ipso rapere de rogo cenam^ 
Qwwm devolutum ex igne prosequens panem 
Ab semiraso tunderetur ustore, 
Appül. Flor. 4. p. 362 Elm. cenam feralem a tumulo. und 
manche dem Todten liebe Sachen , Plin. ep. IV, 2. vgl. Ter. 
£un. m, 2, 38.] Das sind die prodiga ßammis dona und der 



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374 Excurs zur zwölften Scene. 

moestus luxus 11, 1, 158. — Es geschah diess aber nicht nur 
von Seiten der bestattenden Familie, sondern es thaten es auch 
Andere, welche dem Zuge sich angeschlossen hatten. S. 
KiRGHM. m, 5. Vorher erhielt wohl auch der Todte einen 
letzten Kuss, wenn Dichterstellen wie Prof. II, 13, 29. 

Osculaque in gelidis ponas suprema labellis, 
Cum dahitur Syrio munere plenus onyx, 
und OviD. Am. HI, 9, 53. 

Cumque tuis sua iunxerunt Nemesisque priorque 
Oscula, nee solos destiiuere rogos. 
für Beweise gelten können. — Dann wurde nochmals wie 
bei der ersten conclamatio, laute Klage nach dem Vorgange 
der praefiea (s. Serv. a. a. 0.) angestimmt. Terent. Andr. 
I, 1, 102. In ignem imposita est fletur, wo man schwerlich 
bloss an griechische Sitte zu denken hat. Während dieser 
Klagen zündeten die nächsten Verwandten, oder einer der- 
selben mit abgewendetem Gesicht mittelst einer Fackel den 
Scheiterhaufen an. Vermuthlich bestand dieser nicht bloss 
aus grossen Scheiten, sondern enthielt leicht brennbares Ma- 
terial, wie Pech und vielleicht trockene Binsen. Das scheint 
Martial X, 97. zu meinen: 

Dum levis arsura struitur Libitina papyro. 
Dum myrram et casiam flebilis uxor emit; 

lam scrobe^ iam lectOy iam pollinctore parato 
Heredem scripsit me Numa : convaluit. 
wenn nicht vielleicht hier ein tomentum zu verstehen ist. Pech 
wird aber ausdrücklich in einer auch von Kirghmann ange- 
führten Inschrift genannt : Nee ex eorum bonis plus inventum 
estj quam quod sufficeret ad emendam pyram et picem, quibus 
Corpora cremarentur; et praefiea conducta est et uma empta. 
lieber die Gladiatorenkämpfe, welche bisweilen während des 
Verbrennens statthatten, s. Creuz. Abr. S. 463 flP., wo über- 
haupt auch die folgenden Gebräuche hinreichend erklärt sind, 
so dass ich darauf verweisen und mich auf Anfuhrung der 
Hauptsachen beschränken kann. 

Nachdem der Scheiterhaufen niedergebrannt war, wurde 



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Die Todtenbestattungen. 375 

die glühende Asche gelöscht. Dass diess auch mit Wein ge- 
schah, dafür werden angeführt Verg. Aen. VI, 226. 
Postquam coUapsi cinerea etfiamma quievii, 
ReUquias vino et hihulam lavere favillam, 
und Stat. Silv. ü, 6, 90. quod tibi Setia canos restinxit cinerea. 
Beide Stellen könnten indessen auch auf das Besprengen nach 
dem ossilegium bezogen werden, wie Tis. III, 2, 19. 
Et primum annoso spargant collecta Lyaeo, 
Mehr Beweiskraft enthalten die Worte aus Plin. XIV, 12. 
Numae regia Foatumia lex eat: Vino rogum ne reapergito. Quod 
aanociaae illum propter inopiam rei, nemo dubitet. Es war also 
geschehen und geschah gewiss zu Plinius Zeit. Dazu kömmt 
noch Pbop. IV, 7, 34. fracto buatu piare cado. Vielleicht 
meint Tibull auch nichts anderes und es geschah nur bei 
grösserer Verschwendung, dass nicht bloss die gesammelten 
Gebeine, sondern der ganze rogua besprengt wurde. 

Die sämmtlichen darauf folgenden Gebräuche finden sich 
nirgends so speciell und genau verzeichnet, als in der eben 
angefahrten Stelle Tibulls, und ihre Erklärung wird allemal 
ein Commentar zu derselben sein müssen. Der Dichter giebt 
an, wie er, nachdem er in Asche verwandelt worden, von Ne- 
aera und ihrer Mutter bestattet sein wolle. Vs. 15 flP. 
Praefatae ante meoa manea animamque precatae, 

Perfuaaeque piaa ante liquore manua^ 
Para quae aola mei reatabit corporia, oaaa 

Incinctae nigra Candida veate legant; 
Et primum annoao apargant collecta Lyaeo, 

Mox etiam niveo fundere lade parent, 
Poat haec carbaaeia humorem tollere velia 
Atque in marmorea ponere aicca domo. 
Illuc^ quaa mittit divea Panchaia mercea 

Eoique Arabea, pinguia et Aaayria^ 
Et noatri memorea lacrimae fundantur eodem; 
Sic ego componi veraua in oaaa velim. 
Dann wird noch die Inschrift des Grabmals vorgeschrieben. — 
Die genau angegebene Eeihenfolge war also, dass zuerst die 



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376 Excurs zur zwölften Scene. 

Manen des Verstorbenen angerufen wurden. Dann wusch man 
die Hände und sammelte die Grebeine in den Schurz des 
Trauergewandes. Sie wurden darauf mit Wein und wiederum 
mit Milch besprengt und auf linnenen Tüchern getrocknet. 
Dann mischte man unter die Asche allerhand wohlriechende 
Dinge. Ovid. Trist, in, 3, 69. 

Ätque ea cum foliis et amomi pulvere mUee, 
wo unter foliis vielleicht Nardum zu verstehen ist, [FoUum 
od. f oleum ist eine Salbe oder Spezerei, Orelli Hbnzen 5037 
u. Nachtrag p. 492. Moicmsen, inscr. Neap. 2517. Gebvasio, 
sul monum. sepolcr. di Gavia Marc. Napoli p. 15 ff. Hbnzen, 
in Archäol. Anzeiger 1858, N. 113 f. S. 202 f. unguento et 
foleo rosisque plenum. (So werden die Gebeine bewahrt.)] 
Dass auch wohlriechende Flüssigkeiten, unguentüy Uquoresy 
darauf gegossen worden seien , ist von Husoiiee zu Tibull. I, 
3, 7. geleugnet worden. Die Worte des Dichters : 

Non soror Assyrios cineri quae dedat odores. 
könnten allerdings auch auf das amomum u. dgl. bezogen wer- 
den; allein ganz unzweideutig ist Ovno. Fast. UI, 561. 

Mista bibunt molles lacrimis unguenta favillae. 
[und Pebs. vi, 34. umae Ossa inodora dabit^ Demnach 
könnte auch bei Tibull das illuc von der Urne verstanden 
werden, welche die Asche enthält. Indessen wurde auch das 
Grabmal mit odoribus besprengt, auch Fläschchen mit wohl- 
riechenden Dingen [Salben und Rauchwerk] hineingesetzt. 
Das sind die früher sogenannten [sehr verschieden geformten, 
gehenkelten und henkellosen, aber immer sehr zierlichen] 
Thränenfläschchen und Lacrimatorien. [Obbll. 4832. teretes 
onyches fud gracilesque alabastri, vgl. H, S. 331 f.] S. MoN- 
Gi:z, M^m. de Tinst. fran^. t. VH, p. 92. Paciaüdi, Monum. 
Peloponn. HI, p. 18. Böttig. Vasengem. I, S. 66. [Roulbz, 
sur les vases vulg. app. Lacrimatoires , in Bull, de Tacad. de 
Brux. Tom. V. N. 4. 5. und die daselbst citirten Schriften. 
The abchaeol. joubn. Lond. 1849, VI, p. 109 ff. Namub, 
de lacrimat. sive de lagenulis lacrimarum propinq. colligendis 
ap. Rom. aptatis. Luxenb. 1855. glaubt nach einer chemischen 



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Die Todteube»tattungen. 377 

Analyse Thrftoenüberreste gefunden zu haben, 8. Jahrb. des 
Vereins V. Alterthumsfr. Bonn 1846, IX, S. 154. 1856, XXHT, 
S. 157 f. Auch gab man häufig den Todten andere Gegen- 
stände in das Gbrab mit, die ihnen im Leben lieb gewesen 
waren, z. B. Schmucksachen (Scaev. Dig. XL, 2, 40. § 2. zu- 
folge testamentarischer Bestimmung lineaa duas ex margaritis 
et viriolas ex 8vnaragdis)j Lampen, s. II, 8. 342, Spiegel, Elast- 
chen, Götterbilder, Waffen, Spielsachen (bei Kindern), wie 
unzählige Ausgrabungen darthun. Denkmäler von castra 
vet, Xanten 1839. Jahrb. d.Ver. v. Alterthumsfr. Bonn 1851, 
XVn, S. 116 f. Kein, die röm. Stationsorte und Strassen 
zwischen Col. Agrip. Cref. 1857, S. 28 ff. 57 ff. Man legte 
ja dem Abgeschiedenen, wie Schlafenden, eine Fortdauer, ein 
Scheinleben bei und stattete darum das Grab wie eine Woh- 
nung aus. Camp ANA, di due sepolcri S. 23. 36 ff.] 

Die Ausdrücke für diese Beisetzung waren: condere und 
componere. Tdbull. a. a. 0. Peop.II, 24, 35. Tu mea com- 
pones ossa. Indessen gilt condere eigentlich von dem Sammeln 
in die uma und componere von dem Beisetzen in dem Grab- 
male. Ovn>. Trist. III, 3, 70. 

Inque suhurbano condita pone solo. 
Daher hiessen denn die Bestatteten conditio compositiy situ Gig. 
de legg. II, 22. [Auch kam vor, dass eine Urne oder ein Sarg 
die Ueberreste von zwei Leichen einschloss, um die Innigkeit 
ihrer Liebe zu bezeichnen, wie bei Gatten oder bei Bändern. 
CoNSOL. ad Liv. 162. 163. 

Quod licet hoc certe tumulo ponemur in uno. — 
Miscehor cineriqice dnis atque ossibus ossa. 
Orell. 2863. 4370. 4583. 4600. 4624. Campana, di due se- 
polcri. p. 68 fg. Hin und wieder setzte man zwei Urnen in 
eine Nische oder grub sie in derselben neben einander ein, 
Zeitschb. f. Alt. Wiss. 1845, N. 29. ne quis anteponat. 
Objslu. Henzen 7363. Eich, Wörterbuch d. röm. Alterthümer. 
S. 423.] — Nach vollzogener Bestattung rief man dem Todten 
noch das letzte Lebewohl mit den bekannten Formeln: kave 
anima Candida^ terra tibi levis sity molliter cubent ossa u. dergl. 



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378 Excurs zur zwölften Scene. 

zu, und nachdem die Versammlung durch Besprengen mit ge- 
weihtem Wasser gereinigt (lustratio) und das üicet gesprochen 
war, ging sie auseinander, wobei man zweifelhaft bleibt, durch 
wen beides geschehen sei. Vgl. Serv. zu Verg. Aen. VI, 216. 
— lieber einige Nebenfragen, wie den Gebrauch des Finger- 
abschneidens vor der Verbrennung und die Worte der XII. 
Homini mortuo ne ossa legito, s. die Nach Weisungen b. Kirchm. 
m, 7. und in Creuz. Abr. S. 465. 

[Am neunten Tage nach der Beisetzung folgten die no- 
vemdialia od. feriae novemdiales^ ein Opfer- und Todtenmahl. 
ScHOL. zu Hör. epod. 17, 48. novemdiale sacrificium est, quod 
mortuo fit nona die, quam sepultus est. Serv. zu Verg. Aen. 
V, 64. Paul. u. Fest. v. repersum vinum p. 262 fg. M. Das 
Mahl, aus einfachen Speisen bestehend (pultes, panem, merum 
nennt Augustin. Confess. VI, 2., ovum, luv. V, 84., Salz u. s. w. 
OviD. Fast. II. 538. obwohl hier von den Parentalien die Rede 
ist, s. unten.) Gharikl. HI, S. 115 f. wurde dem Todten auf 
das Grab gesetzt. Iül. Obs. 112. in sacro novemdiali cena 
Deae posita a cane adesa antequam delibaretur. Flut. Grass. 
36. TiQori^eptai rolg i^diwaiv* Dio Cass. LXVII, 9. ndvO^ 
oaa nsQ iv toig evayiafiaai na&ayi^erai aai iaeivoig fiikavoL iv 
axevsciv ofioioi^ TiQogrjvdx&f^, Dieses hiess cena feralis, luv. V, 
84. Ponitur exigua feralis cena patella. (obwohl auch die un- 
mittelbar nach der Bestattung auf das Grab gesetzten Speisen 
mit demselben Namen bezeichnet wurden, Appul. Flor. 4. 
s. oben.) Plin. X, 10, 28. ex funerum ferculis. Mehrere An- 
deutungen s. bei Tertull. de test. an. 4. de resurr. c. 1. 
August, de civ. dei VIII, 27. welche Stellen Lips. zu Tac. 
Ann. VI, 5. gesammelt hat. Der eigentliche römische Name 
des Mahls war aber nicht silicemium^ wie nach Lipsius Vor- 
gang gewöhnlich angenommen wird; denn wenn auch Donat. 
zu Ter. Ad. IV, 2, 48. cena quae infertur diis manibus etc, 
dafür spricht, so ist doch die Autorität Varro's entschieden 
dagegen. Nok. I, 235. Silicermium est proprium convivium 
funehre quod senibus exhibetur. Varro Meleagr, funus exse- 
quiati laute ad sepulcrum antiquo more silicernium confecimus^ 



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Die Todtenbestattungen. 379 

i. e. negid&nvop, quo pransi discedentes dicimus aUua diu vale. 
(Andere Stellen wie Fest. p. 294 M. Tertull. apol. 13. quid 
differt ab epulo lovis silicemium? geben keine Aufklärung.) 
Nach Varro müssen wir also silicemium für das alterthüm- 
Hebe Mahl halten, welches am Grabe selbst (darum leitet 
Serv. zu Verg. Aen. V, 92. das Wort von süicenium her, als 
ein Mahl über dem Stein, nämlich dem Grabsteine) angestellt 
wurde und zu welchem Behufe sich auch zuweilen gemauerte 
Triklinien nebst Tisch in der Nähe der Monumente befanden 
(z. B. zu Pompeji neben dem Monument der NaevoleiaTyche), 
verschieden von dem Mahle, welches im Hause des Verstorbe- 
nen stattfand. (Pbrs. V, 33. cena funeris.) In reichen Fa- 
milien wurde eine grosse Menge von Gästen eingeladen, ja 
sogar das ganze Volk, s. Cic. p. Mur. 36. oder es empfing das 
Volk eine visceratio, d. h. eigentlich eine Austheilung von 
Fleisch, Liv. VIU, 22. XXXIX, 46. vgl. Suet. Caes. 38. 
Sen. ep. 73., woraus später eine Geldaustheilung wurde, die 
aber den Namen visceratio behielt. Orblli Henzen 134. 3858. 
7145. Feierliche Spiele und Gladiatorenkämpfe waren nicht 
selten mit diesem Mahle verbunden, s. ob. S. 354. Lrv. a. a. O. 
XLI, 28. HoR. Sat. n, 2, 85 fg. Dionys. V, 17. Dio Cass. 
XXXVn, 8. XXXIX, 7. XLHI, 22. Jenichen, von den 
Begräbnissmahlzeiten. Leipz. 1747. Jahn zu Pers. S. 219. 
Camp ANA, di due sepolcri Eom. p. 48 ff. und tav. 14. s. oben 
S. 270. Pauly, Kealencykl. VI, S. 2678 f. Eine Abbildung 
mehrerer bei Leichenbegängnissen und Leichenmahlen anzu- 
wendenden grösserer und kleinerer Gefässe in verschiedenen 
Formen giebt die II, S. 369. erwähnte Grabluceme. 

Aber auch noch lange nach der Bestattung gedachte man 
4er Verstorbenen mit grosser Pietät und bewies dieses bei ver- 
schiedenen Gelegenheiten auf vielfache Weise. Ein allge- 
meines Todtenfest waren die im Februar gehaltenen Feralia 
oder in specieller Beziehung auf die Verwandten der Ver- 
storbenen sogenannten Parentalia. Varro L. L. VI, 13. Fe- 
ralia ab inferis et ferendo^ quod ferunt tum epulas ad sepul- 
crumy quibus ius ibi parentare. Paul. p. 85 M. diis manibiLs 



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380 Excurs zur zwölften Scene. 

sacrcUa festa^ a ferendis epuUs vel a feriendis pecudibus appel- 
latcL Macbob. Sat. I, 9. Ovid. Amor. I, 13, 3. 
Annua aollenni caede parentat ovis. 
vgl. Cic. de leg. 11, 21. kostia maxima (d. i. das Schaf, Paul. 
p. 126 M.) parentare, PhiL I, 6. Tert. de resurr. c. 2. testim. 
atu 4. OviD. Fast. II, 533 ff. Auson. parent. praef. Es wur- 
den Opfer geopfert und sowohl Speisen auf das Grab gesetzt 
als Gastmähler angestellt, welche man entweder am Grabe 
oder in dem Hause hielt. Zugleich wurde das Grab mit 
Kränzen geschmückt und mit wohlriechenden Essenzen {odo- 
ramentaf Orelli 4413. auch mit Milch, Oel, Honig, OfiELiii 
642. 4415. Ovid. a. a. 0.) besprengt {profusiones). Auch 
stellte man brennende Lampen (11, S. 342.) und andere Ge- 
fasse darauf. (Pkop. IV, 5, 72. curto vetus amphora collo» 
Cic. de leg. n, 26. Bergk, in n. Jen. Lit. Zeit: 1847. N. 721.) 
Henzen, Archaeol. Anzeig. 1858, N. 113 f. S. 202 f. ut possit 
tibi plurimos per annos cum sertis dare iusta quae dicavit et 
semper vigilet lucema nardo, Orelli 4416. oleum in lucema. 
Alles dieses geschah sowohl in den grösseren Columbarien 
als bei den kleineren Monumenten, {solennia dona, Ovid. 
Fast, n, 545. genannt, oder munera, von denen Catull. C. 
sagt: 

Tradita sunt tristes munera ad inferia8.\ 
konnte aber auch zu jeder anderen Zeit ausser den Feralien 
geschehen, und desshalb hiess parentare im weiteren Sinne 
oft so viel als irtferias mittere überhaupt. Orelli Henzen 
642 fg. 7336. 7363. Oft werden die Erinnerungsmahle er- 
wähnt, welche zuweilen sehr schwelgerisch ausgerüstet waren. 
Beispiele hat Cic. p. Flacc. 38. sepulcrum L. CatHinae floribus 
omatumj hominum audacissimorum ac domesticorum hostium 
conventu epulisque celebratum est, iusta Caiilinae facta sunt, in 
Vatin. 12 fg. epulum funebre zu Ehren des verstorbenen Arrius 
von seinem Sohne Q. Arrius, wie Schol. Bob. p. 322 Or. er- 
klärt. Den dabei stattgefundenen Luxus deutet Hör. Sat. 11, 
3, 86. 243. an. Orell. 3999. wird ein Kapital erwähnt: ex 
cuius reditu quotannis die parentaliorum ne minus homines XII 



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Die Todtenbeetattungen. 381 

od rogum stmm vescerentur. vgl. 4417. (ein Mahl €tn dem Ge- 
burtstage des Todten). lieber das Bekränzen s. OnidLL. 707. 
rosas ad monumentum deferre. 3927. 4084. 4107. 4415. 4417. 
4420. Oft werden zusammen genannt rosae et escaSy nämlich 
die auf das Grab gesetzten Speisen. Obell. 4418 fg. 4070. 
cibus et rosar. 4108. Die Bohnen durften dabei nicht fehlen, 
Pltn. XVIll, 12, 30. parentando vtique assumitur (faba). 
Paul. p. 87 M. Sogar parentcU. et rosar, Orell. 4084. 
rosa et amararäho et epuUs 5117. Cio. p. Flaeeo 38. Nicht 
selten wurden im Testament Kapitalien ausgesetzt, von deren 
Zinsen die Kosten der Mahle, esette und rosae^ an bestimmten 
Tagen (auch ausser den Parentalien, s. oben) bestritten wer- 
den sollten, s. ausser den ob. Beispielen Orelli Hekzen 3927. 
4084. 4107 fg. 4412 fP. 7336. {oleum propin, u. rosa,) In- 
schriften bei Camp ANA, di due sepolcri p. 36. Mariki, atti 
Arv. p. 639. ut ex reditu insulae qiiotannis die natalis sui et 
rosationis et violae et parentalibus memoriam sui sacrificiis qua-- 
ter in annum /actis et praeterea omtäbtu K, Nonis Idibus suis 
quibusque mensibus lueema lucens sibi ponatur incenso imposito. 
Mod. Dig. XL, 4, 44. s. n, S. 342. In Egnatia hat man noch 
sehr schön gearbeitete Sepulcralkränze von Gold gefunden, 
AvELLiNO, bull. Nap. N. 52. (HI, 15.)] 

Die Aschenkisten, umae [oder oÜae, Orelli Henzen 
4507. 4513. 4538 fP. 7341. 7371. oUae ossuariae, 4544. ollaria, 
4358. 4544. schola ollarumy 4542. sogar hydria^ 4546 fg. va* 
scellumj 4555.], in welchen die Gebeine aufbewahrt wurden, 
waren von [abweichender Form und] verschiedenem Sto£Pe; 
meistens testae^ Prof. Ü, 13, 32. Accipiat manes parvula testa 
meos. [aber auch von Stein und Metall, so von Porphyr, Dio 
Cass. LXXVI, 15. sarkophagähnlich und mit reicher Skulp- 
tur geziert, und ausnahmsweise sogar von Gold und Silber, 
EuTROP. Vlil, 5. Amm. Marc. XIX, 2.] Auch hat man deren 
von Glas in andere von Blei eingesetzt zu Pompeji gefunden. 
[Mazois, ruin. de Pomp. 1. 1 26. Die beiden schönsten Vasen 
dieser Art sind 11, S. 327. erwähnt Ebenso setzte man die 
Glasurnen zur grösseren Sicherheit in Steinkasten, daneben 



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382 Excurs zur zwölften Seene. 

Lampen, s. g. Lacrimatorien, Bollen, Mfinzen lu &. w. Erneu 
solchen Steinbehälter fand man bei Crenznaeh, s. Arnial^it d. 
Vereins f. Nassau. Alterthmnskonde. Wiesbaden 1842, Hl, 
3, S. 180 ff. Jahrb. d. Ver. v. Alterthrnnsfir. Bonn. 1851, 
XVn, 8. 133 f. u. 1853, XIX, 8. 73—81. (wo Besgicaks 
über die Gh-äber vom Fellerhof auf der Eifel berichtet.) Beot, 
Btationsorte u. s. w. 8. 57. 60. (mit Vertiefong im Sarkophag 
und im Deckel, der Grösse und der Form der Urne ent- 
sprechend)]. — Die Beschaffenheit der Grabmaler ihrer äusse- 
ren Form und inneren Einrichtung nach, ist durch zahlreidie 
Denkmäler bekannt. [Ganz von selbst ergiebt sich die Ein- 
theilung in Grabkammem unter und über der Erde. Zu der 
ersten Classe, die mit den etrurischen Grabbauten grosse 
Aehnlichkeit hat , gehören die Gräber der Scipionen in unter- 
irdischen Gängen, die der Nasonen an der via Flaminia, die 
der Freigelassenen der Livia, die von Cahpana beschriebe- 
nen (s. unten), die in Weyden bei Cöln und die bei Bonn ge- 
fundenen (s. Ublichs, in Jahrb. d. Vereins v. Alterthumsfr. 
Bonn 1843, IH, 8. 134—148. 1851, XVH, S. 114—122.). 
Bei allen diesen Grabanlagen steht in der Eegel über der 
Erde ein Monument, um den Platz zu bezeichnen, wo der 
Todte ruhte (sogar kleine Hermen, wie in Pompeji), oder ein 
Haus, aus dem man hinab in das Hjpogeum steigt Bei der 
zweiten Classe dient das kleine oder grössere Grabhaus zu- 
gleich als Monument , was bei der ersten nicht der Fall ist, 
z. E. bei den Thürmen und Häusern der Cecilia Metella, der 
Plautier, der Naevoleia Tyche, bei der Pyramide des Cestius, 
bei manchen kleinen Tempeln nicht unähnlichen Begräbnissen 
und bei den riesenhaften Mausoleen der Kaiser. Was nun die 
kleinen Monumente betrifft, sowohl die, in denen sich eine 
kleine hohle Grabkammer befindet, als die, welche die 8telle 
bezeichnen, wo ein Todter ruht, so haben diese im Ganzen die- 
selben Formen, wie die grossen Grabhäuser, namentlich ahmen 
sie Tempel und Altäre nach, oder stellen kleine Säulen, 
Würfel und Pfeiler dar {columellae und cippi), die mitunter in 
Hermen auslaufen. Kleine liegende Platten heissen mensae. 



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Die Todtenbestattungen. 333 

Uebrigens bestattete man auch ohne Grabkammern, d. h. man 
legte den Sarg oder die Urne ohne weiteres in die Erde, in- 
dem man den Sarg mit einem schweren Steindeckel, oder 
Ziegeln und Thon bedeckte. Die Urnen setzte man in die 
Erde oder in Sand fest und umgab sie auch wohl zum Schutz 
mit Ziegeln, ebenso wie man zuweilen die ganze Leiche der 
Erde ohne Sarg übergab und sie blos mit Ziegelplatten um- 
stellte. Beispiele solcher Bestattungen enthalten die Denk- 
mäler von castra vet. Xanten 1839 und Ausgrabungen bei 
Trier, welche Schneemann beschrieben hat. S. auch Eein, 
Stationsorte u. s. w. S. 29 f. 51 f.] Man sehe Millin, Descr. 
des tombeaux de Pompei. oder auch nur bei Goro v. Agyagp., 
Wand d. Pomp., den Plan und die Ansicht der Gräberstrasse, 
t. 2 — 4., den Grundriss und Durchschnitt des Grabes der Nae- 
voleia Tyche, t. 5. und die Hauptansicht eines anderen Grab- 
mals t. 7. [v. Florencourt, in Jahrb. d. Vereins v. Alter- 
thumsfr. Bonn 1844, Vu. VI, S. 286 ff. Gailhabaud, Denkm: 
d. Baukunst, Hamb. 1852, 1, 8. Abth. röm. Gräber. Guhl u. 
Koner, d: Leben d. Griechen u. Köm. II, S. 98 ff. Overbbck, 
Pompeji S. 270—295. Paüly, ßealencykl. VI, S. 1056 ff.] — 
Eine der lehrreichsten Stellen, wenn man von den beige- 
mischten Abgeschmacktheiten absieht, ist namentlich hinsicht- 
lich der Umgebungen und schützenden Verfügungen bei Pbtr. 
71 ff. ut sint in fronte pedes centum, in agrum pedes ducenti, 
Omne genus etiam pomorum volo sint circa cinerea meos et vinea- 
rum largiter, Valde enim falsum est^ vivo quidem domos cuitas 
esse, non curari eas, ubi diutius nobis habitandum est, et ideo 
ante omnia adiid volo: Hoc monumentum heredem non sequa- 
tur. Ceterum erit mihi curae, ut testamento caveam, ne mortuus 
iniuriam accipiam; praeponam enim unum ex libertis sepulcro 
meo custodiae causa, [Firm. Matth. HI, 2. Camp an a, di due 
sep. p. 35.], ne in momumentum meum populus cacatum currat 
(Vgl. Grüt. Inscr. p. 792. 1. [Orbll. 4781.] Mabillon, 
Voyage en Italic. I, p. 148. Qui hie mixerit aut cacarit, habeat 
deos super OS et inferos iratos,) Unter den Verzierungen, die 
Trimalchio dem lapidarius aufträgt, sind auch naves plenis 



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384 Ezcurs zur zwölften Scene. 

veUs euntesj und solche allegorische Beliefs finden sich in der 
That an Cippen. S. Goro t 6. — Uebrigens erhielten in der 
Begel die Grabmäler zum Schatze eine Bingmaner [maceria, 
so dass ein Hof, area, abgeschlossen wurde]^ wie sie z. B. auch, 
das der Naeyoleia Tyche hat. [Nigolini, Pomp, fascia 24« 
Vgl. Orell. 4373. 4377. 4498 maceriam clusit circum monu" 
menttan, 4509. 4517 fg. 4522.] — Im Innern, dem eigentlichen 
cinerarium oder osaarium^ standen die Urnen in Nischen [2a- 
cuU^ hculamenta, lecU, solia, aediculae^ ollaria^ ORSifL. 4428. 
4512 f. 4533 f. 4538. Ztschr. f. Alt. Wiss. 1845. N. 29. — 
Doch sind unter diesen Ausdrücken auch grössere Nischen 
zu verstehen, welche ganze Leichen aufnehmen konnten.]; 
daher auch das ganze Behältniss [von den taubenhausähn- 
lichen Nischen] den Namen columbarium erhielt [Orell. 4544« 
4358. 4513.], neben ihnen gewöhnlich Lampen, lucemae se* 
pulcrales (s. 11, S. 342) und die oben erwähnten Lacrimato- 
rien. [Der innere Baum des Columbarium, meist viereckig, 
nicht selten mit einer runden Absis versehen, war oft gewölbt 
und enthielt sowohl an den Wänden als an den Pfeilern die 
erwähnten Urnennischen und zwar gewöhnlich so geordnet, 
dass in der obersten Beihe die kleineren, in der zweiten die 
grösseren Urnen standen (gradus der ollae Orelli Henzbn 
7367). Ebenso fanden dieselben auf bankartigen Vorsprüngen 
Platz, oder wurden dergestalt in den Boden der Nischen ver- 
senkt und eingelassen, dass nur der Deckel der uma sichtbar 
war. Auf dem Boden lagen unsymmetrisch oft Sarkophage 
(arca supema bei Cassiod. Var. III, 19.) und noch unter der 
Erde ruhten Leichen, deren Stätte durch Hermen und cippi 
bezeichnet war, z. E. in Welschbillig, Jahrb. d. Ver. v. Alter- 
thumsfreunden Vm, S. 106 ff. Braun, das. Bonn 1853, 
XIX, S. 64—72. 1854. XXI, S. 169 f. Auch Campaha, di 
due sep. Tav. VI, S. 24 ff. zeigt das Vorkommen ganzer Lei- 
chen neben den ollae in demselben Columbarium. Meistens 
gaben kleine Fenster ein spärliches Licht und Hessen die ge- 
schmackvollen Wandmalereien, welche Freude und Leben 
athmeten und selten an den Tod erinnerten, nur undeutlich 



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^ Die Todtenbestattungen. 385 

erkennen, s. unten Campana und Jahn, die Wandgem. der 
Columbar. in der villa Pamfili, in Abh. der Münchner Akad. 
VIII, S. 229—284. 




Das Columbarium, dessen Grundriss wir hier geben, wurde 
in Weyden bei Cöln entdeckt, beschrieben von Schneider, 
in einer unten erwähnten Monographie und von Urlichb, 
Jahrb. d. Ver. v. Alterthumsfr. Bonn 1843, HI, S. 134—148. 
Es führen 11 Stufen bei D hinab in den Raum, welcher 
über 14 Fuss lang und über 11 Fuss breit ist. Jede der drei 
Hauptnischen ABC schliesst 3 kleinere in der Hauptwand 
und 2 in den Seitenwänden in sich ein. Auch ist in jeder 
der 3 Hauptnischen unten eine längere (5 Fuss lang, wäh- 
rend die kleineren 3 Fuss messen), für grössere Särge, aa 
sind Säulenstümpfe, welche Aschenumen tragen sollten und 
bb sind 2 hohe steinerne Lehnsessel, welche sehr künst- 
lich Korbflechtwerk nachahmen. Ein grosser Sarkophag 
stand dabei trefflich verziert. 

Bbckbr, Gallus. 3. Aufl. III. 25 



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386 Excurs zur zwölften Scene. 

Auf dem [grossen Monument wie auf dem kleinen] Cippus 
befand sich jederzeit die Inschrift, tüulits, Ovid. Trist IH, 3, 
77. [Orbll. 4409. 4424. — Unendlich gross ist die Zahl der 
uns überlieferten römischen Sepulcralmonumente, welche durch 
ihre Inschriften für die Alterthumsforschung höchst wichtig 
sind. Viele davon haben interessante Basreliefs, welche An- 
deutungen des Namens, der Würde, des Standes, des Ge- 
schlechts u. a. der Verstorbenen oder auch mythologische Mo- 
tive enthalten. So z. B. die Basreliefs auf dem Grabmal des 
Bäckers M. Verg. Eurys. s. S. 235., oder des Comel. Suc- 
cessus, welcher Soldat und Metzger war. Bullet, dell' inst. 
1839. p. 133.; Embleme des Kriegs oft auf Denkmälern von 
Soldaten, s. Kellermann, vigilum Kom. latercula. Eom, 1835. 
Sehr reich an Steinen von Kriegern sind die Museen von Mainz 
und Bonn (N. 21. 41. 43. vgl. 29. 34.) s. Urlichs in Jahrb. 
des Vereins v. Alterthumsfr. Bonn 1846, IX, S. 129—150. — 
Beschreibungen vieler Monumente mit ihren Inschriften, Bild- 
werken u. s. w. finden sich ausser den bereits erwähnten 
Schriften in folgenden Werken: Gori, monum. s. columb. 
Florent. 1727. Bartoli, vet. sepulcr. sive mausol. Eom. Lugd. 
B. 1728. DE Eossi, camere sepolc. Eom. 1731. Piranesi, le 
antich. Eom. Eom. 1784 £P. II u. III. Antiq. Bordblaisbs, 
sarcoph. Bord. 1806. Millin, descr. des tomb. Nap. 1813. 
Wagner, de insign. vet. Eom. mon. sep. III. Marb. 1825 ff. 
Visconti, intomo gli antichi monum. sepolc. scoperti nel du- 
cato di Ceri, in diss. della pontif. acad. rom. di arch. 1836. 
VII, p. 263 — 301. MoNTANO, raccolta di tempi e sepolcr. 
Eom. 1838. Houben, Denkm. v. castra vet. und col. Trai. 
Xanten 1839. Nibby, sopra un sarcofago scop. 1830 sulla via 
Appia, in diss. della pontif. acad. 1841. p. 409 — 436. Cam- 
PANA, di due sepolcri Eomani del secolo d^Aug. Eoma 1841 
(mit 229 Inschriften. Daselbst ist ein noch reicheres Colum- 
barium mit 400 Inschriften erwähnt, Jen. Lit. Zeit. 1847. 
N. 103.). Grifi, intorno ad un sepolcro disotterato neUa 
vigna del c. L. Argoli in diss. della pontif. acad. 1842. X, 
p. 221 — 330. Schneider, röm. Grabmal in Weyden b. Cöln. 



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Die Todtenbestattungen. 387 

Cöln 1843. Cavedoni, osserv. sopra un sepolcro scop. nella 
collina Modenese. Mod. 1844. Secchi, monum. inediti di un 
antico sep. di famiglia scop. in Eoma. 1843. Ainsley, monum. 
sepolc. di Sovana in Ann. dell' inst. 1843. XV, p. 223 — 232. 
Brunn, i monum. degli Aterii, in Annal. dell' inst. VI 1849, 
p. 363—410. u. das. 1858, p. 36 ff. 81 ff. Mommsbn, Berichte 
d. Gesellsch. d. Wiss. zu Leipzig, 1850, S. 187 ff. (über ein" 
Grab zu Casarin bei Tunis). Hjesnzen, sui colombarii di vigna 
Codini, in Monum. ed ann. delF inst. 1856, p. 8 — 24. Peter- 
sen, Über ein Grabmal an der Via lat. in Annali deir inst 
1860, Philol. 1861, S. 573. — Die interessantesten älteren 
Grabinschriften sind von Orelli Henzen gesammelt, cap. XX, 
n. 4351—4871. 7320-7414. Zell, röm. Epigraph. I, S. 62 
— 134. S. auch 0. Jahn, specimen epigraph. in mem. Keller- 
manni. Kil. 1841. in der 2. Abth. inscriptt. Campanianae. 
Pauly, Realencykl. VI, S. 2016 ff.] 

Der eigentliche Name für das Grabgebäude ist monu- 
mentum , nur dass es auch bloss der Form wegen als Cenota- 
phium errichtet sein kann. Cic. p. Sest. 67. L, Opimiubs — 
cums monumentum celeberrimum in foro, sepulcrum deser- 
tissimum in litore Dyrrhachino relictum est [Unter monumen- 
tum ist hier nicht ein Cenotaphium , sondern die basilica Opi- 
mia oder der Tempel der Concordia zu verstehen, Becker, 
Röm. Alterth. I, S. 308 ff. Urlichs, röm. Topogr. in Leipzig. 
S. 26 fg. Halm zu Cic. a. a. 0. S. 310 fg. s. Ausg.] So ist 
z. B. das schöne monumentum des Calventius zu Pompeji ein 
Cenotaphium ohne ossuarium. [Lampr. Sev. Alex. 63. Ceno- 
taphium in Gallia, Romae sepulcrum amplissimum meruit Ce- 
notaphium hiess aber auch das Grabgebäude, welches man sich 
bei Lebzeiten errichtete, Grell. 4519. 4526. domum aetemam 
sibi vivus curavit. 4556. Ein solches meint Ulp. Dig. XI, 7, 6, 
§ 1. posse hoc venire — nee enim esse hoc religiosum, denn die 
religiöse Weihe erfolgte erst durch die wirkliche Anwendung 
als Begräbniss.] Sonst werden die Namen sepulcrum^ hustum^ 
selbst tumulus häufig als Synonymen gebraucht. S. Creuz. 
Abr. S. 469. 

25* 



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388 Excurs zur zwölften Scene. 

Diese Bemerkungen mögen hier über den sehr reich- 
haltigen Gegenstand genügen. Mehr darüber aus dem recht- 
liehen, religiösen und architektonischen Gesichtspunkte zu 
sagen, liegt über die Gränzen hinaus, die ich fiir meinen 
Zweck mir ziehen musste. Viel Schätzbares enthält auch 
hierin der Abschnitt in Creuz. Abr. von S. 468 an. [In archi- 
tektonischer Beziehung geben die oben genannten Schriften, 
welche zum Theil mit prächtigen Kupfern ausgestattet sind, 
vollständige Belehrung; dagegen fehlt es an einem Werke, 
welches diesen Gegenstand in religiöser und rechtlicher Be- 
ziehung erschöpft. Beiträge geben ausser Kirchmann mehr- 
mals GoTHOFRED. ZU C. Th. IX, 17. DiRESEN, hist. Script. 
Aug. S. 169 — 183. Jahn, spec. epigraph. a. a. 0., wo sich 
namentlich viel Material für die privatrechtlichen Verhält- 
nisse, z. B. über Kauf und Verkauf der ollae und Jecti u. a. 
findet. Pauly, Eealencykl. VI, S. 1059 ff. Elvebs, Eom. 
de rebus religiosis doctr. Gott. 1851. Lübbert, commenta- 
tiones pontifical. Berol. 1859, S. 54 — 70 u. a.] 



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ERKLÄRUNG DER TAFELN UND HOLZSCHNITTE. 



Theil L 



Tafel 1. Fussböden in Mosaik nach Zahns schönste Ornam. 
m. Reihe, T. 6 und 16. 

Tafel 2. Um auch denen, welche grössere Prachtwerke schwe- 
rer erlangen können, eine Probe von dem Geschmacke 
zu geben, in welchem man zu Pompeji die Wände der 
Zimmer decorirte, ist hier nach Zahns schönste Ornam. 
in, T. 44. die schöne Wand treu mitgetheilt, welche 
sich im [Atrium des Hauses des Modestus zu Pompeji 
fand. Die Hauptfelder, in welchen die drei Jahreszeiten 
Frühling, Sommer und Winter schweben, sind roth, der 
Sockel schwarz mit kleinen Drachen und Schlangen, die 
phantastische Architektur in gelb und grau ausgeführt. 
Der oberste Theil der Wand enthält auf weissem Grunde 
drei Gruppen: Ulisses und Circe, Achill auf Skyrus 
und drei weibliche Figuren (undeutlich). Wir geben nur 
das Centrum und die linke Seite, da die rechte — abge- 
sehen von den Figuren — der linken vollkommen ent- 
spricht. Die ganze Länge der Wand beträgt 21', von 
denen bei uns 6' fehlen.] Durch die Ausführung in 
vollen Farben wird der angenehme Eindruck des Ganzen 
sehr erhöht. 

Theil n. 

S. 172. Plan A. Riss eines grossen römischen Hauses nach 
der im ersten Excurse zur zweiten Scene gegebenen 
Erklärung. Es ist dabei nur darauf Rücksicht genom- 
men, die Lage der Theile anzugeben, welche vermuthlich 
in den meisten Häusern dieselbe Anordnung erhielten. 
Die übrigen Oeci, Cubicula, Cellae u. s. w. müssen in den 



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390 Erklärung der Tafeln und Holzschnitte. 

leer gelassenen Eaum beliebig vertheilt werden, den man 
natürlich auch bedeutend grösser sich denken kann. 
IJeberhaupt kam es nur darauf an, die Lage jener allen 
Häusern gemeinschaftlichen Haupttheile anschaulich zu 
machen, während alles Zufallige als unbestimmbar über- 
gangen werden musste. Daher ist auch auf Angabe der 
Fenster und Thüren, die unentbehrlichsten ausgenommen, 
keine Rücksicht genommen. Die einzelnen Theile sind : 
V. Vestibulum, das auch einen grösseren Eaum ein- 
nehmen konnte. 

0. Ostium oder lanua^ vielleicht auch die Flur be- 
greifend. 

0. Cellae ostiariae, 

A. Atrium, Die Verhältnisse entsprechen ungefähr 

den Angaben Vitrüvs. 
aa. Alae^ die zu dem Atrium gehörenden Seitenhallen. 
C. Cavum aedium. 

1. Impluvium, in dessen Mitte 

c. eine Cisterne oder ein Springbrunnen. 

T. Tablinum, ungewiss. 

ff. Fauces oder Durchgänge nach dem Peristyl. 

P. Peristylium, in dessen Mitte 

c. eine Cisterne oder ein Springbrunnen. 

K. Oecus Kvl^Mtivog* ein solcher Saal fand sich na- 
türlich nicht in jedem Hause; er wurde hier an- 
gegeben, weil aus Plinius sich seine Lage be- 
stinmien liess. Er kann indessen auch an einer 
andern Seite des Hauses gedacht werden; nur 
musste er jedenfalls in ähnlicher Weise über die 
jedesmalige Fronte hinausgebaut sein, wenn er 
auf drei Seiten Fenster haben sollte. 
[S. 173. Plan B. Haus des tragischen Dichters nach Zahns 
Omam. H, T. 98. Die Buchstaben V. 0. A. I. T. P. f. 
bezeichnen dieselben Eäume, wie auf Plan A. 

aa zwei Tabernen. 

b Garderobe. 

c cubiculum. 

d Cistemenöffnung. 

e Zimmer für Atriensis und Ostiarius. 

g h i k 1 Wohn - und Schlafzimmer. 

m Studierzimmer. 

n Küche. 

o latrina unter der Treppe. 



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Erklärung der Tafeln und Holzschnitte. 391 

p tricUnium, 
X posticum.] 

S. 268. n. 3. Tragbarer Ofen von Bronze mit eisernem Futter. 
Im Innern hing ein kleiner Kessel. Mus. Borb. IV. t. 59. 
n. 4. Bronzenes Kohlenbecken. Mus. Borb. V. t. 14. 

S. 344. n. 5. Schöne Lampe von Bronze, dimyxos. Mus. 
Borb. IV. t. 14. 

S. 345. n. 6. Instrument zum Putzen der Lampe, häufig vor- 
kommend. 

S. 347. n. 7. Schöner Candelaber von Bronze. Die darauf 
stehende Lampe ist von einem andern Candelaber ent- 
lehnt. Mus Borb. IV. t. 57. 

[S. 358. n. 8. Sonnenuhr nach Avellino.] 

S. 363. n. 9. Bücherrollen, pugillares, Schreibeapparat und 
scrinium aus mehreren Gemälden zusammengestellt. Nach 
Gell Pomp. 11. Append. 

Theil IIL 

[S. 28. n. 1. Tabernenschild in Pompeji, an Ort und Stelle 
abgezeichnet von dem Prof. Heinr. Müller zu Eisenaßh.] 
S. 77. n. 2. Grundriss der Bäder in Pompeji nach Gell, aber 
ergänzt nach dem Eisse im Museo Borbonico. 
n. 3. Grundriss der Bäder von Stabiae nach Gell. 
A Prae/urnhim. 
B Laconicum oder besser Sudatio. 
C C Tepidarium. 

D Natatorium oder besser Frigidarium, 

E Frigidarium oder besser Apodyterium, 

S. 93. n. 4. Das bekannte Gemälde aus den Bädern des Ti- 

tus, den Durchschnitt eines römischen Bades vorstellend. 

S. 108. n. 5. Ein Badeapparat von Bronze, bestehend aus 

1 ampulla olearia, 4 strigiles und einer Schaale (sca- 

phiumf). Gefunden in Pompeji. Mus. Borb. VII. t. 16. 

S. 145. n. 6. Einfacher Umwurf der Toga ohne Sinus an 

einer Statue in Dresden. August t. 117. 
S. 146. n. 7. Künstlicher Wurf einer sehr weiten Toga mit 
tief herabhängendem Sinus. Nach einer Statue im Mus. 
Borb. VL t. 51. 
S. 155. n. 8. Männliche Figur nach Bartholini, muthmaass- 

lich mit der paenula bekleidet. 
S. 166. n. 9. Fussbekleidungen. a. b. Soleae in oft vor- 
kommender Weise befestigt. — c. Halbschuhe, von einem 



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392 Erklärung der Tafeln und Holzschnitte. 

zu Portici gefundenen Gemälde entlehnt. Mus. Borb. 
VII. t. 19. — d. Oft vorkommende Schuhform. — 
e. Männerschuhe, vielleicht calceus senatoriusj von einer 
Statue im Mus. Borb. VII. t. 49. 2. 
S. 184. n. 10. Weibliche Figur, bekleidet mit doppelter Tu- 
nica und der Palla. Nach einer Statue der Livia im 
Mus. Borb. m. t. 37. 
S. 267. n. 11. Stellung der drei das Triclinium bildenden 

lecti, 
S. 283. n. 12. 13. Schöpfgefässe, a/athi, Mus. Borb. IV. t. 12. 
S. 286. n. 14. 15. Gläserne calices, Mus. Borb. V. t. 13. 
S. 304. n. 16. Colum vinarium von Bronze. Mus. Borb. II. 

t. 60. 
S. 313. n. 17. Caldarium, 

[S. 385. n. 18. Grundriss der römischen Grabkammer zuWey- 
den bei Cöln, nach den Jahrbuch, d. Vereins v. Freunden 
des Alterthums im Rheinland. Bonn 1843. III. 
ABC grosse Nischen. 
D Eingang von der Treppe herab, 
a a zwei abgestumpfte Säulen für umae bestimmt. 
• b b zwei steinerne Lehnsessel, Korbflechterei nach- 
ahmend.] 



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BEGISTEB. 

Viele Gegenstände werden auf mehreren Seiten behandelt, allein im Register 
ist immer nur die erste Seite angegeben.] 



Aal III, 237. 

Abacus I, 23. 112. 124. 187. 189. 

11,79.304. 111,328. 
Aberglauben I, 14. 87. 151. 179. 
aboUa III, 160. 
acer, Buchenholz II, 306. 
acerra III, 353. 
acetabulum III, 279. 283. 
acipenser III, 238. 
dxQodftara III, 261. 
acta diurna I, 215. II, 67. 
actor in der familia II, 117. 
acus III, 196. 
admissiones III, 130. 161. 
Adresse der Briefe II, 394. 
adversitor II, 134. 
Aedilen III, 69. 
affines II, 155. 
ahenum II, 312. 
alabastrum II, 331. 
alae im Hause II, 213. 
albarius II, 251. 
alea III, 326. 
alec III, 241. 
alutalll, 170. 
alveus III, 98. 99. 328. 
Amaranth III, 252. 
ambulatio III, 134. 
amphora, ihr Maas III, 280. Wein- 

gefäss III, 299. von Glas, ebend. 

301. 
ampulia II, 330. III, 108. 
Amsel III, 243. 



amurca III, 297. 

anagnostae II, 124. 

antae II, 187. 

anteambulatio II, 162. 

anteambulones II, 133. 

antepagmenta II, 186. 

antiquarii II, 367. 

Antiquitätenliebhaber I, 23. 38. 

anulus pronubus II, 43. s. Bing. 

a pedibuspueri II, 131. 

Aepfel in, 54. 

apodyterium III, 83. 92. 

apotheca für den Wem III, 303. 

apotheca triclinii II, 234. 

aqua et ignis II, 28. 

aqua mulsa III, 292. 

aquarii III, 48. 

aquiminarium II, 334. 

arca I, 168 II, 205. 308. Sarg III, 

371. 
arcarius II, 310. 
archetypa I, 38. 
arculus II, 315. 
arcus als Lehne II, 301. 
area III, 384. 
argentum purum und caelatum II, 

320. 
Aricia I, 88. 308. 
armarium II, 308. I, 108. 168. 
armiUum III, 284. 287. 
Armbänder III, 199. 
arra II, 43. 
Arzneikunde in Korn II, 121. 



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394 



Kegister. 



asarotici lapilli II, 249. 

Asche der Verbrannten mit odoribns 
gemischt III, 376. 

asellus, Schellfisch III, 237. 

Asinins PolUo I, 43. 50. 

asseres, Tragstangen III, 4. 

Athen, Bildungsort der jungen Rö- 
mer II, 96. 

atriensis II, 118. 

atriolnm II, 213. 

atrium, ob gleichbedeutend mit ca- 
Tum aedium II, 192. 

Augenärzte, Stempel II, 123. 

Augenbrauenscbminke III, 119. 

aulaea II, 308. 

aurata III, 236. 

aureus I, 125. 

auriga III, 17. 

Auspicien bei der Hochzeit II, 20. 

Ausrufen verlorner Dinge I, 83. 

Auswendiglernen II, 82. 

authepsa II, 312. 

aviarium III, 34. 

Backsteinbau, II, 178. 

Backwerk III, 254. 

Bäcker, s. pistor. 

Badegeräth III, 108. 

Bäder I, 145. III. 68. Alte Sitte 
69. 106. Die Bäder in Pompeji 
74. Bezahlung 76. Erleuchtung 
79. 113. Prächtige Einrichtung 
102. Ob darin Bibliotheken wa- 
ren 103. Oeffentliche in Bom 
104. Gebrauch der Bäder 106. 
Zeit des Badens 111. Wohnungen 
über den Bädern I, 147. 

Baiae. Lage I, 132. 142 Quellen 
143. Leben daselbst 145. 

ßdXavoq, ßaXavoSoxri, ßodavdyga 

II, 276. 

Balken am Dach If, 244. 

Ballspiel III, 121. Verschiedene 

Arten 123. 
balneatores II, 137. 
balneum unterschieden Ton thermae 

III, 101. 
Bänke II, 301. 
baptisterium III, 82. 92. 
Bart III, 172. 
basterna III, 14. 
Becher III, 284. 

Begraben, alte Sitte III, 368. 372. 
in der Stadt III, 368. 



Bekanntmachungen, öffentliche 1, 67. 

82. 
Beleuchtung in den Häusern IL 

337. 
bene tibi I, 205. 
Bernsteingefässe II, 325. 
Besen I, 190. 

Bespannung der Fuhrwerke III, 14. 
Bestatten an den Landstrassen I, 87. 
Betten, s. lectus. 
Bettler I, 88. 
bibere nomen I, 204. 
bibliopalae II, 386. 
Bibliotheken I, 43. II, 363. in Her- 

culanum 365. Büsten und Gemälde 

darin 366. 
Bienenzucht III, 36. 
Birnen III, 54 
Bisaccium I, 81. 
blatta III, 212. 
Blumistik III, 49. 318. 
Böckchen III, 248. 
Bohnen III, 252. 
boletar III, 279. 
bombycina III, 204. 
botuli III, 246. 
Bovillae I, 87. 
braccae III, 162. 
Brandmarkung II, 148. 
Briefe II, 392. 
Bronzegefasse II, 323. 
Brot II, 254. 
Brunnen II, 221. 
Bücher, wie beschaffen II, 369. 

Preise der Bücher 388. 
Buchhändler II, 385. Ihre Tabemen 

387. ausser Eom 391. Ob sie ein 

Honorar zahlten 389. 
buUa aurea II , 65. an den Pfosten 

II, 188. 
Bunte Kleider III, 208. 
bustum III, 372. 
byssus III, 207. 

Cacabus II, 312. 

cadus III, 281. 300. 

caelatuea II, 320. 

caelibes II, 54. 

Caius Caia II, 27. 

calamus, Schreibrohr 11, 374. 

calantica III, 198. 

calceus , zur Toga gehörig III, 167. 

senatorius 168. 
calculator II, 80. 



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Register. 



395 



calda, beliebtes Getränk III, 312. 
caldarium in den Bädern III, 86. 

95. Gefiäss z. Bereitung der Calda 

313. 
calendarium II, 354. 
caUga III, 171. 
calix III. 285. 
calparia III, 297. 
camella IL 317. 
camillus II, 22. 
Campanische Brücke I, 92. 
candelae II, 338. cereae, sebaceae 

ebendas. 
Gandelaber I, 146. II, 345. aus 

welchen Stücken sie bestehen 347. 

äginetische und tarentinische 348. 

in Form von Bäumen u. dgl. 349. 
canis II, 192. im Spiel III, 328. 
cantharus III, 284. 
capis III, 285. 
capita aut navia III, 341. 
capitium III, 151. 
capsae s. y. a. scrinia II, 308. 383. 
capsarii. Verschiedene Bedeutung 

II, 134. in den Bädern I, 147* 

III, 57. 
capulus III, 371. 

capsus, Kutschkasten III, 14. 

carbasus III, 206. 

cardines II, 189. 

carinae I, 112. 124. 

carpentum III, 11. 

carfuca III, 13 

cartibulum II, 222. 

catasta II 103. 

cathedra II, 297. 299. 

catinus III, 278. 

caupo, caupona III, 24. 

causia III, 162. 

cave canem II, 192. 

cayum aedium II, 193. 219. 

cedrus II, 376. 

cella yinaria, über der Erde, cella 

oleaari II, 234. 111,31.298. 
cellae penariae II, 233. 
cellae servorum 1, 108. II, 231. III. 

33. 
cellarius II, 119. 
cena III, 229. ihre Stande 230. 

Theüe 231. recta 273. II, 166. 

III, 233. 
cena feraUs III, 373. 378. 

— nuptialis IL 23. 

— pontificalisIII, 265. 



cena popularis III, 222. 

cenaculum II, 235. 238. I, 15. 147. 

cenare in lucem I, 14. 

cenotaphium III, 347. 387. 

cerasum III, 55. 

cerevisia III, 292. 

ceroma III, 117. 

Charistia II, 155. 

Charta epistolaris II, 393. 

chenoboscium III, 35. 

chirurgi II, 123. 

chrysendeta II, '322. 

cicer, gemeine Speise III, 251. 

Cichorien III, 250. 

cinctura III, 154. 

ciniflones, männliche Sklaven II, 1 38. 

III, 197. 
cippus III, 381. 
circulator III, 261. 
circuli in der Gymnastik III, 135. 
cisium III, 10. 
Cisterne II, 221. 
citrus, vom Atlas II, 302. 
claustra II, 281. 
claves II, 279. 
clavus latus und angustus I, 167. 

III, 153. 
clepsydrae II, 359. 
Clienten II, 157. 
clipeus im Bad III, 98. 
coccum III, 211. 
Cochleae III, 238. 
cocblearlll, 275. 
cochlearia III, 36. 
codex II, 393. 
coemptio II, 36. 
cognati II, 155. 
colliciae II, 244. 
columbarium III, 384. 
colum vinarium u. nivarium II, 314. 

III, 305. 
columella III, 382. 
comissatio I, 199. 
compagus III, 169. 
compedes II, 146. 
compluvium II, 219. 
concha II, 332. 
conclamatio III, 348. 374. 
concubinatus II, 41. 
condus promus II, 119. 
confarreatio II, 12. 
connus, Famesischer gemessen III, 

conopium II, 1308. 



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396 



Register. 



constringere u. constructio II, 379. 
contuberDiuin der Sklayen.II, 144. 
conTenire in manum II, 9. 
copta, ooptoplacenta III. 255. 
cornua der Bücher II, 377. 
cortina II, 312. 
cosmetae, männliche Sklaven II, 

138. 
cosmianum III, 116. 
covinus, Planenwagen III, 12. 
crambe lU, 249. 
crater III, 289. 
craticula II, 314. 
crepidae III, 170. 
crepundia II, 65. 
cribrum II, 314. 
crusta II, 321. 
crustae der Mosaik II, 248. d. Wände 

II, 251. 
crux II, 150. 
crytsallina (Glas) II, 326. 
Cuba II, 64. 
cubicula I, 33. 11,225. 
cubicalarii II, 130. 
cubital III, 164. 
cucuma II, 313. 
cucuUus I, 128. 111,161. 
cnlcita 11, 285. 
culigna III, 287. 
culina II, 231. 
cumerus II, 22. 
Gunina II, 63. 
cupa III, 297. 
cursores II, 133. 

cyathusll, 332. 1,200. UI, 281. 
cybium II I, 236. 
cydoneum III, 292. 
cymbium III, 288. 
Cypressen vor der domus funestalll, 

0.53. um den Scheiterhaufen 373. 
cyprinum III, 116. 

Dächer II, 241. 

Daktyliothek III, 176. 

datatim ludere III, 126. 

Datteln III, 55. 

Decken der Zimmer II, 259. Decken 

der lecti II, 287. 
Decurien der Sklaven u. Decurionen 

II, 113. 
deductio der Braut II, 23. 
defrutum III, 295. 
deliciae der Damen I, 30. 41. 
Delphicae, Marmortische II, 305. 



demensum der Sklaven II, 141. 

destrictorium III, 73. 95. 

diadema III, 197. 

diaeta 1,109. 11,228. 

diapasmata III, 118. 

diaria de Sklaven II, 141. 

diatreta, diatreti calices II, 328. 

dies lustricus II, 64. 

diffarreatio II, 53- 

diffundere vinum III, 299. 

Dinte, s. Tinte, wie überall zu schrei- 
ben ist 

diota III, 300. 

diptycha II, 395. 

discumbere III, 271. 

dispensator II. 118. 

dissignator funeris III, 359. 

diversorium oder deversorium III, 
23. 

divortium II, 51. 

dolium, "Weingefäss III, 296. 

domus im Gegens. zu insula II, 177. 

domo interdicere I, 166. 

dormitoria II, 225. 

Dreifüsse II, 307. 313. 

dulciarius s. pistor. 

Eber I, 182. 190. Hauptgericht 
III, 244. Woher am besten 245. 

echinus III, 239. als Gefäss 289. 

Edusa II, 64. 

Ehe, römische II, 8. Formen 9. 
Ehescheidung 45. die angeblich 
erste in Rom 46. 

Ehelosigkeit II, 54. 

Einsalzen III, 238. 254. 

Elfenbeingefässe II, 325. 

emancipatio II, 61. 

emblema II, 321. 

Enkaustik II, 258. 

endromis III, 161. 

Ente III, 243. 

epichysis II, 332. III, 284. 

epulum funebre III, 380. 

Equus tuticus I, 91. 

Erbschleicher I, 125. 

ergastulum II, 145. unter der Erde 

m, 32. 

Erziehung II, 62. 
essedum III, 10. 
eruca III, 250. 
Esquilinus III, 370. 
exedra II, 227. 
expulsira ludere III, 126. 



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Register. 



397 



Faces nuptiales II, 24. 29. 
Fahren in der Stadt III, 8. 
Falemergebiet I, 92. 102. 
familia, Bedeutung II, 1. rustica 

und urbana 111. 
Familiengericht II, 10. 58. 
Farben U, 253. 
Famesische Flora I, 153. 165. 
farreum (libum) bei der confarreatio 

n, 17. 

fartor, fftrevti^q III, 258. 

fartura bei dem Bau II, 179. 

Fasanen I, 105. III, 242. 

fasciae II, 285. III, 163, 182. 

fatui, moriones II, 127. 

fauces, im Hause II, 217. 

Federbetten II, 286. 

Federteppiche, s. plumarii. 

Fenster U, 262. 

Fenstergärten III, 57. 

Feralia III, 379. 

ferciila der cena III, 232. 

feretrum HI, 371. 

feriae novemdiales III, 378. 

Ferien der Schulen II, 86. 

Fescenninen II, 24. 

Feuer und Wasser bei der Hochzeit 

11,28. 
Feuersbrünste in Rom häufig I, 13. 
Feuerspritzen I, 13. 
Feuerwache I, 12. 
fibula III, 200. 
ficus III, 55. 
Fische 1,109. 111,235. 
flabella III, 192. 
flagellum III, 17. 
Flamingo III, 244. 
flammeum der Braut II, 32. III, 191. 
focaHa III, 164. 

folium Avorra III, 310. 320. 376. 
folUs III, 124. 
fores II, 188. 274. 
fornai 11, 320. 
Forum Appii I, 89. 
Foumiren der Tische II, 304. 
Frauen, ihre Stellung II, 4. 
Frauenbäder III, 110. 
Freilassung II, 154. 
frigidarium in den Bädern III, 80. 92. 
Frisur III, 193. der Braut II, 31. 
fritillus, pyrgus, Würfelbecher III, 

327. 
frontes der Bücher II, 378. 
Fullonen III, 217. 



funales III, 16. 
funaUa II, 340. 
funus indictivum III, 355. publicum 

ebendas. tacitum 356. censorium 

357. acerbum 358. 
furca, Strafe der Sklaven II, 149. 
fusorium UI, 89. 
Fussbekleidung III, 164. 
Fussböden II, 245. 
futis II, 317. 

gabatae III, 279. 

Gabeln, ungebräuchlich III, 215. 

galeola UI, 289. 

Gallus, biographische Notizen I, 16. 

ganeum III, 25. 

Gans III, 243. 

garum III, 241. 

Gärten III, 42. 1,99. 

gausape II, 304. III, 156. 205. 273. 

Geberdensprache I, 123. 

Geburtstag I, 127. 

Geldstück, ob den Todten in den 

Mund gegeben III, 352. 
Gemälde in Büchern I, 51. II, 383. 
Gemmengefässe II, 323. 
Gemüsegärten I, 95. III, 57. 
Gemüse III, 222. 248. 
Gesellschaftsörter III, 27. 
gestatio III, 46 
Getränke III, 292. aus Cerealien 

ebendas. 
Gewächshäuser III, 51. 
Gewichte IL 311. 
Gewürze III, 253. 
Glas II, 326. III, 81. Glasfenster 

II, 264. III, 81. das .Glasschleifen 

II, iJ26. 
glirarium III, 35 
gnonom II, 356. 
gobius III, 236. 
grabatus II, 296. 
Grabmäler I, 87. 
Graeco more bibere I, 203. 
grammatista und grammaticus II, 

77, 81. 
granarium III, 32. 
grassatores I, 91. 
Graupen III, 252. 
Griechen als Lehrer II, 74. 96. 
Gürtel, II, 32. 
Gurten des lectus II, 285. 
Gussstein II, 232. 
gustatorium III, 277. 



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398 



Register. 



gustus, gustatio III, 231. 
gattumium II, 280. 
guttus U, 332. III, 284. 
Gymnastik III, 121. weibliche für 

unschicklich gehalten ebendas. — 

für jedes Alter 122. 

Haarbänder III, 196. 

Haarnadeln III, 196. 

Haarnetz, reticulum III, 197. 

Haarschmuck III, 193. 

Halsbänder III, 199. 

halteres III, 131. 

Handelsleute, arme I, 81. 

harpastum III, 130. 

Haselhühner III, 243. 

Haselmäuse III, 36. 248. 

Hasen III, 247. 

hasta zum Haarscheiteln II, 33. 

Haupthaar III, 172. 

Haus, römisches II, 171. 

Hauskapelle, musikalische II, 126. 

Hebdomades Varronis I, 51. 

Heilquellen Italiens I, 145. 

Heizung der Zimmer 11, 266. 

Hetären, s. meretrices. 

hexaclinon I, 169. III, 269. 

hexaphoron HI, 6. 

Hippodrom III, 46. 

Hirse III, 252. 

Hochzeit, Opfer II, 16. 21. 

Hochzeit, Wahl des Tages II, 36. 

holoserica III, 203. 

Honig III, 253. 

Honorar der Lehrer II, 88. 

hortulanus III, 43. 

Hosen, braccae, ungebräuchlich IIL 

162. 
hospites II, 156. 
Hühnerhof I, 104. III, 242. 
hydria II, 315. 
hydromeU III, 292. 
hymenaeus II, 25. 34. 
hypocaustum II, 266. 
hypodidascalus II, 80. 

lanitor II, 129. Keine lanitrices, 
ebendas. 

ianua II, 186. 

iatraliptae II, 123. 

ientaculum III, 224. worin es be- 
stand 225. 

Illuminationen I, 129. 

imagines maiorum I, 22 33. 111,361. 
clypeatae I, 35. Varronis I, 15. 



imbrices II, 243. 

impluvium I, 108. II, 219. 

incitega III, 290. 

index II, 378. 

indusium oder intusium III, 151. 

181. kein Unterkleid, ebend. 
infundibula II, 314. 
instita III, 285. 
institor I, 148. II, 120. 
instrumentum II, 283. 
insulael, 15. 11,177. 
intercolumnia II, 223. 
interiungere I, 89. 
invoXißfiq III, 313. 
iudicium de moribus II, 49. 
iugum II, 19. III, 15. 
iu8 trium liberorum II, 56. ius osculi 

II, 155. 
iusta facere III, 347. 

Käse III, 254. 

Kastanie III, 55. 

Keller II, 237. 

Ketten III, 199. 

Kinderspiel III, 343, 

Klassen der Schulen II, 85. 

Kleider, farbige und bunte III, 208. 
Fertigung der Kleider 225. 

Kleiderhändler III, 216. 

Kleiderpressen III, 219. 

Kleidung, weibliche III, 179. männ- 
liche 137. der Sklaven II, 143. 

Klingeln in den Bädern III, 107. in 
Wohnhäusern II, 190 

Koch III, 223. 

Kochgeschirre II, 311. 

Kohl, brassica III, 248. 

Kohlenbecken II, 268. 

Kohlenschaufeln II, 314. 

Koische Gewänder III, 204. 

Kopfbedeckung III, 161. 

Körbchen II, 310. 

Korinthisches Erz I, 24. 39. II, 
323. 

Kosmetik III, 118. 

Kottabos II, 342. 

KrammetsYÖgel III, 243. 

Kranich lU, 244. 

Kränze III, 315. ihr Zweck 316. 
welche Blumen man dazu nahm 
318. hibernae aus Hörn 319. aus 
seidenem Zeuge 319. sutiles eben- 
das. pactiles 321. beim Nach- 
tische gereicht 322. um Hals und 



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Register. 



399 



Brust 323. bibere Coronas 324. 
den Todten aufgesetzt 351. auf 
Grabmonumenten III, 381. 

Küche II, 231. 

Kücbengeräthe II, 311. 

Küchenkräuter III, 253. 

Kuchen 1,148. 111,255. 

Kürbiss ni, 251. 

Küsse l, 68. 85. II, 155. 347. 

Labrum II, 334. 111,87.99. 

lacema III, 157. ihre Farbe 158. 

lacertus III, 235. 

Laconicum III, 96. 

Lacrimatorien III, 376. 

lactarü, s. jpistor. 

lactuca III, 231. 248. 

lacunaria II, 259. 

laena III, 160. 

laganum III, 256. 

lagona III, 299. 

Lampadarien II, 349. 

Lampen, lucernae II, 340. tricli- 
niares u. cubiculares 341. sepul- 
crales, ebendas. und III, 344. zu 
yielen Dochten, polymyxi II, 343. 

lanx m, 278. 

lapis specularis II, 264. III, 4. 
wann gebräuchlich, ebendas. 

lararium II, 229. 

lasanum II, 313. 

laterna II, 350. 

laternarii, lampadarii, II, 135. 

latrina II, 232. 

latrones I, 91. 

laudatio funebri8'III,'366. 

layatrina III, 69. 

lebes II, 312. 334. 

lectica III, 2. operta und aperta 3. 
mit Fensterscheiben 4. wann in 
Gebrauch 7. 

lecticarii II, 132. III, 6..castra lecti- 
cariorum 7. 

lector II, 124. 

lectus genialis oder adyersus II, 34. 
201. cubicularis 294. lucubrato- 
rius 295. lecti tricliniares III, 
263. summus, medius, imus 265. 
Rang der Plätze auf ihnen 265. 
wie beschaffen 270. funebris 351, 
363. von wem getragen 363. 

Leibbinden III, 164. 

Leichen, wo ausgestellt II, 352. 

Leichenkassen III, 364. 



Leichenzug I, 222. 

Leinwand III, 205. 

lentiscus, Zahnstocher davon I, 191. 

lepesta III, 287. 289. 

leporaria III, 35. 

Levana II, 63. 

lex Horatia II, 5. 

lex Oppia III, 8. 

Libation I, 194. 

LiberaUa II, 92. 

Ubitinarius III, 349. 

librariill, 125. für die Bibliothek 
366. als Buchbinder 382. Buch- 
händler 385. a studiis I, 60 ad 
manum oder ab epistolis II, 392. 

Licinus 1, 123. 

ligula III, 276. 

limen II, 186. 

Linnene Tücher in den Bädern III, 
109. 

liquamen III, 242. 

literati II, 81. 124. und literatores I, 
77. 81. soviel als inscripti 148. 

Locken III, 173. 

loculi III, 384. 

lomentum III, 118. 

lora III, 295. 

Löschapparat 1, 13. 

lucernae, s. Lampen. 

Lucrinersee I, 150. Lustfahrten 
darauf 151. Austern daher III, 
239. 

lucus Camoenarum I, 79. 

ludus latrunculorum III, 335. XII 
scriptorum 339. 

lunula III, 168. 

lupanaria I, 130. III, 61. 63. 

lupinus lil, 252. 

lupus III, 237. 

lustratio II, 64. 

iQtum II, 378. 

lychnuchi II, 346. pensiles 349. 

Lycoris, Alter 1, 131. 

maceria III, 384. 

mactra, Backtrog II, 315. 

maena III, 236. 

Maeniana II, 239. 

magida III, 279. 

magister convivü I, 200. 

Mahlzeiten II, 173. III, 220. älteste 

Zeit 221. spätere 224. 
mala III, 54. 
malluvium II, 334. 



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400 



Register. 



manaHs II, 333. 
Mandeln III, 55. 
mangones II, 102. 
manni, eine Art kl. Pferde III, 16. 
mantelia als Tischtücher III, 272. 
manus, in manu esse II, 9. 
mappae, Servietten III, 273. 
Marmorarten L 22. 36. 
marmorarius II, 246. 252. 
matella II, 316. 
materfamilias II, 38. 
matrimonium iustum u. non iustum 

11,8. 
matrona II, 38. 
Maulbeeren III, 55. 
mazonomum III, 279. 
mediastini II, 136. 
medici II, 121. wie von den Römern 

beurtheilt ebendas. ab oculis u. 

s. w. 122. 
membrana II, 372. 
mensae secundae IIL 223. 227. 
mensa, Monument III, 382. 
merenda soviel als prandium III, 

227. 
meretrices, wie beurtheilt III, 58. 

ihre Namen 61. ihre Tracht 64. 
micare, Spiel III, 341. 
Miethwagen III, 16. 
Miethwohnungen I, 15. Miethzins 

ebendas. u. 40. Termin des Aus- 
zugs 16. 
müiarium II, 311. 
Mimen bei Leichenbegängnissen III, 

360. 
minerval II, 89. 
mlnium I, 33. 

Mischung des Weins I, 201. 
Mispeln III, 55 
mistariumIII,289. 
mitra III, 164. 198. 
Möhren IIL 251. 
molae II, 234. 314. 
monopodia II, 302. 
Monumente III, 382. 
Moos im Impluvium I, 108. 
moriones II, 127. III, 261. 
Mörser II, 311. 
Mosaik II, 247. 
mugüis III, 236. 
mulctra II, 317. 
muUeus III, 169. 
muUus, Preis III, 236. 
mulsum III, 232. 295. 311. 



Mundschenk III, 260. 

mundus muliebrum III, 198. 

muraena III, 37. 237. 

murex III, 239. 

muria III, 242. 

murrina II, 328. als Getränk III, 

310. 
murrinum, Parfüm III, 117. 
Musik III, 261. bei Leichen III, 

359. 
musivum II, 247. 

Nacht, ihre Eintheilung II, 352. 

naenia III, 360. 

nani II, 128. 

nanus II, 316. 

nardinum IIL 116. 

narthecium III, 120. 

nassiterna II, 333. 

natatio, natatorium III, 82. 

Naturaliensammlungen I, 39. 

negotiator (Sklave) II, 119. 

Nessel lU, 250. 

Nischen der Grabmonumente III, 

384. 
nodus III, 195. 
nomenclator I, 86. II, 131. 
nomina bibere I, 204. 
nota bei Wein III, 302. 
notarius, Stenograph 1, 60. 
novacula III, 174. 
novemdialia III, 378. 
Numidae II, 133. 
Numidische Hühner I, 104. 
nuncii II, 136. 
Nundina, Göttin II, 64. 
Nundinae, Tag der lustratio und 

ovoiAa&kala II, 64. 
Nüsseauswerfen II, 26. Nüsse III, 

55. 
nutrix II, 70. 

Obballl, 287. 

obei II, 275. 

Obst III, 53. 

octophoron III, 6. 

ocularü II, 123. 

odores bei Leichen III, 373. 376. 

oeci n, 226. 

oenophorus III, 300. 

Officia der dienten II, 159. 

Ohrringe III, 200. 

OUven und Oel III, 55. 114. 253. 

oUa II, 313. Graburne III, 381. 



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Register. 



401 



oUaria III, 384. 

olus III, 249. 

onyx II, 324. 

opera togata II, 159. 

opisthographa II, 375. 

opus incertum II, 179. reticulatum 

179. isodomum 179. 
orbis, Tisch II, 302. 
orca III, 300. 
ordinarii II, 114. 
ornamenta niiiliebria UI, 198. 
ornatrices II, 138. III, 197. 
ornithon III, 34. 
ossa componere und condere III, 

377. 
ossilegium III, 375. 
ostiarius 11, 129. 
ostium II, 186. 
ostrea III, 38. 239. 
oxybaphum III, 283. 

Pädagogen II, 71. 125. 

Päderastie III, 66. 

paenula III, 155. Eeisekleid 156. 

yiie alt 156. wann über der Toga 

156. 
paganica, Ballspiel III, 124. 
Palästra III, 122. 
palimpsestus II, 376. 
palmata tunica III, 149. 
paUa III, 186. 

palus in der Gymnastik III, 133. 
Papierfabrikation II, 370. 
Papiersorten II, 370. 
papyrus II, 368. 
par impar ludere III, 340. 
paragaudae III, 211. 
Parentalia III, 379. 
paropsis III, 279. 
passer III, 237. 
pastilli III, 255. 

pastio pecuaria und yillatica III, 34. 
patagium III, 185. 
patera III, 284. 
paterfamilias II, 2. 
patibulum II, 149. 
patina II, 313. III, 240. 278. 
patria potestas II, 56. 
patrimi und matrimi II, 24. 
pavimentum II, 245. sectile 247. 
pecten, Kammmuscbel III, 239. 
peculium der Sklaven II, 143. 
pedisequi II, 131. 
peloris III, 239. 

Becker, Gallus. 3. Aufl. III. 



pellex II, 41. 

pelvis II, 334. 

penetralia II, 205. 

penicuU II, 335. 

penus II, 233. 

Pergament II, 372. 

pergula IL 239. 

Peristyl II, 223. 

Perlen III, 199. 

pero III, 167. 

perticae II, 336. 

Perücken III, 173. 194. 

pessulus II, 276. 280. 

petasus III, 162. 

petauristae, Equilibristen II, 127. 

III, 261. 
petorritum, Gallischer Wagen III, 

14. 
Pfauenwedel I, 226. 
Pfauenzucht 1, 104. 
Pfirsich III, 55. 
Pflaumen III, 54. 
phiala III, 284. 
phoenicopterus III, 244. 
pila, BaU III, 123. Mörser II, 311. 
pilentum III, 11. 
pileus der verkäuflichen Sklaven II, 

105. der Freien III, 162. 175. 
Pinakothek II, 230. 
pincerna III, 268. 
Pinie III, 354. 
pirus III, 54. 

piscina in den Bädern III, 82' 
Piscinae in den Villen III, 36. 
pistores I, 183. III, 223. 257. dul- 

ciarii und lactarü 257. 
pistrinum II, 234. 
placentae I, 148. III 256. 
plagae, Vorhänge III, 3. 
plebiscitum SiUanum III, 280. 
plumae zum Stopfen der Kissen IL 

286. 
plumarii u. plumatae vestes II, 288. 
pluteus II, 295. 
pocillator UI, 260. 
pocula III, 284. . 
pocula grammatica III, 290. 
podium II, 239. 
pollinctor III, 350. 
polubrum II, 3ci4. 
Pomaden UI, 117. 194. 
popa und popina III, 24. 
porca praecidanea III, 346. 
porcus Troianus I, 190. 
26 



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402 



Begister. 



porrum seotile u. capitatum III, 251. 
porta Capena, madida I, 79. 86. 
porta Esquilina II, 150. 
porta Metia II, 150. 
porticus II, 224. 
PorÜandyase 11, 327. 
Portraitköpfe idealen Statuen aufge- 
setzt 1, 165. 
posca, Getränk der niedem Klasse 

1, 127. 
postes, ihre Verzierung II, 87. 26. 

190. 
posticum II, 191. 
Postyerbindung durch August orga- 

nisirt I, 166. 
Potina II, 64. 
praeco I, 82. II, 104. 
praefectus yigilum I, 13. 
praefericulum II, 334. 
prafica III, 359. 
praegustator III, 260. 
praetexta III, 149. 
praetorium I, 107. 111,38. 
prandium, Zeit III, 226. worin es 

bestand 228. 
Priapus, Gebäck III, 255. 
procurator II, 116. 
professio der Kinder 11, 67. 
profusiones bei Gräbern DDL, 380. 
programmata , Bekanntmachungen 

durch Mauerschriften I, 67. 82. 
promulsis III, 232. 
promulsidare, ein Bepositorium III, 

277. 
promus II, 119. 
pronuba 11» 24. 
propinare I, 204. 
prostibulum III, 61. 
protecta 11, 243. 
pruna II, 314. 
Prunkgefässe 11, 334. 
psilotlu'um III, 174. 
pugillares II, 393. 395. 
puls ni, 221. 

pulYinusI, 187. 287. Babattelll, 46. 
pumiliones II, 128. 
Purpurkleider III, 211. 
puticulae III, 370. 
Puzzolanerde II, 180. 

quadrantes III, 282. 

Quales - quales , Sklavenklasse II, 

282 
Quitten III, 55. 



Babatten III, 30. 

Bauchfänge II, 269. 

Bebhühner 111, 243. 

Bechnen U, 78. 

Bechte Seite die ehrenvollere I, 87. 

reda, raeda, Beisewagen III, 13. 

Beise, schnelle I, 90. III, 16. 

Beliquien I, 38. 

remancipatio 11, 53. 

renuntiare amicitiam I, 167. 216. 

repagula II, 275. 279. 

repositoria zum Auftragen der Spei- 
sen I, 188. III, 277. 

repotia U, 35. 

repudium 11, 51. 

retes II, 285. 

reticulum III, 127. 197. 

rex n, 158. 

Bhetorenschulen 11, 81. 

Bhodische Hühner 1, 105. 

rhombus III, 237. 

ricinium III, 191. 

^vrov, Trinkhorn III, 288. 

Binge I, 168. lU, 175. ob den 
Todten abgezogen 348. 

Bingsteine III, 177. 

rogus ob verschieden von pyra lU, 
372. 

Bosenarten III, 49. 

Bösen zu Kränzen III, 49. im Treib- 
hause gezogen 51. auf Gräbern 
III, 381. 

Bosenoel III, 117. 

Buben III, 249. 

Saccus lU, 304. 
Sacra via I, 14. 
sacrarium 11, 229. 
salarium II, 166. 
Salat m, 231. 248. 
Salben III, 114. s. Oliven, 
salinum III, 279. 
saltator III, 261. 
salve auf Thürschwellen II, 187. 
salutatio 11, 159. 
sandapila III, 364. 
sardonyx n, 324. HI, 177. 
Särge, capuli III, 371. 
sapa m, 295. 

Sarkophag III, 371. mit Hochzeit- 
feierlichkeiten II, 40. 
sarracum III, 12. 
sartago II, 313. 
Savofluss I, 92. 103. 



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Register. 



403 



BoabeUa II, 301. 

soalae II, 238. 

scamnum II, 301. 

soaphium III, 109. 

searus III, 237. 

Schaalthiere III, 238. 

Scheiterhauten I, 223. III, 372. 

Schimpfwörter I, 126. 

Schlüssel U, 28. 279. 

Schminke III, 118. 

Schnee, bei Wein III, 305. 

Schneider UI, 217. 

Schnepfen III, 244. 

Schnuppe II, 345. 

Schnürleiber den Alten fremd ; doch 
fasciae III, 182. 

scholae, Nischen III, 82. 99. 

Schreiben IT, 78. 

Schreibfedem II, 374. 

Schreibmaterial 1, 112. 124. II, 372. 

Schreibtische hatte man nicht II, 
296. 

Schuhe der Braut II, 32. 

Schuhmaoher UI, 166. 

Schulen II, 72. 

Schüsseln III, 278. 

Schwämme III, 250. 

Schweine, beliebt III, 245. 

scimpodium II, 296. 

scissor III, 201. 

scobis zum Bestreuen desFussbodens 
I, 190. 

scopae I, 190. U, 335. 

scortum III, 61. 

scrinia II, 383. 

scurralll, 261. 

scutella III, 277. 

Bcutra U, 313. 

scutulae III, 210. 278. 

scyphus m, 285. 

sedüe II, 297. 

Seidene Stoffe III, 203. 

Seidenhändler UI, 205. 

Seifen UI, 117. 

seliquastrum II, 297. 

sella II, 297. balnearis UI, 100. 
gestatoria UI, 5. 

sepulcrum UI, 382. 

sepultura, was III, 368. 

sera II, 274. 279. 

seria III, 297. 

serica UI, 203. 

Sesterzen, ihr Werth II, 303. Re- 
duktionstafel I, 228. 



sextarius, gemessen III, 280. seine 
Eintheilunf 282. 

Siesta III, 228. 

sigiUa U, 321. 

sigma an der Stelle des Triclinium 
lU, 269. 

silentiarii in der Familie II, 120. 

silicemium UI, 378. 

simpludiarea UI, 355. 

simpulum II, 332. lU, 283. 

simpurium II, 283. 

sindon UI, 207. 

Singvögel III, 244. 

Sinus III, 144. als Bowle III, 289. 

siticines III, 359. 

situlusU,316. 

Sklayenfamilie II, 99. Sklayenhänd- 
1er, venalicii 102. Preise 106. 
Menge der Sklayen 111. Namen 
111. 143. Klassen 111. 114. Lage 
und Behandlung 138. Strafen 145. 
Todesstrafe 150. Die Sklaven 
assen in alter Zeit an des Herrn 
Tische U, 140. auf subselliis 141. 
Vaterland II, 107. Kleidung 143. 
Ehe 144. 

smegmata, Parfüms III, 118. 

sooci der Braut II, 32. 

Sohlen, soleae UI, 164 

solaria, Söller II, 239. s. Sonnenuhr, 

solium II, 298. in den Bädern UI. 
100. Sarg III, 371. 

Sonnenuhr II, 354. 

sordidati 1, 167. UI, 153. 

sparsiones im Theater I, 83. 

specularia, s. lapis specularis. 

specularius II, 259. 

Spargel UI, 250. 

sphaeristerium III, 134. 

sphondüus III, 239. 

Spiegel U, 258. 306. 

Spiele, gesellige III, 325. 

Spielsachen, crepundia II, 65. 

Spina U, 24. 

spoliatorium III, 80. 

Spolien an der Thüre I, 20. 

sponda u. pluteus am lectus II, 295. 

sponda, Sarg III, 371. 

spongiae U, 335. 

sponsalia U, 42. 

sportula U, 164. 

Springbrunnen II, 221. 

Springen, Gymnastik UI, 134. 

squUla III, 239. 

26* 



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404 



Kegister. 



Staar III, 244. 

StäUe III, 33. 

statera II, 311. 

stemmata I, 34. 35. 

stibadium III, 269. 

stilus II, 395. 

Stimulus III, 17. 

Stola der Matronen III, 183. 

Storch III, 244. 

stragula vestis II, 287. 

Strassenbeleuchtung 1, 128. 

Strassenlärm I, 42. 

Btrigiles III, 108. 

srophium, Busenband III, 182. 

structor III , 258. soviel als scissor 

oder carptor ebend. 
Stundenrechnung 11, 351. 
8ub Corona 11, 101. 
subseUia II, 301. 
subucula III, 151. 
Subura, meretricum III, 63. 
sudatio III, 96. 
suggrunda II, 243. 
suggrundaria III, 359. 
sulphuratae institor mercis I, 81. 
supellex II, 283. 
superinscriptio III, 301. 
supparus itl, 151. 
Buppus und planus III, 326. 
suspensurae II, 267. III, 84. 95. 
symphoniaci II, 126, III, 261. 
synthesis, vestis cenatoria III, 158. 

Tabellae der Briefe II, 393. 

tabellarii IL 395. 

Tabernenl, 84. 168. 162. II, 106. 235. 

der librarii II, 385. der tonsores 

111,173. diyersoriaeod.meritoriae 

m, 243. 
tablinum II, 215. 
tabula n, 79. tab., Büd II, 230. 

für d. Falten III, 149. 
tab. lusoria III, 335. 
tabulae nuptiales II, 30. 
taedae II, 338. 
Tafelgeschirr III, 272. 
Talassio II, 25. 
tali, s. Würfel. 
Tarratia 11, 5. 
Tauben, Liebhaberei und Preise I, 

106. Eingel- und Turteltauben 

107. 111,242. 
tecta II, 241. 
tectorium, Stuck 11, 251. 



tcmplum Foroniae I, 92. 

tegulae II, 243. 

tepidarium III, 83. 94. 

Terracina I, 92. 

tessera hospitalis II, 157. 

testa, Grabume III, 381. 

testum n, 313. 

textrinum IIL 215. 

thalassomeli III, 292. 

Theaterbesprengung I, 82. 

thericleum III, 285. 

thermae III, 101. 

thermopolium III, 25. 

Thiernamen selten als Schimpfwör- 
ter I, 126. 

Thongefässe II, 318. 

Thüren II, 188. 260. Thürangelnl89. 

Thürme, turres I, 109. 

tina III, 300. 

Tinte, atramentum II, 372. sympa- 
thetische 373. 

tintinnabula II, 190. 

tirocinium fori II, 90. 95. 

Tische, Luxus II, 302. gewöhnlich 
niedrig III, 270. 

titulus der imagines I, 32. der Bü- 
cher II, 378. der lupanaria III, 
63. der amphorae 301. des Grab- 
mals 386. der verkäuflichen Skla- 
ven II, 105. 

Todtenbestattungen III, 344. zu 
welcher Tageszeit 356. 

togalll, 138. Von den Etruskem 
angenommen, 139. das eigentliche 
röm. Kleid 140. Den Verbannten 
nicht gestattet, ebendas. — Gebr. 
unter den Kaisern 141. ihre Form 
141. ihr Wurf, mit und ohne 
sinus 143. der umbo 147. ihre 
Farbe 149. ihr Stoflf, densa, hirta, 
rasa etc. 202. 

toga praetexta 11, 66. pura II, 31. 

toga virilis, wann angelegt II, 90. 
warum libera 93. toga meretricum 

m, 64. 

togam mortui sumunt III, 351. 
togati (clientes) IL 159. 
Toilettenscenen III, 201. Toiletten- 

geräthe ebendas. 
tomacula III, 247. 
tomentum II, 285. 
tonsor III, 172. 
tonstrinae und medicinae I, 115. 

III, 173. 



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Register. 



405 



Töpfer II, 318. 

topiarii III, 43. 

toraUa H, 293. 

torcular III, 31. 

Toreutik I, 40. II, 320. 

torus II, 285. 

Tragsessel III, 6. 

transenna II, 266. 

trapezophora II, 305. 

Traubensorten III, 56. 

Trauerkleider, schwarz III, 365. 
weiss 365. 

Treibhäuser III, 51. 

trichorum II, 242. 

tricliniarcha III, 258. 

tricliniares servi III, 258. 

triclinium, Zimmer I, 171. U, 226. 
m, 263. Die lecti 264. Rang der 
Plätze 265. Ob der Wirth sie an- 
wies I, 188. 

trientes III, 282. 

trigon, pila trigonalis lU, 127. 

Trinkgeschirre III, 284. 

triumyiri eapitales od. noctumil, 12. 

trua und truUa II, 314. III, 285. 

truUeum 11, 334. 

tubera DDL, 250. 

tonica, der Frauen III, 18L reeta 
oder regilla II, 31. der Männer 
III, 150. colobia u. /<^»do)To/, 
ebendas. doppelte 150. 152. 

turbo II, 104. 

turdi III, 243. 

turibulum III, 353. 

turres I, 109. 

turricula III, 327. 

tutulus III, 195. 

Uhren II, 351. 

umbeUae III, 193. 

umbilicus der Bücher II, 376. 

umbo III, 147. 

umbrae I, 187. 

unctorium III, 83. 85. 95. 

unguenta III, 115. 

unguentarii III, 119. 

Unterricht 11, 72. 

urcei und urceoli II, 316. III, 284. 

urnae II, 315. Aschenkrüge 381. 

usurpatio trinoctii II, 39. 

ustrinum III, 372. 

usus IL 38. 

utres III, 301. 

uxor II, 38. 



Väterliche Gewalt in Rom II, 57. 
Vagitanus II, 63. 
valvae II, 188. 274. 
Varronis inventum I, 50. 
yasa II, 317. 
yasa literata II, 310. 
yela im Theater I, 183. in den Häu- 
sern II, 212. 260. 
velarü II, 130. 
ventralia III, 164. 
Venus im Spiel III, 328. 
Verbannung I, 146. 166. 
Verbrennen der Leichen III, 368. 

wo es geschah 368. 
Verkauf in die Sklayerei 11, 108. 
Verkäufer in den Strassen I, 148. in 

den Bädern 1, 149. 
yemae U, 109. 
Verpichen III, 301. 
Verschluss der Thüren II, 272. 
Versiegeln der Zellen u. a. I, 169. 

II, 281. der Briefe I, 63. U, 

394. 
yersipelles I, 189. 
yespillones III, 356. 
Vestalinnen II, 5. 
yestem mutare III, 153. 
yestes stragulae II, 287. 
yestiarii III, 215. 
yestibulum II, 181. 
yia Appia I, 74. ihre Fortsetzung 

yon Beneyent 77. ob yon Anfang 

mit Steinen belegt79. 
yiator bei Horat. I, 91. 
yicarius II, 115.. 
yigiles I, 11. 
yiUa I, 93. 107. rustica und pseu- 

dourbana III, 29. Einrichtung 

der rustica, ebendas. der urbana 

38. 
yülicus 1, 104. 111,31. 
yinea III, 56. 

yinum calcatumu pressum UI, 294. 
yinum diachytum u. passum III, 295. 
vinum picatum III, z97. 
yinum vetus III, 309. 
yiridarii 111, 48 
yisceratio III, 379. 
VitelUani II, 393. 
viyaria III, 35. 
yocatores II, 136. 
volsellae III, 174. 
Vorreiter, cursores II, 133. 
yulgares, Sklavenklasse II, 129. 



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406 



Register. 



Wachsfimus 1,33. 

Wachtel III, 244. 

Wagen III, 1. in der Stadt 8. 

Wandmalerei 11, 252. 

Waschgefäflse II, 333. 

Wände, ihre Dekoration II, 251 

Wäsche der £leid6r, s. Fullonen. 

Wasser als Waare L 90. Ahklämng 
149. 

Wasserleitung III, 48. 

Wasseruhr, depsydra ü, 359. des 
Etesibios 361. 

Weben der Kleider III, 215. 

Weihrauch I, 221. 226. 

Wein III, 293. Bereitung 294. do- 
liare, de cupa 298. Klären des 
Weins 303. Farbe 306. Man trank 
am Uebsten alten 306. Sorten 
ebend. geringe 309. Griechische 
309. mit Aromen angemacht 310. 
Mischung mit Wasser 1, 195. 201 

Weinbau III, 56. 

Weinhandel III, 314. 

Weinverfölschung III, 309. 

Wetten 1, 196. 203. III, 335. 



Wirthshauser III, 18. an den Land- 
strassen 22. an den Villen 22> in 
Bom 25. wann geöffnet 25. 

Wolle III, 202. Farbe 208. 

Würfelbecher III, 327. 

Würfelspiel I, 193. 200. lU, 326. 
Knöchel, tali, ebend. eigentliche 
Würfel, tessarae 332. Verbot 333. 
Würfe 328. 

Würste in, 246. 

Xystus III, 46. 

Zahnstocher und Zahnpulver I, 191. 

Zahnpflege III, 119. 
Zeiteintheilung 11, 351. 
Zeitungen I, 215. 
Ziegeln 11, 243. 
Zona III, 182. 
Zotheca II, 225. 
Zügel m, 17. 
Zwerge, n, 128. 
zythum III, 292. 
Zwiebeln III, 251. 



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